Nachdem seine beiden Anverwandten bereits vorgesprochen haben, ist schließlich auch die Reihe an Flavius Fusus. Ihm selbst kommt die vom Rhetor erläuterte Technik sehr entgegen, da seine Gedankenwelt stark von Bildern dominiert wird und stupendes Auswendiglernen bislang stets einen wahren Graus für ihn dargestellt hatte. Nun jedoch wird diese verhasste Übung auf einmal zu einer kreativen Herausforderung und mit begeistert funkelnden Augen hat er sich über die ganze gegebene Zeit hinweg mit gänzlich neuer Motivation dem vorgegebenen Text gewidmet. Auf jeglichen Beistand seiner Sklavin hat er dabei verzichtet und sich auch mit keiner Frage oder gar Bitte um Hilfestellung an die Schulkameraden gewandt. Für diese eine Aufgabe entwickelt er rasch den Ehrgeiz, sie ganz aus eigener Kraft zu lösen.
Als er schließlich an der Reihe ist, sein 'Werk' der Klasse vorzutragen, kann man ihm dieses Vergnügen an der kleinen Arbeit sowohl ansehen als auch anhören. Mit einem enthusiastischen Unterton rezitiert er seinen Text - wenn auch nicht wortgetreu, so hat er ihn doch inhaltlich vollständig memoriert. Sein Vortrag wird durch einen leidenschaftlichen Tonfall unterstrechen, welcher die Dramatik der Ereignisse untermalen soll.
"Es herrscht Krieg zwischen den Vögeln und den Erdtieren! Die Schlacht tobt und der Sieg scheint ungewiss, jedoch scheinen dann die Vögel den Kampf zu verlieren... Die Fledermaus bemerkt dies und will die Möglichkeit nutzen, sich rasch auf die Seite der Sieger zu schlagen. Sie wählt die der Erdtiere und schließt sich ihnen an... Doch es stellt sich heraus, dass das Schicksal auf der Seite der Vögel ist und sie endgültig den Sieg erlangen. Die Fledermaus erkennt ihren Irrtum, wird aus der Gesellschaft der Vögel verstoßen und wagt fortan ihre Flüge nur noch bei Nacht."
Zufrieden strahlend erläutert er im Anschluss noch seine gedankliche Herleitung dieser Handlung: "Zunächst habe ich ein Atrium betreten, in dessen Mitte ein Gladius als Zeichen des Krieges liegt. Darunter befindet sich ein Mosaik von einem einzelnen Vogel zur linken Seite und rechts einer Vielzahl von Erdtieren, um deren scheinbare Überlegenheit auszudrücken. Eine Fledermaus taucht aus dem Himmel herab und in das Atrium ein, um sich nach einer geflogenen Spirale für die rechte Seite - die der Erdtiere - zu entscheiden und eine dort angrenzende Türe zu durchfliegen. Ich folge ihrem Weg und begegne im nächsten Raum einer Statue der Göttin Victoria, auf deren gehaltenen Siegeskranz ein einzelner Vogel sitzt und ein triumphierendes Liedchen trällert. Von der zuvor noch fliegenden Fledermaus hingegen gibt es keine Spur, sondern lediglich den stummen Hinweis in Gestalt eines offenen, dunklen Fensters, welches in die Nacht hinaus führt."
Mit diesen Worten überlässt Fusus weiteren Mitschülern die 'Bühne' und begibt sich guten Mutes zurück an seinen Platz, nicht ohne einen freundlichen Blick mit Gracchus zu tauschen und diesen auch für seinen Vortrag mit einem leise geraunten Wort zu loben.