Beiträge von Marcus Claudius Centho

    Centho lag auf seinem torus. Nach den Ereignissen der letzten Tage war er rechtschaffen müde und ein wenig eingenickt.
    Es war seit langem wieder einmal ein angenehmes und vor allem angemessenes Lager. Vor seinem geistigem Auge verarbeitete er die Ereignisse der vorigen Stunden. Niemals hätte er bei seinem eintreffen gewagt zu glauben, daß es innerhalb kürzester Zeit in der Villa wieder annähernd so aussehen würde wie vor dem einfall der Plünderer.
    Gesichter tauchten vor ihm auf und verblassten wieder. Immer wieder nahm er im Hintergrund ein seltsames Trommeln war...bis er erkannte, daß es ein Klopfen war. Halb verschlafen schwang er seine Beine hinunter auf der Boden rieb sich den Nacken und brummte,
    ...intrare...hchotverdommenich....
    Wer sollte denn jetzt etwas von ihm wollen?

    Centho blickte in das dunkle Loch hinab. Irgendwie störte es ihn festzustellen, daß er im Grunde Zeit seines Lebens über etwas gelebt und vor allem geschlafen hatte, was derart abstoßend verunsichernd war. Natürlich ließ er sich seine Gedanken nicht anmerken und grinste seinen Bruder an.
    Interessant,...und wer wacht unten?...Cerberus?
    Nichtsdesto trotz wandte er sich um, erblickte Morrigan und hieß sie,
    Morrigan,...geh und hole uns zwei Fackeln... oder besser noch,...zwei geschlossene Lampen...
    Wer wußte schon ob sich dort unten nicht irgendwelche entzündlichen Dinge befanden...denn eines war klar, er würde dort hinunter steigen. Alleine um seine Zweifel zu zerstreuen,...von seinen mühsam unterdrückten Ängsten ganz zu schweigen.

    Centho fragte sich warum sein Bruder im brackigem Pfützewasser des Impluviums stand und sich nach unten bückte. Der Vinum war doch nicht etwa vergiftet?
    Kopfschüttelnd trat er auf Wunsch des Felix näher heran und entgegnete,
    Gerne,...wobei denn?
    Ihm war völlig unbekannt, daß sich unter dem Impluvium eine geheime Kammer befand. Auch wenn die von ihm jetzt erblickten Messingringe eine Form der Erleuchtung bewirkten.
    Er stieg zu seinem Bruder ins Impluvium und stellte sich gegenüber auf. Mit beiden Händen ergriff er einen der Ringe und sagte, ...auf Drei Bruder...eins,...zwei...

    Centho bemerkte, daß er seinem Bruder wohl an etwas unangenehmes erinnert hatte. Dessen plötzlichen Aktionismus begegnete er jedoch mit erworbener Lässigkeit.
    Bruder,...Felix,...iss erst einmal zuende, mit leerem oder nervösem Magen kann man schlecht denken und handeln,...Morrigan hat ja schon gesagt, daß der Weinkeller leer ist, glaubst du ernsthaft die Plünderer haben diese kleine Geheimkammer entdeckt?...sie haben das offensichtliche gesucht...und geplündert.
    Doch schien es Felix wichtig zu sein. Kopfschüttelnd biss er noch einmal in den Fladen und erhob sich von der Kline. Na los... meinte er lächelnd, ...sehen wir nach den Ahnenmasken...

    Centho sah mit einer Mischung aus Verwunderung und Ablehnung zu wie der Sklave Felix eingoß, welcher sich auf der Kline ausbreitete.
    Offensichtlich war er in den vergangenen Jahren zu sehr Gutsverwalter gewesen denn Angehöriger des römischen Adels.
    Jedoch riefen ihn sein Körper und seine Müdigkeit dazu auf es seinem Bruder gleich zu tun. Der Sklave, woher Felix den auch immer herhatte, goß auch Centho verdünnten kühlen Vinum in den Pokal. Mit einem Nicken bedankte er sich und nahm einen tiefen Schluck.
    Das war eines der Dinge die er im Norden vermisst hatte, den Weinkeller der Claudier. Nach einem zweiten, kleineren Schluck entgegnete er,
    Zumindest fällt man nicht mehr über alles mögliche...aber ja,...so langsam nimmt es versöhnliche Ausmaße an...mich wundert indeß, daß die Horden den Weinkeller nicht auch plünderten...
    Der Sklave goß ungefragt nach und Centho stellte den Pokal auf den angrenzenden Tisch.
    Wie sah es in deinem Cubiculum aus Felix,...und überhaupt,...wo sind die Schätze der Claudier,...ihr habt sie doch in Sicherheit gebracht?!
    Seine Sorge galt hier in erster Linie seinem Großvater, einen gänzlichen Verlust all der gesammelten Kostbarkeiten aus vielen Feldzügen, Statthalterschaften und Geschenken befreundeter Fürsten würde seiner Gesundheit sicherlich mehr schaden als nützen.

    Natürlich war auch sein Raum untersucht worden, doch gab es hier keinerlei Werte im eigentlichen Sinne. Das was seine ideellen Wert ausmachte lag auf den Boden verstreut, mehr oder weniger intakt. Der Helm seines Lieblingsgladiators, eine Sammlung von karthagischen Pfleilspitzen, seine lederne Kinderrüstung, ein paar Rollen mit Reiseberichten seines Vaters, seine Festtagstoga, welche so wie es schien mit mittlerweile getrockneten Fäkalien durchsetzt war. Angewidert schob er sie mit dem Fuß zusammen und ließ am Fenster Luft hinein.
    Dann begann er sein Hab und Gut wieder auf die Regale zu platzieren, zerbrochene Gegenstände warf er zusammen mit der Toga in eine Ecke. Als er fertig war stellte er fest, daß es ziemlich genau dem Anblick entsprach, dem er damals als letzten gewahr wurde bevor er die Villa im Zorn verließ.
    Seine Jahrelange Unruhe, seine schlaflosen Nächte, die quälende Ungewissheit was man wohl von ihm dachte oder über ihn sprach,...ein Blick in die die Runde seines Cubiculum milderte einiges ab. Hier waren wohl viele Eitelkeiten gekränkt worden, aber nicht wirklich etwas zerbrochen.


    Einer der Männer von Felix klopfte sachte und bestellte ihm, daß die Cena bereit sei...

    Centho traf als erster im Triclinium ein. Die Möbel standen so da als wäre nie etwas passiert. Den Göttern sei Dank hatten die Plünderer nur materielles Interesse und ließen die Fresken unversehrt.
    In der ganzen Villa herrschte ein munteres Treiben. Wie Centho zwischenzeitlich erfahren hatte waren die Begleiter ehemalige Legionäre und somit in vielerlei Hinsicht begabt. So wurde manches Möbelstück repariert und Schaden behoben.
    Ein herbeigebrachter Tischler reparierte die Porta und mit dem Zufallen des Schlosses hatten aber auch alle in der Villa ein Gefühl der Erleichterung und der Sicherheit.
    In seinen Gedanken vertieft betrachtete er beiläufig Morrigan bei ihren Arbeiten und fragte sich wie ein unfreier Mensch dermaßen zufrieden sein konnte.

    Germanicus Sedulus war nach einem Wettkampf aus wie es schien...
    Wettschwimmen war nicht seine Stärke, er mied den Aufenthalt im nassen Element. Baden reichte ihm...
    Nun,...wie wäre es mit einem gepflegten Ringkampf? Das Wasser scheint unserem Tiberier hier weniger zu liegen...wie es scheint.

    Centho lächelte der Sklavin zu und meinte,
    Gut Morrigan,...dann sieh zu daß wir bald etwas essen können und richte auch etwas für Felix´Männer her, ...geh´jetzt, ich denke du wirst ab jetzt hier nicht mehr alleine sein.
    Das bedeutete sicherlich ein Mehr an Arbeit für die junge Frau aber auch ein deutliches Mehr an Sicheheit.
    Aufmunternd nickte er ihr zu und machte sich dann auf zu seinem Cubicullum...mal sehen was fehlte...

    Centho hörte seinem Bruder genau zu und war bestürzt über die Nachricht daß Herius erkrankt war. Wenn sie auch im Streit auseinandergingen so liebte er seinen Großvater nahezu abgöttisch, nicht zuletzt weil er ihm, wegen Gallus´häufiger Abstinenz oft Vaterersatz war.
    Ein Feldzug, das Leben in Zelten,...all das war nichts für einen Mann in Herius´Alter. Und auch die Bemerkung, daß es ihm besser zu gehen schien schaffte es nicht seine düsteren Gedanken zu vertreiben.
    Auf die Frage nach den Sklaven entgegnete Centho,
    Ja, ich habe vorhin in Vaters Cubicullum eine Sklavin Namens Morrigan angetroffen. Sie scheint sich von Germania aus hierher durchgeschlagen zu haben,...sie sagt sie sei mit Großvater dorthin gezogen und wurde in den Wirren des Feldzuges von ihm getrennt...
    Er suchte in Felix´Miene nach Hinweisen über eine Reaktion auf Namen und Geschichte der Sklavin.
    ...ich habe ihr gesagt sie soll Cusina und Triclinium in Ordnung bringen...wir kümmern uns um unsere Räume...auf diese Weise können wir am besten feststellen was fehlt.
    Falls er noch sein altes Cubicullum hatte hieß das wohl...
    ...und wenn deine Überredungskunst die Männer draußen anweist die zerstörten Möbel hinauszubringen und für Ordnung zu sorgen, denke ich können wir bei Sonnenuntergang unsere erste Mahlzeit hier in der Villa einnehmen...

    Centho winkte ab und nahm eine bequeme Haltung ein als Felix seine Begleiter hinausschickte.Nach einem Blick an sich herab nickte er und meinte, Nun, ich bin auch erst vor ein paar Stunden in Roma eingetroffen. Ich bin von Mona aus alleine gereist und hatte mir für die Reise durch Gallien in Portus Dubris zwei Begleiter angeworben, ...Gladiatoren wie sie versicherten und bin dann durch Gallien über die Alpen und hierher,...ich kann dir sagen, ein Vergnügen war das nicht gerade, zumal mir das Reiten seit jeher etwas schwer fällt.
    Wie viele Römer stand auch Centho Pferden skeptisch gegenüber, nutzte sie jedoch zuweilen wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Doch sag´ Felix wie ist es euch hier ergangen...
    Romanus im Hintergrund nahm er kaum noch war...wohl auch weil er sich akustisch bisher zurückhielt.

    Centho wußte wie wichtig es war Menschen in Extremsituationen zuzuhören.
    Morrigan also,...hmm...
    Nur hin und wieder gab er Zwischenbemerkungen ab,
    Lepidus,...aha,...einer meiner Onkel...nichts mehr gehört,...soso...
    Mit einem Auge behielt er den Knüppel in seiner Wahrnehmung. Schließlich konnte es sein, daß eine seiner Bemerkungen irgendeine Intialbewegung auslöst.
    Daß sie mit seinem Großvater in Germania war nahm er interessiert zur Kenntnis, doch bevor er etwas fragen konnte löste ihre Bemerkung über eine Trennung und ihre Unkenntnis über seine momentane Situation wieder eine Art Niederschlag aus. Er folgte beiläufig ihrem Hinweis auf das Chaos und entgegnete,
    Gut Morrigan daß du wieder hierher zurück gefunden hast. Gut auch, daß du mit den Aufräumarbeiten begonnen hast.
    Ihr zu erklären warum es hier so aussah ersparte er sich. Er verarbeitete selbst noch die bodenlose Respektlosigkeit derer die sich hier ausgetobt hatten.
    Langsam beugte er sich vor und nahm ihr vorsichtig den Knüppel ab.
    ...das hier,...brauchst du vorerst nicht,...die Claudier sind wieder da, neben mir auch Romulus und Felix.
    Er sah sie an um irgendeine Reaktion zu erkennen ob sie die Namen kannte und fuhr fort.Ich schlage vor du kümmerst dich zunächst einmal um Culina und Triclinium, die Cubiculii werden wir jeweils selber aufräumen auch um zu sichten was alles fehlt.
    Centho sah eine gewisse Erleichterung bei Morrigan und meinte,
    Felix hat ein paar kräftige Männer dabei die hier mit anpacken können,...die aber wie wir selber Hunger und Durst haben,... Sein Blick schweifte etwas ab,...und da ich glaube, daß wir keinen obsonator mehr haben,...hast du noch eine Menge zu tun...
    Beschäftigung war in diesem Fall wohl das beste für sie Alle.

    Centho wandte sich um und sah sich einer Frau mit einem gewaltigem Knüppel gegenüber. Die Frau war ihm unbekannt, jedoch schlußfolgerte er aus der Tatsache, daß sie sich ihm mit einem Knüppel stellte und nicht Reissaus nahm wohl zum Haushalt gehören musste.
    Er hob beschwichtigend beide Hände und entgegnete mit dem rechten Zeigefinger vorsichtig auf den Knüppel deutend;


    Marcus Claudius Centho,...ich gehörte bis vor 10 Jahren zur Herrschaft dieses Hauses...und...wer bist du?


    Mit einem Lächeln versuchte die Situation zu entspannen und mit einer Geste darum bat den Knüppel zu senken.
    Auch wenn die Frau vor ihm kein Gladiator war so blitzten ihre Augen ihn doch entschlossen an. Centho wollte an dieser für ihn ungünstigen Position zwischen Schreibtisch und Bett kein Risiko eingehen, geschweige denn in ein Handgemenge mit einer Frau geraten.

    Centho grinste erleichtert nach den Äußerungen seines Bruders und trat auf ihn zu. Nach einem kurzen Zögern, wohl überwältigt vom Glück seine Geschwister wohlauf und gesund zu sehen. Er legte Felix die Rechte auf die Schulter,
    Nun,...dramatisch, zumindest aus unserer Warte gesehen, ist es hier an der Spitze einer Gruppe offensichtlich kampferprobter Männer aufzutauchen und uns wortlos anzustarren. Er nahm die Rechte wieder von der Schulter. Einen spezifischen Humor hat es, die Situation auf die Spitze zu treiben und erst kurz vor dem ersten blankgezogenem Stahl den Männern vor einem Übergriff Einhalt zu gebieten.
    Was natürlich auch ein Selbstverständnis von Macht und Führungsanspruch darstellte, aber er wollte seinen Bruder nach so langer Zeit nicht allzusehr provozieren. Schließlich war er es der in den letzten Jahren hier in der Villa die Stellung gehalten hat.
    Warum ich als Claudier ein Gladius trage?...nun in den Provinzen, und besonders in Britannia ist es ausserhalb der Städte und auf Reisen durchaus ratsam zu seinem Schutz Waffen zu tragen...
    Er sah sich kurz um und schloß,
    ...wenn ich mich hier jedoch umsehe, ...so scheint es für einen alleine reisenden Claudier zumindest bis jetzt ebenso zu sein.

    Das seltsame Verhalten des Bruders ließ Centho darauf schließen daß er, aus welchen Gründen auch immer, der Situation, ..ihm selbst nicht zu trauen schien.
    Centho ging einen Schritt zur Seite, die Rechte wieder auf den Griff des Gladius, mit der linken Romanus hinter sich ziehend. Sicher ist sicher, dachte er bei sich. 10 Jahre sind eine lange Zeit und die Jahre hatten sich sicherlich nicht nur in Felix´Gesicht gegraben.
    Die Männer hinter Felix begannen sich auf die drei zuzubewegen und gerade als Centho begann den Gladius herauszuziehen stoppte Felix seine Begleiter mit einer knappen Geste.
    Das halbgezogene Gladius langsam wieder zurückführend meinte Centho,
    Wie ich sehe hast du weder deinen Sinn für Dramatik, noch deinen Sinn für Humor verloren Bruder,... Er behielt seine betont kampfbereite Haltung jedoch bei, ebenso ruhte der Griff des Gladius wie beiläufig in seiner rechten Hand. Diese Angelegenheit hier war nach den Wirren, dem Misstrauen, der Gewalt der letzten Zeit noch längst nicht in trockenen Tüchern.

    Romanus´Neigung seinen Gedanken freien Zugang zu seiner Zunge zu gewähren hatte sich in den Jahren nicht geändert. Er legte ihm lächelnd die rechte Hand auf die Schulter und meinte,
    Ich denke wir sollten zunächst einmal hier für Ordnung sorgen,...unsere Erlebnisse können wir dann in geeigneter Runde und vor allem Örtlichkeit austauschen...
    Hinter ihm trat jemand ein, was seine Hand instinktiv wieder an den Griff des Gladius führte. Sein Blick fiel auf einen Mann, der in der letzten Zeit sicherlich einihe schlaflose Nächte hinter sich hatte und wenn die Zeit auch schon erste Spuren in sein Gesicht gegraben hatte, so stand es ausser Zweifel,...das Triumvirat war wieder vollzählig.
    Ein Lächeln grub sich in seine Züge und mit einem kurzen Blick zu Romanus meinte er,
    Sieh an,...Felix,...was bringst du uns denn da? Gibt es noch einen Kampf auszustehen bevor wir uns endlich in Ruhe unterhalten können? Sein Blick glitt vom Gesicht seines Bruders auf die Begleiter hinter ihm,...

    Centho rubbelte sich gerade mit einem von einem Sklaven eiligst gereichtem Tuch die Haare trocken. Die Reanimation des Germanicers ließ darauf schließen, daß er entweder öfter mit verunfallten Schwimmern zu tun hatte oder intuitiv richtig handelte. Die Lebenszeichen des Unglücksvogels beruhigten ihn und er nickte dem vorgestellten Sergier kurz zu.
    Dem sprotzenden Dank des Geretteten entgegnete er,
    Marcus Claudius Centho,...keine Ursache...es war eh´wieder an der Zeit sich etwas abzukühlen.

    Centho nahm die Szenerie beiläufig wahr und unterdrückte ein schadenfrohes Grinsen. Als der Pechvogel jedoch nicht auftauchte und die Sklaven unschlüssig Maulaffen feilboten meinte Centho zu Sedulus;
    ...entweder er will irgendeinen Rekord brechen...oder ...er hat Probleme den Weg zur Oberfläche zu finden. Er warf sein Handtuch zu Boden und mit einem ...entschuldige mich kurz... sprang er in das Becken, tauchte unter und holte den Körper des Mannes hoch an die Oberfläche. Am Beckenrand warteten die Slaven und hievten den Körper über den Beckenrand.
    Centho wuchtete sich ebenfalls aus dem Becken und sah auf den Pechvogel hinab während er sichmit einem Tuch trockenrubbelte.
    ...und?...wie geht es unserem Tiefseeass?