Beiträge von Angus

    Die Zeit in der Domus war schnell vergangen, seit dem ich vor gut drei Wochen in meiner neuen Heimstatt angekommen war. Zwar hatte es gewissen Anfangsschwierigkeiten mit dem Iulier gegeben, doch ich bemühte mich nun redlich, diese zu überwinden und ihm keinen Anlass mehr zu geben, sich über mein Verhalten zu beschweren. Fast schon hatte ich die seltsame Begegnung mit der Banditenbande vergessen, die daran schuld war, dass ich mit einiger Verspätung hier angekommen war. An diesem Morgen jedoch, erhielt ich eine Nachricht, die mir unmissverständlich klarmachte, dass man mich und meinen Auftrag nicht vergessen hatte. Es hatte keiner Worte bedurft, um mir alles wieder in Erinnerung zu rufen. Die drei Aufgaben, die mir der Anführer der Bande gestellt hatte, waren noch nicht erledigt! Ich hatte mich nicht einmal ansatzweise darum gekümmert. Schuld daran waren zum einen, dass ich in den letzten Wochen keine Möglichkeit hatte, um mich nachts aus der Domus zu stehlen. Andererseits verlebte ich jede freie Minute mit Iduna und Aislins. Die Vaterfreuden hatten ich ganz und gar alles vergessen lassen.


    Ich nahm die Nachricht, ließ sie unter meiner Tunika verschwinden und machte mich an meine Arbeit. Heute Abend, dachte ich. Heute Abend noch…

    Iduna hatte es sich nicht nehmen lassen, mich auf dem Weg mehrmals zu ermahnen, dass ich mich zusammennehmen sollte. Dies quittierte ich nach dem dritten Mal nur noch mit einem genervten „Ja, mein Herz.“ Sie konnte sich auf mich verlassen. Inzwischen glaubte ich ja schon selbst, dass ich mich im Zaun halten konnte. Selbst dann, wenn er meine Frau mit seinen schmierigen Händen anfassen sollte.


    Beinahe feenhaft kam sie auf mich zu, küsste mich zart und gestand mir dann ihre Liebe. Das erhellte mein Antlitz wieder und spülte auch all meine Anspannung hinfort. Ich konnte mir eigentlich gar kein Leben mehr ohne sie vorstellen. Die Geburt unserer Tochter hatte uns nur noch mehr zusammengeschweißt. Sie war mir das Wichtigste und Liebste im Leben geworden. Die Mutter meiner Tochter! „Ich liebe dich auch, mein Herz,“ antwortete ich ihr und küsste ihre Hand, die meine zuvor ergriffen hatte. Sie sah mich wieder so an. Am liebsten hätte ich unser Vorhaben abgebrochen und wäre mit ihr schnell in die Sklavenunterkunft verschwunden. Doch nein! Es ging um unsere Tochter! So setzten wir unseren Weg fort.


    Kurz nachdem ich an der Tür des Iuliers geklopft hatte, ertönte auch schon seine Stimme, mit der Aufforderung, einzutreten. Nein, ich blieb ganz ruhig! Obwohl sich mir mein Magen umdrehen wollte. Noch einmal blickte ich zu Iduna. Ja, ich würde mich an unsere Abmachung halten! Dann öffnete ich und trat ein.
    „Dominus, hättest du einen Moment Zeit?“ Ich trat noch einen Schritt weiter vor, um auch Iduna genügend Platz zu machen. „Iduna und ich… wir würden gerne mit dir sprechen, Dominus.“ Ich hatte mir richtig viel Mühe gegeben, um ihm keinen Anlass zu geben, sich über mich zu ärgern. Ich hatte sogar ein mildes hoffnungsvolles Lächeln auf meinen Lippen.

    Nur wenigen Leuten hatte ich von meinem früheren Leben erzählt und wenn, dann auch nur bruchstückhaft. Die Erinnerungen daran, waren alles, was mir geblieben war. Sie waren ein kostbares Gut, das ich nur sehr selten mit anderen Menschen teilte. Iduna gegenüber hatte ich nun wieder ein kleines Stückchen davon preisgegeben. Dass sie nachfragte, war nur verständlich. Doch wie würde sie diese Neuigkeit aufnehmen? Andererseits hatte sie selbst ein früheres Leben gelebt, bevor man sie versklavt hatte.


    „Ja, wir hatten einen Sohn. Conor hieß er.“ Mit der Zeit war sein kleines Gesicht in meinen Erinnerungen verblasst. Doch wenn ich an ihn dachte, dann sah ich immer einen kleinen aufgeweckten rotblonden Knaben vor mir, der gerade begonnen hatte, die Welt zu entdecken. Ich wusste noch, wie stolz ich an dem Tag war, als Aislin ihm das Leben geschenkt hatte.


    Iduna nahm meine Hand und schien dadurch Anteil nehmen zu wollen. Ich überlegte, ob ich ihr noch mehr erzählen sollte, doch dann hakte sie bereits nach.
    „Ja, so alt wäre er heute. Er war erst zwei Jahre alt, als er starb.“ Ich erzählte ihr das nahezu ohne Emotionen, doch wenn ich an jenen schicksalhaften Tag zurückdachte, dann brach es mir immer wieder das Herz.


    Iduna hatte richtig vermutet. Mein Sohn war von einem römischen Legionar niedergestreckt worden. Doch es war einer aus meinem Dorf gewesen, der uns verraten hatte. Es war mir eine Genugtuung, dass ich es gewesen war, der ihm sein Leben genommen hatte.


    „Ja. wir hatten uns gegen sie erhoben und wurden dann von einem der unseren verraten,“ antwortete ich ihr ausdruckslos. Dies war das Ende meines alten Lebens gewesen. Conor war tot. Aislin wurde verschleppt, wie ich erst viel später herausgefunden hatte und mich verkaufte man in die Sklaverei.


    Iduna schien mich trösten zu wollen. Lange Zeit hatte ich meine Trauer mit mir herumgetragen, doch mit der Zeit hatte ich gelernt, mit ihr umzugehen. Nach und nach hatte ich sie verdrängen können. Nur gelegentlich gelang es ihr noch, sich wieder in mein Bewusstsein vorzudrängen.
    Indem die Germanin nun unsere Tochter erwähnte, holte sie mich wieder zurück zu ihr. „Ja,“ stimmte ich ihr zu und quittiert dies mit einem schmerzverzerrten Lächeln.


    Nun, da wir uns wieder nahe waren und sie auf mir saß, so dass ich mich an ihrem wunderschönen Körper ergötzen konnte, erbebte sie, als meine Hände ihre Rundungen erkundeten. Wieder küsste sie mich, doch ich wollte nun ihr die Wahl lassen. Ich würde alles tun, was sie von mir verlangte. „Lass mich dein Sklave sein und verfüge über mich,“ raunte ich in ihr Ohr.

    Es hatte für mich keine Auswirkungen gehabt, dass ich einfach so drauflos gesprochen hatte. Die Domina zog mein Angebot sogar in Erwägung. Doch zuerst musste ich sie und die beiden Sklavinnen wieder nach Hause bringen. Was mit dem griechischen Hänfling war, konnte mir im Grunde gleich sein, denn er gehörte ja nicht zu den Iuliern. Außerdem hatte er mich deutlich spüren lassen, was er von mir hielt. Also konnte er sich auch selbst auf seinem Nachhauseweg beschützen!


    Nachdem der Grieche sich endlich wieder erhoben hatte, berichtete er weiter. Dadurch erhielt ich einige weitere Informationen zu dem Kerl, der Domia Graecinas Sklavin das angetan hatte. Er erwähnte noch zwei weitere Namen, die mir aber auch nichts sagten, doch sie brannten sich in mein Gedächtnis ein: Babilus, der Anführer der Bande und ein Schläger namens Brutus. Doch der Kerl, den ich der Domina bringen würde, hieß Titus!
    Bei nächster Gelegenheit würde ich mich in die Untiefen, des kriminellen Sumpfs dieser Stadt begeben und mich umhören. Dabei fiel mir ein, dass ich die Namen der Mitglieder 'meiner' Bande noch gar nicht kannte. Der Kerl, der ihr Anführer war, hatte es tunlichst vermieden, vor mir einen der Namen seiner Männer zu nennen.


    Bevor es endlich zurück zur Domus gehen konnte, wollte die Domina noch etwas mit dem Besitzer dieses Drecklochs regeln, wie sie sagte. Wahrscheinlich wollte sie Schadensersatz für ihre Sklavin fordern. Das war auch nicht mehr als recht! Die Frage war nur, ob sich der Besitzer darauf einlassen würde. Doch dafür war ich ja dabei!
    Als das Schankmädchen angewackelt kam, nachdem die Domina sie gerufen hatte, behauptete die doch glatt, Aranea, die Herrin des Ladens, sei nicht da. Das hätte ich an ihrer Stelle auch gesagt! Doch diesmal mischte ich mich nicht noch einmal ein, sondern wartete ab, was die Domina darauf antwortete.

    Wie gerne hätte ich die Leichtigkeit Idunas besessen, die scheinbar noch glaubte, dass alles möglich sein konnte. Vielleicht lag es einfach an ihrer Jugend und der fehlenden Erfahrung. Ich hatte in meinem Leben schon einiges erlebt und sehr große Verluste hinnehmen müssen. Daher wusste ich, wie schnell das Glück zerrinnen konnte. Nicht umsonst hieß es wie gewonnen, so zerronnen. Man hätte die Zeit anhalten müssen, damit das Glück einem nicht durch die Lappen ging. Doch dies blieb nur den Göttern vorbehalten.


    „Ich möchte nicht noch ein Kind verlieren,“ sagte ich plötzlich und sah sie forschend an. Ich war mir nicht sicher, ob Iduna einen ähnlichen Verlust erlitten hatte. Jeder von uns, der nicht in die Sklaverei hineingeboren worden war, hatte oftmals ein oder mehrere einschneidende Erlebnisse hinnehmen müssen, die das weitere Leben prägten. „Ja, Aislin hätte einen zehnjährigen Halbbruder, wäre er nicht…“ Ich begann zu stocken. Erst nach mehreren Atemzügen gelang es mir, mit einer belegten Stimme weiterzusprechen. „Wäre er nicht vor meinen Augen getötet worden.“ So etwas durfte nie wieder passieren! „Nein, mein Herz. Wir dürfen nicht scheitern. Wir sind es unserer Tochter schuldig!“ Denn nur durch unser Unvermögen war sie in diese Welt hineingeboren worden.


    In diesem Moment war ich froh, sie nun bei mir zu haben, denn sie gab mir alles, was ich brauchte. Sie kam mir ganz nah und küssten uns leidenschaftlich. Auch ich umschlag ihren schmalen Körper mit meinen Armen und ließ mich langsam zurück auf das Bett gleiten. Langsam fuhren meine Hände weiter hinab zu ihren Rundungen. Sie war mein und ich war ihr Eigentum.

    Es waren fast zwei Wochen ins Land gegangen, seitdem ich mit einiger Verspätung in der iulischen Domus angekommen war. Meine erste Begegnung mit dem Iulier war eine einzige Katastrophe gewesen und vollkommen in die Hose gegangen. Ich hatte mich zu sehr von meinen Emotionen leiten lassen. Meine Eifersucht hatte überhandgenommen, was letztlich dazu geführt hatte, dass ich bestraft worden war und die Tage danach mit Arbeiten beauftragt worden war, die kein anderer Sklave hatte machen wollen. Lediglich die Domina Graecina hatte meine wahren Qualitäten erkannt und mich für einen nächtlichen Ausflug als Custos mitgenommen. Jedoch hatte sie mir verboten, darüber zu sprechen.


    Auch zwischen Iduna und mir hatte es immer wieder gekriselt. Zwar hatten wir uns an unserem ersten Abend geliebt, doch meine Eifersucht hatte auch hier seinen Tribut gefordert. Letztendlich aber hatte ich ihr versprochen, mich zu mäßigen. Auch was mein Verhalten gegenüber unserem Dominus anging. Ich wollte mich fügen, denn ich hatte nun eine große Verantwortung zu tragen: Aislin und Iduna! Ihr Wohlergehen lag mir allein am Herzen.


    An unserem ersten gemeinsamen Abend in der Domus hatte Iduna die fixe Idee, sie könne dem Iulier den Wunsch unterbreiten, unsere Tochter frei zu lassen. Ich hatte sie davon nicht abbringen können, denn ich fand es vollkommen abwegig, dass das eines Tages geschehen würde. Doch sie war davon überzeugt, dass er ihren Wunsch so ganz ohne weiteres erfüllen würde. Da ich darauf bestanden hatte, dabei zu sein, wenn sie zu ihm ging, war ich nun hier mit ihr. Endlich hatten wir beide einen freien Moment nutzen können. Nun waren wir auf dem Weg zum Officium des Iuliers. Mich beschlich wieder dieses seltsame Gefühl, dass ich in den letzten Tagen öfters verspürt hatte, als wir an der Tür angekommen waren und ich meine Faust zum Klopfen hob. Nein, ich würde mich ganz gewiss zurückhalten und selbst dann, falls der Iulier mich ansprechen sollte, wollte ich ihm keinen Anlass geben, sich über mich zu ärgern. Das würde eine große Herausforderung für mich werden! Noch einmal hatte ich meine Frau angesehen. Sie wollte die Verhandlungen führen. Darauf hatte sie bestanden.

    Langsam begann sie wenigstens in Erwägung zu ziehen, dass ich recht haben könnte und sie fleht mich an, etwas zu tun. Damit Aislin eines Tages nicht das Schicksal einer Sklavin erdulden musste und auf dem Sklavenmarkt landete. Auch ich konnte diesen Gedanken nur schwer ertragen.
    „Nein, das wird sie nicht, mein Herz. Wir werden eine Lösung finden. Und wenn ich mich vor den Iulier in den Staub werfen muss!“ Sie vergrub ihren Kopf an meiner Schulter und ich hörte, wie sie zu schluchzen begann. Nein, sie sollte nicht so traurig sein und all ihre Hoffnung verlieren. Hoffnung war schließlich der Antrieb, der uns half, unser Schicksal zu ertragen. So küsste ich ihr Haar und schob dann ihr Kinn nach oben, so dass sie mich ansehen konnte. „Wir werden alles uns Mögliche versuchen, mein Herz! Das verspreche ich dir,“ hauchte ich ihr zu und lächelte zuversichtlich. Dann küsste ich ihre wunderschönen Lippen, um wieder da anknüpfen zu können, wo wir stehen geblieben waren, als sie die Idee hatte zu unserem Dominus zu gehen.

    Ich sollte ihr das Reden überlassen? Das kam gar nicht in Frage! Ich wollte ihr schon kontra geben, doch dann besann ich mich wieder. Hinsichtlich der Ereignisse dieses Abends, konnte es eventuell von Vorteil sein, wenn ich mich erst einmal zurückhielt. Auch wenn mir das so gar nicht passen wollte. Also nickte ich zustimmend. Iduna reagierte ihrerseits sofort auf meine Zärtlichkeit, wie ein Kätzchen, das man an seinem Köpfchen gekrault hatte. Sie war sich wirklich ihrer Sache sicher. Wobei ich mir nicht erklären konnte, woher diese Zuversicht kam. Hatte sie eine besondere Art, den Römer um den Finger zu wickeln? Nun, ich würde es erleben. Früher oder später. Eigentlich war mir später lieber, denn eigentlich wollte ich dem Iulier so schnell nicht wieder über den Weg laufen.


    Meine Bedenken konnte sie nun überhaupt nicht nachvollziehen. Doch vielleicht lag es daran, dass ich ein Stück weiter dachte oder einfach realistischer war. „Wenn sie freikommen sollte, dann wird er sie als Römerin erziehen lassen wollen, würde ich meinen. Was soll eine Römerin bei ihren Sklaveneltern? Was könnten wir ihr schon beibringen? Wie man vor seinem Dominus buckelt?“ Iduna glaubte, alles wäre so einfach im Leben. Dabei musste sie doch selbst wissen, wie grausam das Leben sein konnte. Sie hatte es doch auch schon erlebt!

    Ja, ich hatte sie einfach zu forsch angegangen. Daran musste ich wirklich noch an mir arbeiten. Auch für den Fall, wenn ich dem Iulier wieder gegenüber treten würde.
    „Es tut mir leid, mein Herz! Ich wollte dich nicht so anfauchen. Aber ich möchte nicht, dass du alleine zu ihm gehst,“ entgegnete ich ihr nun wieder in einem ruhigen Ton. Damit sie merkte, dass es mir leid tat, strich ich ihr sanft über die Wange und schob ihren Kopf wieder nach oben. Ich glaubte ja nicht daran, dass er ihrer Bitte nachkommen würde. Doch Iduna schien sich darin sicher zu sein, dass eine gewisse Chance bestand, dass unsere Tochter frei kam. Ich ließ sie in ihrem Glauben, denn sie würde noch früh genug auf den Boden der Tatsachen zurückkehren müssen. Zumindest sah sie in einer möglichen Flucht nur unser unwiderrufliches Verderben. Damit konnte sie Recht haben.
    „Aber gesetzt den Fall, er würde Aislin frei geben. Dann werden wir sie verlieren, Iduna. Mit Sicherheit wird er sie dann nicht mehr in unserer Obhut lassen. Möchtest du das Iduna?“, warf ich plötzlich ein. Darüber sollte sie sich im Klaren sein, wenn wir zu dem Iulier gingen.

    Ihre bloße Anwesenheit hatte eine riesige Anziehungskraft auf mich. Nun, da das Kind wieder schlief, zog ich sie auf meinen Schoß. So waren wir uns nah und konnten uns gegenseitig dabei ansehen. Und das, was ich sah, gefiel mir! Doch dann tat sie etwas, was meine erneut aufkeimende Lust mit einem Mal abtötete. Wie aus dem Nichts hatte sich der Iulier wieder zwischen uns geschlichen.
    „Du willst den Iulier fragen?“ Wieder verwirrte sie mich. Aber diesmal richtig. Denn der nächste Satz hätte mich beinahe schon wieder auf die Palme gebracht! „Wie kommst du drauf, dass er deinen Wunsch erfüllen wird?“ Weil sie alles dafür tun würde? Und wenn ich alles sagte, dann meinte ich auch wirklich ALLES! Bei diesem Gedanken musste ich erst einmal schlucken!


    Damit ich nicht völlig rot sah, schmiegte sie sich nun an mich, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Beinahe wäre ihr das auch gelungen. Doch inzwischen fiel es mir wieder leichter, ihren Verführungskünsten zu widerstehen. „Du wirst nicht zu ihm gehen! Verstehst du mich?! Auf keinen Fall wirst du alleine zu ihm gehen! Wenn, dann gehen wir zusammen oder gar nicht!“, verkündete ich ihr unmissverständlich. Dass sie nun nicht besonders begeistert war von einem neuen Fluchtversuch, konnte ich irgendwie nachvollziehen. Denn eigentlich war es viel zu gefährlich. Außerdem traute ich dem Iulier zu, dass er uns tatsächlich fand. Dann würde es keinerlei Hoffnung mehr für uns geben. Ich stellte mir vor, wie Iduna in einem schmuddeligen Lupanar landete und ich am nächsten Kreuz. Was mit unserer Kleinen geschehen würde, wollte ich mir gar nicht vorstellen.
    „Nein, eine Flucht kommt nicht in Frage.“ Ein wenig Resignation lag in meiner Stimme, denn ich wusste, welche Konsequenz diese Entscheidung mit sich zog. Eine neuerliche Begegnung mit dem Iulier würde unausweichlich sein. Wenn nicht morgen, dann spätestens in einigen Tagen.

    Sie nahm meine Hand und streichelte sie. Ich konnte ihre Sorgen verstehen, denn wenn ich nicht mehr bei ihr war, dann wären sie und das Kind schutzlos. Das konnte ich nicht zulassen! Ich würde alles tun, um sie auf Händen tragen zu können. Sie und Aislin waren alles, was ich noch hatte.


    Natürlich war meine Gedankenverlorenheit nicht unbemerkt an Iduna vorbei gegangen. Sicher wunderte so ich, mich so zu sehen. Ich hatte ihr nicht viel über mein früheres Leben in Freiheit erzählt. Sie wusste so ungefähr, woher ich stammte und dass ich einst eine Frau namens Aislin hatte und wie ich in Gefangenschaft geraten war. Von unserem Sohn aber wusste sie nichts.
    „Ach nichts, Liebes!“, meinte ich und lächelte ihr wieder zu. Inzwischen war unsere Tochter satt und Iduna brachte sie zurück. Nun würde sie hoffentlich ein paar Stunden schlafen. Iduna kam zurück und strich mir sanft über die Wange. Dabei griff ich nach ihrer Hand und zog sie zu mir her und legte meinen Arm um sie. Bei all meinen Göttern, sie war so schön!
    Sie erzählte mir von ihrem Wunsch, der im Grunde auch meiner war. Freiheit für unser Kind! Doch wie sollten wir das anstellen? Fliehen? Diese Chance hatten wir leider verpasst. Nun waren wir hier gefangen. Dann sah sie mir tief in die Augen und ich wusste, dass sie etwas von mir wollte.
    „Du wünschst es dir?“, fragte ich etwas verwirrt. Ich fragte mich, wer diesen Wunsch erfüllen sollte? „Wir könnten fliehen! Na ja, also nicht sofort. Aber vielleicht in ein paar Monaten, wenn die Kleine etwas älter ist.“ Etwas anderes fiel mir gerade dazu nicht ein.

    „Nein, mein Herz! Du kannst mir voll und ganz vertrauen.“, versicherte ich ihr. Anscheinend lag ihr ganz schön viel daran, dass ich mich nicht noch einmal mit dem Iulier in die Haare bekam. Entweder weil sie mich schon kannte und wusste, wie impulsiv ich sein konnte oder schlicht und ergreifend weil sie mich liebte. Ich entschied mich für Letzteres. Wobei ich wusste, dass es viel von ihr verlangt war und ich mich richtig anstrengen musste. Früher oder später würde ich ihm wieder gegenübertreten müssen. Mir graute bereits davor! Doch diese Gedanken sollten meine Laune nun nicht versauern. Viel lieber beobachtete ich meine kleine Prinzessin, wie sie kräftig an ihrer Mutter saugte. Ihr Anblick machte mich so froh und ließ mich manches vergessen. Es war sehr lange her, dass ich einen solches Glücksgefühl erlebt hatte.
    Ich dachte an meinen kleinen Sohn, der, wenn er noch an lebte, nun zehn oder elf hätte sein müssen. Lange schon hatte ich nicht mehr an meinen Jungen gedacht. Wenigstens war ihm ein Leben in Unfreiheit erspart geblieben.
    Ich war ganz still geworden und der zufriedene Ausdruck eines stolzen Vaters war der Trauer gewichen, die mich in diesem Augenblick wieder überkam. Als mir dies bewusst wurde, sah ich Iduna an, die schon voll und ganz in ihrer neuen Mutterrolle aufgegangen war. Was hatte sie eben gesagt? Ich hatte nur bruchstückhaft ihre Worte registriert. „Was meinst du?“ hakte ich nach. „Du denkst, er würde sie freilassen?“ Ich fragte mich, was ihn dazu bewegen sollte. Er hatte doch mit uns als Gewinn ein super Schnäppchen gemacht. Zwei Sklaven gewonnen, drei erhalten! Solange Aislin noch klein war, genoss sie eine Art Welpenschutz. Doch in fünf oder sechs Jahren würde das anders aussehen!

    Natürlich war ich eifersüchtig! Und wie! Seitdem der Flavier mir erlaubt hatte, sie mir als meine Gefährtin zu nehmen erhob ich auch einen Anspruch auf sie, den ich, nachdem wir verkauft worden waren, eigentlich gar nicht mehr innehatte. Ich sah es aber trotzdem immer noch als mein 'Gewohnheitsrecht' an.
    Sie kicherte, als sie mich fragte und sah mit tief in die Augen. Doch ich sagte nicht und antwortete nur mit einem vielsagenden Lächeln. Doch ich vertraute ihr, als sie versprochen hatte, mir keinen Anlass mehr zur Eifersucht zu geben. Natürlich konnte ich das vom Iulier nicht behaupten. Trotzallem verlangte sie nun sehr eindringlich von mir, ganz gleich was passierte, nichts mehr zu tun, was den Iulier veranlassen konnte, mich zu bestrafen. „Ja, mein Herz, ich verspreche es. Ganz gleich, was passiert, ich werde mich von nun an zurückhalten. Du hast mein Wort!“ Ich hoffte nur, ich würde mein Versprechen halten können. Falls nicht, würde nicht ich den Anlass dazu geben. Doch genug davon. Dieses Thema sollte nicht den Rest unserer gemeinsamen Zeit überschatten.


    Kurze Zeit, nachdem wir uns geliebt hatten und Glücksgefühle meinen Körper durchströmten, meldete sich unsere Tochter zurück. Iduna ließ sie nicht lange quäken, sondern holte unseren kleinen Sonnenschein zu uns ins Bett und legte sie zum Stillen an. Voller Begeisterung, die wohl nur ein Vater für sein Neugeborenes aufbringen konnte, sah ich ihr dabei fasziniert zu. Sie trank ganz gierig. Wenn sie einmal groß war, würde sie ein starkes mutiges Mädchen sein. „Sie soll es einmal besser haben!“, sagte ich scheinbar unvermittelt.

    Dieser Wicht nannte mich einen schwachsinnigen Barbar! Schade, dass die Domina nicht mal kurz nach draußen gegangen war, dann hätte ich den Kerl auseinandergenommen. Aber leider tat sie mir nicht den Gefallen. Grund genug, um ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen.


    Die Iulierin erlaubte ihm zu sprechen, woraufhin er seine Version der Ereignisse schilderte. Und zwar von Anfang an. Der erste Teil deckte sich mit dem, was Eireann erzählt hatte. Alles andere, was danach geschehen war, nachdem Eireann die Ancilla zur Domus gebracht hatte und er Sulamith zur Taberna begleitet hatte, konnte er sich ausgedacht haben. Zugegeben, es klang recht überzeugend und wenn ich so darüber nachdachte, konnten das gut und gerne auch Männer aus der Räuberbande der Krähe gewesen sein, wobei mir der Name Titus nichts sagte. Andererseits gab es hunderte von kriminellen Bandenmitgliedern in dieser Stadt.


    Kurz bevor er mit seinem Vortag fertig war, entwickelte er doch tatsächlich noch einmal richtig viel Agression und forderte, die Domina auf, diesen Dreckskerl zu suchen und ihn ans Kreuz nageln zu lassen. Eine wirklich brillante Idee! Das imponierte mir fast schon wieder und ich ließ mich dazu hinreißen, etwas einzuwerfen. „Ja Domina, das kann ich übernehmen. Ich suche nach dem Dreckskerl und bring ihn dir!“
    Nanu, im nächsten Moment warf sich dieser Tiberios vor der Iulierin auf die Knie. Was war denn jetzt los? Musste ich das jetzt auch machen, weil ich einfach so drauflos geplappert hatte?

    Ich lächelte mild, als sie das sagte. Endlich war Schluss mit all den quälenden Fragen und Vorwürfen. Nun konnte die Harmonie zwischen uns wieder einkehren. Entspannt atmete ich auf und war freute mich einfach darüber, hier bei ihr zu sein. Außerdem genoss ich es auch ein bisschen, wie sie sich wegen der Striemen auf meinem Rücken Sorgen machte. Dieser Anblick war der beste Beweis, wie der Iulier wirklich war! Dass ich ihn wirklich zur Weißglut gebracht hatte, musste Iduna ja nicht wissen. Wichtig war mir nur, dass sie ihm nicht blindlinks vertraute.


    „Natürlich war er zu dir immer freundlich“, raunte ich ihr ins Ohr. Gewiss hatte er damit auch etwas bezweckt. Ich hoffte, Iduna würde nun etwas besonnener sein, wenn sie in der Nähe des Iuliers zu tun hatte und dass sie seine vermeintlichen Freundlichkeiten stets hinterfragte. Doch auch sie verlangte mir ein Versprechen ab, ihm keinen Grund mehr zu geben, mich zu bestrafen. Das würde sicher sehr schwer werden. Doch es war das, was ich dem Iulier ja bereits selbst schon geschworen hatte, nachdem ich von meiner Vaterschaft erfahren hatte. „Ja mein Herz, ich verspreche es. Ich werde mein Möglichstes tun, um dich und Aislin zu schützen.“ Denn letztendlich hatte er mich nun in der Hand und konnte Aislin oder Iduna als Druckmittel benutzen.


    Doch da wir uns nun beide unserer Zweisamkeit hingaben und uns gegenseitig zu den höchsten Höhen der Lust brachten, war der Iulier zumindest eine Zeit lang vergessen. Erschöpft aber glücklich ließ ich von ihr ab und rollte mich zur Seite. Auf meinem Mund war noch immer dieses zufriedene entspannte Lächeln. Alle Schwierigkeiten und Probleme, die mich umgaben, waren für eine kurze Zeit wie weggeblasen. Ja, ich liebte meine Frau! Über alles.

    Zugegeben, es war nicht besonders nett gewesen, was ich zu ihr gesagt hatte. Aber Iduna hatte mich auch herausgefordert und immer weiter gebohrt. Nun merkte sie selbst, dass sie ein wenig zu weit gegangen war. Aber Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. „Ich will auch nicht mit dir streiten, Liebes! Ich will einfach nur hier bei dir und unserer Tochter sein. Ist das denn so schwer zu verstehen?“ Ihr entsetzter Blick, als sie die Striemen sah, trug wohl dazu bei, dass ihr Weltbild wieder etwas zurecht gerückt wurde. Vielleicht begriff sie jetzt, dass sie sich von dem Iulier nicht einlullen lassen durfte. Sie war für ihn nichts weiter als nur eine Sache, hübsch noch dazu. Wenn er sie richtig manipulierte, dann fraß sie ihm willig aus der Hand und er konnte alles von ihr verlangen.
    „Ich wollte einfach so schnell wie möglich zu dir, deswegen habe ich die Striemen bekommen. Aber glaube mir, das war es mir wert!“ Meine Stimme war wieder ruhiger geworden. Ich war es einfach leid, mich ständig vor ihr rechtfertigen müssen. Sie musste doch nun endlich verstehen, was sie mir bedeutete und dass sie und das Kind das Allerwichtigste für mich war. Aus dieser Gand war ich hier und aus diesem Grund wollte ich ihr nahe sein. Wenn ich nur hier gewesen wäre, um mit ihr zu schlafen, hatte ich auch zu einer billigen Lupa gehen können.


    Endlich half sie mir, so dass nun endlich meine Haut auf ihre traf. Die Schwangerschaft hatte ihr keine Nachteile beschert. Im Gegenteil, sie war noch schöner geworden! Sie seufzte meinen Namen und küsste mich. Das war für mich das Zeichen, dass auch sie nun bereit war, mich zu empfangen. Und so vereinigten wir uns auf leidenschaftliche Weise.

    Ich glaubte ich hörte nicht recht! Es sei meine eigene Entscheidung gewesen, meinte sie. Das konnte sie doch nicht ernst gemeint haben! In welcher Welt lebte sie eigentlich? „Du meinst, es war meine eigene Entscheidung, den Auftrag des Germanicers auszuführen? Darf ich dich daran erinnern, dass ich ein Sklave bin? Und soviel ich weiß, bist du auch eine. Aber nein, ich vergaß, du bist ja jetzt die neue Cubilcularia unseres neuen Dominus! Da darf man ja jetzt selbst entscheiden, was man tun mag und was nicht!“ Verdammt nochmal jetzt reichte es aber! „Im Übrigen kannst du an mir sehen, was unser neuer Dominus tut, wenn man seine eigene Entscheidung treffen möchte.“ Ich drehte mich leicht zur Seite, damit sie die zerrissene Tunika sehen konnte und auch die blutigen Striemen der Peitsche. Das war ihr anscheinend noch gar nicht aufgefallen.
    Wenigstens hatte sie meine erfundene Geschichte geschluckt. Allerdings nörgelte sie immer noch herum. Jetzt fing sie damit an, dass wir uns doch slles erzählen konnten und anscheinend fand sie es auch gar nicht so schlimm, dass ich laut meiner Geschichte beinahe getötet worden wäre. Irgendwie mussten das alles noch Nachwirkungen der Schwangerschaft sein. Frauen neigten dann dazu, seltsame Dinge zu tun oder seltsam daherzureden. Ja, das musste es sein! „Ich dachte eben, es würde dich mehr mitnehmen, wenn du erfahren hättest, dass ich beinahe den Löffel abgegeben hätte,“ antwortete ich ihr und zuckte mit den Schultern, grinste dann aber.


    Letztendlich hatte ich dann vor mir liegen. Eigentlich hätte ich nur noch zugreifen müssen. Sie machte es mir auch nicht besonders leicht. Mit ihren Fingern hielt sie meinen Kopf über dem ihren, damit sie mir tief in die Augen blicken können. Alleine das hätte schon ausgereicht, um nun die Abkürzung über die zerfetzte Tunika zu nehmen. Doch ich wollte ihre Kleidung nicht in Mitleidenschaft ziehen. Allerdings merkte ich, wie mein Verlangen immer heftiger wurde. Wenn sie mir nicht half, dann hatte sie eben eine Tunika weniger. „Mein Herz, könntest du mir vielleicht behilflich sein?“

    Ich musste wirklich an mich halten, damit mir nicht der Kragen platzte, als sie mein Fehlen an ihrer Seite und unseren neuen Dominus in einem Atemzug zusammen erwähnte. Was wollte sie? Streit? Mich noch weiter reizten, damit meine Eifersucht von neuem entfacht wurde? Ich sah Iduna mit funkelnden Augen an. Nein, ich ließ mich nicht dazu hinreißen, sie anzuschreien, so dass am Ende noch das Kind wach wurde. „Nun ja, dann hatte ich ja einen mehr als würdigen Vertreter. Doch wenn du wüsstest, was ich die letzten Tage mitgemacht habe, würdest du nicht so reden.“ Natürlich hatte ich mit dieser Aussage nur noch mehr ihre Neugier geweckt, denn sie ließ einfach nicht locker! Wie ein Molosserhund verbiss sie sich in ihre Fragerei und versuchte immer noch ein bisschen mehr Information aus mir heraus zu kitzeln. Langsam wurde mir das zu bunt und ich antwortete ihr irgendetwas, was allerdings weit weg von der Wahrheit lag, damit sie endlich Ruhe gab. „Na gut, du lässt mir ja sonst keine Ruhe! Ich sollte im Auftrag der Germanicers eine offene Rechnung begleichen. Mit einem gefüllten Beutel Geld bin ich also durch die Stadt gestiefelt und dummerweise bekam ich unterwegs Durst. Also ging ich in eine Taberna , um mir eine Cervisa zu bestellen. Ein paar fadenscheinige Kerle bekamen anscheinend Wind davon, dass ich eine größere Summe Geld dabei hatte und überwältigten mich später. Sie nahmen mir nicht nur die Münzen des Germanicers ab, sondern hielten mich auch noch einige Tage gefangen. Aber dann gelang es mir, mich zu befreien und mit sehr viel Glück kam ich auch wieder an das Geld des Germanicers und konnte dann anschließend doch noch meinen Auftrag zu Ende bringen. So, jetzt weißt du´s! Bist du jetzt zufrieden?“ Mein Blick war noch immer herausfordernd, doch dann milderte er sich wieder. „Ich wollte doch nur, damit du dich nicht aufregst. Wenn ich dir erzählt hätte, das diese Kerle mich beinahe abgestochen hätten, dann hättest du doch bestimmt schreckliche Angst gehabt, oder? Ich will nicht, dass du dir deswegen auch noch Sorgen machen musst, mein Herz.“ Liebevoll küsste ich sie und hoffte innerlich, dass das Thema nun endlich durch war.


    Meine kleine Iduna wusste genau, was sie tun musste, damit ich verrückt nach ihr wurde. Ich liebte es, wenn sie sich an mich schmiegte und mir etwas zuraunte. In diesem Moment glaubte ich ihr aufs Wort, dass sie nur mir gehörte und niemand anderem. Ich beugte mich über sie und begann an ihrer Tunika herumzunesteln. Der Stoff störte mich. Sicher, ich hätte ihr auch einfach die Tunika nach oben schieben können und sie mir nehmen können. Doch ich wollte ihre Haut auf meiner spüren und ihre Rundungen liebkosen. „Oh ja, ich hab dich vermisst! Und wie!“ wisperte ich ihr zu. „Sehnst du dich auch nach mir?“

    Ich zuckte nur mit den Schultern, was konnte ich dafür, was geschehen war. Doch sie würde nicht locker lassen, das hatte ich jetzt auch begriffen. Angriffslustig stand sie dann auch vor mir und schien in mein Innerstes blicken zu wollen.„Was willst du von mir hören? Das ich dich verlassen wollte? Dass ich Angst hatte und mich deshalb die ganze Zeitversteckt hielt? Dass ich mich vor meiner Verantwortung drücken wollte? Ist es das, was du hören willst? Du weißt ganz genau, was ich dir geschworen habe, Iduna. Auch wenn ich nur ein Sklave bin, stehe ich dennoch zu meinem Wort und zwar zu jeder Silbe!“ Das sollte sie doch nun endlich verstanden haben! Oder was sollte ich sonst noch tun, um ihr zu beweisen, dass ich stets für sie da war und sie und das Kind niemals im Stich lassen würde.


    Es war verständlich dass sie wegen meiner Frage aufgebracht war. Ich hätte sie genauso gut fragen können, ob sie eine Hure sei. Ja, es war dumm von mir. Doch sie war mein Wertvollstes, was ich noch besaß. Sie und das Kind. „Es war einfach meine Eifersucht, mein Herz. Sie lässt mich Dinge sehen, die gar nicht da sind! Natürlich vertraue ich dir!“, versicherte ich ihr und ich wollte es jetzt in diesem Augenblick glauben. Nun war sie mir nah. Dabei sah sie mir immer noch tief in meine Augen.


    „Ich weiß genau, was ich will!“, raunte ich ihr zu und küsste sie, nachdem sie das Kind zugedeckt hatte. Schon zuvor hatte ich sie durch meine Küsse erzittern lassen. Ja, sie gefiel mir, so wie sie war. Sie sah nun weiblicher aus. Zwar war sie noch immer zart und zerbrechlich, doch glich sie nun nicht mehr einem Mädchen, sondern einer Frau.
    Langsam drehte ich sie zu mir um, küsste sie noch einmal und trug sie dann hinüber zu ihrem Bett, auf das ich sie sanft bettete. An den Iulier wollte ich nun nicht mehr denken. Er sollte sich jetzt nicht auch noch zwischen uns stellen.
    Dort lag sie nun, Ich zögerte keinen Moment und entledigte mich meiner Tunika. Dabei versuchte ich den Dolch in meiner Kleidung zu verbergen und hoffte, dass sie es nicht bemerkt hatte. Dann kam ich zu ihr auf das Bett und hoffte, sie würde mich nicht abweisen.

    Kaum hatte ich ihm eine verpasst, begann er mich aufs Übelste zu beschimpfen. Wobei ich aber die Hälfte nicht verstand. „Hä? Ja, genau Tartaros!“ Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, was das für ein Ort sein sollte, doch im Laufe der Zeit war dieser Begriff mir geläufig geworden und ich wusste, in welchem Zusammenhang er gebraucht wurde. Im Großen und Ganzen war dieser Kerl schon ein seltsamer Vogel! Denn ich musste ziemlich verwirrt aus der Wäsche geguckt haben als dieser Wortschwall aus seinem Mund herausspritzte. Wenn das seine Masche war, um mich zu verwirren, dann war ihm das gelungen. Zu guter Letzt kam dann auch noch Eireann und meinte, er sei nicht derjenige, der Graecinas Sklavin das angetan hatte. Ob sie sich da so sicher war? Er behauptete zumindest, unschuldig zu sein. Doch wiederum habe er eine böse Tat nicht verhindert. Das sollte einer verstehen!


    Ja, ich hätte wirklich gerne zugeschlagen, doch dann mischte sich die Domina ein und pfiff mich zurück. Na schön, dachte ich und ließ ihn los. Ich war gespannt, was er zu erzählen hatte. hinterher konnte ich ihn noch immer Windelweich schlagen.


    Die Domina kniete sich indes vor ihre Sklavin und kümmerte sich um sie. Das war wirklich ein seltsames Bild, das sich mir und Eireann dort bot. Es schien, als sei ihre Sklavin weitaus mehr für sie, als nur eine Leibeigene.