Beiträge von Caius Duccius Callistus

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/28.jpg "Bereit, wenn du es bist, Dominus", verkündete Polydorus, Wachstafel und Schreibgerät in Händen halten, den Blick konzentriert auf seinen Herrn gerichtet. Polydorus war ein Sklave, ein gebildeter Sklave, ein Schreiber. Caius hatte ihn kurz nach dem Wettstreit der Rhetoren erstanden. Polydorus war nicht gerade günstig gewesen, aber der junge Duccier benötigte einen Sekretär. In Polydorus hatte er einen fleißigen und zurückhaltenden Sekretär gefunden, der seinem Herrn selten in seine Geschäfte hereinredete, jedoch im Zweifelsfall auch berechtigte Kritik zu äußern wagte. Er war bereits mittleren Alters, hatte Erfahrung und das nötige Selbstbewusstsein eines Mannes, der seine Tätigkeit seit vielen Jahren ausübte.


    Seit Caius Polydorus erworben hatte, war er viel unterwegs gewesen und hatte mit seinem Sekretär schon einige Arbeit bewältigt. Zunächst hatte er sein Weingut auf Sicilia besucht und sich angesehen, was sein Freund Crassus dort getrieben hatte. Er war einigermaßen zufrieden mit seinen Beobachtungen gewesen, auch wenn er gewisse Korrekturen im Betriebsablauf hatte vornehmen müssen. Auf Sicilia hatte er sich dann auch einige Zeit aufgehalten und die Villa Rustica bewohnt, deren Annehmlichkeiten er genossen hatte.


    Von Sicilia aus war Caius nach Dianium gereist und hatte dort nach dem Rechten gesehen. Natürlich hatte er auch dort die Freuden des Lebens genossen und seinen Aufenthalt ungeplant etwas verlängert, denn die Insel bot schlicht einen zu idyllischen Rahmen, den der junge Mann auskostete um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Erst als Polydorus ihn mehrfach darauf hinwies, dass es klug wäre nach Rom zurückzukehren und nicht in endloses Nichtstun zu verfallen, raffte Caius sich endlich auf.


    Und jetzt saß er in der Casa Accia Ducciaque im Atrium und wollte einen Brief diktieren, gähnend. "Also gut, legen wir los", sagte er mehr zu sich selbst und begann die Worte zu formulieren, die Polydorus für ihn in Schriftform brachte.


    Eques Imperii
    Numerius Duccius Marsus
    Villa Duccia
    Provincia Germania Superior | Mogontiacum



    Lieber Vater,


    sommerliche Grüße aus der Urbs Aeterna!


    Nach meinem letzten Brief darf ich dir freudig berichten, dass das Weingut auf Sicilia nach kurzer Zeit der Inbetriebnahme hervorragend läuft. Die Produktion konnte auf Grundlage alteingesessener Sklaven und mit einem neuen strebsamen Verwalter mehr oder weniger reibungslos anlaufen und die Transportverbindung nach Ostia steht ebenfalls. So haben wir bereits große Mengen Wein nach Italia und anderswo veräußern können. Ein detaillierter Finanzbericht liegt diesem Schreiben bei.


    Neben dem Geschäftlichen kann ich sagen, dass es mir gut geht. Ich bin gesund und arbeite weiterhin fleißig daran, den Ordo Senatorius verliehen zu bekommen. Hierzu werde ich mir nunmehr einen Patron suchen, denn nach Alriks Abreise und dem Tod des Senators Annaeus Modestus sind mir mächtige Fürsprecher verloren gegangen. So erhoffe ich mir gewichtigen Beistand von einem Senator, der erst kürzlich erfolgreich aus den Wahlen zum Cursus Honorum hervorgegangen ist. Sobald ich in dieser Angelegenheit einen Erfolg vorweisen kann, werde ich dir erneut schreiben.


    Und wie geht es der Familie? Ich hoffe, alle sind wohlauf. Bitte grüße mir alle sehr herzlich, insbesondere auch meine liebe Schwester und meine liebe Mutter Petronia. Ich bete zu Frigg, dass die neueste Schwangerschaft problemlos verläuft und ihre Niederkunft unter göttlichem Schutz stattfinden möge. Lass mich wissen, wenn es Neuigkeiten gibt. Ich freue mich auf deine Antwort.



    Es grüßt dich ganz herzlich dein treuer Sohn,


    Audaod



    Casa Accia Ducciaque | Collis Esquilinus | Roma


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    Iulius hatte also seine Klienten ins Rennen geschickt und damit gleich doppelt gepunktet. Caius schürzte anerkennend die Lippen und nickte. "Du hast dir deine Klienten wahrlich weise ausgesucht", bemerkte er sodann und zeigte damit seine Auffassungsgabe. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl hatte er wohlweislich erkannt. In diesem Moment kam ihm der Gedanke, ob dieser iulische Senator nicht auch für ihn selbst ein lohnender Patron wäre. Vielleicht sollte er darüber mal eingehender nachdenken. Aber das würde er lieber später - in Ruhe und ohne den ganzen Trubel drumherum - tun.


    Dives' scherzhafte Bemerkung brachte Caius zum Lachen. "Aber nein, Senator! Meine 'erste Stunde' in Rom liegt doch noch gar nicht so lange zurück." Zur Notwendigkeit einer Gesichtskur äußerte Caius sich derweil lieber nicht, denn bei solchen Dingen konnte man allzu leicht in gigantische Fettnäpfe trampeln. Wer wusste schon, wie eitel der Iulier womöglich war? Da knüpfte Caius dann doch lieber gleich an das Thema Frauen an. "Anders als ein iulischer Senator hatte ein duccischer Politikanwärter bisher noch nicht das Glück, eine so vortreffliche Dame zu ehelichen wie jenes Sergia", schmunzelte er darob in Fortführung der drittpersonalen Anrede.


    "Aber womöglich - Iuno sei mir gnädig - finde ich ja beizeiten eine geeignete Partie, die mir die Heimkehr in die eigenen vier Wände versüßt." Dass Caius mit solchen Sätzen wohl die Sehnsucht des Iuliers anfachen mochte, käme ihm selbstredend niemals in den Sinn. "Also, Senator Iulius, wohin begibt man sich denn, wenn man nicht gleich wieder nach Hause strebt? Steht einem Senator nunmehr der Sinn nach einer Mahlzeit oder eher nach einem Bad, um den sich nach dieser Veranstaltung den Straßenstaub von sich zu waschen?"

    Den Nornen sei Dank, Senator Iulius war sichtlich erfreut, Caius zu sehen. Das nahm dem Duccius sogleich etwas von seiner Nervosität. "Richtig, diesen Wettstreit wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und die Redner haben wahrhaftig eine grandiose Vorstellung geliefert, möchte ich meinen. Helvetius hat verdient gewonnen, würde ich sagen."


    Die Frage nach seiner Rückkehr irritierte Caius sodann sichtlich. Vennonius zog die Augenbrauen in die Höhe. Offensichtlich war der Duccier so lange von der Bildfläche verschwunden gewesen, dass der Iulier glaubte er habe Rom eine Zeitlang verlassen gehabt. Caius war einen Augenblick zu entsetzt über diese Erkenntnis, um zu antworten. "Ich...", begann er mit verwirrtem Blick. "Nein, ich war nie weg." Er setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. "Es war nur so..." Tja, die wie beschreibt man, dass man hoffnungslos in Suff und Glücksspiel untergegangen war?
    "Duccius war von dieser geschäftig pulsierenden Metropole sehr stark eingespannt", half Vennonius mit einer äußerst vagen Erklärung aus. Er merkte sofort, dass der Duccier in Erklärungsnöten steckte.
    "Genau!", pflichtete dieser deshalb dankbar bei. "Aber tatsächlich bin ich froh, endlich wieder ein bekanntes Gesicht der ersten Stunde zu sehen, wenn du so willst." Tatsächlich war er sich nach dem Wegzug seiner Familienangehörigen nach Germania Superior recht bald sehr einsam vorgekommen. Nicht zuletzt deshalb hatte er sein Heil in den Lustbarkeiten Roms gesucht. Aber jetzt sollte alles anders werden. "Und...äh, was wird einen iulischen Senator nach diesem Wettstreit noch umtreiben?" Da fiel Caius auf: Wo war eigentlich Dives' Gattin? Deshalb fragte er anschließend: "Sag, hat dein Weib sich diesen famosen Wettstreit gar nicht angesehen?"

    Als Reaktion auf Schreiben des Procurator a rationibus gab ein Bote des duccischen Haushalts eine Antwort bei der kaiserlichen Postannahme ab:


    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Kaiserliche Kanzlei
    Mons Palatinus | Roma


    C. Duccius Callistus Proc. P. Plennio Flaminio s. d.


    Hochgeschätzter Procurator Plennius, vielen Dank für deine Antwort. Gerne nehme ich dein großzügiges Gegenabgebot an. Den Betrag in Höhe von dreißig Aurei lasse ich dir am Tage nach Erhalt dieses Schreibens überbringen.*



    Vale bene


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    Casa Duccia Acciaque| Roma


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    Sim-Off:

    *Persönliches Angebot in der Wisim habe ich angenommen, danke dafür. Der Restbetrag über 2499,75 Sz ist überwiesen.

    Das kleine Grüppchen um Caius plauderte noch eine Weile, während die Zuschauermenge sich nach Beendigung des Rhetorenwettstreits langsam anderen Beschäftigungen zuwandte. Viele der Leute strömten dem angekündigten Weinausschank entgegen. Diejenigen jedoch, die keine Lust auf das Gedränge hatten oder es sich schlichtweg leisten konnten, fielen in die umliegenden Garküchen und Schankhäuser ein und kümmerten sich dieserart um ihr leibliches Wohl.


    "Wir sollten 'was essen", merkte Crassus letztlich etwas quengelig an. Sein Magenknurren machte deutlich, dass es sich für ihn bereits nach höchster Not anfühlen musste.
    "Keine schlechte Idee", stimmte Caius zu. Er war auch hungrig geworden.
    Publius Vennonius Caldus zuckte mit den Schultern. "Wie die jungen Herrschaften wünschen", seufzte er schicksalsergeben. "Dann suchen wir euch lieber eiligst etwas Essbares, an dem ihr euch delektieren könnt."


    Caius grinste zufrieden. Er wies in eine Richtung, in der sich die Menschenmenge bereits merklich gelichtet hatte und marschierte - möglichst gemessenen Schrittes, man stand ja bekanntlich als Togaträger in der Öffentlichkeit stets unter besonderer Beobachtung - voran in Richtung Mahlzeit. Nur wenige Schritte kamen sie vorwärts, als der Vennonier Caius unauffällig am Arm berühte. "Sieh, junger Duccius, ist das dort nicht dein iulischer Freund von der Factio Veneta? Vielleicht solltest du den Kontakt zu ihm endlich einmal wieder auffrischen." Vennonius verzichtete bei diesem Rat auf den neuerlichen Vorwurf, Caius habe seine zunächst gut geknüpften Beziehungen abrupt sträflichst vernachlässigt. Das wusste der Duccius mittlerweile selbst sehr gut.


    Caius nickte bedächtig und änderte beiläufig seinen Kurs, so dass der iulische Senator ihm unweigerlich ins Blickfeld geriet. Sobald sich ihre Blicke trafen, machte Caius ein überraschtes Gesicht und setzte ein breites Lächeln auf, das nur zur Hälfte seinem Talent für Schauspielerei entsprang. "Senator Iulius!", machte er auf sich aufmerksam und winkte Dives mit einer dezenten Geste. "Salve Senator. Welch eine Freude, dich an diesem schönen Tag zu treffen." Caius reichte dem Iulier die Hand zum Gruß und hoffte, dass der Senator ihm sein langes Fernbleiben von der Rennstrecke der Factio Veneta nicht übelnahm. "Darf ich dir meine Begleiter vorstellen? Dies ist Publius Vennonius Caldus, ein Freund der Familie und vielgerühmter Jurist. Und meinen Freund Crassus kennst du vielleicht noch, er hat mich kürzlich beim Qualifikationsrennen zur Teilnahme an den Ludi Funebres des Cornelius Palma Augustus begleitet." Beide Vorgestellten reichten dem Senator die Hand und begrüßten ihn höflich, Vennonius mit der ihm eigenen vornehmen Art. Unbewusst legte Caius die linke Hand flach auf seine Brust, wo er das Rabenamulett unter dem Stoff der Toga spürte. Wodans Rabe nahm ihm sogleich etwas seiner Nervosität und Caius war dankbar, dass sein Vater ihm dieses Geschenk bei seiner Abreise aus Mogontiacum gemacht hatte.

    Von der Casa Accia Ducciaque kommend hatte sich ein kleines Grüppchen einen vorteilhaften Platz zwischen den Zuschauern gesichert. Caius, sein Mentor Publius Vennonius Caldus, Crassus und eine handvoll Sklaven waren auf das Forum gekommen, um dem Wettstreit der Rhetoren beizuwohnen.


    "Ich kenne keinen dieser Leute", bemerkte Caius trocken, als die Wettbewerber vorgestellt worden waren.
    "Diese Burschen wollen heute stadtweit Bekanntheit erringen", gab Vennonius zurück.
    "Dann werden sie sich wohl hoffentlich anstrengen."
    "Das ist zu erwarten. Ich denke, wir werden eine gute Vorstellung geboten bekommen."
    Publius Vennonius Caldus hatte recht. Es wurde ein wahrhaft würdiger Wettstreit. Die Reden waren jede für sich genommen gut und hörenswert. Caius war beeindruckt. Da war womöglich der eine oder andere Konkurrent für die Senatorenlaufbahn unter den Rednern, vor dem er sich lieber in Acht nahm.


    "Marcus Helvetius Severus trägt den Sieg davon!", rief Caius schließlich erfreut aus. "Der hat's auf jeden Fall verdient."
    Publius Vennonius Caldus nickte. "Seine Konkurrenten konnten allerdings auch überzeugen. Dieser Sergius beispielsweise hat einen ganz eigenen Humor."
    "Und der Decimus hatte eine wirklich nette Überraschung auf Lager", entgegnete Caius grinsend, wofür er aber vom Vennonius nur einen verächtlichen Blick erntete. Crassus dagegen gluckste amüsiert.

    Nachdem der Brief mittels eines Boten bei der kaiserlichen Kanzlei abgegeben worden war, saßen Caius, Radbod und Vennonius zusammen und dachten über die nächsten Schritte nach.


    "Also, auf zum Sklavenmarkt?", fragte Caius voller Tatendrang.
    "Nein", widersprach Publius Vennonius Caldus bestimmt.
    "Nein?"
    "Nein"
    Caius runzelte irritiert die Stirn.
    "Ich dachte, das wäre so abgemacht?"
    "Ja."
    "Ja was?"
    "Ja, das war so abgemacht."
    Caius strafte den Vennonius mit einem säuerlichen Blick. Er wurde doch veräppelt, ganz eindeutig! Sein Gegenüber lächelte nun auch amüsiert. Er gab sich leutselig, als er zu seinen Widerspruch erklärte.
    "Ich habe mir überlegt, dass wir zunächst deine rhetorischen Fähigkeiten - die gewiss bereits umfassend ausgebildet sind, aber man lernt ja bekanntlich das ganze Leben lang - fördern sollten. Wir besuchen heute den Wettstreit der Rhetoren."
    "Aha."
    "Consul Manius Flavius Gracchus richtet diesen Wettstreit aus und ich denke, dass dies eine gelunge Veranstaltung werden kann, die Geist und Seele beidermaßen anzusprechen imstande ist."
    Caius zuckte mit den Schultern.
    "Na gut, dann gehen wir eben morgen auf den Sklavenmarkt."
    "Du hast es erfasst. Also auf, los, kleidet euch um, wir wollen uns so schnell wie möglich auf den Weg machen!"
    Publius Vennonius Caldus klatschte in die Hände und Caius sowie Radbod sprangen auf, um sich zügig umzuziehen. Denn sie gingen auf das Forum, wo die Rhetoren Roms einen Wettstreit ausfochten.

    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Kaiserliche Kanzlei
    Mons Palatinus | Roma


    C. Duccius Callistus Proc. P. Plennio Flaminio s. d.


    hochgeschätzter Procurator Plennius, mir kam zu Ohren, dass der Pasceolus Imperialis im Besitz eines Weingutes auf Sicilia mit dem einfachen Namen 'Weingut Tiberia' ist. Dieses Weingut gedenke ich zu erwerben. Ich biete dir 1400 Sz für den Kauf des Betriebs. Falls die zugehörigen Sklaven ebenfalls verkäuflich sein sollten, so biete ich weitere 1800 Sz für deren Erwerb. Lass mich wissen, ob du diese Konditionen für angemessen erachtest.


    Ich verbleibe in freudiger Erwartung deiner Antwort mit den besten Grüßen.


    Vale bene


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    Casa Duccia Acciaque| Roma


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    Tags darauf stand Caius im Atrium und diktierte einem Sklaven. "An den Procurator a rationibus", begann er. "Wie heißt der noch?" Der Sklave sah auf. "Potitus Plennius Flamininus." Wie hieß noch gleich der Sklave, fragte Caius sich, worüber er sich sogleich ärgerte. Egal, er diktierte weiter. Publius Vennonius Caldus hatte es sich auf einer Bank bequem gemacht und lauschte andächtig. Caius diktierte weiter, änderte einige Male die Formulierung und nahm erleichtert so manchen Ratschlag des Vennoniers zur Kenntnis. Letztlich kam ein passables Schreiben heraus, das an die Kanzlei geschickt werden konnte.


    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Kaiserliche Kanzlei
    Mons Palatinus | Roma


    C. Duccius Callistus Proc. P. Plennio Flaminio s. d.


    hochgeschätzter Procurator Plennius, mir kam zu Ohren, dass der Pasceolus Imperialis im Besitz eines Weingutes auf Sicilia mit dem einfachen Namen 'Weingut Tiberia' ist. Dieses Weingut gedenke ich zu erwerben. Ich biete dir 1400 Sz für den Kauf des Betriebs. Falls die zugehörigen Sklaven ebenfalls verkäuflich sein sollten, so biete ich weitere 1800 Sz für deren Erwerb. Lass mich wissen, ob du diese Konditionen für angemessen erachtest.


    Ich verbleibe in freudiger Erwartung deiner Antwort mit den besten Grüßen.


    Vale bene


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    Casa Duccia Acciaque| Roma


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    "Folgendes habe ich mir überlegt", verkündete Caius, als er mit Vennonius und Crassus die Casa betrat. Sie kamen gerade von einem Einkaufsbummel zurück; dort hatten sie eine Sänfte und diverse Möbelstücke sowie einiges neues Silbergeschirr für das Triclinium erworben. "Ich - beziehungsweise das Handelskonsortium Freya Mercurioque - sollte einen Handelsposten in Ostia einrichten. Wenn ich die nächsten Jahre hier in Rom verbringe, will ich nicht von Geldtransfers aus Germania abhängig sein." Sie durchschritten das Atrium und hielten auf das Triclinium zu, wo sie sich niederließen. Vennonius hörte Caius ausnahmsweise zunächst kommentarlos zu. Er war neugierig auf die Idee, mit der sein junger Schützling da um die Ecke kam.


    "Das Problem ist", fuhr Caius fort, "dass ich nicht die Zeit habe, jetzt einfach einen mehrtägigen oder -wöchigen Ausflug nach Ostia zu unternehmen. Einen Handelsposten aufzubauen wird Zeit kosten, um geeignete Lagerhallen zu mieten, Kontakte zu den lokalen Behörden und anderen Kaufleuten zu knüpfen und so weiter." Publius Vennonius Caldus nickte lediglich. Es überraschte ihn im positiven Sinne, dass der Duccier solche Gedanken von sich aus anstellte. Offenbar schaffte er es im nüchternen Zustand durchaus, etwas zuwege zu bringen.


    "Deshalb", sagte Caius schlussfolgernd, "möchte ich dich, Radbod, in meinem Namen nach Ostia schicken, um alles Notwendige zu veranlassen." Radbod riss erschrocken die Augen auf. Vennonius zog eine Augenbraue hoch. Caius schmunzelte.
    "ICH?!?", keuchte Radbod, als er die Sprache offenbar wiedergefunden hatte. Er sah ganz und gar nicht glücklich aus. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Offenbar war er einer Panik nahe angesichts dieser Aufgabe.
    "Natürlich nicht alleine", beruhigte Caius sogleich. "Mein Vetter Alrik hat natürlich schon einige Geschäftskontakte in und um Rom geknüpft. Ich werde einen dieser Leute um Unterstützung anfragen und du sollst selbstredend auch nicht ohne die Hilfe eines Sekretarius eine solche Aufgabe angehen. Wenn du Fragen hast, kannst du mir ja schnell Nachricht senden. Rom ist nicht allzu weit."
    Radbod schluckte schwer. "Na gut, wenn du meinst...", stimmte er zu, auch wenn er recht betrübt wirkte.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/37.jpg "Duccius, ich bin begeistert", zeigte Publius Vennonius Caldus sich hingegen erfreut über Caius' Vorstoß. "Dein Vorschlag zeugt von Eigeninitiative und dem Bewusstsein für die Grundlagen, die du für dein Fortkommen benötigst. Wenn du nun schon dabei bist in Ostia zu expandieren, habe ich eine weitere Idee, die dich interessieren könnte. Du weißt ja, dass deinem Verwandten Duccius Vala im Senat teils starker Gegenwind ins Gesicht geblasen wurde. Wegen seiner Herkunft einerseits, gelegentlich wegen seines starken Durchsetzungswillens andererseits. Du solltest also versuchen, so wenig wie möglich an deine Herkunft als Provinzieller zu erinnern, solange du noch nicht mit Taten aufwarten kannst. Dazu solltest du alles römische hervorheben, das dich auszeichnet. Und wo wir gerade von Wirtschaftlichem sprechen: Was ist das Allerrömischste?"
    "Öhm..."
    "Die Landwirtschaft, richtig! Deshalb rate ich dir, bemühe dich um den Erwerb von Landgütern. Und damit meine ich nicht diese Insel, die dein Vetter sein Eigen nennt. Die mag zwar ganz hübsch sein, bringt dich aber nicht weiter. Ich habe statt dessen einmal die Aushänge der kaiserlichen Kanzlei durchgesehen und da ist mir doch tatsächlich ein Weingut ins Auge gesprungen, das man wohl erwerben könnte. Es liegt auf Sicilia und gehörte einst der ehrbaren Gens Tiberia. Ja, da schaust du, du könntest ein tiberisches Traditionsgut erstehen! DAS wäre absolut vorzeigbar. Und noch dazu wäre natürlich der Posten in Ostia die perfekte Möglichkeit, den adäquaten Zugang zu den italischen Märkten zu erlangen."
    Caius nahm die Idee begeistert auf. "Das klingt wirklich sehr vorteilhaft. Ich denke, ich werde der Kanzlei dann zügigst ein Schreiben aufsetzen. Allein der Name dieser altehrwürdigen Provinz wird mir nur Vorteile bringen."
    Vennonius nickte zufrieden. Sein Schüler hatte also verstanden. "Bene. Dann können wir ja nun zum Essen übergehen", sprach's und klatschte auffordernd in die Hände. Nach der Arbeit musste man sich schließlich für die kommenden Aufgaben stärken.

    Caius hatte sich mächtig über sich selbst erschrocken, als Publius Vennonius Caldus ihn vor einiger Zeit aus seinem Kater aufgerüttelt und zur Beerdigung der Iulia Torquata gescheucht hatte. Natürlich war er viel zu spät gewesen und hatte deshalb nicht mehr vor Ort kondolieren können. Vor Scham hatte er dies auch nicht an einem anderen Tag versucht. Vielmehr war er nach Hause zurückgekehrt und hatte eine weitere Standpauke des Vennoniers ertragen, während sein Kopf wie drei marschierende Legionen dröhnte.


    Dieses Ereignis erwies sich glücklicherweise als Wendepunkt in Caius' stadtrömischem Dasein. Er rappelte sich auf und unterließ die nächtlichen Sauftouren und Glücksspielexzesse, mit denen er sich lieber die Zeit vertrieben hatte als mit der Vorbereitung auf die senatorische Laufbahn. Allein hätte er das jedoch nicht geschafft. Publius Vennonius Caldus, der zu einer Art Mentor avancierte, überwachte Caius streng und forderte ihm einiges an Beherrschung ab. Zunächst galt es, wieder Klarheit über die eigenen Verhältnisse zu erlangen. Dazu überprüften sie gemeinsam den Haushalt und die Finanzen und überlegten, was die Voraussetzungen für einen gelungenen Eintritt ins politische Geschäft waren.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/37.jpg "Was du brauchst, junger Duccius, ist ein repräsentatives Heim, um dich und dein Programm bewerben zu können", verkündete Vennonius selbstgefällig. Er saß zusammen mit Caius und Crassus im Tablinum, als wäre er selbst der Hausherr.
    "Soll ich etwa umziehen?", fragte Caius entsetzt.
    "Aber nein", entgegnete Vennonius augenrollend. "Du sollst diese Casa repräsentativer gestalten. Damit meine ich nicht die Einrichtung selbst. Ich meine das Personal, Festivitäten, Cenae, letztlich auch dich selbst."
    Caius sah sein Gegenüber bloß konsterniert an.
    "Du wirst neue - eigene - Sklaven erwerben, einen für jede Aufgabe des Tages. Du wirst Altersgenossen, die ebenfalls eine senatorische Laufbahn anstreben, hierher einladen und durch prunkvolle Einrichtung und luxuriöse Gastmähler beeindrucken und für dich gewinnen. Du wirst dich mit jedwedem Schmuck und den feinsten Kleidern behängen, die du dir leisten kannst. Und du wirst dich jenen Männern anbiedern, die für dein Fortkommen sorgen können. Wer dich nicht kennt, wird dich kennen lernen, weil du kultisch und gesellschaftlich aktiv werden wirst."
    Caius starrte Vennonius nun mit offenem Mund an.
    "Bei den Göttern, schließ den Mund und fang an zu denken!", seufzte Caldus in gespielter Verzweiflung.


    Es folgte ein gesamter Tag, an dem Caius seine Ein- und Ausgaben prüfte und sein Budget bestimmte. Er machte eine Liste der Dinge, die er anschafften wollte oder musste: Mehrere unterschiedlich qualifizierte Sklaven, Kleidungsstücke, Möbel, eine Sänfte, neues Geschirr. Zum Schluss blickte er zufrieden auf mehrere Wachstafeln, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen. "Nun gut", sagte er voller Tatendrang. "Dann lasst es uns anpacken!" Aber zuvor hieß es essen und schlafen, denn die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. Morgen würde er losschlagen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/37.jpg "WAS IN ALLER GÖTTER NAMEN...?!"


    Publius Vennonius Caldus stand im Atrium der Casa Accia Ducciaque und blickte voller Entsetzen auf ein wüstes Chaos. Es sah aus, als hätten die Kimbern und Teutonen die Casa heimgesucht und hier ein wildes Gelage gefeiert. Einen Moment lang hatte es ihm die Sprache verschlagen. Neben dem Entsetzten stand ein eingeschüchterter Ianitor, der der Autorität des Vennoniers nicht hatte standhalten können, als dieser Einlass verlangt hatte.


    "Das ist ja wohl...", entfuhr es Caldus letztlich, als er seine Fassung langsam wiedergewann. "Bei Iuppiters Bart!"


    Zwischen zwei dünnen Laken schnarchte ein zerzauster Caius Duccius Callistus auf dem Boden. Er lag auf dem Rücken und trug eine weinfleckige Tunika sowie lediglich einen Schuh. Neben dem Schlafenden schwamm eine angeknackste Weinkanne im Impluvium. Auf einer Liege, die so quer zwischen Wand und Impluvium stand, dass sie den Weg versperrte, lag derweil ein junges Mädchen, das ebenso fest zu schlafen schien wie der junge Hausherr. Ihre dunklen Locken und ein dünnes Laken bedeckten ihre Blöße nur teilweise. Um die Liege herum waren die Reste eines mitternächtlichen Imbiss zu erkennen: Zertretene Oliven, abgenagte Knochen, Brotkrümel, zermatschte Trauben.


    Vennonius verzog angewidert den Mund. "Weck ihn auf", befahl er seinem Secretarius, der ihn begleitet hatte. Der fackelte nicht lange und trat dem schlafenden Duccius kurzerhand in die Seite. Nicht feste, aber doch so, dass man davon aufwachen musste.
    Dachte Vennonius jedenfalls.
    Caius grunzte, schmatzte beiläufig und drehte sich dann gemächlich auf die Seite. "Das gibt's ja nicht. Der schläft einfach weiter!", stellte Vennonius entrüstet fest. "Na los, wecke ihn energischer!" Der Befehl galt erneut seinem Secretarius, der sich nun zu Caius herunterbeugte und diesen wachrüttelte. Derweil erwachte das Mädchen auf der Liege und setzte sich erschrocken auf, als es der Leute im Atrium gewahr wurde. "Verschwinde!", wurde es sogleich angeblafft. Vennonius hatte schon lange nicht mehr gesehen, dass sich jemand so schnell angezogen hatte.


    Derweil regte sich derjenige, den Vennonius eigentlich hatte besuchen wollen. Zunächst einmal gab Caius nur ein klägliches Stöhnen von sich, dann ein schmerzerfülltes Jammern, als er seine Augen zu öffnen versuchte. "Oooh... ihr Götter...", nuschelte Caius. Er drehte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht in seiner Armbeuge. Diese Kopfschmerzen! Und ihm war speiübel. Gütige Iuno, hatte er gestern wirklich so viel getrunken?
    "Steh auf, Duccius!", forderte Publius Vennonius Caldus unnachgiebig und mit strenger Stimme.
    "Hmm?"
    Die Stimme kannte Caius doch. Er wälzte sich herum, um einen Blick auf den Störenfried werfen zu können, wobei er dem Impluvium gefährlich nahe kam. Es dauerte nochmal einige Sekunden, bis er erkannte, wer da im Atrium stand und ihn anblaffte.
    "Oh."
    "Ja. Oh. Duccius, in diesem Hause herrscht ein Geruch wie in einer Weinschenke. Es ist widerwärtig, ja geradezu abstoßend! Schau dich um, hier sieht es aus wie bei den Schweinezüchtern. Ein Graus!"
    "Hmnja..."
    "Was in Iuppiters Namen hast du hier getrieben? Hast du eine Orgie gefeiert? Bona dea, welch unerquickliche Angelegenheit. Es ist wahrlich eine Schande."
    "Mein Kopf..."
    "Bachhus hätte wohl seine Helle Freude an deinem Lebenswandel. Meine Güte, nun steh schon endlich auf. Schau dich nur an. Völlig verwahrlost. Völlig versoffen. Ein elender Anblick."
    Caius richtete sich ächzend auf und suchte Halt an einer Säule. Er sah an sich hinab, kniff ein Auge zu und fokussierte seinen Blick.
    "Meh..."
    "WAS?!"


    Vennonius verlor die Geduld und erneut seine Fassung. Er rang die Hände, wusste offenbar einen Moment lang nicht, was er sagen sollte. Dann atmete er tief ein und gab Caius Anweisungen: "Duccius, du wirst jetzt aufstehen, dich waschen und etwas essen. Und dann wirst du dir ein Trauergewandt überziehen und am Leichenzug der Iulia Torquata teilnehmen. Denn die Adoptivtochter von Marcus Iulius Dives wird heute bestattet und du tätest sehr gut daran, wenn du daran teilnähmst..."
    Der Secretarius brauchte Caius nicht noch einmal energisch zu bearbeiten. Als Vennonius' Worte durch den Kater zu ihm durchgedrungen waren, hob er entsetzt den Blick. Iulius hatte seine Tochter verloren? Verdammte Axt, da musste er sich zeigen! Beileid bekunden, einen auf gut Freund machen, die Bekanntschaft pflegen. Eilig raffte Caius sich auf und stolperte auf dem Weg in sein Cubiculum über seinen zweiten Schuh. Als er sich wieder aufrappelte, meldete sich sein Magen. Bitte nicht, dachte Caius, aber es war zu spät. Auf kürzestem Wege flog er zum nächstbesten Nachttopf und füllte diesen mit dem nächtlichen Imbiss und einer ganzen Menge Wein.


    "Wunderbar", flötete Vennonius ohne Mitleid. "Jetzt kannst du befreit von jeder Last deine Anteilnahme ausdrücken. Los, los, bringe deinen zerschundenen Körper wieder in Form. Eile, geschwind, denn die Pflicht ruft!"
    Bei Donars Hammer, konnte man denn nicht einmal in Ruhe seinen Rausch ausschlafen? Caius wollte am liebsten Sterben. Doch der Vennonier hatte Recht. Die Pflicht rief nach ihm.

    Caius hatte ein ungutes Gefühl bei dieser ganzen Sache. Die Art und Weise wie der Imperator stets Nachfragen stellte, weckte in dem jungen Duccius die Angst, dass Aquilius ihn schlichtweg für ungeeignet hielt, in den Ordo Senatorius erhoben zu werden. Hatte Caius sich zu schnell zu weit vorgewagt mit dieser direkten Bitte an den Princeps? Am liebsten wäre er in diesem Moment einfach unsichtbar geworden um sich leise und unerkannt davonzustehlen.


    "Nun, ich...", reagierte Caius dann zögerlich auf die Frage nach seiner Pietas. Darüber hatte er sich eigentlich noch keine ausufernden Gedanken gemacht. Bis auf: "Ich hege den Gedanken, mich dem Collegium der Quindecimviri Sacris Faciundis anzuschließen. Apollo ist der Schutzgott meiner Heimatstadt Mogontiacum, deshalb würde sich dieses Collegium anbieten. Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, den Kontakt zum Magister Quindecimvirorum herzustellen." An dieser Stelle räusperte er sich und fügte verhalten an: "Allerdings ist Voraussetzung für die Aufnahme der Ordo Senatorius."


    Konnte Caius weitere Fürsprecher aufweisen? Bei Wodan, woher sollte er das denn wissen? Genügte ein Consular etwa nicht? In diesem Moment bereute er, dass er sich noch keinen Patron gesucht hatte. Zur Rettung der Situation entschied er sich zu einem weiteren Vorstoß. Alles oder nichts. "Senator Kaeso Annaeus Modestus wird sich noch für mich aussprechen. Ebenso der Quaestorier Marcus Iulius Dives." Mit diesen Nennungen lehnte er sich zwar weit aus dem Fenster, aber er musste es einfach versuchen. Sollte der Kaiser eine Empfehlung von Annaeus und Iulius einfordern, so würde Caius zunächst bei den beiden vorstellig werden müssen, um diesen Gefallen von ihnen zu erbitten. Aber Caius hatte sich entschieden zu pokern, also musste er das auch durchziehen.

    Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    Während Alrik sich zuerst Eldrid und ihrem Mann zuwandte, begann Hadamar bei Audaod, sich zu verabschieden. Er drückte ihn kurz an sich und klopfte ihm ein paar Mal ordentlich auf den Rücken. „Loss di net untakriang, hosd mi? Un pass af Eldrid af.“ Konnte nicht schaden, dem Jungen das trotzdem nahezulegen, auch wenn Hadamar ziemlich überzeugt war, dass es umgekehrt laufen würde.


    Caius verfolgte die Prozession und den Auszug aus Rom mit gemischten Gefühlen, wie so viele der Leute, die mit Vala zogen oder ohne ihn in Rom verblieben. Einerseits freute er sich für seinen Vetter, dass dieser endlich sein Ziel erreicht hatte. Statthalter von Germania Superior, das war doch wirklich irre! Andererseits wäre die Casa Accia Ducciaque nun ziemlich einsam. Accius Damio war nicht mehr so häufig zuhause wie einst und mit Vala zogen ja auch dessen Ehefrau und die gesamte Dienerschaft von dannen. So blieben noch er, Caius, beziehungsweise Audaod, und sein Freund Crassus, oder auch Radbod. Der Gedanke stimmte ihn irgendwie trübselig.
    Gut, dass Hadamar ihn aus seinen Gedanken riss, indem er sich von ihm verabschiedete. "Keene Sorje, Hadamar. Ik kum schon zorecht." Er schaute etwas verlegen drein. "Eldrid is bei mer in gouden Henn." Abschließend versuchte sich an einen Lächeln, das sich aber zu einer Grimasse verzerrte. Er hatte zwar nicht das Gefühl, dass Eldrid mit so einem einflussreichen Ehemann überhaupt Caius' Schutz bräuchte, aber er würde dennoch gelegentlich mal nach ihr sehen.


    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Schließlich war da noch der jüngste, Audaod, dem er ebenfalls männlich-aufmunternd auf die Schultern klopfte: "Nu isset an di, Rom to erovern. Bedank mi Wort: et tut keen Not, to don watt se wulln. Se finnen allemol watt di antogreefn, se finnen allemol watt um di klin to redn. Vergass det niet: do büst net klin, do best een Suon Wolfriks. Se ham mia as jenoch Grönd us to förchtn." , nickte Vala schließlich, und schob nach der etwas martialischen Kleinansprache nach: "Et dot lieges keen Not de sam Failer to maken as mi. Learn di süms, but maak mi net alls na. Maak us stols. Til ars ok frisar."


    Als Vala sich ihm schließlich zum Abschied zuwandte, musste Caius schwer schlucken. Er fürchtete sich plötzlich davor, ohne seinen Vetter den senatorischen Cursus Honorum anzutreten. Natürlich war da Kaeso Annaeus Modestus, aber den kannte er ja gar nicht richtig. Die Worte, die der duccische Consular für seinen jungen Vetter fand, würde Caius niemals vergessen. Er nickte und gab Alrik das Versprechen: "Alrik, ik will allet donn, wat in meen Meit sdet, um dea Sip Ear to maken." Caius wollte seine Familie stolz machen, das konnte man seinem nun entschlossenen Gesichtsausdruck entnehmen. "Til ars ok frisar!", erwiderte er Valas Abschiedsgruß und seine Entschlossenheit wurde gleich wieder von dem Gefühl überdeckt allein in Rom zurückgelassen zu werden.

    "Meine Sippe nennt um die sechsunddreißig heredia Land ihr Eigentum. Sowohl hier in Italia als auch - und das zum größten Teil - in der Provincia Germania Superior. Sobald es notwendig wird, kann mein Vater mir einen entsprechenden Teil unserer Landgüter übertragen", erklärte Caius dem Kaiser die Grundstückssituation seiner Gens. "Insofern: Ja, mir steht genügend Land zur Verfügung, um ein dem Senatorenstand angemessenes Leben zu führen."


    Bei der zweiten Frage sah Caius zu Vala herüber. "Also...mein wohl prominentester dem Ordo Senatorius angehörender Verwandter sitzt hier bei uns", schmunzelte er. "Zudem war sein Vater, Flavius Duccius Germanicus, ebenfalls im Ordo. Er hat es bis zum Quaestor Principis gebracht." Caius hoffte, dass diese verwandtschaftlichen Bande genügten, um die Ernennung festzuzurren. Vala warf er derweil einen Seitenblick zu in der Hoffnung, dass er vielleicht auch nochmal eine kurze Empfehlung aussprach.

    Caius schluckte. Wäre ja auch zu einfach gewesen, dachte er verdrießlich. Und womit hatte er nun verdient, in den Ordo Senatorius erhoben zu werden? Womit hatten andere es verdient? Womit hatte Vala es sich damals verdient? Caius hielt einen Moment inne, um darüber nachzudenken, Luft zu holen und sich zu sammeln.


    "Weil...", setzte er schließlich an und fand doch nicht gleich die rechten Worte. "Weil ich einer Familie angehöre, die ihre Bereitschaft zum Wohle des Imperiums zu handeln, bereits bewiesen hat" - den Seitenblick zu Vala konnte er sich gerade so verkneifen - "und weil ich gewillt bin ebenso meinen Teil für die Res Publica zu leisten. Meine juristische Ausbildung und meine... äh... mein Enthusiasmus für das Staatswesen können dafür nur vorteilhaft sein. Außerdem..." - Er räusperte sich verlegen - "Außerdem war ich bei deiner Rede auf dem Forum. Du sagtest wir müssen alle zusammen, jeder Bürger dieses Staates, an der Einheit und Stärke Roms arbeiten. Ich bin der Überzeugung, dass ich das am besten im senatorischen Cursus Honorum tun kann."
    Seine letzten Worte klangen pathetischer als zuerst beabsichtigt, befand Caius kritisch. Er hoffte darauf, dass er beim Kaiser damit den richtigen Nerv getroffen hatte. Falls nicht, wovor Caius sich zutiefst fürchtete, würde er mit leeren Händen nach Mogontiacum zurückkehren und die ritterliche Laufbahn beschreiten müssen.

    "Geschieht ihm Recht, wenn er so vollmundig prahlt", kommentierte Caius gerade hämisch grinsend Valas Erzählung über Praccius' Unglück. Bevor der Consular darauf etwas erwidern konnte, betrat ein Mann das Triclinium, der Caius bekannt vorkam. Ihm fiel jedoch nicht auf Anhieb ein, wen er da vor sich hatte, bis Vala den Namen laut aussprach.


    "Donar steh' mir bei", lachte Caius, als Hadamar ihn begrüßte. "Ich arbeite daran, in Va... in Alriks Fußstapfen zu treten." Dass er auf Lucias Stirn möglicherweise eine Zornesfalte mit der Namensnennung hervorrufen könnte, fiel ihm im Leben nicht ein. Caius klopfte seinem irgendwieentferntverwandtem Vetter auf die Schulter und fragte: "Wie war Carthago? Heiß, vermute ich mal?" Ein neckisches Grinsen begleitete diese Vermutung.