Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Unangenehm berührt beobachtete Curio, wie sich Silvana seiner Mutter gegenüber selbst anpries. Wahrscheinlich wirkte sie deswegen auf ihn irgendwie unauthentisch und gekünstelt, auch wenn es auf einen Außenstehenden vielleicht nicht allzu auffällig war. Ihre Mutter hätte bestimmt ein Freudenfest gefeiert, wenn sie ihre Tochter hier hätte beobachten können. Und seine Mutter? Sein Blick huschte kurz zu ihr hinüber und bemerkte den neutralen Gesichtsausdruck, der keinerlei Gefühlsregungen zeigt. Über vierzig Jahre Training, ging es ihm respektvoll durch den Kopf und er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch auch er spürte dieses unangenehmes Gefühl, als wäre er auf dem Sklavenmarkt, wo ein Händler seine Ware feilbot. Eigentlich fehlte nur noch, dass seine Mutter die Zähne Silvanas auf Gesundheit kontrollierte...


    | Decria Timarcha


    Timarcha hingegen beobachtete die junge Frau genau, wobei sich während sie sprach, ein winziges, kaum wahrnehmbares Lächeln um ihre Lippen bildete. Das hörte sich doch alles schon sehr gut an. Sie würde eine gute, ja sogar eine hervorragende Ehefrau für ihren Sohn abgeben, wenn sie nicht schon praktisch anderweitig verlobt gewesen und standesmäßig nicht über ihrem Sohn stünde.


    Wie sieht es mit deinen germanischen Wurzeln aus? Soweit ich weiß sind die Duccier doch noch sehr stark mit der germanischen Kultur verbunden.


    Unwissend, dass sie Silvana damit in eine Zwickmühle brachte, war dies die erste Frage, die Timarcha stellte und schob auch gleich eine weitere Frage hinterher, mit der sie bereits ihren Sohn zur Weißglut getrieben hatte - was aufgrund ihrer hervorragenden Erziehung natürlich schon eine Kunst gewesen war - und mit der sie hoffte, nun auch eine Gemütsregung bei der bislang so gefassten Duccia hervorzulocken.


    Zudem hat mir... mein Sohn... erzählt, dass es für dich bereits anderweitige Heiratspläne gibt, die... sagen wir einträglicher für dich und deine Familie wären, als eine Heirat mit einem Helvetier, der grade erst die Anfangsstufe seiner gesellschaftlichen Karriere genommen hat. Immerhin bekämst du die Möglichkeit über einen großen Haushalt und ein großes Vermögen mitzuverfügen und sogar deinen gesellschaftlichen Rang zu erhöhen. Hinzu kommt natürlich noch die Verpflichtung deiner Familie gegenüber, der sich... mein Sohn... uns gegenüber ja ebenfalls zu stellen hat.


    Ihre Stimme war ruhig und ihr Sprachrhytmus gleichmäßig. Es klang so, als würde sie sich über ihren letzten Besuch auf dem Markt oder das letzte größere Stadtfest unterhalten. Dabei war sie sich der Brisanz der Lage vollkommen klar. Was sie hier tat widersprach eigentlich allem traditionellen Verhalten und der jungen Frau sollte es eigentlich gar nicht möglich sein, hier ohne Begleitung welcher Art auch immer bei einem jungen Mann zu Gast zu sein. Und jetzt, wo die Verlobung mit einem ritterlichen Pontifex unmittelbar bevorstand, war es umso verwerflicher. Dennoch machte sie das hier ihrem Sohn zuliebe, bei ihm waren es nämlich, da war sie sich sicher, echte Gefühle. Ob es bei der jungen Duccia ebenso war, würde sich dann wohl gleich zeigen.

    Ich liebe dich auch.


    antwortete er mit hoffnungsvollem Lächeln und schob dann einen der Vorhänge beiseite, um das Triclinium zu verlassen. Einige Minuten war Silvana daraufhin allein im Raum und könnte die Ausicht auf die beiden Gärten genießen - oder sich den Kopf darüber zermatern, wie sie das folgende Gespräch angehen könnte. Dann näherten sich Schritte, die aber vor allem von Curio ausgingen, der offensichtlich extra laut vor sich hinstampfte, um Silvana vorzuwarnen. Dann schob er erneut einen Vorhang beiseite und betrat den Raum direkt gefolgt von seiner Mutter


    | Decria Timarcha


    Sie hatte trug eine schlichte Damentunika und hatte sich auch nur dezent zurechtgemacht, schließlich war sie von ihrem Sohn schon ein wenig überrascht worden, dass die junge Duccia, über die sie schon so viel gehört hatte, bereits heute im Haus zu Gast war, sodass das von ihr forcierte Gespräch auch schon etwas früher als geplant stattfinden konnte.


    Mutter, ich möchte dir Duccia Silvana vorstellen. Tochter des Pontifex Decimus Duccius Verus. Sie wird von ihren Freunden auch bei ihrem germanischen Namen Runa genannt. Runa, dies ist meine Mutter Decria Timarcha, Ehefrau des Primipilaris Lucius Helvetius Curvus.


    So wie er es gelernt hatte, stellte er beide vor. Er wusste nur zu gut, dass seine Mutter grade auf solche Kleinigkeiten sehr viel Wert legte. Dann rückte er ihr einen dritten Stuhl zurecht und schob ihr seinen Becher hinüber, seine Mutter nickte ihm dankbar zu und musterte die junge Duccia dann erstmal von Kopf bis Fuß. Zweckmäßig, aber hübsch, waren ihre ersten Gedanken und setzte dann ein Lächeln auf, das neue Maßstäbe in der Kategorie Unverbindlichkeit aufstellte.


    Setz dich doch bitte, Duccia.


    bot sie ihr den Stuhl an, den die Duccia noch grade eben verlassen hatte, während Curio erstmal an der Wand hinter Silvana zum stehen kam und ein wenig nervös Dehnübungen mit seinen Fingern vollführte. Mit der Anrede hatte Timarcha freilich klargemacht, dass sie sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht als Freundin sah, überhaupt hielt Timarcha aber nicht viel von Spitznamen. Schließlich setzte sich Timarcha auf den für sie vorgesehenen Platz, trank einen Schluck, blickte zuerst ihren Sohn an, seufzte leise und fokussierte dann wieder Silvana.


    Nun, vielleicht möchtest du mir erstmal ein bisschen von dir erzählen. Alles, was ich bislang über dich weiß, stammt nämlich von Leuten, die dich samt und sonders über den grünen Klee gelobt haben.


    So lehnte sie sich mit dem Rücken an die Stuhllehne und saß nun komplett aufrecht.

    So nah, wie sich beide grade waren, konnte Curio jede Gefühlsregung Silvanas umso deutlicher wahrnehmen. Daher war das Gefrieren ihres Lächelns und die leichte Verkrampfung ihrer Hand für ihn so, als würde er sie miterleben. Er versuchte sie mit einem leichten Streicheln seines Daumens auf ihrem Handrücken zu beruhigen und er hoffte, dass es zumindest ein bisschen wirken würde. Dann aber überraschte Silvana ihn endgültig, als sie quasi vorpreschte und bereits jetzt - wo es eigentlich noch so viel zwischen ihnen zu besprechen gab - seine Mutter dazu bat. Lautstark sog er die Luft ein, da er sie gerne noch ein bisschen darauf vorbereitet hätte, aber je schneller sie es hinter sich hatten, desto besser. Dennoch stand Curio noch nicht auf, als wolle er ihre Hand einfach nicht loslassen.


    Mhm... gut... Aber es gibt einige Dinge, die du wissen solltest. Sie ist eine typische römische Matrone, ähnlich deiner Mutter, wobei sie in familiären Angelegenheiten in der Regel das Sagen hat. Ihre Liste ist daher praktisch ein familiäres Gesetz. Wenn du sie von dir... und uns überzeugen kannst, wanderst du weiter hoch und je weiter oben du stehst, desto besser die Chancen, dass sie dich als Schwiegertochter anerkennt.


    Es hatte ihn schon sehr überrascht, wie schnell sie Alpina als Schwiegertochter akzeptiert hatte, wobei er von Lana bereits gehört hatte, dass sie die plötzliche Nachricht, dass sie Großmutter werde, eher verstimmt hatte. Dennoch, das hatte Lana auch gesagt, hätte sie Alpina danach recht schnell angenommen, was sich dadurch bestätigt hatte, dass sie seit ihrer Ankunft mehr und mehr versuchte, Alpina in die Familie zu integrieren. Das hier war allerdings etwas komplett anderes. Hier war kein Kind auf dem Weg, Curio war kein Soldat und Silvana war praktisch schon einem anderen versprochen. All das wusste sie und all das war in ihre bisherigen Entscheidungen eingeflossen. Auch das Gespräch mit Alpina, was auch immer die beiden dabei besprochen hatten, half offensichtlich dabei, seine Mutter zumindest grundsätzlich freundlich zu stimmen, was schon viel bedeutete.


    Im Moment ist sie uns offenbar, auch dank Alpina, noch freundlich gesinnt. Doch können wir sicherlich auch mit einigen harten Fragen rechnen. Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen, sie will halt nur ihre Küken beschützen.


    Davon hatte sie zwar ganze vier Stück, legte aber bei jedem der vier ein gewisses gluckenhaftes Verhalten an den Tag. Vermutlich der Beschützerinstinkt einer sorgenden Mutter, die Curio erst dann verstehen könnte, wenn er selbst einmal Vater sein würde.


    Ansonsten legt sie viel wert auf Etikette und Haltung... Na ja, du wirst sehen, warum ich so bin, wie ich bin.


    Er lächelte ihr schief zu, denn wenn sie erstmal Decria Timarcha, die große Matrone der Helvetii Curvi, kennenlernen würde, würde ihr wohl so einiges klar werden. Letztlich würde also nur noch ein Gespräch mit seinem Vater reichen, um zu wissen, warum er in manchen Dingen so verkorkst war, wie er nun mal war. Erneut drückte er ihr die Hand und gab ihr nochmal einen zärtlichen Kuss.


    In Ordnung... habe ich was vergessen? Ich glaube nicht. In jedem Fall werde ich hier an deiner Seite bleiben. Es sei denn du möchtest dich alleine den wohlgeordneten Schlachtreihen meiner Mutter entgegenstellen?


    ... gegen die Curio bereits vor ein paar Tagen den Kürzeren gezogen hatte, allerdings unter komplett anderen Vorzeichen - und einem zurückkuschenden Bruder, aber das nur am Rande. Curio stand nun auf und ließ erst, als er stand, Silvanas Hand aus der seinen gleiten. Langsam ging er nun auf die raumtrennenden Vorhänge zu und dreht sich nochmal um. Falls sie noch eine Vertraulichkeit loswerden wollte, war das nun der vorerst letzte Zeitpunkt. Denn die kommenden Minuten würden seiner Mutter gehören.

    In dem Moment, als der Rezitator an die Seite getreten war, ertönte Musik vom Flöten- und Lyraspielern, die sich etwas abseits der Bühne befanden. Es war eine leichte, marschähnliche Melodie, die einerseits federndes Schreiten, aber auch marschierendes Stampfen zuließ. Nach einem rein instrumentalen Vorspiel stimmte der kleine Chor ein, der sich nun ebenfalls am Rand aufgestellt hatte. Dominierend waren dabei die hellen Tenorstimmen der jungen Männer, die fast noch an Altstimmen erinnerten, und wurden unterstützt durch eine hohe Baritonstimme und tatsächliche Altstimme der älteren Darstellerin. Erst zuletzt traten dann schließlich die beiden Letokinder von den Seiten auf. Zuerst die jungfräuliche Diana von links im kurzen Chiton und mit Bogen und Köcher, aber auch der auffällig hübschen Frisur und sanften, fast kindlichen Gesichtszügen, die durch den ernsten und strengen Ausdruck sogar noch unterstrichen wurden. Prüfend glitten die aufmerksamen Augen der großen Jägerin über die Zuschauerreihen, ob sie dort nicht ein geeignetes Beutetier erblicken könnte. Direkten Schrittes trat sie recht weit nach vorne auf die Bühne, blieb schließlich in einer fließenden Bewegung stehen und schien nun auf etwas zu warten.


    Und schließlich trat die Hauptperson des heutigen Abends auf. Apollo Mogon kam von rechts mit bärtigem Gesicht, wie es der lokalen Tradition entsprach, und etwas herberen, aber dennoch ansehnlichen Gesichtszügen. Auch er trug Bogen und Köcher, wie seine Schwester auch, doch bewegte er sich noch etwas federnder und schaute etwas weniger streng. Hier trat der gütige Vater der Stadt auf, der seine Stadt aber auch mit seinen mächtigen Pfeilen zu verteidigen wusste. Auch er ging zielstreibg nach vorne, blieb neben seiner Schwester stehen, die beiden Geschwister schenkten sich einen liebevollen Blick und lösten sich voneinander. Begleitet von den nun dramatischer werdenden Klängen von Musikern und Chor nahmen beide ihre Bögen zur Hand, holten mit geübten Griffen jeweils einen Pfeil aus ihren Köchern und spannten ihre Bögen auf ein unbestimmtes Ziel über den Köpfern der Zuschauer. Angeführt durch Apollo standen die beiden Geschwister bereit, ihre Pfeile auf jeden zu verschießen, der es wagte, das Wohl Mogontiacums in Frage zu stellen oder zu gefährden. So schritten die beiden über die Bühne, die Bögen im Anschlag und stets kampfbereit, bis die Musik langsam ein Ende zu finden schien. Seite an Seite schritten die beiden Geschwister nun zurück und verschwanden durch einen Ausgang im hinteren Bereich der Bühne.

    Erst einmal ein kleiner allgemeiner Hinweis: Die alten Römer kannten weder das "Siezen", noch das "Euchen", sondern nur das allgemeingültige "Du", das mit gewissen Anreden und Variationen höflicher und distanzierter oder auch freundschaftlicher und vertraulicher wird. (Nachzulesen ist das übrigens in unserem tollen Wiki) :)


    Dann aber jetzt zu den deinen Antworten:


    Es ist sicherlich gut, dass du ein paar Erfahrungen mit Forenrollenspielen hast. Hier ist es nämlich letztlich so, dass es keine großen bunten Grafiken gibt, sondern vor allem Text, Text und noch mehr Text. Manche Mitspieler schreiben ein bisschen weniger, andere ein bisschen mehr, allerdings gibt es tatsächlich nicht viel mehr als Text und eine Wirtschaftssimulation mit ein paar Buttons aus Text. ;)


    Deine Charakterplanung klingt von meiner Seite aus auf jeden Fall interessant. Morgen ist dann hoffentlich Commodus wieder da, um sich dazu zu äußern und vielleicht noch die eine oder andere Frage zu stellen. :)

    Curio merkte, dass sie die Umarmung nur widerwillig beendet hatte. Eigentlich hatte sie recht. Ohne Zweifel hatte sie Recht, doch konnten sie sich jetzt nicht in irgendwelche Traumwelten flüchten, wo die Realität in ihrer gesamten Grausamkeit einem Abrisstrupp gleich an ihrem gemeinsam entworfenen Zukunftsplan hämmerte und bohrte, um es langsam aber stetig auseinanderzunehmen. Aber wenigstens eine kleine Wiedergutmachung war drin, denn während er saß, schob er seinen Stuhl nah an den ihren, sodass der kleine Tisch nun schützend vor ihnen stand, und griff nach ihrer Hand, um wenigstens sie noch halten und dadurch ihre Nähe aufrechtzuerhalten können.


    Einigermaßen entspannt nahm er nun das endgültige Statement Silvanas zu ihrer Beziehung auf und tatsächlich wurde sein Lächeln sogar noch liebevoller, als es noch grade eben war.


    Ich auch nicht. Denn... es wäre einfach nicht richtig.


    So einfach war das. Während Silvanas wohl wieder über ihren direkten Draht zu den Göttern den genauen Sinn dahinter sehen konnte, warum es richtig war, dass sie zusammenwaren, folgte er einfach wieder seinem Gefühl zu ihr. Und das sprach eine unmissverständliche Sprache.


    Auch wenn unsere Eltern das nicht verstehen können...


    Hm... Ok, jetzt musste er wohl auch mit der unangenehmen Wahrheit herausrücken, dass sie hier quasi Tür an Tür mit ihrer Mutter sprachen...


    Na ja... denn... meine Mutter ist kurz vor den Iuliuskalenden gemeinsam mit meiner kleinen Schwester hier in Mogontiacum angekommen und... na ja... sie weiß bescheid... Lucius hat einfach die Flanke aufgegeben und... ähm... also er hat sich verquatscht. Jedenfalls weiß sie bescheid. Über alles... na ja, also über fast alles natürlich.


    Das war ja mal wohl überhaupt nichts, Curio. Jetzt ordne deine Gedanken wieder sprich in ganzen Sätzen. Er ermahnte sich selber, denn es war schon unschön genug, dass sie jetzt komplett im Bilde war. Da muss er nicht noch wie ein unreifer Schuljunge vor sich hin stottern.


    Auf jedenfall hatte sie mir nun auch noch eine Liste potentieller Heiratskandidatinnen vorgelegt, die ich, wenn es nach ihr geht, noch vor meinem nächsten Wahlkampf heiraten soll. Nach meinem... Geständnis hat sie dich wenigstens dort aufgenommen, aller längst nicht ganz oben. Um das zu ändern, habe ich ihr versprochen, dass sie dich kennenlernen kann... Und naja... eigentlich sitzt sie nun ein paar Zimmer entfernt und wird von meiner kleinen Schwester so lange wie möglich beschäftigt, damit wir ein bisschen Zeit haben.


    Jetzt war es raus. Zwar nicht ganz ohne Stotterer, aber Silvana war jetzt wenigstens vorgewarnt, falls seine Mutter auf der Suche nach ihm, wofür es eigentlich keinen Grund gab, plötzlich hereinstürmen würde.


    Curio drückte ihre Hand leicht und lächelte ihr, nun etwas verlegener zu. Es waren sehr viele Informationen auf einmal und wollte ihr ein wenig Zeit geben, dass sie das alles verdauen konnte. Es tat ihm so leid, dass er sie hier so überfallen musste. Aber diese verdammte Realität gönnte ihnen nunmal einfach keine Pause.

    Einfach nur die Nähe genießen. Mehr wollte Curio nicht. Grade weil ihre Zukunft dermaßen unsicher war, grade weil sie beide nicht wussten, wo sie in ein paar Jahren landen würden und wer neben ihnen im Schlafzimmer liegen würde.


    Einige Tage nach ihrer Ankunft hatte es ein Gespräch mit seiner Mutter gegeben, bei dem sie ihm eine Liste potentieller Heiratskandidatinnen vorgelegt hatte. Die momentan aussichtsreichste Kandidatin war die Tochter eines Fernhändlers und Decurios aus Agrippinensium, ein ehemaliger Kamerad seines Vaters, der einem nordgermanischem Händlernetzwerk vorstand und seiner Tochter viel, sehr viel Geld mit in die Ehe geben würde. Die junge Frau sei gleichzeitig - das hatte ihm seine Mutter versichert - ansehnliche und habe zugleich Erfahrung in der gesellschaftlichen Repräsentation. Objektiv gesehen die optimale Partnerin für einen aufstrebenden Lokalpolitiker. Doch ging es hier nicht um Objektivität. Curio hatte, wenn überhaupt, nur verschwommene Erinnerungen an die junge Frau, denn seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sie als kleine Kinder auf dem Gut miteinander gespielt hatten. Wenigstens hatte Timarcha, wahrscheinlich um ihrem Sohn nicht vollständig vor den Kopf zu stoßen, Silvana in die Liste eingetragen, jedoch nur irgendwo auf dritter oder vierter Stelle ihrer bisherigen Präferenz. Als sie dann auch noch zu bedenken gab, dass er ob der aktuellen Situation damit beginnen sollte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er Silvana nicht würde heiraten können, war Curio der Geduldsfaden gerissen. Seitdem war er sauer auf seine Mutter, die darauf jedoch lediglich mit provokanter Gleichgültigkeit reagierte.


    Nun aber war Silvana hier bei ihm. Und er fühlte sich wohl mit ihr. So küsste er sie, einfach weil es sein musste, ließ den so einmaligen Moment auf sich wirken, den jeder Kuss mit ihr ihm eröffnete, löste sich dann aber von ihr und deutete auf die Stühle.


    Wir sollten uns setzen. Es gibt einiges zu bereden.


    Er lächelte sie liebevoll an, nahm ihre Hand und führte sie zu den Plätzen, wo er wartete, bis sie sich hinsetzte, dann beide Becher füllte und sich dann ebenfalls setzte.

    Salve, Runa.


    erwiderte Curio mindestens ebenso unsicher, wie Silvana. Was sie danach sagte, führte ihm nur zu gut vor Augen, was er bereits angerichtet hatte und was er nun erneut anzurichten drohte. Alles lief erneut vor seinen Augen ab, jede Station ihrer Beziehung, die nun schon fast ein Jahr andauerte. Und mit jeder Szene, mit jedem Lächeln von ihr, mit jedem Kuss und jeder Vertraulichkeit stieg das Bedürfnis an, einfach loszulassen. In dem Moment brach es dann heraus. All das, was sich in den vergangenen Tagen angestaut hatte, alle Angst und alle Liebe zu ihr. Er überbrückte die Entfernung zwischen ihnen mit zwei, drei großen Schritten, umarmte sie, wobei er sie ganz fest an sich drückte und flüsterte in ihr Ohr.


    Nein, unter keinen Umständen.


    Er würde sie nie weder loslassen. So einfach war das. Würde sie in zurückweisen? Gut. Aber bis dahin wollte er jeden Moment auskosten. Jeden, einzelnen, verdammten Moment, der ihnen von wem auch immer geschenkt werden würde.

    Waren es noch Tage oder schon Wochen, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten? Curio hätte es nicht sagen können. Ihm war sein Zeitgefühl mit Silvana zuletzt komplett abhanden gekommen. Sicher war er nur darin, dass er in den ersten Tagen nach ihrem Prüfungsopfer noch versucht hatte, einen gemeinsamen Termin mit ihr zu vereinbaren, was jedesmal schiefgegangen war und letztlich war alles über ihn hereingebrochen - die Fertigstellung der Curia, die Vorbereitung der Wiedereröffnungsfeier, die Vorbereitung des Vortragsabends beim Mogonfest, die Ankunft seiner Mutter und die baldige Ankunft seines Vater, das Ende seiner Amtszeit und schließlich die Vorbereitung des Einweihungsfests der Casa Helvetia -, sodass ihre Beziehung immer weiter zurückstehen musste. Dennoch nagte es immer noch an ihm und besonders, dass er genau in dem Moment, wo sie seine Unterstützung gebraucht hätte, nämlich genau dann, als er ihr von den Verheiratungsplanungen für sie erzählt hatte und es eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, sie in den Arm zu nehmen, es nicht getan und sie einfach hatte gehen lassen. Genauso, wie er es bereits einmal im Garten der Casa Atia getan hatte.


    Und dann landete über Alpina die Nachricht bei ihm, in der Silvana um ein Treffen gebeten hatte. Wieder über Alpina hatte er zugesagt und heute sollte es also soweit sein. Er selbst hatte das Triclinium vorbereitet, zwar nur behelfsmäßig, doch der schöne Blick in den Kräutergarten sollte ein wenig entspannen. Und nun, als er über ihre Ankunft informiert wurde, war er es, der die übrigen Aufgaben übernahm. Anstatt Gwyn, die neue Haushaltssklavin, um Getränke zu bitten, bereitete er ein kleines Tablett mit einer großen Wasserkanne, zwei Bechern und einem Teller mit Weintrauben zu und trug ihn nun auch selbst den kurzen Weg von der Küche durchs Atrium ins Triclinium. Etwas ungeschickt zog er die dünnen Vorhänge zu, die den sonst offenen Raum im Sommer vom Atrium abteilten, um vertrauliche Gespräche zu führen, und die im Winter dann durch schwere, dicke Vorhänge ersetzt werden sollten, um den Raum vor der Kälte zu schützen. Dann stellte er das Tablett auf den Beistelltisch und erst jetzt wagte er es hochzublicken, Silvana direkt in die Augen. Eventuell könnte es ein kurzes Gespräch werden. Er stellte sich vor, dass eine Beziehung mit wenigen Sätzen beendet werden konnte - konkrete Erfahrungswerte hatte er dabei freilich nicht -, zumal er die Gründe dafür ohnehin kannte, sogar schon solange kannte, wie ihre Beziehung andauerte.


    Unglücklicherweise traute er sich nicht weiterzugehen. Er schaute sie lediglich an, grüßte nichts, sagte auch nichts anderes, versuchte erst gar nicht, die Situation durch den Gebrauch gesellschaftlicher Floskel zu überspielen. Sein Blick ruhte auf ihr und ihm war nicht weniger zu lesen, als seine uneingeschränkte Freude, wieder mit ihr allein sein zu können, vermischt mit einer diffusen Angst, dass es vielleicht das letzte Mal sein könnte.

    Salve!


    Da Commodus noch bis voraussichtlich Montag abgemeldet ist, spring ich hier einfach mal quasi stellvertretend ein. Allerdings kann ich - das möchte ich der Fairness halber betonen - keine Entscheidung über die Aufnahme treffen.


    Jedenfalls ist es schön, dass du dich für die Helvetier interessierst, und daher erstmal zwei einführende Fragen, die quasi zum Standardrepertoir gehören:


    1. Hast du bereits Erfahrungen mit Forenrollenspielen?
    2. Hast du bereits erste Vorstellungen, in welche Richtung sich dein Charakter entwickeln soll?

    | Liam


    Richtig! Duccia Silvana. Da hatte er sich den Namen doch richtig eingeprägt. Er mochte zwar noch nicht wirklich motiviert sein, doch solch kleine Erfolgserlebnisse, galt es auszukosten.


    Magister Vici Helvetius Curio ist zu Hause und Alpina ist in der Taberna Medica nebenan. Helvetius erwartet dich aber bereits.


    gab der Brite nun schon etwas freundlicher von sich, öffnete die Tür und führte sie an den Wirtschaftsräumen vorbei durch das Atrium und schließlich ins ganz hinten gelegene Triclinium.

    | Liam


    Liam führte Silvana direkten Weges ins Triclinium. Der Raum war noch nicht komplett eingerichtet, doch standen an dem großen Fenster hin zum kleinen Kräutergarten zwei Stühle und ein Beistelltisch, die offenbar bereits für dieses Treffen vorbereitet worden waren.


    Helvetius Curio wird gleich hier sein.


    sagte Liam, deutete dezent auf die Stühle und verließ dann das Triclinium in Richtung von Curios Wohnbereich.

    | Liam


    Für alle war die Umgebug noch neu und auch der britische Ianitor Liam, der erst vor kurzem Teil des helvetischen Haushalts geworden war, musste sich gleich wieder an ein neues Haus gewöhnen, dessen Tür er in Zukunft beschützen sollte. Eine kleine praktische Bank stand direkt zwischen der Haustür und der Tür zu seiner Kammer, wo er in Zukunft sitzen und warten würde und genau dies jetzt auch tat. Dennoch ließ er sich Zeit, sich zu erheben, die zwei Schritte zur Haustür zu machen und sie schließlich zu öffnen. Aufgrund seiner Körpergröße musste er immer nach unten schauen, um die Gäste zu begrüßen. So auch nun.


    Salve du befindest dich vor der Casa Helvetia wie kann ich dir helfen.


    leierte er seinen Spruch ab, den der jüngere der beiden Hausherren im eingebläut hatte und schaute sich nun sein Gegenüber genauer an. Eine junge hübsche Frau mit blonden Haaren und etwas unsicheren blauen Augen. Gut gekleidet war sie, im Gegensatz zu dem jungen Helvetier, der jüngst sparen und daher seine alten Kleidungsstücke auftragen und ausbessern musste, anstatt sich neue zu kaufen. Tja, so war das wohl, wenn man sich den Luxus eines komplett neuen Haushalts gönnte. Aber hatte eben jener der beiden Helvetier genau solch einen Gast angekündigt und darum gebeten, sie bei ihrem Eintreffen ohne Umschweife ins Triclinium zu führen? Na ja, er würde es sehen.

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    ...


    Das mit dem Haltung bewahren hatte ja gut geklappt. Erneut wanderten Curios Augen nach rechts, nach links und an Silvana vorbei und prüften, ob sie jemand gesehen hatte. Erleichtert nahm er zu Kenntnis, dass höchsten Alpina etwas mitbekommen haben konnte. Silvanas Frage hingegen hätte sie wohl nicht mal aussprechen müssen, denn sie stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Curio antwortete nicht darauf, denn jedes Wort wäre nur noch Salz in den ohnehin schon überraschend aufgebrochenen Wunden, die sie nun seit den Vinalia mit sich rumtrugen. Überhaupt wusste er nicht, was er tun sollte. Sie umarmen? Unmöglich, denn wenn sich doch ein anderer Blick hierher verirrte, gäbe es dafür keine vernünftige Begründung. Durchbrennen, jetzt und her? Nein, der Moment war vorhin im Hain ungenutzt an ihnen vorbeigezogen und ein zurück war ausgeschlossen. Kurz: Er konnte nichts machen, um sie zu trösten. Nichts. Absolut gar nichts. Und genau das versetzte ihm den weitaus größten Stich tief in sein Herz, denn eigentlich war genau das seine Aufgabe in genau diesem Moment. Eine Aufgabe, die er weder erfüllen konnte, noch durfte, um sie beide zu schützen, dafür aber eben die Pflicht und Treue Silvana gegenüber zu verrraten, die er doch sonst immer glaubte, hochhalten zu können. Konnte diese ganze Maskerade nicht einfach ein Ende haben?!


    Curio schluckte und blickte zuerst auf seine Feder, dann auf die Feder, die Silvana in ihrer Hand hielt und zuletzt seiner Freundin tief in die Augen. Es dürfte ein kurzer Moment des totalen Verständnisses sein, der dadurch zustande kam, doch dauerte er nicht lange.


    Entschuldige dich nicht, du kannst nichts dafür. Wahrscheinlich wird dich dein Vater noch informieren. Zumindest hoffe ich, dass er das noch heute tut. Bis dahin bitte ich dich, Haltung zu bewahren. Wir schaffen es, Runa, aber wir können es nur gemeinsam schaffen.


    Ein kurzes Lächeln huschte er über seine Lippen, doch wurde es sofort vertrieben durch den eiskalten Ton, der aus der Verabschiedung hervorging. Curio fühlte sich gleich wieder an jene Verabschiedung Silvanas erinnert, die sie nach dem verunglückten Treffen im Garten der Casa Atia ausgeprochen hatte.


    Natürlich...


    antwortete er und beinahe hätte er noch ein "Duccia" angefügt. Irgendwo, in einer kleinen Ecke seines Kopfes entstand die Angst, dass es nun wieder genauso ablaufen würde, wie in den Wochen danach. Nur ob es ein weiteres Vinaliawunder geben würde, bezweifelte diese Stimme ernsthaft. Curio aber ließ es nicht zu, dass sie ihn verunsichert. Zumindest noch nicht jetzt und nicht hier. Er wollte nur an ihre Beziehung glauben und daran, dass alles gut ausginge. Immerhin hatten sie die wunderbare Venus Victrix auf ihrer Seite.


    Zitat

    Original von Susina Alpina
    ...


    So stand Curio da, hing seinen Gedanken, seinen Ängsten und seinen Hoffnungen nach, als plötzlich Alpina bei ihm stand, ihm vorsichtig an die Schult griff und noch weiter beiseite führte, wo sie nun endgültig niemand mehr sehen konnte. Währenddessen wanderte Curios Blick immer wieder auf die Taubenfeder in seiner Hand. Seine Schritte waren nicht bewusst, sondern automatisch durch die Bewegungen Alpinas angeleitet. Ihr Angebot für den Nachtisch ging beinahe an ihm vorbei und nur das Wort "Versuchung" nahm er tatsächlich da.


    Wie? Was? Ähm... Nein... danke... ich habe keinen Appetit.


    antwortete daher deutlich verwirrt und zerstreut und erst jetzt konnte er sich einigermaßen auf die Fragen Alpinas konzentrieren. Sie fragte, was passiert war und was er mit Silvana besprochen hatte. Trotzdem seine Aufmerksam Alpina galt, brauchte er ein wenig, um ihre Fragen zu verstehen und Antworten darauf zu formulieren. Wieder wanderte sein Blick zu der Feder in seinen Händen, an deren Kiel er sich förmlich klammert, allerdings immer darauf bedacht, dass die dünnen, zarten Äste nicht darunter litten.


    Duccius Verus hat mir soeben die Heiratsplanungen für seine Tochter mitgeteilt.


    begann er vielsagend. Vermutlich konnte Alpina aus dem bisher Gesehenen ganz einfach schließen, dass diese alles andere als zu ihren Gunsten ausfielen. Erneut musste er schlucken und endlich schaffte er es, sich von den Feder zu lösen, ließ sie in seiner Tunika verschwinden und blickte auf. Und da war sie wieder, die Bewegung seiner Maskierung. Er zupfte seine Tunika zurecht, atmete tief durch und die bisherige Verwirrung und Verängstigung in seinem Gesichtsausdruck wich langsam einer gewissen Entschlossenheit.


    Lass uns zurückgehen, Alpina. Mir scheint, ich falle bereits durch meine ständige Abwesenheit negativ auf.

    Die Schauspieler waren es schon gewohnt, dass sie nicht die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer erhielten und diese sich zumeist unterhielten, aßen oder sogar Geschäfte abschlossen. Irgendwann in ferner Zukunft würde das vielleicht anders sein und sogar ein kleines Räuspern bereits mit einem bösen Blick bedacht werden. Diese Zeit war aber noch nicht gekommen. So trat also nun der Rezitator, ein älterer Darsteller, mit regelmäßigen Gesichtszügen aber bereits grau mehiertem dunkelbrauen Haar trat mit langsamen und bewussten Schritten auf die Bühne. Er trug ein tiefgrünes Gewand und blickte nun, als er die richtige Stelle erreicht hatte, in Publikum. Danach atmete er tief durch und rezitierte die erste Ode des Abends Nr. 21 "Kinder der Leto"


    Singt Diana im Chor, blühende Mägdelein,
    Singt den lockigen Gott, Knaben, den Cynthier
    Und Latona, die innig
    Auserkorne dem hohen Zeus.
    Ihr erhebt sie, die froh Ströme besucht und Wald,
    Ob er laubig entrag' Algidus kalten Höhn,
    Ob ihn schwarz Erymanthus
    Nähr', ob Gragus in hellem Grün.
    Ihr nicht minder erhebt tempischer Thale Reiz,
    Delos auch, wo Geburt, Knaben, Apollo fand:
    Dem Geschoß und des Bruders
    Lyra blank um die Schulter prangt.
    Er wird Jammer des Kriegs, kläglichen Hunger und
    Pest, vom Volk und dem obwaltenden Cäsar fern,
    Persern zu und Britannern
    Machtvoll wenden auf eu'r Gebet.


    Er setzte ab und trat einige Schritte zur Seite.

    Und dann ging es los. Immer noch herrschte eine gewaltige Geräuschkulisse, als der offizielle Leiter der Schauspieltruppe, Titus Alfenius Silio aus Argentorate auf die Bühne. Seine Toga warf elegante Falten und sein graues Haar, wie auch sein Bart waren kunstvoll frisiert. Für sein Alter hatte er noch ein elegantes Auftreten, in dem er sich jeder Bewegung bewusst war. Ergebnis seiner langen Karriere als Organisator künstlerischer Veranstaltungen. Hier hatte er nur den Kontakt hergestellt, durfte dafür aber nun zu Beginn eine kurze Einführungsrede halten. Curio hatte ihn darum gebeten, da er selbst ansonten dort unten tausend Tode gestorben wäre. Stattdessen trat also nun Silio dort unten auf, nahm seine Position auf der Bühne ein und sprach mit langsamer, gleichmäßiger, etwas rauher, Stimme.


    Werte Einwohner Mogontiacums!


    Am heutigen Tage feiern wir bereits den ganzen Tag über das Fest zu Ehren des Schutzgottes der Stadt, dem großen Apollo Mogon. Zahlreiche Teile hat dieses Fest Jahr um Jahr und jeder Teil wird zu Ehren des Gottes dieser Stadt ausgerichtet. Sei es das öffentliche Opfer am Mittag, wenn sein Sonnenwagen die höchste Stelle am Himmel erreicht hat, seien es die Festlichkeiten rund um das Forum und zu guter Letzt nun dieser öffentliche Vortragsabend einiger ausgewählter Oden des Horaz. Die Oden, die ihr heute hören werdet, ehren ebenfalls Apollo, aber auch seine Schwester Diana und die Muße und den Frieden dieser Stadt.


    Der Gastgeber des heutigen Abends ist der Kult des Apollo Grannus Mogon. Dem ich danke, dass er diesen Abend möglich gemacht hat. Die Auswahl der Oden und die Inszenierung der Szenen oblag dem ehrenwerten Magister Vici Iullus Helvetius Curio und Aciliana Phryne. Ihr werdet sehen, dass beide dabei eine gute Hand bewiesen haben. Und nun, werte Mogontiacer, wünscht ich euch im Namen des Gastgebers und der beiden Organisatoren viel Vergnügen am heutigen Abend.


    Kurz hatte er bei den Namensnennung auf das Oberhaupt des Apollo-Kults, auf Curio und schließlich auf Phryne gedeutet, um auf sie aufmerksam zu machen. Nachdem er geendet hatte, trat er dann einen Schritt zurück, machte eine kurze Pause und ging dort ab, wo er einige Momente vorher aufgetreten war. Nun würden die Oden folgen.

    Curio merkte zu spät, dass ihm eine doppeldeutige Formulierung herausgerutscht war, die gleichzeitig dazu führen könnte, dass der Duccier nun tatsächlich Verdacht schöpfen könnte. Dem Duccier war kurz ein Schatten des Misstrauens über das Gesicht gehuscht und Curio wollte den doppeldeutigen Satz schon richtig stellen, als der duccische Procurator mit seinr Frau erschien und das Gespräch unterbrach. Wieder durfte sich Curio nicht anmerken lassen, dass die Gedanken in seinem Kopf rasten und Furcht in ihm aufstieg, dass sein Patron nun irgendwelche Schlüsse aus dieser Unaufmerksamkeit schließen könnte. Klar, es wäre schnell aus der Welt geräumt: Sowohl das Capitolium, als auch der Apollotempel befanden sich dicht am Forum, beide mussten Einkäufe für die Tempel tätigen und im Moment war Curio wegen der Bautätigkeiten an der Curia und den sonstigen politischen Tätigkeiten häufig auf dem Forum. Dennoch: Curio hatte grade offensichtlich dafür gesorgt, dass sich irgendeine Schraube im Kopf seines Patrons gedreht hatte und er nun womöglich eine andere Perspektive einnehmen könnte, die reichlich Probleme für Silvana und Curio bedeuten könnten.


    Das aber hatte jetzt keinen Platz. Mit freundlichem Gesichtsausdruck wandte er sich dem Procurator und seiner Frau zu.


    Salvete, Procurator, Petronia. Ich freue mich, dass ihr gekommen seid.


    kurz schielte er zu seinem Patron hinüber, und bemerkte den misstrauischen Blick, der auf ihm lag.


    Das Wetter wird uns keine Probleme machen und den schönen Abend nicht verregnen.


    sagte er dann im Brustton der Überzeugung. Zumindest waren den ganzen Tag nur wenige kleine Schleierwolken vorbeigeflogen und die Sklaven auf den obersten Rängen hatten keine dicken Regenwolken gemeldet. Und tatsächlich würde es bald losgehen, sodass sich Curio freundlich von den Ducciern verabschiedete.


    Ich wünsche euch viel Vergnügen!


    Darauf ließ er seinen Blick über die Besucherränge schweifen. Das Theater war zwar nicht vollbesetzt, aber dennoch mehr als gut besucht. So nickte er Acanthos zu, der leicht versetzt und für den Großteil der Besucher nicht sichtbar am Bühneneingang stand und sogleich hineintrat. Dann setzte sich auch der Helvetier auf seinen Platz nahe am Ausgang, schloss die Augen und fühlte sich wie gerädert, nicht nur weil hier ein weiteres Aushängeschild seiner gesellschaftlichen Karriere aufgestellt werden sollte, sondern auch weil er sich grade in solch unkontrollierter Art und Weise verplappert und keine Chance bekommen hatte, dies klarzustellen.

    Curio hörte sich mit einem höflichen Lächeln die philosophischen Worte seines Patrons an. Nur war ihm grade so gar nicht die Laune danach, etwas darauf zu erwidern, da sein Blick auch immer wieder auf die vielen Menschen abschweifte, die durch die Pforten in den Zuschauerraum strömten. Ihm ging es nur darum, dass die Vorstellung gut besucht war, die Zuschauer unterhielt und letztlich auch ein kulturelles Aushängeschild für den Cultus - und nicht zuletzt auch für ihn selbst - sein konnte.


    In der Zusammenarbeit mit Phryne kam es zu keinerlei Schwierigkeiten. Ganz im Gegenteil war sie - unter uns gesagt - erstaunlich kooperativ und konstruktiv. Vermutlich weil sie dadurch eine bessere gesellschaftliche Integration für sich erhofft.


    Es war nichts besonderes, dass man sich von solchen Aktionen auch ein gewisses gesellschaftlichen Prestige versprach. Daher sollte es hier eigentlich nicht nur für Curio, sondern auch für Phryne eine Gewinn sein. Sicher, Phryne könnte hier für einen Skandal sorgen, doch würde ihr das ebenfalls schaden. Daher hatte sie dafür letztlich keinen Grund. Dennoch war Curio ziemlich nervös, da er erst gestern gesehen hatte, was alles passieren und falsch laufen konnte.


    Und in diese Kerbe schlug sein Patron nun unwissend aber zielsicher hinein, als er das Gespräch auf seine Tochter lenkte. Curio musste wie immer aufpassen, dass er kein Gefühl zeigte, keine Rückschlüsse welcher Art auch immer zuließ. Dennoch schaffte er es diesmal nicht ganz, denn wegen seiner Grundnervosität nahm sein Gesicht kurz einen schwärmerischen Ausdruck an, der von dem Bild Silvanas ausgelös wurde, das vor seinem inneren Auge erschien. Jedoch versuchte er sofort diesen zu überspielen.


    Ähm... nein... nicht dass ich wüsste. Ich habe sie zumindest noch nicht gesehen.


    antwortete er so neutral wie möglich. Immer, wenn sowas geschah, schoss Curio durch den Kopf, dass der Duccier es irgendwie herausgefunden haben könnte. So auch jetzt. Vermutlich würde er sich während des gesamten Vorstellung mit dem Für und Wider dieses Gedankens beschäftigen, anstatt seine Konzentration der Bühne zuzuwenden, wo sie eigentlich hingehörte. Doch jetzt galt es erstmal die Situation zu überstehen, ohne dass er erneut patzte.


    Jetzt, wo sie im Tempel arbeitet, hat sie ja bestimmt, so wie du auch, einen vollen Plan. Und ich sehe sie ja ohnehin nur noch kurz, wenn sie Alpina besucht, bei ihr in der Taberna Medica hilft oder wir uns auf dem Forum treffen.


    Und jetzt kam Curio auch noch das Gefühl, dass er es mit diesem Herunterspielen nur noch schlimmer gemacht hatte. Richtig war jedenfalls, dass es keinen - gesellschaftlich anerkannten - Grund mehr für sie gab, sich zu treffen.

    Einige bekannte Gesichte waren bereits dabei gewesen. Doch hatte sie Curio, der nicht unbedingt im Zentrum des Interesses lag, nicht bemerkt. Er wiederum hatte seinen hochaufgeschossenen Bruder gesehen, der aufgrund seiner Größe aus der Menge hervorragte, vermutlich aber genug damit zu tun gehabt hatte, Alpina abzuschirmen, damit sie keine Schläge in Bauch erhielt. Denn die Durchgänge waren ja nicht allzu breit, sodass es sich dort immer einen bisschen staute. Curio freute sich für die beiden, dass sie wenigstens ihre Liebe zueinander öffentlich leben konnten. Sie hatten es gut, wären bald Eltern und bewohnten gemeinsam ein Zimmer. Kurz hing Curio seinen Gedanken nach und stellte sich vor, wie es vielleicht sein könnte, wenn Silvana und er tatsächlich heiraten könnten. Wie sie beide dann ebenfalls ein Zimmer teilen und Kinder erwarten würden...


    Doch dann erblickte er zuerst den ebenfalls recht großen atischen Decurio und schließlich, quasi wie gerufen, seinen Patron. Der Duccer war letztlich Hindernis und Förderer zugleich, ohne dass er auch nur ahnte, was er dabei veranstaltete und was er Curio und seiner Tochter antat. Und gleichzeitig war das wieder der Gedanke, dass er dem Duccier dennoch verpflichtet war. Eine Lösung des Patronatsverhältnisses stand nicht mal zur Debatte und das nicht nur, weil das dem Karriereweg des jungen Helvetiers schaden könnte, sondern auch weil Curio die Ziele und Werte des Ducciers teilte. Er wäre der perfekte Patron gewesen, hätte er nicht eine hübsche Tochter gehabt, zu der sich eine Liebesbeziehung entwickelt hätte.


    Worum sich seine Gedanken auch immer drehten: Curio wusste was sich gehört. Freudig trat er dem Duccier ein paar Schritte entgegen und begrüßte ihn mit einem gut gelaunten Lächeln.


    Salve, Patron! Ich freue mich, dich zu sehen.


    Dass der Duccier offenbar alleine war, nahm Curio war, kommentierte es aber nicht, auch wenn es ihn brennend interessiert hätte, warum Silvana bislang noch nicht da war... oder ob sie überhaupt käme.


    Nun, ich staune schon nicht schlecht, dass die Nachfrage so groß ist. Schließlich ist es ja weder ein großes Gladiatoren-, Tierhatz oder gar Wagenrennspektakel, noch ein weltberühmte römische Komödie. Es freut mich aber, dass so viele Einwohner den Weg hierher gefunden haben, zumal im Apollinensis ja auch noch einiges los ist.

    Sim-Off:

    Kein Problem. ;)


    Curio nahm zu Kenntnis, dass die Begehung durch die amtierenden Magistrate so angenommen worden war. Diese wäre aber wohl vor allem ein Arbeitstreffen, damit die Magistrate einerseits die neuen Räumlichkeiten kennenlernen und andererseits auch noch weitere Vorschläge anbringen könnten, die bis zur feierlichen Eröffnung umgesetzt werden könnten. Zu dieser Eröffnung machte der Duumvir sogar bereits weitere Vorschläge, die sich weitgehend mit den Vorstellungen des Helvetiers deckten.


    Nun die feierliche Eröffnung kann sicherlich aus einem Opfer und einem anschließenden feierlichen Bankett der Decurionen bestehen. In der Apsis des Sitzungssaals befindet sich ja mittlerweile auch ein Altar, an dem das Opfer durchgeführt werden kann. Wenn es euch recht ist, kann ich die Einweihungs noch organisieren, es sei denn, ihr möchtet euch persönlich darum kümmern.


    Da sich die laufende Amtszeit ohnehin dem Ende näherte und das Hauptprojekt deren zweiten Teils nun abgeschlossen war, könnte Curio sicherlich auch noch Zeit aufbringen, das Opfer und das Bankett zu organisieren. Die Umsetzung würde ja sowieso von den Pontifices und den Duumvirn durchgeführt und das Bankett wäre, sobald es erstmal organisiert war, praktisch ein Selbstläufer. Nichtsdestotrotz würde Curio aber auch nicht darauf bestehen, die Organisation durchzuführen, da er ja immer noch mit dem Umzug in die Casa Helvetia beschäftigt war und dazu noch seine Familie zu Besuch hatte.