So langsam musste Lucia aufpassen. Natürlich musste sie von dem Wein kosten, den die Augusta hier anbot und natürlich musste sie einiges trinken, wo die Augusta selbst doch so begeistert davon schien. Aber Lucia war nur allzu bereit das zu tun. Seit sie beinahe neun Monate darauf hatte verzichten müssen, fiel es ihr schwer zu irgendeinem guten Schlückchen nein zu sagen. So langsam bemerkte sie selbst, dass sie es mit dem Genuss vielleicht irgendwann mal auch zu weit treiben konnte. Aber diese Gedanken gehörten nicht hierher! Der Wein war tatsächlich erfrischend und wohlschmeckend, da wollte sie sich den Genuss nun wirklich nicht verderben mit irgendwelchen Ängsten, dass sie eventuell irgendwann, wenn sie nicht aufpasste, als eine Säuferin gelten könnte. Außerdem war er ja verdünnt und sie würde sich hüten mehr als die Augusta selbst zu trinken, also pscht! Lucia ließ den ersten Schluck genüsslich über ihre Zunge rollen. „Ah! Köstlich! Darf ich fragen, woher der Wein kommt?“
Natürlich war die Frage nach der Geburt keine neue. Zwar war Lucia bei noch nicht all zu vielen Feiern oder sonstigen Treffen gewesen, aber ihre Freundinnen Manlia, Flaminina und Calena hatten sie natürlich genau besucht. Erstere wollte Lucias Erfahrungen unbedingt mit ihren eigenen vergleichen, letztere waren neugierig auf eine weitere Version eines Ereignisses, das doch nur all zu häufig zu einer Horrorgeschichte werden konnte. Zwar doch immer mal wieder mit Happy-End, aber das war ja eben nicht garantiert. Dementsprechend routiniert, konnte lucia auf die Fragen der Augusta eingehen: „Die Geburt war erträglich. Ich möchte mich nicht beschweren, da mir versichert wurde, dass ich es im Vergleich zu anderen noch gut hatte. Mir wurde sogar bescheinigt, dass es beinahe wie die Geburt des zweiten Kindes abgelaufen wäre. Wenn ich das richtig verstanden hab, bedeutet das eine erheblich leichtere und schnellere Geburt als es für das erste Kind üblich wäre. Dennoch habe ich, obwohl die Wehen in der Nacht anfingen, erst am Nachmittag meinen kleinen Schatz auf die Welt gebracht. Aber Parca und Nona waren mir anscheinend gnädig und ich möchte mich nicht beschweren.“ Lucia lächelte schief. Zwar verblasste die Erinnerung immer mehr, aber angenehm war es absolut nicht gewesen! „Levana sei Dank, freut sich Vala tatsächlich über seine Tochter, fast so als ob sie ein Sohn wäre.“, konnte sie dann noch glücklicherweise bestätigen. Sie hatte ja nicht mitbekommen, wie lange Vala um das Kind herumgeschlichen war, ehe er es aufhob und jetzt himmelte er die Kleine ja genauso an, wie Lucia es tat.
Als die Sprache auf die Pläne ihres Mannes kam, konnte Lucia nicht anders als das Gesicht zu verziehen. Jahre der Übung in der Kontrolle ihrer Gefühle hatten keine Chance gegen die große Abneigung die Lucia gegen ihre bevorstehende Zukunft empfand. Sie bemühte sich ihre Reaktion hinter dem Weinglas zu verstecken und brachte ihr Minenspiel wieder unter Kontrolle. „Er hat konkrete Pläne, ja. Aber es ist noch nichts sicher und vielleicht kommt es ja ganz anders.“ Gegen Ende klang Lucia hoffnungsvoll. „Aber er scheint Legatus Augusti Pro Praetore werden zu wollen.“ Sie konnte einfach nicht aussprechen, wohin es Vala offensichtlich zog. Das würde es viel zu wirklich machen! Vielleicht kam es ja tatsächlich noch ganz anders und Lucia würde, wenn sie schon aus ihrem geliebten Rom wegmüsste, zumindest nicht in den kalten, stinkigen Norden müssen.