Beiträge von Dracon

    Das Erscheinen des Helvetiers brachte ihm einen unfreiwilligen Aufenthalt in der culina ein. Ausgerechnet in der culina. Dracon war nicht hungrig, da war nur so ein kleiner Appetit. Er vertrieb sich die Wartezeit mit Brot, Moretum und Oliven. Was draußen vor sich ging war sehr deutlich zu hören. Grinsend quetschte Dracon einen Olivenkern aus einer Olive. „ Ich wette so fühlt sich der Helvetier zwischen den Schenkeln von Morrigan und wer weiß was Apolonia von ihm übrig lässt.“ Mit der Faust schlug er auf die entkernte Olive. Ein Krachen, ein schmatzender Laut, das Fruchtfleisch und der Saft spritzten über den Tisch. Das war ein Spaß, genauso stellte er sich den Helvetier vor.


    Nach geraumer Zeit und intensivem Lauschen, tauchte Morrigan in der culina auf. Mit breitem Grinsen musterte er sie. Ihre Bitte, er solle zum Helvetier kommen, verursachte bei ihm Stirnrunzeln. Wollte er etwa…. „ Ja gleich.“ Die Sauerei auf dem Tisch überließ er sich selbst. Gemütlich setzte sich Dracon in Bewegung.


    „ Hier bin ich. Du hast nach mir verlangt." Dracon baute sich nach Betreten des Balneum auf. Mit geschultem Blick musterte er den Helvetier. Keine Regung verriet, was er von dem Mann vor sich hielt. Der ist also der Besitzer dieses Ladens hier. Abwarten uns sehen was er von ihm wollte. Dracon entspannte sich.

    Gewöhnte sie sich das nie ab. Das laute Organ war nicht zu überhören und mahnte ihn aufzustehen. Er war ein freier Mann. Wieso musste er aufstehen? Gesucht wurde Apolonia. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sie nach ihm rief. Verschlafen fuhr sich Dracon übers Gesicht. Jetzt aufstehen? Sein inneres Ich sträubte sich vehement dagegen. „ Gerade erst eingeschlafen…“ kam es murrend aus seinem Mund. „ Los, raus aus meinem Bett.“ Offerierte er mit einem leichten Tritt, dem zusammengerollten Bündel neben sich. Seine nächtliche Gespielin huschte aus dem cubiculum. Missmutig schälte sich der Hüne aus der Decke, streckte sich, gähnte. Aus einer Kanne plätscherte Wasser in eine Schüssel. Eine kleine Erfrischung am Morgen. Die Tunika von gestern tat es noch. Gähnend ging Dracon der Stimme nach, die das ganze Haus zusammen rief. Die letzten Wortfetzen, die bei ihm ankamen waren Markt und Dracon. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. „ Guten Morgen ihr Hübschen. Gut geschlafen?“ Die Daumen lässig in den Gürtel gehangen, streckte Dracon seinen Rücken durch. „ Frei sein hat was.“ Wie alles hatte das Frei sein auch eine Kehrseite. Candace wiedersehen wurde kompliziert. Er musste sich was einfallen lassen. Morrigan und Apolonia wussten sicher wie man das anstellte ohne Gefahr zu laufen, aufgegriffen zu werden.

    Das meinte Shani nicht im ernst. „ Das er seinen Willen bekommt. Das wäre das einzige gewesen.“ War Dracon überzeugt. Was anderes hätte es nicht gegeben. „ Da ist er an den Falschen geraten und hatte Glück dabei.“ Dracon war nicht der Mann, der gleich eine Hand für jede Kleinigkeit austeilte. Es bedurfte mehr um ihn dazu zu bringen. Ein fester Griff und ein drohender Blick reichten in der Regel Unklarheiten zu beseitigen. „ Das war nicht dein Fehler.“ Stellte er nochmal klar. Sie musste einen guten Dominus haben, der scheinbar sehr milde bei Bestrafungen war. „ Bist du dir sicher mit dem nicht schlimm? Meinen Namen kennst du und mein Dominus ist Claudius Centho. Ich werde in die Richtung gehen in die Serullus verschwunden ist. Vielleicht taucht er wieder auf.“ Dracon machte sich daran zu gehen. „ Vale bene Shani und entschuldige.“ Er war kein Mann großer Worte, machte kehrt und folgte dem Jungen.

    Dracon hatte mit dem Schmächtigen eingekauft. Der durfte nach dem Stück Honigkuchen die Körbe tragen. Sie hatten beim Bäcker eingekauft. Waren beim Gemüsehändler 2 Straßen weiter, beim Fleischer und beim Fischverkäufer. Der letzte Weg, war der zum Weinhändler. Insgesamt war es nicht ganz billig was sie zusammengeholt hatten. Dracon trug zwei kleine Amphoren Wein. Mit dem Händler hatte er vereinbart, dass er Morgen eine große Amphore liefern soll.


    Nichtsahnend betrat Dracon das Lupanar. „ Wir sind wieder …..“ Da blieb ihm glatt der Mund offen stehen. Im Atrium hatte sich ein Wunder ereignet. „ Morrigan. Du siehst wie eine Göttin aus meinen Träumen aus.“ sagte Dracon ehrfürchtig. Der Schmächtige stierte sie an und sabberte. Dracon stellte die Amphoren ab und gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „ Die ist nicht für dich. Bring die Körbe in die culina.“ Dracon konnte sich von Morrigan's Anblick nicht lösen. Au und dann Apolonia, die immer schon erstklassig aussah. Nicht zu reden von den Lupa, die hier weiter ihrer Arbeit nachgingen. Sahen die nur annähernd so gut aus. Wie sollte er das jeden Tag aushalten. Dracon riss sich von Morrigan’s Anblick los und brachte die zwei Amphoren in den Lagerraum.

    Was für ein freundlicher Empfang. Das angebotene Brot sah gut aus. Dracon beobachtete genau was die Sklavin einpackte. Ein Haferkeks gratis. Hier kaufte er ab heute immer ein. Eins musste sich allerdings ändern. „ Das ist nicht das, was ich kaufen wollte.“ Sagte er kurzerhand. „Ich will 5 einfache Brote.“ Die lagen im Korb. „ 5 Stück Honiggebäck.“ Ebenfalls im Korb. „ 10 Haferkekse.“ Dito, einer gratis dazu. „Zwei kleine Stück Honiggebäck.“ Dracon hatte alles aufgezählt was im Korb lag. „ Es fehlen die 7 Brote aus feinem hellem Mehl. Die hast du vergessen. Die sind besonders wichtig.“ Meinte er ernst. „ Die sind für das Lupanar Aedes iste Laetitia eine Ecke weiter. Ein Haus für gehobenere Ansprüche. Kundschaft ist gern gesehen.“ Lächend wartete Dracon , dass die Sklavin ihm die 7 Brote einpackte. Zwischenzeitlich hatte er die gewünschten 6 Sesterze auf die Theke gezählt. Was sie zusätzlich bekam erfuhr er sicher gleich.

    Einkauf für das Lupanar


    Eine Ecke weiter reckte Dracon seine Nase in die Luft. Hier in der Nähe gab es was zu essen. Sie gingen die Straße hinunter. „ Du hast gehört was wir kaufen sollen.“ stupste er den Hänfling an. Ein verführerischer Duft von frischem Brot wehte ihnen entgegen. „ Brot und Gebäck.“ Dracon ging an die Verkaufstheke und zählte durch. „ Sieben Brote aus feinem Mehl, 5 einfache Brote. 5 Stück vom Honiggebäck und 10 Haferkekse.“ Ein kleines Beutelchen, in dem es klimperte, kündigte an, dass er zahlen konnte. „ Ähm zwei kleine Stücken Honiggebäck extra bitte.“ Ein Seitenblick zu seinem Begleiter. „ Für uns.“ flüsterte Dracon und freute sich diebisch.

    Was für eine Sauerei. Morrigan hätte ihn machen lassen sollen. Er musste sich waschen und umziehen. Was Passendes war schwer zu finden. Alles so auf weibisch getrimmt und es roch auch so. Seine Nase konnte das gar nicht verkraften. Ein kräftiges Niesen halte durchs Haus. Es dauerte bis er eine Tunika gefunden hatte, die nicht so penetrant stank und aus ungefärbter feiner Wolle war. Froh nicht mit sauber machen zu müssen, nahm er Morrigan’s Liste in Empfang. Alles im Kopf gespeichert, lesen konnte er nicht. „ Ja, Domina.“ Sagte er grinsend und schupste ein Bürchlein vor sich her aus dem Haus.

    Die Götter und ihre Launen. Und gerade solch eine Laune betrat im unpassendsten Augenblick das Servitricium. Das schlimmste was Angus tun konnte, tat er in gleichem Moment. Er bat um Verzeihung! Dracon stand schneller als er wollte von der Bank auf, verpasste Angus, ganz ausversehen, einen Stoß mit dem Ellbogen und fiel ihm ins Wort. Ich habe mich hinreißen lassen…… „…….mich zu bitten, ihm beim Anlegen des subligaculum zu helfen.“ Ergänzte Dracon Angus Versuch das Geschehen zu erklären. Er nahm Irmhilta das goldfarbene subligaculum ab und begann es Angus anzulegen. Ein warnender Blick zu Angus. Die Sprache seiner Augen sagte dabei sehr deutlich. Bilde dir bloß nichts ein und mach jetzt ja keinen Blödsinn. Geschäftig rückte er das Stück Stoff zurecht. „ Sitzt gut.“ sein einziger Kommentar und der Griff zur Phiole mit Öl. „ Nimm die Arme auf Schulterhöhe.“ Verlangte Dracon. Aus dem Unterton war herauszuhören, dass er keinen Widerspruch duldete. Jetzt nicht, wo die Domina im Raum war. Angus musste sich gefallen lassen, das Dracon ihn mit dem Öl einrieb. Die Massage fiel nicht so lang und im Ganzen grober aus, als von Candace. Das hatte sich der Hitzkopf selber zu zuschreiben. Dracon wusste genau was er tat. Den jungen Wilden in Schach halten, sonst ritt er hier alle noch tiefer in den Dreck. Nach getaner Arbeit gab Dracon Candace die Phiole zurück. Ein beschwichtigender Blick. Sie solle sich keine Sorgen machen. Der Hüne stellte sich neben Angus. „ Wir sind fertig Domina.“

    Nie in seinem Leben hatte man ihn vor die Wahl gestellt. Man entschied über ihn, er gehorchte. Von Kindesbeinen an war sein Lebensweg vorgezeichnet. Nun war alles anders. Nicht sein Dominus hatte ihn vor die Wahl gestellt. Morrigan zog ihn beiseite und sagte ihm was sie planten. Verwirrung und Hilflosigkeit machten sich in ihm breit. Was war besser an der Freiheit, als an dem Leben hier? Morrigan’s Überzeugungskraft hatte der Hüne nichts entgegen zu setzen. Er wurde nicht mehr hin und her geschoben. Man verborgte ihn nicht an andere. Er konnte das tun was er wollte und es gab wieder Sesterzen, eigene, seine Sesterzen. Vielleicht verstand er bald, was Freiheit bedeutete. Ein Restrisiko blieb, darüber musste sich jeder von ihnen im Klaren sein. Schön würde es bei Entdeckung nicht werden. Dracon hatte es auf seinem Weg durch das Imperium oft genug gesehen.


    Die letzte Nacht und ihre Träume waren grausam. Dracon wälzte sich auf seiner Liege hin und her. Seine Stimmung am Morgen war nicht die Beste. Er war sich nicht mehr sicher, dass es richtig war was sie taten. Kaltes Wasser und die gewohnte Schüssel Puls, bei der es ihm schwer fiel sie zu leeren. Er stopfte es widerwillig in sich hinein. Es würde auffallen, blieb bei ihm was übrig. In einer Ecke zog er sich um. Eine dünnere Untertunika, eine aus Wolle drüber. Die ging bis über die Knie.


    Auf dem Weg zur Porta für Lieferanten und Bedienstete ging alles glatt, keiner begegnete ihm. Ruhig zu bleiben wie immer, war schwer. Vorne stand Morrigan und hatte sein Bündel. Er nickte ihr zu. Sie mussten auf Apolonia warten. Dracon trat ein wenig nervös auf der Stelle und sah in den Gang.

    Geschickt und flink der Junge. Dracon sah ihm hinterher, wie er in der Menge verschwand. Der kam zurück, vielleicht, vielleicht nicht. Shani’s Aufregung konnte er nicht verstehen. Der Junge musste seine Grenzen kennenlernen. „ Wäre eine Tracht Prügeln besser gewesen?“ fragte er ohne Shani anzusehen. „ Bekommst du jetzt Probleme mit deinem Dominus?“ Dracon fuhr sich mit der Hand über seinen geschorenen Kopf. Das hatte er verbockt. Sein Fell war dick aber nicht undurchdringlich. Ein Dominus reichte, ein Tyrann auf seiner Schulter brauchte er nicht. Der Junge konnte von Glück reden. Dracon war für seine Verhältnisse sanft mit ihm umgegangen. Ein bisschen durchschütteln, besser als die Hand von ihm zu spüren kriegen. Das dachte Dracon. Er sparte sich Shani zu sagen, dass ihr Rufen zwecklos war. „ Ich werde deinem Dominus sagen, dass ich Schuld bin.“ Dracon verdrängte die möglichen Konsequenzen. Nicht nur Shani's Dominus, sein Dominus saß im ebenfalls im Genick, kam alles zur Sprache.

    Dieser Hitzkopf wollte sich hier mit ihm anlegen. Keine gute Idee von ihm und eine, um vieles schlechtere, griff Dracon sie auf. Mit Schwung richtete sich Dracon, sitzenderweise auf der Bank auf und unterdrückte ein Grinsen. Die -hätte-er-gegrinst- Folgen konnte er sich bildlich ausmalen. Angus wäre ihm an die Kehle gegangen. Mit schief, leicht in den Nacken gelegtem Kopf, kraus gezogener Stirn sah er den Adonis Angus vor sich in die Augen. „ Wie waren die Saturnalien?“ ein breites Grinsen folgte. Seine Hände am Rand der Bank abgestützt sah er zu Candace. Eine Schlägerei wäre das letzte was sie hier gebrauchen konnten. „ Heb dir deine Wut für draußen auf, dann wirkt der Kampf echt und jetzt zieh dich an, du stiehlst mir sonst die Show.“ Gelassen blieb der Hüne sitzen. Es sah jedenfalls so aus. Innerlich war er wachsam und folgte jeder Regung des Mannes vor ihm. Einmal eingeimpft legte man es nicht mehr so schnell ab. Wachsam sein, ständig, egal wo und wann. Das Leben war so schon kurz genug.

    Das Tätscheln auf den Kopf nahm Dracon gelassen hin. Mit dem schneller gehen, das überhörte er einfach. Das Tempo gab Shani vor. Sie sagte wo sie hin wollte und Dracon folgte ihr. Nett sein, wenn sie meinte, das der Wicht das honorierte, bis jetzt tat er es nicht. Das Gegenteil trat ein und ihre Zurechtweisung kam gar nicht an. Er wurde immer frecher. „ Ares….“ Brummelte Dracon leicht gereizt. Das mit dem Pferd war zu viel. Seine rechte Hand schnellte hoch, packte den Jungen auf der Brust an der Tunika, zog ihn von der Schulter und ließ ihn am langen Arm verhungern. Dracon sagte das nicht etwa laut, sondern sehr leise, gerade so, dass es Serrulus verstand. „ Ich bin Dracon und werde zu deinem schlimmsten Alptraum, wenn du deinen Übermut nicht in den Griff bekommst.“ Dann nahm er den Jungen zu sich ran und brüllte los. „ HAST DU MICH VERSTANDEN!!!“ Sein Griff an der Tunika löste sich und überließ den Jungen dem freien Fall. Die Blicke, die er sich von den Leuten in ihrer Nähe einfing, tropften an ihm ab. Dracon atmete tief durch. Er fühlte sich wohler. „ Weiter geht’s und du läufst vor mir. Einen Schritt vom Weg ab und der Alptraum beginnt.“ Meinte er zu Serrulus.

    Nichts hätte er sagen sollen. Generell stieß es auf Unverständnis. Wie konnte einer wie er … gesagt war gesagt. Hatte er was anderes erwartet? Nein.
    Der Junge auf seiner Schulter war eben noch ein Kind und wurde nicht so hart ran genommen, wie in einer Villa rustica. „ Du hast nur wegen IHM zugesehen? Seit wann hat ein solcher Wicht das Sagen?“ Das ist nicht deine Sache Dracon, misch dich nicht ein dachte er sich. Shani wird wissen was sie macht und warum sie das zulässt. „ Ein lockerer Haushalt, wenn da Wichte die Oberhoheit haben. Dein Dominus scheint sehr oberflächlich zu sein. Pass nur auf, dass er nicht deswegen verarmt. Das wäre für euch nicht gut.“ Dracon war sich sicher, dass ihr Dominus nichts von den Eskapaden des Jungen wusste. Mal einfach das Unheil persönlich an die Wand gemalt, war mehr eine kleine Stichelei von ihm gegenüber Shani.

    Musste er mit seiner Fragerei den schönen Augenblick der Vorfreude zerstören. Ein tiefes Grummeln des Unmuts war aus Dracons Kehle zu hören. „ Sei still.“ …und genieße deine letzten schmerzfreien Atemzüge hätte er beinahe gesagt. Nicht mal Dracon selbst hatte je einen Kampf ohne Blessuren überstanden. Nun hatte Angus einmal die Stille gestört, konnte Dracon ein paar Worte verlieren. Er musterte den jungen Mann. Ein Leichtgewicht von der Statur her. Ausgebildet wäre er durchaus brauchbar als Gegner. „ Ist Claudius Felix da, dann ist auch Morrigan da.“ Als Krieger war Angus nicht zu unterschätzen, hier und heute war es aber kein Kampf ums Überleben. Die Römer wollten Unterhaltung mit Schmackes. Die sollten sie bekommen. Wie brachte er dem jungen ungestümen Mann in den nächsten Minuten bei, dass es vordergründig um den Kampf an sich ging. Er könnte ihn auflaufen lassen. Ein kurzer und enttäuschender Kampf für das Publikum. Ihn ohne große Gegenwehr gewinnen lassen. Das würde ihn, Dracon zum Gespött machen und den Unmut der Domina herauf beschwören. Das war nicht das Ziel. Dracon wählte den dritten Weg. Er musste es mit Angus absprechen.


    Grinsend sah Dracon Angus beim Ausziehen zu. Dem schien das gar nicht zu schmecken, sich vor Frauen ausziehen zu müssen. „ Weswegen schämst du dich?“ Der Hüne lachte und drehte seinen Kopf wieder zurück. „ Im Dunkeln und aus dem Hinterhalt, ein Held. Pah! Ich werd nicht wieder. Auf freiem Feld traut er sich nicht.“ Dracon hob kurz den Kopf. „ Weiß Morrigan davon?“ Ein breites Grinsen lag auf Dracons Gesicht. Das musste er bei ihr loswerden. Vollkommen entspannt lehnte sich Dracon wieder zurück.

    Bereitwillig legte sich der Hüne auf den Rücken. Die tägliche Massage fehlte ihm, seit er nicht mehr im Ludus war. Morrigan, geschweige denn Apolonia hatte er sich nicht getraut zu fragen. Apolonia schied ganz aus. Sie glaubte sie sei was Besseres und nur für Claudius Menecrates zuständig. Bei Morrigan machte es die Stellung im Haushalt. Sie war die Chefin. Die anderen hatten kein großes Interesse ihm näher als 5 Schritt zu kommen. Dieses Vorurteil, Gladiator gleich grob und gefährlich, fand er übertrieben. Heute eine Massage .... Er hörte die Stimme und drehte unweigerlich den Kopf zur Tür. Candace und Angus erschienen auf der Bildfläche. Ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als sie Irmhilta kurzerhand Angus aufdrückte und ihm zulächelte. Dracon versuchte sich zu entspannen. Bei Irmhilta wäre ihm das ohne großes dazu tun gegangen. Allein der Gedanke, dass Candaces Hände ihm gleich zusetzten, nötigte ihm einiges an Willenskraft ab. Eine kribbelige Angelegenheit für den Hünen. Angus Anwesenheit überraschte ihn in keiner Weise. Er nickte ihm zu und konzentrierte sich wieder voll auf Candace. Er rückte sich nochmal zurecht, machte einen tiefen Atemzug und in Erwartung ihrer Hände die Augen zu.

    Weg war sie. Ihr Zwinkern beschäftigte ihn noch, als sich die Tür öffnete. Klein, Blond und große Angst, das was Dracon mit einem Blick registrierte. Er nahm das Päckchen, öffnete es. Es beinhaltete zwei Subligares. Hätte nicht eins gereicht? Die Frage Irmhilta’s klärte auf, wieso es zwei waren. Dracon zuckte mit den Schultern. „ Kein anderer da.“ erklärte er. Ohne sich weiter mit der Abwesenheit eines zweiten zu beschäftigen zog er sich aus. Die Tunika legte er zusammen und den Gürtel dazu. „ Hier.“ Hielt er Irmhilta seine Sachen hin. „ Ah, Moment." Sein subligaculum legte er oben auf. Umständlich nahm Dracon eins aus dem Päckchen und besah es sich. " Geht. Guter Stoff." brummelnd. Es dauerte, bis es nach seinen Wünschen saß. " In Ordnung so?" er drehte sich vor Irmhilta. Nach dem warum er ein anderes subligaculum anlegen sollte fragte Dracon nicht. Viele Möglichkeiten blieben nach seiner Sicht der Dinge nicht offen. Oberste Prämisse für ihn, die Domina zufrieden zu stellen. „ Hast du Öl?“ fragte Dracon Irmhilta. Das Einmassieren hinterließ nicht nur einen samtenen Glanz auf der Haut, es machte die Muskulatur geschmeidig.

    Das klang wie der Jubel bei einem Sieg in seinen Ohren. Sie hatte ihn vermisst. Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen nachdem sie das gesagt hatte. Es ging nicht. Candace musste gehen. Ihre Domina…Er wusste ungefähr wie sie tickte und verstand. „ Ich warte hier auf Irmhilta, verstanden.“ Bestätigte er ihr. Was er brauchte, dass wusste anscheinend nur Irmhilta. Candace verriet ihm nichts weiter.


    Die Domina wollte sich dann persönlich bei ihm sehen lassen. Was von ihm erwartet wurde? Er stellte keine Fragen. Das hatte man ihm im Ludus ausgetrieben. Er brauchte sich nicht über anderer Leute Angelegenheiten den Kopf zerbrechen. Seine Aufgabe war klar umrissen. Er hatte die Anweisungen seines Dominus zu befolgen. Hier als Leihgabe war Candaces Domina diejenige, deren Anweisungen er Folge zu leisten hatte.


    Zögernd entließ er Candace aus seinen Armen. Vielleicht sahen sie sich später wieder. Er war in diesem Punkt guter Hoffnung.

    Eine Sklavin, was sollte sie anderes sein. Sie war gut angezogen. Er begann sie mit Candace zu vergleichen. Ihre Domina legte Wert auf gutes Aussehen, Benehmen. Der Dominus legte anscheinend die gleichen Maßstäbe an. Bei Serrulus fehlte eine härtere Hand. Er musste ran genommen werden. Wäre Dracon zuständig, hätte der Junge keine Flausen mehr im Kopf. „ Ähm.“ Dracon wurde glatt verlegen. „ Die Geschichten gefallen mir. Ich höre so gern Geschichten und mit Puppen gespielt sind sie noch schöner.“ Sein Kopf hatte sich leicht gerötet. Ein Hüne mochte Geschichten und freute sich wie ein Kind, sah er ein Puppenspiel. Das traute ihm keiner zu. Das kleine bisschen Kind, dass jeder in sich trug, machte sich so bei ihm bemerkbar. Er lächelte Shani entschuldigend an.

    Von der Porta bis ins servitricium hingen seinen Augen nur an ihr. Sie hatte sich nicht verändert. Ihre Umarmung war wie eine kleine Belohnung für das lange Warten. „ Mir geht es soooo gut.“ Seine Umarmung war mehr als freundschaftlich. Er ließ sie nicht wieder los. „ Du läufst mir nicht gleich wieder weg.“ Ein Kuss musste heute sein. Sie sollte wissen wie sehr er sie vermisst hatte. Es wurde ein Kuss auf die Wange. Ganz so sehr wollte er sie nicht gleich Bedrängen. Einen anständigen Kuss holte er sich heute bei ihr. Das schwor er sich, so sehr wie er sie weiter in den Armen hielt. Er ließ nicht locker. „ Ich weiß zwar nicht warum und für was ich hier bin, aber das kannst du mir am ehesten verraten. Du sitzt ja bei Flavia Domitilla an der Quelle.“ Konnte sie ihm das sagen, dann wusste sie vielleicht sogar, wie lange er hier als Leihgabe bleiben sollte. Das hatte sein Dominus offen gelassen. Länger als den heutigen Tag wäre für ihn kein Beinbruch. Bei der reizenden und lange vermissten Gesellschaft war ihm das schlichtweg einerlei.

    Die übliche Begrüßung an der Porta. Heute durfte der unfreundlichste das Amt ausüben. Ungebetene Mitmenschen wurden gleich abgeschreckt. Das Gefühl kam jedenfalls in Dracon auf, als Acanthus in der Tür erschien und ihn anblaffte. „ Dracon, Sklave des Claudius Centho, Leihgabe für Flavia Domitilla.“ Mehr hatte ihm sein Dominus nicht gesagt. Mehr hielt er nicht für nötig. Was Dracon hier wartete erfuhr er früh genug. Eindringlich hatte in Centho davor gewarnt sich daneben zu benehmen. Er solle sich an das beigebrachte im Ludus halten.