Beiträge von Angus

    Mit dem Löffel versuchte ich die letzten Reste des Pulses dem Schälchen abzuringen. Den so nur mäßig beladenen Löffel führte ich anschließend zum Mund, in dem dann auch der klägliche Rest eines noch kläglicheren Mahles verschwand. Fürs Erste war ich gesättigt. Mein Gegenüber indes schien aus diesem Fraß ein wahres Festmahl zelebrieren zu wollen, langsam und bedacht löffelte sie den Brei und sah dabei immer wieder auf, um ihr Umfeld nicht aus den Augen zu verlieren.


    „Argwohn?“ Ich verstand nicht ganz. „Ich hege keinen Argwohn gegen dich! Ganz und gar nicht!“ Mit dem Misstrauen, das sie mir entgegenbrachte, konnte ich nun gar nichts anfangen. Wie kam sie da bloß drauf? Und überhaupt, warum glaubte sie, ich würde sie beobachten. Man konnte fast meinen, sie glaubte, ich wollte ihr etwas Böses.
    „Es stimmt, du bist mir wegen deiner Haare aufgefallen. Aber im positiven Sinne.“
    Da meine Portion längst aufgegessen war, starrte ich in das leere Schälchen, welches vor mir stand, nur um Vulpes nicht anschauen zu müssen. Offenbar gefiel ihr das nicht und ich wollte nichts falsch machen. Die Sklavin machte auch so schon einen sehr verschlossenen und undurchdringbaren Eindruck, da wollte ich sie nicht auch noch ganz verschrecken. Erst als sie nach einer Weile wieder das Wort ergriff, sah ich zu ihr hoch. An ihrer Antwort erkannte ich schon, dass sie weder die sanften grünen Hügel des Südens, noch die majestätisch emporwachsenden Berge des Nordens gesehen hatte. Wenn überhaupt kannte sie Albion nur vom Namen her.


    „Hab ich´s doch gewusst! Britannia!“, rief ich überschwänglich, und zugegebenermaßen recht unüberlegt. Alles um uns herum war kurzzeitig in eine Art Stasis gefallen und blickt nun zu uns herüber. Wahrscheinlich hatte ich sie nun endgültig mit meiner Plumpheit abgeschreckt. Sie, die Einzige, die für mich eine Art Verbindung zu meiner Heimat darstellte, hier in der Fremde.
    „Aber du warst niemals dort gewesen, stimmt’s?“, setzte ich ein paar Wimpernschläge später in einer wesentlich gemäßigteren Lautstärke nach.

    Auf ihr Nicken hin, nahm ich Platz, stellte das Schälchen von mir auf dem Tisch ab und begann die breiige Masse in mich hinein zuschaufeln. Der Puls schmeckte zwar nach ranzigem Fett, aber ich hatte Hunger. Da machten mir sogar die Fischabfälle wenig aus, die heute als Proteinbeigabe herhalten mussten.


    Eigentlich hatte ich gar nicht mehr damit gerechnet, in diesem Leben noch erfahren zu können, wie ihre Stimme klang. Doch dann sagte sie etwas. Es war zwar nicht viel und ich verstand erst nicht, worauf sie hinaus wollte. Den Löffel, den ich bereits zielstrebig zu meinem Mund geführt hatte, sank wieder zum Schälchen zurück. Einen Moment sah ich sie ausdruckslos an, bis sich das Gesagte gesetzt hatte. Ihre Stimme, sie klang anders als ich sie erwartet hatte.Aber in gewisser Weise passte sie zu ihr.


    „Ich hatte nichts anderes erwartet,“ meinte ich nur und aß weiter.
    Ich spürte, wie ihre Augen weiter auf mir ruhten. Davon ließ ich mich aber nicht vom Essen abhalten. Ein Paar Löffel später, mit meiner Zunge versuchte ich meine Zähne von den Resten des Pulses zu befreien, sah ich wieder zu ihr auf und betrachte sie mir. „Deine Mutter… woher stammt sie?“, fragte ich beiläufig. Im Grunde hoffte ich darauf, dass sie meine Vermutungen bestätigen würde, dass sie oder zumindest ihre Mutter aus meiner Heimat stammte. Zwar hatte ich keinen blassen Schimmer, was mir das letztlich bringen würde… Wahrscheinlich würde ich dann sentimental werden und wieder an zu Hause denken müssen.

    Unter vielen und doch allein – auch nach einigen Wochen, in denen ich nun hier war, hatte sich daran nur wenig geändert. Noch immer fühlte ich mich als Fremdkörper unter den anderen Sklaven, zu denen ich nur schwerlich Kontakt fand. Viele von ihnen waren als Sklaven geboren oder hatten kaum noch Erinnerungen daran, wie es war, frei zu sein. Einige wenige, mit denen ich schon zu tun hatte oder die in der Unterkunft neben mir das Lager teilten, kannte ich mit Namen. In den Augen der meisten, die mich überhaupt zur Kenntnis genommen hatten, war ich ein Sonderling, weil ich nicht so war wie sie. In mir brannte noch immer die Sehnsucht nach Freiheit, denn ich wusste, eines Tages würde ich dieses Haus wieder als freier Mann verlassen.


    Immer wenn ich den Speisesaal betrat, trafen mich daher auch die Blicke derer, denen ich suspekt erschien und die mich als eine Bedrohung ansahen, da sie glaubten, ich könnte ihrem geruhsamen Leben als Sklaven Schaden zufügen. Manche tuschelten hinter meinem Rücken, doch solange sie mich in Ruhe ließen, störte mich dies kaum.
    Nach diesem Art Spießrutenlauf holte ich mir immer ein Schälchen Puls ab und verzog mich dann in die hinterste Ecke, wo ich dann meistens alleine saß, mein Essen zu mir nahm und danach wieder verschwand.


    An diesem Tag schien sich daran nicht viel zu ändern. Wie immer holte ich meine mit Puls gefüllte Schale ab, sah mich nach einem freien Platz um und wollte schon einen unbesetzten Tisch ansteuern. Da fiel mir, einem Signalfeuer gleich, der rote Haarschopf ins Auge. Die kleine stumme Füchsin, die ich vor einigen Tagen im Garten getroffen hatte! Da saß sie nun und aß, doch ihre aufmerksamen Augen schienen ihre Umgebung nicht außer Acht zu lassen.
    Kurzum entschloss ich mich, zu ihr hinüber zu gehen. Vielleicht würde ich sie heute zum Sprechen bewegen können. Denn auf eine besondere Art hatte sie mein Interesse geweckt. Vielleicht lag es an ihrer Erscheinung, die mich unweigerlich an die Frauen meiner Heimat erinnerte.
    "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte ich sie, als ich vor ihrem Tisch angekommen war. Wie schon vor einigen Tagen hatte sie mich mit ihrem Anblick gefangengenommen und ich konnte nicht davon ablassen, sie anzustarren und dabei, wie abwesend zu lächeln.

    „Es wäre mir ein Vergnügen!“, entgegnete ich dem Flavier und lächelte ihm freundlich zu. Am Ende sollte es nicht heißen, ich wäre unfreundlich zu Scatos Bruder gewesen.
    Mit einem gewissen Maß an Wehmut wollte ich mich bereits abwenden. Die kleine Füchsin, deren Augen mich forschend angeblickt hatten, würde nun jeden Moment mit Fusus entschwinden. Doch ich wäre nicht Angus, hätte ich bereits schon ans Aufgeben gedacht! Irgendwann später, vielleicht heute Abend noch… oder vielleicht morgen… ganz gleich wann, würden sich unsere Wege wieder kreuzen und hoffentlich war dann dieses Jungelchen nicht in der Nähe! Vulpes… sollte ich jemals an den Göttern gezweifelt haben, ab heute wusste ich, es gab sie irgendwo!


    Doch dann hielt ich doch inne, denn dem Flavier fiel wohl doch noch eine Frage ein, die er mir stellen konnte. Zugegebenermaßen schnitt er damit eine Thematik an, derer ich mich selbst noch nicht gestellt hatte, obschon mir schon einige Gerüchte zu Ohren gekommen waren. Dieser Vilicus sollte ein ziemlich eigenartiger Kerl sein, vor dem man sich am Besten in Acht nahm. Immer wenn ich jemanden über ihn sprechen gehört hatte, konnte ich eine Beklemmung in dessen Stimme mit heraushören. Und ich hätte schwören können, dem Flavier ging es ähnlich, als er ihn erwähnte. Seltsam, dabei war der doch auch nur ein Sklave! Aber offenbar verfügte er über so viel Macht, dass selbst Fusus... vor ihm kuschte.


    „Oh, äh tut mir leid, aber da kann ich dir nicht weiter helfen. Mit dem Vilicus hatte ich noch nichts zu tun…“ Oder besser gesagt, ich war ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen.
    Noch einmal fiel mein Blick flüchtig auf Vulpes , dann auf Fusus. „Ich geh dann mal. Aber wenn ich dir in anderen Dingen helfen kann, stehe ich dir gerne zur Verfügung.“

    Meine zugegebenermaßen etwas unverschämte, jedoch auch recht treffende Art der Beschreibung Scatos löste in dem jungen Flavier wenigstens kurzzeitig eine Heiterkeit aus, die aber recht schnell von einer, wenn auch gespielten Ernsthaftigkeit abgelöst wurde. Jedoch erschütterte es mich regelrecht, als er mich über seine verwandtschaftlichen Bindungen zu Scato aufklärte. Völlig baff war wohl der treffendste Ausdruck dafür, als ich meine Hände vor den Kopf schlug. „Oh, entschuldige bitte! Das tut mir sehr Leid! Glaub mir es war nicht meine Absicht… Ich hatte ja keine Ahnung.“ 'Zum Glück hat er nur wenig gemein mit seinem Bruder.' Diesen Gedanken jedoch behielt ich doch besser für mich, schließlich wollte ich seine Gutmütigkeit nicht überstrapazieren. Es war schon genug, dass ich mich soeben vor Vulpes zum Affen gemacht hatte. Diese leicht unterkühlte Schönheit, zur Unterstreichung der Worte ihres Herrn nickte sie nur. Nur zu gerne hätte ich ihre Stimme vernommen. Doch sie bleib stumm, wie ein kalter Fisch im Wasser. Aber hatte sie mir soeben etwa ein kleines flüchtiges Lächeln geschenkt? Ja, es war ganz sicher ein Lächeln gewesen. Oh ich Glücklicher! Mit meiner plumpen Art hatte ich sie noch nicht ganz vergrault. Damit das auch so blieb, gelobte ich mir hier und nun Besserung, auf dass sie sich mir eines Tages vielleicht offenbaren würde.


    Da ich inzwischen in höheren Sphären schwebte und nur noch Augen für sie hatte, litt meine Aufmerksamkeit etwas darunter, weshalb mich sein erneuter Tadel anfänglich nur peripher tangierte. „Ja, natürlich, dominus!“ entwich es mir demütig. Doch wer in meine Augen sah, konnte deutlich erkennen, dass ich bereits ganz weit weg war, jenseits dieses Gartens… auf einer saftig grünen Wiese… nur sie und ich… und Flavius Fusus! Ach ja richtig, Fusus war ja auch noch da und redete weiter auf mich ein, was meinem kleinen Höhenflug ein jähes Ende bescherte.
    „Äh ja, dann möchte ich dich nicht weiter aufhalten“, antwortete ich räuspernd und wirkte schon etwas betreten.

    „Ja, mein Gott! Deswegen kam ich zum Beten her.“ Und du hast mich unterbrochen. Natürlich dachte ich mir den letzteren Teil nur und sprach ihn nicht aus. Schließlich hätte mir das gleiche passieren können, wenn er an meiner Stelle gewesen wäre.
    Als nun dieses aparte Wesen mit den rotgoldenen Haaren aufgetaucht war und sich still und ergeben hinter dem Flavier postierte, war es beinahe um mich geschehen. Selbst den schärferen Ton, den nun der Flavier mit seiner wiederholten Fragerei anstimmte, wäre um Haaresbreite an mir vorbei gegangen. Im Grunde war der Togaträger in der Anwesenheit jener wunderschönen Rose lediglich zu schmückendem Beiwerk degradiert worden, welches allerdings unabdingbar war.
    „Wie? Ach ja, ich gehöre zu Flavius Scato. Du weißt schon, der Kerl mit den lustigen Löckchen.“ Ich konnte ja nicht ahnen, wen ich vor mir hatte. Doch selbst jetzt trieb es mir manchmal noch ein Grinsen ins Gesicht wenn ich daran dachte. Doch bevor ich wieder von der Hauptsache abschweifte, fiel mein Blick wieder auf das hübsche weibliche Wesen, welches er als seine Sklavin vorgestellt hatte. „Aha, Vulpes …“ Seltsamer Name, aber irgendwie doch passend.
    „Du bist neu hier angekommen, sagst du? Dann kann ich dich ja ein bisschen herumführen. Ähm, ich bin zwar auch noch nicht solange hier, aber naja, ein wenig kenne ich mich hier auch schon aus.“ Natürlich hatte ich dieses Angebot nicht ganz ohne Hintergedanke gemacht. Vor Vulpes wollte ich mich natürlich von meiner besten Seite zeigen und außerdem hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, ob sie auch sprechen konnte…

    Dieser junge Mann war in der Tat sonderbar. Womöglich lag es an seinem Alter, was sein Verhalten erklären konnte. Ich schätze mal, er war noch keine zwanzig. Vielleicht gerade mal siebzehn oder achtzehn Jahre alt. Wer wusste das schon, bei so viel Schminke. Im Grunde bestätigte er mir damit nur wieder meine Ansichten über seinesgleichen.
    „Lugh, ein Häuptling? …eines Barbarenstammes?“ Ein wenig runzelte ich die Stirn. Nun gut, seine Unwissenheit war gewiss auch in seiner Jugend begründet. Seine Vorstellungen entsprachen denen der meisten Römer.
    „Nein, ganz und gar nicht! Lugh ist der Gott des Krieges, des Handwerks aber auch der Sonne. Er ist der, der uns das Licht bringt,“ versuchte ich auf einfache, verständliche Weise zu erklären. Selbst die Römer hatten Lugh´s Namen in der Bezeichnung ihrer Stadt Luguvalium beibehalten. Doch dieser Ort war nun unglaublich weit weg.


    Bedauerlicherweise holte mich der junge Flavier wieder mit seiner anschließenden Frage auf den Boden der Tatsachen zurück. Der Stolz, den ich gerade eben noch empfunden hatte, schmolz wie das Eis des Winters in der Frühlingssonne dahin. Dementsprechend veränderte sich auch meine Körperhaltung, gerade noch strotze ich vor Stolz, nun sackte ich förmlich in mich zusammen.
    Ich wollte schon antworten, doch dann war wieder dieses knackende Geräusch zu hören. Eine willkommene Ablenkung, die für ein kurzes Aufflammen meines Selbstbewusstseins sorgte.
    „Natürlich, das weiß ich auch!“, entgegnete ich energisch. „Aber jemand belauscht uns!“ Das war es, was ich eigentlich damit sagen wollte. Und kaum hatte ich es ausgesprochen, trat auch schon eine Gestalt weiblichen Geschlechts zu uns heran.
    „Oh…!“ war alles, was ich noch hervorbrachte. Erstaunt musterte ich die junge Frau, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Frauen Britannias hatte. Dennoch war sie weit davon entfernt, eine von „uns“ zu sein. Doch ihr Anblick war eine reine Freude! Das rötliche Haar, das hübsche Gesicht… wenn ich nicht noch um Aislin getrauert hätte, dann…
    Möglich, dass mein Blick erst einmal eine kurze Ewigkeit auf ihr ruhte, bevor ich wieder klar denken konnte. Irgendetwas bewirkte ihre Anwesenheit bei mir, ich konnte nur nicht mit Bestimmtheit sagen, was es war.

    Noch ´n Flavier! Dies war wohl mein erster Gedanke. Wie hätte es auch anders sein können! Spätestens jetzt, nach dem er mir seinen Namen und seine Abstammung verraten hatte, hätte mir auffallen müssen, mit wem ich es zu tun hatte. Jedoch mangelte es mir noch an Erfahrung und, was nicht unerheblich war, die Orientierung im flavischen Stammbaum. Sonst hatte ich mich wahrscheinlich anders verhalten, als ich es nun tat.


    Sein ganzes Gehabe erinnerte mich doch stark an Scato. Allerdings erinnerte mich so ziemlich jeder dieser gepuderten Gecke an Scato. Respekt sollte ich ihm zollen. Dabei konnte ich mich gar nicht erinnern, ihn respektlos behandelt zu haben. Ganz im Gegenteil zu ihm. Seine seltsame Erscheinung war es vielmehr, die meinem Mundwerk freien Lauf gewährt hatte.


    „Ich bin Angus, Sohn des Donall und ein Krieger der Carvetii.“ War es etwa respektlos, die Dinge beim Namen zu nennen? Nun ja, die Tatsache, dass ich nicht nur ein Krieger der Carvetii gewesen war, sondern vorrangig nun Sklave des Flavius Scato war, ließ ich mal ganz außer Acht.
    Auch ich hatte meine Haltung seiner angepasst, Ich war immer noch stolz darauf, wer ich war und was ich, nun ja, einmal gewesen war. „Und Lugh ist der Beschützer meines Volkes.“


    Seltsamerweise schien der Flavier nach jemand Ausschau zu halten. Weshalb sah er sich sonst so voller Misstrauen um? Gab es etwa noch weitere ungebetene Besucher, die jeden Augenblick und urplötzlich aus den Büschen hervorgesprungen kamen und vor denen man sie besonders in Acht nehmen sollte? Vorsichtshalber tat ich es ihm gleich und versuchte, bei angehaltenem Atem, so unauffällig wie möglich meine Blicke kreisen zu lassen. In der Stille vernahm ich das Zwitschern eines Vogels, das Summen einer Fliege … und... ein knackendes Geräusch.
    „Ich glaube, wir sind nicht alleine,“ gab ich kurz danach im Flüsterton zu bedenken und deutete mit meinem Kinn an, aus welcher Richtung jenes Knacken herrührte.

    Nein, ganz sicher nicht waren meine Gedanken bei einem der Flavier. Vielmehr bat ich darum, in diesem Leben noch mit dem Verräter abrechnen zu können. Cedrec, dieser Name hatte sich wie die Brandmarkung, die man mir auf dem Sklavenmarkt verpasst hatte, in meinem Kopf eingebrannt. Ich bat Lugh auch darum, mir Kraft zu spenden, auf dass ich diese schwierige Zeit hier überstand.


    Natürlich hatte ich keine Ahnung, wer sich um diese Zeit noch alles im Garten herumtrieb. Deshalb hatte ich ja diesen Platz mit großer Sorgfalt ausgesucht. Ein Platz, an dem so schnell niemand vorbei kam. Das allerletzte, was ich nun gebrauchen konnte, waren ungebetene Gäste, die mich in meiner Meditation störten.
    So war ich denn auch ganz vertieft, als mich plötzlich aus heiterem Himmel diese Ansprache traf. Ein überraschtes Zusammenzucken war das Resultat, worauf ein rasches Umwenden folgte, um die Quelle dessen zu finden. Nun, meine Augen mussten nicht lange in die Ferne schweifen. Eine fremde Gestalt, in eine römische Toga gehüllt, hatte sich unweit hinter mir platziert und fixierte mich.

    Recht schnell stellte ich mich wieder auf meine Füße und strich recht ungestüm dieses „Kleidchen“ glatt, was man mir zum Anziehen gegeben hatte. Eine Tunika so ganz ohne Hosen – nee, das ging gar nicht!
    „Ich habe mit Lugh gesprochen,“ antwortete ich, als ob es das normalste auf der Welt war. Natürlich hätte ich mir denken können, dass dieser römische Banause keine Ahnung hatte, wovon ich sprach. Und überhaupt, wer war der Kerl – oder war es vielleicht eine Frau – oder gar eine Mischung aus beidem?


    „Und wer bist du… was bist du?“ Dem Geruch und der Farbe in seinem Gesicht nach zu urteilen, hätte dieses Wesen glatt als Frau durchgehen können. Doch eine Spur Maskulinität war an ihm noch zu erkennen. Dies konnte selbst noch so viel Schminke im Gesicht nicht verbergen.

    Lupus war endlich fertig geworden. Mit meinen Händen fuhr ich über mein Gesicht. Die Haut war wieder zart und glatt. Allerdings ließ Lupus ´dämliches Grinsen nichts Gutes verheißen. Sofort wollte ich wissen, was er mit meinen Haaren angestellt hatte. Schnell griff ich mir den Eimer und wartete bis sich das Wasser darin wieder beruhigt hatte. Langsam erschien mein Spiegelbild und ich erkannte, was er mit mir angestellt hatte!
    „Ihr habt eine seltsame Vorstellung von uns!“ Das war mein einziger Kommentar. Was hätte ich sonst auch anderes machen können. Was ab war, war ab!
    „Du sagtest eben, er hat eine spezielle Art seiner Wertschätzung. Was genau meinst du damit? Wie zeigt er sich erkenntlich?“ Ich war darauf zurückgekommen, weil mir plötzlich so eine Idee kam, die sich aber noch nicht wirklich in meinem Kopf manifestieren wollte. Das schlimmste in meiner Situation war, mir falsche Hoffnungen zu machen, ich könne bald wieder nach Hause zurückkehren, um mit Cedrec abzurechnen.

    Nur noch wenige Minuten und die Sonne tauchte einmal mehr hinab.
    In diesem Land war alles anders. Selbst der Sonnenuntergang! Dabei hatte ich mich in den letzten Wochen wahrlich bemüht, mein Temperament zu zügeln und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Äußerlich war ich Scatos Sklaven geworden, doch in mir brannte noch immer die inbrünstige Flamme des Hasses! Alleine sie war es, die mich am Leben erhielt und mich tagtäglich anspornte, alle Demütigungen, die ich zu erleiden hatte, hinzunehmen.
    Und damit ich eines Tages ganz sicher meine Rache haben würde, war es wichtig, sich mit meinem Gott gut zu stellen.
    Ich hielt nichts von den römischen Tradition, einen Gott in einem Altar, der in einem Haus stand, einzusperren. Mein Gott lebte in der Natur. Ich fand ihn in einem Baum wieder oder in einem Fluss. Da ich bislang dieses Haus nicht verlassen durfte, wohl aus Furcht ich könnte fliehen, musste ich mich mit dem Gegebenen zufrieden geben.
    So fand ich an diesem frühen Abend meinen Weg in den Hortus, der genau wie alles andere um mich herum fremd war.
    Ich hatte mich ein wenig umgesehen, um einen geeigneten Platz zu finden. Nach einigem Suchen fand ich ihn in Gestalt einer Birke. Genau dort ließ ich mich nieder auf meine Knie und richtete meinen Blick gen Himmel. „Goßer Lugh! Sie auf mich herab! Vergiss nicht deinen treuen Diener, den man in die Fremde verschleppt hat!“ Im stillen Gebet verharrte ich eine Weile, mit den Gedanken nur bei Lugh und bei…


    Sim-Off:

    Reserviert! :)

    Für mich war es schwer zu glauben, was Lupus da erzählte. Wenn dieser Scato tatsächlich so viel Macht und Einfluss besaß, dass es genug Männer gab, die seinem Wort gehorchten, dann hatte ich ihn offensichtlich stark überschätzt. Und als Lupus erwähnte, dass auch er zu seinen Getreuen zählte, empfand ich dies mehr als eine Warnung, die ganz offensichtlich gegen mich gerichtet zu sein schien. Ich Narr musste erkennen, dass er niemals ein wahrer Freund sein könne, da er doch in erster Linie Scatos Willen gehorchte, statt seines eigenen.


    „Er behandelt dich… gut?“, fragte ich skeptisch, denn wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. Dennoch interessierte es mich. Schließlich war ich ja nun auch… wie nannte es Lupus so schön? – an ihn gebunden.
    Seine Gründe, weshalb er sich nicht gegen ihn auflehnte, konnte ich nun gut nachvollziehen. Obwohl ich im gleichen Atemzug bereits ahnen konnte, dass es mir schwer fallen würde, diesem Mann
    ergeben zu sein, so wie ich es unserem Stammesoberhaupt einst geschworen hatte.
    „Das mag schon sein und auch dein Ehrgefühl nehme ich dir voll und ganz ab, nur… ich kenne diesen Mann nicht einmal, und so wie ich ihn heute kennengelernt habe, fällt es mir schwer, ihm die Treue zu schwören. Kannst du das verstehen?“

    Ich musste kurz über Lupus´ Kommentar lachen. Was sollte ich schon von seinem Dominus zu befürchten haben! Mit dem würde ich es auf jeden Fall aufnehmen können. Wenn ich nur daran dachte, wie dieser herausgeputzte Pfau auf seinem Bett gelegen hatte! Ich fragte mich nur, weshalb sich Lupus sein arrogantes Verhalten auf die Dauer gefallen ließ. Meine beiden Sklaven, die ich einst besessen hatte, respektierten mich, weil ich stärker war, als sie. Aber Scato...?


    „Ach ja? Was sollte dieser Hänfling mir schon groß wollen?“, gab ich ziemlich selbstsicher zurück. Aber das war eine Sache die ich mit dem „Dominus“ selbst zu klären hatte. Vorerst hörte ich gespannt zu, was Lupus zu berichten hatte. Natürlich konnte ich nicht viel mit der „Idee des perfekten Patriziers“ anfangen. Bei uns gab es keine Patrizier. Un unsere Anführer waren standhafte und ehrenvolle Männer gewesen. Uberhaupt waren die Römer, die ich bisher kennengelernt hatte, mehr oder weniger alle arroganten Schnösel gewesen, die sich sonst etwas auf ihr großartiges Rom einbildeten. Ich sah da keinen großen Unterschied darin.
    „Aha, und warum hast du dir das gefallen lassen? Scasto sieht nicht unbedingt danach aus, als ob er dich oder jeden anderen aufhalten könnte.“

    „Wenn mir meine Götter gewogen sind, dann werden sie mich direkt zu ihm führen, damit ich dann seinem elenden Dasein ein Ende bereiten kann!“, entgegnete ich schroff und ich spürte, wie mein Zorn wiederkehrte. Dabei spannten sich erneut meiner Muskeln an. Bei Lugh, wenn mir dieses gelingen würde, dann hätte dieses jämmerliche Dasein, welch ich nun zu führen gezwungen war, einen Sinn! Wenigstens gab es hier jemanden, der mir zuhörte und ich begriff, dass ich Lupus wohl falsch eingeschätzt hatte. Als er sich gerade nun mit dem Rasiermesser meiner Wange näherte, ergriff ich plötzlich sein Handgelenk, nicht etwa weil ich ihm nicht vertraute, nein ich war einfach nur dankbar. „Danke, dass du das sagst! Du bist ein wahrer Freund und bitte, verzeih mir mein schlechtes Benehmen von vorhin!“ Dann ließ ich ihn wieder los, damit er fortfahren konnte.


    Wie ich sehen konnte, waren die Zuschauer regelrecht an meinen Lippen gehangen gewesen, als ich meine Geschichte zum Besten gegeben hatte. Indes nun, da Lupus seinerseits zu erzählen begann, drehten sich die ersten mit etwas enttäuschter Mine um und gingen weiter ihrem Tagwerk nach. :P


    Als Sklave war er geboren, niemals frei gewesen, zusammen mit dem Dominus… Ich sann kurz darüber nach, ob ich ähnliche Worte des Trostes für ihn finden konnte. Andererseits machte er einen recht zufriedenen Eindruck. Vielleicht genügte ihm das ja, was er war, wenn er niemals etwas anderes kennengelernt hatte…


    „Du bist mit ihm aufgewachsen? Dann kennst du ja diesen Geck ziemlich genau… erzähl mir mehr über ihn!“, bat ich Lupus, statt meinem Mitgefühl, das ich für ihn hegte freien Lauf zu lassen. Bedauern konnte ich ihn auch noch später, das hier war wesentlich interessanter.

    So sehr ich mich auch zu Beginn dagegen gesträubt hatte, hier du jetzt vom Untergang meines Dorfes zu berichten, empfand ich es nun als eine Art Balsam für mein gequältes Innenleben. Endlich konnte ich aussprechen, was mir die letzten Wochen und Monate den Schlaf geraubt hatte. Allerdings war ich dadurch auch abgelenkt und dachte gar nicht mehr darüber nach, was Lupus mit meinen Haaren anstellte.

    „Ich nehme an, dass die Römer ihm das Blaue vom Himmel versprochen haben, wenn er uns verrät. Sonst kann ich mir das nicht erklären,“ antwortete ich ihm, nachdem er mich durch seine Frage unterbrochen hatte. Doch da er mich danach direkt aufforderte, weiter zu erzählen, ließ ich mich auch nicht lumpen.
    „Äh ja, wo war ich stehengeblieben? Ach ja, nun komme ich zum bittersten Teil meiner Geschichte. Meine Frau…“ Und da übermannte mich wieder die Trauer, so dass ich den Kopf sinken ließ und mein Gesicht in meine Hände vergrub. Ich brauchte einen Moment, bis ich wieder bereit war, weiter zu erzählen. „Sie haben sie getötet …und meinen kleinen Sohn. Aislin war mit einem Gladius auf den Verräter zugelaufen und dann haben sie sie niedergestreckt.“ Ich spürte, wie meine Hände von meinen Tränen nass wurden. Doch ich wischte sie schnell ab und richtete mich wieder auf. Wenn man mich nun ansah, dann erkannte man einen verzweifelten Mann, der alles verloren hatte und am Ende war.
    Mir war völlig entgangen, dass in der Zwischenzeit einige Männer mit teils fremdartigen Gesichtern den Raum betreten hatten und dem lauschten, was ich zu erzählen hatte. Da kam es natürlich nicht gut, dass ich hier saß und wie ein Mädchen flennte.
    „Und was ist mit dir?“ fragte ich schließlich, um von mir und meiner Trauer abzulenken.

    Dem Kerl konnte man offensichtlich nur sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen! Andererseits erinnerten mich seine Worte an meine Frau, die mich mehr als einmal zur Besonnenheit aufgerufen hatte, wenn ich erst einmal wütend war. Aislin – wie sehr ich sie vermisste! Selbst jetzt, da sie tot war, hatte sie noch so viel Macht über mich und brachte mich dazu, meine Wut beiseite zu schieben, jedenfalls solange ich nicht an die Umstände ihres Todes denken musste. „Ja, das kann ich,“ sagte ich ungewöhnlich ruhig. „Eigentlich bin… war ich so gar nicht… so aufbrausend meine ich…. jedenfalls nicht immer.“ Und dann passierte es doch, was ich eigentlich gar nicht gewollt hatte, dass ich über mein altes Leben davor zu sprechen begann. Aber in diesen Zeiten war es sowieso unwichtig geworden, was ich wollte.
    „Nein, nicht von den Römern. Es war einer von unseren eigenen Leuten, der sich von den Annehmlichkeiten Roms hat einlullen lassen.“ Allein der Gedanke an Cedrecs elender Fratze konnte mich schon wieder zur Weißglut bringen. Deswegen sprach ich gleich weiter. „Ich stamme aus dem Norden Albions… äh Britannias. Die Römer waren einige Jahre vor meiner Geburt gekommen und sie nahmen sich immer alles, was sie wollten. Wegen der Zunahme von Überfällen der wilden Stämme aus dem Norden, hatten sie begonnen, überall Lager für ihre Soldaten zu errichten. Eines Tages ging schließlich das Gerücht um, sie wollten sich auch unser Land nehmen. Ausgerechnet der, der uns verraten hat, rief unsere Männer zum Aufstand gegen die Römer auf. Während wir dann kämpften, hatte er sich bereits auf ihre Seite geschlagen. Dieser elende Verräter!“ Wieder quoll der Zorn in mir auf, meine Muskeln spannten sich an. Ich war bereit, um irgendetwas, was mir in die Hände fiel, kaputtzumachen… aber ich hatte nichts...
    „Aber das ist noch lange nicht alles…“ Ich stockte, weil mich wieder die Trauer ergriff. Wieder sah ich diese letzten Augenblicke in Aislins Leben vor mir, wie sie mit unserem Sohn in den Tod rannte.

    Noch immer sinnierte ich über die Frage, was ich eigentlich hier machte. Sicher, dieser Hänfling hatte mich als Leckerbissen für seinen überkandidelten Herrn gekauft. Aber warum nur hatte ich mich ausziehen müssen? Nicht dass es mir etwas ausgemacht hätte, schließlich konnte ich mich sehen lassen.
    Mein düsterer Blick verfolgte nun jeden seiner Handgriffe und nicht nur die!
    „He, was grinst du so?“, blaffte ich Lupus an. Irgendwie schaffte es der Kerl jedes Mal, dass sich meine Faust am liebsten in seinem Gesicht verewigen wollte. Er und dieser seltsam gelockte Wicht passten wie Pech und Schwefel zusammen.

    „Na klar kommt der Bart ganz ab!“, entgegnete ich ihm forsch. Ich hatte mich immer rasiert, nur war das in den letzten Wochen nur schwer möglich gewesen. Aber davon hatte dieser Vogel ja keine Ahnung. Während er sich nun am meinen Haaren zu schaffen machte, glaubte er, es wäre an der Zeit, mit mir etwas zu plaudern. Eine seltsame Angewohnheit, die typisch für diesen Berufszweig war. Zuerst entgegnete ich nichts auf seine Frage, denn eigentlich hatte ich keine Lust, diesem Kerl von Aislin und meinem zu erzählen. „Wir sind verraten worden!“ begann ich dann doch.

    Mein Gezeter perlte an Lupus einfach ab. Er schob mich weiter vor sich her und als ich endlich aufhörte, zu protestieren, bemerkte ich, wie sich auf einmal meine Umgebung veränderte. Bewegten wir uns anfangs noch durch luxuriös ausgestattete Korridore, waren nun die Gänge grau uns schmucklos. Irgendwann schob er mich in einen Raum, in dem es zu Beginn recht düster war. Nachdem einige Öllampen entzündet worden waren, erkannte ich einige einfache Betten, einen einfachen klapprigen Tisch und einen Schemel. Mein Zorn verflüchtigte sich kurz, da ich meine Umgebung erst erfassen musste.


    Lupus wies mir den Schemel zu. Ich wollte schon wieder loszetern, da erkannte ich mein Spiegelbild im Wasser des Eimers. Das was ich sah, erschütterte mich regelrecht! Seitdem sie mich aus meiner Heimat verschleppt hatten, gab es für mich keine Möglichkeit mehr, mich selbst zu betrachten. Mein Haar war lang und struppig geworden und in meinem Gesicht wucherte bereits ein Bart! Nun ja, vielleicht hatte der Lackaffe doch recht gehabt!
    Noch ganz irritiert von meinem Äußeren setzte ich mich und nahm nahezu teilnahmslos wahr, was um mich geschah. „Äh ja… ausziehen.“ Fast schon mechanisch entledigte ich mich meiner Hosen. Meine Tunika war ja bereits am Morgen Kretos´ Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Erst als ich schließlich unbekleidet auf diesem Schemel saß, fragte ich mich, weshalb ich das tat. Wenn Aislin mir immer die Haare geschitten hatte, musste ich mich nie ausziehen...
    „Aber scheid ja nicht zu viel ab! Du hast ja gehört, was dieser…. gesagt hat.“ Ich verkniff mir das Wort, das bereits auf meiner Zunge lag. „Ach ja und eine Rasur könnte mir auch nicht schaden!“, entgegnete ich zugegebenermaßen etwas ruppig.

    Moment, moment, was passierte hier gerade. Eben noch war ich über mich selbst schockiert gewesen, über das was mir so aus reiner Wut herausgerutscht war, da entstand auch schon dieser vielsagende Augenkontakt zwischen diesem aufgeblasenem Römer und seinem Sklaven, der daraufhin mindestens genau so dumm grinste, wie sein Herr.
    „Wen nennst du hier einen Barbaren?“ begann ich mich schon zu entrüsten. Diese widerliche Blasiertheit der Römer kotzte mich wirklich an. Und der Flavier war da das beste Beispiel dafür.


    Der Sklave griff mich am Arm und zerrte mich aus dem Raum. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Aber umso besser, wenn ich nun mit diesem Spaßvogel allein war! Kaum hatte er die Tür hintere sich geschlossen, begann ich seine Hände von mir abschütteln. „Lass mich! Nimm deine Finger von mir! Ich kann alleine gehen.“ Meine wütenden Augen verengten sich. „Wehe du rührst meine Haare an!“ Mit dieser halben Portion würde ich auf jeden Fall fertig werden, noch ehe er die Schere gegen mich erhob.

    Dieser Kerl brachte mich richtig zur Weißglut! Dieses selbstgefällige Gehabe, sein dämliches Lächeln und die dummen Bemerkungen kotzten mich an. Lieber würde ich leiden, als so zu werden, wie der kriecherische Lupus! Dabei warf ich ihm kurz einen vielsagenden Blick zu. Warum hatte dieser dreckige Mistkerl mich hierher verfrachten lassen? Lieber wäre ich in einer der Zinnmienen dahinvegetiert. Jetzt musste ich mir dieses Gelaber anhören! Und das womöglich für eine lange, sehr lange Zeit! Am liebsten hätte ich … Was war das? Was redete er da? Ein Haarschnitt täte mir gut? „Damit ich so aussehe, wie du?!“ Es war mir einfach so herausgerutscht. Normalerweise hätte ich so etwas nicht gesagt. Nur dieser Kerl trieb mich förmlich dazu, ausfallend und beleidigend zu werden. Ich merkte schon, mit diesem Mann konnte man nicht reden. Dafür war er zu sehr in seiner eigenen Welt gefangen. Und was sollte ich jetzt tun. Es widerstrebte mir, mich ihm und seinem Willen zu unterwerfen. Andererseits begriff ich langsam meine Lage. Ich war ein Fremder unter Fremden in einer fremden Stadt… und war dabei ganz alleine auf mich gestellt.