Aquila musste sich schon wieder ein Grinsen verbeißen, als der Hickhack wischen Herrn und nahtlos Sklave weiterging. „Was ist denn passiert zwischen dir und dem Tiberius?“ rutschte es Aquila heraus, bevor er wirklich drüber nachgedacht hatte... ob es klug war, dem Duccius eine solche Frage zu stellen, wo er auf Tiberius Durus ganz offensichtlich gar nicht gut zu sprechen war. Andererseits: Aquila dachte auch im Nachhinein nicht wirklich darüber nach, ob es klug gewesen war. Er spielte nur weiter mit seinem Becher herum und lauschte dem Gespräch, das sich nun wieder dem Thema Geld zuwandte, und dessen Zwischenresultat es dann irgendwann war, dass der Tiberius tatsächlich eingeladen werden sollte. „Mach ich“, nickte er auf die Anweisung hin. Viel weiter brachte er seinen Mund nicht auf... es war nicht das erste Mal, dass er so deutlich mitbekam wie es um die Finanzen des Duccius bestellt war, aber er fühlte sich nach wie vor ein wenig merkwürdig dabei. In jedem Fall nicht in der Lage, das irgendwie weiter zu kommentieren – oder gar zu diskutieren, so wie Sirius es mit seinem Herrn tat.
Beiträge von Marcus Decimus Aquila
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Aquila war es inzwischen so sehr gewohnt, dem Senator hinterher zu dackeln, dass er sich darüber mittlerweile überhaupt keine Gedanken mehr machte. Sie hatten in den vergangenen Wochen Wahlkampfbesuche zuhauf absolviert, darunter auch bei dem ein oder anderen Consular, und auch wenn Aquila so was nicht laut sagen würde... Fakt war: man gewöhnte sich irgendwie dran, ständig wichtigen Leuten über den Weg zu laufen. Man gewöhnte sich noch mal besser dran, wenn man wie er sowieso nicht viel sagen konnte bei solchen Gelegenheiten, sondern sich meistens einfach nur im Hintergrund zu halten hatte.
Diesmal allerdings war es trotzdem etwas anders – das hier war kein Wahlkampfbesuch. Das hier war ein Abendessen beim Patron des Duccius. Auf der Rangliste an Besuchen war der doch irgendwie höher angesiedelt als das meiste andere, was so passiert war, schon allein weil der Besuch wohl deutlich länger ausfallen würde. Wie auch immer: glänzenden Eindruck machen, das war hier angesagt.Brav also wie meistens, hergerichtet wie es sich für einen solchen Anlass gehörte, war Aquila seinem Senator gefolgt – durfte er dem Duccius vermutlich niemals sagen, dass er ihn gedanklich als seinen Senator bezeichnete –, zur Villa der Vinicii, durch die Tür, hinein ins Triclinium, wo sie sich zunächst noch etwas unterhalten konnten, bevor der Hausherr auftauchte und Aquila erst mal im Hintergrund abtauchte, bis sich die Aufmerksamkeit ihm zuwandte. Er lächelte dem Consular höflich zu, als der auf ihn zu sprechen kam... und konnte im nächsten Moment gerade noch so verhindern, dass seine Gesichtszüge komplett entgleisten – so wurde sein Lächeln nur etwas starr. Sag artig hallo? Das klang ja so als wär er ein Sklave oder ein Gaul, wollte der ihn demontieren, bevor er überhaupt das Maul zum ersten Mal aufgemacht hatte?!? Für einen winzigen Moment sah Aquila zu dem Duccius hinüber, mit einem Blick, der halb entgeistert, halb mörderisch war, ohne dabei allerdings wirklich den Kopf zu drehen, sondern nur aus den Augenwinkeln... dann machte er einen Schritt nach vorne und neigte leicht seinen Kopf. „Salve, Consular Vinicius. Es ist mir eine Ehre, deine Bekanntschaft zu machen.“
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In die Falle locken... so konnte man das sicher auch sehen, auch wenn Aquila da nicht so wirklich dran gedacht hatte, und selbst nach dem Kommentar des Duccius nicht so wirklich dran glaubte. Sooo verfeindet konnten die ja kaum gewesen sein, dass der Vetter da immer noch so nachtragend war – oder? „In Ordnung“, nickte er allerdings nur, ohne noch was dazu zu sagen. Er fragte sich zwar, wie er dem Tiberius verklickern sollte, wenn in absehbarer Zeit keine Einladung kam... immerhin hatte er ihm das ja irgendwie zugesagt... aber da würde ihm schon was einfallen. Abwarten musste er eh, ganz hatte der Senator die Möglichkeit ja nicht vom Tisch gewischt, aber sollte er das noch tun, musste ihm irgendwas einfallen, wie er höflich absagen konnte. Nicht dass die Feindschaft auch noch irgendwie auf ihn übersprang. Feinde würde er sich selbst auf Dauer wohl genug machen, da machte er sich keine Illusionen drüber, wie das so ablief in der Politik – aber er musste sie ja nicht gerade sammeln, schon gar nicht von Anfang an und aus so simplen Gründen wie mitgefangen, mitgehangen. Darüber allerdings würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war. Hatte ja keinen Sinn, sich jetzt schon den Kopf zu zerbrechen... Er folgte einfach nur dem Senator, als der nun den Wahlkampf auf dem Forum für heute beendet erklärte und verschwand.
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Arbeitarbeitarbeit. Aus mehr bestanden seine Tage zur Zeit nicht. Aber wer arbeiten konnte, konnte auch feiern, fand Aquila, und hatte auf jeden Fall jedes Recht dazu. Wenn der Senator ihn mal früher gehen ließ, sowieso... und wenn nicht: hieß das ja noch lange nicht, dass man nicht später noch genauso gut feiern konnte. Jedenfalls an Tagen wie heute, die zwar lang waren, aber gleichzeitig langweilig, weil es nur öde Sachen zu tun gegeben hatte. Wenn er den ganzen Tag so verbracht hatte, nur mit Schreibkram beispielsweise, fühlte er sich viel zu unausgelastet um den Rest des Abends daheim zu verbringen.
Mit ein paar Freunden also, die er mittlerweile in Rom gefunden hatte, machte Aquila sich auch heute wieder auf den Weg, um durch die Tavernen Roms zu ziehen – an diesem Abend war die Taverna Apicia mal wieder ihr Ziel, in der sie öfter mal waren. Und gerieten in den Genuss einer wunderbaren Prügelei... der sie erst mal einfach gröhlend und anfeuernd zusahen, während sie weiter ihr Bier tranken. Das allerdings dauerte nur ein paar Augenblicke. Es dauerte nicht lang, und sie befanden sich mittendrin – Aquila hätte nicht sagen können, wie genau, aber es hing irgendwie damit zusammen, dass einer von ihnen angerempelt worden war. Oder vielleicht auch einfach nur jemand gegen sie geschleudert wurde. Wie auch immer, sie hatten alle genug intus, dass sie sich johlend an der Prügelei beteiligten. Als vor Aquilas Füßen zwei Kerle auf dem Boden landeten, hatte er selbst schon Schläge ausgeteilt und eingesteckt, aber nicht so viel, als dass er schon genug hätte. Er dachte auch nicht daran, was der Senator wohl davon halten würde, wenn er am nächsten Tag mit deutlichen Anzeichen einer Prügelei auftauchen würde. Er dachte eigentlich gar nichts mehr so wirklich, wartete nur lange genug, bis sich der erste der beiden wieder aufrappelte, und holte aus, um ihm einen Schlag zu verpassen.
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Holla, da wollte aber jemand um keinen mit seinem Vater zusammenarbeiten... anders konnte Aquila sich nicht erklären, warum die Kanzlei so überhaupt nicht in Frage kam. Hoheitsgebiet... Varenus würde ja kaum verbieten, dass sein Sohn auch da anfing. Aber auch wenn Aquila das nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen konnte, konnte er doch verstehen, dass Dexter lieber seinen eigenen Weg gehen wollte. Wäre sein Großvater noch in Rom, oder würde sein Vater noch leben, wer wusste schon ob es ihm dann nicht genauso gehen würde. Ob es ihn dann nicht nerven würde, dass sein Großvater schon im Senat war und jeden seiner Schritte beobachten konnte. Er grinste also nur und nickte, als Dexter auch davon sprach, erst mal außerhalb Roms Fuß zu fassen.
Beim folgenden Vorschlag nickte er erneut. „Ja, das ist eine gute Idee. Ostia ist ja nicht so weit weg... und die anderen Betriebe, die ich noch übernehmen soll, liegen auch da in der Nähe. Dann kann ich ein paar Tage bleiben und mir gleich alle ansehen.“ Nachdenklich rieb er sich am Kinn. „Mh. Hoffen wir dass sich das bald wieder erholt.“
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Dass das eine schlechte Nachricht war, hätte Aquila nun nicht erwartet, aber nun ja, Feindschaften gab es immer mal wieder. „Vielleicht weiß er nix davon...“ gab er zu bedenken. Zeit immerhin war genug vergangen, und der Tiberius hatte dem duccischen Senator ja immerhin zuerst seine Hilfe angeboten – das sprach doch eher dafür, dass er keine Ahnung davon hatte, wie sein Verwandter und der Senator zueinander gestanden hatten. So tief konnte das ja kaum gegangen sein, dass der Tiberius ihn jetzt noch reinlegen wollte...
Bei den nächsten Worten sah Aquila etwas verdutzt drein. Bitte was? Wie sollte er irgendwas darüber wissen, wie finanzkräftig der Kerl wirklich war, wenn er doch auch nur ein kurzes Gespräch mit ihm geführt, und danach wieder Brot verteilt und Hände geschüttelt hatte? „Er hat durchklingen lassen, auf das Erbe von Tiberius Durus zugreifen zu können... er wohnt in dessen Villa, zum Beispiel. Ansonsten müsste ich erst schauen, dass ich ein paar Informationen über ihn sammel.“ Bessere Antwort als: woher soll ich das denn wissen... Aquila räusperte sich. „Aber zumindest von dem, was man so hört, nagen die Tiberii zumindest nicht am Hungertuch. Und steht nicht zu erwarten, dass der Imperator mögliche Enteignungen rückgängig macht?“ -
Der erste Teil der Antwort war ja noch völlig normal, aber als die Sergia dann weiter sprach, war Aquila im ersten Moment perplex. Dann musste er lachen. „Deinesgleichen? Wie in: keine Senatoren in der Verwandtschaft? Dass so was gleich in der Prüfung eines ganzen Jahrzehnts sämtlichen Postverkehrs endet... da kannst du einem leid tun“, neckte er sie. Zumindest war ihm kein Senator sergischen Namens bekannt, was zugegebenermaßen nicht unbedingt etwas heißen musste, aber es ging ihm ja auch mehr darum, das Mädel ein bisschen aufzuziehen. Er glaubte zwar nicht, dass es um mögliche Verwandtschaften ging, sondern eher darum dass sie eine Frau war... aber das hieß nicht, dass er nun genau darauf anspringen musste. Wie gesagt: es ging ihm eigentlich nur darum, das Mädel ein bisschen aufzuziehen. Mal sehen, ob sie weiterhin die zuckersüße Unschuld gab. „Ich hoff es hat sich wenigstens gelohnt für dich, und die 20 Sesterzen auf der Wertkarte meiner Familie waren nicht das einzige, was du gefunden hast.“ Die Unterlagen von zehn Jahren Post durchzuforsten musste eine Wahnsinnsarbeit gewesen sein, darum beneidete er die Sergia tatsächlich nicht. Sie dafür zu bewundern brachte er aber auch nicht über sich... viel zu viel Arbeit, die von ihr vermutlich gar nicht erwartet worden war, gleich was sie erzählte von deinesgleichen und meinesgleichen.
Bei ihrer nächsten Frage zuckte er allerdings nur die Achseln. „Er sitzt im Carcer, wie soll's ihm da schon gehen? Sicher nicht besser als meiner Tante oder anderen Insassen.“ Nicht dass es ihm gefiel, wie seine Familie da stand in der Öffentlichkeit... aber es hatte ja auch wenig Sinn, darum herum zu reden. Aquila jedenfalls hatte für sich beschlossen, dass es immer noch besser war damit etwas offensiver umzugehen als so manch andere Alternative. So zu tun, als würde er nicht dazu gehören, würde ihm über kurz oder lang vor die eigenen Füße fallen und zum Stolperstein werden; sich komplett verschämt zu geben war einfach nicht seins, und würde vermutlich auch den falschen Eindruck hervorrufen; und sich gar nicht dazu zu äußern genauso... Und er konnte kaum darauf bauen, dass ihm derartige Fragen nicht gestellt wurden, wenn noch nicht einmal eine Stationaria ihre Neugier zügeln konnte scheinbar. „Aber hab Dank für dein Beileid.“ Jetzt war es an ihm, lieb zu lächeln. -
Aquila suchte sich seinen Weg zurück an die Seite von Sirius, während der Senator mit der Vestalin sprach. Er versuchte auch einen Blick auf die Frau zu erhaschen, immerhin wusste er, dass eine Base von ihm eine der Vestalinnen war. Aber obwohl er sie sehen konnte – Kunststück, immerhin ließen die Leute respektvoll ein gutes Stück Platz um sie –, konnte er doch nicht so recht einordnen, ob er da nun verwandtschaftliche Züge in ihrem Gesicht erkennen konnte oder nicht. Er musste dringend den Vestalinnen mal einen Besuch abstatten, um seine Verwandte kennen zu lernen.
Im Anschluss daran ging es weiter im Takt, immer weiter: Hände schütteln, Brot austeilen, frohe Botschaften unter die Leute bringen. Es dauerte, bis sich irgendwann mal eine kleine Verschnaufpause auftat, und obwohl Aquila die eigentlich liebend gern genutzt hätte, um sich ein bisschen auszuruhen, gesellte er sich stattdessen zum Senator. Mit einem Schlauch Posca, der ein bisschen veredelt war mit einem Schuss Wein, den er ihm anbot. „Der Mann vorhin mit dem Angebot war ein Tiberius“, erzählte er ohne Umschweife. „Lucius Tiberius Lepidus, Cousin des Consulars Tiberius Durus, dem, der sich abgemurkst hat.“ Das mit dem dessen Villa ich bewohne und in dessen Officium ich arbeite sparte Aquila sich. War sowieso zu affig gewesen, und interessierte den Senator vermutlich auch gar nicht. Wäre höchstens eine Erwähnung wert, wenn der Duccius ihn nach einer ersten Einschätzung des Tiberiers fragte, wie der so drauf war. „Er hat einer gemeinsamen Cena zugestimmt.“
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Aquila hatte einen Moment gebraucht, bis er Cossus tatsächlich wieder erkannt hatte. Zu lange war es her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten – da waren sie noch Kinder gewesen. „Salve, Cossus“, grüßte er dann fröhlich, wenn auch in gedämpfter Tonlage, zurück, als der ihn ansprach. „Ich bin's, Aquila... der Großneffe von Lucilla, wir haben früher zusammen gespielt. Ich hab Briefe dabei für dich und deinen Vater...“ Dummerweise ging es gerade im Gespräch der Senatoren weiter, und Aquila sah sich kurz etwas unschlüssig um. Aufpassen, zuhören, lernen... sollte er alles machen. Und wollte er ja auch, gerade in so einer Runde – es würde dauern, bis er das nächste Mal so viele Senatoren auf einen Haufen sah, und er wollte durchaus die Gelegenheit nutzen auch selbst einen positiven Eindruck zu machen. Oder zumindest keinen schlechten zu hinterlassen. „Hier“, murmelte er und steckte Cossus schnell einen der beiden Briefe zu, den Lucilla ihm mitgegeben hatte:
An Caius Germanicus Cossus
Mein lieber Caius!
Wie geht es dir, mein kleiner Spatz? Ich hoffe so sehr, dass dich diese ganzen Ereignisse in Rom und dem Imperium nicht zu sehr verunsichert haben. Aber das gehört zum Erwachsensein dazu, das Leben ist leider keine Pferdezucht. Außerdem ist das alles für dich nun eine große Chance, du musst sie nur ergreifen. Viele Positionen in Rom müssen neu besetzt werden und als Germanicus hast du dabei die besten Aussichten! Also überleg dir, was du tun willst und dann nimm es in die Hand. Und höre auf das, was dein Vater sagt!
Liebe Grüße auch von deiner Schwester. Sie vermisst dich sehr, schwärmt aber ständig vor all ihren Freundinnen davon, dass ihr Bruder jetzt in Rom ist. Naja, du weißt ja, was das hier für einen Eindruck schindet.
Pass gut auf dich auf, mein Spatz!
Deine Mama„Für deinen Vater hab ich auch noch einen“, fügte er noch aus dem Mundwinkel an, als es kurz etwas Unruhe gab mit dem aelischen Consular, der Wein verlangte und Namenshilfe brauchte – der Moment war einfach zu gut, um ihn nicht zu nutzen. Aber dann gab sich Aquila ganz als braver Tiro und versuchte einen aufmerksamen Eindruck zu vermitteln. Und nicht etwa den, als tuschele er gerade im Hintergrund mit seinem Cousin, auch wenn er den er seit Jahren nicht gesehen hatte.
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Aquila kratzte sich am Kopf. „Hm. Naja, die Kanzlei ist immer nen guter Punkt zum Starten, würd ich sagen“, antwortete er. „Könnte vielleicht schwierig werden, als Decimer da im Moment Fuß zu fassen... Vielleicht wär's besser sich erst mal außerhalb Rom's umzusehen, irgendein ein anderer öffentlicher Posten dürfte es ja auch tun. Du wirst nicht drumrum kommen, erst mal irgendwo in der Verwaltung anzufangen, um überhaupt den Ritterstand bekommen, bevor du dann ins Militär wechseln kannst.“ Er trank einen Schluck. „Fürsprecher können nie schaden, gerade bei uns im Moment nicht. Ein Patron... da muss ich auch noch gucken, wer da in Frage käm...“ Was gar nicht mal so einfach war in ihrer momentanen Lage.
Anschließend glitt ein Grinsen über Aquilas Gesicht. „Ne, echt? Von dem Gemüsehof in Ostia soll ich auch einen Teil übernehmen*. Dann sollten wir uns dazu bald mal zusammen setzen, Partner. Wie ist der Markt denn momentan, erholt der sich langsam?“
Sim-Off: *Ist in der WiSim schon so, aber deswegen können wir's ja trotzdem hier anders ausspielen
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Die Insel. War. Der Hammer. Aquila war ja zuerst ein bisschen skeptisch gewesen, als es geheißen hatte er solle mitkommen und ein paar Tage am Stück mit dem Senator und Sirius verbringen, nur denen und dem Anhang auf dem Anwesen, ohne Freunde, ohne Möglichkeit abends noch in eine Taverna zu gehen, ohne wirklich Rückzugsmöglichkeit, falls er mal die Schnauze voll hatte. Aber vom ersten Augenblick an, da er die Insel am Horizont hatte sehen können, noch von der italischen Küste aus, war er begeistert. Der Zustand wurde eher noch größer während der Überfahrt – Aquila hatte in Rom gar nicht wirklich realisiert, wie sehr ihm das Meer dann doch fehlte, das sein bisheriges Leben lang ein nahezu konstanter Nachbar gewesen war; sogar auf seiner Bildungsreise nach Griechenland, auf die ihn sein Großvater vor einigen Jahren geschickt hatte, hatte er fast immer das Meer in der Nähe gehabt –, und blieb, als sie auf der Insel ankamen. Naja, den ersten Tag lang jedenfalls. Der Senator machte irgendwas – was, war Aquila egal, so lange es ihn nicht betraf –, und er selbst nutzte die Gelegenheit und das gute Wetter über die Insel zu streunen. Was er dann doch nur teilweise tat, in dem Moment, in dem er die Bucht im Nordwesten entdeckte, war es mit der Rumstreunerei getan. Stattdessen verbrachte er den Rest des Tages wahlweise am Strand oder im Wasser.
Am zweiten Tag flaute die Begeisterung etwas ab, als er dazu verdonnert wurde auf dem Anwesen mitzuhelfen... was nicht wirklich in seinen Kopf wollte. Warum noch mal sollte er das machen? Und warum genau machte der Duccius, der immerhin Senator war inzwischen, das auch? Musste wohl so eine Barbarensache sein, vermutete Aquila, oder aber der Duccius hatte ähnlich interessante Vorstellungen darüber, was Menschen zu lernen hatten, wie Arbiscar, einer seiner Lehrer in Tarraco. So oder so war Aquila leicht angesäuert, dass er nicht noch einen Tag an dem Strand, sondern mit Schuften verbringen musste, und das noch nicht mal irgendwas Sinnvolles, sondern irgendwelches Zeug, was Angestellte und Sklaven eigentlich machten.Und jetzt saßen sie draußen vor der Villa Rustica und konnten wenigstens den Abend noch genießen. Naja halbwegs. In Gegenwart des Senators traute Aquila sich dann doch nicht, allzu sehr rumzulümmeln, auch wenn er bequem zurück gelehnt da saß, einen Becher Wein in den Händen, und sein Gesicht in die untergehende Sonne streckte. Dem Gespräch versuchte er gerade so weit zu folgen, dass er mitbekam was gesagt wurde und sich daher nicht blamierte, wenn er angesprochen wurde, aber diese Taktik ließ sich nicht lange durchziehen. Als es anfing ums Geld und die kommende Amtszeit zu gehen, spitzte er unweigerlich die Ohren, und er musste ganz ehrlich gestehen: das Geplänkel zwischen dem Duccius und seinem Sklaven war wirklich lustig. Er hatte sich in den vergangenen Wochen schon mehr als einmal zusammenreißen müssen, um nicht laut loszulachen, wenn er da zuhörte. Er passte also mehr und mehr auf, und spätestens als der Senator dann in einem plötzlichen Wutausbruch hochschoss und seinen Becher durch die Gegend pfefferte, war Aquila voll bei der Sache. Jetzt wurde es richtig interessant... leider war genau das auch der Zeitpunkt, in dem Sirius in ins Gespräch bringen musste. Wo der Duccius gerade angefangen hatte Sachen zu werfen. Wenn Arbiscar so drauf war, dann zielte er auch gerne mal auf einen seiner Schützlinge, und er traf in der Regel. Na super.
„Wenn's kleinere Spiele sein müssen...“ Aquila kratzte sich am Ohr. „Wie wär's mit mehreren, dann grummeln die Leute nicht so, wenn sie über ein paar Wochen hinweg immer mal wieder was zum Gucken haben. Muss halt so angekündigt werden, damit jeder denkt es wär Absicht.“ Seine eigene Familie konnte dem Duccius kaum Geld leihen, von dem was Aquila mitbekam, waren sie selbst noch nicht so ganz sicher wie viel es sie kosten würde, im Bürgerkrieg auf der falschen Seite gestanden zu haben... und was übrig war, würden sie in Zukunft wohl gut selbst brauchen, vor allem Dexter und er. Mal abgesehen davon, dass er auch gar nicht so frei über das decimische Vermögen verfügen konnte, dass er dem Senator etwas hätte anbieten können. „Ansonsten haben wir ja bald noch das Treffen mit dem Tiberius, der ne Spende angeboten hat. Vielleicht ist der ja wirklich so flüssig, wie er getan hat.“ -
Aquila hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. Da war wohl nicht nur der Senator etwas empfindlich. „Is ja schon gut, ich werd nix sagen. Meine Familie hat das Bürgerrecht auch noch nicht allzu lange...“ Auch wenn heutzutage keiner mehr daran dachte, die Decimi auch nur als Homines novi zu bezeichnen oder ihnen deswegen Steine in den Weg zu legen, und Aquila selbst nie irgendwelche Erfahrungen in dieser Richtung gesammelt hätte.
„Immer wieder eine Freude, bescheidene Männer wie dich kennen zu lernen, Sirius“, grinste er dann unverhohlen bei der Vorstellung und lehnte sich wieder etwas bequemer zurück. „Wie genau hilfst du ihm denn? Mit dem Bau solcher, eh... Pyramiden zum Beispiel?“ -
„Ja...“ Aquila runzelte leicht die Stirn, als er die zurückhaltende Reaktion Massas registrierte. So hatte er das Ganze noch gar nicht betrachtet... er hatte sich eher gefreut, dass ihm sein Tirocinium quasi in den Schoss gefallen war, und dann noch bei einem, der sich im Bürgerkrieg als Offizier eindeutig hervor getan hatte... sicher wären ein Flaminius Cilo oder andere noch besser gewesen, aber trotzdem hatte er nun eigentlich nicht gedacht, dass ein Tirocinium bei dem Duccius als Gewölbeetage galt. Vielleicht hatte Sirius mit seinen Worten über die barbarische Abstammung des Senators und die Ablehnung, die er deswegen erfahren hatte bisher, mehr Recht gehabt als Aquila bisher hatte glauben wollen... Eine Erkenntnis, die ihn nun nicht gerade freute, vor allem wenn das hieß, dass er nun genauso schräg angesehen wurde. Aber nun ja, das Kind war in den Brunnen gefallen. Vielleicht sollte er mit dem ein oder anderen Verwandten mal reden, wie er das trotzdem am besten drehen konnte, wenn es denn wirklich so kam, aber sonst würde er jetzt erst mal einfach abwarten.
Als sich der Praefectus dann ins Gespräch einmischte und sich so tatsächlich die Chance ergab, auch mit ihm zu reden, ohne dabei aufdringlich zu wirken, lächelte Aquila dann doch wieder erfreut. „Ich kann euch gerne bekannt machen, Praefectus, Massa“, erwiderte er. Dass er auch mitkommen würde, davon ging er wie selbstverständlich aus – war immerhin sein Senator, seit gestern.
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Antworten tat sie schon mal nicht auf seine ersten Worte, das fiel Aquila durchaus auf, und ihr Lächeln wirkte auch nicht sonderlich erfreut. Mh... wäre jetzt interessant gewesen, sie weiter zu triezen bis irgendwas kam, wobei er eine schlagfertige Antwort deutlich bevorzugte vor anderen Varianten, beispielsweise dass sie ihn einfach rausschmiss. Aber es passte jetzt wohl einfach nicht wirklich. Und als er seinen Namen nannte, zeigte sich das noch mal mehr – ihr Lächeln schien wenn möglich noch mehr abzukühlen. Flüchtig runzelte Aquila die Stirn, nahm aber einfach ihr Angebot an und setzte sich. Und da änderte ihr Lächeln sich schon wieder – Aquila wüsste mittlerweile zu gerne, was in ihrem Kopf wohl vor sich ging... und hätte beinahe danach gefragt, aber da sprach sie schon weiter und begann zu erklären, was es mit dem Fehler auf sich hatte, von dem sie geschrieben hatte. Er warf einen Blick auf die Übersicht, die sie ihm reichte. „Hm“, machte er. „Das ist schon ne ganze Ecke her. Wie bist du da überhaupt drauf gekommen, dass da was falsch lief?“ Nicht dass das viel war, aber... ganz ehrlich, verjährte so was nicht irgendwann? Das war jetzt über acht Jahre* her... Aquila sah hoch, als sie ihn nach seinen Verwandten fragte. „Ja, mit beiden. Um ein paar Ecken halt“, antwortete er.
Sim-Off: *Die CH-Amtszeiten zugrunde gelegt.
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Keine Reaktion auf seinen Namen. Und ein wenig... distanziert wirkte der Mann auch. Gut, wäre wohl auch etwas zu viel erwartet gewesen, dass er sie gleich mit offenen Armen empfing, aber ein bisschen mehr...? Aquila machte sich eine gedankliche Notiz über den Beginn dieses Gesprächs und wartete dann erst mal ab, wie es weiter ging, wenn der Duccius seine Pläne offen gelegt hatte.
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Aquilas Gesicht blieb regungslos, während er dem Senator zuhörte. Auch wenn er nicht ganz so überzeugt von dem Projekt war, dass dieser gerade vorstellte... Dokumentationspflicht für Magistrate hieß immerhin nichts anderes, als dass er dann mehr Arbeit haben würde, wenn es für ihn los ging. Mochte sicherlich sinnvoll sein, aber konnten sie damit nicht bitte warten, bis seine entsprechenden Amtszeiten rum waren? Nicht dass er vorhatte schlechte Arbeit abzuliefern... aber man musste sich ja nicht unbedingt noch mehr aufhalsen als man eh schon hatte, und alles feinsäuberlich zu dokumentieren... vielleicht konnte er sich einen Scriba von seinem seiner Verwandten ausleihen dafür, wenn das wirklich bei ihm schon so weit sein würde...
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Aquila kratzte sich kurz am Kopf. Briefe hatte es wohl gegeben, von Tante Seiana, aber sein Name hatte da keine Erwähnung gefunden... nicht dass er wüsste, jedenfalls. Aber naja, dafür wusste er es ja jetzt. Auch kein Problem. Wieso auch? Er hatte ein Tirocinium fori bei einem der Kriegsgewinner bekommen, und das in der Lage, in der sich seine Familie gerade befand, ohne auch nur einen Finger dafür rühren zu müssen – da würde er sich doch nicht beklagen drüber.
„Bin ich dann wohl“, grinste er nur zurück. Und hörte dann erst mal perplex dem Redeschwall zu, der dem Kerl als nächstes über die Lippen kam. Wie bitte was war das? Aquila gab seine allzu bequeme Pose ein wenig auf und lehnte sich etwas vor, die Arme auf die Oberschenkel gestützt. Homo novus. Harte Arbeit. Hörner abstoßen... Hörner abstoßen? Wer sagte das denn heute noch bitte?!? Aber gegen die Grundaussage hatte er ganz sicher nichts einzuwenden. Also, weiter im Text – nicht auffallen, wenn er was anstellte. Zuverlässig. Tadellos. Aquila runzelte flüchtig ein wenig fragend die Stirn. Das waren jetzt mehr so Allgemeinplätze, die er eh erwartet hätte, immerhin: welcher Senator hielt es schon auf Dauer mit einem Tiro aus, der zu nichts nutze war? Gut, es gab immer welche, aber zu einem wollte Aquila ganz sicher nicht. Er wollte was lernen... und insofern war ein Homo novus für ihn wohl besser als einer der alteingesessenen, anerkannten. Vielleicht nicht zum Kontakte knüpfen... aber da konnte er auf seine Familie, vor allem den Namen seines Großvaters zurückgreifen, vermutete er. Und wirklich in der Praxis zu lernen wie alles hier ablief, das war an der Seite eines Senators, dem das nicht in den Schoß fiel, ganz sicher eher möglich.
Nur die letzte Sache, die tanzte etwas aus der Reihe. Man sollte ihn nicht darauf ansprechen, dass er ein Barbar war? „Der hat nen Bürgerkrieg hinter sich gebracht und ist so ne Mimose?“ lachte Aquila auf. „Alles klar. Und wer bist du?“
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Aquila wunderte das auch ein bisschen... und es wunderte ihn noch ein bisschen mehr, als der Kerl was von Carcer faselte. „Ah... Aus dem Carcer? Die funktioniert ziemlich schlecht, würd ich sagen.“ Aber das hieß dann wohl, dass einer der einsitzenden Decimer sich drum gekümmert hatte. Ihn interessierte ja doch ziemlich, wie genau das vonstatten gegangen war... aber mal sehen, ob der Mann noch was erzählte auf die einfache Nachfrage hin, oder ob er genauer nachhaken musste. Oder vielleicht sogar warten, bis seine Knastverwandten wieder frei waren und er mit denen reden konnte.
Der Kerl baute weiter an seinem Gebilde rum, mit einem Ausdruck im Blick, der Aquila vielleicht sogar ein wenig gegruselt hätte, wenn er ihm mitten in der Nacht in einer Gasse begegnet wäre. So fand er ihn irgendwie lustig, und er überlegte für einen Moment sogar, wie der Mann wohl reagieren würde, wenn er – rein zufällig, natürlich! – gegen den Tisch stoßen und alles zum Einsturz bringen würde. Die Frage lenkte ihn dann allerdings ab von diesen Gedanken. „Über...“ Aquila grübelte kurz und kramte in seinem Gedächtnis. „Ist nen Verwandter von Duccia Venusia?“ Oder nicht? So viele Duccii gab es doch wohl nicht, der Name war jedenfalls kein allzu häufiger... hoffte er. Anderes wusste er dagegen genauer, immerhin hatte er alles, was mit dem Krieg zu tun gehabt hatte, ziemlich interessant gefunden... trotz aller Mahnungen von Lehrern und Verwandten, dass das ein Thema sei, das man mit gebührendem Ernst behandeln sollte, hatte Aquila nicht anders gekonnt: die Berichte hatten ihn fasziniert, umso mehr, weil sie so spärlich waren, und obwohl er wusste, dass die Vorstellung von Römer gegen Römer auf dem Schlachtfeld schlecht war – die Vorstellung von Römer gegen irgendjemand auf dem Schlachtfeld versetzte ihn in Schwärmerei. Und ließ ihn sich ausmalen, selbst an der Spitze eines Heeres zu stehen. „Stand auf der Proskriptionsliste. Ist... War? Tribun der... einer der germanischen Legionen. Was gibt’s denn zu beachten bei dem?“
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Aquila deutete ein leichtes Achselzucken an, während er von dem Brot abbiss und kaute. Der Soldat hatte Recht: so einige Imperatoren – und nicht nur die – nutzten Gelegenheiten, wenn sich welche boten, um unliebsame Personen aus dem Weg zu schaffen. Und wenn sich keine Gelegenheiten boten, dann schufen sich manche Leute welche... Er spülte den Bissen Brot mit einem Schluck Wein hinunter und meinte dann: „Ein Bürgerkrieg schadet immer irgendwie. Trotzdem ist er manchmal nötig. Der falsche Mann auf dem Thron kann noch mehr Schaden anrichten...“ Was die Geschichte auch schon gezeigt hatte. Und nicht immer war der rechtmäßige Kaiser auch der richtige für den Thron, aber das sagte Aquila nicht laut. „Seien wir einfach froh, dass der jetzt rum ist und sich alle wieder daran machen können, die Schäden zu beseitigen und aufzubauen, was kaputt gegangen ist.“ Unter anderem die Casa Decima. Er musste sich beizeiten mal nach einem Architekten oder so umhören, vielleicht ließ sich denen eine großangelegte Renovierung schmackhafter machen, wenn er schon mit konkreten Ideen und Vorschlägen ankam... „Die Getreidelieferungen von Aegyptus müssten doch so langsam wieder einsetzen, oder? Sonst dauert's nicht lang bis es in Rom den nächsten Aufstand gibt.“
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Aquila lächelte und deutete nur eine leichte Geste an, die sagen sollte: kein Thema, sagte aber nichts weiter – und auch nicht zu seinem Großvater. War immerhin nicht sein Termin... besser, wenn er sich zurückhielt. „Danke, Consular“, war das einzige, was Aquila noch über die Lippen kam, als er sich auf dem angebotenen Platz niederließ, dann saß er da, aufrecht genug dass es als höflich gelten konnte, aber keineswegs steif, und übte sich mal wieder in Zuhören und Schweigen.