Beiträge von Caius Duccius Callistus

    "Tut mir leid", entgegnete Caius verlegen auf das Geständnis des Iuliers über den Tod seines Vaters. Wodan sei Dank schob Dives das Thema schnell beiseite und fuhr mit Erfreulicherem fort. Dives wollte Caius durch die Stadt führen, die ein oder andere Taverne zeigen. Er wollte ihn besser kennen lernen, weil Vala und er ja immerhin den selben Patron hatten. Caius bemühte sich seine Freude über dieses Angebot nicht zu sehr nach außen dringen zu lassen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so einfach sein könnte Kontakte im politischen Rom zu knüpfen!


    Weil aber Lucia ihren Einwand wegen der Stadtführung vorbrachte, sah Caius sich urplötzlich einem Konflikt gegenüber, den er mithilfe eines Kompromisses im Keim ersticken wollte. Nicht, dass sich am Ende jemand persönlich beleidigt fühlte. "Wir, äh... können das doch sicherlich sehr gut aufteilen? Meine reizende Gastgeberin zeigt mir erst die besonders schönen Plätze und Örtlichkeiten der Urbs Aeterna. Und anschließend wäre ich ebenso erfreut mir von dir, werter Iulius, die eine oder andere Taverne und die... äh, he he, hiesigen Trinksitten näherbringen zu lassen."


    Lucias Spitze gegen ihn wegen seiner Schreibfaulheit ließ Caius zusammenzucken. Da hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Verdammte Axt, dieses Weib musste aber auch gleich in aller Öffentlichkeit Kritik üben! Er versuchte ein gleichgültiges Gesicht zu machen und deutete dabei auf die Rennbahn. "Ich wollte nunmal erst eins der vielgelobten römischen Wagenrennen selbst erleben, bevor ich meiner Familie von meinen ersten, hmm... aufregenden Tagen in Rom berichte."

    "Korrekt, Praetor Remmius", bejahte Caius die Frage des offenbar zunächst leicht verwirrten Magistrats. "Ich beantrage festzustellen, dass das Betreiben einer Bäckerei NICHT mehr von § 4 Abs. 5 der Lex Mercatus erfasst ist. Das Urteil aus dem Jahre DCCCLVII A.U.C., auf das du Bezug nimmst," - Caius gab Crassus einen Wink, woraufhin dieser eine für diese Nachfrage vorbereitete Tabula anreichte - "wurde jedoch aufgrund damals noch anderer Sachlage gefällt. Einst war es die Regel, dass ein Bäcker das nötige Mehl für seine Arbeit erst zukaufte. Damit handelte es sich nicht mehr um die Weiterverarbeitung eines landwirtschaftlichen Produkts, womit § 4 Abs. 5 Lex Mercatus griff."
    Hier machte Caius eine kurze Zäsur, wie er es zuvor geübt hatte. Er holte Luft, sammelte seine Gedanken und fuhr dann fort: "Mittlerweile hat man den Bäckern allerdings zugebilligt, Getreide selbst zu mahlen. Dadurch fällt ein Arbeitsschritt weg, womit es sich nunmehr um die Verarbeitung eines landwirtschaftlichen Produkts handelt. Folglich: § 4 Abs. 5 Lex Mercatus findet keine Anwendung mehr."

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Commodus
    "Salve Caius Duccius Callistus. Ich bin Marcus Helvetius Commodus der Gastgeber des heutigen Abends und Zusammenkunft. Schade und gleichzeitig verständlich das der Consul nicht persönlich erscheint."


    Commodus merkte das der jüngere Duccier ordentlich nervös war und beschloss diesen nicht sofort in das kleine Cenatio zu bringen. Erstens wusste er gar nicht ob dieser dort überhaupt willkommen war und zweitens wollte er dem Duccier die Gelegenheit geben sich ein wenig zu fangen. Er führte ihn als ein Stück durchs Atrium und blieb schließlich mit dem Duccier, als quasi Germane war der Anblick für ihn sicherlich noch bemerktenswert, neben Varia stehen.
    Ein weiterer Vorteil war das so, solange sie sich nicht laut unterhielten, außer Varia niemand verstehen würde worüber sie sprachen.
    "Und Duccius was hat der Consul dir für heute Abend aufgetragen? Ich würde das gerne wissen bevor ich dich zu den Senatoren führe. Schließlich habe ich den Abend organisiert und in meinen Einladungen verkündet das es ein angenehmer Abend werden soll."


    "Salve Helvetius", erwiderte Caius die Begrüßung des Gastgebers mit freundlicher Miene. Er war dankbar, dass Commodus ihn nicht sofort mitten hinein in die Schar der Senatoren führte, sondern offenbar erstmal Interesse an einem Gespräch unter vier Augen hatte.
    "Consul Duccius hat ganz bewusst darauf verzichtet, äh, persönlich hier zu erscheinen. Weil, nun, ich... ich soll einfach nur zuhören. Als Tiro Fori des Consul habe ich so die Gelegenheit von den anderen Senatoren zu lernen. Der Consul möchte außerdem vermeiden, dass der Eindruck entsteht er wolle auf die Meinungsbildung der Senatoren irgendwie, äh, Einfluss nehmen." Er versuchte sich entgegen seiner Nervosität zusammenzureißen und verzog seinen Mund zu einem Lächeln. "Insofern werde ich definitiv nicht dazu beitragen, dass der Abend, hmm, unangenehm wird", bekräftigte Caius seine Neutralität schlussendlich nochmal.

    Caius war aufgeregt. Er hatte sich viel Zeit genommen um den heutigen Tag vorzubereiten. In sachlicher Hinsicht einerseits. In Hinsicht auf den Mut, den er zur Erhebung einer Klage aufbringen musste, andererseits. In seine beste Toga gekleidet, frisch rasiert und gewaschen betrat Caius nun die Basilica Ulpia an einem der Tage, an dem der Praetor Urbanus seiner Tätigkeit nachging. Im Gefolge hatte er seinen Scriba Crassus, den er mit einer neuen frischen Tunika ausgestattet hatte und der eine ganze Reihe von Unterlagen mit sich herumschleppte, die Caius' Klage stützen sollten.


    "Verehrter Praetor Urbanus, ich grüße dich", richtete Caius das Wort an den Senator, als er schließlich vorgelassen worden war. Er musste sich kräftig räuspern, um einen dicken Kloß in seinem Hals los zu werden, bevor er fortfahren konnte. "Ich bin Caius Duccius Callistus, Sohn des Eques Imperii Numerius Duccius Marsus. Ich wende mich an dich im Ansinnen, eine Feststellungsklage zu erheben. Äh, ich... beantrage hiermit festzustellen, dass ein Senator einen Bäckerladen betreiben darf, ohne dass § 4 Absatz 5 Lex Mercatus dem weiterhin entgegensteht."
    An dieser Stelle hielt der junge Duccius erstmal inne. Er wollte die Reaktion des Praetors abwarten und sehen, ob dieser nach einer Begründung fragte oder ob er gleich einen Termin zur Verhandlung bestimmte.

    ...erschien eine Sänfte vor dem Hause Helvetia, in der ein äußerst nervöser und bis zum zerreißen gespannter Caius Duccius Callistus darum bemüht war den akkuraten Faltenwurf seiner Toga nicht gänzlich zunichte zu machen, bevor er überhaupt eines Senators angesichtig geworden war. Als Stellvertreter des Consuls hatte er die Sänfte als Fortbewegungsmittel gewählt und wurde von zwei Leibwächtern und einem Fackelträger begleitet. Caius fühlte sich vollkommen deplaziert in diesem Arrangement, aber er hatte keine Wahl gehabt. Vala wollte an dieser Versammlung keinen Anteil haben um nicht den Eindruck zu erwecken er würde Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Senatoren ausüben wollen. Deshalb schickte er Caius, der sich vor Angst sich zu blamieren beinahe in die Untertunika machte. Ein Graus!


    Einer der Leibwächter klopfte an die Porta der Casa Helvetia. Dem Ianitor wurde Caius daraufhin als Stellvertreter des Consuls Duccius angekündigt, woraufhin er wie Flavius Gracchus zuvor ins Atrium geführt wurde. Hier erwartete Caius vom Hausherrn in Empfang genommen oder von einem Sklaven umgehend in die Räumlichkeiten der Zusammenkunft geführt zu werden.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/50.jpg "Nein, nein, nein, nein!", jammerte Crassus leise hinter Lucia, der ohnmächtig mit ansehen musste wie hilflose Nüsse wegen der Aufregung der Tiberia aus seiner Reichweite hinaus zu Boden geschleudert wurden. Entsetzt musste er zusehen wie sie dem Essen nur zweitrangige Bedeutung schenkte und geradezu verschwenderisch mit derlei Leckereien umging. Ihm brach augenblicklich der Schweiß aus. Resignation war jedoch das einzige, was Crassus in dieser Situation wirklich als Reaktion zeigen konnte. Es war ja unmöglich der Tiberia jetzt einfach die Nüsse abzuziehen und diese selbst aufzumampfen! So wären die Nüsse zwar in Sicherheit, aber die Tiberia gewiss zutiefst beleidigt gewesen.


    Und das Rennen war ja auch nicht besser als dieses Nussdebakel! Da fuhren die Roten vorneweg - mal wieder! - und die Blauen hampelten irgendwie im Mittelfeld herum, ohne sich so richtig durchsetzen zu können. Am Ende behinderten sie sich noch gegenseitig. Es war zum Haareraufen! Crassus fand einen Ausweg, indem er sich statt der Nüsse den Räucherwürsten zuwandte. Oh und wie sich die lohnten! Caius' Alterskamerad war urplötzlich derart abgelenkt, dass er nicht einmal wahrnahm in welchem Krimi die Blauen sich langsam weiter nach vorn schoben.


    Caius dagegen war Feuer und Flamme, ganz ohne Naschkram. Er saß auf der Kante seines Sitzes und verfolgte angestrengt das Geschehen, wobei die Begeisterung der Tiberia ihn ansteckte. "Sieh dir das an!", rief er in Runde drei verblüfft und wies mit beiden Händen auf die Rennbahn. "Die haben sich doch abgesprochen!" Seine Stimme überschlug sich fast. Als Caius seiner Sitznachbarin einen ungläubigen Blick zuwarf, erkannte er das Feuer in ihren Augen, das so heiß für die Veneta loderte. Er grinste.


    Dem Renngeschehen wieder zugewandt war nun zu beobachten, dass Hamiris und Prusias Kynegros sich zu allem Übel auch noch gegenseitig einen Wettkampf lieferten, der ihre Position nicht gerade stärkte. Lucias sah das wohl genauso und lud ihren Frust bei Caius und Crassus ab. Ersterer sah sie überrascht an. "Was? Wir? Ist das denn...?" Er sah zum duccischen Consul, dann zum vettischen Consul. Beide schienen nicht die großen Wagenrennen-Eiferer zu sein. Außer einem Achselzucken kam von beiden nicht viel.


    Von Rechts hatte sich derweil ein Sprechgesang aufgebauscht, dem Caius nun Beachtung schenkte. Dort schallte es aus einer blaugeschmückten Zuschauermenge:


    "Ohohoh - Veneta ist die Macht!
    Wir holen uns den Sieg, das wäre doch gelacht!
    Praesina und Aurata kacken völlig ab,
    doch Veneta macht nicht schlapp!"


    Und:


    "OHNE DIE AURATA
    WÄR' HIER FRISCHE LUFT,
    WÄR' HIER FRISCHE LUFT,
    WÄR' HIER FRISCHE LUFT!"


    Caius wandte sich schmunzelnd an Lucia: "Und das sollen wir mitschmettern?" Womit Caius soviel meinte wie: 'Wäre das für einen Tiro des Consuls in dessen Loge in Anwesenheit einer Dame (noch dazu einer Patrizierin!) angemessen?

    Dives schien Caius auf Anhieb sympathisch zu finden. Jedenfalls verriet dem jungen Duccier ein breites iulisches Lächeln diesen Umstand. Dieses als verträumt zu identifizieren kam Caius selbstredend nicht in den Sinn. Vielmehr kreisten seine Gedanken darum hier einen guten ersten Eindruck zu machen. Erst recht, weil Valas Gattin ihn die ganze Zeit im Blick hatte und ihrem Gemahl gewiss über peinliche Fehltritte umgehend berichten würde.
    Dass Dives das Tirocinium Fori bei Vala als Ehre bezeichnete, schmeichelte Caius schließlich schon ein wenig. Er empfand dieses Tirocinium eher als eine glückliche Fügung denn als eine Ehre. Aber für Außenstehende wirkte es wohl allemal anders.


    Die unvollendete Frage des Iuliers führte daraufhin erstmal zu einem Moment peinlicher Stille. Wie, sein Vater?, dachte Caius. Was sollte mit dem schon sein? Er wollte schon zu einer Antwort mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck ansetzen, als Dives noch die Sorge nachschob ob die Frage nicht zu persönlich sei. Mit einem Mal verstand Caius.
    "Oh! Nein, bei den Göttern, so ist es nicht!", sagte Caius und konnte nicht umhin verlegen zu lachen. "Welch ein Missverständnis. Nein, mein Vater hätte mich gern in der lokalen Verwaltungslaufbahn von Mogontiacum gesehen, die mich wohl letztlich in seine Fußstapfen als Eques Imperii geführt hätte." Er warf Lucia einen Seitenblick zu und erkannte, dass sie ebenfalls in leiser Erwartung seiner Antwort geharrt hatte
    "Ich habe ihn jedoch überzeugen können, dass der senatorische Cursus Honorum eine ebenso ehrbare Herausforderung für mich darstellt, die ich gerne annehmen wollte. Er hat zugestimmt."
    An dieser Stelle zuckte Caius kurz mit den Schultern nach dem Motto: Missverständnisse kommen vor. Dieses war zum Glück von amüsanter Natur.
    "Wo wir gerade von ihm sprechen: Ich werde ihm endlich schreiben müssen. Dann kann ich ihm mitteilen, dass ich bisher hier in Rom sehr freundlich aufgenommen worden bin."


    Oh??? Caius musste angesichts dieser Reaktion des Iuliers erstmal schlucken. Hatte Iulius Dives sich zunächst überaus freundlich gegeben, zeigte seine Reaktion auf die Nennung von Caius' Gentilnomen deutlich, dass es mit dem Namen Duccius ein Problem gab. Dabei war Iulius Dives doch Klient von Vinicius Hungaricus, ebenso wie Vala. Caius konnte sich keinen Reim darauf machen.


    War aber auch egal, denn der Vicarius Principis Factionis revidierte seinen Ersteindruck mit einer betont freundlichen - richtigen - Begrüßung. Crassus nickte nur nochmal, sagte jedoch nichts mehr. "Oh ja", bekräftigte Caius schließlich auf die Nachfrage bezüglich des spanennden Rennens. Mehr zu sagen war ihm daraufhin allerdings nicht mehr vergönnt, denn Iulius Dives sprudelte plötzlich über vor Informationen. Erst beschrieb er die Herkunft und den Trainingsstand eines jeden blauen Aurigas, was Caius wirklich interessant fand. Es folgte eine Erläuterung der Übungsstätten der Factiones, was Caius' Frage beantwortete und seine Neugierde dahingehend stillte. Anschließend begann der Quaestor darüber zu dozieren, welche Gönner und Gestüteigner sich in den Reihen der Factiones umtrieben. Da waren ja einige namhafte Persönlichkeiten dabei, befand Caius und nickte mit anerkennend geschürzten Lippen.


    Letztlich fand Caius aber auch hiernach keine Gelegenheit das Gesagte zu kommentieren oder Nachfragen zu stellen, denn der Iulier wechselte urplötzlich das Thema und kam auf Caius' Tirocinium beim duccischen Consul zu sprechen. "Oh ja, aufregend ist es allemal", bejahte Caius diese Annahme und ergänzte: "Anstrengend natürlich auch, weil es eine ganze Menge Arbeit gibt. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Consul so viel um die Ohren hat, erst Recht in diesen Tagen. Aber naja... da muss man dann durch. Habe mich ja dafür entschieden." Er grinste verschmitzt. Sicherlich hatte Dives als Tiro seinerzeit eine ähnliche Erfahrung gemacht.

    Crassus guckte erst etwas überrascht, als die Tiberia ihn unumwunden aufforderte mal was zu mampfen rüberwachsen zu lassen. Er reichte ihr dennoch den Beutel mit den Nüssen und griff sodann auch gleich nach dem Teller mit den Spießen.


    Caius beschäftigte sich derweil nicht so sehr mit Lucias Appetit, sondern grübelte über das Rennen. "Na, ich weiß nicht. Der Rote da - Proteneas, richtig? - hat auch keine gute Startposition gehabt und fährt trotzdem schon ganz vorne mit." Stirnrunzelnd fragte er Lucia: "Wie kommt es, dass die Russata seit einiger Zeit so dermaßen erfolgreich das Feld der Aurigae anführt?"


    Und, weil er sich in diesem Moment wieder bewusst wurde, dass Russata und Veneta eine Fanfreundschaft verband, hakte er weiter nach: "Kann die Veneta von denen nicht mal den letzten Kniff lernen? Rot und Blau sind doch befreundet, oder?" Er ließ sich nun einen Weinpokal reichen und trank einen guten Schluck, denn es war trotz des Sonnentuchs über der Loge vergleichsweise warm. "Aber ich glaube, um jetzt nicht nur kritisch zu klingen, dass Hamiris noch gut aufholen wird", schob Caius schließlich lächelnd nach.

    Caius war heute ausnahmsweise nicht als stiller Schatten des Consuls in dessen Gesellschaft unterwegs, als der er im Rahmen seines Tirociniums in der Regel auftrat. Heute musste er keine Notizen machen, keine Informationen für den Notfall der valaischen Gedächtnislücke bereithalten, keine Hände schütteln und sich diesem oder jenem Senator oder Eques vorstellen. Heute war Caius als begeisterter Zuschauer der Wagenrennen Teil des Dunstkreises des Konsuls. Er hatte einen Platz neben Tiberia Lucia, der holden Gattin seines Verwandten, eingenommen. Von ihr erhoffte er sich nach dem gemeinsamen Besuch des Trainingsrennens der Factio Veneta einen unterhaltsamen Nachmittag. Denn von Vala wusste er, dass dieser kein besonders begeisterter Anhänger der Rennen war.


    Hinter Caius hatte Crassus Platz genommen, nachdem er ihnen einige Snacks besorgt hatte: Geröstete Nüsse, Räucherwürste und Spieße mit Oliven, Schafskäse und Schinken. Gewiss nicht die Art Snacks, die sicher der Großteil der Rennzuschauer leisten konnte, aber für die Gesellschaft des Konsuls wohl angemessen. Ein Sklave reichte verdünnten Wein.
    "Hat einer verstanden, was Aurelius da gesagt hat?", fragte Caius arglos, während er sich ein paar Nüsse in den Mund schob.
    "Nö", antwortete Crassus achselzuckend und krallte sich gleich eine ganze Handvoll Nüsse, was ihm einen tadelnden Blick von Caius einbrachte.
    "Hauptsache das Rennen geht los", gab der junge Duccius daraufhin seine Ungeduld kund.


    Er musste nicht zu lange warten. Die Schranken fielen und die Gespanne stürmten aus den Boxen hervor. "Kein so guter Start für die Blauen", kommentierte er mit einem Seitenblick auf Tiberia Lucia. "Wenn dieser Prusias wirklich der große Jäger ist, sehen wir hofffentlich noch ein paar spektakuläre Überholmanöver."

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    „Ja“, bestätigte sie Dives und führte ihn zu ihren beiden jungen Begleitern.


    „Callistus, Crassus. Ich möchte euch jemanden vorstellen.“, wandte sie sich dann auch gleich an die beiden. „Das hier ist Marcus Iulius Dives. Er ist der Vicarius Principis der Factio Veneta und Quaestor Urbanus. Oh… das hätte ich eigentlich anders herum nennen müssen, oder?“ Immerhin kam normalerweise der wichtigere Titel zuerst. „Aber ich denke hier ist dein Posten als Vicarius fast wichtiger, hm?“ Lucia grinste nicht im mindesten Verlegen, sie war immer noch auf Höhenflug dank Dives lieben Komplimenten. „Iulius, darf ich dir Caius Duccius Callistus vorstellen? Er ist ein Verwandter meines Mannes und ist erst kurz vor dem Tod des Kaisers aus Germania Superior hierhergekommen um der Tiro Fori meines Mannes zu werden.“ Lucia machte mit Gesten deutlich wen der beiden jungen Männer sie meinte. „Und das hier ist sein Freund Crassus, der ihm als Scriba zur Seite steht.“


    Sim-Off:

    Ich gehe erstmal nicht auf den Rennverlauf ein. Das Gespräch kann damit von mir aus erstmal noch ein bisschen vor dem Start dahinplätschern.


    Caius hatte neugierig den Lauf des Geschehens beobachtet und war nun doch erfreut, dass sie Zeugen eines weiteren Qualifikationsrennens sein würden. Er klopfte Crassus grinsend auf die Schulter und musste stark an sich halten um nicht wie ein kleiner Junge mit den Armen zu wedeln und in die Luft zu boxen.


    Als Lucia schließlich mit Dives im Schlepptau herankam, riss Caius sich zusammen und grüßte den Iulier artig: "Äh, ist mir eine Freude dich kennen zu lernen, Iulius." Er streckte Dives seine Rechte zu einem festen Händedruck entgegen und versuchte sich in einem nervösen Lächeln. Denn das hatte er von seinem Vater gelernt: Immer höflich Lächeln und Hände schütteln, so fand man einen guten Einstieg in die politischen Kreise. Wenn man dann auch noch eine gesunde Portion unbedeutenden Smalltalk über die Lippen brachte, hatte man quasi schon einen Fuß über die Schwelle zum Vigintivirat gesetzt.


    Radbod, der mittlerweile keine Schwierigkeiten mehr damit hatte, dass man ihn Crassus nannte, schaffte es dagegen wiederum nicht, einen halbwegs souveränen Auftritt hinzulegen. Er presste ein zittriges "Salve, Iu... Iulius" hervor und verstummte daraufhin wieder.
    Caius wollte die Aufmerksamkeit des Quaestors schnell wieder auf sich lenken, indem er bereits mit dem allgemeinen Plaudern begann: "Ein spannender Auftritt der blauen Aurigae war das gerade."
    Begleitet wurde diese Aussage mit einem durchaus anerkennenden Schürzen seiner Lippen. In Mogontiacum gab es gelegentlich auch Pferderennen oder zu ganz besonderen Anlässen sogar mal ein Wagenrennen auf einem extra dazu errichteten Kurs. Aber die Möglichkeiten, die die Factiones hier in Rom genossen, beeindruckten den jungen Duccier doch in großem Maße. "Hat jede Factio solche Übungsfazilitäten?", fragte er daher anschließend.

    Caius war mal wieder mit von der Partie, als Vala seinen consulischen Pflichten nachkam und einen weiteren der unzähligen Gäste empfing, die ihn täglich zuhause aufsuchten. Diesmal war der Gast der Senator Quintus Germanicus Sedulus. Caius hatte schon mitbekommen, dass dieser einer der gern gesehenen Senatoren in der Casa Accia Ducciaque war. Während Vala Begrüßungsfloskeln austauschte, rief sein Tiro sich den Prozess in Erinnerung, den Vala in Sedulus' Namen geführt hatte. Vala hatte Caius davon erzählt, wie er sich energische Wortgefechte mit dem Advocatus einer gewissen Sergia Fausta geliefert hatte. Der junge duccische Tiro träumte bereits lange davon, ebenfalls einen solchen Prozess zu führen - und zu gewinnen!


    Jetzt allerdings musste er sich erstmal darauf konzentrieren, welcher Art das Anliegen des germanicischen Senators war. Der Germanicus hatte richtig schlechte Laune, so viel stand fest. Caius konnte seine Lage nachvollziehen. Das aedilizische Edikt wurde an ihn weitergereicht und beim Anblick der zu zahlenden Summe schürzte er beeindruckt die Lippen. Das war viel Geld, was der Senator da abdrücken sollte. Zu viel für Sedulus' Geschmack, das war nun klar.


    "Es ist mir eine Ehre, Senator", erwiderte Caius letztlich Sedulus' Gruß. Die Entschuldigung tat er mit einer höflichen Geste ab. "Ich wäre ebenso erbost wie du", kommentierte er den Wutausbruch mit einem neuerlichen Blick auf den Bußbescheid.


    Im Folgenden ging es um Consul-Veto oder Prozess. Caius war natürlich einerseits hocherfreut, dass Vala ihn als Advocatus vorschlug! Immerhin war dies genau das rechtliche Problem, auf das er sich schon einige Zeit vorbereitete. Andererseits rutschte ihm augenblicklich das Herz in die sprichwörtliche Hose. Er sollte nicht nur einfach so vor Gericht ziehen, sondern gleichsam im Namen eines Senators auftreten! Bei dem Gedanken allein schnürte es Caius die Kehle zu.


    Schließlich aber siegte bei ihm der Rechtsverstand über die Sprachlosigkeit. Das Edikt des Aedils hochhaltend sagte er vorsichtig: "Wenn ich mich, äh... kurz einmischen darf. Kann die Zahlung nicht mit Hinweis auf einen Einspruch beim Consul zurückgehalten werden? Du" - er wandte sich an Vala - "könntest doch bis zum Urteil im Feststellungsprozess die Zahlungspflicht aussetzen. So würde man sich jedenfalls eine Klage auf Rückzahlung ersparen."

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    Ein Donnergott, etwa wie Iuppiter? Aber der hatte ja eher die Blitze und als den Donner… Lucia hörte interessiert zu und nickte als Zeichen, dass sie verstand. Leider war es mit ihrem Humor nicht so weit her, dass sie auf Callistus letzte Worte lachte, aber sie nickte wieder verstehend. „Ah, das macht Sinn. Danke für die Erklärung.“ Sie schwieg kurz, ehe ihr noch eine weitere Frage einfiel, ehe sie die Jungs weiter essen lassen wollte. „Gibt es in Germania Superior noch mehr wichtige Gottheiten?“ Damit könnte sie Vala in irgendeinem besonderen Moment sicher milde stimmen… oder aufheitern, wenn sie sich auf einen dieser Götter berief.


    Sobald die beiden jungen Männer sich satt zurücklehnten, hielt es Lucia für angebracht ihre Unterhaltung fürs erste zu beenden, und ihnen ihr Zimmer zeigen zu lassen. „Ich bin sicher, ihr würdet euch gerne ein wenig zurückziehen und erstmal richtig ankommen. Wenn ihr Arsinoe hier folgen mögt, wird sie euch euer Zimmer zeigen.“ Lucia erhob sich mit einem Lächeln und Arsinoe trat mit gesenktem Blick vor.


    "Oh ja", bejahte Caius die nächste Frage in Sachen germanischer Götterwelt. "Im Grunde genommen", fuhr er zwischen einigen Bissen fort, "gibt es bei uns ebenso viele Götter wie überall sonst im Reich..."
    Und dann plauderte Caius über die Götterwelt der obergermanischen Provinz und darüber, dass viele germanische Götter mit denen der Römer oder Kelten gleichgesetzt wurden und er berichtete von dem mogontinischen Stadtpatron Apollo Grannus Mogon und von der Verbreitung des Kultes der Isis und der Mater Magna.


    Allerdings war der Gesprächsstoff noch längst nicht aufgebraucht und Caius wusste auch ohnehin nicht, wie er dieses umfangreiche Thema in einem ersten Kennenlerngespräch einbauen sollte, als er sich satt und zufrieden zurücklehnte. Auch Radbod war gesättigt und Tiberia Lucia erkannte dies sogleich. Caius war dankbar, dass er nicht weiter große Reden schwingen musste und drückte dies in einem Nicken und einem schmalen Lächeln aus.
    "Sehr gern. Vielen Dank, äh, für den bekömmlichen Willkommensgruß."
    Er deutete auf den Imbiss. Radbod nickte beipflichtend.
    "Dann... bis später", verabschiedete er sich und zog Radbod hinter sich her, um Arsinoe zu folgen.

    Caius war baff. Einfach nur baff. Erst vor wenigen Tagen war er, der junge unerfahrene Provinzler, aus Germania Superior nach Rom gekommen. Und jetzt? Jetzt war plötzlich der Imperator Caesar Augustus verstorben. Zudem hatte Caius bereits ein Treffen zwischen den mächtigsten Männern Roms hinter sich - in der Administratio Imperatoris! - und zu allem Überfluss stand er nun im Gefolge des Consuls und seiner bemerkenswert attraktiven Gattin in der Domus Augustana. Bei Wodans Bart und Iunos Möpsen, dieser Palast übertraf alle architektonischen und ästhetischen Maßstäbe, die Caius in seinem Leben bisher untergekommen waren! Der Statthalterpalast in Mogontiacum war ja bereits nicht von schlechten Eltern gewesen. Und je weiter er nach Süden gereist war, desto prächtiger war der ein oder andere Bau geworden (Amphitheater, Aquaedukte, etc. konnten sich in Italien schon sehen lassen. Wenn nicht hier, wo sonst?).


    Und jetzt das hier! Caius war dermaßen sprachlos, dass er beinahe vergaß einen betroffenen Gesichtsausdruck beizubehalten. Als Teil des Gefolges des Consuls wurde er leider auch noch zügig vorgelassen, so dass er nicht einmal in angemessener Weise die Räumlichkeiten begaffen konnte. Nein, jetzt bekam er auch noch die Gelegenheit einen toten Kaiser anzustarren! Caius war hin und weg. Sicherlich, er hatte bereits tote Menschen gesehen, es starben immerhin ständig Leute an Krankheiten, Unfällen oder anderen Alltäglichkeiten. Aber jetzt auch noch einen toten Kaiser aus wenigen Schritt Entfernung zu Gesicht zu bekommen, das war einfach zu viel Wahnsinn in zu kurzer Zeit. In Caius explodierte plötzlich eine ungekannte Aufregung, die ihn beinahe lähmte. Erst recht, als er der Augusta angesichtig wurde. Ihr Götter, macht mich unsichtbar!, betete er stumm und wurde erhört. Denn die Augusta beschäftigte sich zum Glück nur mit dem duccischen Consul und dem Procurator Iunius. Tiberia Lucia und Caius blieben in stiller Anteilnahme etwas abseits stehen. Caius versuchte so authentisch wie möglich sein Bedauern zu zeigen, war sich jedoch sicher, dass die Augusta ihn sowieso ignorieren würde. Es war doch wirklich verrückt, dass Caius diesen Moment erlebte. Oder träumte er etwa nur? Ein heimlicher Kniff in seinen Unterarm bewies: Er wachte. Und wie er wachte. Schließlich blieb sein nervöser Blick erneut am Leichnam des Kaisers hängen. Eine Tragödie, dass dieser Mann, der erst einen Bürgerkrieg heraufbeschworen hatte, nun so wenig Zeit zugestanden bekommen hatte um das Reich wieder zur alten Stabilität zu führen.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Also... Iulius..." , sprach Vala im Plauderton während er seinem Gast und sich eigenhändig etwas zu trinken eingoß und ihm deutete, sich auf einer der Klinen niederzulassen, "Was für Projekte möchtest du mir vorstellen?"


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    So also ging es vom Forum Romanum zur Casa Accia Ducciaque. In der Hoffnung, dass er mit diesen zweiten Anlauf nicht ebenfalls wieder hier oder dort einem Irrtum unterlag, klopfte er an und gelangte auf diesem Weg schlussendlich ins Atrium des Hauses, wo der duccische Consul ihn sodann empfing...


    Der Consul Titus Duccius Vala war natürlich nicht allein im Raum mit dem iulischen Quaestor. Abgesehen von dem ein oder anderen Sklaven, der durch die Räumlichkeiten huschte und Erfrischungen nachfüllte oder einfach nur bereit stand um für etwaige Wünsche der Herrschaften verfügbar zu sein, waren da noch zwei beinahe unsichtbare und gänzlich unhörbare Gestalten im Triclinium anwesend. Caius Duccius Callistus, Tiro Fori des Consuls, und sein Begleiter Radbod, Crassus genannt. Beide saßen in einer Ecke des Raumes, nahezu unebemerkt, und fertigten einfach Notizen über das Gesagte an. Für Caius ging es darum, das Wichtigste aus den Gesprächen herauszufiltern, das für ihn in seiner Laufbahn einmal bedeutsam sein könnte. Sowohl hinsichtlich des Lerneffekts, den er daraus ziehen konnte, als auch hinsichtlich des Inhalts, der einmal von Nutzen sein könnte. Radbod dagegen notierte einfach eine Fülle von dem, was gesprochen wurde, aus dokumentarischen Zwecken.
    So saßen sie also dort nebeneinander und erzeugten nur in manch stillem Moment das wohlbekannte Geräusch von Griffel auf Wachstafel.

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    „Oh, nein wir sind zu spät!“, rief Lucia enttäuscht aus, als sie auf die Zuschauerränge trat und schon das Trampeln der Pferdehufen vernahm. „Es hat schon angefangen!“


    Lucia reckte den Hals. „Der letzte ist Oxtaius und der zweite Hamiris.“, erklärte sie, ohne sich sicher zu sein, dass ihr irgendwer zuhörte. „Schneller Hamiris! Den Knaben wirst du wohl in die Tasche stecken können! NA LOS!“


    Als Tiberia Lucia voller Vorfreude und Aufregung in die Casa Accia Ducciaque gestürmt war und die gesamte Bewohnerschaft wegen des Trainingsrennens der Factio Veneta aufgescheucht hatte, hatte auch Caius nicht ruhig sitzenbleiben können. Neben dem ganzen Stress, den er schon als Tiro des amtierenden Consuls hatte, war Caius auch noch mit der Vorbereitung seiner Feststellungsklage vor dem Praetor beschäftigt. Da kam ihm Lucias Einladung gerade recht. Das war seine Gelegenheit, einmal aus dem Haus zu kommen ohne gleich wieder Arbeit am Hals zu haben. Also schnappte er sich Radbod und eilte der Hausherrin hinterher.


    Beim Trainingsgelände angekommen musste Caius enttäuscht feststellen, dass das Rennen schon begonnen hatte. Er blieb neben Lucia stehen und starrte gebannt auf die Rennbahn, wo er in diesem Moment ein Manöver beobachtete, das offensichtlich schiefging. Radbod stand ein Stückchen hinter ihm, vom schnellen Marsch zum Rennen erschöpft. Caius hatte keine Ahnung, wer da fuhr. Er war daher dankbar für Lucias Erläuterungen zu den Aurigae. Hamiris und Oxtaius fuhren einem anderen jüngeren Auriga hinterher.
    "Der gibt ja ganz schön Zunder", bemerkte Caius anerkennend, um dann wieder zu verstummen. Denn in den nächsten Runden fiel der Jäger langsam zurück, Hamiris holte auf. Oxtaius dagegen blieb völlig auf der Strecke. Caius bedachte Lucia hin und wieder mit einem belustigten Seitenblick, da er so viel Begeisterung von der bisher so damenhaften Tiberia nicht erwartet hatte. Als das Rennen schließlich ein recht unspektakuläres Ende fand, konnten sich die anderen Fans auf den Rängen offenbar nicht recht zwischen Jubeln und Grummeln entscheiden. Viele hatten Oxtaius favorisiert, die meisten natürlich Hamiris. Fast keiner hatte dagegen mit dem jüngsten Auriga gerechnet.


    "Der heißt Prusias Kynegros, hab ich grad erfahren", schnaufte Radbod von der Seite. "Aha", machte Caius. "Der Jäger? Na, das trifft es irgendwie."


    Zitat

    Prusias Kynegros
    "Ich bitte dich, Iulius! Sieh, der Prusias Kynegros", deutete er in dessen Richtung, "der hatte überhaupt erst die Idee dieses Qualifikatiosrennens. Ohne den stünden wir heute alle gar nicht hier. Er hat darum gebeten, dass man ihm eine Chance gibt, um sich zu beweisen. Nun bitte ich darum, dass man auch mir die Chance gibt, um zu beweisen, dass ich besser bin als das!" Besser als nur ein frühzeitig ausgeschiedener dritter Platz. Nach seinem bittenden, appellierenden Redeschwall für die Gerechtigkeit und eine zweite Chance holte der Gallier erstmal tief Luft, bevor er mit bangem Blick der kommenden Antwort harrte.


    Was dann folgte ließ Caius und Radbod einen verwunderten Blick wechseln. Oxtaius fühlte sich offenbar ungerechet behandelt. Von Fortuna, selbstredend, nicht vom Iulius. A propos Iulius, den kannte Caius doch! Das war Marcus Iulius Dives, der Quaestor, den er im Gespräch mit Vala bereits kennen gelernt hatte! Neugierig trat Caius einen Schritt näher und spitzte die Ohren. Auch die umstehenden Fans waren nun aufmerksam geworden. Sie rochen bereits eine Wiederholung des Rennens. Manche allerdings murrten auch, denn sie waren mit der Nominierung von Prusias Kynegros auch mehr als einverstanden.
    "Im ernsthaften Rennen gegen andere Factiones kann ihm das doch auch passieren", kommentierte Radbod die Einwände des Auriga hingegen beinahe unhörbar. Er hatte Angst, dass andere Fans ihm zürnen könnten, deswegen murmelte er seine Bemerkung nur in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Caius schmunzelte und warf Lucia nun einen fragenden Blick zu. Was sie wohl darüber dachte?

    Sim-Off:

    Edit: Einen Rechtschreibfehler korrigiert und oben einen Link zum NSC-Bild eingefügt für alle, die noch nicht in der Casa Accia Ducciaque mitgelesen haben.

    Caius wurde doch schlecht vor Aufregung, als er dem Gespräch zwischen Consul, Praefectus Urbi und Procurator a libellis folgte. Er war so aufgeregt, dass er sich an seiner Wachstafel festhalten musste, um das Zittern seiner Hände zu unterbinden. Das führte letztlich dazu, dass seine verschwitzten Finger am Holzrahmen der Wachstafel zu kleben begannen. Caius atmete kontrolliert ein und aus, versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er schiss sich hier beinahe ein und gleich daneben verhandelten die mächtigsten Männer Roms - die Kommandeure der zahlreichen Legionen im Imperium mal außen vor gelassen - über das Schicksal des Reiches. Als der Decimus schließlich seinen (Adoptiv-) Sohn für einen Praetorianerposten vorschlug, beziehungsweise deutlich machte, dass er dessen Ernennung definitiv würde durchsetzen wollen, rutschte Caius endgültig das Herz in die Hose. Und dann auch noch die selbstbewusste Replik von Vala! Caius spürte seine Knie weich werden. Sollte es jetzt zu einem handfesten Streit kommen, er wäre der erste, der als Mitwisser zusammen mit dem Consul aus dem Weg geräumt würde. Fortuna sei Dank kam es nicht dazu. Die Diskussion schien ihren Höhepunkt überschritten zu haben und es begann sich langsam alles um organisatorische Feinheiten zu drehen. Etwas erleichtert begann Caius wieder zu atmen und musste nicht mehr so sehr um die Standhaftigkeit seiner Eingeweide fürchten. Die ein oder andere Notiz fand sich denn auch stichworthaft auf seiner Wachstafel wieder, die das Gespräch in groben Zügen auch in späterer Stunde noch nachvollziehbar machen würde.

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    Lucia lächelte stolz, während Callistus von Rom berichtete. Ja, das war ihre Stadt! „Ich bin mir sicher das lässt sich einrichten.“, sagte sie freimütig eine Führung zu.


    „Ihr könnt mir danken, indem ihr zugreift und genießt!“, erwiderte sie jedoch erstmal geübt auf den ihr gewohnteren Dank. Sie wartete einige Sekunden, um ihren Gästen zumindest für ein paar Bissen Zeit zu lassen, aber dann ließ ihr ihre Neugierde keine Ruhe mehr: „Ich hoffe ich bin nicht unhöflich, aber ist Donar ein Gott des Genusses?“ In ihrem Kopf stellte sie ihn sich als Äquivalent zu Bacchus vor, war er doch im Bezug zu Essen angerufen worden.


    "Sehr gut", kommentierte Caius etwas kurz angebunden Lucias Zusage in Bezug auf die Stadtführung, um sich dann dem Essen zu widmen.


    Ein freundliches Lächeln drückte dabei einige Momente seine Dankbarkeit aus, bis die Tiberia ihre Frage über Donar stellte. Caius und Radbod sahen zeitgleich auf und richteten ihren erstaunten Blick zunächst auf ihre Gastgeberin. Dann sahen sie einander etwas ratlos an.
    "Ähm", machte Radbod hilflos und versuchte erstmal seine soeben verspeisten Köstlichkeiten herunterzuschlucken. Caius kam ihm mit einer Antwort zuvor:
    "Nein, er ist, nun", verhaspelte er sich, um sich dann - ärgerlich über seine sprachliche Schlitterpartie - kurz zu sammeln und schließlich folgende Erklärung vorzubringen: "Donar ist... naja, der Donnergott. Er bestimmt über das Wetter, er lässt Blitze zu Boden gehen, er ist den Bauern der heiligste aller Götter, da er über Wohl und Wehe ihrer Ernte entscheidet. Äh, Publius Cornelius Tacitus hat ihn in seinen Schriften als Hercules bezeichnet. Ich bin mir nicht sicher, ob man das so sagen kann. Aber er ist uns - also uns Leuten aus Germania Superior - ein äußerst wichtiger Gott."
    Caius sah zu seinem Kumpanen, der zustimmend nickte.
    "Ich glaube ein Mann aus Rom hätte in seiner Situation wohl so etwas gesagt wie 'Bei Iuppiters Bart'. Das hat ja auch nichts mit, äh, Genuss zu tun, oder?" Jetzt grinste Caius verschmitzt. Er hoffte, dass die Tiberia diese Erklärung zufrieden stimmte und, dass sie seine letzten Worte mit Humor nehmen würde.

    Caius hatte sich von Valas Mithausherrn Accius Damio in Abwesenheit dessen eine Toga in passender Trauerfarbe leihen müssen, um nicht aus dem Rahmen zu fallen. So in Trauerornat ausgestattet war er dem Consul zum Palast gefolgt und hatte sich ziemlich schnell in seine Rolle als stummer und möglichst unauffälliger Tiro eingefunden. Mit wachsendem Erstaunen erlebte er im Folgenden, wie der völlig unbedeutende Tiro Duccius Callistus zusammen in einem Raum mit dem Consul Duccius Vala, dem Praefectus Urbi Decimus Livianus und dem Procurator Iunius Silanus stand. Ihm blieb beinahe die Spucke weg, als ihm bewusst wurde, dass hier gerade über das Schicksal des Reiches debattiert wurde. Die Füße still halten. Das war das Stichwort. Caius, jetzt bloß keinen Mucks von dir geben, bloß nicht auffallen. Diese Männer hatten wahrlich Wichtiges zu besprechen, da durfte er nicht stören! Caius befürchtete ihm könnte vor lauter Aufregung schlecht werden...

    Mit angehaltenem Atem beobachtete Caius den Consul dabei, wie dieser das soeben überbrachte Schreiben anstarrte. Er konnte aus der minimalen Mimik in Valas Zügen nicht erkennen, was passiert war. Nur, dass etwas erschreckendes geschehen sein musste. Caius beschlich eine böse Vorahnung. Die bestätigte sich denn auch wenige Augenblicke später, als Vala zu fluchen begann. So sehr Caius damit gerechnet hatte, er zuckte dennoch unmerklich zusammen.


    "Ihr Götter!", entfuhr es ihm mit Entsetzen, als Vala ihm die Todesnachricht offenbarte. Da kam er endlich nach Rom und schon holte Hel den Kaiser zu sich. Konnte das ein Zufall sein? Und dann sprach Vala auch noch aus, was Caius sich nicht einmal zu denken wagte: Bürgerkrieg. Schon wieder! Er sog erschrocken die Luft ein.


    Allerdings blieb dem jungen Duccius nicht allzu viel Zeit um seinem Entsetzen Ausdruck zu verleihen, denn mit einem Mal sprang die Politikmaschine Vala an und scheuchte sämtliche Bewohner der Casa auf. Hastig sprang Caius auf, holte sich wie befohlen Schreibzeug und befolgte die Anweisungen, die Vala in den nächsten Momenten gab: Schreiben, Schreiben, Schreiben. Caius brannten bereits die Finger, als das endlose Diktat endlich ein Ende nahm. Aber der Stress nahm deshalb noch lange kein Ende, denn nun galt es sich in Trauerornat zu werfen und dem Consul zum Palast zu folgen. In Rom herrschte der politische Ausnahmezustand - und Caius war mit einem Mal mitten drin!