Mein gestammeltes Geständnis bewirkte zunächst, dass er mit seiner Hand innehielt. Ohne Frage, es musste ihn sehr verärgert haben. Doch diesen Ärger versteckte er geschickt hinter seinem Sarkasmus, mit dem er nun zu mir sprach. Ich versuchte, alles auszuhalten und mich nicht zu rühren, als er von ‚meinem lasterhaften Zwillingsbruder‘, den es natürlich nicht gab zu reden begann. Nur meine Augen verfolgten jeder seiner Bewegungen, die mit seinen Worten einhergingen. Sollte ich ihm nun auch noch den Rest gestehen? Dass ich ihn eigentlich ausrauben wollte, an jenem Abend? Dass ich von einer Räuberbande, von denen es in Rom duzende gab, unter Druck gesetzt worden war, weil ich von einem Hirngespinst geritten worden war, einer der Ihrigen zu werden? Und das alles nur, weil ich mich an den Flaviern rächen wollte? Wenn ich das tat, konnte ich mich auch gleich selbst ans nächste Kreuz nageln!
Seine andere Hand begann nun mir durchs Haar zu streichen und da dies alles noch keine Reaktion bei mir hervorgerufen hatte, beugte er sich dann zu meinem Ohr und flüstere mir weiter voller Inbrunst zu. Doch ich war wie erstarrt. Seine Worte konnten mir nicht viel anhaben. Selbst dann noch, als sein Daumen über meine Unterlippe strich. Wenn er mich verführen wollte, dann musste er mit größeren Geschützen aufwarten. Doch ich war inzwischen davon überzeugt, dass dies nur eine Frage der Zeit war! Wenn es soweit war, hoffte ich, ihm dieses Mal standhalten zu können. Zum Glück hatte ich noch nicht allzu viel Wein getrunken. Jedoch setzte sich nun auch noch seine andere Hand unter meiner Tunika wieder in Bewegung und erreichte, schneller als mir lieb sein konnte, ihr Ziel. Mein Herz begann schneller zu schlagen, denn natürlich begann sich wieder etwas bei mir zu regen, gegen das ich nicht viel tun konnte. Wie beim letzten Mal wusste er genau, was er zu tun hatte.
Ich war einfach ratlos, was ich nun tun sollte. Oder sollte ich eher sagen, was ich tun wollte? Ich spürte, dass ich nun vor die Wahl gestellt worden war. Wollte ich weiterhin prüde sein und jede seiner Annäherungsversuche abwehren, so dass er mich letztlich seinen Zorn spüren lassen würde? Denn jedwede Gegenwehr würde mich noch tiefer ins Unglück stürzen.
Oder sollte ich mich ihm freiwillig hingeben, wie es jede billige Lupa in der Subura tat? Er würde dann nur meinen Körper benutzen, doch meine wahren Gefühle würde er niemals erreichen. Die Belohnung dafür wäre ein gutes leichtes Leben.
Er ließ nicht von mir ab, weder mit Worten noch mit Taten. Während ich versuchte, dagegen anzukämpfen, auch wenn mein Körper etwas anderes erwartete. Es sei nichts Schändliches dabei, meinte er. Doch ich war noch immer anderer Meinung. Eine Meinung, die hier nicht zählte, denn seit wenigen Stunden war ich sein Eigentum, mit dem er tun und lassen konnte, was er wollte. Und das tat er auch. Zunächst nur leicht und zart, bis das er ein erstes Aufflammen spüren konnte. Doch je länger er damit fortfuhr, umso intensiver begann es zu lodern. Dieser Luxuskörper, von dem er sprach, war kein Geschenk der Götter, sondern ein Fluch! Sie straften mich dafür, was ich alles an schändlichen Dingen getan hatte. Meine Strafe war es, diesem Römer bis in alle Ewigkeit als Hure zu dienen.
„Ja, ich war es an jenem Abend, Dominus!“, antwortete ich und kurz darauf glaubte ich, mit diesem Geständnis würde es etwas leichter für mich werden. „Womit kann ich dir dienen, Dominus?“