Beiträge von Marcus Claudius Centho

    Centho half der Domina auf die Beine.Ihren grollenden Aufpasser ignorierte er geflissentlich, jedoch nur, weil er Dracon hinter sich wußte der in Notfall Hackfleisch aus diesem Barbaren machen würde. Die Wahl ihrer Aufpasser war schon einmal recht publikumswirksam, denn was Dracon durch Ausstrahlung erreichte, gelang ihnen durch den Eindruck offensichtlich zügellos wilder Barbarei. Eine Flavierin,...das passte. Centho gab ihr durch seine Blickrichtung, welche sich ausschließlich auf die Augen und Gesichtspartie beschränke keinerlei Anlass an iher Robe zu zweifeln...zumindest was ihn betraf.
    Sei gegrüßt Flavia Domitilla,...nun ich muss zugeben, daß es mich trotz der Umstände freut deine Bekanntschaft zu machen,...
    Offenbar hatte Dracon es eilig und dachte nur in taktischen Zügen.
    Cenhto erhob daher kurz die Hand und gebot so dessen Evakuierungsplänen Einhalt. Seine Augen jedoch ließen nicht ab von Flavia Domitilla.
    Sag´,...darf ich dich zu deiner Sänfte begleiten...?
    Was sie zweifelsohne vorzog, denn einer Domina von Welt stieß nichts mehr auf als der Mittelpunkt des Pöbels und dessen Lästereien zu sein, zumals man sie gar selber ausgelöst hat. Viel lieber jedoch würde er sie bitten in die nahe Villa Claudia zu kommen sich dort umzukleiden und den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Wie ein Schwall kaltes Wasser überkam es ihn...was hatte er gerade gedacht?...hoffte er zumindest. Schnell wieder die Initiative ergreifend lächelte er sie an, löste seinen kostbaren Umhang, legte ihn über ihre Schultern, so daß er die Verschmutzungen verdeckte und schloß
    charmant, ...es wäre mir eine Ehre und,...ich muss zugeben auch ein Vergnügen...
    Denn so durfe er ihre Hand berühren und ihr zumindest einen Augenblick sehr nahe sein.
    Verdammt,... Das war doch nur eine Frau,...eine wie viele...schalt er sich...

    Fast schon ein wenig peinlich gerührt wollte Centho sich wieder auf den Weg machen. Jedoch hatte der Auftritt der jungen Patrizierin wohl genug Schaulustige angesammelt, daß er vor einer menschlichen Wand stand. Er zog eine Grimasse des Mißfallens und wandte sich just in dem Moment wieder der Szenerie am Tuchstand zu als die feurige Käuferin vor seine Füße strauchelte.
    Sofort ging er in die Knie und sah in wunderschöne, wenn auch nicht mehr blutjunge Augen. Mit einem chamanten Lächeln hielt er ihr seine rechte Hand hin und meinte,
    Marcus Claudius Centho,...wenn ihr es erlaubt wäre es mir ein Vergnügen Euch aus diesem,... er warf einen Blick auf den Boden und schüttelte bedauernd ob des reichlich vorhandenen Schmutzes und der zweifellos ruinierten Garderobe den Kopf ......Schlamassel zu helfen bevor der Pleb um uns herum aus dem Staunen herauskommt und mit seinem Spott und Hohn dieses Malheur noch steigert...
    Er hoffte Dracon hinter sich der die übelsten Schandmäuler allein durch seinen martialischen Habitus zum Schweigen brachte.

    Der Tag schien vielversprechend zu werden,...eine neue Bekanntschaft, einen äußerst entspannenden Vormittag in der Therme und nun wu nderbares mildes Spätsommerwetter. Wenn er eines auf Mona vermißt hatte, dann dieses Wetter.
    Centho ließ sich von seiner Umgebung treiben, er genoß die Menschenmassen wie einen selten verköstigten Vinum. Bald hörte er Gesprächsfetzen, wie Verwöhnte Patrizier...was bilden die sich eigentlich ein?...hat sich einfach vorgedrängelt,...so ein Miststück...
    Nun war es nichts ungewöhnliches daß der Pleb den Patriziern skeptisch, ja latent abweisend gegenüber stand, jedoch interessierte es ihn wer denn den Unmut des Pöbels heraufbeschworen hatte.
    Bald schon sah er eine luxuriöse Sänfte mit höchst kostbar dekorierten Trägern. Sein Blick folgte dem Blickfeld der Träger und da erblickte er den Stein des Anstoßes. An einem Stand für Seide und kostbaren Tüchern stand eine zur Sänfte passende Frau. Seltsam, daß sie sich hier umsah,...naja,...Centho wollte sich schon wieder abwenden, als ihm die flammroten Haare der Frau auffielen.
    Faszinierte blieb er stehen und beobachtete sie eine Weile.
    Alles an ihr strahlte jene Verwöhntheit aus, welche der Einfluss und Reichtum der Patrizier bei einigen Exemplaren zwangsläufig mit sich brachte.
    Wie selbstverständlich ließ sie sich alles mögliche zeigen und beschied die feilgebotene Ware bisher mit ätzender Ablehnung,...so schien es Centho zumindest. Er fragte sich gerade ob die Haare echt seien oder es eine Perücke war.

    Centho freute sich über die neue Bekanntschaft. Der Germanicer gefiel ihm, es war fast schon so als würde er ihn oder zumindest jemanden mit seinem Habitus aus früherer Zeit kennen.
    Ein undefinierbares Lächeln überzog sein Gesicht als er von der Familie des Germanicers hörte,...wäre es nach seinem Großvater gegangen hätte auch er inzwischen eine Familie gegründet. Jedoch bezweifelte er stark, daß seine im zugedachte Frau die erste Geburt überstanden hätte. Immerhin war sie seinerzeit schon Mitte 30 und zwar schon Witwe aber noch jungfräulich wie es hieß. Der Gemahl war kurz nach der Hochzeit in einem Grenzzwischenfall in Germania ums Leben gekommen. Er bfreite sich von dem Gedanken festzustellen ob die Gute überhaupt noch unter ihnen weilte und wie sie wohl die letzten 10 Jahre verbracht hatte. Ein glücklicher Umstand, ...zweifellos,...es freut mich, daß du ein zufriedener Familienvater bist...mir blieb die Ehe bisher ...naja,...was soll ich da groß sagen,...ich liebe meine Freiheit und habe in Britannien zwei Söhne, die ...nun sagen wir einmal keinen Bedarf an einer Legitimierung haben. Sie leben ein gutes Leben auf meinem Besitz auf Mona... Wehmut überzog sein Gesicht. Aoife war nach der Geburt seines jüngeren Sohnes im Kindbett gestorben. Seither zogen vier Sommer ins Land und er vermisste sie wie am ersten Tag.
    Er vermisste ihr rotes Haar, welches ihn unbändig in dicken Locken an die aufgehende Sonne erinnerte,...an ihre milchige Haut, ihre Wärme,ihr Verständnis, die fast schon emphatisch schien,...und an ihre unendliche Liebe ihm gegenüber. Wochenlang hatte er sich zurückgezogen und erst als seine Verwalter ihn völlig verwahrlost in einer alten Fischerhütte am tosenden Nordstrand ausfindig machten fand er zu seinem Leben zurück. Lugh, sein Verwalter erinnerte ihn an die Menschen für die er verantwortlich war, an seine beiden Söhne denen der Vater fehlte. Jedoch waren es weniger die Einsicht ob seiner Worte, es war mehr die Erkenntnis, daß er nicht immer vor allem davonlaufen konnte. So kehrte er heim und war gerührt von der ehrlichen Freude seiner Mitmenschen und der unübersehbaren Sorge, aber auch Erleichterung bei seinem Anblick.
    Ja,---also...ich könnte mich noch ein wenig ins Sudatorium begeben,...wer Lust hat..?!Er schlüpfte kurzentschlossen in seine Holzpantinen,...bevor er der Gefühlsduselei erlag.

    Einer der Gründe warum Centho der Mangel an Sklaven in der Villa weniger auffiel war die Präsenz Dracons,...der stämmige Riese schaffte es trotz seiner latent grobmotorigen Veranlagung selbst als Servierkraft seinen stillen Dienst ohne Zwischenfälle zu versehen.
    Auf die Renovierungskosten angesprochen entgegnete Centho seinem Großvater;
    Nun, viele Hände schaffen ein Ende,...und in Felix´Begleitung fanden sich einige versierte Handwerker,...was ja bei der Legion nicht unüblich ist,...
    Er nippte kurz an seinem Kelch.
    ...die Kosten belaufen sich auf Handgeld, Kost und Logis,...lediglich für ein paar beschädigte Fresken,...nun,...das sollst du selbst entscheiden, ob sie restauriert oder etwas moderner gestaltet werden sollen.Was sollte das Gerede über die Villa bei den Göttern? Centho konnte nicht glauben, daß Geld im Hause der Claudier ein Problem darstellte.
    "Was glaubst du, Marcus, warum ich dich habe kommen lassen?"
    Die Frage des Großvaters ärgert ihn wiederum,...hatte er wieder versäumt die kryptische Frage zu Beginn richtig zu deuten? Was bei Junos Hämorrhiden war wichtiger als der Status quo?
    Und während Felix wieder einmal das honigsüße Lob einstrich, welches er zweifellos auch verdient hatte fragte sich Centhowährend die beiden über Prätorianerposten und Senatorensitze palierten darüber nach wie er in dieses Gespräch wieder einsteigen konnte. Ihm wurde bewußt, daß er sich selber ausgegrenzt hatte, zur war er nun keine Persona non grata mehr, jedoch quasi unter Bewährung. Das Verhalten des Großvaters und des Bruders zeugte von einer Vertrautheit, die auch vor seiner Flucht nach Mona niemals bestanden hatte. Centho hattte sich dem permanenten Erwartungsdruck entzogen, von jeher schon. Sicher erwartete Menecrates von ihm nichts anderes...Was sollte er auch groß erzählen? Konnte sein Leben in der nasskalten Provinz, sein Glück, sein Leben, ja seine Reise hierher auch nur annähernd mit dem mithalten was diese beiden verband? Was war eine Reise gegen einen Feldzug? Konsterniert sah er in seinen Kelch, erblickte seine Augenwelche durch Bewegungen des Kelches schemenhaft wurden, jedoch immer dort blieben wo sie waren...bis er sie wieder klar erkennen konnte sobald der Wein sich wieder beruhigt hatte.
    War das der Schlüssel? Abwarten bis sich alles beruhigt hatte?
    Gerade palierte Felix von patrizischen Familien und deren Durchsetzung im Senat. Er schüttelte ein wenig den Kopf. Worum ging es hier? Um Machterhalt,...die Ergreifung neuer Macht?
    Spontan brachte er ein;
    Sag´Großvater,...wie groß ist denn den Einfluss der Claudier bei unserem ääh,...Cornelischem Imperator,...bitte...sieh´mir die Frage nach,...es wird noch etwas dauern bis ich auf dem aktuellstem Stand der Dinge bin...sind wir pro...oder contra trotz unserer Unterstützung beim Umsturz des Salinator? Dies war sicherlich eine Bombe...aber was soll´s um den heißen Brei zu reden war nie seine Sache gewesen.

    Sodalität?...Centho wandte sich Felix zu, nachdem sein Großvater es offenbar vorzog die Dinge zunächst einmal auf sich wirken zu lassen. So war er nun einmal,...ein ständig brodelnder Vulkan, der grimmig einfach nur da ist um nach Belieben sporadisch seine Wut und seinen selbstgerechten Zorn über all jenen Unvorsichtigen kommen zu lassen die das Pech hatten in seiner Nähe zu sein.
    Oh, wie ihn das an alte Zeiten erinnerte. Wie klein kam er sich jedesmal vor in Gegenwart des omnipräsenten Großvaters. Dem großen Entscheider über die Geschicke der Familie, dem Alleswisser und Alleskönner.
    Er war Felix fast schon dankbar, daß er ihn ansprach, denn sein Fluchtreflex war nur noch mühsam zu unterdrücken.
    Nun, Bruder,...ich muss zugeben, ich habe mich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt,...zumal ich nicht weiß, was Großvater von mir erwartet.
    Er schickte dem Großvater einen freundlich fragenden Blick...perfekt inszeniert...
    Was ist der Grund für deinen Brief Großvater?...brauchst du mich hier?...in Roma?...an deiner Seite?
    Sag´es! Grollte es in ihm,...sag´, daß du mich brauchst,...sonst bin ich schneller zurück nach Mona als du deine...nur die Ruhe! Rief er sich. Auch früher schon gelang die Taktik des Großvaters ihn durch bloßes Schweigen und taxieren zu verunsichern und zur Weißglut zu bringen.
    Centho hatte gelernt damit umzugehen und so betrieb er einfach ein Ablenkungsmanöver,...Ich habe keine allzugroßen Bindungen in Roma, Felix,...eine Sodalität setzt dies jedoch voraus nicht wahr?
    Er konzentrierte sich jetzt auf Felix,...hier bekam er wenigstens ein Echo auf seine Intonierungen.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Sedulus blickte seinen Sklaven an mit verzogenem Mund an.


    Du bist mir ja ein Held. Ich hoffe für dich, dass du bei den weiblichen Sklaven besser punkten kannst.
    Dann wandte sich Sedulus an den Claudier.
    Dein Sklave hat gewonnen, meinen Glückwunsch! Hatten wir um etwas gewettet? 8)


    Centho lehnte sich ein wenig zurück und nickte Dracon zu. Der Sieg war erwartungsgemäß und die Wette daher ein wenig unlauter.
    Sein Blick fiel auf den einigermaßen zerknirschten Germanicer.
    Nun,...ich denke wir können das auch anders auslegen,...da mein Dracon hier...Er wies mit der rechten Hand auf den Berg aus Muskeln und schloß, scheinbar peinlich berührt kurz die Augen.
    Dann lächelte er dem Germanicer zu.
    ... es wäre mir ein Vergnügen dich mit deiner... er machte einen fragenden Gesichtsausdruck wobei sein Lächeln blieb.
    ...Gemahlin?! Zu einer kleinen Cena in die Villa Claudia einzuladen,...es sei denn...du bestehst darauf dich mit mir zu messen, wobei ich dir versichern kann, daß ich alles geben werde um zu gewinnen, jedoch... Er sah den Sergier an, dann den gewaltigen Dracon, um sich wieder dem Germanicer zuzuwenden...wird in meinem Fall Halbwissen und blutiger Diletantismus den Kampfstil prägen...Fast entschuldigend hob er seine Schultern.

    Centho hatte keine Ahnung was sein Großvater von ihm wollte. Immer diese kryptischen Fragen ärgerte er sich unmerklich.
    Jedoch erinnerte er sich daran, daß Claudius Menecrates ein sicheres Auftreten wichtig war. Er stellte sich vor er wäre auf Mona und befände sich im Kreise seiner Sklaven und Verwalter. Das half dem strengen Blick seines Großvaters ein wenig abzumildern. So trug Centho denn mit der Würde und Distinguiertheit eines Claudiers die ihm als nenneswert erscheinenden Fakten auf.
    Das augenscheinlich Neueste, ist der Zustand der Villa. Der desolate Zustand bei unserer Ankunft hier wurde weitestgehend beseitigt und nahezu alte Verhältnisse geschaffen... die offensichtlichen Plünderungen und Zerstörungen waren schnell beseitigt.
    Alle hatten mit angefasst,..fast konnte man glauben ein neuer Geist herrsche in der Villa. ...wir haben einen Großteil der versteckten Wertgegenstände geborgen, gesichtet und entsprechend wieder am ursprünglichen Platz deponiert.
    Vor allem Dokumente und Aufzeichnungen wurden aus der feuchten Gruft geholt um sie vor größeren Schaden zu bewahren.
    Es gibt bis dato genug Sklaven um einen reibungslosen Ablauf in der Villa zu gewährleisten...was den Absens der einzelnen Sklaven angeht, so denke ich wird dir Morrigan explizit Auskunft geben können.
    Centho lehnte sich ein wenig zurück und sah kurz in die Runde.
    ...was Neuigkeiten in Roma angeht, so kocht natürlich die Gerüchteküche...allerdings kann man durchaus feststellen, daß diejenigen welche Cornelius Palma beistanden dies bisher nicht bereut haben...alle anderen hoffen auf Amnestie durch den Imperator,...entweder hier vor Ort oder aus sicherer Entfernung...sicher ist, es wird allenthalben nach vielversprechenden Verbindungen gesucht, Kontakte geknüpft, Netzwerke angelegt.
    Er gestattete sich ein leichtes Lächeln.
    ...ansonsten ist die Stadt ruhig...es herrscht der gewohnte Trubel in den Strassen und auf den Plätzen...allerdings bin ich auch erst seit einer Woche wieder in der Stadt...und halte mich die meiste Zeit hier in der Villa auf. Schloß er seinen kurzen Bericht.
    Sein Blick fiel auf Felix,...sicher konnte dieser zur Erhellung der politischen Lage mehr beitragen.

    Der Anblick seines Großvaters traf ihn wie ein Keulenschlag. Die letzten 10 Jahre hatten diesem offenbar nicht sehr gut getan. Der vor Autorität und Willenskraft strotzende Pater familias wirkt so zerbrechlich auf ihn, gerade so als trüge er die Folgen einer auszehrenden Krankheit.
    Centho rief sich zur Ordnung. Menecrates hatte gerade einen Feldzug hinter sich, der auch jüngere Männer an die Grenzen ihres Leistungsvermögens gebracht hätte. Mit ernster Miene grüßte er;
    Guten Tag Großvater,...
    ...nickte ihm zu und bemerkte, daß Menecrates Augen nach wie vor die Kraft hatten in die Abgründe seiner Seele zu gelangen.
    Er fühlte sich plötzlich unter diesem Blick wieder wie nackt und mit einem mulmigen Gefühl ließ er sich in Sichtweite des alten Claudiers auf einer Cline nieder. Auf´s äußerste irritiert von seinen inzwischen ungewohnten Emotionen beschloß er sich ein wenig im Hintergrund zu halten bis er sich wieder gefangen hatte.

    Centho sah von seinen Unterlagen auf die er gerade inspizierte und entgegnete,
    Gut,...dann holt noch die Ahnenmasken hoch und verschließt den Eingang einstweilen wieder...dann könnt ihr euch in der Cusina eine Amphore Vinum und einen ordentlichen Happen zu Essen holen,... Er nickte ihm zu und vertiefte sich wieder in das Dokument. Es enthielt eine Inventur aus dem Jahre KAL IAN DCCCLIII A.U.C. (1.1.2003/100 n.Chr.), jenem Jahr als er im Streit die Villa Claudia verließ.
    Sein Blick wanderte von dem Dokument zu Felix.
    Ein unbestimmtes Gefühl überkam ihn. Felix war der jüngere Bruder gewesen, ...wie hatte er seinen Weggang damals verarbeitet. Ihm war die kühle Distanz aufgefallen, die fast schon erzwungene Jovialität und Freundlichkeit, als würde er unter dem Druck von unausgesprochenen Vorbehalten stehen.
    Centho registrierte sie als Folge der Entwicklung in den letzten 10 Jahren und vor allem in Hinsicht auf die jüngsten Ereignisse.
    Er rollte das Dokument zusammen und schob es zurück in die Lederkartusche.
    Felix...begann er ...ich möchte dir danken,...daß du all das ... Er machte eine umfassende Geste und lächelte melnacholisch, ...und noch viel mehr gerettet hast,...ich...
    Es war seltsam, in der Vergangenheit war es kein Problem die Rede an seinen jüngeren Bruder zu richten, jedoch hatten sich ihre Wege getrennt und jeder sich auf seine Weise, unbekannt für den jeweils anderen, entwickelt.
    Er sah Felix an,...war er ein Fremder für ihn?

    Gebannt beobachtete Centho die Griffe des Sergiers, der offenbar tatsächlich ein geübter Ringer war. Fast schon tat ihm Hadrianus leid, denn die Geräusche die er ausstieß ließen auf Verdruss und wenig Euphorie schließen.Auf die Bemerkung des Germanicus entgegenete er,
    Nun, Germanicus Sedulus,...um der Wahrheit genüge zu tun, ich habe keinerlei Übung in diesem,...äähh...
    Wieder schienen die Knochen des Hadrianus einer höheren Belastung als ihnen gut tat ausgesetzt zu sein. Mit einem klopfen auf den Boden gab dieser auf.
    ...körperlichem Wettkampf...wenn man diese Marter so nennen mag...
    Er blickte den Germanicer an zuckte die Schultern und meinte verschwörerisch,
    Nun,...ähem,...wozu sollten wir uns hier die Knochen biegen,...was hälst du von einem kleinen Kampf zwischen deinem Sklaven und dem meinen? Der Gewinner wird zum Essen eingeladen...
    Centho lächelte ein wenig verschmitzt als er Dracon zu sich winkte.
    Nun,...was sagst du? fragte er den Germanicer, während er sich fragte ob er nicht noch Wetten annehmen sollte. Jedoch rief er sich zur Ordnung, er war hier nicht in den Provinzen.

    Ein wenig konsterniert sah Centho Dracon an, ...was redete der da? fragte er sich als ihm auffiel wo sein Begleiter hinsah. Ein Grinsen verkneifend entgegnete er, Nun, ich bin sicher die Matrone wäre nicht abgeneigt deinen Mutmaßungen Beweise folgen zu lassen,...wobei ich dir nur bedingt zustimme,...sie scheint weniger an mir als an dir interessiert zu sein.
    Er knuffte den Riesen gegen den Oberarm und begab sich weiter in Richtung Therme. ...das Problem ist nur,...ich habe einen Termin und kann dich unmöglich missen um den Anforderungen zu entsprechen... Doch hatten sie im Prinzip noch genug Zeit für einen kurzen Blick auf den Circus Maximus...Centho war sicher, das würde Dracon die dicke Schrulle vergessen lassen.

    Centho hieß Dracon mit einem Blick ihm mit seinen Sachen zu folgen. Die palaestra war bis die Neuankömmlinge leer, was ihnen viel Platz bot. Der Sand im durch einen Ring abgegerenzten Kampfbereich war sauber und mit einem Rechenmuster verziert. Die Hermesstatue, dem Gott der palaestra ar von zwei ewigen Lichtern flankiert. Alles hier atmete den Geist der Vergangenheit und der großartigen römischen Kultur.
    Ein Gefühl der Beklommenheit, ja fast Unsicherheit überkam ihn als er die Vorbereitungen des Sergiers betrachtete. Hier war wohl jemand geübt.
    Ein Blick auf Dracons körperliche Ausmaße verstärkte dieses Gefühl noch ein wenig. Er selbst war zwar recht groß und schlank gewachsen, auch nicht gerade fettleibig, jedoch bemerkte er mit Entsetzen einen kleinen Bauchansatz, welcher sich gerade im Moment wohl gebildet haben mußte. So begann auch er sich warm zu machen. Wie damals auf Mona brauchte er fast fünf Minuten um alle relevanten Muskelpartien vorzubereiten...was in der Folge schon fast an den Rande der Erschöpfung führte. Leicht über sich selbst verstimmt, hieß er Dracon ihm den Nacken noch einmal zu massieren, während er dem Kampf des Sergiers Aspekte des hiesigen Ringkampfs abgewinnen wollte.
    Der Bauch musste weg,...verdammt, er war doch erst ein paar Tage in Roma...es konnte doch nicht sein, daß in so kurzer Zeit so etwas wuchs...

    Centho war sich nicht sicher ob er dem Hadrianus bekannt war, war jedoch, zumindest ein klitzekleines Stückchen verschnupft, daß er sich hier jedem dahergelaufenem Badegast vorzustellen hatte. Andererseits standen sie hier mit Tüchern um die Hüften und in der Nacht waren bekanntlich alle Katzen grau.
    Marcus Claudius Centho... sagte er daher und versuchte es weitläufig und nebensächlich klingen zu lassen, wobei es ihm gelang sein Lächeln echt wirken zu lassen.

    Centho verließ mit Dracon die Villa Claudia und begab sich mit offenem Blick für seine Umgebung in Richtung Forum. Er wollte die Stimmung einfangen, sich ein Bild über den Zustand der Stadt und vor allem über die Anwesenheit von Militär machen.
    Es war offensichtlich, daß die Stadt nicht unter den jüngsten Ereignissen gelitten hatte. Wie eh und je liefen Menschen aller Herrenländer durch die Straßen, die Häuser waren in einem guten Zustand und die Stimmung ließ keine allzu großen Spannungen vermuten.
    Die Angst vor Meuchelmördern oder Verhaftungen war offenbar nicht sehr verbreitet, er sah viele lachende Gesichter. Die Streifen der Cohortes Urbanae waren in gewohnter Wahrnehmung unterwegs. Bald erreichten sie das Forum.
    Auch hier standen die Menschen beisammen und sprachen mehr oder weniger intensiv miteinander, ...Centhos Anspannung ließ etwas nach, er blieb stehen, hob die Hände, als würde er etwas kostbares anpreisen und wandte sich an Dracon.
    Caput mundi,...ROMA,... es klang wie ein Glaubensbekenntnis aus Centhos Mund und sein Habitus schien die Würde und Bürde eine uralten Adelsgeschlechts geradezu auszustrahlen.
    Er straffte sich ein wenig, bog den Rücken durch und schaute in die Runde.
    Ja,...auch wenn in den Provinzen gerne kopiert wird,...hier ist das Original...
    Wenngleich ihn ein unbestimmtes Gefühl der Leere befiel. Alle rund um ihn herum schien nach etwas zu trachten. Jene Senatoren dort steckten die Köpfe zusammen,...warum wohl? Um dem Wohle der Stadt zu dienen oder eher um ihre eigene Position gewinnbringend zu platzieren?
    Unweit schleppten sich sechs nubische Sklaven an einer aufgebretzelten reichlich fülligen Matrone unbestimmten Alters ab, die ihre Position zum neuen Machthaber für seinen Geschmack ein wenig zu sehr zur Schau stellt. Ein Schauer lief Centho über den Rücken. Tausende Geräusche, lagen wie ein permanentes Murmeln über dem Forum, Menschen, Menschen, Menschen,...irgendetwas in ihm revoltierte gegen diese Wahrnehmungen. Die Matrone ließ sich unweit seiner Position vorbeischleppen um ihn kokettierend zu mustern.
    Centho verzog irritiert belustigt die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder Dracon zu.
    Nun,...was sagst du...?
    Sein Frage trug den leisen Hauch der Ironie mit sich.
    ...das ist doch etwas anderes als Londinium?
    Dort hatte er Dracon angeworben...oder sollte er besser sagen,...gekauft? Neben ihm ertönte ein gehässiges Lachen und zwei der Senatoren entfernten sich. Offenbar teilten sie die Ansichten der Zurückbleibenden nicht. Plötzlich bemerkte er einen schalen Geschmack im Mund.
    Vielleicht musste man weit weg sein um sich nach etwas zu sehen.

    Felix´ Frage hallte durch die Gruft.Centho verzog ein wenig das Gesicht. Sicherlich war er kaum schwieriger die Gegenstände hinunter als herauf zu bringen. Er verließ den Nebenraum und trat mit der Laterne zurück in den Einstiegsraum. Dort standen inzwischen neben Felix auch Dracon, wie er unschwer trotz des schummerigen Lichts erkennen konnte und dem Vernehmen nach Morrigan. Ich schlage vor, daß du zuerst einmal die wichtigsten Dinge, wie etwa die Unterlagen in die Bibliothek schaffen läßt und überprüfst ob alles vollzählig und in Ordnung ist, ...alles Andere kann mit und mit hochgeholt und wieder dort drapiert werden wo es hingehört,... Es war klar, daß Felix die Aktion leiten würde, schließlich hatte er seinerzeit veranlasst die Kostbarkeiten hier zu verstecken.
    Centho hob die Laterne etwas an und warf einen Blick um sich herum.
    ...ich fürchte Bruder,...das hier ordentlich wieder herauszubringen wird alleine dir zustehen.Markiere erstmal die Kisten die hoch müssen,... Er reichte Dracon seine Laterne und meinte zu Morrigan;
    Morrigan,...geh und hole noch drei oder vier Helfer,...Dracon, du reichst die markierten Kisten nach oben,...und ein bißchen mehr Licht könnte wohl auch nicht schaden.

    Centho lächelte sich selbst bestätigend und entgegnete Nun,...dann ist ja alles in Ordnung,...gehen wir!
    Er griff nach einer ledernen Tasche in welcher er ein kostbares Öl und ein paar hölzerne Sandalen gegen die Hitze des Fußbodens in der Therme verwahrte. Er bevorzugte seine eigenen Öle und Sandalen, was sicherlich aus Sicht eines Plebejers versnobt erschien, jedoch hatte er in Britannia gesehen, was Leihsandalen an den Füßen anrichten konnten.
    Den Beutel Dracon hinhaltend meinte er,Vorsichtig damit,...es befindet sich eine Phiole mit kostbarem Öl darin,...
    Sie war zwar bruchsicher eingepackt aber es war sicherlich ratsam Dracon darauf hinzuweisen. Schließlich war er ganz offensichtlich kein sonderlich feinfühliger Mensch.

    Während Felix offenbar Mühe hatte die Sklaven dazu zu bewegen in die Gruft hinab zu steigen bereitete es Centho benahe Mühe seinen Entdeckerdurst zu stillen. In einem weiteren Raum lagerten Gebrauchsgegenstände der exklusiven Art und dann erleuchtete seine Laterne wohl die Waffenkammer.
    Edelste Brustharnische, dick mit Fett eingerieben, Helme mit kostbaren Gesichtsmasken, Schwerter aller Größen und Klingenbreiten. Prunkschilde mit kostbaren Intarsien sorgsam eingehüllt in gefettetes Pergament und Leder.
    Kopfschüttelnd stellte er fest, daß das ungünstige Klima den wertvollen Ausrüstungsgegenständen bereits begann zuzusetzen.
    Ein Prunkdolch fiel ihm ins Auge. Er erkannte ihn als den Puggio seines Vaters.
    Wiesehr hatte er diesen Puggio immer bewundert, wiesehr hatte er ihn besitzen wollen.
    Nun lag er da,...von seinem, von Felix´Vater keine Spur. Der Versuchung folgend nahm er den Puggio auf und strich über die eingelagerten Edelsteine auf der goldenen Scheide. Der große Rubin auf dem Schaft funkelte blutrot im Licht der Laterne. Sein Vater trug den Puggio mit Stolz und genoß die Neugier und Begehrlichkeiten seiner Söhne was den Dolch anging. Doch ließ er sie niemals mehr als einen Blick erhaschen.
    Nun lag der Dolch hier in einem modrigen Loch unter der Villa.
    Centho legte den Dolch zurück und dachte über die Vergänglichkeit der Ansichten und sich stetig wandelnden Begehrlichkeiten nach.