Es dauerte einige Zeit, bis sich an dem Stand etwas tat. Daher lehnte sich Curio an eine der Säulen und schaute sich um. Zu seiner linken verkaufte eine junge Frau Stoffe und Kleider, teilweise recht ansehnliche Stücke, aber auch sehr funktionelle. Zu seiner rechten versuchte ein grobschlächtiger, bärtiger Händler Werkzeuge an den Mann zu bringen. Noch war es in der Markthalle aber noch relativ ruhig. Vermutlich würde das in einigen Stunden schon deutlich anders aussehen. Denn quillte die Basilica regelmäßig über. Jetzt aber transportierten die Händler mit ihren Sklaven aber noch ihre Waren zu den Ständen.
Von rechts drang Curio plötzlich ein starker, aber angenehmer Duft in die Nase. Ein Gewürzhändler und sein Sklave hatten die Gewürzschalen an ihrem Stand geöffnet und nun erfüllt sie ihre Umgebung mit dem angenehmen Duft teils bekannter, teils unbekannter Gewürze. Der junge Helvetier schloss einige Augenblicke die Augen und genoss den Duft der Gewürze, als er eine fest Stimme hörte.
Die neuen Schalen kommen da hin. Die Becher dort. Also so wie immer. Und pass auf! Du weißt wie empfindlich die Sachen sind.
Curio öffnete die Augen und sah einen gut gekleideten Mann mittleren Alters, der seinem Sklaven genau zuschaute, wie dieser die Waren am Stand verteilte. Dabei wagte er sich kaum, sie fest anzufassen, oft benutzte er nur die Fingerspitzen, was für Curio irgendwie lustig aussah. So beobachtete er den Sklaven einige Augenblicke lang, bevor er sich leicht von der Säule abstieß und auf den Stand zu ging.
Salve! Mein Name ist Iullus Helvetius Curio und bin Discipulus im Apollo-Tempel. Ich suche den Töpfer Asconius Tiro.
sagte Curio und schaute den gut gekleideten Mann erwartungsvoll an. Der löste seinem Blick von seinem Sklaven und schaute Curio an, allerdings nicht ohne immer wieder die Augen in Richtung des Sklaven zu drehen.
Der steht vor dir, ähm, Helvetius. Was kann ich für dich und den Tempel tun?
Es war das erste Mal, das Curio in "offiziellem Auftrag" des Tempels unterwegs war, weswegen es für ihn schon etwas komisch war, quasi sofort mit dem Tempel gleichgesetzt zu werden. Daher musste er erstmal einmal durchatmen, bevor er die Patera enthüllte und sie vorsichtig auf einen freien Tisch legte. Der Asconius setzte sich an den Tisch, bedeutete Curio sich ebenfalls zu setzen und nahm dann sofort die Patera in Augenschein. Sein respektvolles Gesicht sprach dabei Bände, auch wenn Curio nicht genau wusste, warum es so respektvoll war.
Eine töpferne Patera? Sehr ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich. Aber wunderschön gearbeitet, wirklich sehr schön.
fuhr der Töpfer dann fort, ohne Curio auch nur zu Wort kommen zu lassen. Curio wusste zwar, dass die Paterae meistens aus Silber oder Gold waren, doch dieses Stück schien, trotz des einfachen Materials, etwas besonderes zu sein. Der Töpfer sah schnell, das Curio recht unschlüssig vor ihm saß. Daher fuhr er nach einer erneuten intensiven Prüfung des Gefäßes fort.
Du hast mir hier ein sehr schönes Stück gebracht, Helvetius. Zudem sind tönerne Paterae sehr selten. Kennst du vielleicht die Geschichte dieses Stücks?
fragte Asconius dann, doch Curio konnte darauf nur den Kopf schütteln. Er war noch nicht lange genug im Tempel, um jedes Opfergerät genauer zu kennen, obwohl er mittlerweile alle in der Hand gehabt haben musste. Schließlich musste er sie regelmäßig reinigen.
Leider nicht. Es geht mir vor allem um den Absprung hier. Und ich möchte fragen, ob du das Gefäß reparieren kannst.
antwortete Curio und zeigte auf die Stelle, um die es ging. Der Töpfer nickte verstehend und nahm dann den Absprung nochmal genauer in Augenschein. Dabei nahm er die Patera auch auf und wiegte sie leicht vor seinem Gesicht, wahrscheinlich um zu schauen, wie tief der Absprung war.
Schade. Ich sehe das Problem schon. Nun... Einfach wird es jedenfalls nicht Ich werde die stelle ersetzen müssen und mein Mitarbeiter wird die Zeichnung erneuern müssen. Aber ein so schönes Stück ist es unbedingt wert, repariert zu werden.
stellte der Töpfer klar und schaute dann zu Curio, der zustimmend nickte. Der Aedituus hat ihm kein finanzielles Limit gesetzt, doch durfte Curio sicherlich auch nicht allzu viel ausgeben.
Was deine Bezahlung betrifft...
setzte Curio entsprechend an, doch wurde er sofort vom Töpfer unterbrochen.
Darüber soll sich der Tempel keine Sorgen machen. Ich mache es für euch etwas günstiger, doch würde ich mich freuen, wenn ihr eine kleine Flasche von eurem Grannus-Wasser dazugeben könntet. Mein Bauch macht mir in den letzten Wochen immer mal wieder Beschwerden.
Der Töpfer fasste sich dabei, wie um seine Probleme verbildlichen zu wollen, kurz auf den Bauch.
Das geht natürlich in Ordnung, Asconius. Wie lange wirst du ungefähr für die Reparatur benötigen?
erfragte der junge Helvetier dann nur die letzten Sachen. Der Töpfer hatte derweil die Patera an sich genommen und schlug sie in das Tuch ein, in dem sie Curio bereits hierhergebracht hatte. Dann rief er seinen Sklaven zu sich, übergab ihm die Patera, wies ihn an, sie umgehend in seine Werkstatt zu bringen und dann zurückzukommen.
Mit allem drum und dran wird es vermutlich fünf Tage dauern. Dann kannst du sie wieder hier abholen. Ich sorge dafür, dass ihr derweil nichts geschieht.
So wurden auch die letzten Angelegenheiiten geklärt Asconius reichte Curio seine Hand, der sie daraufhin nahm und leicht schüttelte. Damit war das Geschäft abgemacht. Beide erhoben sich und während sich der Töpfer schon dem nächsten Kunden zugewandt hatte, verließ Curio die Markthalle.