Beiträge von Susina Alpina

    Alpina war mit ihrem Sklaven Leonides zu den Gladiatorenspielen gegangen. Wie üblich mussten die Frauen und Sklaven in den obersten Rängen Platz nehmen. Die Sitzreihen waren schon sehr gut gefüllt, doch nach einigem Suchen fanden die beiden zarten Personen noch ein Plätzchen. Alpina hatte ein Sitzkissen und eine Brotzeit eingepackt, denn es würde wohl ein langer Tag werden und die verlockenden Köstlichkeiten, die es im Theater zu kaufen gab, waren ihr zu teuer. In ihrer früheren Heimat Raetia hatte sie erst einmal ein ähnliches Ereignis miterlebt. Auch wenn ihr die Menschen und Tiere leid taten, die in der Arena verletzt oder getötet wurde, so war sie doch von der Faszination gepackt, die sich auf den Zuschauerrängen einstellte, sobald das erste Tier den Sand der Arena betrat. Gebannt beobachtete sie das Geschehen.

    Alpina begrüßte den Aedil und musste über seinen Berlicht laut lachen.
    "Wie Du ihn dazu überredet hast, den Tee zu trinken, spielt ja keine Rolle. Hauptsache ist, dass die Wirkung gut war! Ich freue mich über diese Erfolgsmeldung. Soll ich Dir noch eine Portion der Teemischung mitgeben für die nächste Verhandlung?"

    "Er hat uns zu den Saturnalien verlassen," stellte Alpina klar. Dann bedankte sie sich für die Bemühungen des Petroniers.
    "Vielen Dank für Deine Hilfe. Wenn ich wüßte, was aus ihm geworden ist, könnte ich mit dem Thema abschließen. So ist immer die Unsicherheit da, dass er auf dem Weg zu seiner Einheit bei einem Unfall oder einem Überfall ums Leben gekommen ist. Hat er nur einen einfachen Weg gesucht meine Mutter zu verlassen, muss ich das akzeptieren. Dann ist es eben so."


    Sie wandte sich in Richtung der Taberna medica.
    "Komm mit in die Taberna medica. Dort mische ich Dir die Salbe direkt an. Die Kräutermischung für den Trank habe ich vorrätig. Ich gebe Dir beides gleich mit."

    Jetzt war es Alpina, die die Achseln zuckte.
    "Er hat nur gesagt, dass er nach Mogontiacum versetzt wurde..."


    Sie ahnte schon, dass ihre Suche aussichtslos war. Doch wie auch immer die Suche nach ihrem Vater ausgehen würde, sie begann sich gerade ein neues Leben in Mogontiacum aufzubauen. Und sie hatte viel Glück. Sie war in Mogontiacum auf viele hilfreiche Menschen getroffen, die ihr das Ankommen in einem selbstbestimmten Leben leichter machten.
    Alpina beschloss, sich nicht von trüben Gedanken bestimmen zu lassen. Also lächelte sie den Pontifex an.


    "Wenn Du etwas von Titus Ollius Festus hören solltest, lass es mich wissen. Aber jetzt sieh zu, dass Du Deine Muskelverhärtung auskurierst! Einen kleinen Gefallen kannst Du mir aber noch tun, wenn Du möchtest. Wenn die Behandlung anschlägt und Du zufrieden bist, empfehle mich weiter. Ich kann gute Mundpropaganda brauchen. Schließlich muss ich für mich selbst sorgen."

    Alpina beeilte sich, den Pontifex zu beruhigen.
    "Nein, nein. "Rheumatische Beschwerden" heißt nur so viel wie Schmerzen in den Gelenken oder in der Muskulatur. Und das trifft ja zu. Aber Du musst Dir keine Sorgen machen. Es wird bald wieder gut sein! Halte Dich nur an meine Anweisungen! Dann heißt es einfach nur abwarten, Tee trinken und massieren lassen."
    Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Doch bald wurde sich wieder nachdenklich.
    "Hm, er diente in der Ala Prima, unlängst aber wurde er hierher versetzt, so hat er zumindest meiner Mutter und mir gesagt. Deshalb sind wir ihm nach Mogontiacum gefolgt. Aber leider kann ich ihn hier nicht finden. Ich habe bereits bei der Legio II Germanica gefragt, aber sie kannten ihn dort nicht. Und auch Atius hat ihn bei der Ala II Numidia nicht ausfindig machen können. Meine Mutter ist bereits enttäuscht abgereist. Ich halte die Stellung und versuche ihn zu finden. Hast Du eine Idee, wie ich das anstellen könnte?"

    Alpina sah, dass sie den Pontifex mit ihren Anweisungen überrollt hatte. Sie begann zu erklären.
    "Die Weidenrinde wirkt schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Brennnessel ist ein beliebtes Heilkraut bei vielerlei Beschwerden, vor allem aber bei rheumatischen Beschwerden. Die muskuläre Überlastung und das feucht-kalte Wetter auf der Reise und in Mogontiacum haben Deine alte Verletzung aktiv werden lassen. Trink einfach 2-3 mal am Tag einen Becher von diesem Gebräu. Es schmeckt nicht mal schlecht. Und falls doch mische ich Dir noch ein paar Geschmacksverbesserer dazu."


    Sie gab ihm einen Wink, dass er ihr wieder in die Taberna medica folgen solle, damit sie die Rezeptur für den Trank und die Salbe mischen konnte. Auf dem Weg ging sie auf seine erste Frage ein.
    "Meine Familie stammt aus einem Nest namens Bratananium, aber aufgewachsen bin ich in Augusta Vindelicum. Dort war mein Vater Soldat bei den Singulares Legati. Ich habe dort die Schule besucht und kann sogar ein wenig Griechisch."
    Alpina war stolz darauf. Es war nicht üblich, dass man in Raetia ein Mädchen in die Schule schickte, zumal sie keine Römerin war. Sie war ihrem Vater darum sehr dankbar, dass er ihr den Schulbesuch ermöglicht hatte.

    Sie wandte sich ab, damit der Pontifex sich entkleiden konnte und als sie sich ihm wieder zuwandte, zeigte er auf seinen Oberschenkel.
    Alpina atmete tief durch, dann trat sie beherzt an den entblößten Oberschenkel des Mannes und tastete ihn ab. Zum einen waren muskuläre Verhärtungen zu spüren zum anderen auch ein dicker Kallus, der offenbar von einer Fraktur des Oberschenkelknochens herrührte. Alpina konnte spüren wie Crispus unter ihren prüfenden Griffen zusammenzuckte. Die ganze Region war schmerzhaft.
    Schließlich nickte sie und begann dem Pontifex zu erklären, was sie getastet hatte.


    "Ich nehme an, dass die Muskulatur des Oberschenkels durch eine mechanische Belastung so gegen die alte Frakturzone gerieben wurde, dass sie sich entzündete. Du wirst sowohl innerliche wie äußerliche Maßnahmen ergreifen müssen. Ich werde Dir eine Salbe mischen, mit der Du die Muskeln großflächig massieren solltest. Sie fördert die Durchblutung und hilft so die Verspannungen zu lösen. Gleichzeitig solltest Du Wechselgüsse in der Therme vornehmen lassen und gleich im Anschluss an die Badeprozedur lass Dir vom Tractator die Salbe einmassieren. Dazu gebe ich Dir einen speziellen Trank, der Weidenrinde und Brennnessel enthält. Den solltest Du mindestens 2-3 mal am Tag trinken. Du überbrühst die Kräuter mit kochendem Wasser und lässt sie einige Zeit ziehen, dann kannst Du ihn trinken. Die Beschwerden sollten in zwei Wochen besser sein. Wenn es nicht so ist, komm wieder, dann finden wir eine andere Rezeptur."

    Alpna bestätigte seine Vermutung.
    "Ich stamme tatsächlich aus Raetia am Fuße der Montes Alpes."


    Als sie seinen suchenden Blick sah, wurde ihr bewußt, dass ihre Taberna medica keine Rückzugsmöglichkeit für die Patienten bot. Sie errötete schuldbewußt und versuchte mit einem Vorschlag die prekäre Situation zu umschiffen.
    "Wenn Du möchtest, kann ich mir die Verletzung in den Räumen der Casa Atia ansehen. Möchtest Du mir folgen?"


    Sie nahm ihm den Mantel ab und führte ihn durch die kleine Tür im Hintergrund des Verkaufsraums in den Wohnbereich der Casa Atia. Dort wies sie ihm die Kline des Hausinhabers als passendes Möbel auf dem er ihr die alte Verletzung zeigen konnte.

    Alpina lächelte den neuen Kunden an.
    "Salve, mein Name ist Alpina. Wie kann ich Dir helfen?"


    Sie versuchte souverän zu klingen und sich nicht anmerken zu lassen, dass die Anwesenheit des Ponifex sie nervös machte. Schließlich war er ein angesehenes Mitglied des Stadtrates und sicherlich eine bevorzugte Behandlung gewöhnt.

    Wie viele andere, die nicht zu den Decuriones und den geladenen Gästen gehörten, reihte sich Alpina an der Tempelküche in die Schlange ein, um ihren Anteil vom Opferfleisch zu bekommen. Es roch köstlich! Sie konnte sich kaum erinnern, wann sie das letzte Mal Fleisch gegessen hatte. Als sie an der Reihe war, erhielt sie ihre Fleischportion und bekam dafür einen Strich auf die Hand gemalt. Das Gedränge war beängstigend und Alpina musste zusehen, dass sie ihren Anteil vor den gierigen Fingern einiger Bettler in Sicherheit brachte. Sie eilte nach Hause, um ihr Opfermahl in Ruhe verspeisen zu können.

    Alpina sah, dass viele der geretteten Bewohner des mittlerweise völlig zerstörten Hauses vor Kälte und Erschöpfung zitterten. Es war an der Zeit, ihnen eine warme Decke und ein Dach über dem Kopf zu gewähren.


    "Wenn keine weiteren Verletzten zu behandeln sind, würde ich nun zur Casa Atia aufbrechen. Ich weiß nicht, wer von euch mit mir gehen möchte, aber Brimheriwan würde ich wegen der vielen Brandwunden gerne unter meiner Obhut wissen. Die Verbände sollten häufiger gewechselt werden und womöglich sind noch weitere Wundumschläge notwendig." Sie blickte in die Runde der erschöpften Helfer. "Wer geht noch mit?"

    Zitat

    Beinahe hätte er die junge Frau übersehen, die beim Aedil und dem Centurio stand. "Ach und du bist...? Danke auch dir für die Hilfe!" Er nahm auch Alpinas Hand und schüttelte sie voll Dankbarkeit.


    Alpina schüttelte dem Mann die Hand.
    "Mein Name ist Alpina. Ich bin Obstetrix und habe eine Taberna Medica in der Casa Atia. Falls Du oder Deine Familia noch Wundheilsalbe braucht oder ich mich später noch einmal um die Brandwunden kümmern soll, könnt ihr einfach zu mir in die Casa Atia kommen. Braucht noch jemand eine Unterkunft für die Nacht? Die Casa ist nich groß, aber ich kann sicherlich ein paar Menschen Obdach gewähren."

    Alpina wandte sich an den Sklaven, den Corvinus ihr mitgebracht hatte. Sie lächelte den älteren Mann an.



    "Möchtest Du mir vielleicht Deinen Namen nennen?", fragte sie vorsichtig.


    Er lächelte mit einem schon etwas lückenhaften Gebiss und antwortete:
    "Mein Name ist Leonides. Ich stamme aus Griechenland."


    Alpina nickte.
    "Ich freue mich, Dich in der Casa Atia aufnehmen zu dürfen."

    Alpina musste lächeln.


    "Glaub mir, ich bin ganz froh eine Frau zu sein!"


    Das Lob tat gut. Alpina freute sich, dass ihre Arbeit geschätzt wurde. Sie kehrt zum Thema zurück.


    "Die Fäden sollten in spätestens einer Woche gezogen werden. Wenn Du in nächster Zeit nicht weiter weg sein solltest, kann ich das gerne übernehmen."


    Sie begann sich an die Besuche des spöden Centurios zu gewöhnen.

    Corvinus Stimme rief ihren Namen. Sie hallte durch die vielen Rufe der Helfer, die nach wie vor versuchten, ein Übergreifen des Brandes auf die umliegenden Häuser zu verhindern. Alpina sah sich suchend um. Dann erblickte sie den Centurio, der neben einem alten Mann stand. Er winkte ihr. Scheinbar brauchte er ihre Hilfe.


    Sie versicherte sich, dass sie im Augenblick dort nicht mehr gebraucht wurde und eilte an die Seite des Centuios. Zu ihrer Überraschung stand auch der Aedil Pacatus bei ihm.


    "Wie kann ich helfen? Ist jemand verletzt?"

    Super! Vielen Dank für die Informationen! Dann bitte ich jetzt darum, mich erstmal als Angestellte aus meiner Taberna Medica zu entfernen, damit ich meinen neu "erworbenen" Sklaven einstellen kann!
    Danke!

    Ich habe SimOn einen Sklaven geschenkt bekommen. Da er aber noch namenlos ist, konnte ich ihn nicht als meinen Untergebenen ins Control Panel eintragen. Muss ich ihn irgendwo anlegen, um ihn offiziell als meinen Sklaven führen zu können? Ich würde ihn dann gerne in meinem Betrieb mitarbeiten lassen.

    Alpina bat Corvinus sich hinzusetzen, damit sie einen Blick auf die Narbe werfen konnte. Sie öffnete den Verband. Tatsächlich war die Narbe im vorderen Bereich sehr gut verheilt und kaum noch gerötet. Über dem Ohr und knapp dahinter war sie noch ein wenig gerötet und am Verband konnte man sehen, dass etwas Blut und Wundsekret ausgetreten war.
    Sie nahm sich eine Schüssel, mischte Wasser und Essig und tauchte einen frischen Lappen in die Flüssigkeit. Dann reinigte sie sorgfältig die Wunde.


    "Nun ja, die Wunde heilt gut. Du hast Recht, dass der hintere Teil noch etwas nässt. Ich werde etwas von meiner Wundheilsalbe auftragen und Dir den Rest mitgeben. Dann erneuere ich den Verband."
    Sie tat, wie sie gesagt hatte und verband Corvinus neu.
    "Willst Du zum Fäden ziehen zu mir kommen oder es beim Medicus Deiner Legio machen lassen?", fragte sie.

    Alpina wusste gar nicht wie sie Corvinus danken sollte. Sie stellte fest, dass unter der harten Schale des Soldaten ein weiches Herz versteckt war. So spröde, wie er wirkte, war er gar nicht.
    Um ihm die Sache nicht zu peinlich zu machen, bedankte sie sich ganz respektvoll bei ihm.


    "Du hast natürlich recht, dass ich sehr gut einen Sklaven gebrauchen kann. Wie Du so richtig festgestellt hast, bin ich hier sehr angebunden und ich hoffe natürlich auch, bald in meiner Tätigkeit als Hebamme mehr zu tun zu haben. Ich danke Dir also von Herzen für dieses Angebot. Und gerne werde ich Dir den Mandragorawein zur Verfügung stellen. Versprich Du mir aber auch, dass Du ihn maßvoll gebrauchst..."


    Sie suchte seinen Blick und versuchte in seinen Augen zu lesen, ob er schon von der psychoaktiven Wirkung des Gebräus abhänig war. Doch er wich ihrem investigativen Blick aus.
    Also beeilte sie sich, ihn nach seiner Wunde zu fragen.


    "Wie sieht die Wunde aus? Ist sie noch gerötet? Darf ich vielleicht einen Blick darauf werfen?"

    Alpina beeilte sich zu dem Mann zu laufen, der ihr genannte wurde. Sie sah sofort die Verbrennungen, die durch herumfliegende Glut und heiße Asche hervorgerufen worden waren. Sie kniete sich neben den jungen Mann, dessen rechte Körperhälfte mit diversen Brandwunden übersät war. Er hatte das Ausmaß seiner Verletzungen noch nicht realisiert und versuchte nach wie vor, den bereits außer Kontrolle geratenen Brand zu löschen.
    Nur mühsam ließ er sich von Alpina dazu bewegen, sich verbinden zu lassen.


    "Komm mit mir!", bat sie ihn und zog ihn beiseite. "Ich habe Verbandsmaterial dabei und werde jetzt Deine Wunden versorgen. Ich bin zwar kein Medicus, aber erfahren genug im Umgang mit Heilkräutern und Wunden, dass Du Dich getrost meinen Händen überlassen kannst."


    Zunächst riss sie die zerfetzte Kleidung von den Körperregionen, die mit Brandverletzungen bedeckt waren. So konnte sie einen Überblick über die Schwere der Verletzungen bekommen. Manche waren nur oberflächlich, einige jedoch hatten kraterartige Vertiefungen. Das verbrannte Fleisch war schwärzlich, die Wundumgebung stark gerötet. Alpina seufzte. Gerade diese tiefen Wunden würden nicht einfach zu behandeln sein und ihre Ausdehnung vergrößerte die Gefahr einer Wundinfektion.
    Sie nahm einen Becher aus dem Korb und ließ ihn mit Wasser füllen. Dann gab sie Essig dazu. Damit tränkte sie frische Stoffstreifen, die sie aus ihrem Korb holte. Mit dem Essigwasser konnte sie Umschläge machen, die zum einen die Wunden reinigten und außerdem einen kühlenden und abschwellenden Effekt hatten. Nachdem sie die Umschläge aufgelegt hatte, bereitete sie eine Wundpaste aus Honig und Myrrhenharz. Sie wechselte die Umschläge eins ums andere mal. Erst als sie das Gefühl hatte, dass die Wundhitze etwas weniger geworden war, füllte sie die tiefen Brandwunden mit der Paste und verband sie. Auf die leichteren Verbrennungen trug sie ihre bewährte Wundsalbe auf.


    "Ich muss unbedingt morgen nocheinmal die Wunden ansehen. Es kann immernoch zu einer Wundinfektion kommen. Wo finde ich Dich?"