Beiträge von Angus

    Ein vielsagendes Grinsen folgte ihrer Frage, dann zog ich ihre rechte Hand zu mir und küsste sie. „Alles was du willst, mein Herz,“ antwortete ich ihr. „Alles was du willst!“ Ihr Flüstern und der dazugehörige Blick ließen keinen Zweifel daran, dass sie zu allem bereit war und ich mir sicher sein konnte, ihr Herz bereits voll und ganz erobert zu haben, zumindest für diesen Abend. Diese Nacht würde wahrscheinlich in prickelnder Leidenschaft enden… nun ja, falls nichts dazwischen kam...


    Ich erhob mich, drückte dem Schankmädchen, das am Nachbartisch zu Gange war, ein paar Münzen in die Hand, dann schlang ich meinem Arm um Morrigans Hüften und zog sie ein wenig zu mir hin. Dann verließen wir mit den beiden anderen die Taverne.
    Draußen auf den Straßen herrschte reges Treiben. Fröhlich singende und tanzende Menschen waren unterwegs. Für meinen Geschmack war es ein wenig zu laut hier. Zum Tanzen hatte ich keine Lust, denn ich war ein ganz schrecklicher Tänzer, der kein Gespür für Rythmus hatte un der ständig den Leuten auf den Füßen stand.
    „Was meinst du, mein Rabenmädchen, sollen wir uns nach ruhigeren Gefielden umschauen, wo wir ungestört sind?“, raunte ich in ihr Ohr. Ich konnte es kaum noch erwarten, mit ihr allein zu sein.

    Zitat

    Original von Dracon
    ...


    Nun ja, vielleicht hatte ich mir doch einen Augenblick zu lange die Sklavin betrachtet. Sonst hätte ich sicher Dracon kommen sehen. Als er mir zuraunte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Salve Dracon,“ entgegnete ich. Seit unserer letzten Begegnung waren einige Wochen vergangen. Die Saturnalia waren längst vorbei, ich war wieder nüchtern und unsere Meinungsverschiedenheit war wohl vergessen.
    Offenbar gefiel auch ihm, was er dort vorne auf dem Podest stehen sah. Er war eben auch nur ein Mann. „Ja, da könntest du recht haben,“ entgegnete ich ihm. Gleichzeitig stellte ich mir vor, was Scato wohl mit ihr anfangen wollte, falls er sie kaufen würde. Allerdings wollte mir da nichts Sinnvolles einfallen. Irgendwie hatte er´s nicht so mit Frauen und schon gar nicht mit Sklavinnen, die stärker waren als er.


    Als Dracon mich fragte, wer sie wohl heute mit nach Hause nehmen würde, zuckte ich nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Mein Dominus ist in dieser Hinsicht ziemlich sprunghaft.“ Ich durfte nicht zu laut sprechen, sonst bekam Scato noch mit, was ich über ihn sagte.
    Anscheinend war der claudische Sklave ohne seinen Herrn unterwegs. Jedenfalls hatte ich einen solchen nicht entdecken können. „Bist du alleine hier?“, fragte ich daher. Oder war Morrigan vielleicht auch in der Nähe.

    Mit wirklich allen Paradoxien hatte ich gerechnet, da ich der festen Überzeugung war, mein Traum sei nun grausame Wirklichkeit geworden. Doch wenn ich nicht so durch den Wind gewesen wäre und einen Moment einen klaren Gedanken gefasst hätte, dann hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass diese Gestalt dort nicht die leibhaftig gewordene Kreartur aus meinem Traum sein konnte.


    Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als bei mir langsam durchsickerte, dass die Stimme meinem Dominus gehörte. Als er mir entgegentat, konnte ich im Dämmerlicht endlich sein Gesicht erahnen. Ungläubig wich ich ein zwei Schritte zurück und wäre dabei beinahe auch noch gestolpert. Mich fröstelte auf einmal, was allerdings nicht ungewöhnlich war. Denn selbst dem stärksten Burschen wird nach einiger Zeit in einer winterlichen Nacht kalt, wenn er nur mit einem Lendenschurz bekleidet ist.


    „Du bist das?“ fragte ich schließlich. „Du bist es wirklich.“ Ein Anflug der Erleichtung war in meiner Stimme erkennbar. Langsam fragte ich mich, was nur mit mir los war. Der Römer musste ja glauben, ich sei verrückt geworden.
    „Ver... äh verzeih Dominus,“ begann ich zu stammeln, nachdem ich mich geräuspert hatte. „Ich… ich konnte nicht schlafen und da… ja, da musste ich einfach an die frische Luft.“

    Dass mein Rabenmädchen nicht nur gerne küsste, sondern auch gar nicht auf den Mund gefallen war, zeigte sie mir (und insbesondere Dracon) unmittelbar, nachdem ich den Hünen herausgefordert hatte. Die Kleine hatte ordentlich Feuer und blies dem Glatzkopf den Marsch. Und der zog auch prompt den Schwanz ein und gab klein bei.


    Ich war wirklich schwer beeindruckt von meiner neugewonnenen Freundin, die soeben keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass sie ür eine Sklavin ein sehr gesundes Selbstbewusstsein hatte. Das gefiel mir. Und da ich meiner Süßen nicht den Spaß verderben wollte, ließ auch ich es dabei bewenden. Zugegeben, ein schadenfrohes Lächeln konnte ich mir einfach nicht verkneifen, als ich mich wieder setzte.
    „Soso, du möchtest also deinen Spaß haben, ja?“ , raunte ich Morrigan zu, als ich dazu überging, dort weiter zu machen, wo Dracon mich unterbrochen hatte.

    Es war nur ein paar Wochen her, seit Scatos letztem Besuch des Sklavenmarktes. Offenbar hatte er Spaß daran gefunden, mitzubieten. Aber nicht etwa, weil er neue Sklaven kaufen wollte. Nein, ihm bereitete es Freude, den Preis in die Höhe zu treiben und dann die Reaktionen seiner Kontrahenten zu beobachten, wie sie vor Wut schäumten und immer höhere Gebote abgaben, und das für Sklaven, die womöglich nur die Hälfte dessen, was sie am Ende kosteten, Wert waren.
    Das dem so war, hatte ich spätestens nach dem letzten Besuch des Sklavenmarktes am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ich war mir sicher, das Richtige zu tun, als ich für ihn zu bieten begonnen hatte, nachdem er aufgehört hatte, zu bieten. Na ja, ich war dafür nicht etwa im Loch gelandet, einer flavischen Erziehungsmaßnahme für ungehorsame Sklaven. Allerdings hatte ich auch keine Lobeshymnen dafür geerntet.


    Diesmal hatte ich die Weisung direkt in Scatos Nähe zu bleiben, dicht bei seiner Sänfte. Wahrscheinlich glaubte er, mich so besser unter Kontrolle zu haben. Doch insgeheim befielen ihn immer noch Ängste, sobald er die Villa verließ. Das was sich vor einigen Wochen zugetragen hatte, als er um ein Haar von einem Verrückten verletzt oder gar getötet worden wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte, steckte ihm immer noch in den Knochen.
    Er hatte Lupus nach vorne geschickt, damit er für die Sklavin bot, die zum Verkauf stand. Der Leibsklave begann auch gleich damit und überbot eine feine Dame, die ebenso in einer Sänfte zum Sklavenmarkt getragen worden war.
    Aber ich war ja nicht hier, um die Auktion zu beobachten. Vielmehr hielt ich meine Augen auf und beobachte mein Umfeld. Ab und zu warf ich aber auch einen kleinen Blick nach vorne, zu der Sklavin, einer wehrhaften Frau, wie mir schien. Trotz der Ketten war der Stolz nicht aus ihren Zügen gewichen. Das gefiel mir und ein bisschen erkannte ich mich in ihr wieder. Auch wenn sie uns unsere Freiheit genommen hatten, konnten sie unseren Stolz nicht brechen.

    Leise vor mich hin schluchzend kauerte ich, einem Häufchen Elend gleich, auf dem Boden. Mein Knie brannte ein wenig, wahrscheinlich blutete es auch. Aber das war natürlich nicht der Grund, weshalb ich so verzweifelt war. Es waren meine Träume, die mich verzagen ließen. Träume, in denen des Nachts die Schatten der Vergangenheit mich zu peinigen versuchten und dunkle Gestalten, die mich verschlingen wollten. Wenn dies nur ein simpler Alpdruck gewesen wäre, der kam und auch wieder ging, dann wäre alles nicht so schlimm gewesen. Doch diese Träume waren anders gewesen, sie kamen immer wieder, fast jede Nacht… und sie wirkten so… real.


    Als sich jedoch wider Erwarten scheinbar aus dem Nichts eine Stimme erhob, die mir zu antworten schien, erschauerte ich bis tief ins Mark. Das war doch nicht möglich! Träumte ich etwa noch immer oder wollten mich meine Sinne nun vollends verwirren? Ganz gleich was es war, blitzschnell kehre meine Körperspannung wieder zurück. Sofort schoss ich hoch und wandte mich suchend um. Die läppische kleine Verletzung an meinem Knie hatte ich längst schon wieder vergessen. Recht bald erkannte ich einige Schritte hinter mir die Umrisse eines dunklen Schattens. Aufgrund der mangelhaften Lichtverhältnisse konnte ich nicht erkennen, um wen es sich bei der in einem Umhang verhüllten Gestalt handelte. Ich glaubte wieder in meinen Traum zurückgerissen worden zu sein, in dem sich mir nun diese dunkle Gestellt entgegengestellt hatte, deren Tentakel wahrscheinlich sogleich aus dem Dunkel erscheinen würden, um mich gierig zu packen und mit sich zu reißen.
    Doch so einfach wollte ich mich dieser Kreatur nicht ergeben. Mutig stellte ich mich ihr entgegen.
    „Was willst du dann von mir? Alles was mir lieb und teuer war besitzt du doch schon!“, blaffte ich zurück.
    „Wenn du nun auch noch mein Leben willst, dann bist du zu spät. Denn selbst das gehört mir nicht mehr. Vor ein paar Tagen, als dieser Irre den Römer abstechen wollte, da hättest du es dir nehmen können, “ fügte ich noch verbittert hinzu und wartete ab, was nun passieren würde.

    So lange es ging, versuchte ich diesen Moment, festzuhalten. Es war verdammt lange her, seitdem ich zum letzten Mal eine Frau so geküsst hatte. Wenn ich es recht bedachte, dann war dies meine eigene Frau gewesen. Dennoch fühlte ich bei Morrigan bei weitem nicht das, was ich bei Aislin gefühlt hatte, wenn ich ihr nah war. Morrigan war einfach zur rechten Zeit am rechten Ort und ich wollte es mir heute einfach nur gut gehen lassen, ganz gleich ob sie nun Roxana, Orestilla oder eben Morrigan hieß. Und so wie es aussah, sah Morrigan das ähnlich.


    Womit ich allerdings nicht im Mindesten gerechnet hatte, war die Tatsache, dass ich einen anderen, den ich gar nicht auf meiner Liste stehen hatte, mit meinen amourösen Versuchen bei Morrigan ziemlich irritierte. Wobei „irritiert“ definitiv untertrieben war. Vielmehr hatte ich ganz unwissentlich Dracons Zorn auf mich gezogen. Dabei hatte er doch bereits die kleine schüchterne flavische Zuckerschnecke abgeschleppt. Was also hatte er dann mit Morrigan zu schaffen?
    Ich hatte meine Lippen noch nicht richtig von ihr gelöst, da hatte dieser Kerl mich auch schon an meiner Tunika gepackt und zog mich zu sich herüber über den Tisch, do dass das der gute Wein über den Tisch geschüttet wurde. In ziemlich deutlichen Worten erklärte er mir, dass ich Morrigan in Ruhe lassen sollte. Dann stieß er mich zurück.
    “Hehehe! Was geht dich das an, wenn ich meine Freundin hier küssen will? Wer bist du denn? Hä? Ihr Vater?!“ Das ging mit total gegen den Strich, dass sich dieser muskelbepackte Angeber hier so aufspielte und Morrigan und mir vorschreiben wollte, was wir zu tun und zu lassen hatten!


    Vielleicht lag es ja am Wein, den ich bis dahin schon reichlich genossen hatte und dessen Wirkung sich auch langsam bei mir bemerkbar machte, dass ich einen Ticken zu übermütig wurde. Doch als Dracon meinte, man könne das Problem auch vor der Tür regeln, war ich überhaupt nicht abgeneigt, seinen Vorschlag abzulehnen. Dem Kerl ordentlich die Fresse polieren! Genau das wollte ich. „Na schön, wenn du dich schlagen willst… Nur zu! Los komm schon! Lass uns vor die Tür gehen.“ Kaum hatte ich das gesagt, da stand ich bereits auf meinen Füßen und war zu allem bereit.

    Auf dem Weg zurück zur Villa war ich brav neben der Sänfte des Flaviers her getrottet. Auch wenn scheinbar alle Passanten, an denen ich vorbeilief, mir nachschauten und sich wunderten, weshalb ein Vertreter der römischen Aristokratie sich nur einen Sklaven leisten konnte, der verdreckt war und stank und dessen Kleider zerrissen waren, war ich einfach nur froh, endlich den Carcer hinter mir gelassen zu haben.


    In der Villa dann hatte ich endlich Gelegenheit, mich zu waschen und neu einzukleiden. Eine größere Essensration gestand man mir auch zu. Irrte ich mich oder hatte ich bereits die Vorzüge des römischen Lebens zu schätzen begonnen? Auf jeden Fall fühlte es sich einfach nur gut an, wieder sauber und satt zu sein.


    Irgendwie hatte ich gehofft, Scato würde mich noch einmal zu sich zitieren, um mit mir über das zu sprechen, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte. Doch er verlor darüber kein Wort mehr. Seinen Dank, den er am Morgen im Carcer kleinlaut und ziemlich verkühlt an mich gerichtet hatte, war schon mehr, als man von ihm hätte erwarten können.
    Nachdenklich verrichtete ich daher mein Tagewerk und erwischte mich immer wieder dabei, dass ich grübelnd innehielt. Es war irgendwie seltsam. Im Grunde war ich ja froh, dass ich wieder hier in der Villa war, die doch so etwas wie eine Art Zuhause für mich geworden war auch wenn ich nie ganz mein Ziel, eines Tages wieder nach Hause zu kommen, aufgegeben hatte.


    Am Abend ließ ich mich erschöpft auf meinem Lager nieder. Nicht einmal das Schnarchen meiner Mitbewohner konnte mich davon abhalten, relativ schnell einzuschlafen. Wie in vielen Nächten zuvor, beförderten mich meine Träume wieder zu jenem Augenblick, in dem ich meine Frau und meinen Sohn sterben sah. Und dann ganz plötzlich fand ich mich in diesem seltsamen Traum wieder, den ich vor einigen Nächten schon einmal geträumt hatte. Wieder lief ich auf der nassen Straße und wieder glaubte ich, von dunklen Gestalten verfolgt zu werden. Ich begann zu rennen, stolperte aber und stürzte in ein tiefes dunkles Loch. Dieser Ort glich meiner Zelle, in der ich noch am Morgen gesessen hatte. Allerdings entdeckte ich an der Stelle der Tür nur grob behauene Steine, die undurchdringlich waren. Ein banges Gefühl machte sich breit, da ich schnell begriff, dass ich nicht allein war. Wieder tauchten sich windende Tentakel aus dem Nicht auf und wollten sich meiner bemächtigen. Doch diesmal kam mir Aislin nicht zu Hilfe…


    Als meine Träume drohten, mich ganz und gar mit in ihre Abgründe zu reißen, erwachte ich schweißgebadet und stürzte aus meinem Bett. Ich nahm mir nicht einmal die Zeit, mir eine Tunika überzustreifen. Ich musste hier raus. Einfach nur raus, denn sonst drohte ich zu ersticken.


    Im Dunkeln rannte ich durch die Gänge, die mich irgendwann im Hof ausspuckten. Dort stolperte ich über irgendetwas, was mir im Weg gelegen hatte, so dass ich strauchelte und mich gerade noch rechtzeitig mit meinen Armen abfangen konnte als ich stürzte.
    Leise fluchend hielt ich mein linkes Knie, welches ich mir bei meinem Sturz aufgeschürft hatte.
    Die Nacht war kalt und klar. Aber die Kälte machte mir nur wenig aus. Ich war ja keiner von diesen verweichlichten Römern, die bereits bei dem ersten Tröpfchen Regen in Panik verfielen. Die Winter in meiner Heimat waren durchaus kälter und ungemütlicher.
    Wenn ich mein Augenmerk gen Himmel gerichtet hätte, dann hätte ich eine Unmenge Sterne erblicken können, die leuchtend am Firmament standen. Doch das tat ich nicht. Keuchend blieb ich an der Stelle hocken, an der ich gelandet war und versuchte, wieder meinen Atem zu beruhigen. Im Licht der Sterne kam mir der ausgestoßene Atem wie weißer Rauch vor.
    „Warum verfolgst du mich? Lass mich endlich in Frieden!“ stieß ich schluchzend aus und erwartet natürlich keine Antwort, da ja niemand da war, der mir auf meine Frage eine Antwort hätte geben können.


    Sim-Off:

    Reserviert

    Es war schon ein seltsamer Moment, als ich ihm endlich gegenüberstand und in sein Gesicht blickte. Während ich den Flavier mit voller Dankbarkeit regelrecht anhimmelte, kam aus seinem Mund bereits das übliche, von Sarkasmus geprägte Gerede. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er das nur tat, weil der Wachsoldat neben ihm stand. Natürlich entgegnete ich in der Gegenwart des Soldaten nichts, sondern wartete damit, bis wir endlich aus diesem grässlichen Loch draußen waren.
    Der Soldat ging voraus und brachte uns ans Tor. Ich war überglücklich, als ich die Sonne wieder sah und die frische Luft einatmen konnte.
    „Danke!“, entgegnete ich endlich Scato. Meine Dankbarkeit war aufrichtig und ehrlich gesagt war es für mich in diesem Moment unwichtig, ob auch er mir gegenüber noch so etwa wie Dankbarkeit empfand. Schließlich hatte ich ihm vor einigen Tagen noch vor einem Meuchelmörder bewahrt…

    Die Tür wurde aufgeschlossen und die mir wohlbekannte Stimme des Wärters ertönte. Wie angewachsen blieb ich zunächst dort sitzen, wo ich war. Erst als ich realisierte, was der Wachsoldat da gesagt hatte, erhob ich mich langsam, reckte sacht meinen Kopf zur Tür, um hinaus zu lugen, was allerdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da ich außer dem Wachsoldaten niemand erkennen konnte.


    Zögerlich machte ich einige Schritte zu Tür hin. „Flavius Scato … holt mich ab?“, fragte ich noch einmal leise und zaghaft nach, um mich zu vergewissern, dass ich richtig verstanden hatte. Meine Stimme hörte sich dabei ziemlich kratzig an. Ich machte noch ein paar Schritte, bis ich endlich in der Tür stand. Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass ich endlich diese Zelle verlassen würde, um hoffentlich nie wieder hier drinnen zu landen.


    Und dann sah ich ihn. Er war es tatsächlich. Meine Augen erfassten seine Gestalt und in mir entstand eine Regung von unendlicher Dankbarkeit und auch Freude. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich einmal so freuen würde, diesen eingebildeten Mistkerl zu sehen.

    Halb im Dämmerschlaf kauerte ich auf dem Stroh, welches ich in meiner Zelle statt einer Lagerstatt vorgefunden hatte. Mein Rücken brannte unvermindert weiter, während ich aber in den anderen Regionen meines Körpers zu frieren begonnen hatte. Meine Tunika war nur noch ein besserer Fetzen, nachdem man sie mir vom Leib gerissen hatte. Außerdem war sie völlig verdreckt und stank fürchterlich nach Schweiß und anderen Körperausdünstungen. Inzwischen hatte ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, hier schon bald wieder herauszukommen. Ich fragte mich bereits, was sie mit mir anstellen würden, wenn mich niemand hier abholte.
    Doch dann wurde ich wach - hellwach, um genau zu sein - als ich Schritte hörte. Ich hob meinen Kopf, um genau hinhören zu können, wohin sich diese Schritte bewegten. Sie kamen direkt zu meiner Zelle. Mein erster Gedanke war, dass sie kamen, um mich wieder zu holen. Sicherheitshalber verkroch ich mich in die hinterste Ecke meiner Zelle, obwohl das völlig hirnrissig war, denn auch dort würden sie mich finden…

    Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    „Was bin ich denn die Liebe, die Schönheit oder das Verlangen?“ sacht fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen um sie zu benetzen, nun glänzten sie im Schein der Feuer tiefrot. ...


    Während Morrigan ihr Glück mit dem Würfel versuchte, sorgte ich für Nachschub in meinem Becher. Kaum zu glauben, dass danach die Kanne schon wieder leer war! Aber egal, in dieser Spelunke gab es sicher reichlich Wein. „Noch´ne Kanne, Schätzchen, “ zwinkerte ich der Bedienung zu, als sie das Essen auf unserem Tisch abstellte. Mir war gar nicht aufgefallen, wie hübsch das Schankmädchen war. Oder vernebelte der Alkohol bereits meine Sinne? Naja, falls das am Ende mit Morrigan nichts werden würde, konnte ich immer noch bei ihr anbandeln.
    Doch bevor mir mein Rabenmädchen keine Abfuhr gegeben hatte, war sie natürlich die erste Wahl. Als sie nun endlich gewürfelt hatte und ich einen großen Schluck von meinem Becher abgetrunken hatte, wollte ich da weiter machen, wo mich Dracon zuvor unterbrochen hatte. „Du bist alles zusammen, mein Herz!“, antwortete ich ihr, bevor ich sie küsste. Und diesmal kostete ich ausgiebig ihre rosigen Lippen.

    Alle meine Knochen taten mir weh, mein Rücken brannte wie Feuer und mein Mund war völlig ausgetrocknet. Nach einer Weile rappelte ich mich auf, um etwas Wasser zu trinken. Als dass Nass meine Lippen benetzte, war das eine einzige Wohltat. Dann begann ich zu trinken. Das Wasser war nicht besonders gut. Es schmeckte abgestanden und wahrscheinlich war es auch nicht ganz sauber. Aber das war mir in Augenblick egal. Das Brot hatte sicher auch schon bessere Tage erlebt. Es war trocken und an einer Stelle schimmelte es bereits. Mit Hilfe des Wassers weichte ich es etwas auf, damit ich es essen konnte.

    „Äh ja, wir kennen uns,“ erwiderte ich Candace kurz grinsend und räusperte mich. Nicht dass es mir etwa peinlich gewesen wäre. „Ich gehöre auch… ähm, zu den Flaviern.“
    Diese kleine graue Maus hatte es also irgendwie geschafft, sich an diesen bulligen Kerl anzuhängen! Respekt, da hätte ich ihr gar nicht zugetraut! Aber meine Nachbarin schien auch in die Vollen gehen zu wollen und ehe ich mich versah wäre sie mir beinahe auf den Schoß gehüpft. Wenn das kein untrügliches Zeichen war, dass der Abend gerettet war! Ich leerte meinen Becher und dann legte ich meinen Arm um ihre Schultern, so als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Alles meins! Jedenfalls heute Abend und wenn nicht, dann gab es genug Huren da draussen.


    Dracon begann derweil das Spiel zu erklären. Sinnigerweise hieß es „Venus“. Das war das Stichwort, um meiner hübschen Rabenfrau tief in die dunklen Augen zu schauen. Bei Taranis waren die schwarz! „Du bist meine Venus heute Nacht!“ Mein Mund näherte sich gefährlich dem Ihrigen. Nur noch wenige digiti fehlten, um ihre roten Lippen kosten zu können. Doch dann wurde ich irgendwie abgelenkt, durch den Klang eines rollenden Würfels, den Dracon zu mir herüber gerollt hatte. Wieder räusperte ich mich. Der Wein wirkte schon.
    „Ich fang an? Gerne!“ Ich würfelte eine Drei und schob den Würfel weiter zu Morrigan. „Du bist dran, mein Herz!“

    Gefeit vor bösen Blicken tat ich, wozu ich abgestellt worden war. Dass ich meinen Aufgabenbereich noch etwas erweiterte um meinem Dominus zu gefallen, konnte diesem doch nur recht sein. So konzentrierte ich mich auf die Gebote der anderen Mitbieter, damit Scato am Ende der Sieger blieb
    „1900 Sesterzen für meinen Dominus Flavius Scato!“ rief ich.

    Gelangweilt stand ich mir die Beine in den Bauch. Die „Konversation“ der Flavierin, die Scato heute begleitete, mit des Claudier interessierte mich kein bisschen. Interessant fand ich es allerdings, dass sich Scato schon wieder auf dieses alberne Spielchen eingelassen hatte, gegen seinen Tante zu bieten. Tja, wahrscheinlich war es so, wenn man Geld wie Heu hatte und sich auch um sonst nichts im Leben kümmern musste. Dann gab man sich eben einem solchen Zeitvertreib hin.


    Während ich meine Blicke schweifen ließ, um potentielle Angreifer auszumachen, fiel mein Blick gelegentlich auch auf den Germanen dort oben. Ich fragte mich, was Scato mit dem Kerl vorhatte, wenn er ihn denn wirklich haben wollte. Vielleicht wollte er aber auch nur den Preis nach oben treiben. Allerdings, wenn ich es mir recht überlegte, hatte der Kerl dort oben noch mehr gemein, als jeder andere Sklave der Flavier. Auch wenn ich sein Kauderwelsch, was er von sich gab, nicht verstand. Von daher freundete ich mich langsam mit dem Gedanken an, wenn Scato ihn heute mit nach Hause nehmen sollte.
    "Wovon stammt eigentlich deine Verleltzung", hörte ich mich plötzlich fragen, offenbar ging meine Vorfreude mir mir durch. Aber komisch, bisher hatte das noch niemand gefragt.

    Sie antwortete mir nicht auf meine Frage, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Nicht viele Sklaven sprachen gerne über die Zeit “davor“, weil diese oftmals mit schmerzlichen Erinnerungen behaftet war. Ich beschloss, nicht weiter nachzuhaken uns stieß stattdessen mit ihr an. Auch ich wollte heute Abend nicht wieder meine Erinnerungen an meine dunkelsten Stunden aufleben lassen. Ich war hier zum Feiern. Und doch fiel es mir schwer, Aislin völlig auszublenden und mich auf die Frau neben mir einzulassen.
    Aber wie es den Anschein hatte, fiel es Morrigan auch nicht besonders leicht, sich gehen zu lassen und sich von der Feierlaune der übrigen Gäste der Taberna anstecken zu lassen. Als sie mir sagte, dass sie auf jemanden wartete, glaubte ich schon, auf verlorenem Posten zu sein, doch als sie erwähnte dass dieser Dracon, wer immer das auch war, mit seiner Liebsten hier aufkreuzen würde, schöpfte ich wieder Hoffnung. Allein das Erwähnen der Flavier reizte jedoch meine Kehle, weshalb ich mich verschluckte und zu husten begann. „Nein, ich bin allein unterwegs“, antwortete ich, als ich mich wieder gefangen hatte. Natürlich war ich allein. Wer hätte mich begleiten sollen? Ich war noch immer wie ein Fremdkörper unter all den Sklaven der Flavier und dass dieser Dracon eine flavische Sklavin im Schlepptau haben würde, erwärmte nicht gerade mein Herz.


    Kaum hatte ich darüber nachgedacht, erschien auch schon ein glatzköpfiger Mann von bulliger Statur, der ein blondes Mädchen bei sich hatte, welches ich bereits schon öfters in der Villa gesehen hatte. Bisher hatten wir noch kein einziges Wort getauscht. Aber wahrscheinlich war sie auch, wie all die anderen.
    „Salve, ich bin Angus!“ mit einem verhaltenen Grinsen stellte ich mich den beiden vor. Einen Moment ruhte mein Blick auf der blonden Sklavin. Ob sie mich erkannte?
    „Klar, gerne!“, entgegnete ich Dracon. Lust auf ein Spielchen hatte ich allemal.

    Irgendjemand hatte mir noch meine Tunika entzwei gerissen, bevor man mich an einen Pfahl band. Ich wusste was jetzt kam. Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich den ersten Schlag erwartete. Dann kam er schließlich. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht schreien zu müssen. Beim zweiten Schlag, der gleich darauf folgte, versuchte ich meine gefesselten Fäuste zu ballen, so gut es eben ging. Erbarmungslos folgte der dritte Schlag, der mir schließlich doch einen gequälten Aufschrei abverlangte. Und schließlich der Vierte, der noch schlimmer war, als der Vorangegangene. Der Fünfte und Letzte brannte wie Feuer auf meiner Haut.
    Endlich war die Tortur zu Ende. Ich sackte schlaff in mich zusammen. Die Fesseln schnitten sich in meine Handgelenke. Die Mittagssonne, die selbst im Spätherbst manchmal noch genug Kraft besaß, um unangenehm zu wirken, schien auf meinen Rücken, der nun mit brennenden Striemen übersät war. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen. So konnte ich hinauf gen Himmel blecken. Ich war durstig, so durstig. So hing ich da. Ich konnte nicht sagen, wie lange.
    Als ich kaum noch bei mir war, nahm man mich endlich ab und schleifte mich zurück in meine Zelle, wo ich zusammengerollt liegen blieb.

    Sim-Off:

    Gerne! :)


    „Dieser“ Gefangene saß noch immer in seiner verlausten Zelle und wartete darauf, dass ihn endlich jemand abholte...
    Nachdem ich nun schon über einen Tag in diesem Loch fest saß und sich kein Schwein und noch nicht einmal ein Sklave der Flavier sich blicken gelassen hatte, schwand langsam meine Hoffnung, dass ich in der nächsten Zeit überhaupt noch hier heraus kommen würde. War ich Scato also soviel wert? Ich sah ihn in meinem Gram vor mir, wie er sich über mein Unglück amüsierte. Natürlich zog ich es keine Minute in Erwägung, dass Lupus vielleicht auf dem Nachhauseweg etwas zugestoßen war, was durchaus ja auch eine Erklärung hätte sein können, weshalb sich keiner nach meinem Verbleib erkundigt hatte.
    Inzwischen hatte ich kaum noch einen Laut von mir gegeben und lag zusammengerollt im Stroh auf dem Boden. Mein Rücken brannte, wie Feuer.
    Spätestens nachdem ich Bekanntschaft mit der Peitsche gemacht hatte, fand ich, dass es keine so gute Idee war, weiter herumzubrüllen.
    Doch als ich die Stimmen draußen auf dem Gang hörte, schöpfte ich erneut Hoffnung, dass meine Gefangenschaft bald vorüber sein würde.
    Ich stand auf und ging zur Tür um nachzusehen, was da draußen vor sich ging. Allerdings konnte ich nicht viel erkennen.