Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Einige Stunden später, in den Thermen hatte sich Curio umfangreich waschen können, zurück in der Casa Helvetia ging es nun ans Ankleiden. Eine neue Untertunika in neutralem weiß und ebenso neue Sandalen gehörten zur ersten und einfacheren Wahl. Die Wahl der Toga hingegen war, trotz der recht kleinen Auswahl nicht so einfach. Immer wieder hielt sich Curio das zusammengefaltene und dadurch noch handliche Stofftücher an die Untertunika und schüttelte den Kopf. Hinter ihm stand, schweigend und immer wieder die Togae anreichend, Acanthos und beobachtete die offensichtliche Verzögerungstaktik des jungen Helvetiers. Schon in den Thermen war dem Macedonen aufgefallen, dass die Nervosität bei Curio von Minute zu Minute stärker geworden war. Und jetzt... konnte er sich nicht entscheiden, welche der drei Togae, die für den Tag in Frage kamen - die schwarze Trauertoga hatte glücklicherweise nicht auch noch zur Wahl gestanden -, die richtige sei. Dabei sahen sie, wenn man von kleinen Schattierungen absah, komplett gleich aus. Irgendwann wurde es dem Sklaven zu bunt, was bei drei Togae in verschiedenen Grauschattierungen, schon reichlich schwer war, legte die beiden dunkleren beiseite und stellte sich mit der hellsten neben den Helvetier. Curio besah sich die ausgewählte Stoffbahn und setzte einen kritischen Blick auf.


    Hmm... Bist du sicher?


    Der Sklave atmete hörbar aus und begann damit, dem Helvetier die Stoffbahn umzuwickeln.


    Ja, bin ich. Denn wenn du die Entscheidung noch länger hinauszögerst, kommst du zu spät zu deiner eigenen Hochzeit, Helvetius.


    Curio breitete derweil die Arme aus und nickte unsicher.


    Einigen würde das sicherlich gut gefallen, Acanthos.


    Curio warf einen Blick zur Tür, da er eigentlich schon damit rechnete, dass irgendwer nach ihm sehen würde. Denn tatsächlich war er schon ein wenig spät dran für den Aufbruch zur Villa Duccia. Nicht zu spät, denn Acanthos sorgte grade dafür, dass nicht auch noch der letzte Zeitpuffer ausgereizt wurde, aber trotzdem spät genug, dass ihn jemand an den Aufbruch erinnern könnte.


    Das glaube ich kaum, denn du hast doch selber dafür gesorgt, dass alle Zweifel ausgeräumt wurden


    Nachdem das Umlegen abgeschlossen war, fuhr der Macedone nun damit fort, die Falten der Toga zu betonen. Auch hier hielt Curio still, blickte dann aber irgendwann zu seinem Sklaven hinüber.


    Ich danke dir für alles, Acanthos. Wirklich.


    Überrascht von den Worten blickte der Macedone auf. Von Anfang an war er dabei gewesen und hatte ihnen bereits bei den bedeutsamen Vinalia den Rücken freigehalten. Auch danach hatte er viel getan, wobei er dabei allerdings nicht der einzige gewesen war. Dennoch tat der Dank gut und war vor allem ein weiteres Zeichen des gegenseitigen Vertrauens.


    Nun, das ist ja auch meine Aufgabe. Aber nun müssen wir auch los, die Familie wartete bestimmt bereits im Atrium auf dich.


    Und so verließen die beiden das helvetische Schlafzimmer, um mit der gesamten Familie zur Villa Duccia aufzubrechen.

    Viel geschlafen hatte Curio in der vergangenen Nacht nicht. Wie hätte er auch schlafen können, wenn am nächsten Tag sein Tag der Tage sein würde. Heute also war es soweit. Ein fast endloses Warten bekam heute doch noch ein gutes Ende, auch wenn er es irgendwie noch nicht so ganz glauben konnte. So war er schon seit der Morgendämmerung wach, saß in seinem Cubiculum und hielt die Feder der Venus in der Hand. Vorsichtig strich er mit den Fingern darüber, dreht sie mit den Fingern und legte sie schließlich, nachdem er nun eine ganze Zeit so gesessen hatte, wieder zurück auf ihren Platz. Als nächstes fiel ihm der steinernen Anhänger mit dem helvetischen Widder ins Auge. Umrahmt wurde er durch eine zur Seite geöffnete Schlange, die heute Abend nun endlich ihr Gegenstück finden würde. Auch hier fuhren seine Finger das filigran gemeißelte Wappen ab und erspürten die kleinen Unregelmäßigkeiten, die diesen Handwerksarbeiten immer ihren ganz eigenen Charakter verliehen.


    Nachdem er sich dann etwas Wasser in einen Becher gefüllt und ihn in einem Zug leer getrunken hatte, klopfte es endlich. Curio hielt einen Moment inne und rief dann Acanthos herein. Der staunte nicht schlecht, als er den Helvetier bereits voll angekleidet vorfand, verlor aber bis auf ein verschmitzes Schmunzeln keinen Kommentar dazu. Stattdessen machten sich beide bereit für den ersten Gang, denn für den Morgen stand ein Besuch in den Thermen auf dem Plan. Schließlich wollte auch Curio bei seiner Hochzeit eine gute Figur machen und das nicht nur dadurch, dass er die germanischen Riten zu aller Zufriedenheit vollzog.

    Kaum, dass sie die Canabae verlassen hatten und auf die breite, gut ausgebaute Handels- und Reisestraße hinaustraten, wurde Curio die Stille unangenehm. Ein kurzer Seitenblick zu seinem Bruder, der schweigend neben ihm herlief und sich umsah, um sich ein paar Wehmarken zu merken, und schon versuchte er eher schlecht als recht das Gespräch zu eröffnen.


    Sag, Titus, ist auf dem Gut alles in Ordnung? Soweit ich weiß kümmerst du dich ja jetzt noch mehr um Anbau und Produktion.


    Fragend blickte Curio seinen jüngeren Bruder an. Natürlich hatten seine Mutter und seine Schwester bereits ein wenig erzählt, doch merkte er schnell, dass sie der Weinanbau kaum interessiert. Cornutus war da der Experte in der Familie.


    Ja, alles gut.


    antwortete Cornutus einsilbig und schien deutlich interessierter an der Umgebung zu sein, als an diesem Gespräch. Sein Blick schweifte ab, als suchte er irgendwas, mit dem er sich beschäftigen konnte. In den letzten Tagen war er viel in der Umgebung unterwegs gewesen, hatte Weingüter und Züchter besucht und sich mit den Weinbauern unterhalten, um neue Kontakte zu eröffnen. Meistens ging er früh los und kam erst spät wieder im Haus an. Curio indessen war ebenfalls viel beschäftigt. Neben seine Arbeit im Tempel traten noch die Hochzeitsvorbereitungen hinzu und seine Lobbyarbeit in der Lokalpolitik. Gesehen hatten sie sich nur selten, eigentlich sogar fast gar nicht.


    Während Cornutus in der Umgebung umherblickte, blieb Curios Blick auf ihn gerichtet. Er kannte diesen Weg von zahlreichen Gängen zu Salutationes und Besuchen sehr gut, die Umgebung nahm er teilweise gar nicht mehr war, ganz im Gegensatz zu seinem Bruder. Zu ihrer rechten erschien nun das Drususdenkmal und zu ihrer linken das Theater der Stadt. Erneut versuchte Curio nun nach einer kurzen Stille eine Gesprächseröffnung.


    Und wie laufen die Geschäfte? Was machte der alte Ortwin ist er immer noch so erfolgreich, unsere Waren unter den Mann zu bringen?


    Doch auch hier folgte nur ein kurzes


    Mhm...


    seines Bruders. Natürlich konnte sich Curio denken, was los war und dennoch wollte er es noch nicht so ganz wahrhaben. Daher blickte auch er nun erstmal nach vorne auf den Weg. Irgendwie musste es doch klappen...

    Curio nickte auf ihren Vorschlag hin, noch etwas im Wildgarten zu bleiben, und so schlenderten sie Hand in Hand über die ausgetretenen Wege und achteten darauf, dass sie immer im Blickfeld der Knechte blieben, die außerhalb der Gebäude ihre Arbeiten verrichteten. Auch wenn sie bei ihrem Spaziergang, der sie auch wieder am Wasserfall vorbeiführte, die wie schon beim letzten Mal laut rauschte, ständig unter Aufsicht waren, blieben sie doch ganz für sich. Niemand störte sie, die Knechte, an denen sie vorbeikamen, nickten ihnen nur zu oder grüßten Silvana und ihn knapp und widmeten sich dann wieder ihrer Arbeit und so war auch dies wieder ein kleiner Vorgeschmack auf ihre Ehe. Waren sie erstmal verheiratet, mussten sie nicht mehr darauf achten, in irgendjemandes Blickfeld zu bleiben und Curio könnte sich dann auch die vielen Orte zeigen, die ihm Silvana, wie sie sagte, ohne Aufsicht gerne zeigen würde. Lange mussten sie darauf nicht mehr warten und das Zugeständnis ihrer Eltern, sich mindestens einmal die Woche sehen zu dürfen, war stets ein gelungener Anlass für die beiden, genau dafür zu üben.


    Ach, in der Casa geht im Moment alles drunter und drüber. Alpina, Mutter und Lana sind noch gut mit ihren Kleidern beschäftigt, Vater übt die kurzen Einwürfe, die er während der Trauung sagen muss und natürlich mussten wir noch genug Getränke für den Umtrunk am Abend besorgen. Mutter und Alpina haben zudem ein gutes Mittelding gefunden, bei dem sie beide die Vorbereitungen leiten, Alpina sich aber nicht überarbeitet und sich schont. Da hattest du ja drum gebeten.


    Er machte eine kleine Pause und blickte Silvana mit dem Anflug einer Frage an. Sie hatte ihm bisher nicht erzählt, warum ihr die Bitte so wichtig gewesen war, ja, sogar so wichtig, dass sie selbst sie offenbar noch unterstreichen musste, indem sie Alpina selbst aufgesucht hatte. Auch diese hatte letztlich kein Wort darüber verloren, aber Curio hatte das Gefühl, dass sie erst dann anfing, die Bitte richtig ernstzunehmen, nachdem Silvana bei ihr gewesen war. Dennoch, auch wenn die beiden Goden ihm grade nch gesagt hatten, dass er mit ihr gemeinsam ihre Visionen durchsprechen sollte, war er noch nicht weit genug, auch wirklich darauf zu bestehen, dass sie ihm alles erzählte, was ihr die Götter einflüsterten. Es musste also noch von ihr kommen und wenn sie darüber sprechen wollte, wäre er da.


    Der Brautlauf ist aber schon so weit vorbereitet, dass er ohne Probleme verlaufen kann. Mein Bruder Titus wird die Fackelträger an der Spitzer anführen, hinter uns tragen Alpina und Lana Spindel und Rocken. Tullus, du kennst ihn ja, er ist ein sehr guter Freund von mir und Aedituus im Marstempel, wird mit seiner Familie dafür sorgen, dass an alle Gäste und die Menschen am Wegesrand Bohnen verteilt werden und zuletzt ist auch alles für deine Begrüßung in der Casa Helvetia vorbereitet. Acanthos wird dafür sorgen, dass dort alles glatt läuft.


    Eigentlich waren sie fertig und die Hochzeit könnte schon morgen beginnen. Der Haushalt der Casa war für seine erste Feuertaufe gerüstet und nun würde sie zeigen, ob er auch größeren Veranstaltungen gewachsen war. Gerne hätte Curio noch eine Art Generalprobe dafür gehabt, aufgrund des Debakels um die Aufeckung ihrer Beziehung hätte die geplante Einweihungsfeier der Casa aber ohnehin nicht unter einem guten Stern gestanden. Nun also direkt die Hochzeit, bei der der Haushalt zeigen musste, dass er in Zukunft auch öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen gewachsen war...


    Und bei euch? Hier gibt es ja auch noch einiges vorzubereiten.

    gemeinsam mit


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/cornutusmms7m.jpg]| Titus Helvetius Cornutus


    Curio war froh, dass sich sein Bruder bereit erklärt hatte, den Brautzug als einer der drei Fackelträger anzuführen. Die Weißdornfackeln hatte Curio bereits eingekauft und an geeigneter Stelle für Ceres geweiht. Nun wollte Cornutus nur noch den Weg von der Villa Duccia zur Casa Helvetia ablaufen, damit er auch er wusste, woe er lang musste. Allzu kompliziert war das nicht, doch da die beiden Brüder dadurch das erste Mal die Möglichkeit hatten, sich ein wenig auszusprechen, hatte Curio angeboten, sich einen Nachmittag freizunehmen und den Weg abzugehen. Aufgrund der warmen Temperaturen trugen beide Brüder nur dünne Tuniken, als sie die Casa verließen.


    Der erste Weg führte nun erstmal von der Casa zur Villa Duccia. Sie hatten abgesprochen, dass Curio jetzt den Weg angeben solle, während Cornutus beim Rückweg vorausgehen würde. So gingen sie nun erstmal durch jenen Teil der Via Borbetomaga, der durch die Canabae führte, und ließen das südliche Stadttor zu ihrer Linken hinter sich. Dieser Teil der Straße war bereits breit ausgebaut und unterschied sich deutlich von den kleinen Seitenstraßen und -gassen. Die beiden Brüder aber schritten erstmal schweigend nebeneinander her. Irgendwie fand keiner der beiden einen vernünftigen Einstieg und so blieb es ruhig bis sie die Canabae verließen und damit auch schon den kompliziertesten Teil des Weges hinter sich ließen.

    Curio tat es Silvana gleich, kniete sich auf und lehnte seine Stirn an die der jungen Duccia. Dann hörte er auf die Segensworte der Gydja an, die er samt und sonders so hätte unterschreiben können. All das sollte genauso so zwischen Silvana und ihm sein nicht nur heute und morgen, sondern für den Rest ihres gemeinsamen Lebens. Einige Momente ließ er die Worte der Frau verklingen, bis ihm auffiel, dass sich nun auch Ragin erhob und sich zu seiner Frau stellte. Curio blickte hoch, stand auf und half Silvana ebenfalls dabei, aufzustehen.


    Wir danken euch und freuen uns darauf, euch bald wiederzusehen.


    antwortete er, blickte ihnen nach, während sie verschwanden und merkte erst jetzt, dass er grade das erste Mal für sie beide gesprochen hatte. Kaum, dass ihm das bewusst wurde, hörte er auch schon Silvanas Stimme. Mit einem Lächeln wandte er sich seiner Verlobten zu, die ihm einen lieblichen Kuss auf die Lippen gab, den er nur zu gerne erwiderte und blickte sie danach mit fröhlichen Augen an.


    Sie verstehen uns und das wofür wir stehen. Ich finde es großartig, dass auch du das sofort gesehen hast. Warum sollte ich da noch widersprechen?


    Erneut küsste er sie und da kein Räuspern folgte, fiel ihm auf, dass sie allein im Hain waren und damit gegen die wichtigste Regel ihrer Eltern verstießen, sich nur unter Aufsicht zu sehen. Auch wenn er es nicht wollte und das in seiner Körpersprache offensichtlich wurde, löste er sich von ihr, nahm sie an der Hand.


    Weißt du, es war grade das erste Mal, dass wir uns nicht rechtfertigen mussten. Wir konnten einfach so sein, wie wir sind, ohne Masken, ohne Verstellung. Wie ein Vorgeschmack auf das, was wir bald haben werden.


    Langsam setzte er sich mit ihr an der Hand in Bewegung, um weiter östlich einen Platz einzunehmen, wo sie Zeugen hatten, dass nicht unschickliches zwischen ihnen geschah. Leider war das noch nötig, doch bald würde das glücklicherweise unnötig werden.


    Hast du denn noch einen schönen Platz, wo wir noch ein bisschen beieinander bleiben können? Du weißt ja, dass wir noch ein bisschen aufpassen müssen.

    Es war so ungewohnt, auf Verständnis zu stoßen und zwar direkt, ohne dafür kämpfen oder lange darüber reden zu müssen, warum dieses Verständnis nötig war. Hier aber war alles so selbständlich und in Verbindung mit der innigen Nähe zu Silvana war der Moment einfach... perfekt. Curio nahm daher dankbar zu Kenntnis, dass sich die beiden Goden um alles weitere kümmern würden und auf Curio und Silvana nur die üblichen Hochzeitsvorbereitungen zukamen und bestägtigte mit einem freundlichen Nicken die Art der Beziehung zu der jungen Duccia.


    Ja, richtig. Es ist so viel, was bei uns zusammenkommt, wie genießen nicht nur die gemeinsame Nähe, wie lernen auch viel voneinander über die jeweils andere Kultur. Es ist so...


    Es dauerte einige Augenblicke, bis er ein passendes Wort gefunden hatte.


    ... vollkommen.


    sagte er und drückte Silvana schnell einen Kuss auf die Wange. Danach blickte er zu der Gydja. Sie wollte sie segnen, nun, er hatte nicht dagegen, doch hatte er keine Ahnung, wie das bei den Germanen mit der Segnung gehandhabt wurde. Daher nickte er und blickte zu Silvana, die sicherlich wusste, was zu tun war.

    Und natürlich landete auch eine Einladung im Haus der Fabricier.


    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Ad
    Manius Fabricius Tullus
    Domus Fabricia
    Mogontiacum


    Iullus Helvetius Curio M. Fabricio Tullo et familia sua s.d.


    Hiermit laden meine Verlobte Duccia Silvana und ich dich, werter Fabricius, und natürlich auch deine Familie herzlich ein, unserer Hochzeit beizuwohnen.


    Die Hochzeit findet am ANTE DIEM V KAL SEP DCCCLXV A.U.C.* in der Villa Duccia statt und beginnt etwa um die sechste Stunde des Tages. Nach der Trauung, die nach germanischem Ritus vollzogen wird, findet eine Cena statt, der der Brautzug nach römischem Ritus zur Casa Helvetia folgt. Auch danach seid ihr noch herzlich eingeladen, den Tag bei einem Umtrunk in der Casa Helvetia ausklingen zu lassen.


    Meine Verlobte, meine Familie und ich freuen uns auf euer Kommen.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


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    Sim-Off:

    *28.08.2015

    Noch mit genug Vorlauf zum großen Tag traf eine Einladung für den atischen Decurio im Castellum ein.


    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Ad
    Decurio Paullus Atius Scarpus
    Castellum Alae II Numidiae
    Mogontiacum


    Iullus Helvetius Curio Dec. Paullo Atio Scarpo s.d.


    Da die Hauseinweihungsfeier leider aus diveren Gründen nicht stattfinden konnte, schulde bin ich dir noch eine Einladung schuldig. Daher möchten meine Verlobte Duccia Silvana und ich dich hiermit herzlich einladen, unserer Hochzeit beizuwohnen.


    Die Hochzeit findet am ANTE DIEM V KAL SEP DCCCLXV A.U.C.* in der Villa Duccia statt und beginnt etwa um die sechste Stunde des Tages. Nach der Trauung, die nach germanischem Ritus vollzogen wird, findet eine Cena statt, der der Brautzug nach römischem Ritus zur Casa Helvetia folgt. Auch danach bist du noch herzlich eingeladen, den Tag bei einem Umtrunk in der Casa Helvetia ausklingen zu lassen.


    Meine Verlobte, meine Familie und ich freuen uns auf dein Kommen.


    Mögen die Götter dich schützen!


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]


    Sim-Off:

    *28.08.2015

    Während Ragin nun erzählte, machte es sich Runa mit ihrem Kopf regelrecht auf Curios Schulter gemütlich und da sie bereits den Reigen körperliche Nähe eröffnet hatte und niemand geräuspert hatte, musste auch er nun nachziehen und legte nun seinen Arm um ihre Schulter. Eigenarten hatten die beiden also nicht, das war schonmal angenehm für den jungen Helvetier, der sich während der Trauung ohnehin in einem unbekannten Ritus bewegen musste. Und auch wenn Silvana ihm versichert hatte, dass er eigentlich nichts falsch machen konnte, kamen ihm doch zwei bis drei Sachen in den Sinn, die zumindest als schlechtes Omen wahrgenommen werden würden, allen voran die Übergabe der Ringe mit der Schwertspitze, die er nun seit der Verlobung alle paar Tage übte. Ansonsten ging es aber um ihre Wünsche, nun ja, die waren schnell zusammengefasst.


    Du hast ja schon gesagt, dass wie mit unserer Hochzeit zwei Kulturkreise miteinander verbinden.


    Sie waren dabei sicherlich nicht die ersten und auch nicht die letzten, aber dennoch waren sie beide hervorstechende Vertreter ihrer jeweiligen Kulturkreise. Schließlich heirateten hier eine germanisch geprägte Godin und ein römischer Priester. Zwar hatten die Römer mit ihrer Interpretatio quasi alle germanischen Gottheiten in ihr Pantheon aufgenommen und führten sie als Wesenheiten ihrer eigenen Götter, aber dennoch wusste Curio von den vielen, vielen Gesprächen mit Silvana zu gut, dass es doch noch reichlich Unterschiede gab. Wenn er zudem bedachte, dass seine baldige Frau mit seherischen Fähigkeiten beschenkt worden war, war diese Verbindung nur noch umso wichtiger.


    Daher wäre ich dankbar, wenn wir bei allen Anrufungen und Opfern auch gleichzeitig die römischen Götter ansprechen würden und ihr auch bei euren eigenen Worten auf die kulturelle Verbindung hinweist, die wir eingehen.


    Es war ihm wichtig, dass gezeigt wurde, wie die kulturelle Verständigung nicht nur im räumlich getrennten Leben, sondern auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens möglich war. Seine Eltern waren nun bei Concordia keine Vorbilder für Toleranz und Offenheit und er wusste immer noch von einigen Personen der Stadtelite, dass sie immer noch urrömische Vorbehalte gegen andere Kulturen behielten.

    Dann stand es also fest: Der kleine sture Helvetier in ihrem Bauch weigerte sich beharrlich, seine Pflicht zu tun... Feigheit vor dem Feind würde das vermutlich der alte Primus Pilus nennen, wobei der Feind hier ja eher eine abstrakte Aufgabe war, die von dem kleinen Wesen in Alpinas Bauch konsequent ignoriert wurde. Curio merkte, dass sich Alpina vor der Geburt fürchtete und ihr Leben nun komplett in die Hände der Götter legte. Wenigstens hatte sie bereits Iuno geopfert, die das Ofer mit Sicherheit auch angenommen hatte. Warum auch nicht?


    Ich wollte dir nur bescheid sagen. Was du daraus machst, liegt einzig und allein bei dir. Jedenfalls werde ich dich nicht hier im Zimmer einschließen, auch wenn ich den Schlüssel dafür hätte.


    er zwinkerte ihr zu und schaute sich um. Leider hätte sie wohl selbst hier im Zimmer genug zu tun, um sich eben nicht zu schonen. Also wäre das ohnehin kontraproduktiv. Dann aber nahm er ihre Hand.


    Und was die Geburt angeht: Mutter wird da sein, Lana wird da sein und Runa wird bald auch da sein. Bei ihnen bist du in den besten Händen. Und danach wird Lucius schon auf sein Kind und seine Frau warten und ich gehe nicht davon aus, dass er dabei enttäuscht wird.


    Alpina hatte nun mehrfach gezeigt, dass sie trotz ihr tiefsitzenden Unsicherheiten eine starke Frau sein konnte. Sie würde die Geburt überleben und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Alles andere wäre eine weitere, unnötige Bestrafung seines Bruders und seiner Frau, die schon viel zu viel hatte durchmachen müssen.

    All das, was Dankrun erzählte, kannte Curio zur Genüge. Nicht nur die plötzlichen Geistesblitze der jungen Duccia, die quasi nur aus ihr heraussprudelten einerseits, aber auch die zurückhaltenden, schüchternen, vagen und rätselhaften Andeutungen andererseits. Erst vor ein paar Tagen war mit solch einer Andeutung zu Alpina gegangen, ohne genau zu wissen, warum er diese eine Bitte vortragen musste. Und schließlich auch das Sich-Verschließen der jungen Duccia, als sie bei dem Gespräch nach dem Opfer an Virtus und Victoria, bei dem die persönliche beiden unter dem dunkelsten Stern gestanden hatte, den sie beide hatten denken können. Damals wollte sie das alles aufgeben und es war nur zu deutlich, dass sie damit nicht durchkäme.


    Nach einer kurzen Pause wandte er sich Ragin zu. Er würde es selbst merken, sagte der Gode. Tja, er wollte das nicht verneinen, denn bereits jetzt hatte Curio gewisse Töne, Gesten oder Worte Silvanas zu deuten gelernt, was vermutlich dann, wenn sie noch enger miteinander leben würden, nochmal umso mehr würde. Als er dann merkte, dass Silvanas Kopf auf seiner Schulter zu liegen kam, wanderte sein Blick kurz zu seinen verlobten, schenkte ihr ein warmherziges Lächeln, gab nun seinerseits endlich dem Bedürfnis und gab ihr einen Kuss auf ihren Kopf.


    Wie gesagt: Ich würde mich freuen, wenn ihr beide uns trauen würdet und wäre dankbar, wenn Runa auch weiterhin mit dir arbeiten kann, um zu lernen, ihre Gabe anzunehmen. Wahrscheinlich werden wir aber wirklich nochmal zu euch kommen, wenn wir in Situationen kommen, bei denen wir nicht weiterwissen.


    sagte er nun wieder, immer noch das warmerzige Lächeln im Gesicht, zu den beiden Goden.


    Aber vielleicht sprechen wir jetzt nochmal über die Trauung. Runas Vater ist mit mir die komplette Zeremonie durchgegangen und wir haben bereits geschaut, wo die römischen Teile Platz finden können. Gibt es aber vielleicht bei euch gewisse... Eigenarten, auf die ihr besonders großen Wert legt?

    Curio saß jetzt hier, losgeschickt von seiner Verlobten, die mal wieder in vager Rätselhaftigkeit darauf bestanden hatte, dass er mit Alpina sprach, um sie dazu zu bringen, sich zu schonen, ohne zu wissen, warum sie diese Bitte ausgesprochen hatte. Er wusste mittlerweile zu gut, wie Alpina auf solche Bitten reagierte und ihre Worte waren genau das, was er eigentlich auch schon erwartet hatte. Konsterniert atmete er auf.


    Alpina, ich habe noch vor ein paar Tagen darum gebeten, dass du bei unserer Hochzeit ein paar Aufgaben und abends hier im Haus die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen. Wenn Runa mir aber in diesem bestimmten Ton, den du auch kennst, das weiß ich, sagt, dass du dich schonen sollst, dann widerspreche ich nicht und ich bitte dich, das ebenfalls nicht zu tun.


    Sein Blick blieb Ernst und fixierte sie nachdrücklich.


    Es muss nichts schlimmes sein, aber es könnte.


    fügte er jedoch noch hinzu, denn letztlich wusste er ja auch nicht, was seine Verlobte gesehen hatte und was sie dazu gebracht hatte, diese Bitte zu formulieren.


    Ich will dir nicht vorschreiben, was du tust. Das steht mir nicht zu. Ich kann nur Bitten weitertragen und hoffen, dass du sie nicht komplett ignorierst.

    Curio brachte Alpina zu ihrem Bett, sorgte dafür, dass sie sich setzt und setzte sich dann selbst auf einen Stuhl. Dabei nahm er war, dass sie eher schlecht als recht genäht hatte und ganz offensichtlich auch keinen Spaß daran hatte.


    Frag doch mal Lana, ob sie dir hilft. Sie näht sehr gerne und hat auch die meisten ihrer Kleider selber genäht.


    bot er an. Soweit er wusste, hatte sich Lana bereits für ein Kleid entschieden, dass sie bei der Hochzeit tragen wollte und das nun durch ihre Mutter ein bisschen aufgehübscht wurde. Für Curio hingegen war die Auswahl sehr leicht, er würde eine Toga tragen, so wie ein Mann bei öffentlichen und feierlichen Ereignissen nunmal eine Toga trug.


    Allerdings mag das auch damit zusammenhängen, dass Mutter dazu neigt, sie in Säcke zu stecken, damit sie auch ja keinen Blick auf sich zieht.


    Er lächelte leicht, denn dass seine Mutter seine kleine Schwester wie ihren Augapfel beschirmte und am liebsten die ganze Zeit in ihr Zimmer sperren würde, wenn die kleine nicht so unglaublich stur wäre, sorgte bei den Brüdern immer dazu, ein Stoßgebet an Iuno - respektive Mithras - zu schicken, dass sie Jungs und keine Mädchen geworden waren.


    Aber tatsächlich habe ich eine Bitte an dich. Oder eher eine Bitte die Runa mir für dich mitgegeben hat.


    Er stockte kurz, denn Curio wusste, wie Alpina normalerweise auf eine solche Bitte reagierte, die jetzt gleich folgen würde.


    Sie, also wir bitten dich, dass du noch mehr auf dich achtest und dich schonst. Das Kind kann nun praktisch jeden Tag kommen... und naja, Runa sorgt sich um dich. Und so, wie Runa darauf hingewirkt hat, dass ich diese Bitte weiterleite, meint sie es wirklich ernst.


    In solchen Fällen hinterfragte Curio nicht mehr und er hoffte, dass auch Alpina mittlerweile gelernt hatte, solche Bitten Runas ernstzunehmen. Daher blickte er seine Schwägerin nun prüfend an, wie sie damit umgehen würde.

    Durch die Tür hörte er zuerst das laute herein und dan ein unterdrücktes Stöhnen, während sich Alpina aufrichtete. Curio öffnete derweil die Tür trat ins Zimmer und und schloss sie gleich wieder hinter sich. Erst jetzt bemerkte er, dass sich Alpina förmlich zur Tür quälte. Schnell trat er die paar Schritte durchs Zimmer auf sie zu und griff nach ihrem Arm, um sie direkt wieder zu ihrem Platz zu führen.


    Grüß dich Alpina. Ich hoffe, ich störe nicht?


    Sein Blick fiel auf das Nähzeug, mit dem sie offensichtlich an ihrem Kleid für die Hochzeitsfeier arbeitete, und den hübschen Stoff, den sie vor ein paar Tagen mit Lana auf dem Markt besorgt hatte. Da das Kleid wohl jetzt größer ausfallen musste, wurde auch mehr Stoff gebraucht und Curio hoffte nur, dass sich Alpina trotz ihres Schwangerschaftsbauchs bei der Hochzeit wohl fühlen würde.

    Curio hörte sich an, was Silvana über die beiden Goden erzählte. Ragin war schon länger mit den Ducciern verbunden und Marga, die gute Seele des duccischen Haushalts, hatte sie auf die Gydja aufmerksam gemacht, die ganz offensichtlich ebenso über seherische Fähigkeiten verfügte, wie die junge Duccia. Diese rückte auch nun gleich näher an Curio ran und kaum, dass sie es sich noch näher bei ihm gemütlich gemacht hatte, verstärkte sich auch das Gefühl der Zufriedenheit, dass er spürte.


    Natürlich vin ich damit einverstanden. Aber weißt du, der größte Teil der Trauungszeremonie wird ja ohnehin nach germanischem Ritus gefeiert. Da stehen sich zwei römische Priester beim Beobachten doch nur gegenseitig auf den Füßen. Einer, der für uns die Opfer vornimmt, reicht vollkommen aus.


    Was sollte auch ein zweiter römischer Priester hier? Verus war römischer Pontifex, Curio und Silvana beide Aeditui, mit seinem Freund Fabricius Tullus wäre noch ein dritter Aedituus anwesend. Wer unter diesen Umständen noch daran zweifelte, dass der römische Teil einen großen Platz in ihrer Ehe hätte, wäre entweder komplett ignorant oder hoffnungslos intolerant. Beides indes hätte bei ihrer Hochzeit sowieso nichts zu suchen, weswegen das Thema damit für Curio erledigt war.


    Umso wichtiger fand Curio, dass sich Silvana endlich ernsthaft damit auseinandersetzte, wie sie mit ihrer göttlichen Gabe umgehen konnte. Für den jungen Helvetier konnte es nämlich kein Dauerzustand sein, dass diese Momente quasi mit voller Gewalt über sie kamen und sie nicht mehr machen konnte, als es über sich ergehen zu lassen. Dass er dann von der Gydja praktisch aufgefordert wurde, seine Fragen zu stellen, nickte er verständig - auch wenn er hoffte, dass sich Silvana mit solchen Gedankenleseaktionen zurückhielt.


    Ich danke dir, Dankrun, dass du Runa dabei hilfst, mit ihrer Gabe umzugehen. Da ich immer noch nicht verstehe - und vielleicht auch nie ganz verstehen werde - was da über sie kommt, konnte ich immer nur... da sein. Vielleicht könnt ihr beide mir ja erklären, wie ich sie unterstützen kann?


    Langsam war sein Blick von der Gydja, die noch ein Lächeln und ein dankbares Nicken erhielt, zu deren Mann gewechselt, den er nun interessiert anblickte. Dankrun konnte wohl am besten verstehen, was Silvana durchmachte und Ragin hatte bestimmt viele Erfahrungen sammeln können, was er machen musste, um seiner Frau beizustehen.