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Spurius Cluvius Sulca
Sulca nickte zufrieden. Der Centurio hatte heute offensichtlich seinen großzügigen Tag. Und ob er bei den Verurteilten bleiben würde! So nah wie ihre mit Angstschweiß getränkten Klamottenfetzen würde er ihnen sein. Näher noch. Es war schon eine Weile her, dass er aus nächster Nähe beobachtet hatte, wie sich die Augen eines Sterbenden zuerst ungläubig weiteten und dann glanzlos und milchig erstarrten. Dieses Schauspiel war mit nichts anderem zu vergleichen, es gab einem ein einzigartiges Gefühl von Lebendigkeit. Dort Tod, hier Leben. Besonders eindrucksvolle Momente hatte er bei der Folter erlebt. Oft starben die Augen lange vor dem Gemarterten, der danach nur noch blicklos und erloschen vor sich hinzuckte, mitunter noch stundenlang. Nun, so weit würde es heute wohl nicht kommen. Das Urteil lautete Tod durch das Schwert nach erfolgter Marter und nicht umgekehrt. Aber wer weiß, vielleicht kehrten die alten Zeiten noch einmal wieder. Ein Bürgerkrieg lag im Bereich des Möglichen und sollte der ausbrechen, würden die Urbaner wieder Ordnung schaffen müssen. Mit allen Mitteln. Auch mit der Folter.
Leise vor sich hinsummend stieß er den ersten Kandidaten gegen den Pfahl, band ihm die Hände nach hinten, riss im die restlichen Kleidungsreste herunter und schnürte ihm das lange Lederseil straff um den Leib. Ob er hier den Tudicius vor sich hatte oder den Avienus war kaum mehr zu erkennen. Dreck, Schweiß und Angst hatten die Gesichter in austauschbare Fratzen mit scheinbar toten Augen verwandelt. Aber in diese Augen würde bald das Leben noch einmal feurig zurückkehren.
Der Gefesselte machte keinen Mucks, was Sulca davon ausgehen ließ, dass das wohl der zähere von beiden war, der Mörder zweier Vigiles. Der andere stöhnte wie ein altes Weib mit Wasser in den Beinen und machte sich so schwer, dass Sulca ihm zweimal in die Leber prügeln musste, um ihn aufzurichten. „Kopf hoch, Jammerlappen, sterben schafft selbst der Dümmste.“ Der Verurteilte sah das offenbar anders und klammerte sich jaulend an Sulca fest. „He! Decimus!“ blökte er den an seine Seite abgestellten Tiro an. „Hilf mir mal! Ich drück ihn dagegen, du bindest ihn fest!“ Immer diese verdammten Rekruten. Fluchend betrachtete Sulca den jungen Kerl. Naja, der war wohl immer noch besser als einer der Germanici .. oder ein Iunier .. ach Götter, im Grunde konnten sie ihn allesamt mal kreuzweise.