Beiträge von Angus

    Schließlich passierte dass, womit ich nicht gerechnet hatte: Die Wache war aufgestanden, kam zu meiner Zellentür und öffnete sie…
    „Bist du verrückt geworden?“, rief ich, als ich begriff, dass der Kerl mich nicht gehen lassen wollte, um mich gehen zu lassen. Bevor ich noch weiter protestieren konnte, bekam ich bereits einen Schlag auf den Kopf und sank halb benommen in die Knie. Ich spürte nur noch, wie der Urbaner mich aus meiner Zelle zerrte und mich zu fesseln begann.
    Mein „Freund“ in der Nachbarzelle hatte wenigsten für einen Moment die Schnauze gehalten. Wahrscheinlich hatte er den Atem angehalten, als die Wache meine Tür geöffnet hatte und mich herauszerrte. Sicher versuchte er auch, der Öffnung in der Zellentür herauszulugen. Erst als man mir die Fesseln anlegte, begann er von Neuem an zu feixen.

    Zum Glück wurde recht bald eine volle Kanne Wein und ein Becher vor mir abgestellt. Sofort schenkte ich mir ein und trank einen großen Schluck. Den hatte ich mir wirklich verdient!
    Derweil erläuterte mir die junge Frau mit dem rabenschwarzen Haar, wie sie zu ihrem Namen gekommen war. Plötzlich klang alles ziemlich plausibel. Ich musste mich also nicht vor einer todbringenden Göttin fürchten, die gekommen war, um mich zu holen!


    „Von einer Insel aus dem hohen Norden?“, fragte ich sofort nach. „Dein Vater scheint viel herumgekommen zu sein. Wo liegt denn deine Heimat?“ Ich schätzte mal, sie kam aus irgendeinem sehr südlichen Land. Nun ja, ich war in geographischen Dingen nicht sehr bewandert und wusste nicht viel über die fremden Völker die jenseits des Mare Nostrum beheimatet waren.
    „Meine Heimat ist… war Britannia. Aber das Schicksal hat mich auch in die Sklaverei geführt… und nun bin ich hier,“ fügte ich kurz darauf hinzu und auch ich nahm noch einmal einen Schluck – so wie mein Gegenüber.
    Als sie mir meinen Becher erneut füllte, um mit mir anzustoßen, ließ ich es zu. „Ja, für heute sind wir alle frei! Auf uns! Und auf dass wir eines Tages auch wieder frei sein werden!“, entgegnete ich ihr und stieß mit ihr an, so dass der Wein in unseren Bechern ein wenig überschwappten.
    Der Wein war wirklich gut und löste mit der Zeit meine Zunge und auch in gewisse Weise meine Hemmungen, die mich vielleicht daran gehindert hätten, mit Morrigan, die ja völlig fremd für mich war, noch mehr als nötig zu sprechen. „Bist du an einem so schönen Abend allein unterwegs oder erwartest du noch jemanden?“ Inzwischen war ich noch etwas näher an sie herangerückt, um ihr in die tiefschwarzen Augen zu blicken.

    Die Drohungen der Wache schüchterten mich kein bisschen ein. Ich war einfach rasend vor Wut „Ich will, dass du mich endlich hier raus lässt, du Hornochse!“, schrie ich wütend zurück und trat dabei drei viermal gegen die und mit jeder Minute wuchs mein Ärger.verschlossene Tür, dass sie nur so krachte.
    Aus der anderen Zelle hörte man unterdessen nur ein höhnisches Gelächter. Den Kerl amüsierte es offnebar noch, wie ich hier herum tobte. Und damit ich auch ja nicht damit aufhörte, stachelte er mich auch noch an. „Wetten, ich bin viel früher hier draußen als du, Sklave!“, prustete er laut heraus.
    „Halt endlich dein verdammtes Maul, du Dreckskerl! Und du, lass mich endlich raus und gib mir etwas Wasser! Ich verdurste hier gleich!“ Mittlerweile rüttelte ich ohne Unterlass an der Tür, so dass diese nur noch ein Dauerscheppern von sich gab.

    Eine Frau mit dunklen Haaren sah zu mir auf. Mir war nicht ganz klar, ob sie zu den anderen am Tisch gehörte oder ob sie gar allein hier war. Sie rückte ein Stückchen, so dass noch eine kleine Lücke für mich entstand und bot mir an, mich zu setzen.
    „Danke!“ Ich nahm ihren Vorschlag sogleich an und nahm neben ihr Platz. Sie war wohl doch alleine hier, denn sonst scherte sich niemand darum, dass ich plötzlich neben ihr saß. Naja, vielleicht hatte ich ja noch eine Chance bei ihr. Auch wenn sie nicht wirklich mein Typ war. Man sagte zwar diesen dunklen Frauen nach, dass sie besonders geheimnisvoll und reizend seien, aber ich stand mehr auf Hellhäutige mit rötlichen oder blonden Haaren, so wie es meine Aislin war.


    Doch als sie mir ihren Namen nannte, ließ dies mein Blut in den Adern gefrieren. Morrigan – eine Göttin der Menschen die auf den westlichen Inseln lebten. Man sagte ihr nach, sie käme um die Sterblichen zu holen, wenn ihre Zeit abgelaufen war. Eine Göttin, die in drei Gestalten erschien, als junge hübsche Frau, als hässliche Alte und als Rabe. Und tatsächlich, ihr Haar war schwarz, so schwarz, wie das Gefieder eines Raben.
    „Morrigan!“, echote ich ehrfurchtsvoll. „Ich… ich bin Angus.“
    Ich brauchte jetzt ganz dringend etwas zu trinken! Wie gerufen, schob sich wieder die Bedienung an unserem Tisch vorbei. „Eine Kanne Wein für mich!“, rief ich ihr zu. Auf den Schreck hin, musste es mindestens eine Kanne sein. „Verzeih meine Neugier, aber wie kommt eine Frau wie du zu solch einem gewichtigen Namen?“, fragte ich grinsend, doch irgendwie verging mir gleich wieder mein Lachen. „Oder bist du hier, um mich zu holen?“

    Das größte Geschenk, welches man mir machen konnte, war wohl die Tatsache, dass ich mich wenigstens wieder für einige Tage fast wie ein freier Mann fühlen konnte. Und natürlich zögerte ich nicht lange, um diese Freiheit in vollen Zügen auszukosten.


    Nach der gemeinsamen Cena, bei der ich mich diesmal von „meinem“ Flavier bedienen ließ, warf ich mich sozusagen in Schale. Zuerst wusch ich mich, schmierte mich mit irgendeinem nach Moschus stinkenden Öl ein, welches ich mir bei Scato "ausgeliehen" hatte und zog dann eine nigelnagelneue Tunika über. Eine wollene Paenula, die mich vor dem feuchtkalten Winterwetter schützen sollte, rundete mein Äußeres ab.
    Unter meiner Tunika trug ich noch einen kleinen ledernen Geldbeutel bei mir, der mit einigen Münzen gefüllt war. Für etwas Wein und ein leichtes Mädchen mochte es reichen und ehrlich gesagt, für mehr musste es auch nicht reichen. Schon seit Monaten hatte ich nicht mehr bei einer Frau gelegen. Irgendwann musste man schließlich seinen Bedürfnissen nachgehen.


    Von der Villa Flavia führte mein Weg direkt in die Eingeweide dieses Mollochs. Dorthin, wo man für einige Stunden Ablenkung finden konnte, wenn man dafür bezahlte. Gutgelaunte Menschen begegneten mir, die lachten und sangen. Aus den überfüllten Tavernen drang ein Gemisch aus Gegröle und Gelächter. Selbst auf den Straßen fanden sich Leute zusammen, die gemeinsam tranken und feierten.


    Schließlich wollte ich etwas gegen meinen aufkommenden Durst tun und betrat eine der Tavernen, in der mir warme abgestandene und von Schweiß und Wein geschwängerte Luft entgegenschlug. Ich sah mich nach einem Platz um.
    Nahezu an allen Tischen saßen Leute, die sich lautstark unterhielten, tranken, aßen und fröhlich waren. Einige Huren, die an diesem Abend das große Geld machen wollten, hatten sich an einige spendabelen Kerle gehängt und ließen sich von ihnen betatschen oder abknutschen.


    Suchend nach einem Platz schob ich mich durch den gut gefüllten Schankraum. Eine mit etlichen Bechern beladene Bedienung kam mir direkt entgegen, so dass ich ihr ausweichen musste. „Io Saturnalia! Schau mal Süßer, da hinten ist noch ein Platz. Vielleicht kannst du dich dazu setzen.“, rief die stämmige Frau entgegen, als sie sich an mir vorbei drückte. „Äh ja, gleichfalls. Danke!“ entgegnete ich ihr, als sie eigentlich schon weg war und schob mich weiter nach hinten.
    „Ist hier noch frei?“, fragte ich die Leute, die auf der Bank vor mir saßen und sich angeregt unterhielten.




    Sim-Off:

    Wer will, darf gerne! :)

    Mehr oder weniger gelangweilt hatte ich mich in der Nähe der Sänften aufgehalten und war dabei wachsam geblieben, falls mal wieder irgend ein Irrer es wagen sollte, sich an einem der Flavier zu vergreifen, auf die ich aufpassen sollte.


    Inzwischen hatte man einen neuen Sklaven aufs Podest gezerrt. Ausdruckslos beobachtete ich das Prozedere, welches sich im Grunde immer wieder auf die eine oder andere Weise wiederholte. Der Kerl dort oben schien nicht das zu sein, was sich feine römische patrizische Pinkel unter einem gehorsamen Sklaven vorstellten. Und dennoch schien Scatos Tante einen Narren an dem Germanen gefressen zu haben. Ich zog meine Augenbrauen etwas in die Höhe, als sie 500 Sesterzen für ihn bot. Aber vielleicht war es auch nur eine ihrer Launen, um ihren Neffen anzuspornen, wieder mit ihr zu wetteifern.
    Und trotzdem begann mir der Gedanke zu gefallen, einen Mann wie diesen in der Villa Flavia zu wissen. Noch ein Sklave, der sich nicht einfach so fügen würde und seinen Traum nach Freiheit träumte. Ein Mann, der zwar in Ketten lag, aber im Geiste frei war... so wie ich!

    Zitat

    Original von Lucius Domitius Ahenobarbus
    "Ruhe da drin!" schrie die Gefängniswache zurück und murmelte dann zu sich selber "Mit was man sich hier alles rumschlagen muss..."
    nur um anschließend seine Füße hoch zu legen und ein wenig zu dösen.



    Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass mir überhaupt jemand zugehört hatte, als ich mich so lautstark ärgerte. Doch das Geschrei der Wache brachte mich auf die Füße zurück. Mit aller Kraft versuchte ich an der verschlossenen Zellentür zu rütteln.
    „Lasst mich endlich raus, ihr Holzköpfe! Ich bin unschuldig!“, schrie ich. Gab es denn hier niemanden, der wenigstens über einen kleinen Funken Verstand verfügte? Es war doch sonnenklar, dass ich nicht der Verbrecher war, sondern dieser andere Kerl, der ein paar Zellen weiter einsaß, und über mein Geschrei mit einem lauten Lachen antwortete. „He, Sklave! Na, wo bleibt denn dein feiner Herr? Es kommt wohl niemand mehr, um dich auszulösen, was?!“
    Das war genug! Ich schäumte vor Wut! Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich den Laden hier auseinandergenommen. Leider hinderten Mich Schloss und Riegel davor. „Halt dein dreckiges Maul, du Abschaum!“, schrie ich zurück, damit ich irgendwie meine Wut herausschreien konnte. Allerdings musste ich mir langsam auch eingestehen, dass der Mistkerl vielleicht recht hatte.

    Schade eigentlich, dass sie mich nicht mit diesem anderen Kerl in eine Zelle gesteckt hatten. Dann hätte ich mich wenigstens an ihm austoben können! So aber saß ich alleine in diesem elenden feuchten Drecksloch.
    „Verdammt nochmal!“ schrie ich. Alles war umsonst gewesen! Dabei hatte ich mir doch so viel Mühe gegeben. Ich hatte meine Augen aufgehalten. Dass dieser Dreckskerl etwas im Schilde geführt hatte, hatte ich ihm gleich ansehen können und trotzdem saß ich jetzt hier.
    Dann fiel mir wieder Lupus´ dreckiges Grinsen ein. Wahrscheinlich würde er mich hier erst mal schmoren lassen.

    Tja, und offenbar war Lupus’ Rechnung aufgegangen. Als der Name unseres Dominus gefallen war, ließ der Urbaner plötzlich mit sich reden und wollte einen von uns gehen lassen. Allerdings hatte ich das dumpfe Gefühl, dass nicht ich es sein würde, den er laufen ließ. Und bei dem Gedanken auf Lupus´Wohlwollen angewiesen zu sein, gefiel mir gar nicht!
    Aber wenigstens bekam ich eine kleine Genugtuung, als er auch den wahren Verbrecher einkassierte. Der wehrte sich natürlich mit allen Kräften gegen seine Festnahme.
    „He, was soll das? Das hier sind die wahren Schuldigen! Ich bin unschuldig!“ Aber das nützte ihm nichts.

    Die Kleine auf dem Podest war eine wahre Augenweide. Da machte die Arbeit doch gleich doppelt so viel Spaß. Dennoch ließ ich auch die unmittelbare Umgebung nicht aus den Augen. Man wusste ja nie.


    Inzwischen gab es auch die ersten Gebote für die Sklavin. Ein.. zwei … ja sogar drei Sesterzen! Sieh an, doch so viel! Dass ausgerechnet die Drei von Scato kamen, überraschte mich nicht im Mindesten. Einerseits war er ein Geizkragen, andererseits wollte er aber auch seine Tante ausstechen, die ihn heute begleitet hatte.


    Doch dann kam aus einer anderen Richtung etwas völlig Unerwartetes! 250 Sesterzen! nun ja, das war ein Wort.
    „Preistreiber!“, schrie plötzlich jemand ganz empört aus den hinteren Reihen, dort wo der Plebs stand, der sich durch dieses horrend hohe Gebot ausgebootet fühlen musste.

    Ich wusste nicht, wie mir geschah, als sich plötzlich einige der Urbaner auf mich stürzten. Auf mich! Sie überwältigten mich, ich ging zu Boden und konnte gerade noch zusehen, wie sie dem eigentlichen Verbrecher behilflich waren. „Lasst mich los!“ schrie ich. „Ihr habt den Falschen!“ Aber es nützte nicht viel.


    Offenbar hatten sie sich auch Lupus bemächtigt, der allerdings nur wenig Widerstand leistete. „Ihr macht einen Fehler! Wir sind Sklaven des ehrenwerten Flavius Scato. Dieser Mann hat unseren Herrn angegriffen!“ sagte er nur, als man ihn in Gewahrsam nahm. Dabei strahlte er eine Ruhe und Gelassenheit aus, als ob er genau wusste, dass lediglich die Erwähnung seines Herrn genügte, um ihm vor Schlimmerem zu bewahren.


    Unser ehemaliger Gefangener strich sich derweil den Staub von der Tunika, nachdem die Urbaner ihm aufgeholfen hatten und würdigte uns keines Blickes mehr. „Vielen Dank!“, sagte er. „Ich habe euch mein Leben zu verdanken!“ Bei der Bitte, die Stadtwache doch in die Castra zu begleiten, zeigte er sich weniger kooperativ. „Oh, eigentlich war ich auf dem Weg zu einem wichtigen Termin, als diese Strolche mich überfielen. Wenn ich mich spute, schaffe ich es noch, meinen Termin wahrzunehmen. Es wäre doch sicher auch in Ordnung, wenn ich danach erst zur Castra komme?“

    Nach dieser äußerst hilfreichen Antwort meines verehrten Mitsklaven Lupus, traf ihn ein vernichtender Blick meinerseits. Wenn Blicke töten könnten, wäre er spätestens jetzt von seinem elendigen Dasein befreit gewesen. Doch leider blieb diese Wirkung aus und außerdem, ich musste handeln und konnte mich nicht mit irgendwelchen Unwichtigkeiten aufhalten.


    Einer der Urbaner hatte anscheinend doch den größeren Durchblick und schien zu begreifen, wer hier der Gute und wer der Böse war. Mir fiel ein mächtiger Stein vom Herzen. Gerade noch hatte ich befürchtet, dass man uns für die Kriminellen hielt. Also ließ ich langsam das Messer sinken, hielt den Kerl aber immer noch mit meiner anderen Hand fest, nicht dass er am Ende doch noch entwischte.
    Als das Messer weit genug von seiner Kehle entfernt war, ging alles sehr schnell. Für meine Begriffe zu schnell!
    „Den Göttern sei Dank, dass ihr hier seid! Dieser Mann hier wollte mich ausrauben und als ich ihm sagte…“
    Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie dieser Mistkerl zu reden begann. Wenigstens konnte ich ihm noch einmal einen ordentlichen Tritt verpassen, so dass er diesmal vor mir zu Boden ging. „Halt deine Klappe, du Lügenmaul!“, schrie ich noch hinterher.

    Mir steckte noch mächtig der Schrecken von unserem letzten Marktbesuch in den Knochen und auch wenn ich keinen gesteigerten Wert darauf legte, heute wieder zu den Märkten zu gehen, wurde ich nicht nach meiner Meinung gefragt.


    Lupus, dieser Dummschwätzer hatte auf mich eingeredet, um mich zu bearbeiten. Er sprach von irgendwelchen Pferden, die man wieder besteigen müsste, sonst würde man es nie wieder tun. Lupus und Pferde! Dass ich nicht lache! Der Kerl hatte wahrscheinlich noch nie ein echtes Pferd aus der Nähe gesehen!
    Unterschwellig war natürlich seine Botschaft angekommen. Wenn ich nicht stetig daran arbeitete, eines Tages wieder in die Freiheit entlassen zu werden, dann würde ich bis in alle Ewigkeit Scatos Sklave bleiben. Eine schreckliche Vorstellung!
    Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich brav in die Reihen der anderen Sklaven einzureihen, die an diesem Tag die Villa Flavia mit den beiden Sänften verließen. Natürlich versuchte ich, so dicht bei dem Flavier zu bleiben, wie es eben möglich war.
    Als wir uns schließlich dem Sklavenmarkt näherten, überkam mich ein ziemlich beklemmendes Gefühl. Es waren gerade einmal ein paar Monate vergangen, als ich selbst auf solch einem Podest gestanden hatte, wie die junge hübsche Frau dort oben.

    Verdammt und zugenäht, jedes Mal wenn du keinen römischen Soldaten gebrauchen konntest, war eine ganze Horde zu Stelle, aber wehe du warst auf der Suche nach einem… tja, dann konntest du dir einen Wolf suchen!
    In dieser ungewohnten Haltung bekam ich langsam Rückenschmerzen. Mein Begleiter Lupus, der schön neben mir her trabte und mich manchmal mit seinem dämlichen Grinsen strafte, sollte derweil die Augen offen halten und einen von der Stadtwache herbeirufen, falls denn einer auftauchte. Bisher hatte er allerdings wenig zu tun gehabt.


    Doch plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte eine ganze Patrouille auf… (wie ich schon sagte, wenn sie kommen, dann immer in Horden!). Zielstrebig hielten wir auf sie zu. Ich wollte ja endlich diesen Kerl los werden!
    Aber was war das?! Entweder hörte ich nicht richtig oder irgendwie bekamen die Jungs von der Stadtwache die Situation gerade völlig in den falschen Hals. Zu guter Letzt nutzte mein Gefangener auch noch die Gunst der Stunde und fing laut zu krakeln an. „Hilfe! Helft mir der Kerl will mich umbringen!“ Daraufhin blieben wir stehen und ich versetzte dem Kerl einen richtig ordentlichen Tritt, auf das er jaulte, wie ein Hund.
    „Willst du wohl die Schnauze halten, du Mistkerl!“, schrie ich ihm noch ins Ohr. Allerdings das nutzte auch nicht mehr viel. Denn die netten Herrn in Uniform waren bereits da, bereit loszuschlagen. Doch zuvor wollten sie noch etwas plaudern.


    „Einen feuchten Kehricht werde ich tun! Der Kerl ist ein Verbrecher!“, antwortete ich.
    So langsam rutschte mir das Herz in die Hose (wenn ich doch nur welche angehabt hätte!). Panisch sah ich zu Lupus hinüber, der wohl damit auch nicht unbedingt gerechnet hatte. „Mach doch was, Lupus!“ , schrie ich ihn an.
    „Was soll ich denn machen?!“, schrie er vorwurfsvoll zurück.


    Sim-Off:

    Lupus wird mit der freundlichen Genehmigung seines Besitzers mitgesimmt. ;)

    Wir hatten uns kaum ein paar Schritte von der flavischen Ausflugsgesellschaft entfernt, da fing mein Gefangener auch schon zu jammern an. „Bitte drück mir die Klinge nicht so dicht an meine Kehle, sonst verletzt du mich noch!“, bat er mich mit seinerweinerlicher Stimme um Nachsicht. Doch wenn er glaubte, er konnte damit bei mir auf Mitleid hoffen, war er leider an der falschen Adresse.
    „Bitte drück die Klinge nicht so dicht an meine Kehle,“ begann ich ihn nachzuäffen. „ Halt die Klappe, du dämliche Mimose! Das hast du dir selbst zuzuschreiben!“ Wieder versetzte ich ihm einen weiteren Stoß in seinen Rücken. Zu gerne hätte ich das Messer noch ein wenig dichter an seine Kehle gedrückt. Aber das hätte dann nur eine riesen Sauerei gegeben und ich hatte ja gehört, was Scato und Fusus gesagt hatten. Während ich also den Gefangenen in Schach hielt, hielt Lupus Ausschau nach ein paar Ordnungshütern.
    Eines hatte es ja für sich, den Kerl mit dem Messer an seiner Kehle durch die Stadt zu treiben. Alle Leute, die uns entgegen kamen, machten einen großen Bogen um uns oder verdufteten gleich ganz.
    So machte es auf einmal richtig Spaß, durch die Gassen von Rom zu laufen. Es gab kein Gedränge mehr, man musste nirgends warten und offenbar sorgten wir auch für mächtig Gesprächsstoff bei den Leuten.

    Lupus! Schon wieder Lupus! Verdammt noch mal!
    Als mein erster Groll über Scatos Entscheidung, mir seinem Leibsklaven mitzuschicken, verflogen war, konnte ich mir auch etwas Positives an dieser Sache abgewinnen. Schließlich war das ja mein erster „Freigang“ und ohne Lupus´ Ortskenntnis würde es vielleicht auch mein letzter bleiben.
    "Klar Dominus, machen wir!", rief ich artig mit einem angedeuteten Lächeln und wartete bis Lupus sich zu mir und meinen Gefangenen gesellte. Dem Letzteren versetzte ich noch einen leichten Stoß, damit er sich nun fort bewegte. Dann verließen wir die flavische Ausflugsgesellschaft.


    Der Tag war wieder einmal lang gewesen und wenn ich nicht schon müde genug gewesen wäre, dann hätte mir ganz sicher noch der billige Wein, den ich am Abend getrunken hatte, den Rest gegeben. Ich ließ mich auf den mit Stroh gefüllten Sack fallen, und zog die löchrige Wolldecke über mich. Die Luft im Schlafraum wirkte verbraucht und es roch nach den Körperausdünstungen der anderen Sklaven, die in ihren Betten lagen und bereits schliefen. Einige von ihnen schnarchten. Aber das machte mir nicht mehr viel aus. Ich hatte mich mittlerweile an so manches gewöhnen müssen.
    Die Augen fielen mir zu, die Beine wurden schwer, mein Atem ging gleichmäßig und schon nach kurzer Zeit sank ich hinab in den Schlaf… in einen tiefen… festen … Schlaf…


    Es hatte den ganzen Morgen über geregnet. Auf den Straßen hatten sich große Wasserpfützen gebildet. Zaghaft wagte sich endlich wieder die Sonne hinter den Wolken hervor. Überall dort, wohin sie ihre Strahlen schicken konnte, stiegen kleine feine Schwaden von Wasserdampf von den nassen Pflastersteinen empor. In den herbstlichen Sonnenstrahlen steckte noch genug Kraft, um angenehm warm auf der nassen Haut zu wirken. Die wollene Paenula hatte sich voll mit Wasser gesogen und lag nun schwer auf dem Körper. Doch hatte sie wenigstens hatte sie verhindern können, dass er nicht ganz nass geworden war.
    Schnellen Schrittes eilte er durch die Gassen. Er wollte in Bewegung bleiben, damit er nicht zu frieren begann. Sobald er langsamer wurde, überkam ihn eine seltsame Kälte. Er spürte, dass er nicht allein war, dass ihn jemand verfolgte. Fremde Augen lagen auf ihm. Seine Schritte wurden schneller. Ihm war, als würden dunkle Gestalten ihm nachstellen. Aber sobald er sich umwandte, war nichts mehr von ihnen zu sehen.Sein Weg führte ihn weiter durch eine dunkle unwirkliche Gasse, seltsame Kreaturen, die ihn ein wenig an die Geschöpfe aus den Geschichte seines Vaters aus Kindertagen erinnerte, verharrten in schattigen Nischen. Bereit, jederzeit hervorzubrechen, um Schaden anzurichten. Sein Atem ging schneller. Die Kälte war längst vergessen und hatte einem anspannenden Gefühl Platz gemacht, dass ihn einzuengen versuchte. Er lief schneller, nein er rannte fast schon. Etwas wollte nach ihm Greifen. Lange, sich windende Tentakel, die scheinbar aus dem Nichts kamen und ihn zu sich ziehen wollten. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er durfte jetzt auf gar keinen Fall stehen bleiben. Sein Herz raste und sein Atem überschlug sich.Vor ihm war plötzlich die Straße zu Ende. Abrupt musste er sich selbst bremsen und wäre dabei beinahe gestolpert. Statt der Straße fand er einen tiefen unüberwindbaren Abgrund vor sich. Hinter ihm näherten sich die Kreaturen. Er konnte ihr Geschrei bereits deutlich hören. Es bot sich keine Möglichkeit mehr, ihnen zu entkommen. Es sei denn… es sei denn, er sprang hinab in die Tiefe, was nur seinen sicheren Tod bedeuten konnte.
    Seine Furcht wuchs und wuchs angesichts dieser Erkenntnis. Seine geweiteten Augen suchten nach einem Ausweg, einem Schlupfloch, je näher die Kreaturen an ihn herankamen. Er wich weiter zurück, strauchelte und stürzte… hinab… in die Tiefe.
    Während er fiel, drang eine bekannte Stimme an sein Ohr, die ihn mit Namen rief. Er versuchte, irgendwo Halt zu gewinnen, versuchte sich an etwas festzuhalten. Schließlich packte ihn eine Hand, die ihn zu sich zog. Seine aufgerissenen Augen blickten in ein blasses Gesicht mit zarten Konturen, blaue Augen, geschwungenen roten Lippen und einer dunkelblonden Haarsträhne, die sich aus dem geflochtenen Haar gelöst hatte…


    „Aislin!“ Es war dunkle Nacht, als ich schweißgebadet aufwachte. Dieser Traum, so abstrus er auch gewesen war, aber ihr Gesicht war so real gewesen, als ob sie vor mir gestanden hätte. Es hatte sich so echt, so lebendig angefühlt, als ob sie gar nicht tot war.
    Ich stand auf, verließ den Schlafraum und ging hinaus in den Hof, um frische Luft zu atmen. Starker Regen hatte eingesetzt, doch das machte mir nichts aus. Dicke Regentropfen benetzten meine Haut und sorgten dafür, dass meine Haare im Nu nass wurden.

    Während mein Blick unveränderlich in Richtung der Flavier ging, um endlich eine brauchbare Ansage zu erhalten, lag inzwischen mein ganzes Körpergewicht auf dem Schurken. So hoffte ich, ihn bändigen zu können, bis es Scato endlich einfiel, was zu tun war. Aber mich beschlich die leise Ahnung, dass Scato in diesem Fall noch lange auf sich warten lassen würde. Pah! Und so was nannte sich Römer und wollte sich zudem auch noch anmaßen, die Welt zu regieren!


    Doch dann war es schlußendlich Fusus, der die Nerven behielt und sagte, wo´s langging. Na endlich, dachte ich. „Zu einer Stadtwache… äh ich allein? Ja klar, das schaff ich!“ Wenn das mal nicht noch eine prima Möglichkeit war, um dem Flavier zu zeigen, was für ein roller Hecht ich doch war! Nur die Harten kommen in den Garten! Ich brauche keine Unterstützung. Ich doch nicht! Das schaff ich mit links! Das sagte ich mir solange vor, bis ich selbst daran glaubte. Allerdings kamen mir doch relativ schnell wieder Zweifel, ob ich das ganz allein bewerkstelligen könnte. Ganz allein und völlig planlos durch Rom, mit einem Kriminellen im Schlepptau… Das konnte noch richtig lustig werden. Fragte sich nur für wen!


    „Na gut, du hast´s gehört! Auf zur Stadtwache!“ Ich widmete mich nun wieder meinem Gefangenen. Vorsichtig entließ ich ihn aus meiner Umklammerung, allerdings ohne dabei das Messer von seiner Kehle zu entfernen. Ich ließ ihn langsam wieder auf die Beine kommen. Eigentlich hätte ich ihm die Hände binden sollen. Das wäre dann sicher weitaus unspektakulärer gewesen, als ihn nun mit dem Messer an der Kehle durch die Gassen zu treiben, bis ich auf einen von der Stadtwache treffen würde. Aber dummerweise hatte ich nichts Passendes zur Hand. Also drehte ich mit meiner Linken seinen rechten Arm auf den Rücken, während meine Rechte immer noch das Messer umschloss und direkt unterhalb seiner Kehle ruhte.
    „Äh, ich.. ich wäre dann so weit,“ rief ich den Flaviern zu und wartete noch kurz ab, ob vielleicht doch noch eine weitere Anweisung kam.Man konnte ja nie wissen.

    Ich hatte mich also nicht getäuscht. Von Vulpes kamen ebenso ermahnende Worte, wie von all den anderen, die mit vom Vilicus der Flavier berichtet hatten. Manch anderer Sklave allerdings hatte mir regelrechte Mythen von dem gefährlichen Sciurus erzählt. Nur bei ihr klang alles relativ nüchtern und plausibel. Aber auch einen gewissen Grad an Bewunderung konnte ich heraushören. Ich hätte mich kein bisschen gewundert, wenn sie mir gesagt hätt, dass er ihr Vorbild war. Denn mal ganz ehrlich, was konnte es für jemanden wie Vulpes als erstrebenswertestes Ziel geben?


    „Dann scheint mir dieser Sciurus ein mächtiger Mann zu sein!“, resümierte ich nachdenklich. Dennoch sah ich ihn nicht, oder besser gesagt, noch nicht als eine Bedrohung an. Aber damit Vulpes sich keine Sorgen mehr machen musste, legte ich noch etwas nach. „Und ich werde am besten versuchen, ihm nicht unangenehm aufzufallen.“ Trotzdem hatte sie mich neugierig auf diesen Sklaven gemacht. Und irgendwann, das war eben absehbar, würde auch ich ihm zwangsläufig gegenüber stehen.


    Nur gut, dass der Störenfried noch rechtzeitig begriffen hatte, wann er aufhören musste. Ich war nicht erpicht darauf gewesen, hier im Speisesaal eine Schlägerei anzuzetteln, denn das wäre dem Vilicus ganz gewiss zu Ohren gekommen. Doch Vulpes, so übervorsichtig, wie sie nun mal war, erinnerte mich gleich daran, dass dieses Vorkommnis noch immer Kreise ziehen konnte, falls der Kerl doch noch irgendwo ein Wort darüber verlieren sollte. „In Zukunft werde ich meine Zunge im Zaun halten,“ versprach ich ihr mit einem Lächeln. Und meine rebellischen Ansichten würde ich nur in meinem Kopf weiterspinnen, ebenso die Gedanken, die mich ursprünglich zu diesem Tisch hergeführt hatten. Doch nun musste ich gehen, mit dem fahlen Nachgeschmack, dass ich mir bei Vulpes keine Hoffnungen zu machen brauchte. Eher würde ich mir noch die Zähne an ihr ausbeißen.
    „Danke, das wünsche ich dir auch,“ entgegnete ich ihr, diesmal etwas wehmütig lächelnd. Diese Fortuna und ihr Wohlwollen konnte ich auf jeden Fall gebrauchen!