http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/28.jpg "Bereit, wenn du es bist, Dominus", verkündete Polydorus, Wachstafel und Schreibgerät in Händen halten, den Blick konzentriert auf seinen Herrn gerichtet. Polydorus war ein Sklave, ein gebildeter Sklave, ein Schreiber. Caius hatte ihn kurz nach dem Wettstreit der Rhetoren erstanden. Polydorus war nicht gerade günstig gewesen, aber der junge Duccier benötigte einen Sekretär. In Polydorus hatte er einen fleißigen und zurückhaltenden Sekretär gefunden, der seinem Herrn selten in seine Geschäfte hereinredete, jedoch im Zweifelsfall auch berechtigte Kritik zu äußern wagte. Er war bereits mittleren Alters, hatte Erfahrung und das nötige Selbstbewusstsein eines Mannes, der seine Tätigkeit seit vielen Jahren ausübte.
Seit Caius Polydorus erworben hatte, war er viel unterwegs gewesen und hatte mit seinem Sekretär schon einige Arbeit bewältigt. Zunächst hatte er sein Weingut auf Sicilia besucht und sich angesehen, was sein Freund Crassus dort getrieben hatte. Er war einigermaßen zufrieden mit seinen Beobachtungen gewesen, auch wenn er gewisse Korrekturen im Betriebsablauf hatte vornehmen müssen. Auf Sicilia hatte er sich dann auch einige Zeit aufgehalten und die Villa Rustica bewohnt, deren Annehmlichkeiten er genossen hatte.
Von Sicilia aus war Caius nach Dianium gereist und hatte dort nach dem Rechten gesehen. Natürlich hatte er auch dort die Freuden des Lebens genossen und seinen Aufenthalt ungeplant etwas verlängert, denn die Insel bot schlicht einen zu idyllischen Rahmen, den der junge Mann auskostete um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Erst als Polydorus ihn mehrfach darauf hinwies, dass es klug wäre nach Rom zurückzukehren und nicht in endloses Nichtstun zu verfallen, raffte Caius sich endlich auf.
Und jetzt saß er in der Casa Accia Ducciaque im Atrium und wollte einen Brief diktieren, gähnend. "Also gut, legen wir los", sagte er mehr zu sich selbst und begann die Worte zu formulieren, die Polydorus für ihn in Schriftform brachte.
Eques Imperii
Numerius Duccius Marsus
Villa Duccia
Provincia Germania Superior | Mogontiacum
Lieber Vater,
sommerliche Grüße aus der Urbs Aeterna!
Nach meinem letzten Brief darf ich dir freudig berichten, dass das Weingut auf Sicilia nach kurzer Zeit der Inbetriebnahme hervorragend läuft. Die Produktion konnte auf Grundlage alteingesessener Sklaven und mit einem neuen strebsamen Verwalter mehr oder weniger reibungslos anlaufen und die Transportverbindung nach Ostia steht ebenfalls. So haben wir bereits große Mengen Wein nach Italia und anderswo veräußern können. Ein detaillierter Finanzbericht liegt diesem Schreiben bei.
Neben dem Geschäftlichen kann ich sagen, dass es mir gut geht. Ich bin gesund und arbeite weiterhin fleißig daran, den Ordo Senatorius verliehen zu bekommen. Hierzu werde ich mir nunmehr einen Patron suchen, denn nach Alriks Abreise und dem Tod des Senators Annaeus Modestus sind mir mächtige Fürsprecher verloren gegangen. So erhoffe ich mir gewichtigen Beistand von einem Senator, der erst kürzlich erfolgreich aus den Wahlen zum Cursus Honorum hervorgegangen ist. Sobald ich in dieser Angelegenheit einen Erfolg vorweisen kann, werde ich dir erneut schreiben.
Und wie geht es der Familie? Ich hoffe, alle sind wohlauf. Bitte grüße mir alle sehr herzlich, insbesondere auch meine liebe Schwester und meine liebe Mutter Petronia. Ich bete zu Frigg, dass die neueste Schwangerschaft problemlos verläuft und ihre Niederkunft unter göttlichem Schutz stattfinden möge. Lass mich wissen, wenn es Neuigkeiten gibt. Ich freue mich auf deine Antwort.
Es grüßt dich ganz herzlich dein treuer Sohn,
Audaod
Casa Accia Ducciaque | Collis Esquilinus | Roma
[Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]