Beiträge von Tiberia Lucia

    Da mir aktuell leider absolut die Zeit fehlt: Tiberia Lucia bitte ins Exil schicken.


    die Erfahrung sagt mir, dass ich wiederkomme (und wenn es erst in 3 Jahren wieder soweit ist), vermutlich nicht mit Tiberia, aber das IR wird mich nicht endgültig los =)

    bin aktuell leider nicht so wirklich da, sorry. :(


    ich hoffe ich halte niemanden auf, aber lucia ist ja zum glück aktuell nirgends zentral wichtig. wenn doch, bitte ich um entschuldigung.


    ich weiß leider nicht, wie lange ich noch nicht zum schreiben kommen werde, ich denk häufig dran, aber es wird irgendwie nichts... es ist grade einfach zu viel los.

    Auf seine ersten Worte bekam Merula nur ein unverständliches, aber eindeutig verstimmtes Gebrumm zur Antwort. Als er jedoch in aller Ruhe, gerade so als ob nichts geschehen wäre, weitersprach und sein Auftauchen in Mogontiacum erklärte nahm Lucia zumindest mal den Arm vom Gesicht. Ihre Augen funkelten ihn an, abwartend, ob er sie jetzt gleich in den nächsten Worten zurechtweisen wollte. Etwas Energie für eine entsprechende Antwort würde Lucia dann gewiss finden. Doch auch dies blieb aus. Lucia holte tief Luft und versuchte anschließend ihre Atmung ruhig zu halten.
    „Ich weiß mehr als bloße Gerüchte. Nicht viel mehr, aber mehr“, sprach sie entnervt Richtung Decke. „Da ich eine so zarte und zerbrechliche Frau bin, haben es bisher all meine Freunde für nötig erachtet mir zwar von der Zerstörung der Villa zu berichten, aber die Details... oh nein, die kann man mir nicht zumuten.“ Zischend stieß sie die Luft aus, machte eine rüde Geste in die Richtung, in der sie Rom vermutete und schüttelte dann den Kopf. Sie schloss die Augen für einen Moment und sprach: „Hol alle Briefe, die ich bezüglich der Villa erhalten habe!“ Arsinoe löste sich aus den Schatten und eilte zu Lucias Zimmer. Diese stemmte sich indes unelegant auf die Ellenbogen hoch und wandte sich ihrem Cousin zu. „Seit Tagen warte ich auf einen Brief oder einen Besuch... eigentlich von Verus... und dann kommst du und weißt sogar nur von Gerüchten!“ Sie stieß ein humorlose „Ha!“ aus. „Die Götter haben gerade ihren Spaß mit mir und das nachdem die ganze Zeit...“
    Mehrere Sklaven traten mit vollen Tabletts ein. Obwohl sie kaum zu hören waren, unterbrach ihr Auftauchen Lucia in ihren Worten. Das schien ihr ganz recht zu sein, denn ihre Lippen pressten sich fest aufeinander und sie schluckte den verbleibenden Satz herunter. Sie richtete sich ordentlich auf, rückte ihre etwas verrutschte Tunika zurecht und tastete ihre Haare ab, ob denn noch alles saß, während die Sklaven herumwuselten, das Schultertuch aufhoben, das Tablett verschwinden ließen und still und heimlich die Kissen wieder an ihren Ort verfrachteten.
    Ein Sklave fragte Merula leise, ob er verdünnten Wein oder ebenfalls Met wolle, während ein anderer Lucia ein beinahe bis an den Rand gefüllten Kelch mit Met reichte. Auf dem Tisch wurden verschiedene kleine Häppchen serviert und mehr Essen angekündigt. Dann verschwanden die Sklaven wieder in die Schatten und man konnte ihre Existenz wieder vollkommen vergessen.
    Lucia nahm einen großen Schluck, seufzte und trank gleich noch einen. So langsam schien sich ihre gesamte Haltung etwas zu entspannen und als Arsinoe mit den Briefen zurückkam, hatte sie wieder ein – zugegeben aufgesetzt wirkendes – Lächeln auf den Lippen. Lucia stellte den Kelch ab und ließ sich die Briefe reichen. Sie blätterte suchend hindurch. „Ah! Hier: Das hat mein guter Freund Marcus Iulius Dives dazu geschrieben: Die kaum einen Steinwurf entfernte Villa Tiberia jedoch, der ehrwürdige Stammsitz deiner Gentilen, wurde gewaltsam mit Äxten aufgebrochen und brutal geplündert. Ein gerade von den Märkten zurückkehrender Angestellter meines Haushalts erzählte mir die grausamsten Geschichten von kaltherzig Enthaupteten, deren Köpfe absolut barbarisch einfach so den Esquilinus Mons hinunter geworfen wurden. Die ehrwürdige Villa Tiberia derweil fiel zu großen Teilen einer Feuersbrust zum Opfer. Lucia senkte den Brief und blickte Merula an. „Mein Bruder ist auf dem Land in Sicherheit.“, fügte sie hinzu. „Das war der erste Brief den ich erhalten habe. Soll ich weitere vorlesen? Ich muss dich aber warnen, du wirst am Ende ähnlich frustriert sein, wie ich.

    Der wachhabende Soldat nahm Haltung an und grüßte den Centurio. Da die Tiberia schon mit einem anderen Verwandten redete, folgerte der Soldat, dass es wohl so eine Art Familientreffen sein musste und ließ den Tiberius sogleich zum Domus Legati Augusti passieren.

    Lucia nickte zufrieden, als sie auch schon jemanden auf sich zueilen sah. So war es richtig, deshalb mochte sie den Tempel so gerne. Alle waren höflich, umgänglich und durch und durch römisch! Ein warmes Gefühl durchströmte Lucia und sie lächelte den Aedituus wohlwollend an.


    „Salve, Iulianus., begrüßte sie den jungen Mann freundlich, aber mit der nötigen Distanz. „Eine gute Freundin ist in freudiger Erwartung, dafür ist den Göttern zu danken. Gleichzeitig trägt sie leider schwer an diesem Kind und vielleicht können wir gemeinsam etwas daran ändern. Ich dachte mir je ein Opfer an Alemona und Iuno wäre ein guter Anfang.“ Lucia nickte sich selbst bestätigend zu. „Ich bin mir jedoch unsicher, ob die Umstände ein blutiges Opfer rechtfertigen, oder ob das Blut für die Schwangere in diesem Fall ein böses Omen sein könnte. Ich möchte nur das Beste für meine Freundin!“ Das war ja eigentlich klar, doch irgendwie musste es auch erwähnt werden.

    Ohje… Da hatte sich Menelaos für die Schlimmste aller Möglichkeiten entschieden. Lucias Blick huschte kurz zu Seneca, dessen Gesichtszüge eine Warnung an Menelaos waren mit dem bösen Scherz aufzuhören und ihnen nun die wirkliche Geschichte zu verraten. Lucia unterdrückte einen Seufzer und setzte sich etwas gerader hin. Ihre Zuversicht von eben, Menelaos garantiert von etwaigen problematischen Einzelheiten abbringen zu können schwand der vagen Hoffnung noch irgendetwas ausrichten zu können, ehe Seneca den Griechen in der Luft zerriss.


    Gerade noch rechtzeitig blickte Lucia wieder zum Griechen, als dieser seinen kurzen Vortrag mit der Liebe beendete und ein bisschen frech wurde. Ein Schmunzeln in den Mundwinkeln unterbrach Lucia den Blickkontakt, indem sie züchtig die Lider senkte und besann sich ihrer Aufgabe. „Es klingt absolut faszinierend!“, begann sie, hoffend nicht von Seneca unterbrochen zu werden. „Aber… uhm…“, fügte sie deshalb rasch hinzu und zögerte dann bewusst. „Mein lieber Menelaos, ihr seid der bekannte und beliebte Künstler und ich würde es nie wagen…“ Wieder zögerte sie und seufzte theatralisch. „Aber ist das Theater nicht unter anderem dafür da, die Menschen aus ihrem Alltag zu entführen? Ihnen unbekannte Welten, fremde Kulturen und andere Lebensweisen zu zeigen? In Rom habe ich so gut wie nie ein Stück über Römer gesehen. Wir wurden nach Griechenland entführt auf eine gefährliche Seereise, Menschen die sich mit Göttern anlegen. Wir sind nach Ägypten in den Palast geschlichen, um Attentäter bei ihrer Arbeit zu beobachten, Intrigen zu verfolgen und hoffnungslose Liebe zu erleben. Wir wurden mit Helden auf ihre unmöglichen Suchwanderungen geschickt, haben Kämpfe mit Monstern und Liebeleien mit gefährlichen Sirenen erlebt.“ Lucia schien in schwärmen zu geraten, dies selbst zu merken und unterbrach sich mit einem scheuen Lächeln. Nach einem offensichtlich verlegenen Räuspern fuhr sie fort: „Menelaos, was ich sagen möchte: Wäre dies nicht eine wunderbare Möglichkeit den Barbaren hier – die noch nie aus dieser Stadt herausgekommen sind, die vermutlich noch nicht einmal wissen, dass es so grandiose andere Länder gibt – wäre dieses Theaterstück nicht eine Chance für die Menschen hier die große, wundervolle Welt zu erleben?“ Fragend und hoffend blickte nun sie ein wenig zu lang in die Augen des Griechen.

    „Verdammte Axt!“, brach es zornig aus Lucia hervor. Hätte sie jetzt irgendwas in der Hand gehabt, sie hätte es frustriert auf den Boden geworfen. Ihr Arm machte trotz der leeren Hand die aggressive „Ich möchte grade etwas zerdeppern“-Wurfbewegung irgendwo in die Richtung schräg hinter Merula. Stampfend drehte sie sich von ihrem Verwandten weg. „Verdammt! Kann dieser verdammte Mercurius mal seinen Scheiß zusammenbekommen?“, knurrte sie gen Decke und fuhr dann aggressiv fort: „Bei Austers Arsch, können nicht mal irgendwelche... irgendwas... arg!!“ Sie warf ihre Hände frustriert in die Luft und stürmte ins Triclinium. Schon halb verschwunden brüllte sie noch über die Schulter: „Met! Jetzt!“
    Aus dem Triclinium konnte man lautes Knarren und Kratzen hören, als ob Möbel über den Boden geschoben würden, dann ein blechernes Scheppern und ein frustrierter unartikulierter Ausruf. Es folgte ein Geklapper und nicht verständliches Grummeln und dann wurde es unheimlich still.


    Keiner der Sklaven hatte bis zu diesem Zeitpunkt auch nur mit einer Wimper gezuckt. Erst die Stille schien sie aus ihrer Starre zu reißen und fast alle Anwesenden stoben davon, mindestens drei in Richtung Küche, um die Aufträge ihrer Herrin, vor allem den letzten, möglichst schnell zu erfüllen. Lediglich Arsinoe – die unbemerkt hinter Lucia heruntergekommen war – wirkte von dem Ausbruch ihrer Herrin relativ unbeeindruckt. Sie atmete tief durch, suchte den Blick den Griechen. Sie wollte eindeutig nicht das Wort direkt an Merula richten und sprach deshalb an dessen Sklaven gewandt: „Ich denke dein Herr kann nun ebenfalls ins Triclinium gehen. Zwischen ihren Worten schwang ein „sie sollte sich inzwischen wieder einigermaßen im Griff haben“ durch.


    Tatsächlich würde Merula, wenn er nun ins Triclinium folgte, eine absolut stille Lucia vorfinden. Die Tische waren eindeutig verrückt worden, ein Serviertablett lag verbogen auf dem Boden und die Kissen der Klinen waren ebenfalls nicht mehr an ihrem Platz. Das Schultertuch lag vergessen auf dem Boden und die Klinenw irkten, als ob Lucia ebenfalls versucht hätte sie zu verscheieben, dabei jedoch gescheitert war. Auf einer der Klinen lag sie nun auf dem Rücken, den Arm über den Augen und bis auf ihren schweren Atem unheimlich still.

    Das standardmäßige Kompliment nahm Lucia nur mit halbem Ohr wahr. Sie war dabei die nächsten Schritte zu planen: Sie würde Merula ins Triclinium führen, etwas nette Plauderei – worüber auch immer, aktuell wollte ihr kein akzeptable Thema einfallen – veranstalten, bis die Sklaven das Essen brachten und sobald er einigermaßen gesättigt war, würde sie ihn auf die Villa ansprechen. Das war der Plan nach den guten Sitten. Aber das würde so lange dauern! Vielleicht konnte sie ihn schon während er aß… oder während sie auf das Essen warteten fragen. Ja, das wäre zwar etwas unhöflich, aber das sollte gehen. Es waren immerhin herausragende Umstände, bei allen Göttern! Aber sie wollte zeigen, dass ihre Erziehung hier im Norden nicht gelitten hatte, sie würde sich wappnen und gedulden und…
    "Lucia, nun sprich doch, sind die Gerüchte wahr?"
    In ihrem Gedankenfluss unterbrochen blinzelte Lucia ihren Cousin zunächst an wie eine Eule. Nach ein, zwei Sekunden begann ihr Kopf zu verstehen, was ihre Ohren gehört hatten und ihre Gesichtszüge entglitten ihr. „Gerüchte“, echote sie tonlos. „Willst du mir sagen, dass du…“, ihre Stimme überschlug sich und sie brach mühsam beherrscht ab. Mit geballten Fäusten versuchte sie es nach einem angestrengten Räuspern noch einmal: „Möchtest du damit ausdrücken, dass du auch nichts genaues weißt?“ Ihre Stimme war in ein gerade so noch gezügeltes Knurren übergegangen. Ihre angespannte Haltung erinnerte an eine Bogensehne kurz vor dem Abschuss. Nur eine kleine Bewegung und all die angespannte Kraft würde losbrechen. Die ach so schönen Augen warnten Merula jetzt ja nicht zu bestätigen, dass er nichts wusste. Denn wenn das passierte würde Lucia die Beherrschung verlieren, wie ein kleines Kind aufstampfen und die Besten von ihrem Mann gelernten Schimpfworte – „Verdammte Axt!“ war als harmlosere Variante ganz vorne mit dabei – gen Himmel loslassen.

    Arsinoe betrat Lucias Zimmer leise wie immer und konnte dadurch noch beobachten, wie ihre Herrin einen Brief wutentbrannt in die Ecke pfefferte. „Verdammte Axt!“, fluchte Lucia und stampfte frustriert auf. „Warum bei Hades Arsch denken alle sie müssten mir die Einzelheiten ersparen!?“ Sie warf ihre Hände in die Luft und gab ein entnervtes Geräusch von sich, da am besten mit „Wraaarg!“ beschrieben werden kann. „Diese miesen Sklaven zünden unsere Villa an, enthaupten irgendwen, machen sonst irgendwelche unaussprechlichen Dinge und kein Schwein verrät mir was genau passiert ist!“, knurrte sie in Richtung einer extrem bleichen Sekunda, die aber noch tapfer aufrecht auf ihrem Stuhl saß. „Was glauben die denn, wie ich hier reagieren soll?“, fuhr sie fort und sprach übertrieben dämlich betonend. „Oh, dann ist das wohl so. Ich werde mich dann weiter meinen Stickereien widmen und abwarten, ob“ Ab hier wurde ihr Ton wieder aggressiv. „irgendjemand die verdammte Güte hat mir mehr von dem Untergang meines einzigen Zuhause zu erzählen!“ Ohne ein passendes Ziel für ihre Wut stapfte Lucia in ihrem Zimmer auf und ab, wie ein ausgehungerter Löwe im viel zu kleinen Käfig. Sekunda schien etwas sagen zu wollen, schloss den Mund dann jedoch wieder und schüttelte traurig den Kopf. Wie Arsinoe bangte die alte Sklavin um ihre Freunde in der Villa, doch natürlich hatte keiner die Güte die Hausklaven in nur einem Wort zu erwähnen. Im Gegensatz zu ihrer Herrin konnten sie deshalb aber nicht so einen Aufstand machen.
    „Vielleicht kann der Gast, der eben angekommen ist Licht ins Dunkle bringen“, schaltete sich Arsinoe ein. Lucia fuhr zu ihr herum und schnappte: „Was!? Arsinoe lächelte tapfer und sprach: „Eben ist ein gewissen Tiberius Merula angekommen. Er wünscht dich… weiter kam sie nicht. Tiberius Merula?“, unterbrach Lucia und Arsinoe nickte nur. „Warum sagst du das nicht früher?! Bei den Göttern, er wird mehr wissen! Steht nicht so dumm herum! So kann ich ihm nicht unter die Augen treten!“ Lucia ließ sich unelegant auf ihren Hocker plumpsen und wedelte ungeduldig mit den Händen. „Arsinoe Haare, nichts außergewöhnliches, aber so können sie nicht bleiben! Sekunda… nein, bleib wo du bist und überwach was die Gänse hier tun. Flora, Gesicht. Mach dass ich nicht ganz so abgespannt aussehe, das reicht, aber beeil dich! Ich brauch noch ein Schultertuch und ordentliche Schuhe. Holt mir meine Perlen und bei Bachus gebt mir etwas zu trinken! Hop, hop, hop!“ Alle Sklaven die sich bis dato scheu im Hintergrund gehalten hatten stoben auseinander, nur um kurz darauf Lucia wie die Bienen ihre Königin zu umschwärmen.


    In Rekordzeit war Lucia fertig. Ihre Haare waren zu einem schlichten Kranz geflochten, ihr Gesicht wirkte einigermaßen frisch und nicht, als ob sie sich seit zwei Tagen nur aufregte und kaum schlief. Doch wer genau hinsah konnte erkennen, wie abgespannt sie war. Sie trug ihre Perlenohrringe und die dazu passende Kette und hatte ein extravagantes Schultertuch zu ihrer eher schlichten Tunika umgelegt. Nie und nimmer hätte irgendjemand, der Lucia kannte erwartet, dass sie sich so schnell für einen Gast bereit machen konnte. Aber eigentlich war der Mann ja Familie, auch wenn Lucia dem Namen nicht wirklich ein Gesicht zuordnen konnte. Sie wusste, sie hatte einen Merula schon einmal getroffen, mehr jedoch nicht. Egal. Er war ein Verwandter, also konnte sie ihm schlichter gegenübertreten… vor allem unter diesen Umständen.


    Lucia eilte die Treppe hinunter, was man sicher im Atrium hören konnte, und bremste erst kurz bevor man sie sehen konnte etwas ab, um ihrem Verwandten in zumindest beinahe angemessener Geschwindigkeit gegenüber zu treten. Mit zum Willkommen ausgebreiteten Armen ging sie auf ihren Verwandten zu und sprach dabei: „Merula! Was für eine Überraschung, aber der Zeitpunkt deines Besuches hätte nicht besser gewählt werden können!“ Sie hatte sichtlich Mühe die Regeln des Anstandes zu wahren, wollte es doch schier aus ihr herausplatzen was denn nun genau in Rom passiert war. Doch sie hielt sich zurück, noch… „Ich sehe, du bist schon mit Wein versorgt worden. Sehr schön. Lass uns ins Triclinium gehen, dort lässt es sich bequemer reden.“ Sie winkte einem Sklaven. „Bring Speisen und mehr Getränke.“ Ihre Nerven brauchten eindeutig etwas Stärkeres als verdünnten Wein.

    Menelaos machte es sich neben Lucia bequem und stimmte sogleich einen Toast an. Lucia hob ebenfalls das Glas und trank von dem hervorragenden spanischen Wein. Ihr wurde in diesem Moment bewusst, dass sie schon länger keinen so guten Tropfen mehr getrunken hatte. Warum eigentlich nicht? Ihre Gedanken drohten abzuschweifen, doch Lucia drängte diese unwillkommene Ablenkung beiseite. Sie konzentrierte sich lieber auf das angenehme Gespräch, das sich hier entwickelte. Menelaos hatte ja einiges vor! Leise Zweifel, dass das Stück so überhaupt nicht mit Senecas Vorstellungen übereinstimmen könnte, äußerte Lucia lieber noch nicht. Darauf konnte man ja später zurückkommen, wenn Einzelheiten besprochen wurden. So konnte dem Künstler zunächst ein wenig Honig um den Bart geschmiert werden. „Das klingt wundervoll!“, äußerte sie sich daher erstmal begeistert. „Ich persönlich freue mich schon jetzt darauf vor allen anderen zu erfahren, auf welche Irrwege Amor deine Charaktere schicken wird. Ich bin mir sicher Seneca ist schon sehr gespannt darauf, welche große Schlacht das Vorbild für dein Stück ist. Verrate uns doch bitte jetzt schon ein wenig mehr!“ So würden sie sicherlich schon einige gefährliche Punkte herausfinden können und mit ein wenig Charme traute Lucia es sich schon zu Menelaos Alternativen nahezubringen, ohne den Künstler in seiner Ehre zu verletzen.

    Arsinoes Herzschlag war von der kleinen Aktion am Tor noch immer beschleunigt, aber ihre Stimmung hatte das Geschehene schon gehoben. Hoffentlich würde es Lucia genau so gehen! Die führte den angeblichen Verwandten ihrer Herrin zum Domus Legati Augusti und gab dort dem Sklaven an der Tür die Arznei für Sekunda und Anweisungen für Gäste vorzubereiten. Lucia wollte sie lieber selbst von dem Cousin berichten.
    Jetzt sprach sie jedoch erstmal an den Sklaven des Tiberius gewandt: "Ich werde euch gleich jemanden herausschicken, der euch ins Artium führt. Dort solltet ihr sogleich was zu trinken und eine Waschschüssel bekommen. Ich bin mir sicher ihr hattet eine lange Reise und wollt euch zumindest etwas frisch machen. Ihr Blick fiel vielsagend auf den Wagen des Tiberius. "Ich gebe meiner Herrin Bescheid, dass Besuch angekommen ist. Es könnte jedoch ein bisschen dauern, sie tritt Gästen nur immer perfekt gegenüber und Perfektion benötigt ihre Zeit." Damit verschwand Arsinoe im Haus. Wenig später tauchte auch schon der angekündigte Sklave auf, um die Gäste hinein zu geleiten.

    Arsinoe war in die Stadt geschickt worden, um der alten Sekunda eine Arznei zu holen. Die alte Leibsklavin der Tiberia machte Arsinoe in letzter Zeit sorgen. Sekunda hatte immer häufiger Probleme aufzustehen und verbrachte fast den gesamten Tag im Bett oder warm eingepackt auf einem Stuhl im Zimmer der Domina. Seit der schrecklichen Nachricht aus Rom war die alte Frau nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch Arsinoe machte sich schreckliche Sorgen um ihre Freude, die ebenfalls in der Villa arbeiteten oder nun vielmehr gearbeitet hatten. Niemand hatte es für nötig gehalten über das Wohlergehen eines einzigen Sklaven zu berichten. Aber das war nicht weiter verwunderlich, Lucia hatte ja selbst kaum Informationen zu ihren Verwandten bekommen. Die Sorge tat der alten Sekunda jedoch alles andere als gut und Arsinoe hoffte sehr, dass ihr die Arznei helfen würde.


    Arsinoe kam gerade am Tor an, als ein Wagen einfuhr und ein etwas überheblich wirkender Sklave seinen Herrn ankündigte. Sie wollte ja eigentlich nicht lauschen, aber der Sklave betonte den Namen Tiberia dermaßen, dass sie ihn einfach mitbekommen musste. Das würde die Domina doch sicherlich aufheitern! Frech trat Arsinoe also vor, sie war bei den Wachen ausreichend bekannt, und sprach: "Endlich seit ihr da! Die Domina erwartete euch schon viel früher!" An die Wachen gewandt fügte sie hinzu: "Lasst sie rasch passieren! Ihr wollt doch sicherlich nicht meine Domina erzürnen!" Sie winkte dem Sklaven seinen Herren rasch durchs Tor zu schaffen.

    So lange hatte Lucia kaum Briefe aus Rom bekommen und jetzt kamen immer mehr ins Haus geflattert. Dummerweise wollte Lucia die Nachrichten garnicht lesen. Alle hatten doch eh das gleiche Thema: "Hast du es schon mitbekommen? Die Villa Tiberia ist abgebrannt." Lucia hatte den Brief ihrer Freundin Manlia lag noch ungeöffnet auf dem Tisch liegen, als sie Post von jemandem bekam, den man nicht so einfach ignorieren konnte. Seufzend öffnete Lucia das Schreiben und wappnete sich für dessen Inhalt.



    Tiberia Lucia
    Domus Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania Superior




    Meine liebe Freundin,


    ich wollte dir schon viel früher schreiben und muss mich dafür entschuldigen, dass ich es nicht getan habe. Der Anlass aus dem ich die heute schreibe ist auch leider kein erfreulicher.
    Marodierend Horden von Sklaven haben es gewagt sich gegen Rom zu erheben und sie haben es gewagt die Villa Tiberia und damit das Kaiserhaus selbst anzugreifen. Ich möchte dir hier nun auch die genauen grausamen Details ersparen. Es tut mir leid dir mitteilen zu müssen, dass von die einstig prächtigen Villa, der Stammsitz deiner Familie nichts weiter als verbrannte Überreste geblieben sind. Doch sei versichert mein Mann wird nicht eher ruhen bis jene die es gewagt haben zur Strecke gebracht und ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden.
    Ich weiß nicht wie ich dich in diesen schweren zeiten aus der Ferne über deinen Verlust hinweg trösten kann, doch möchte ich dir versichern, dass ich dir immer zur Seite stehe und du auf meine Hilfe zählen kannst.


    Lucia atmete zittrig tief durch. Die marodierende Meute bestand aus Sklaven... Sklaven! Der Dorn der seit Dives Brief in ihrer Brust zu stecken schien, begann erneut zu schmerzen und gab Tropfen um Tropfen Gift in Lucias Herz ab. Was glaubten diese unwürdigen Kreaturen, wer sie waren!? Wie konnte das passieren? Wer hatte diesen willenlosen Wesen dazu angestiftet? Lucia konnte nicht glauben, dass Sklaven - die nichts anderes konnten als Befehle zu befolgen- ohne Hilfe soetwas tun könnten. Ihre Mine wurde immer finsterer. Die Kaiserin versprach Aufklärung, gerechte Strafe. Aber wieder bekam Lucia keine Einzelheiten, bewusst keine der grausamen Einzelheiten erzählt. Frustriert warf sie den Brief auf den Tisch. Sie musste zurück nach Rom! Es konnte doch nicht angehen, dass sie nur wegen Vala hier festsaß. Es gab doch auch andere Paare die eine Zeit getrennt waren. Sie musste nach Rom. Sie musste einfach. Lucia sprang auf, lief zur Tür und blieb abrupt stehen. Sie konnte den Brief nicht unvollendet liegen lassen, vielleicht gab es ja doch noch wichtige Information. Mit überaus graden Rücken setzte sie sich wieder und nahm den etwas geknickten Brief in die Hand.



    Und damit dieser Brief nicht nur schreckliche Dinge enthält, füre ich mich, dir auch mitteilen zu können, dass ich nun auch stolze Mutter eines Sohnes - Tiberius Aquilius Iulianus – bin. Der Kaiser ist unglaublich stolz auf seinen Nachwuchs und ganz vernarrt in seinen kleinen Sohn.



    Mögen die Götter stets wachen über dich und deine Familie.



    Vale bene!


    Deine mit dir fühlende Freundin


    VETURIA SERENA


    Nichts mehr zur Villa oder dem Aufstand. Lucia legte den Brief diesmal etwas vorsichtiger beiseite. Sie musste mit Vala reden. "Wo ist mein Gatte?", stellte sie die Frage in den Raum. "Er ist aktuell nicht im Hause, wird heute Abend aber zurück erwartet." bekam sie eine nicht zufriedenstellend Antwort. "Na gut... Dann wollen wir doch mal sehen, ob Manlia mehr zu erzählen hat, sprach Lucia grimmig und griff nach dem zuvor vernachlässigten Brief ihrer alten Freundin.

    Entweder Künstler, oder umgänglich. Lucia lächelte bei dem Gedanken, sprach ihn jedoch nicht aus. Sie wollte Senecas Hoffnung nicht zerstören. "Da magst du recht haben.", stimmte sie ihm stattdessen bezüglich der politischen Thematik zu. Sie wollte gerne einen Gegenvorschlag machen, doch da wurde eben jener Künstler angekündigt. Vorfreudig setzte sich Lucia ein wenig aufrechter hin. Auf den Mann war sie jetzt aber wirklich gespannt.


    Lucia hatte das Bild von einem jungen, sportlichen, gutaussehenden Mann im Kopf gehabt, als sie sich Menelaos vorgestellt hatte. Doch in dem Moment, wo der Mann den Raum betrat war dieses Bild wie weggefegt. Lächerlich! Ein Künstler war eben keine Statue. Ein Künstler sollte genau so aussehen und sich genau so bewegen. Lucia war noch bevor Menelaos den Mund öffnete von ihm sehr angetan. Dann sprach der Mann und Lucia fand ihn unglaublich sympatisch. Der Mann hatte Geschmack und konnte sich sehr gut aufdrücken! Verzückt lächelnd nicke Lucia dem Mann begrüßend zu. "Menelaos! Ich habe schon von deinem Talent mit Worten gehört!" Lucias Lächeln verbreitete sich zu einem Grinsen. "Du hast tatsächlich eine goldene Zunge!" Lucia wandte sich an Seneca. "Du hast gut gewählt!", lobte sie seine Entscheidung Menelaos mit dem Theater zu betrauen. "Ich freue mich dich endlich persönlich kennen zu lernen und freue mich auf unsere Zusammenarbeit!" , diese Worte waren wieder an den Künstler gerichtet. Ein strahlendes Lächeln wurde zuerst Menelaos und anschließend Seneca geschenkt.

    Inzwischen war Lucia ein häufiger Gast im Tempel der kapitolinischen Trias. Es tat ihr gut ihren Göttern zu opfern und um kleine oder große Dinge zu bitten. Es hatte eine Spur Normalität, die sie aus Rom zu kennen glaubte. Seltsamerweise hatte sie in Rom so gut wie nie an öffentlichen Orten den Göttern gedacht, geschweigedenn ihnen besonders regelmäßig Opfer dargebracht. Dennoch überkam sie jedesmal Heimweh, wenn sie einen Tempel betrat.


    Doch heute sollte es nicht um sie gehen. Sie hatte gestern mit ihrem Freund Iunius Seneca gesprochen und ihm ein Versprechen gegeben. Das wollte sie hier und heute einhalten. Seine Frau, die ebenfalls ein Freundin von Lucia war, schien schwer an ihrer Schwangerschaft zu tragen. Lucia hoffte, dass die Götter gnädiger gestimmt waren, wenn sie von verscheidenen Quellen die Bitte um das Wohlbefinden von Decima Seiana und ihrem Ungeborenen erhielten.


    Mit einem nostalgischen Lächeln betrat Lucia also den Tempel, ihre normale Entourage im Schlepptau.
    Wie jedesmal blieb sie im Eingangsbereich stehen und wartete darauf, dass ihr einer der Tempeldiener seine Hilfe anbot. So war es bisher jedesmal gewesen und so wollte sie es auch weiterhin handhaben. Es gehörte sich einfach so.