Beiträge von Haakon

    Der großgewachsene Germane hörte seinem Gastgeber aufmerksam zu und versuchte jeden seiner augenscheinlich gut gemeinten Tipps aufzusaugen und zu verinnerlichen.
    Ja, das mit dem Netzwerk und den guten Bekannten, hatte ihm bereits sein Patron auf der Schiffahrt den Rhein herauf erzählt. Bekannte waren wirklich das A und O.
    Sich in 'seinen' Kreisen weiter zu vernetzen? Das klang richtig und gut, doch was waren genau 'seine' Kreise? Er war hier in Mogontiacum ein unbedeutender Niemand. Immerhin Klient eines Pontifex und Decurios der Stadt, doch hatte er bisher nicht viel womit er selber aufwarten konnte. Bisher hatte sich nichtmal der Plan einer eigenen Hütte durchsetzen lassen. Wobei die Vorbereitungen dafür immerhin schon im vollen Gange waren, zumindest was die Rahmenbedingungen durch die Hilfe seines Patrons anbelangte.


    "Du wirst mir also einen Hinweis geben, sollte sich irgendwo eine Chance für mich ergeben?", fragte er dann so direkt nach, da der Duccius dies ja in gewissem Maße angedeutet hatte. "Aber dann würde ich noch tiefer in deiner Schuld stehen.", ergänzte er seinen zurvor geäußerten Satz noch mit der entsprechenden Konsequenz, und deutete dabei gleichzeitig nochmal an, dass er das ja sowieso tat, durch die großzügige Kostenübernahme bei der Schola Mogontiacums.


    Es gab in jedem Sinne noch eine Menge für ihn zu tun, damit er hier richtig Fuß fassen konnte. Da galt es nun, wie sein Gastgeber auch selbst meinte, Verbündete, oder zumindest Bekanntschaften zu finden und zu pflegen, auf die sich aufbauen ließ.

    "Wettkämpfe sind immer gut, aber Reden hören?", äußerte Haakon sein sichtliches Desinteresse daran, Fremden beim philosophieren zuzuhören. Zumindest dieser Teil des Werbeblocks schien nicht so angekommen zu sein, wie der Werber es vielleicht gewollt hatte. "Hauptsache Trinken, gutes Essen und Wettkämpfe. Ich werde wieder hingehen.", bemerkte er dann noch um sich nicht unhöflich gegenüber seinem äußerst freundlichen und zurvorkommenden Gastgeber zu wirken.


    "Eine Kimber.", erwiderte Haakon nickend. "Sie kam mit fahrenden Händlern an der nördlichen Grenze unseres Stammesgebietes vorbei.", deutete Haakon an, wie solch an sich weit entfernt lebende Stämme begegnen konnten, ehe die Völkerwanderung einsetzte zum Ende des Römischen Imperiums bei der so einige ursprüngliche Herkunftsgebiete durcheinander geworfen wurde.
    Dann ging er wieder auf den Aufstieg der Duccier in Mogontiacum ein. "Vom Garküchenschrubber zum Großgrundbesitzer. Wenn du sagst, dass du das selbst miterleben durftest ..." Haakon machte eine kurze Pause in der er sich sein bärtiges Kinn kratzte. Waschen konnte vielleicht helfen, doch das war in diesem Moment keine Option. "... Ist es da zu aufdringlich, wenn ich Dich um ein paar Tipps bitten würde, wie man am Besten in der römischen Gesellschaft Fuß fasst? Dank meines Kurses an der Scholae Mogontiacum, habe ich zwar schon einen guten Einblick erhalten dürfen, doch sind die Tipps eines Praktikers doch um nichts zu ersetzen." Haakon schaute nun etwas unsicher seinen Gastgeber an und hoffte, dass er mit dieser spontanen Idee, da sie gerade bei dem Thema angelangt waren, nicht über das Ziel herausschoss und seinen Gastgeber brüskierte.

    "Oh, oh, oh...", machte Haakon, als er diese Neuigkeit (zumindest für ihn) erfuhr, die Taberna Silva Nirga sei im Eigentum der Duccier. "Ja, gib das Kompliment gerne weiter.", sagte er dann und grinste sein Gegenüber schief an, sich mittlerweile wohlbewusst, dass er gerade in eines der wohl größten Fettnäpfchens Mogontiacums gestiegen war, und dazu mit einem Mordsanlauf, mit dem er es auch einmal quer über den Rhenus geschafft hätte.
    "Armdrücken? Ich sollte der Taberna wohl wirklich noch einmal einen Besuch abstatten. Für ein ordentliches Kräftemessen bin ich immer zu haben.", seit seiner Ankunft in Mogontiacum hatte er nicht mehr richtig die Zeit gefunden dort wieder hinzugehen. Auch die Not fehlte dazu, da er durch seinen Patron ja eine Unterkunft gestellt bekommen hatte. Doch schien sich ein zweiter Besucht wahrlich zu lohnen, nicht nur aufgrund des guten Räucherfleisches.


    "Ja, genau. Das hab ich gemeint.", kommentierte Haakon die besondere Betonung des Ortes durch den Duccius, den er selbst offensichtlich nicht richtig ausgesprochen hatte."Meine Vorfahren kommen auch alle von dort. Alles Borchter. Kaum einer hat es mal weit gebracht. Aber warum auch, wir hatten es meist gut. Nur meine Mutter, die war eine Kimber.", erzählte er noch ein wenig mehr über seine Ahnen.


    "Aber dafür habt ihr euch hier im römischen Reich bereits hervorragend etabliert.", bemerkte Haakon dann und liess seinen Blick sichtlich beeindruckt durch die Räumlichkeiten wandern.

    "Dengg schonn...", plapperte Haakon gedankenverloren vor sich hin, als das Duccische Sippenoberhaupt ihn nach dem Verhältnis der Sklaven zu bezahlten Arbeitern in den petronischen Betrieben fragte. "Soweit ich das beurteilen kann.", schob er dann noch hinterher. Er war sicherlich nicht in der Lage besonders viel über die zahlreichen Betriebe seines Patrons Auskunft geben zu können, doch was den Steinbruch anging, kam es ihm schon so vor, als ob die meisten davon Sklaven wären. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass Haakon selbst meist nur mit den Sklaven zu tun hatte, die die schwere Arbeit im Steinbruch erledigen mussten. Willigis, der Vorsteher des Steinbruchs, war kein Sklave und verrichtete dementsprechend auch die weit angenehmeren Arbeiten. Alles in allem war es für Haakon auch nie wirklich wichtig gewesen. Er tat was man ihm auftrug.


    "Beliefert ihr denn auch die Taberna Silva Nigra? Da bin ich anfangs abgestiegen, die hatten damals ein erstklassiges Räucherfleisch.", wobei die Betonung dabei auf 'hatten' lag, weil Haakon seitdem nicht mehr da gewesen war.


    "Du willst wissen von wo ich stamme?", fasste er die Frage seines Gegenübers nochmal kurz zusammen um sie dann auch sofort zu beantworten. "Petronius hatte mir das mal auf einer aktuellen Karte gezeigt. Ich stamme aus dem Gebiet östlich des Rhenus, auf Höhe dieses Doppellagers der Römer.", Haakon kratzte sich das bärtige Kinn, während er über den Namen des Zweilegionenlagers nachdachte. "Wettera oder so...", sprach er dann völlig unbekümmert darüber, ob er es richtig getroffen hatte, oder auch nicht. "Stammt ihr denn von hier? Oder von wo stammt deine Sippe?", stellte er dann dem Duccier die selbe Frage.

    Dankend ließ sich Haakon von der Duccischen Magd bedienen und stieß mit seinem Gastgeber an, worauf er direkt einen tiefen Schluck vom kühlen Nass nahm.
    Die Glückwünsche zu seiner Patronatswahl nahm Haakon dankbar nickend entgegen und erwiderte: "Danke. Bisher gab es auch noch keine Situation in der ich es bereut hätte. Er hat mir geholfen hier Fuß zu fassen und ein neues, einfaches Leben aufzubauen." Haakon gönnte sich ebenfalls noch einen Schluck des Bieres, es war wirklich wohlschmeckend, als das Duccische Familienoberhaupt fortfuhr.
    "Der Mann fürs Grobe! Harharhar!", wiederholte Haakon die Duccische Definition seiner Tötigkeit beim Petronius und musste dabei laut auflachen. "Ja, das trifft wohl zu. Auf der Reise nach Roma kümmerte ich mich ebenfalls um den Geleitschutz der Decuriones.", verfiel er nun in die Prahlerei. Aber warum auch nicht, er war durchaus Stolz darauf, dieses 'Kommando' zum Erfolg geführt zu haben.
    Doch zurück zum Thema. Duccius Marsus hatte eine Frage gestellt, die Haakon auch so gut es ging beantworten wollte. "Ob der Steinbruch gut läuft?", wiederholte er nochmal das Gesagte, leise nur für sich, um sich Zeit zu verschaffen um kurz darüber nachzudenken. "Nun, ich denke schon. Die Arbeiter haben wirklich viel zu tun. Was wiederum meine Arbeit erleichtert, denn erschöpft flieht es sich nicht so leicht.", fügte er den letzten Halbsatz noch mit einem Augenzwinkern an.
    "Durch das Zurückholen eines entflohenen Sklaven, bin ich auch erst in die Verbindung mit dem Pontifex gekommen.", erzählte der großgwachsene Germane dann, da es ihm bei dem Thema gerade in den Sinn kam und nahm noch einen Schluck des guten Bieres. "Schmeckt Hervorragend."

    Sim-Off:

    ...und dennoch hoffe ich, aus dem 'Monatsrhythmus' wieder herauszukommen ;)


    Seine bisher eher Starre Haltung lösend schlich sich ein leichtes Lächeln auf Haakons Züge. "Ein Bier wäre großartig!", gab er unumwunden zu und freute sich innerlich darüber, dass er hier im Hause der Duccier so großartig willkommen geheißen wurde.


    Dann wollte er selbstverständlich auch die Fragen seines großzügigen Gastgebers nicht unbeantwortet lassen. "Zusammenhängen ist genau das richtige Wort dafür, denke ich.", erwiderte Haakon und musste breit grinsen. "Kurz nach meiner Ankunft hier in Mogontiacum bin ich in seine Dienste getreten und habe mich ebenfalls seinem, wie man es hier nennt, 'clientela' angeschlossen." Haakon machte eine merkwürdige Geste bei dem Wort, dass ihm nur schwer über die Lippen kam, denn es gab noch immer einige lateinische Begriffe, die er nicht korrekt aussprechen konnte. "Jetzt arbeite ich für ihn in seinem Steinbruch als Sklavenaufseher und allgemeiner Aufpasser.", erzählte er dann weiter, wie sein momentanes Tageswerk so aussah.

    Haakon beobachtete das Duccische Familienoberhaupt, als dieser abwinkte und fragte sich ob dieser überhaupt davon gewusst hatte, bevor Haakon es ihm erzählte und er deshalb so großzügig sein konnte, oder die Familie soviel Geld besaß, dass es auf diese 'Kinkerlitzchen' nicht ankam.
    "Es hat mir tatsächlich geholfen die römischen Gebräuche und Strukturen besser zuverstehen und mich zurecht zufinden.", anwortete der großgewachsene Germane, der die Frage Witjons durchaus ernst genommen hatte.


    "Sehr gerne. Sehr gerne.", sprach Haakon und war sichtlich erleichtert, dass er das für sich Wichtigste an diesem Besuch so schnell erledigen konnte.


    Sim-Off:

    ...und entschuldige bitte diese enorm lange Wartezeit :(

    Seinen Blick wieder von der wärmenden Frühlingssonne abwendend erblickte der Borchter den Hausherrn, der genau in diesem Moment auf ihn zu schritt. Ruckartig stand der Germane auf und nahm die ihm ausgestreckte Hand zum Gruß dankend an.
    "Heilsa, Witjon Evaxsohn!", begrüßte auch Haakon sein Gegenüber mit vollem Namen in dessen Dialekt, so gut er konnte zumindest. Ein Gebot der Höflichkeit. Offensichtlich unterschieden sich die Dialekte der beiden Germanen auch nicht so stark von einander, dass man sich nicht verstand.


    "Ich bin hergekommen um eine längst überfällige Schuld zu begleichen.", antwortete Haakon auf die Frage seines Gegenübers und machte dabei eine ausladende Geste, ehe er auch verbal ausholte. "Einst besuchte ich die damalige Schola im Vicus Apollinensis um mir einen Einblick in das römische Gedankengut zu gewähren. Doch konnte ich mir die horrenden Gebühren nicht leisten.", kurz musste Haakon Luft holen, ehe er seinen bereits daheim vorbereiteten Vortrag fortführen konnte. "In meiner Notlage kam einer deiner Leute und sprang für mich ein. Diese Geschichte ist bereits einige Mondwechsel her. Viel ist bereits seit dem Geschehen. Doch habe ich deine Großzügigkeit von damals nicht vergessen und möchte mich hier und jetzt dafür erkenntlich zeigen und dir meinen Dank aussprechen.", jetzt war es soweit. Haakon hatte seine Kehle trocken geredet und räusperte sich kurz, ehe er wieder den Blickkontakt mit Witjon suchte.

    Bei den Thermen angekommen, konnte sich Haakon wieder auf die Worte seines Patrons konzentrieren. Egal was nun auf dem Forum noch passieren sollte, sie wären erst einmal in sicherer Entfernung und der weitere Fluchtweg war ebenfalls offen.


    "Ja, das glaub ich auch. Doch sollte sie sich bisher auch nicht vor möglichen Heiratskandidaten retten können. Als Tochter des Kaisers wird sie wohl seit der Inthronisierung ihres Vaters begehrt gewesen sein.", bemerkte Haakon und lachte dabei auf.
    Die nächste Aussage seines Patrons beruhigte Haakon dann sehr. Er wollte beim besten Willen nicht noch einmal in dieses Moloch von Rom reisen müssen. Nicht nur, dass es ihm dort nicht wirklich gefallen hatte, sondern selbst die Reise dorthin war so beschwerlich und voller Gefahren gewesen, dass er sich das ganz bestimmt nicht noch einmal antuen wollte. Diese Reise reichte ihm für zwei Leben. "Dann bin ich beruhigt.", äußerte er dann auch verbal seine Gedanken, wobei eine spürbare Erleichterung in seiner Stimme mitschwang.


    Plötzlich bemerkte Haakon eine Stimme die immer lauter wurde und vom Forum zu ihnen herüber drang. Dann stimmten weitere Stimmen in den Ruf mit ein und Haakons Blick fokussierte sich auf dem Teil des Forums, das er von hier erblicken konnte. Es schien eine alte Anrufung der germanischen Götter zu sein, zumindest soviel wie Haakon verstand, dass geschuldet ihrer Entfernung zum Forum, bei weitem nicht alles war. "Wat denn da getz' los?", stellte er die wohl eher rhetorisch gemeinte Frage in die Runde, schließlich würde es keiner der Anwesenden hier wissen, und war dabei unbeabsichtigt wieder in seinen germanischen Dialekt verfallen.

    Haakon folgte dem Duccischen Türsteher durch die große Halle, wo sie an seinem gigantisch großem Wollteppich vorbeikamen der an einer der Wände befestigt war. Erst auf den zweiten Blick erkannte Haakon, dass es sich dabei um einen Stammbaum handelte. Bei dem Versuch dort den Namen des Hausherrn zu entdecken, fiel er hinter seinem Führer ein wenig zurück. Aufgrund der Größe dieser Familie dauerte es etwas bis er den Namen Duccius Marsus endlich fand, seinen Blick wieder nach vorne richtete und bemerkte, dass bereits einige Schritte freier Fläche zwischen ihm und seinem Führer lagen. Schnell überwand er diese Fläche in der Hoffnung, dass dies unbemerkt bleiben würde. Er wollte schließlich keinen schlechten Eindruck machen. Der erste Eindruck war immerhin der Wichtigste.


    Im Atrium angekommen wurde ihm ein Platz auf einer der Bänke angeboten. Ein Angebot dem Haakon gerne nachkam. Sitzen war immer etwas angenehmes, wenn man normalerweise einem schweren Tageswerk nachging. Und im windstillen Innenhof des Anwesens konnte auch längeres recht angenehm sein, wie der Germane befand, als er sich reckte und den Blick gen Märzsonne richtete.

    Sim-Off:

    nicht dafür... ;)


    Durch die Erwiderung seines germanischen Grußes, fiel Haakon wieder auf, das es doch noch Unterschiede zwischen den römischen Haushalten und den germanisch-stämmigen gab, auch wenn diese sich bereits seit Generationen hier etabliert hatten. Haakon gefiel es in einem bekannten Dialekt begrüßt zu werden und fühlte sich sogleich viel willkommener und herzlicher Empfangen als bei Besuchen in römischen Haushalten.


    Der Germane schien nicht besonders interessiert daran zu sein, wofür Haakon sich denn genau bedanken wollte, immerhin war seine Aussage mit der 'Hilfe' ziemlich allgemein gehalten. Scheinbar kam das öfter vor, dass sich irgendjemand bei dem Duccius bedanken wollte. Haakon nickte dann auch nur und sah den Ianitor weiter an, bis dieser ihn dann hereinbat und die Tür weiter öffnete, dass Haakon eintreten konnte.
    "Bedankt...", bemerkte er noch und folgte dem Ianitor dann auf dessen Aufforderung in das großzügige Atrium des Anwesens.

    Zu Haakons Beruhigung sah auch sein Patron die aufkeimende Gefahr durch die zusammendrängende Menschenmenge auf dem Forum und willigte dann ein, sich weiter abseits erneut zu sammeln.


    Tiefer in die Straße in Richtung Thermae Iuliani gegangen, führten die Beiden dann das Gespräch fort. "Verdammt. Was wird nun passieren? Hatte er einen Sohn?", fragte der Germane dann seinen Patron und fügte noch mit einem zerknirschten Lächeln im Gesicht an."Wir müssen aber beim Nächsten nicht wieder in den Süden um ihn mit Kisten voll Gold zu überhäufen, oder?"

    Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da wurde auch bereits die Türe von Innen geöffnet.
    "Heilsa! Mein Name ist Haakon Harleifson.", stellte er sich beim Türöffner freundlich vor. "Ich bin auf der Suche nach Witjon Evaxsohn. Ich möchte mich gerne bei ihm für seine Hilfe bedanken.", versuchte er sogleich den Grund für ein Gespräch mit dem Duccier zu erläutern um etwaigen Nachfragen seitens des Hausangestellten zuvor zukommen.

    Haakon wusste ja bereits aufgrund der Gespräche mit seinem Patron davon, dass die alte Casa Duccia im Stadtinneren beinahe vollständig niedergebrannt war und sich die Familia rund um Witjon Evaxsohn daraufhin gedacht hatten: Lieber Klotzen statt Kleckern! Denn anstatt die, im Verhältnis zu ihrem neuen Anwesen, kleine Casa im Vicus Apollinensis neu aufzubauen, haben sie vor den Toren der Stadt eine riesige Villa Rustica errichten lassen.


    Und an genau dieser Villa Rustica, an dessen Haupttor der großgewachsene Germane mehrmals die Woche vorbeikam, stand nun Haakon um dem Hausherrn einen Besuch abzustatten. Mit großen Schritten näherte er sich dem Eingang und klopfte dreimal kräftig an.

    Die zuvor lauschende Menge verwandelte sich immer mehr in ein einziges großes Knäuel aus Menschen. Haakon stand relativ abseits, so dass ihn dies nur marginal kümmerte, während sein leerer Blick noch immer in Richtung des Eingangs der Curia gerichtet warund die Gedanken in seinem Kopf kreisten umher.


    Plötzlich wurde er von einer bekannten Stimme aus seinen Gedanken gerissen und sein Blick fokussierte den Sprechenden.
    "Heilsa Petronius!", begrüßte er seinen Patron mit besorgter Stimme, nachdem er ihn erkannt hatte. "Ist das wahr?", ignorierte er dessen Frage. "Ist der Kaiser tot?", fragte er weiter, während sein Gesichtsausdruck irgendwo zwischen Ungläubigkeit und Teilnahmslosigkeit angesiedelt war, da die Gedanken wieder anfingen sich in seinem Kopf zu überschlagen.


    In der Zwischenzeit schien sich die Menge an Menschen auf dem Forum immer dichter zu drängen. Und sowohl die Gedanken als auch der Blick des Germanen richteten sich auf seinen Patron. "Die werden immer unruhiger hier. Ich würde vorschlagen, dass wir vielleicht noch weiter zur Seite gehen.", sprach er und deutete dabei auf den Anfang der Straße hinter ihnen, die in Richtung der Thermae Iuliani führten.

    Als er das Gedränge auf dem Forum an diesem Morgen bemerkt hatte, gesellte sich auch Haakon zu den restlichen Bewohnern dieser Stadt und versuchte herauszubekommen um was es hier ging.


    Es dauerte nicht lange, ein, zwei Gespräche mit bekannten Gesichtern und er erfuhr, dass eine ominöse Sondersitzung des Ordo Decurionum einberufen wurde, zu der es bereits die wildesten Gerüchte gab. Doch auf Gerüchte gab Haakon nicht viel. Er bedankte sich noch schnell bei seinem Gesprächspartner und ließ dann seinen Blick zur Curio schweifen. Kurz überlegte er noch, ob er mit den ganzen Municeps warten sollte, oder sich wieder an sein täglich Brot machen sollte, da sein Patron ebenfalls Decurio und Pontifex war, würde er die Inhalte dieser Sitzung vielleicht sowieso mitbekommen, wenn er fragen würde. So war zumindest die vage Ahnung des Germanen, denn bisher hatte er im Grunde mit seinem Patron noch nie über politische Themen gesprochen. Ausser damals auf der Flussfahrt in Richtung Süden. Damals, als die Gesandtschaft Mogontiacums auf dem Weg war dem neuen Kaiser im Süden Tribut zu zollen. Doch da ging es nur um die Grundlagen, wie der Hase bei den Römern so lief und nicht über aktuelle Themen. Ob er wirklich von seinem Patron frische Informationen aus Ratssitzungen bekam, sicher war sich Haakon plötzlich garnicht mehr dabei und aus dem anfänglichen kurzen Nachdenken wurde ein längeres Sinnieren und sein Blick verlief sich in der Weite ohne etwas zu fokussieren.


    Plötzlich ging ein merkwürdiges Zischen durch die Menge und dann wurde es plötzlich still, so still, dass es Haakon aus seinen Gedanken riss. Er horchte auf, eine Stimme, sein Blick fokussierte nun die Porta der Curia und sah einige Decurios dort stehen und einen sprechen. Zu ihm gehörte diese Stimme, die keine guten Neuigkeiten kund taten. Der Kaiser aus dem Süden war verstorben. Gedanken schossen durch seinen Kopf. Die Stadt ohne die römische Legion, nur bewacht durch eine viel zu hektisch ausgebildete Bürgerwehr von Halsabschneidern, Söldnern, Tagelöhnern und einfachen Trotteln. Haakon hatte sie kennen gelernt. Er selbst hatte einige dieser Leute für die Gesandtschaftsreise nach Rom engagieren können - engagieren müssen. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben. Es gab zu dem Zeitpunkt kaum fähige Leute in der Stadt für solch eine Unternehmnung, da musste er nehmen was er kriegen konnte. Und diese Leute wurden wenigstens von einem ehemaligen Centurio ausgebildet.


    Kaum hatte der Decurio seine Ansprache an die Bevölkerung beendet, brach das Stimmengewirr über der Menschenmenge wieder aus. Alles sprach durcheinander. Hektisch, angstvoll waren die Stimmen die Haakon vernahm. Ein jeder hatte Angst davor, dass es wieder zu einem Bürgerkrieg innerhalb des römischen Imperiums kam. Der letzte war noch nicht komplett verdaut. Zu kurz war die Zeit der Regeneration gewesen, als dass die Ängste und Befürchtungen nicht sofort wieder in der Bevölkerung aufloderten.

    "Bist du wach?", fragte Haakon in die Finsternis, nicht wissend ob es überhaupt eine Antwort geben konnte. In der Hütte war es tatsächlich noch dunkler als draussen, denn der Mond hatte hier garkeine Chance mehr das Licht der Sonne wiederzuspiegeln. Doch Haakon wusste bereits im Schlaf wie es dort aussah und benötigte das Licht nicht um sich zurechtzufinden. Drüben an der Rückwand war seine Schlafstätte, ein kleines Gestell aus Holz, das mit Stroh und Erde gefüllt war, rechts neben dem Eingang ein kleiner Tisch mit drei Hockern und auf der anderen Seite war die Schlafstätte seines germanischen Begleiters, der ihn seit er damals die Adrana passiert und das Gebiet der stark geschrumpften Marsern hinter sich gelassen hatten, begleitet hatte. Der Stamm der Marser hatte gewaltig Gräueltaten der Römer erdulden müssen und war dementsprechend nicht gut auf Haakons Absichten zu sprechen gewesen. Haakons Begleiter war schon ziemlich alt, doch war er ihm seit dem ein guter Freund geworden. Wach schien er jedoch nicht zu sein, da es auf Haakons Frage keine Reaktion gab. Vielleicht ist er garnicht daheim, dachte sich Haakon, da er auch das typische leichte Schnarchen nicht hören konnte.
    Erst fragte sich der Germane ob er sich über die Anwesenheit des Alten noch vergewissern sollte, doch stattdessen winkte er gedanklich ab und suchte sich seinen Weg zu seinem eigenen Bett.
    Zwei Schritte vor, am Tisch vorbeigehangelt und RUMMS Haakon krachte mit dem Schienbein gegen einen quer am Boden liegenden Hocker, der dort eigentlich nicht liegen sollte, sondern aufgeräumt unterhalb der Tischplatte stehen sollte. "Verdammter Loptr!", zischend kam dieser Fluch aus seinem Mund, während er sich sein geschundenes Schienbein hielt. Doch in der Dunkelheit tat sich weiterhin nichts. Mit einem bedächtigen Schritt stieg Haakon über den gekippten Hocker. Aufräumen wollte er lieber erst am nächsten Morgen wenn das Sonnenlicht durch die schäbigen Fenster und die Ritzen im Holz die kleine Hütte erleuchtete.
    Doch weit kam er dennoch nicht, denn sein linker Fuß blieb an etwas hängen, etwas weichem und Haakon stolperte, konnte sich beinahe fangen, doch dann war er bereits am Bett angelangt und fiel bäuchlings auf das Selbige. Völlig erschöpft schlief er dann auch sogleich so ein, wie er aufgeschlagen war.

    Der Abend war bereits der Schwärze der Nacht gewichen, als Haakon einsamen Schrittes die Straße zum Steinbruch hinunter ging. Nur bepackt mit seinen Sieben Sachen, denn den Esel, sowie die Waren aus Germania Libra, hatte der Germane bei seinem Patron im Stall der Casa Petronia gelassen.
    In der Ferne war der Ruf einer Eule zu hören, als der großgewachsene Germane durch das Tor des Steinbruchs schritt und zu der kleinen Hütte hinab blickte, die er mit seinem alten Weggefährten teilen durfte, seit er beim Besitzer des Steinbruchs angeheuert hatte. Es brannte kein Licht, die Fenster waren allesamt dunkel. Was für die Uhrzeit sicher nichts ungewöhnliches war, doch beschlich ein ungutes Gefühl den Germanen.
    Doch dann wurden seine Gedanken jäh unterbrochen, als ein großer Schatten hinter einer der anderen Hütten sich aufrichtete und in seine Richtung blickte. Dann rannte dieser laut kläffend auf ihn zu und löste in Haakon einen ordentlichen Schrecken aus, ehe dieser verstand, dass es sich dabei nur um Ulixes handeln konnte. Den Wachhund des Steinbruchs. Bei seiner ersten Begegnung mit diesem Ungetüm eines Hundes, hatte sich Haakon bereits ziemlich erschrocken. Der Schatten kam immer näher und auch die Geräuschkulisse, die er mitbrachte, nahm nicht ab.
    "Ulixes!", rief Haakon dem Hund entgegen und hoffte ihn durch seine bekannte Stimme beruhigen zu können. "Ja, Ulixes. Komm her!", rief er nochmal, beugte sich vor und stemmte sich mit den Händen auf seine Knie. Das Ungetüm näherte sich weiter Haakon und sprang dann aufgeregt an ihm hoch. Voller Freude über das Wiedersehen mit dem grobschlächtigen Germanen. "Ja, du kleiner Unhold, hast mir auch gefehlt.", säuselte Haakon dem Hund entgegen und freute sich ebenfalls ihn wiederzusehen.
    Nach einigem hin und her, schaffte Haakon es sich endlich von Ulixes zu befreien und die Wiedersehensfreude bei Ulixes ebbte dann recht schnell wieder ab, doch begleitete er den Germanen noch bis zur Tür seiner Hütte. Noch ein letzter Streichler über den Kopf des Hundes und Haakon verabschiedete sich von Ulixes und betrat die dunkle Hütte.

    "Ich danke dir.", erwiderte Haakon seinem großzügigen Patron. "Ich würde vorschlagen, dass wir die Einzelheiten klären, sobald es akut wird. Ich werde diesen Winter noch abwarten, ehe ich mit dem Hausbau beginnen werde. Häuser müssen im Frühling errichtet werden." So war es jeher Brauch bei seinem Volke und daran wollte er sich dieses Mal auch halten. Der Alte würde sicherlich noch einige andere alte 'Volksweisheiten' für ihn auf Lager haben. Bei dem Gedanken daran huschte ein leichtes Schmunzeln über Haakons Lippen.


    Haakon trank noch aus, ehe er sich dann von seinem Patron für den heutigen Tage wieder verabschieden wollte. "Es war ein langer Tag für mich, der einiges an Kraft gekostet hat. Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, doch würde ich mich jetzt gerne verabschieden.", sprach Haakon, stand auf und machte sich auf zu gehen.