Beiträge von Lucius Domitius Ahenobarbus

    Immer noch war alles sehr ruhig auf dem Platz, alle Augen gespannt auf das Geschehen in der Mitte gerichtet.
    Genau in diesem Moment wurde über das Schicksal eines jeden einzelnen Soldaten hier getroffen (es ging dabei offensichtlich nicht mehr um Rom, da Palma hier im Vorteil war), klar war das wir uns sicher nicht ohne jedwede Forderungen ergeben würden, dafür sorgte allein der römische Stolz und man wollte sicher nicht in Ketten gelegt und später in ein Gefängnis geworfen werden...
    Es hatte einen enormen Vorteil, dass wir alle Römer waren, Verhandlungen dieser Art konnten angenehmer verlaufen, nicht zu letzt weil man sich gut miteinander verständigen konnte.



    Nachdem die Erschöpfung von mir langsam fiel merkte ich hier und da ein paar kleinere Schürf-/Kratz- und Stichwunden alle nicht weiter schlimm, deshalb galt meine Aufmerksamkeit eher dem Schauspiel im zentralen Punkt.

    Als Ligur von der Mitte in unsere Richtung angeritten kam, wusste ich schon, dass jetzt die Neuigkeit über weiteren Kampf oder einer friedlichen Lösung kam.
    Als er mit seiner Ansprache endete konnte man förmlich Erleichterung in den Gesichtern der Cohortes sehen, so auch mir, ich war froh die Sache halbwegs unversehrt überstanden zu haben.
    Also machten wir allesamt das was uns aufgetragen wurde, wir schauten zuerst nach Verletzten und schafften diese vom Feld damit sie besser versorgt werden konnten und nicht im Weg waren... sobald das geschafft ist, würden wir uns um die Toten kümmern.

    Während ich, wie alle anderen, die Prozedur mit den Soldaten beider Seiten beobachtete, bemerkte ich auf einmal wie sehr der Kampf an meinen Kräften gezerrt hat und hoffte nun umso mehr, dass es zu einer diplomatischen Lösung kommen würde... Ich lehnte mich leicht nach vorne auf mein Scutum, sodass meine Beine ein wenig entlastet wurden.
    Nun hieß es wie so oft schon, warten... und das ganze bei dieser stille...

    Noch immer verharrten wir alle an Ort und Stelle, wir sahen alle etwas mitgenommen und zerrüttet aus, dennoch waren wir immer noch bereit zum Kampf.
    Ein Blick zum Praefecten, einen zu unseren Gegnern gegenüber und danach nochmal zur neu eingetroffenen Reiterei, welche überraschender Weise sich nun zurückhielt...
    Es schien zu Verhandlungen zu kommen, es fühlte sich an, als ob eine große Last von mir genommen wurde, *ich werde doch noch nicht sterben*, dachte ich mir im Stillen.
    Ich nahm ein weiteres mal Sicht auf die Ereignisse und erblickte dabei 3 Angehörige der Classis. Sie standen nicht mehr hinter unseren Reihen und versuchten offensichtlich Kontakt aufzunehmen, doch obwohl alles relativ still war, abgesehen von vor Schmerz schreienden Verletzten, konnte ich sie nicht hören. Die Schlacht war sehr laut, dass machte sich jetzt mit einem Pfeifen in den Ohren deutlich, auch in die Nase pusten mit anschließendem schlucken machte das nicht besser...
    In Momenten wie diesen wünschte ich, ich könnte in die Zukunft sehen...

    Die neue Reiterei warf sich gegen uns und traf uns damit wie ein Hammerschlag!
    Trotz des möglichst raschen Rückzugs und damit einhergehend ein zusammenrücken unserer Truppen schreckten sie nicht ab.
    Aber der größte Schock, auch wenn diese Tatsache nahe lag, war, dass es keine Verstärkung für uns war... Was würde als nächste passieren? Rückt der Feind nun verstärkt gegen uns vor und streckt bis zum letzten Mann jeden nieder? oder würden Verhandlungen einen Ausweg aus des Todes Klauen zeigen?

    Der Befehl zum Rückzug kam sehr überraschend, zumal wir eindeutig mehr waren und, so kam es mir zumindest vor, wir langsam gewannen.
    Wie dem auch sei, während des Rückzugs stachen und schlugen wir noch ein paar mal, was vereinzelt noch zu dem ein oder anderem krachen verhalf, doch der größte Lärm des Gemetzels lies mit dem Befehl augenblicklich nach.


    So standen wir dann, nicht weit voneinander entfernt, wartend auf weitere Befehle, so kam es dann auch, dass ich mir die Freiheit nahm, mich auf dem Feld um zusehen und dabei sah ich eine unglaublich große Wolke Staub, welche sich scheinbar weiter auftürmte. Dies hieß wohl das weitere Truppen kamen, doch zu wem gehörten sie? Weitere unserer Truppen, welche in die Seite der Gegner rannten, würde uns zu einem schnellen Sieg verhelfen. Doch Truppen, welche Palma angehörten und uns auf diese Weise überraschen würden... das würde nicht gut enden für uns.

    Es wurde immer schwerer voranzukommen, unsere Truppen waren dem Gegner zwar deutlich im Nahkampf überlegen, dennoch hielten sie außerordentlich gut entgegen.


    *Warum fliehen sie nicht? Wir sind ganz klar im Vorteil.* dachte ich mir dabei, aber ich bekam auch nicht mit, dass die feindliche Reiterei uns umrundete und gerade das für einen starken Moralschub sorgte.


    Das Blut, welches in Strömen floss, sorgte bereits dafür, dass der Boden weich und matschig wurde, zudem sorgte ein steter leichter Rückzug des Gegners dafür, dass wir nicht nur über die Leichen und Verletzten unserer Kameraden, sondern auch über die unserer Feinde steigen musste. (Die zweite und dritte Reihe sorgte unterdessen dafür, das verletzte Gegner nicht wieder aufstehen konnten und töteten diese schlichtweg.) Diese Kombination war überaus tödlich für unsere Reihen, während man über Gefallene stieg, konnte der Feind einen leichter Treffen und der rutschige Boden lies einen, eine für den Kampf effektive Beinstellung oftmals nicht einnehmen.

    Das letzte vor dem Kampf was ich hörte war ein deutliches gladius stringite bevor ich meinen Wurfspeer in hohem Bogen Richtung Feind schickte.
    Da der Gegner das gleiche machte, musste ich über verletzte oder gar getötete Verbündete steigen, was mir ein flaues Gefühl im Magen verlieh, doch musste ich die Formation halten, damit wir möglichst effektiv kämpfen konnten.


    Der Zusammenprall mit dem Gegner schiebte uns alle ein wenig zusammen, was wir möglichst schnell zu beheben versuchten, um uns nicht gegenseitig zu verletzen.


    Der Lärm des Kampfes war unvorstellbar gewaltig, Schwert auf Schwert, Schild gegen Schild bzw. Schwert gegen Schild und überall vor kampfeslust brüllende oder vor Schmerz aufschreiende Römer...


    Während vorne Truppen auf beiden Seiten fielen, ich konnte nicht sagen wer mehr Verluste hatte, kam ich immer weiter nach vorne und muss wohl schon bald selber kämpfen, doch ich war bereit!

    Adrenalin wurde durch meine Venen gepumpt, während wir vorrückten um mit unseren Kameraden gegen die feindliche Schlachtlinie vorzugehen. Doch trennten uns noch einige Meter vom Gegner und der Umstand das ich kaum etwas von vorne oder irgendeiner Seite mitbekam, übte einen unglaublich starken psychischen Druck aus.
    Ich konzentrierte mich nur noch auf meinen gleichmäßigen Schritt und der mir bevorstehenden Aufgabe....

    Einige der Urbaner fingen an mit ihren Gladii auf das Schild zu hauen, wenig später tat ich es ihnen gleich. Das dabei entstehende Geräusch war immens laut und ich spürte wie unmengen Energie in mir aufstieg. Ich war bereit mich in den Kampf zu werfen, doch mussten wir immer noch auf den Befehl warten, der uns "erlaubte", uns in den Kampf zu werfen.

    Sobald Ligur den Befehl zum ziehen der Gladi brüllte, zogen alle ihre Waffen, was zu einem scharfen kreischen führte während Gladius an Scheide kratzte.
    Alles in mir fing schon an zu schreien, ich hielt diese Stille vor dem Kampf einfach nicht mehr aus, doch ein Blick auf die Anhöhe verriet, dass es immer noch nicht soweit war für die Cohortes Urbanae los zu marschieren, ansonsten hätte es bereits ein Befehl dazu gegeben.
    Mit Gladius in der Rechten und Schild in der Linken, waren wir also weiterhin dazu gehalten, zu warten und auf den Befehl des Kommandanten zu warten.

    Allmählich wurde es ernst.
    Wir bekamen Befehl in Keilformation uns hinter die Classis zu stellen, was kurze Zeit später auch schon durchgeführt war.
    Ligur achtete dabei vor allem darauf, dass die erfahrenen Dienstälteren die Spitze des Keils und die jüngeren sowie Tironen den Schluss darstellten.
    Alles im allem würde ich sagen, dass ich erleichtert bin nicht gleich ganz vorne zu stehen um zu kämpfen... auch wenn das hieß, dass andere zuerst bluten mussten.

    Sobald wir nahe unserer Kameraden der Classis zu stehen kamen, preschte ein Melder auf Ligur zu, was mich doch sehr verwunderte.


    Man konnte deutlich hören, dass der Praefect dachte unser Centurio würde auf eigene Faust zuschlagen wollen, doch das wäre wohl mehr Selbstmord als große Hilfe. Nun, da dem nicht so ist, war der Bote überflüssig und wird wohl gleich wieder weggeschickt.


    Ich sah nochmal an mir runter um festzustellen ob alles richtig saß und schüttelte meine Füße, einen nach dem anderen, damit ich sah ob etwas locker war. Als ich zufrieden wieder aufsah, stellte ich fest, das sich noch nicht viel getan hat, unseren Centurio hörte ich hinter uns hoch und runter traben, mit einem Blick zur Erhöhung, konnte ich erkennen, dass man sich dort oben immer noch beriet... mir blieb also nichts anderes übrig als abwarten.

    Ich hatte kaum zu Ende gegessen als auch schon Ligur kam und die ersten Befehle erteilte. Kurze Zeit später standen wir dann in Reih und Glied, während die erfahreneren Truppen vorne und die Tironen hinten standen, am Schluss stellte sich unser Centurio noch hinter die Truppen.
    Nun wurde es allmählich ernst, nur noch ein Befehl und wir würden den formierten Marsch gen Feinde antreten und eine Schlacht austragen die weitreichende Folgen für das gesamte Imperium haben wird.


    Wie das ganze für mich wohl enden wird?


    Wir werden sehen...

    Es war ein kurzer Marsch, bis wir wieder anhielten und dann den Befehl bekamen ein provisorisches Lager zu errichten, es war eine willkommene Abwechslung etwas anderes zu machen, als in Formation zu stehen oder zu laufen.
    Bevor die gesamte Cohortes Urbanae begann das Lager zu errichten, kam unser Centurio, Ligur, zu uns und hielt nochmal eine kurze Ansprache, dabei stellte er klar, das ausschließlich er den Befehl zum Kampf für die Cohortes gibt, niemand sonst.
    Nicht viel später hatten wir bereits die ersten Zelte aufgeschlagen, hier und da wurden schon ein paar Kochstellen fertig gemacht, ich selber hatte nicht wirklich Ahnung vom kochen, aber glücklicherweise manch anderer, so gesellte ich mich nach dem errichten der Zelte, an eine der Feuerstellen.
    Viel gesprochen wurde nicht, man konnte die Spannung in der Luft geradezu fühlen. Wenigstens schmeckte das Essen recht gut, allerdings achtete ich darauf, nicht zu viel davon zu kosten, ein voller Magen könnte vielleicht doch zumindest ein wenig hinderlich auf dem Schlachtfeld sein.


    Während des Essens dachte ich an die eben erst erwähnten Worte von Ligur, das wir nicht nur mit unseren Brüdern sondern auch gegen sie kämpfen. Der Gedanke daran missfiel mir und fragte mich unweigerlich, wieso sie Palma folgten und warum dieser, diesem Kampf nicht einfach aus dem Weg ging, die Möglichkeit dafür hatte er...
    Ich drängte die Gedanken wieder aus meinem Kopf und starrte über die Ebene, welche uns als Schlachtfeld dienen wird.

    Die Jubelrufe verebbten allmählich, sodass ein jeder wieder der Tatsache ins Auge blicken musste, sich bald den ruchlosen Verrätern gegenüber zu stehen. Dieser Kampf wird die Zukunft Roms ausmachen und wenn ich meinen Beitrag leisten kann, das Land und den rechtmäßigen König, sowie die Bürger Roms zu schützen, dann werde ich das unter Einsatz meines Lebens tun.
    Hätte mich jemand gefragt: "Hast du dich mit deinem vielleicht schon bald eintretenden Tod abgefunden?", wäre meine Antwort ein simples, aber eindeutiges "Nein!" wohingegen die Frage, ob ich mein Frieden mit mir selber und Gott, vor der Schlacht schließen werde, mit einem klaren "Ja!" zu beantworten wäre, immerhin weiß niemand wie sich eine Schlacht entwickelt, auch wenn man dessen Verlauf in geplante Richtungen lenken kann.

    Sobald Dragonum mit seiner Rede anfing, war es auf dem Platz nahezu tödlich still.


    Alle Anwesenden lauschten gespannt den Worten, wurden für die Schlacht angeheizt und gaben auf die Frage, ob wir dieses Verbrechen vergeben könnten, ein gemeinschaftliches und sehr lautes Gebrüll von sich.
    Auch ich schrie so laut es meine Stimme vermochte.


    Ich war mir sicher, der Feind konnte dieses nach Kampf dürstende Ungeheuer hören, welches sich nun auf den Weg machen würde um sie in einer Flutwelle des Zorns, auf eine Reise in die ewigen Jagdgründe zu schicken... Wenn sie sich nicht schon vorher zurückziehen.

    Die gesamte Cohorte stand schon bereit, als verschiedenste Centurionen und Optionen zu Ligur gerufen wurden... Ich hörte nur gutes über ihn und war dadurch selber auch der Meinung das er ein großartiger Anführer sein musste... Allem Anschein nach hatten sie noch eine Besprechung bevor es richtig losgehen würde.
    Einige Zeit später kam Classicus wieder zu uns rüber, begutachtete seine Truppen und wartete, nachdem er zufrieden mit dem Gepäck der Cohorte war, wie alle anderen auf den Marschbefehl.


    Alle waren still, nur wenige murmelten ein paar Sachen, eventuell nochmal ein Gebet oder sie versuchten damit ihr Gepäck zu rekonstruieren, um nochmal sicher zu gehen das auch alles da war, was genau konnte ich nicht verstehen. Ich selber ging auch nochmal im Kopf meine Ausrüstung durch, so konnte ich wenigstens die Zeit tot schlagen und flog nicht mit meinen Gedanken zu dem Kampf, der vermutlich schon bald bevorsteht.
    So verbrachten alle die letzten Momente vor dem Aufbruch.

    Das Schiff auf welchem die gesamte Cohortes Urbanae untergebracht war legte schon bald in Misenum an, daraufhin mussten wir alles entladen und danach in Marschformation antreten.


    Der gesamte Ablauf wurde stets angetrieben und obwohl wir schon so schnell wir konnten arbeiteten, war es wohl immernoch nicht rasant genug.
    Der Feind musste schon sehr nah sein, wenn wir so stark angetrieben werden.


    Alsbald standen wir dann in Formation und waren bereit los zu gehen.