Beiträge von Haakon

    Haakons Miene erhellte sich und er lächelte zurück, als sein Patron ihn lobte und ihm dabei auf seine Schulter klopfte. So war der Einsatz wenigstens nicht gänzlich umsonst gewesen, wenn man mal von dem reinen Wert der Münze absah.
    Kurz nachdem sein Patron auch Undorich gelobt hatte, meldete sich wieder sein Sohn dazwischen, der noch immer neben den Dreien stand und offensichtlich nicht wirklich damit einverstanden war, dass Haakon und Undorich solch eine Anerkennung bekamen.


    Innerlich applaudierte Haakon für den jungen Petronius auf eine äußerst sarkastische Art und Weise und blickte ihn dabei etwas mitleidig an. Hätte er nicht im Dreck gespielt und wäre dem Dieb gefolgt, dann läge er jetzt wahrscheinlich tot in der Gosse. Niedergemacht von den raubeinigen Fuhrknechten, mit denen Undorich und Haakon es zu tun bekommen hatten, als sie den Dieb 'stellten'. Vielleicht bekam er auf der Reise noch einen unbeobachteten Moment, um es diesem arroganten Deppen ins Gesicht zusagen, doch unter den Augen seines Patrons, wollte Haakon jetzt kein Fass aufmachen. Er hatte ihn gerade erst gelobt, da wollte er nicht direkt wieder negativ auffallen.


    "Ja, das stimmt. Hätte dein Sohn uns nicht auf ihn aufmerksam gemacht, wäre er wohl entkommen, Patron.", sagte Haakon dann in einem auffallend neutralen Tonfall.

    Kaum am Kreis der Männer angekommen, wurde er sofort von dem Sohn seines Patrons, dem jungen Petronius Crispus gesehen und aufgehalten. Sein Tonfall gefiel Haakon garnicht. Was dachte der bitte, was er mit Undorich gerade getrieben hätte?
    Gerade wollte er eine schlagfertige Antwort geben, die kein grünes Blatt an dem jungen Petronius gelassen hätte, da stieß auch Petronius Crispus Maior zu ihnen und überfiel Haakon mit den selben Worten, wie zu erst Lucius. Wie der Vater, so der Sohne, eh?!
    Doch die Antwort auf Lucius Frage verkniff sich Haakon dann, denn im Angesicht seines Patrons wollte er nicht negativ auffallen.


    "Schau mal, was wir, also ich und...", dann blickte er rüber zu Undorich. "... Undorich hier gefunden haben." Haakon grinste schelmisch, als er die Münze aus seiner Tasche fingerte, sie kurz an einer sauberen Stelle seiner Kleidung rieb und sie dann gold-glänzend seinem Patron unter die Nase hielt. "Der Dieb ist nicht weit gekommen damit."
    'Der Dieb, den dein Stümper von einem Sohn, nicht verfolgen konnte, weil er auf seinem Rockzipfel ausgerutscht war.', fügte er in Gedanken an und blickte dabei noch einmal scharf zum Petronius Minor herüber. Dass dieser ihn der Art feindselig wieder 'begrüßt' hatte, saß noch auf Haakons Leber, wie die Laus. Nur läuft die zumindest weiter.

    Endlich suchte dieser verdammte Streuner das Weite! Undorich musste ihn hart getroffen haben, dass er endlich aufgibt und die Sinnlosigkeit seines Unterfangens erkennt.
    Kurz darauf machte sich Haakons Weggefährte auch schon daran die Taschen, des noch immer paralysierten Diebes zu durchsuchen. Während Haakon sich noch den Schweiß von der Stirn wischte, wurde sein Kamerad fündig.
    "Sehr gut! Pack die ein und lass uns verschwinden!", bestätigte Haakon dann seinen Vorschlag, steckte die Axt zurück und machte sich dann, zusammen mit Undorich auf den Rückweg zur Gesandtschaft.


    Unterwegs drehten sich noch manche der Bewohner, die die Szenerie mit angesehen hatten, zu ihnen um, doch wohl nur wenige wagten überhaupt daran zu denken sie aufzuhalten. Und keiner davon, schien den Mumm zu haben, dies wirklich in die Tag umzusetzen. Sie schienen damit genug Eindruck gemacht zu haben.
    "Du hast dich wirklich gut geschlagen. Den Einen hast du ja ganz alleine fertig gemacht.", lobte Haakon seinen Kameraden lachend, von dem er solch einen Wagemut erst garnicht erwartet hatte. "Wie ist dein Name?" Mochte sein, dass er sich schon einmal namentlich bei Haakon vorgestellt hatte, doch hatte er diesen ehrlich gesagt mittlerweile wieder vergessen, doch würde er ihn ab jetzt wohl nicht mehr vergessen. Ein Gefährte im Kampf und in der Not, war unvergesslich.


    Es dauerte nicht lange, bis die Beiden wieder die Hauptstraße erreicht hatten und dort wieder auf den Tross aus Mogontiacern stießen, die gerade versuchten die Achse des kaputten Karrens zu flicken, doch konnte er nicht erkennen, ob es ihnen geglückt war, ober ob sie vielleicht schon aufgegeben hatten. Ein kurzer Blick über die Menschenmenge und dann sah er den Petronius.
    "Gib mir die Münze.", zischte er Undorich zu und stupste diesen mit dem Ellbogen an, als sie noch etwa fünf Schritte von dem Ring aus Wachleuten, die die Karren und die Gesandtschaft schützen sollten, entfernt waren. Haakon wollte seinem Patron die freudige Nachricht, ohne Verluste dieses Schauspiel der Götter überstanden zu haben, unverzüglich und persönlich überbringen. So, dass sie wenigstens in dieser Hinsicht nicht noch mehr Geld verlieren würden. Diese Zöllner waren sowieso die besseren Banditen, als dieser halbstarke Dieb, der wohl noch immer mit gebrochener Nase im Dreck der Straße lag.

    Während Haakon sich mit dem einen Gallier beschäftigt war, bemerkte er nur im Augenwinkel, wie Undorich auch auf den zweiten der Fuhrknechte losging. Das gefiel ihm allemal, ein Kamerad, der zügig handelte und keine Angst hatte sich schmutzig zu machen, oder der Gefahr einfach aus dem Weg zu gehen.
    Doch da der Gallier, mit der nun wohl gebrochenen Nase, noch stand, musste Haakon nachsetzen. Das tat er auch, ohne mit der Wimper zu zucken. Er rammte ihm seinen Axtstiel in den Magen und verpasste ihm hinterher noch einen ordentlichen Schwinger mit der freien Hand. Dies sorgte dafür, dass bei diesem Fuhrmann der Widerstand zu brechen schien, denn er ging erstmal zu Boden. Der Germane wollte sicher keinen Töten, weshalb er nur die stumpfen Aspekte seiner Waffe eingesetzt hatte.


    Jetzt konnte Haakon seinem Kameraden beistehen, der wieder zurückgewichen war, anstatt nachzusetzen und dem ganzen ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Haakon stellte sich schützend zu Undorich und blaffte den nun angeschlagenen und nunmehr alleinen gallischen Fuhrmann an: "Hast du nun genug?!"
    Und versuchte dessen Gedanken mit einer drohenden Bewegung seiner Axt, die soviel ausdrücken sollte wie: 'Oder willst du noch mehr?', in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Hoffentlich würde er sich nun seinen Kollegen schnappen und das Weite suchen. Sodann Haakon und Undorich sich endlich über den hoffentlich noch immer am Boden liegenden Dieb zu kümmern, das Gold einzusammeln und zurück zu den Anderen zu stoßen, damit sie endlich diese drei mal verfluchte Stadt verlassen konnten.

    So langsam wurde aus seiner anfangs aufgesetzten Aggression nun ungespielter Zorn, der sich auch in Haakons Gesicht niederschlug. Er verlor mit jeder weiteren Nachfrage dieses kaum verständlichen Galliergesocks immer mehr die Geduld.
    "Nicht nur neugierig, sondern auch noch blind biste, eh?!", blaffte er dann, auf die letzte Frage des einen Fuhrknechts, zurück. Es reichte ihm endgültig.


    Es half wohl nur noch die Flucht nach vorne, doch ohne diesen Dieb in Ruhe durchgeschüttelt zu haben, damit auch jede gestohlene Goldmünze ihren Weg zu ihrem eigentlich bestimmten Besitzer fand, wollte Haakon diese Szenerie nicht verlassen. Das einzige Problem, das noch zwischen dieser Tat und ihm stand, waren diese zwei Gallier, die sich ungefragt in fremde Angelegenheiten mischen mussten. Die würden schon sehen, was sie davon haben.


    "Ik sachs net nomma!!", bellte er weiter, ohne dass ihm auffiel, dass er etwas von dem Latein abgekommen war, dass er auf dieser Reise beinahe ununterbrochen gesprochen hatte. Doch diese Situation kostete einfach zuviele Nerven, als dass er noch auf solch etwas, in seinen Augen, Belangloses achten konnte.


    Es dauerte noch einen Atemzug, dann schnellte er vor. Er sah einfach keinen anderen Ausweg mehr. Angriff war immer noch die beste aller Verteidigungen. Er versuchte dem einen der zwei gallischen Fuhrleute die stumpfe Seite seiner Handaxt ins Gesicht zu rammen, in der Hoffnung, dass wenn der Andere sah wie dieser zu Boden ging, vielleicht die Aussichtslosigkeit seiner Lage begriff, denn selbst eine so minimale Überzahl ungelernter Hilfsarbeiter, wobei einer der Dreien bereits im Dreck lag, würde es richtig schwer haben, gegen einen ausgebildeten Krieger, wie Haakon einer war und einen mindestens 'angelernten' Ex-Milizionär, der vielleicht noch keine Erfahrung im Kampf hatte, aber doch von einem verdient ausgezeichneten Veteranen der Legio IX & II ausgebildet wurde. Marcus Petronius Crispus höchstpersönlich.

    "Gold.", spuckte er das Wort beinahe aus. "Goldmünzen, die für den Kaiser bestimmt waren.", viel mehr wollte er nicht verraten, immerhin waren sie hier auf fremden Terrain, wo keiner genau wusste, was passieren wollte, wenn die Bewohner dieser Stadt darüber Bescheid wüssten, dass dort ein Tross mit mehreren Karren voller Goldmünzen und anderer Schätze unterwegs war.


    Genau, der Karren! Die etlichen Münzen, die im Dreck verteilt lagen, als Haakon sie zum letzten Mal gesehen hatte! Sie mussten sich beeilen und schleunigst hier fort, wenn sich das herum spricht, konnten sie die Räuber und Plünderer auf ihrem weiteren Weg schon vor sich sehen.


    "Und jetzt macht, dass ihr fort kommt! Das geht euch nichts an! Verschwindet!", versuchte er es weiterhin ohne Gewalt, doch auch darauf bereitete er sich bereits vor und stellte seine Beine etwas weiter auseinander um einen guten Stand zu haben, sollte diese angespannte Situation noch zusätzlich eskalieren.

    Kaum hatte sich sein Begleiter wieder aufgerafft, blaffte er den vermeintlichen Dieb auch schon an. Das war mal ein Mann nach Haakons Geschmack, kaum auf den Beinen und schon wieder mitten im Geschehen dabei. So jemanden konnte man in seiner Truppe wirklich gebrauchen.


    Doch dann schienen sich noch ein paar umherstehende Gestalten in die Angelegenheit einmischen zu wollen, denn einer der Beiden, die ihre Arbeit beim Karren aufgegeben hatten, sprachen sie an und wollten augenscheinlich wissen, was hier vorging. Zumindest hatte Haakon das geschlussfolgert, auf die wenigen Brocken, die er aus dem Satz des Galliers vernommen hatte. Den Rest hatte er nicht verstanden.
    Daher drehte er sich zu den Beiden um, den Dieb hielt ja Undorich momentan in Schach.
    "Dieser Mann ist ein Dieb! Also schert euch Weg!", brüllte Haakon die Beiden beinahe an, so sehr hatte er seine Stimme erhoben, die geschwängert war voll Agression und Zorn, denn dieses ständige hinter Leuten hergerenne ging ihm ziemlich auf den Zeiger. Er wollte bloß noch weg aus diesem vermaledeiten Ort.
    "Verschwindet!!", rief er nochmal und hob dabei drohend seine Axt, damit die Beiden genau wussten, dass er gewillt war diese einzusetzen.

    Mit einem wohlwollenden Blick schaute er Undorich hinterher, wie dieser seinen Befehl sogleich ausführte und unter den Lagerhäusern verschwand. Dann richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den Flüchtigen vor ihm. Der gerade in einer größeren Traube aus Menschen abtauchte und somit den direkten Blickkontakt zu seinem Verfolger abbrach. "Verdammt, wo steckt er?", raunte Haakon dann keuchend in seinen Bart hinein, als ihm dieser Missstand auffiel, was ihn aber nicht dazu veranlasste sein Tempo zu drosseln, denn er würde ihn schon rechtzeitig wiederfinden. So war zumindest die Hoffnung des Germanen.


    Es dauerte etwas bis Haakon ebenfalls dieses Hindernis, aus Einwohnern der Stadt, erreichte und nun über die Köpfe der Anwesenden hinwegsehen konnte um somit den Flüchtigen wieder zu erspähen, doch weit und breit war kein Mann zu sehen, der vor ihm davonlaufen zu schien. Doch dann regte sich etwas weiter hinten auf der Straße. Zwei Männer sprangen von einem Karren weg, ein Dritter flog, von hinter dem Karren aus, quer über die Straße und prallte dort mit einem weiteren Mann zusammen, landeten auf dem Boden und schienen sich dann gegenseitig erschlagen zu wollen - das konnte kein Zufall sein.


    Haakon beschleunigte wieder seine Schritte und rannte auf das Handgemenge zu und aus der Nähe erkannte er auch das Gesicht seines Schergen, der versuchte gegen den vermeintlichen Dieb die Oberhand zu behalten, was ihm aber sichtlich schwer zu fielen schien. So kam es, dass besagter Dieb bereits auf Undorich saß, als Haakon endlich zu den Beiden aufgeschlossen hatte. Haakon konnte nicht erkennen, ob der Mann bewaffnet war, doch blieb ihm nichts weiter übrig als diesen mit einem kräftigen Tritt aus dem Lauf heraus von seinem Kumpanen herunterzuholen. Dieser verfehlte auch nicht seine Wirkung und der Dieb des kaiserlichen Schatzes flog abermals auf die dreckige Straße dieses verfluchten Orts. Die Götter mussten ihren Spaß dabei gehabt haben.


    Undorich war nun von seinem Gegenspieler erstmal befreit und wäre nun hoffentlich in der Lage Haakon im Gegenzug beizustehen, der bereits seine Waffe, eine kleine einhändige Axt, gezogen hatte und versuchte den Dieb zu stellen, bevor dieser wieder auf seinen Beinen stand und erneut Gegenwehr leisten konnte.

    Während dieser stürmischen Verfolgungsjagd, geriet Haakon zwar ein paar Mal ins stolpern, doch war es nicht einmal etwas bedrohliches, dass ihn seine Geschwindigkeit hätte verringern lassen müssen.
    Es ging quer durch die Straßen und Gassen dieser, doch nicht so kleinen, Stadt.


    "Der da hat das Gold!", raunte er seinem Begleiter dann zu, in einem Moment wo sie gleichauf waren und er kurz die Luft bekam um zu sprechen und auf den Flüchtigen zu deuten, damit auch der ehemailge Milizionär wusste, um wen es genau ging. Sie rannten weiter. Immer weiter dem Dieb hinter her, bis Haakon im Hintergrund die Stadtmauer erkannte, die jetzt einen Bogen nach rechts machte, welcher dem Flüchtigen seine Richtung vorgab.
    "Dahinten muss er rechts abbiegen!", versuchte er auch seinen Kameraden darauf aufmerksam zu machen, bevor er seinen nächsten Befehl herüber bellte. "Schneid ihm den Weg ab! Na Los!" und zeigte dabei auf eine Parallelstraße, die rechts von ihnen Beiden lag und den Weg des Flüchtigen zwangsläufig auch wieder kreuzen sollte. So war zumindest Haakons Hoffnung, während er dann weiter alleine dem diebischen Bauern hinterher rannte, damit dieser auch stets wusste, dass er nicht davon kam.

    Na hoffentlich hatten die Götter dabei ihren Spaß, als die Achse eines der Karren krachend nachgab und die Ladefläche zu Boden sank und sogar eine der gut gefüllten Kisten aufbrach, als sie die Oberfläche der Straße erreichte und ein wahrer Regen aus goldenen Münzen herausfiel und klimpernd zu Boden ging.


    Oh! Scheiße..., ging es Haakon durch den Kopf als er das Schauspiel, das eine handvoll Schritte hinter ihm geschau mitbekam.


    Alles geschah so schnell, und Haakon hatte etwas Zeit benötigt um reagieren zu können. Da hatte sein Patron bereits mit den vorhandenen Wachleuten einen Ring um den gekippten Wagen errichtet, damit keine diebischen Finger von den von Armut geprägten Landbewohnern sich an des Kaisers Gold zu schaffen machen konnten. Doch offensichtlich hatte es Einer doch geschafft, denn der junge Petronius schrie diesem hinterher. Daraufhin reagierte Haakon doch noch so schnell es ihm möglich war und und rannte los. An einem der Söldner vorbei und riss diesen sogleich am Arm mit sich. "Komm mit! Den schnappen wir uns!"
    Der diebische Bauersmann floh um eine Ecke, nun verfolgt von gleich zwei Leuten aus dem Tross der Fremden und Haakon fühlte sich sogleich erinnert an seine letzte Verfolgungsjagd, bei der er den geflohenen Sklaven seines jetzigen Patrons quer durch den Vicus Navaliorum verfolgt hatte. Das Wetter war ähnlich gewesen, nur um einiges eisiger und der Boden war bedeckt vom Schnee und dem entsprechend rutschig. Dieses mal war der weniger fest getretene Boden lediglich nass und gab leicht nach. Daher konnte er unterwegs ein höheres Tempo erreichen.

    Nach dem sauberen und ehrlichen Marsch, mit Karren und Zugtieren, erreichten sie irgendwann auch den Bereich der Alpes Montes, für den die Karte einen See bereithielt. Ein See mit einer riesigen Ausdehnung. Die Wolken zogen gerade beiseite, so dass der Blick auf die ewig hoch schienenden Bergspitzen frei wurden. Ein wahrhaft atemberaubender Anblick, so dass es sogar den Gesprächigsten unter ihnen die Sprache verschlag. Doch jetzt musste erst einmal wieder gewechselt werden. Auf Schiffe, oder zumindest Boote, die eher wie Flöße aussahen. Hoffentlich hatte der Le Man keinen zu heftigen Wellengang, sonst könnten sie alle noch mit ihrer wertvollen und daher unverhältnismäßig schweren Fracht baden gehen. Und das Gerät, um von solch einem großen See verborgene Schätze wieder herauf zuholen, war noch nicht geschaffen.



    Irgendwann hatten sie die - den Göttern sei dank - ruhige Überfahrt, der längs nach, über den Le Man auch geschafft und fanden sich in Geneva wieder, besser gesagt an einem kleinen Häuschen in dem zwei 'römsiche Beamte' standen und Geld eintrieben, von allen Reisenden. Sein Patron hatte dies einen Zoll genannt, den ein Jeder zahlen musste, der diese Grenze überschritt. Wieder nur so ein römischer Blödsinn!
    "Eine unverschämte Dreistigkeit!!!", polterte Haakon los, der es immer noch nicht begriff, nachdem sie die Zöllner einige Schritte hinter sich gelassen hatten. Wenn er sich nicht gerade um Befehle für den Wachtrupp kümmerte, war er selbstverständlich der ständige Schatten seines Patrons, solange dieser ihn nicht irgendwo mit dabei haben wollte.


    "Wenn wir jetzt in jedem Kaff solch eine Stange Geld lassen, werden wir dem Kaiser wohl nur noch leere Truhen vorsetzen können!", machte er seinem Ärger weiter Luft. Und auch Petronius schien nicht allzu glücklich mit diesem Umstand der ständigen Zahlerei zufrieden zu sein und erzählte ihm später noch von seinen Informationen, über eine weitere Straßenpassage, anstatt der zwei Grenzen passierenden Schiffspassage. Ohja, der Fußmarsch lag dem Borchter sowieso mehr, als dieses ständige umhergeschaukel und das eingepfercht sein zwischen zwei hölzernen Zäunen auf einem hölzernen Kahn.
    Und so geschah es, dass sie endlich wieder zu Fuß unterwegs waren, zumindest Haakon, der den Sitz auf einem Pferd sowieso abgelehnt hätte, hätte man ihm einen angeboten. Auf seinen zwei Beinen, auf dem Erdboden, fühlte er sich um einiges sicherer.

    "Dann sollten sie in einigen Wochen da sein. Hoffentlich bevor wir zurückkehren." Jetzt hatte er es aber mit seinen unnötigen Scherzen. Vielleicht waren das schon die ersten Anzeichen von der See... Flusskrankheit.


    "Die Legion nimmt nur römische Bürger?" Haakon war sich gerade nicht sicher, ob ihm das schon vorher klar war, oder ob ihm sein Patron gerade als Erster erzählte. "Mal angenommen, ich wollte wirklich zu den Adlern, wie komme ich denn an das römische Bürgerrecht? Bin ja noch nicht so lange hier, aber bisher hatte mich das Fehlen dessen, noch nicht behindert." Aber bisher hatte er ja auch noch nichts wirklich großartiges mit seinem Leben angestellt, zumindest nicht diesseits des Grenzwalls.


    "Ich merk schon, die entsprechenden Kontakte sind hier das wichtigste Glied der Kette.", bemerkte er dann noch darauf, dass der Petronier Legionäre einsetzen konnte für die Renovierung der Brücke über den Fluss, auf dem sie noch immer fuhren.

    Auch Haakon sah zu dem g'wamperten Tongilier herüber und musste dann lachen, wonach er seinen Patron grinsend und nickend ansah.
    "...wahrhaft gewichtig...", grinste er weiter.


    Doch genug gescherzt, zurück zur Politik.
    "Die müssen Einen ja stattlich entlohnen, wenn du solche Projekte aus eigener Tasche stemmen konntest. Vielleicht sollte ich lieber zur Legion gehen, wa?", scherzte er dann trotzdem nochmal. "Ach genau, die Legion: Wann wird die Secunda eigentlich zurück erwartet? Hast du da vor der Abfahrt noch was genaueres zu erfahren? Du musst wissen, ich hatte einige der Milizionäre damit überreden können, dass sie ab der Rückkehr der Legion wieder arbeitslos seien." Und da würde Haakon vielleicht noch ein schlechtes Gewissen bekommen, sollte die Legion nicht demnächst zurückkommen, sonst hätten diese Armen ja glatt die strapaziöse Reise völlig umsonst mitgemacht.

    "Lauter 'gewichtige' Leute an Bord, hmm ?", scherzte Haakon dann und grinste seinen Patron an. Natürlich bestand der Ordo Decurionum vollständig aus wohlhabenden Leuten, immerhin stellte dieser den Provinzadel dar und man hatte einen entsprechenden Census zu entrichten, den man sich auch erst einmal leisten können musste. Aber davon war Haakon noch weit entfernt. Er lebte zwar nicht in Armut, da er durch die Mithilfe seines Patrons weder an Hunger noch an Obdach litt, doch war er weit entfernt von Wohlhabend. Früher gehörte er zu den angesehensten und reichsten Familien des Stammes, damals gab es nichts, was er nicht besaß, doch diese Zeit war ein für alle mal vorüber.


    "Das stimmt. Da werden diese wohl schon bereits aus Gewohnheit wieder gewählt.", kommentierte Haakon die Aussage des Petronius zu den Dorfhäuptlingen.


    Bei der Aussage über die Handwerker und den enormen Zeitaufwand konnte Haakon auch nichts anderes tun als seinem Patron zuzustimmen. Die Magister Vici waren sicher ziemlich ausgelastet.
    "Ja, das seh ich ein. Man sollte schon nicht gleichzeitig auch noch für seinen Lebensunterhalt arbeiten müssen, wenn man sich der Politik widmet. Diese Tätigkeit verschlingt sicher viel Zeit. Welche Ämter hast du bisher in Mogontiacum inne gehabt? Und wie aufwendig war da deine Tätigkeit?", fragte er dann am Schluss noch. Interessiert daran auch noch mehr über seinen eigenen Patron zu erfahren.

    Ach so war das, mit den Ämtern in Mogontiacum. Da konnte man also jedes Jahr erneut auf einen Posten kandidieren. Und natürlich hatte der Pontifex damit recht, dass auch nichts dagegen spricht, wenn er seine Aufgabe gut machte und die Pflichten dieses Postens auch erfolgreich erfüllte.


    "Wenn diese ihre Projekte aus eigener Tasche finanzieren, dann müssen die ja schon ein gewisses Startkapital mit sich bringen, nehme ich an." Aber wie kann sich dann ein Mann wie dieser Indutiomarus über Jahre hinweg auf einem solchen kostspieligen Posten halten?


    "Aber wie kann dann ein einfacher Handwerker aus einem der Vici überhaupt auf seinem Posten bestehen, wenn er nicht schon genügend Geld mit sich bringt? Und ohne schon bekannt zu sein, bei den Decuriones?"


    Und was seinen Einstieg in diesen Ordo anging, konnte er seinem Patron keine endgültige Antwort geben. "Also,", begann er etwas holprig. "Bisher hatte ich noch nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich finde es nur höchstinteressant, wie ihr Römer das so regelt." Allerdings wäre es ja fast eine Überlegung wert, falls er sich für immer in Mogontiacum niederlassen wollte. Doch auch diese Frage hatte Haakon für sich selbst noch nicht geklärt. Jetzt ging es erstmal nach Roma!

    "Also agiert er in beide Richtungen. Für den Vicaner in der Curia und für die Stadt im Vicus.", so langsam schien Haakon wohl dahinter zu kommen, was es so mit dem Aufbau der Politik und der Leitung der Stadt zutun hatte. Ein überaus spannendes Leben schien sein Patron zuführen, als Decurio der Stadt.


    "Was meinst du mit permanent? Die werden doch immer nur für eine gewisse Zeit gewählt, oder nicht? Kann man denn direkt im Anschluss sich wieder aufstellen lassen?", fragte Haakon dann doch etwas verdutzt nach, bisher hatte er gedacht, dass es sich dabei immer nur um temporäre Posten handelte.


    Ja, natürlich. Man musste die Wähler von sich überzeugen. Die wählten einen ja schließlich und bestimmten damit über das Siegen und das Scheitern der Kandidaten. "Wie hält es sich denn mit diesen Wahlversprechen? Schaffen die Magister überhaupt solche in der Versammlung durchzusetzen, oder bleiben das nur Versprechen?" Immerhin konnte ja ein frischer und neuer Magister Vici noch nicht so viele verläßliche Stimmen für sich verbuchen. Da musste er schon wirklich überzeugend sein um die alt eingesessenen Decurios auf seine Seite zu ziehen.
    Und was die Patrone anging: "Dich hätte ich ja schon mal!", scherzte Haakon und lachte dann schallend. Nicht das er ernsthaft daran dachte in diese Kommunalpolitik zu gehen, doch interessant war das Gebiet alle mal, fand er.

    "Also ist er eine Art Vorsprecher für den gesamten Vicus, oder?", versuchte er das Gesagte wieder zu reflektieren, um nichts verkehrt verstanden zu haben.


    "Dann könnte man dies auch als erste Sprosse, dieser Kommunalpolitik sehen?", fragte er weiter, auch wenn er das Wort 'Kommunal' noch nicht gehört hatte, versuchte er es sich aus dem Kontext zu erschließen. Sein Latein, war zwar in der Zeit, in der er nun schon in Mogontiacum wohnte, erheblich besser geworden, doch gab es noch immer eine vielzahl von Fachvokabeln, die ihm nicht geläufig waren.


    "Was hat Lucius denn gemacht, damit er Magister Vici wurde?" Die Voraussetzungen für einen solchen Posten interessierten ihn jetzt auch. Gerade erst hatte er etwas dazu gelernt, da entfachte das in ihm auch schon diese allgemeine Neugierde auf das Unbekannte. Dieses Gefühl hatte sich immer mal wieder in ihm gemeldet und war auch mit ein Grund gewesen, warum er über die Grenze ins römische Reich gekommen war.

    "Aber um deine Frage zu beantworten: Ich stamme von den Borchtern ab. Allerdings ist meine Mutter eine Cimber.", dann musste Haakon doch etwas grinsen, wenn auch sonst die Vergangenheit ihn eher missmutig stimmte. "Ja, eine Cimber. Ist nicht unbedingt das Nächste, aber mein Vater hatte sie auf einer Reise kennen gelernt.", oder war es ein Raubzug gewesen? Da war sich Haakon gerade garnicht mehr so sicher, oder hatte er diese unschöne Seite seiner Familie einfach in früher Kindheit schon verdrängt?


    "Na, dann sollte es wirklich nicht mehr lange dauern, bis wir wieder halt machen." Sie waren wirklich schon wieder eine ganze Zeit lang unterwegs, seit der letzten Rast.



    Mal etwas anderes:
    "Einige Zeit, bevor wir aufgebrochen sind, waren doch Wahlen in Mogontiacum, bei denen dieser Matinius, den ich auch auf der Hochzeitsfeier bei den Ducciern gesehen habe, zum Magister Vici gewählt wurde. Was macht solch ein Magister Vici eigentlich? Wofür ist der gut?", läutete er eine Frage politischer Natur ein, denn das hatte er sich schon eine längere Zeit gefragt, was die eigentlich dann so zu tun hatten.

    "Nein, Nein.", wiegelte Haakon erstmal ab. "Richtige Pässe werdens wohl nicht werden."


    "Germania Magna.", spuckte er das Wort aus. Diese Verallgemeinerung der Römer für das Land hinter ihrer Grenze, war ein Hohn für die Anzahl an verschiedenen Stämmen und Völkern die dort lebten. "Ich kann mir schon vorstellen, dass allgemein der Kampf auf unbekanntem Terrain eine Herausforderung darstellt. Besonders für Soldaten, die stets nur klare Anweisungen bekommen und nicht lernen eigenständig zu denken.", nahm er dann noch die Disziplin der römischen Soldaten etwas aufs Korn.


    "Ja, das hast du richtig in Erinnerung. Allerdings war dieser Weg nicht für mich bestimmt. Mein älterer Bruder Harleif wird einmal alles erben. Da war für mich nie wirklich Platz gewesen.", mit einiger Trauer in der Stimme, erzählte er seinem Patron aus seiner Heimat und sein Blick schweifte dabei ab, hinunter auf die wogende Strömung des Rhenus unter dem hölzernen Kahn. Nach einigen Atemzügen des innerlichen Gedankenspiels, blickte er wieder auf. "Sag, wann wird Argentoratum denn wohl in Sichtweite kommen?", versuchte er dann das Thema zu wechseln, immerhin schmerzte ihn der Gedanke an seine Heimat noch immer.

    "Ihr Römer mit eurer Disziplin. In den Erzählungen unserer Ältesten, ist noch jede Schlachtreihe gesprengt worden, wenn die Feinde aus dem Dickicht kamen." Daraufhin musste Haakon kurz auflachen, wahrlich wollte er hier jetzt keine Diskussion über vergangene Schlachten oder das Für und Wider der Guerilla-Taktik zur geordneten Schlachtreihe erörten, doch konnte er sich diesen Kommentar dennnoch nicht verkneifen.


    "Nun.", begann Haakon erst einmal vielsagend. "Direkt müssen wir nicht rüber, aber ich habe mir die Karten noch einmal genauer angeschaut, und für mich wirkt es so, als läge Geneva, zusammen mit dem Lem an, schon beachtlich hoch. Und genau diese Stadt ist doch als Wegpunkt eingeplant gewesen." Schaute er dann seinen Patron fragend an.