Curio genoss den Moment. Das erste Mal ganz alleine unter sich, das erste Mal als Mann und Frau, das erste Mal so nah beieinander, ohne auch nur eine Spur von irgendeinem schlechten Gefühl. Mit einen angenehmen Schauern spürte er ihre Haut an der seinen, ihren Atem an seiner Wange, hörte ihre Stimme ohne jegliche Furcht vor dem, was morgen sein würde (eine Angst, die sie bis heute immer gehabt hatten, denn trotz aller Zusagen, aller Versprechen, aller Abmachungen: Erst heute war klar, dass diese Beziehung vorerst sicher war). Es war ein Moment absoluten Wohlbehagens, einer der mit Abstand zu den schönsten Momenten seines bisherigen Lebens gehörte.
Kurz stieg allerdings Verwirrung in ihm auf, als Silvana nun endgültig alle Hemmungen von sich zu streifen schien. Eine seiner Augenbrauchen hob sich. Hatte er ihr trotz allem zu viele Hoffnungen gemacht? Schließlich war es im Lupanar vor allem darum gegangen, wie er das erste Mal mit seiner Frau erleben konnte, ohne ihr die Lust auf ein zweites Mal und noch viele andere Male zu nehmen. Gut, da hatte es eine Sache gegebem, ein Spiel, oder besser ein Wettkampf, den er mit der keltischen Lupa ausgefochten hatte, doch konnte er wirklich so mit Silvana umgehen, die ja nicht irgendeine Frau, sondern seine Frau war? Und selbst wenn er sich für ein Ja entscheiden würde, blieb immer noch die Frage, ob er die Kondition, die für dieses Spiel notwendig war, nach diesem langen und anstrengenden Tag und dem doch relativ erfolgreichen ersten Mal, überhaupt noch zusammenbrachte. Der junge Helvetier zweifelte daran, doch als sich Silvana noch enger an ihn schmiegte, so nah, dass er erneut ihr pochendes Herz spüren konnte, das in heller Aufregung auf ein zweites Mal zu rasen schien, und ihm einen schier endlos langen Kuss anbot, den er nur zu gerne erwiderte, schaffte sie es doch tatsächlich, dass sich etwas bei ihm rührte.
Ohne Frage wollte er sich nochmal mit ihr vereinigen, wollte nochmal diesen Moment erleben, den sie erst vor einigen Minuten miteinander geteilt hatten, dieses Mal aber ohne die prüfenden Blicker irgendwelcher Zeugen, sondern ganz für sich. So strich er sanft mit dem Handrücken über ihre Seite, spürte ihre Armbeuge, den Brustansatz und schließlich die leichte Rundung ihrer Hüfte. Eine wunderschöne Frau lag dort neben ihm, doch war das nicht ihr einziger Reiz. Es war viel mehr. So viel mehr. Daher nahm er noch während des Kusses, ohne dass sich ihre Lippen voneinander lösten, seine Stellung ein. Der junge Helvetier wollte es wenigstens noch einmal versuchen und selbst wenn es nicht dieses Spiel war, das ihm damals im Lupanar aufgedrängt worden war - das konnte er sich immer noch für morgen oder auch später aufheben, zumal ihm daafür heute einfach die Energie dafür fehlte - war es doch wieder ein Moment von Liebe, gemeinsam erlebter Extase und der unleugbaren, auf mehreren Ebenen stattfindenden Anziehung zu seiner Frau, den er jetzt grade unter allen Umständen ein weiteres mal erleben wollte.
Als Curio am nächsten Morgen erwachte, war er für einige Augenblicke orientierungslos. Er lag nicht allein im Bett, sondern hielt Silvana in seinem Arm, die eng an ihn geschmiegt, ruhig atmete und noch zu schlafen schien. Moment, durften sie das überhaupt? Hatten sie etwa... Doch dann wurde ihm klar, dass es tatsächlich kein Traum gewesen war, dass sie seit gestern Mann und Frau waren und dabei alle Herausforderung annehmbar gemeistert hatten. Für einen Augenblick schloss er dir Augen und ließ die angenehme Berührung ihrer Körper auf sich wirken und sog ihren Duft auf. Dann zog er, so vorsichtig wir möglich, um sie nicht zu wecken, die Bettdecke ein bisschen höher und zog sie dann, immer noch sehr vorsichtig, wieder eng an sich heran. Es war seine Ehefrau, die hier neben ihm lag. Die wunderschöne, intelligente und begabte Duccia Silvana, die sich aber viel lieber bei ihrem germanischen Namen Runa nannte.