Beiträge von Dracon

    Die Augenbrauen zusammengezogen, die Stirn kraus, den Eimer in der Hand stand er da. „ Zu den Abfällen….“ Knurrte Dracon. Er hatte sich wieder überrumpeln lassen. Missmutig leerte er den Eimer aus. Bis zur Tür schleppte er das leere Ding mit und versetzte ihm beim Abstellen einen Tritt. Im Dreck wühlen war nichts für ihn.

    Suchend ging Dracon der Stimme nach. Was machte sie da hinten? " Morrigan?" Zwischen dem Grün entdeckte er sie endlich. " Du wühlst im Dreck?" Wieder was neues. Er dachte Morrigan hätte nur im Haus zu tun. " Ähm der alte Claudier will dich sehen oder zwei, die ich nicht kenne. Mansuri und Taira, kennst du die? " Uninteressiert an dem was Morrigan da im Dreck wühlte, sah er sich um.

    Die Asche hatte Dracon zerstoßen und im Abfluß versenkt. Die Öllampen wieder ins Regal gestellt. Im Hortus war Morrigan hatte ein Sklave gesagt. Dracons ging mit zügigen Schritten zum besagten Ort, der alte Claudier wartete. " Morrigan??" rief er von der Tür aus und machte ein paar Schritte in den Garten. Was die an dem Grünzeug fanden? Eine Blumenwiese war viel schöner.

    Sie warteten am Seiteneingang. Morrigan wollte ein Fresspaket fertig machen. Für Dracon Zeit Beroe ausgiebiger zu Begutachten. Es kam ihm nicht in den Sinn ein Gespräch anzufangen. Der Dominus hatte nur gesagt, er solle sie bis zu der von ihr gewünschten Stelle begleiten.
    Mit etwas schräg gestelltem Kopf und auf der Brust verschränkten Armen musterte er sie. Ein bisschen üppiger in der Oberweite und was mehr auf den Hüften. Dracon verwarf den Gedanken. Rom war groß und die noch Auswahl größer.

    Da hatte sie voll ins Schwarze getroffen. Verlegen strich sich Dracon über seinen kahl rasierten Kopf. „ Ähm. Ja.“ Verflucht bei Plutos…… Diese kleine Frau machte ihm ein schlechtes Gewissen. Die Vorfreude auf das gute Essen war verflogen. „ Ich meine nein, ähm, doch. Wer hat gesagt das ich nicht mit esse?“ Dracon sah sie verwundert an. Grummelnd nahm er das Tablett. „ Es bleibt für alle was.“ Wieso war sie nicht groß und kräftig. Eine handfeste Ansage von ihm und alles wäre geklärt gewesen. Morrigan war eher der Typ David. Der machte ihm zu schaffen und zeigte ihm, wie es hier lief.

    Ein Loch im Boden und Morrigan stand daneben. Ihre Neugierde entging Dracon nicht, der sie stehen sah. Fertig mit dem Holz fürs Balneum, ging er zu ihr und sah hinunter. Von unten waren Stimmen zu hören. „ Wer ist da unten?“fragte er Morrigan. Man war das dunkel, ab und zu ein sanfter Lichtschein.

    Keine Bewegung war ihm entgangen. Dracon hatte sich voll auf das Geschehen konzentriert. Sieben Silberstücke, die hätten mehrere Tage für gutes Essen und eine Lupa in seiner Zelle gereicht. Die Frau hatte nichts weiter dafür getan, als mit seinem Dominus zu reden. Dracon hätte für so viel hart kämpfen müssen. Nicht unerwartet winkte der Dominus ihn heran. Dracon fasste die Frau ins Auge und prägte sie sich genau ein. Er ließ nicht erkennen, was er über sie dachte. Sie war dünn, billig gekleidet, bemühte sich einigermaßen anständig zu wirken. Alles oberflächlich. Sie ging keiner ehrbaren Arbeit nach. Betteln? Anschaffen? Anschaffen tippte Dracon. Seinen Ansprüchen wurde sie nicht gerecht. Viel zu dünn.


    Das bestätigende Nicken hatte Morrigan nicht mehr mitbekommen. Mit einem Knurren machte er sich Luft. Gegen ihre Art kam er nicht an, außerdem war sie klug und wieselflink. Sie hatte hier das Sagen unter den Sklaven der Villa. Dracon hatte es akzeptiert. Was sollte er sich unnötig Feinde machen. Mit der Hand wies er zur Tür und machte der Frau klar, dass das Gespräch endgültig beendet war.

    Seine Entscheidung zu bleiben und abzuwarten war richtig. Als ihn der Zeigefinger des Claudiers ins Visier genommen hatte, straffte sich Dracons Körper. Dem folgte eine einfache und klare Anweisung. Dracon hielt sich an die Erfahrungen aus dem Ludus. Sei aufmerksam, schweige und erfülle die gestellte Aufgabe zur Zufriedenheit des Dominus. Drei Namen, wenigstens einen konnte er zuordnen. Die anderen zwei, da musste ihm Morrigan helfen. Die Asche schickte er in der culina durch den Ausguss. Das Wasser vernichtete die letzten Reste des vormals gewesenen Dokuments. Kein Stückchen blieb davon übrig. Dracon hatte alles verstanden. Als der alte Claudier sich abwand, trat Dracon den Rückzug an. Eine Antwort wurde nicht gefordert. Er verließ das Arbeitszimmer, die zwei Aufgaben im Hinterkopf.

    Eilig bog Dracon um die Ecke und betrat das Triclinum. Er war spät dran. Ausgerechnet in den ersten Tagen hier in Rom. Sein Dominus lag auf einer Cline und war in das Grünzeug draußen vertieft. „ Dominus Claudius Centho.“ Meldete sich Dracon an und blieb an der Tür stehen. Sein Blick ging zu seinen calligae, die brauchten dringend Fett.

    Brummend richtete sich Dracon auf. Für gewöhnlich war er eher auf den Beinen. Lags am Bett? Den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt, die Hände auf dem Bett abstützend ging er in sich. Die Hände hinterm Kopf verschränkt, streckte er den Rücken durch und spannte seine Muskeln an. Das reichte um munter zu werden. Die Tunika angezogen und gebunden, fertig. Ein prüfender Griff zum Kinn und ein Wischer über den Kopf erinnerten ihn, dass er sich rasieren musste. Heute im Laufe des Tages vielleicht heute am Abend. Jetzt musste er ins Triclinum, schneller als für ihn üblich verließ er die Unterkunft.

    Das Spiel *stille Post*, wer kannte das nicht. Aus einer waren vier geworden. Vorsorglich hatte Dracon zu den zwei Lampen zwei weitere mitgenommen. Eine mehr war besser, als zwei zu wenig. Das war toll gerechnet von ihm. Falten des Nachdenkens schafften es gar nicht erst sich zu bilden. Urplötzlich stoppt er, als ihn die Stimme des Claudiers davon abhielt, das Arbeitszimmer zu verlassen. Dracon ging zurück zum Tisch und hörte aufmerksam zu. Das war ein Dokument, ziemlich Belanglos für ihn. Er war des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Den Zeichen und dem Siegel nach traf es mit höchster Wahrscheinlichkeit zu. Man hätte ihm seine Freilassungsurkunde unter die Nase halten können, die gewünschte Verfahrensweise des Dominus wäre ihr zuteil geworden. Dracon wusste nicht was er vor sich hatte. Er nahm die Rolle entgegen und hielt eine Ecke über die Flamme einer der Öllampen. Gierig reckte sie sich, umschmeichelte den Rand, der sich dunkel verfärbte und einrollte. Sie fraß sich weiter und erfasste die untere Hälfte. Das schmelzende Siegelwachs tropfte. Dracon hielt die Rolle bis es zu heiß wurde. Er legte sie in die Schale, in der er die Öllampen her gebracht hatte. Knisternd brannte das Dokument, fiel schwarz verkohlt in sich zusammen. Letzte Funken verloschen. Nichts an dem schwarzen Häufchen Asche, ließ erkennen, was es vorher war. Auf die erkaltende Asche stellte Dracon drei der Öllampen. Der Dominus hatte nach nur einer Lampe verlangt. Diesmal wartete er ab und machte sich nicht gleich daran das Arbeitszimmer zu verlassen.

    Der alte Claudier. Man sah in selten. Dracon hatte ihn nicht einmal gesehen seit er hier war. Das einzige war seine Stimme die durch die Villa hallte. Öllampen wollte er haben. Einer der Sklaven stieß Dracon an. Er sollte gehen. Die Lampen fand Dracon in einem Regal. Leer die Dinger. „ Öl.“ Murmelnd ging er auf die Suche. Ein Krug stand in der culina. Vier füllte er auf. Dass er dabei kleckerte störte ihn nicht. Den Krug ließ er stehen, nahm die Lampen. Eine zündete er an und ging zum Arbeitsraum des alten Claudiers. Ohne zu klopfen trat er ein. Wozu sollte ein Sklave klopfen. Er war ein Teil des Hauses. Der Claudier brauchte Licht. „ Dominus.“ Murmelte Dracon, stellte die Lampen auf den Tisch und zündete sie an. Was hätte er weiter sagen sollen. Nur einen flüchtigen Blick hatte er auf den alten Claudier geworfen. Der hatte gereicht um sich das Gesicht einzuprägen. Eine leichte Verbeugung am Ende seiner Arbeit. So leise wie er gekommen war entfernte er sich.

    Die Zeit war untypisch für den Dominus. Dracon fand keine passende Erklärung und was machte Morrigan bei ihm? Das war für Dracon ein Rätsel. Sein zweiter Gedanke ließ ihn breit Grinsen. Er machte sich fertig. Hier legte man Wert auf akkurates Aussehen. Das war ihm nicht fremd. Sauber, frisch eingeölt und in eine frische Tunika gekleidet fand er sich vor dem cubiculum seines Dominus ein. Leise öffnete er die Tür und schlüpfte hinein. Mit einem Blick erfasste Dracon, das sich neben Morrigan, eine zweite Frau bei Centho aufhielt. Ohne großartig Geräusche zu verursachen stellte er sich hinter Morrigan, die Wand im Rücken. Mit Adleraugen verfolgte er jede Bewegung der Fremden. Der Grund musste sie sein. Wegen ihr hatte Morrigan ihn her gerufen. Ein bisschen enttäuscht war er, dass er seinen zweiten Gedanken nicht bestätigt fand.

    Ihr Essen? Dracon hatte besseres in Erinnerung. " Ganz gut dein Essen." Satt wurde er. Mit den Jahren wurde es ganz bestimmt besser oder er gewöhnte sich an ihre Kochkünste. Verscherzen durfte er es nicht mit ihr. Selber kochen, dazu hatte er partu keine Lust. Ein Stück Fleisch über dem offenen Feuer wäre allerdings eine Abwechslung.
    Die Truhe setzte Dracon im Atrium ab und holte die zweite nach. " Das da ist für Dominus Centho." bemerkte er beiläufig. Für eine Person war es viel zu viel was da im Korb lag. Unwahrscheinlich, dass das Morrigan bei ihrer Inspektion entgangen war. Den Rest hatte er für sich eingeplant. Das konnte er sich jetzt abschminken. Morrigan war immer auf teilen. Dracon musste das bis vor ein paar Tagen nicht. War schwer sich daran zu gewöhnen. Argwöhnisch verfolgte er Morrigan's Tun.

    Hier gab es keine Zellen, keine Privatsphäre wie er sie aus dem Ludus kannte. Hier standen Liegen. Das hieß, die Vorzüge, die er als Gladiator genossen hatte, gab es nicht mehr. Dracon akzeptierte das. Er war kein Gladiator mehr. Sein Leben gehörte seit seinem unglücklichen letzten Kampf Claudius Centho.


    In der Mitte die Liege sah unbenutzt aus. Dracon setzte sich. Hier verbrachte er in Zukunft seine Nächte neben den anderen Sklaven des Hauses. Es wurde dunkel, seine Arbeiten hatte er erledigt. Sein Dominus hatte ihn für heute entlassen. Dracon zog seine Tunika aus, warf sie auf die Kiste vor dem Bett. Es war warm und stickig hier drin. Grundsätzlich schlief er nur mit seinem subligaculum bekleidet. So war er es gewohnt. Mit einem leisen Grunzen legte er sich hin, drehte sich auf die Seite und versuchte zu schlafen.

    Es dauerte, Dracon stand mit den zwei Truhen auf der Straße. Murrend setzte er sich auf eine und sah den Wolken nach. An der Tür tat sich was. Nicht übertrieben schnell stand er auf, stellte den Korb auf die Truhe und nahm sie hoch. Ein durchschnittlich gebauter Mann hätte alleine seine Probleme damit gehabt. Ganz ohne Anstrengung ging es bei Dracon auch nicht ab. Reichlich sprachlos stand er da, als die Schimpftirade Morrigan‘s, über ihn herein brach. Die Truhe war schwer und sie machte keine Anstalten ihn rein zu lassen. „ Ja, nein, ja.“ Seine knappe Antwort auf ihre Feststellung und die zwei Fragen. „ Du an der Tür und keiner kommt mehr betteln." sagte er grinsend. "Nimm den Korb.“ Hoffentlich machte sie jetzt nicht irgendwelche Mätzchen. Lange konnte er die schwere Truhe nicht mehr halten. Sie war ihm reichlich egal. Der Korb mit Essen war das einzig wichtige. Schließlich war es für seinen Dominus und ihn.

    Geh Truhen kaufen hatte der Dominus gesagt. Hier war zwar Rom, aber solche großen Dinge verkaufte man nicht an jeder Ecke. Nach geraumer Zeit wurde Dracon an einer Seitenstraße fündig. Er sah sich zwei mittelgroße schwere Truhen an. Argwöhnisch prüfte er das Schloss. „ Schlüssel?“ Der Mann streckte ihm die Hand mit zwei Schlüsseln entgegen. Dracon ließ nicht erkennen ob er glücklich oder traurig darüber war. Mit steinerner Miene probierte er die Schlüssel aus. Die Schlösser funktionierten. „ Wie viel?“ Die Verhandlungen zogen sich hin bis sie sich einigten. Auf zwei Maultiere verladen, ging es zur Villa. Unterwegs bekam Dracon Hunger. Ein paar Sesterzen waren übrig. Der Korb füllte sich. Dracon überschlug was der Dominus in sich rein essen würde und was übrig blieb. Grinsend machte er sich mit dem Maultieren und ihrem Führer auf den Weg zur Villa.


    Seine Faust schlug gegen die Tür am Seiteneingang. „ Dracon, steht vor der Tür.“ rief er, in der Hoffnung sich ewiges Warten zu ersparen. Der Maultierführer lud die Truhen ab.