Beiträge von Marcus Claudius Centho

    Die unverblümte Art seines Großvaters die Dinge beim Namen zu nennen war etwas Neues für Centho.Was die Brisanz des Themas noch ein wenig potentierte. Es gab in den Kreisen wohlhabender Häuser durchaus den einen oder anderen Päderasten, wobei dies sicher viel mit Dominanz und derlei Dinge zu tun hatte. Centho war es ziemlich egal wer wo wann und vor allem mit wem seine Triebe stillte. Seine Vorlieben lagen da wohl eher im wertkonservativen Bereich. Wähernd er einerseits die Abkehr des kryptischen Befragens seines Großvaters begrüßte sah er Felix einfach nur an. Er taxierte die Haltung, der Habitus,...nein,...zumindest wies nichts darauf hin, daß sein kleinerer Bruder einen Hang zur Homoerotik hatte.
    Die gehauchte Information Dracons nickte er freundlich ab. Woher dieser die Information hatte konnte Centho sich denken,...es war ihm nicht entgangen, daß die kleine Leibsklavin offensichtlich Dracons Beuteschema entsprach.
    Bei Gelegenheit würde er die neue Erkenntnis einbringen. Einstweilen jedoch wartete er ab, ob es dem guten Felix gelang dem Verdacht der im Sinne des Familienerhalts kontraproduktiven Besamung enervierende Argumente entgegen zu bringen. Der Abend versprach noch interessant zu werden...

    Centho lauschte der Vita seiner inzwischen Angebeteten und empfand einiges Mitleid für ihre wechselhafte Geschichte. Allerdings, so mußte er wohl erkennen, gehörte sie wohl zu einem Zweig der Flavier welcher wohl, so schien es bisher, relativ bedeutungslos war. Ein leiser Seufzer entstieg seinem Innersten. Einerseits berührt vom Domitillas Lebensbericht, andererseits ob der abschreckenden Vorstellung, daß es schwierig sein würde diese Bekanntschaft seinem Großvater als sinnvoll, geschweige denn als politisch profitabel darzubringen.
    Im Grunde war sie wie er selbst. Auf eine Art getrieben, ein Spielball, ja einer Figur im ludus latrunculorum. In seiner Erinnerung tauchten die langen Abende mit seinem Vater, aber auch mit seinem Großvater auf, in welchem er einer demütigenden Niederlage nach der anderen ausgesetzt war.
    In Roma, so schien es war er immer nur minderwertig, unreif und steter Anlass zu mehr oder weniger rüden Erziehungsmethoden.
    In ihm wuchs eine Ablehnung gegen all jenes autoritäre, verkrustet konservative heran und verschaffte ihm Trost, wenn er wieder einmal die Konsequenzen seines standesunwürdigen Handelns im Carcer der Villa verbringen durfte.


    ...meine Abwesenheit in Roma,...nun das ist eine ganz ungeheuerliche Geschichte und sie basiert auf dem Mißverhältnis eines kraftstrotzenden, rebellischen jungen Mannes, den die Geschicke als bereitwilligen Sproß eines Patrizierhauses vorgesehen hatten und dem eigenen, unbändigen Freiheitswillen.


    Sein Lächeln erreichte nicht die Augen,...es gab noch zu viele Gräben, zuviel Unausgesprochenes zwischen ihm und den Älteren der Familie. Zu ungeheuerlich war sein Vergehen, als daß man ohne Läuterung zur Tagesordnung übergehen konnte.


    Mein Vater war und ist ständig auf Reisen,...er sucht den Wohlstand der Familie zu erhalten und wenn möglich zu mehren...


    Immer wieder tauchten die Bilder vor seinen Augen auf, doch war es weniger die Person, sondern mehr der Mythos seines Vaters und die exotischen Waren die er mitbrachte. Artefakte, Stoffe, mechanische Konstruktionen, Schmuck...Insgeheim berührte er seinen Brustkorb. Dort baumelte an einer goldenen Kette ein noch ungeschliffener Tropfen edlen Electrums. Sein Vater schenkte ihm dereinst das seltsame , stumpfgelbe Stück und bat ihn es täglich zu polieren um hervorzubringen was in ihm steckte. Inzwischen war der seltsame Klumpen durchsichtig und goldfarben , vielschichtig, er verfügte über die Gabe nach einer Politur kleine Dinge, wie etwa Staub anzuziehen. Sein Vater meinte, es symbolisiere ihn selbst und dereinst würde Centho
    wissen welcher Gottheit er den Stein widmen sollte.


    ...autoritäres Zentrum meiner Familie war und ist mein Großvater Claudius Menecrates,...ein Mann mit vielen Eigenschaften, welche man zweifellos braucht um einer solch traditionsreichen Familie wie der unseren vorzustehen und deren Geschicke zu lenken...


    Wieder diese freudlose, fast schon hilflose Lächeln, welches jedoch im starken Wiederspruch zu seinen Augen stand. Centho gestatte sich auch Domitilla einen Blick in seine Seele werfen zu können.


    ...seine Selbstverständlichkeit, sein Weitblick und Eloquenz, seine pietätlose Entscheidungskraft,...seine unbedingten Gehorsam einfordernde Erziehung hat mich seinerzeit,...vor etwa 10 Jahren zu einer Entscheidung gebracht.


    Er sah nach ob,...über die Dächer auf die kleinen Kumuluswolken, gerade so als beginne er seine Reise erneut und blickte dann wieder Domitilla an.


    ...seine Entscheidung sah vor, daß ich mich vermählen sollte,...ich es aber nicht wollte,...ein Wort gab das andere und ich...naja,...ich brachte ihm einen unverzeihlichen Mangel an Respekt und Loyalität entgegen...welche mich zur persona non grata degradierte.


    Sein Hals war trocken, wohl vom Reden dachte er bei sich und trank einen Schluck Falerner in der Hoffnung auch den Kloß in seinem Hals wegspülen zu können. Er betrachtete deb einfachen Becher und schloß,


    So raffte ich meine Ersparnisse zusammen und machte mich auf soweit weg wie möglich von meines Großvaters Macht und Willen.


    Er stellte den Becher zurück.


    ...und landete auf Mona,...einer Insel bei Britannia. Es gab dort halbvergessene Anwesen der Claudier, aus der Zeit als Claudius die Insel eroberte und einen sicheren Rückzugsort brauchte...dort habe ich 10 Jahre das Leben eines Großbauern geführt,... Menschlichkeit und Wärme erfahren... fast schon entschuldigend sah er sie an, ...eine wunderbare Gefährtin,...zwei Söhne gezeugt und endlich meinen Platz in dieser Welt gefunden.


    Er hob die Schultern, zuckte sie leicht und lächelte sie an, diesmal voller Wärme, Meine Gefährtin starb bei der Geburt meiner Tochter und Claudia folgte ihr drei Tage später...ich verzweifelte fast an ihrem Verlust, als...als mein Großvater mich in einem Brief aufforderte nach Roma zu kommen...


    Dabei hinterfragte er nicht woher Menecrates wußte daß Centho sich auf Mona aufhielt,...er kam einem inneren Instinkt folgend nach Roma...und traf dort Domitilla...einem Abbild seiner verstorbenen Frau...Schicksal,...Fügung?


    ...und da bin ich,... Er kniff verschwörerisch ein Auge zu und endete, ...vorerst,...oder für immer?...wer kann das schon sagen?

    Ihre Verlegenheit tat ihm gut, zeigte sie doch, daß hinter ihrem Auftreten ein im Grunde unsicheres Wesen schlummerte.
    Lächelnd entgegnete er,
    ...nun, ich werde mich hüten deinen Vater herauszufordern,...womöglich bezwingt er mich und wie stehe ich denn dann in deinen Augen da?
    Behutsam brach er ein Stück Brot ab und tunkte sie in das köstliche Öl.
    ...erzähle mir doch ein wenig von deiner Familie,...wie steht ihr zueinander,...ich denke als Frau hat man weniger ...na sagen wir einmal,...Erwartungsdruck was die Geschicke der Familie angeht,...jetzt einmal von plötzlichen Hochzeiten abgesehen,...was unter uns gesagt auch uns Männern zuteil werden kann!
    Sein Gesicht bekam einen melancholischen Ausdruck als er ein Stück des Brotes abbiss und sich dabei ertappte, daß er dabei unhöflich in Domitillas Augen sah,...oh ihr Götter, er konnte nicht anders.

    Zitat

    Original von Dracon Er war gespannt darauf, was sie hier zu sehen bekamen. Die Namen, die gefallen waren, sagten ihm nichts. „ Willst du auf einen der Kämpfer wetten? “


    Centho taucht noch ein in die johlend tobende Masse. Das Abschlachten war ihm im Grunde egal, auch die Tierhatz. Vielmehr sah er sich um ob in seiner Reichweite ein alter Bekannter saß...gedankenverloren entgegenete er daher,
    ...nein...ich denke eher nicht...es wundert mich, daß du nachwievor eine Schwäche für diesen Cirkus hast,...
    Er fragte sich was es für einen Sinn machte eine Frau von Hunden und einen Bären zerreissen zu lassen. Was ka als nächstes? Würden sie Verurteilte in siedendem Öl kochen und die Stücke an interessierte Kannibalen reichen?
    Centho konnte sich nicht vorstellen, daß ein Mensch der selber schon einmal getötet hat an solch einem Ort wie diesem etwas anderes als Abscheu vor der johlenden Masse aufbringen konnte.
    Sein Blick fiel auf ein junges Paar, welches auf irgendetwas kauend zusah, wie die Reste der Frau zusammengekehrt wurden um die Arena für das nächste Spektakel vorzubereiten. War ihm das menschliche Miteinander auf Mona etwa auf´s Gemüt geschlagen? was würde jenes Paar dort oder die besonders laut lachenden Plebs dort drüben wohl fühlen wenn sie es wären die einem Bären oder weit exotischeren Tieren gegenüber ständen?
    Würden sie mit ebensoviel Grandesse abtreten wie jene Unglückliche? Sein Blick fiel auf Dracon. Sicher würde er lange genug überleben und ein Liebling dieser Masse werden. Man könnte aus seinem Schweiss Geld machen,..man könnte seine Tunika stückweise verkaufen, ja seine Behaarung...war es das? Geld...Macht...die Möglichkeit es zu tun?
    Was wenn ein Gegner erwüchse der Dracon überlegen war und ihn in Stücke schlug? Wieviel wert wäre dann sein Schweiß sein Schamhaar?
    Centho schüttelte in Erkenntnis dieses Wertverfalls den Kopf.
    Roms Seele war verderbt, korrupt und in Zersetzung. Das dort unteen hatte nichts mit Mut zu tun,...dort unten zeigte sich das wahre Wesen der Akteure,...unverfälscht und in finaler Absolutheit.
    ...du? Kennst du einen der...äh...Kämpfer?


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    Centho war einigermaßen erleichtert, als Felix sich nun in den Fängen Großvaters´Fragen wandt. Er persönlich schätzte Felix nicht gerade als Frauentyp ein und glaubte auch nicht an eine Schar Aspirantinnen oder Mätressen. Wahrscheinlich hatte sic dieser da wohl eher auf seine älteren Brüder verlassen. Centho nahm ein paar Trauben und kaute gedankenverloren darauf herum. Um die Dreissig,...naja,...bei all dem Zeug was sich die Frauen heute so ins Gesicht schmierten war eine Abschätzung recht schwierig. Domitilla konnte durchaus auch jünger sein. Als Ehrenmann hatte er natürlich davon abgesehen sie nach ihrem Alter zu fragen.
    Er tat innerlich einen tiefen Seufzer und begann sich seiner Sehnsucht nach Mona zu ergeben. Wie einfach war es dort, wie klar strukturiert. Das einzige Problem dort war die Natur,...hier hingegen gab es eine Menge Probleme von denen er auf Mona mit Erfolg Abstand gewonnen hatte.
    Er nahm eine weitere Traube und fragte sich on Domitilla mit ihm dorthin gehen würde?

    Centho begann zu schwitzen...etwas was er im übrigen hasste. Auf Mona hatte er extra ein Schwitzhaus bauen lassen, jedoch wurde ihm gewahr, daß er jedesmal wie in ganzer Schafstall roch, weil ihm der Dampf die Säfte aus dem Körper trieb die sich durch seine Arbeit aber auch durch seine Kleidung dort gebildet hatten. Aus diesem Grunde war er bestrebt öfter als nötig die Prozedur über sich ergehen zu lassen um diese üblen Gerüche zu bannen.Wie beiläufig roch er an seinem Unterarm und stellte beruhigt fest, daß er nur nach den Kräuterölen roch mit denen er vorher massiert worden war. Wenn er auch sein altes Leben vermisste so gab es das ein oder andere "Mitbringsel" welches in Roma bestenfalls zu Stirnrunzeln und Getuschel führen würde. Ihm persönlich war es relativ egal, jedoch seinem Großvater weniger...und dessen Sicht der Dinge zählte hier in Caput mundi.
    Er lehnte sich ein wenig zurück und lauschte den Ausführungen des Hadrianus und des Sergius. Während die Äußerung des Hadrianus im Grunde das wiederspiegelte was Centho dem römischen Volk unterstellte, so klangen die Worte des Sergius seltsam hohl, wie Phrasen,...er ließ es einmal dahingestellt ob er tatsächlich danach lebte.
    Allerdings entsprach er zumindest optisch dem Heldenideal...mit des Germanicus Hilfe würde er sicherlich in entsprechende Funktionen kommen um diese Attitüden ausleben zu können.
    Centho lächelte ein wenig vor sich hin und wandte sich an Sedulus.
    ...interessant nicht wahr? ...ich bin sicher aus deinem Klienten wird noch etwas.

    Während sein Großvater sich Felix zuwandte sank Centho zurück auf seine Cline. Auf dem rechten Ellenbogen gestützt starrte er ein wenig ins Leere.
    Es schien sich auf seltsame Weise eine Wiederholung der Vergangenheit abzuzeichnen. Centho hoffte jedoch ohne deren drastischen Ausgang.
    Er versuchte die seltsame Fragestellung als Versuch seines Großvaters sich ein Bild über Domitilla und vor allem einen Bezug zu dem Haus der Claudier zu verstehen. Er wußte schließlich nicht wie die Claudier zu den Flaviern standen.
    Sein unbedingtes Ansinnen war es mit seinem Großvater zumindest was die Familie anging auf einer Stufe zu sein und mit einer Stimme zu sprechen.
    Felix war nun einem Blick des Großvaters ausgesetzt,...ein Blick der fast schon physisch wirkte.

    Sonst eher der unsentimentale und ganz und gar rationale Typ, geriet Centho beim betrachten der vor ihm sitzenden Domitilla geradezu ins schwärmen. Natürlich brachte er die Gewalt seiner Erziehung dazu weiterhin freundlich und unbestimmt distanziert zu wirken, jedoch gerieten ihm langsam die Gefühle aus den Fugen. Nicht nur, daß Domitilla seiner aufrichtig betrauerten und unendlich fehlenden Gefährtin von Mona ähnlich sah, es gelang ihm sogar hinter die Fassade der Patrizierin zu schauen und was er dort zu sehen glaubte gefiel ihm.
    Offensichtlich schien sie einem Leben in einfacheren Verhältnissen als einer Villa in Roma nicht abgeneigt, ja eher wohlwollend gegenüber zu stehen.
    Vor seinem geistigen Auge sah sich Centho bereits wieder auf Mona, an seiner Seite die hinreissende Domitilla...
    Wie ein Guss Eiswasser stand auf einmal sein Großvater in seinen Gedanken vor ihm. Auf seine unnachamliche Art nonverbal und Kraft seiner anscheinend divinen Autorität wandelte er Centhos Träumereien in postpubertäre Hirngespinnste und eröffnete das gigantische Tor der Pflichten eines Patriziers. Centho lehnte sich ein wenig zurück und hielt sein Gesicht in die Mittagssonne.
    Es half,...Menecrates verschwand wieder und die Wärme vermochte auch den einen oder anderen düsteren Gedanken zu verscheuchen.
    Lächelnd sah er Domitilla wieder an, nichts verriet jenen inneren Disput, welcher wieder einmal zerstörte Träume und den schalen Geschmack von einem unbestimmten Versagen bei ihm hinterließ.
    Verzeih´meine Offenheit aber ...gibt es jemanden in deinem Leben?
    Was für eine dämliche Frage...sein Rethoriklehrer würde sich wahrscheinlich ohnmächtig in die Faust beissen. ...ich meine, ...angesichts seiner wohl hormonbedingten Sprachschwierigkeiten hob er nur die Augenbrauen, kniff ein Auge zu und beließ es bei einem entwaffnenden Lächeln.
    Kopfschüttelnd meinte er,
    Tja, sieh dir an was du aus mir gemacht hast,...ich bin anscheinend nicht in der Lage mein Interesse an einem weiteren Treffen in einer angemessenen Form vorzubringen...
    Ein leichtes Schulterzucken.
    Obwohl es mich interessieren würde ob ich hoffen darf dafür niemanden niederringen zu müssen...
    Was er im Moment durchaus zu vollbringen bereit war.
    Bevor er noch mehr Blödsinn verzapfte nahm er mit der wiedergewonnenen Souveränität des geborenen Patriziers ein Stück Fleisch, drapierte es gekonnt auf einem in Öl getunkten Brotstück und überließ es nun Domitilla sich zu seinen unterschwelligem Werben zu äußern.

    Centho nahm neben Sedulus platz und dachte über die Antwort des Germanicers nach. ...ist es denn richtig? Was sollen wir unseren Söhnen mitgeben? Mir ist klar, daß die Legenden lediglich Ideale sind, welchen die Menschen jener Zeiten auch hinterher gelaufen sind, aber kannst du mir erklären wie es soweit kommen konnte? Wann wurde der Mammon zum Ersatz für Tugend, Gerechtigkeit, Ehre und Treue?
    Centho beugte sich ein wenig nach vorn und stützte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab. Der Schweiß begann zu fliessen und sammelte sich an seiner Nasenspitze, wo er in stetig folgenden Tropfen gen Boden fiel und dort, so schien es Centho, rasch verdampfte.
    ...haben wir Priviligierten nicht die Verantwortung für die Weitergabe der Tugenden? Sollte wir nicht wie Vorbilder leben?...stattdessen nutzen wir unser Geld, unsere Position um noch mehr Geld, noch mehr Macht anzuhäufen, bis sie irgendeinem unter uns zu übermächtig wird und man wegen eben des erworbenen Vermögens und seiner Macht unbequem und somit gefährlich wird...
    Was das bedeutete brauchte wohl keiner weiteren Worte.
    Centho sah Dracon an,...ein formidabler Kerl, loyal und treu...aber hatte er, Centho das Recht ihm das höchste Gut eines Menschen zu verwehren? Andererseits was nutzte einem Mensch die Freiheit? Für viele war der Kampf um die Freiheit eine Sache für sich, nach erringen derselben fielen sie meist in ein tiefes Loch aus dem sie sich kaum zu befreien vermochten.
    Langsam erhob er seinen Oberkörper wieder und sah Sedulus gequält lächelnd an.
    Entschuldige Germanicus Sedulus,...10 Jahre Provinz sind geneigt die Sicht der Dinge und die Wertigkeiten anders zu lagern...

    Centho winkte lächelnd ab und entgegnete,
    ...mich wundert indess, warum er seinen Laden nicht inzwischen im Zentrum der Arena des Circus Maximus betreibt...?!
    Der Bericht über ihre jüngste Vergangenheit traf Centho härter als er dachte. Natürlich gehörte es sich nicht nach Art und Lage der Verletzungen zu fragen, so hörte er mit bestürzter Miene zu und schüttelte zuweilen betroffen den Kopf.
    ...ich bezweifle, daß dir hier in Roma ähnliches wiederfahren wäre. Die Menschen ausserhalb Romas sind wesentlich freundlicher und hilfsbereiter...
    Wahrscheinlich hätte man sie ausgeraubt und liegengelassen...
    Auf ihre Frage hin was ihn in das Exil getrieben hatte hob er den Blick und lehnte sich zurück, bevor er etwas sagen konnte kam der Wirt mit Platten, reichlich bestückt mit Leckereien wie Schinken, Brot, Oliven, Eier in Salzlake, Nüsse, eingelegte Pilze, starken und milden Käse,Trauben, Feigen und Datteln. Der Schinken war in Honig gegart und roch köstlich.
    Der Wirt sah ihn teils verlegen, teil stolz an und Centho nickte ihm wohlwollend zu. Nun, wenn es halb so gut schmeckt wie es duftet,...dann hast du einen Stammkunden mehr!
    Es war zwar unglaublich aber der Wirt bekam vor Verlegenheit rote Ohren und zog sich händeknetend und verbeugent zurück in den Schankraum.
    Der Schinken schrie ihm förmlich zu, ebenso der Käse. Centho wartete jedoch bis sich Domitilla etwas nahm,...ebenso alle übrigen Bediensteten und Sklaven um sie herum...

    Centho ließ Sedulus in seinem Glauben. Er hatte auch erst in letzter Zeit erfahren, daß Dracons pragmatische Vorgehensweise auch ihre Vorteile hatte.
    Was ist denn noch Fein und Römisch Germanicus Sedulus? Seit meiner Ankunft hier habe ich erfahren, daß niederste Instinkte, Machtgier und Opportunismus...Proskriptionslisten...Leid, Tod und Schlimmeres von Romas Machtelite ausgingen und ausgehen...Zigtausende sterben mussten weil es einer Gruppe so gefiel...wer bestimmt was Fein und was Römisch ist?...wo sind die Tugenden der Altvorderen geblieben? Unterliegen sie Kalkül und Machthunger?...oder dienen sie nur denjenigen der das Recht auf seiner Seite wähnt?
    Lächelnd wiegte er leicht den Kopf hin und her. Dann folgte er Dracon in den Dampfgeschwängerten Raum. Nach ein paar Atemzügen war er an die Luftdichte gewöhnt und nahm auf einer der Holzpritschen platz.

    Centho wra erfreut, daß sich die spontane Wahl Dracons zum Wohlgefallen Domitillas entwickelte. Offenbar weckte diese Taberna Erinnerungen angenehmerer Art bei ihr.
    Ein sichtlich nervöser Schankwirt kam herbei und knetete verlegen seine Hände durch. Solch illustre Gäste hatte er sicher nicht jeden Tag und so nahm ihm Centho das Heft aus der Hand und bestellte einfach das Beste was Küche und Keller zu bieten hatte,...für alle Anwesenden.
    Sichtlich irritiert verschwand der Schankwirt um kurz darauf mit zwei Frauen, offenbar Mutter und Tochter einen, wie sich herausstellte hervorragenden Falerner, frisches Brot, köstliches Olivenöl und allerlei kleingeschnittene Häppchen als Amouse geulle zu servieren.
    Centho probierte den Falerner und nickte wohlgefällig,...woraufhin die Pokale gefüllt wurden. Er tunkte das Brot, welches offenbarheute frisch gebacken worden war in das Öl,...gab ein wenig des kostbaren Salzes darauf und biss hinein.
    Nun,...Dracon hatte wohl Recht mit seiner Aussage.
    Lächelnd wandte er sich an Domitilla;
    Möchtest du mir,...einem Fremden,...denn erzählen, was dich in dein Exil getrieben hat,... Er musterte sie freundlich welches dir offenbar jedoch nicht allzusehr zugesetzt hat. Das erging es ihm wohl ähnlich,...er vermisste Mona immer noch schmerzlich und all jene die er dort zurückgelassen hatte.

    Anscheinend brachte die Neuigkeit ein Saite in seinem Großvater zum klingen.
    Bildete er sich das nur ein oder wirkte Menecrates deutlich gespannter als beim Rapport über den Status quo der Villa und der politischen Gegebenheiten? Wahrscheinlich war es nur ein kurzes Aufblitzen,...denn Menecrates hatte sich flugs wieder im Griff.
    Centho lächelte ein wenig, schließlich ging es hier um sein privates, sein ureigenes Empfinden.
    Nun, was ich bisher sagen kann, so scheint sie ein typischer weiblicher Spross einer Patrizierfamilie zu sein,...
    Eine vielsagende Auissage,...jedoch war Menecrates sicherlich genug im Bilde um sich vorzustellen was Centho meinte. Doch bevor dieser sich echauffieren konnte fuhr Centho fort.
    Gepflegt, gutaussehend,...um die dreissig,...und leider auch ein wenig ...nun sagen wir einmal...sich ihres Standes und ihrer Herkunft mehr als bewußt... Ein Problem welches viele Patrizier teilten, jedoch selten persönlich wahrnahmen.
    Die zweite Frage war wieder typisch Menecrates,...befürchtete er Inzucht? Gab es einen Zweig der Flavier der non grata war? Centho erinnerte sich an Domitillas Exil...innerlich befürchtete er etwas falsch gemacht zu haben,...wieder einmal. Ein wenig zurückhaltend gab er deshalb an,
    Du mußt mir nachsehen, daß ich nicht nach ihrem Stammbaum gefragt habe, Großvater,...ich erlag sozusagen ihrer Schönheit komplett...was sie jedoch sagte, war, daß sie die letzten zwei Jahre in einfachen Verhältnissen gelebt habe und sich erst wieder an Roma gewöhnen müsse... Etwas was sie ihm noch näher brachte, war er doch in einer ähnlichen Situation gewesen.

    Claudius nickte und sah Dracon kurz an,...er sollte das Sudatorium sondieren und eventuell dort anwesende Gäste evakuieren.
    Inzwischen dürfte Dracon Centho´s Gesten wohl verinnerlicht haben,daher wartete er bis Dracon in Richtung Sudatorium verschwandt und wandte sich an die kleine Gruppe.
    Nun meine Herren,...ich denke wir werden in Kürze ein geeignetes Umfeld haben...

    Interessiert zuhörend verließ Centho den Tempel des schlechten Geschmacks und ließ Hohepriester und Adepten grußlos zurück. Sollte der seltsame Kautz doch bekehren wen er wollte, Claudius, soviel war sicher,...und auch Domitilla würden es nicht sein.
    Interessiert hörte Centho, daß sich auch Domitilla erst wieder an das römische Leben gewöhnen musste. Interessant,...ich war auch eine Weile in der Provinz,...und ich muss sagen,...nun,...so unerhört das klingen mag,...ich vermisse sie.
    Mit halbem Entsetzen verpasste er die Gelegenheit Dracon in sein Enthusiasmus zu bremsen,...schließlich waren sie nicht unter Männern und es gehörte nicht gerade zum guten Toneine Taberna zu räumen, nur damit zwei Personen etwas zu essen fanden. Entschuldigend lächelnd sah er Domitilla an;
    Nun,...wenn du Geschmacklich auf einer Ebende mit den Cohortes Urbanae verweilst und einen wackligen Schemel einer Cline vorziehst,... Er sah Dracon tadelnd und leicht kopfschüttelnd an, atmete tief durch und schloß, ...dann hat mein guter Dracon hier, dessen gutes Herz deutlich größer ist als sein Feingefühl uns in dieser,...
    Oh nein, hier gab es nichts zu beschönigen, hier lebte der Pleb...
    stadtbekannt guten Taberna einen PLatz geschaffen,...wenn du möchtest können wir uns dann ein wenig in Sachen Heimat austauschen...
    Wobei er final nicht glaubte, daß Domitilla ernsthaft in Erwägung zog sich hier auch nur ansatzweise niederzulassen.

    Centho lächelte der Sklavin freundlich zu und nahm sich einen der modischen Glaskreationen. Wie einer inneren Stimme bestätigend stellte er fest, daß der verdünnte Wein wohl nicht an den Falerner heranreichte, wahrscheinlich irgendein Gewächs aus einer sonnenarmen Gegend, vielleicht der Heimat dieses seltsamen Oberschneiders dort. Das wäre dann auch die Erklärung für dessen Faible alles Schwarzweiss zu gestalten.
    Wieder einmal sabbelte er mit einem grauenhaften Akzent seinen Endlossätze und verärgerte Domitilla zusehens. Ein fehler, wie sich sicher bald herausstellen würde. Ebenso die seltsam mageren Sklavinnen, welche die Kreationen des Meisters vorführten. Centho taxierte die knochigen Wesen mehr als die Gewänder, denn sie halfen wohl kaum bei einer Entscheidungsfindung. Domitilla war eine rassige Frau mit Rundungen an den richtigen Stellen, was sollten denn da diese behängten Besenstiele anregen?
    Die Flavierin hatte wohl genug udnCentho stellte das Gläschen vorsichtig zurück auf das Tablett. Auf deren Ansage hin entgegenete er mit Blick auf die Magersklavinnen...Zu gerne, Domina,...ich muss zugeben der Anblick hier hat mich ein wenig hungrig gemacht,...wie wäre es mit einem kleinen Imbiss?

    Die Antwort eines Orakels dünkte es Centho. Sein Großvater war alt geworden. Die altväterliche unbedingte Würde begann ihn zu ermüden, wie es schien.
    Natürlich würde es eine Untersuchung geben,...jedoch was wenn sie Unbequemes ergab? Was wenn der Usurpator gar keiner gewesen war? Wenn das Testament einer Untersuchung stand hielt?
    Rom war noch lange nicht mit dieser Angelegenheit fertig,...soviel war sicher und ebenso sicher war es, daß noch einige Köpfe rollen würden.
    Centho beschloß das Thema zu wechseln und hoffte den Großvater so ein wenig von seinem Trübsinn abzulenken.
    Ich habe jemanden kennengelernt, Großvater,...ich denke es gibt gute Anzeichen für weitere Treffen.
    Wenn auch das erste Treffen rteas seltsam war, gab es doch unübersehbare Anzeichen für gegenseitige Zuneigung.
    Gerade das Thema standesgemäße Verbindung war in der Vergangenheit Anlass zu einem Bruch zwischen ihnen gewesen und Centho hoffte auf diesem Wege seinem Großvater zu etwas mehr Lebensfreude verhelfen und sich selber wieder in den Schoß der Familie zurückbringen zu können. Fraglich ob es ihm gelang, denn er war zu lange weg um zu wissen wer mit wem sprach und wer eben nicht. Er hoffte inständig, daß die Flavier zu ersteren zählten.
    Gespannt auf dessen Reaktion sah er Menecrates an...Ihr Name ist Flavia Domitilla...

    Mit einer gewissen Faszination beobachtete Centho den sogenannten Maestro.
    Es war ihm schleierhaft, warum dieser magere Sonderling mit den Endlossätzen einen derartigen Ruf und vor allem eine derartige Macht innehaben konnte. Auf Mona hätte man so etwas mit nassen Lappen totgeschlagen. Fast schon tat ihm die Matrone leid die er mit seiner offenbar unbestreitbaren Meinung davongejagt hatte.
    Da stand er nun vor ihm mit diesem albernen schwarzen Stoffband vor den Augen, welches jedoch durchlässig sein musste, denn sonst könnte er ja nicht sehen was die Kunden hier kombinierten...oder...?
    Der Fatzke wurde ihm ein wenig unheimlich und einmal mehr wünschte er sich mit Dracon einfach wieder weiter zu ziehen.
    Doch zu spät. Flavia begann sich mit leuchtenden Augen umzusehen, ihre Sklavin im Schlepptau und vor Centho plazierte sich mit offenbar taxierenden Sinnen der Maestro...


    Sim-Off:

    Edit...Fehler korrigiert -.^

    Werter Claudius... Centho war sicher, daß sich Dracon insgeheim ins Fäustchen lachte und ihm nachher, wenn sie wieder unter sich waren seine Ansichten zu seiner Entscheidung Flavia zu begleiten ungefragt und pointenreich offerieren würde.Doch wer A sagt,...muss auch B sagen,...so fügte sich Centho seinem vorschnell, geblendet ob der Attraktivität und dem psychologisch interessanten Fall des der gestrauchelten Dame zu Hilfe eilenden Edelmannes.
    Wußte der Geier wer diese beiden Chanelix und Vanentinos waren,...was er wußte war daß sie mit Pomp und Akuratesse dem dummen Reichen die Dukaten aus den seidenen Beuteln holten...Gerüchte allenthalben,...
    Nun, einen Blick sind ihre Auslagen sicherlich wert, ...jedoch rate ich zur Vorsicht,...die beiden sind bekannt für ihre Schwatzhaftigkeit und vor allem ihr Talent aus allem Geld zu machen... Centho hoffte, daß Flavia sich nicht von Pomp und Tand blenden ließ. Denn er hatte den Eindruck, daß ihre Börse gut gefüllt und ihr Kaufwille sehr ausgeprägt war.

    Eine unerwartete Wendung tat sich auf, was als leichter Flirt gedacht war, vor allem, wie er sich zugestehen musste begründet im Andenken an Aoife, in einer längst vergangenen Zeit in einem unvergessenen Leben.
    Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen, jedoch kann ich dir lediglich meine Gesellschaft bieten,...in modischen Fragen bin ich ein wenig... unerfahren,... Fast schon entschuldigend hob er kurz die Schultern. Auf Mona war es sehr schwierig ihn von den Sklaven oder Aufsehern zu unterscheiden. Er trug die gleich derb-prakgmatische Woll-Lederkleidung wie diese und unterschied sich von ihnen lediglich durch Haarschnitt und Haltung.


    Den Termin mit seinem Verwalter konnte er auch noch später wahrnehmen, allerdings fragte sich Centho was er Dracon damit antat,...und schlußendlich sich selber. Er hätte sich lieber einer Horde Kelten gestellt, als einer Domina von Welt in Modefragen zu geleiten. Dracon würde es da wohl genauso gehen, obwohl die Sklavin der Flavierin in etwa dem Beuteschema Dracons entsprach,...vielleicht würde dieser es ihm nachsehen und dem Ganzen vielleicht sogar etwas versöhnliches abgewinnen.