Beiträge von Titus Petronius Marcellus

    Marcellus war zurück in der Casa Petronia und zeigte sich überrascht über den doch sauberen Eindruck des Gebäudes. Er betrat entschlossen sein ehemaliges Schlafgemach und begann seine Habseligkeiten unterzubringen. Dies wurde mit der durch den Dienst bei den Adlern erlernten Effektivität in Angriff genommen. Zum Schluss kam dann Marcellus Ausrüstung dran, sie bekam einen besonderen Platz damit sich auch immer gepflegt werden konnte. Endlich war alles fertig und der junge Petronier begab sich auf die Summe nach dem Personal. Es war schon seltsam, dass er bis jetzt noch keinen der Dienstboten gesehen hatte. Üblicherweise konnte man den alten Morag schon weit hören. Mit zunehmendem Alter begann er zänkischer zu werden. Sein Oheim Crispus hatte aber über das Verhalten des alten Mannes immer hinweg gesehen, da sie gemeinsam viel erlebt hatten. Morag erhielt in der Casa Petronia sein Gnadenbrot und war damit zufrieden. Endlich tiefer im Haus hörte Marcellus die zänkische und schrille Stimme des Alten und vor allem zankte er mit Gunda der guten Seele des Hauses.



    „Gunda so nicht, so sprichst du nicht mit mir. Ich bin immer noch der Majordomus hier und du hast mich mit Respekt zu behandeln. Wenn das nicht in deinen Kopf rein will so wird Crispus dafür sorgen, dass du ….“


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    „Du alter Narr, Crispus ist nicht hier und du kannst den Töpfen in der Küche Anweisungen geben aber nicht mir. Und jetzt schleich dich aus meiner Reichweite sonst bekommst du den Besen zu spüren.“



    „Oh ihr Götter was geschieht hier, welche Schande wie man mit dem Majordomus der Casa Petronia umspringt. Diese Jugend hat keinen Anstand mehr. Wenn das die Herrschaft hören könnte, du würdest ausgepeitscht werden.“


    Plötzlich rauschte Morag an ihm vorbei gefolgt von einem fliegenden Besen. Hastig rappelte sich der Alte auf und als er Marcellus sah erhellte sich sein Gesicht und voller Freude sprang er auf diesen zu.



    „ Herr du hier bei uns welche große Ehre das Haus steht dir zur Verfügung“ nuschelte Morag. Laut schrie Morag mit seiner zittrigen Stimme auf und rief das Gesinde zusammen: „ Auf, auf ihr faules Pack der Ritter Titus Petronius Marcellus ist wieder zu Hause. Eilt und dient den Wünschen des hohen Herrn.“


    Anders als gedacht eilte niemand herbei, sondern nur ganz gemächlich trabte das Gesinde zusammen. Man merkte dass der alte Morag von keinem mehr ernst genommen wurde, doch sein Schrei dass einer der Herrschaften hier sei brachte die Hausbewohner doch noch in Bewegung. Schließlich versammelte sich das Gesinde vor Marcellus und Morag konnte Vollzug melden.



    Im Namen aller hieß Morag Marcellus willkommen. „ Herr wir begrüßen dich und heißen dich willkommen. Wir freuen uns sehr, dass du den Weg zu uns gefunden hast und wir bedauern alle deinen Verlust. Die edle und liebreizende Germanica Calvina war eine wundervolle Herrin und ihr Fortscheiden betrübt unser Haus.“


    Nun der Petronier dachte sich gut geschwindelt alter Mann, da Calvina sehr selten in der Casa gewesen war. Doch um den Anschein zu wahren antwortete Marcellus mit einem Nicken und sprach: “Vielen Dank für die lieben Worte bester Morag, auch ich habe euch vermisst und bin froh wieder da Heim zu sein. Doch jetzt lasse es für heute gut sein, ich möchte wieder mit meinen Läufen beginnen um mich fit zu halten.“


    Marcellus drehte sich weg und ging in sein Zimmer um sich für den Lauf umzukleiden. Danach startete er mit einem traurigen Lächeln in Erinnerung an seine Calvina zu seinem morgendlichen Rundlauf. Heute würde er sich wieder bis an die Grenze des Machbaren heranwagen und seinen Körper massiv fordern. Er wusste selber dass es verkehrt war doch die Bewegung und die Erschöpfung würden ihm gut tun. Er musste einfach versuchen über den Verlust hinwegzukommen, ganz wie es seine verstorbene Frau gesagt hatte. Ob Marcellus jemals wieder eine Frau lieben konnte, kaum anzunehmen da Calvina in seinen Gedanken war.

    Der letzte Tag in der Casa Germanica war angelaufen. Heute würde Marcellus alle Erinnerungen an die schöne Zeit mit seiner geliebten Frau zurücklassen müssen. An alle die schönen Orte wo sie glücklich miteinander die Zeit verbracht hatten. Die Casa Petronica würde wieder ein Familienmitglied beherbergen. Clavina würde ab jetzt tief in seiner Seele weiterleben. Der Petronier wäre normalerweise ein gebrochener Mann geworden, doch er hatte seiner Frau am Sterbebett versprochen sich dem Leben zu stellen und so wollte es Marcellus auch halten. Es brachte auch nichts sich hängen zu lassen sondern mit Energie an sein Schicksal heranzutreten.


    Marcellus erhob sich und schritt langsam in die Casa hinein, dort sah er sich noch einmal um betrat das gemeinsame Schlafgemach und schnupperte in der Luft. Ihm war es als ob er den Duft Calvinas roch, doch das war natürlich nur die Erinnerung. Tränen liefen dem jungen Mann über die Wangen die er achtlos beiseite wischte. Noch einmal ruhte sein Kopf auf dem Laken in dem Calvina sich hineingekuschelt hatte. Marcellus meinte immer noch das glockengleiche Lachen seiner Geliebten zu hören. So schritt Marcellus erhobenen Hauptes Richtung Porta um die Casa endgültig zu verlassen. Vor dem Gebäude standen einige Sklaven bereit die das Wenige, dass dem Petronier gehörte, in sein neues Domizil zu verbringen. Noch einmal drehte sich Marcellus um und betrachtete nachdenklich die Casa Germanica. Sein Herz schmerzte und sein Körper wollte einfach nicht loslassen. Doch endlich setzte sich sein Gehirn durch und entschlossen trat er weg hin zu seinem neuen alten Zuhause.

    Im Hortus herrschte um diese Jahreszeit eine wahre Blumenpracht. Die prall gefüllten Blütenkelche luden zahlreiche Insekten zu einem großen Festmahl ein. Betrunken vom Nektar summte und brummte es umeinander. Marcellus atmete voll Begeisterung die frische Luft und die Vielzahl an Eindrücken ein. Viel war geschehen in der jüngsten Vergangenheit um den jungen Petronier, so dass er an einem ruhigen Ort wie diesem Garten seine Seele und Gedanken baumeln lassen konnte. Die Zeit bei er Ala war eine schöne Zeit gewesen, doch sie hatte Marcellus auch gezeigt wie sehr Verantwortung den Dienst bei den Adlern beeinflussten. Aus Sicht des Petroniers waren nicht alle Dinge gut für ihn verlaufen, so zählten Ärger mit Untergebenen, die starre Haltung von Vorgesetzten aber auch seine eigene Starrsinnigkeit nicht zu seinen Ruhmestaten. Als der Zeitpunkt der Ablösung endlich stattfand war Marcellus zufrieden damit endlich seine Ruhe zu erhalten. So hatte er sich den Dienst bei den Legionen nicht vorgestellt, vielmehr wollte er hoch zu Ross gegen den Feind ziehen und in einer grandiosen Schlacht für Rom den Sieg erzwingen. Heldengesänge und Girlanden sollten bei einem Siegeszug über ihm ausgebreitet werden und die Menschen sollten ihm zu Füßen liegen. Nun wie hatte sein väterlicher Freund der alte Petronier immer zum ihm gesagt: „ Junge es ist nicht alles so wie es scheint und nicht alles Gold was glänzt!“ Erst jetzt in der Nachbetrachtung der Dinge war ihm bewusst geworden wie sehr diese Mahnung der Wirklichkeit entsprochen hatte.


    Unter den Fittichen des alten Petroniers und Marsus erfolgte eine kurze und für seine Verhältnisse steile Karriere. Mit der Erhebung in den Ritterstand hatte Marcellus mehr erreicht als alle Familienmitglieder väterlicher und mütterlicher Seite vor ihm. Und mit dem Posten als Subpraefectus Alae war er einen weiteren Schritt vorangekommen hinsichtlich seines Wunsches bei den Adlern dienen zu dürfen.


    Das Schicksal hatte es sehr gut mit ihm gemeint, denn er hatte Germanica Calvina seine herrliche Frau kennen lernen dürfen und liebte sie über alles. Für ihn gab es nichts Höheres als die wahre Liebe zu ihr. Und die Götter hatten ihn belohnt den Calvina liebte ihn ebenso so sehr. Amor hatte seine Pfeile wohl dosiert verschossen und die Liebe für immer und ewig ihn ihnen entfacht. Wie sehr liebte Marcellus es, wenn seine geliebte Calvina sich an ihn kuschelte und sie sich gegenseitig streicheln konnten. Dieses innige Gefühl ließ sein Herz bis zum Himmel schnellen. Und wenn die Sonne mit Calvinas Haaren spielte und sich in ihren Locken spiegelte sah sie für ihn wie eine Göttin aus. Die Zeit mit Calvina erschien ihm so wundervoll, dass er gar nicht begreifen konnte wie schnell die Tage und Wochen vergingen. Und dann kam der Tag an dem seine geliebte Calvina an einem Fieber verstarb. Seine Seele wollte nicht mehr weiterleben. Doch die Erinnerung an Calvina und ihre letzten Worte hörte er jetzt noch:“ Mein Geliebter sorge dich nicht ich gehe an einen besseren Ort. Ich liebe dich über alles, versprich mir aber nicht zu trauern, sondern liebe das Leben. Es wird dir Kraft geben und dich auf den richtigen Weg führen. Eines Tages werden wir wieder miteinander vereint sein. Ich liebe dich mehr wie mein Leben.


    Heute war einer dieser besonders schönen Tage dachte Marcellus und befasste sich mit dem regen Treiben im Garten. Unglaublich wie zahlreich es hier wimmelte und diese Insekten und Tiere ihrem Tagewerk nachgingen. Doch trotz all dieser gesichteten Hektik war alles genauestens strukturiert. Alle hatten ihren festen Platz in Lebenslauf und waren fleißig dabei ihre Arbeiten zu erledigen. Sie waren sicherlich für die Götter eine Augenweide und diese hielten ihre schützende Hand über sie. War das bei den Menschen auch so, waren die Menschen ebenso wohl gesonnen im Geiste der Götter oder waren sie dieser menschlichen Brut überdrüssig? Wer wusste das schon, der junge Petronier hoffte darauf, dass seine Götter ein Auge auf seine verstorbene geliebte Frau und auch ihn legten.
    Marcellus eilte mit seinen Gedanken weiter und dachte an das Imperium. Viel Müßiggang war entstanden unter der Führungsschicht. Was man aus Rom zu hören bekam war nicht berauschend. Feste und Orgien wechselten sich bei der reichen Oberschicht ab mit Intrigen und Lumpereien. Und dies sollte die Herrscherrasse darstellten die die ganze Welt erobern wollte. Wobei von Erobern war schon lange nicht mehr die Rede, eher verwalten des Erreichten. Die Kriegszeiten in denen die großen Römer sich bekämpften waren vorbei, jetzt versuchte man irgendwie das Reich zusammenhalten zu wollen. An keiner Grenze waren noch genügend Legionäre vorhanden um schnell auf Probleme reagieren zu können. Erst durch intensive Verschiebungen kleinster Truppenteile konnten größere Streitkräfte gebildet werden. Das war definitiv nicht mehr das mächtige Rom der Zeiten Cäsars und Augustus. Diese Einblicke in die militärische Entwicklungen verdankte Marcellus seinem väterlichen Freund dem alten Petronier. Dieser hatte ihn viel Lesen lassen und denkwürdige Gespräche geführt. Der junge Petronier machte sich viele Gedanken darüber wie man Rom wieder zum Leben erwecken konnte, doch eine sinnvolle Lösung war ihm bisher nicht eingefallen. Vor allem würde es sehr wenig bringen, wenn er das kleine Licht sich berufen fühlte lautstark seine Gedanken an den Mann zu bringen. Nein, nein das war sicherlich nicht so gewollt. Nun jedenfalls war für Marcellus eines klar, er wollte wieder den Dienst bei den Adlern versehen, doch diesmal mit mehr Verstand und dem richtigen Einsatz seines Könnens. Nur durch Fehler lernte man und so wollte sich Marcellus wieder einbringen in den militärischen Kreislauf, wenn es die Götter, der Kaiser und gute Freunde und Gönner es wollten.


    Für den Petronier war es gut über viel Dinge in Ruhe nachzudenken, war Marcellus früher aufbrausender und hektisch so verwandelte die Zeit mit Calvina ihn in einen ruhigeren Mann der versuchte in sich zu ruhen und logisches Wissen zu nutzen für seinen Lebensweg. Nun mochten die Götter ihm gewogen sein und ihn bei seinen weiteren Lebensabschnitten gewogen sein. Marcellus kehrte mit seinen Gedanken wieder in den Garten zurück und spürte wie ihn eine Ruhe überkam.

    Der Petronier betrachtete Ocella interessiert. Irgendwie schien dieser Atmungsprobleme zu haben. Was sollte diese Reaktion, war der Duplicarius vielleicht krank. So fragte Marcellus scheinheilig:


    „Geht es dir gut Duplicarius oder fühlst du dich krank? Ist es vielleicht etwas Schwereres und du benötigst Ruhe? Benötigst du vielleicht eine kleine Stärkung?“


    Irgendwie schien das Gespräch mit den beiden Soldaten eine ganz andere Wendung zu nehmen wie angedacht. So richtig schienen die beiden nicht die Entwicklung der neuen Truppe zu verstehen. Klar war Marcellus dass die beiden am liebsten weiterhin zusammen geblieben wären, doch wichtig war der Dienstbetrieb und nicht die Befindlichkeiten von Soldaten. Die beiden Männer waren genau das Material aus dem man Vorgesetzte entwickeln konnte. Für den Duplicarius war dies die Chance in einen Bereich aufzusteigen, der ihn erheblich über alle Reiter erhob. Auch der Decurio könnte mehr aus sich machen und der Petronier würde sich etwas einfallen lassen, schließlich war der Mann schon lange auf seinem Posten und könnte mit einer gewissen Unterstützung durchaus weiter aufsteigen. Er wollte dahingehend mit dem Praefectus sprechen. Für den Petronier und den Ritterstand war eigentlich immer entscheidend die Karriereleiter weiter aufzusteigen. Das es vielleicht Menschen gab die darauf keinen Wert legten kam ihm nicht in den Sinn.


    „Nun Duplicarius Ocella gibt es etwas was dir an der möglichen Beförderung missfällt? Frei heraus damit, denn es ist von entscheidender Bedeutung das du zum Aufbau der neuen Einheit stehst und dich mit ganzer Kraft einbringst. Wenn dem nicht so ist müssen wir uns nach einem anderen Mann auf die Suche machen.“


    Marcellus war jetzt doch etwas irritiert und wartete gespannt die Antwort des Mannes ab.


    „Decurio Varro über diesen Tiro Andriscus ist mir nichts bekannt. Gibt es eine Personalakte oder Daten die einen genaueren Überblick erlauben?“


    Der Tiro schien ein Mann zu sein, der nicht unbedingt im Vordergrund stehen wollte. Eher mehr der nach außen ruhige Soldatentyp. Sein Onkel der gute alte Petronier hielt von diesem Typus eigentlich immer viel, denn wenn ihre Befähigung einmal ans Tageslicht getreten war und sie sich getraut hatten wurden aus diesen Tiros gute Vorgesetzte. Nun man würde sehen.

    Der Petronier betrat das Dienstzimmer des Praefectus Alae um den ersten Teil seiner Aufträge weisungsgemäß weiter zu melden. Aus Sicht des Subpraefectus Alae ließen sich die erheblichen Anforderungen an die Verpflegung für Mensch wie Tier mit einer flexiblen Planung auf ein erdenkliches Maß reduzieren.


    „Salve Praefectus Alae, ich wollte mich kurz mit dir austauschen hinsichtlich unserer Verpflegungssituation. Bei einem derzeitigen Bestand von ca. 2000 Pferden kommen auf die althergebrachte Versorgungsrichtlinie ungeheurere Belastungen zu. Bei 20-25 Winterwochen würde sich der Verbrauch auf 7.000 Zentner Gerste, 70.000 Zentner Heu, 21.000 Zentner Stroh und 8.750.000 l Wasser nur für die Tiere belaufen. Und das alles müsste im Castellum untergebracht werden. Damit würde sich die Leistungsfähigkeit der Truppe auf ein Minimum reduzieren. Aus meiner Sicht hat die Alae ihre Einsatzfähigkeit auch in der Winterzeit aufrecht zu halten und sich nicht mit der Verpflegung von Pferden zu beschäftigen.“


    „Daher möchte ich folgenden Vorschlag unterbreiten:
    Nachdem du mir mitgeteilt hast, dass die Alae erhebliche Finanzmittel zur Verfügung hat würde ich empfehlen zusätzlich weitere passende Grundstücke zur Prata Alae einzukaufen und diese landwirtschaftlich zu nutzen, sowie zur Weidehaltung. Die Prata Alae ist, wie du ja weißt, ca. 15 Meilen westlich Mogontiacum gelegen und umfasst neben den Weiden ausreichend landwirtschaftliche Nutzflächen, die von den Calones und Bauern aus der Umgebung betrieben werden. In der Gegend befinden sich noch zahlreiche ungenutzte Flächen die wir mit zusätzlichem geringem Aufwand betreiben könnten. Damit ließe sich die Versorgung der Truppe mit zusätzlichen Nahrungsangeboten aus der Region optimal abdecken.


    Weiterhin möchte ich vorschlagen auf eine Koppelhaltung mit Unterbringung auch in den Wintermonaten umzusteigen. Daraus resultieren mehrere Vorteile für die Alae, zum einen werden die Pferde auf den Koppeln der Prata Alae abgehärtet und passen sich dem regionalen Klima an. Selbst wenn wir das eine oder andere Tier verlieren lässt sich Ersatz schnell besorgen. Der Preis für ein durchschnittliches Reittier der Alae liegt bei 100 – 130 Denare und kann leicht über die Kommission ergänzt werden. Zum anderen mindern wir durch eine erhebliche Reduzierung des Reitbestandes im Castellum den Arbeitsaufwand. Dadurch steht eine stetige Bereitschaftstruppe bereit um jederzeit an der Grenze einzugreifen wenn sich die Notwendigkeit aufzeigt. Daher würde ich empfehlen der Tierbestand auf 800 Tiere im Castellum zu begrenzen und im Intervall die Pferde zwischen Koppel und Castellum auszutauschen. Damit wird gewährleistet immer einen frischen Reitbestand voll ausgebildet zur Verfügung zu haben. Die Ausbildung nimmt nicht so viel Platz zur Verfügung in Basilika und im Gyrus, dadurch können wir in überschaubaren Arbeitseinheiten die Ausbildung der Tiere sowie die der Reiter mit ihren Pferden strukturieren. Kleinere Einheiten die aber trotzdem Taktiken anwenden können wie auf dem Campus. Auf den Koppeln findet eine eigenständige Ernährung der Pferde statt es entfallen Stroh und Heu sowie ein reduzierter Wasserbedarf auf 1/3 bedingt durch das wasserhaltige Gras. Sollte der Schnee erheblich auf die Koppelhaltung einwirken können wir immer noch mit begrenzten Mitteln zu füttern.“


    „Weiteres Thema sind die Ställe der Alae, ich werde wenn du dies so wünscht an alle Turmae die Anweisung geben diese zu überprüfen und in Stand zu setzen. Damit dürfte die Angelegenheit schnell erledigt sein.“


    „Zusätzlich möchte ich eine verstärkte Ausbildung für die gesamte Alae in den Wintermonaten in Angriff nehmen und hier die Leistungsfähigkeit auf einem hohen Stand halten.“


    „Dein Wunsch hinsichtlich einer speziellen Turma für Aufklärung und Infiltration sind soweit gediehen, dass ich als neuen Decurio den Duplicarius Ocella der Prima empfehlen möchte. Ich hatte bereits im Vorfeld ein Gespräch mit dem Decurio der Prima sowie seinem Duplicarius. Beim Auffüllen der Turma möchte ich pro aktiver Teileinheit ein paar Leute abziehen und diese in die neue Einheit einbringen. Damit ist die Belastung für alle Teile der Alae gering und geeignetes neues Personal lässt sich schneller wieder ausbilden. Als Ersatz für den Duplicarius der Prima möchte ich vorschlagen bei der Legio II zu wildern und ggf. einen geeigneten Tiro unter der Aufsicht des Decurios der Prima auszubilden. So ist gewährleistet das dieser einen geeigneten Stellvertreter erhält. Ausbildung und die Anwendung taktischer Vorgehensweisen möchte ich mit den beiden Decurios im weiteren genauer ausarbeiten.“


    Der Petronier hatte die aus seiner Sicht wichtigen Punkte angesprochen um seinen Vorgesetzten nach bestem Können zu unterstützen. Seneca sollte sehen das er einen brauchbaren Subprafectus bekommen hatte und diesem auch vertrauen konnte. Marcellus Ziel war es die Alae immer weiter zu verbessern, ihr Ruf war schon jetzt bis nach Rom vorgedrungen und eine feste Größe im militärischen Gefüge geworden. Die Gefahr bestand natürlich, dass andere Einheiten Begehrlichkeiten hinsichtlich der Alae entwickelten, doch das passierte schließlich allen Verbänden der römischen Streitmacht. Ein Soldat hatte dahin zu gehen wohin ihn der Kaiser befahl schließlich war der Soldatenberuf kein Wunschkonzert.

    „Nun die Prima muss auf jeden Fall ihren Leistungsstand erhalten und es sollte ein Stellvertreter sein den du dir brauchbar heranziehen könntest. Vielleicht sehen wir uns bei der Legion um nach geeigneten Kandidaten. Alternativ könnte es auch ein jüngerer Tiro sein der Interesse an der Alae zeigt. Unter deiner guten Führung ließe sich diese Person zügig einweisen. Weiterhin werden wir doch etwas Zeit haben um die Umstellung in die neue Truppe zu bewerkstelligen. In diesem Zeitraum müssen wir für die Prima allerdings zusehen neue Reiter heranzuziehen.“


    Aus Sicht des Petroniers würde sich die die Umgestaltung bis in die Wintermonate reinziehen und Decurio Varro genügend Zeit haben sich um die Gestaltung der Prima zu kümmern.


    „Welche Erklärung bedarf es für dich? Du bist ausgewählt worden aufgrund deiner Befähigungen und dein Decurio hat dich abzugeben. Ob er will oder nicht das spielt keine Rolle. Sicherlich würde Decurio Varro dich gerne behalten und den für ihn leichteren Weg gehen, jedoch sind hier klare militärische Entscheidungen primär maßgebend. Wir benötigen die neue Truppe um noch effizienter die Germanen jenseits des Limes im Griff zu halten. Für dich wird es hart genug diese Turma so auf Vordermann zu bekommen und sie so zu führen damit man mit ihnen was anfangen kann. Deine Beförderung zum Decurio dürfte hart genug verdient werden. Oder fühlst du dich der Aufgabe nicht gewachsen, dass könnte ich mir eigentlich nicht vorstellen.“


    Marcellus sah sich Ocella jetzt ganz genau an, was hatte dieser plötzlich und vor allem warum betrachtete er seinen Decurio so komisch. Für jeden fähigen Soldaten war es doch der Traum bei den Truppen vorwärts zu kommen. Was sollte dieses komische Rumgeziere, er war doch keine Jungfrau beim ersten Mal. Hatte der Petronier etwa bei der Auswahl einen Fehler gemacht, dass konnte er sich fast nicht vorstellen. Dafür war Ocella einfach zu gut. Gut, nicht umsonst gehörten Varro und Ocella zu den Führungskräften der Prima und hatten gemeinsam einen Löwenanteil an der Qualität der Truppe. Gerade deshalb war es aber notwendig aus dem kleinen Bereich der Turma dieses Können und Wissen weiter breit über die gesamte Alae zu fächern. Nun gut Marcellus würde schon noch erfahren was Ocella wirklich auf dem Herzen lag.

    Der Petronier befand sich mit der Alae im vorgeschriebenen Aufmarsch und folgte den Riten zu Ehren des Drusus. Marcellus musste an seine Zeit als Scriba seines Onkels denken als er hier in Mogontiacum die Festspiele zu Ehren des Drusus organisiert hatte. Und jetzt nahm er wieder an den Riten zu Ehren des großen Feldherrn statt, allerdings nur in der Rolle als Statist. Wie schön war es doch keine Verantwortung zu tragen und seinen Gedanken nachhängen zu können. Mit Argusaugen beobachtete der Petronier die Soldaten der Alae um bei einem Fehlverhalten gnadenlos einzugreifen. Doch auch in der Alae herrschte absolute Disziplin und mit Wohlwollen betrachtete er die Männer der Alae. Römischer Drill brachte es fertig aus jedem verrohten Sauhaufen eine tüchtige Truppe zusammenzuschweißen.


    Marcellus Gedanken schweiften ab und nachdenklich überlegte er wie viele der hier marschierenden Männer wirklich an den Kult des Drusus mit festem Glauben dachten. Wahrscheinlich die wenigsten eher ging jeder seinen eigenen Gedanken nach. Soweit Marcellus wusste war Drusus eher ein sehr nachdenklicher Mensch gewesen der sich nur von Realpolitik hatte leiten lassen. Hierzu zählte auch das militärische Vorgehen gegenüber den zahlreichen Feinden Roms. Ein Aufwand wie er nun für ihn den göttlichen Feldherrn aufgebracht wurde war Drusus selber eher zu wieder gewesen. Sicherlich war für die führende Herrscherschicht wichtig auf allen Tasten der religiösen wie auch der militärischen Ebene zu spielen um die wirklichen politischen Ziele durchzusetzen. Gerade durch den reichhaltigen Gebrauch des geschriebenen Wortes hatte der Petronier eine andere Sicht über das Imperium und seine Ausrichtungen erhalten.


    Auf jeden Fall stellte die Zeremonie für Außenstehende eine gewaltige Demonstration römische Macht und Stärke dar. Das war auch einer der wichtigsten Punkte solcher Veranstaltungen. Zugleich beruhigte der Ablauf aber auch die Masse der römischen Bürger und ihre heimlichen Ängste. Obwohl Rom mittlerweile große Teile der bekannten Welt beherrschte gab es immer irgendwelche Feinde die zu gerne sich einen Batzen am Reichtum und Wohlstand des Imperiums abschneiden wollten. Rom musste nach außen wie nach innen immer Stärke beweisen, so auch durch diese Feierlichkeiten. Hier in Germanien funktionierte die Abschreckung durch Stärke hervorragend. Mit der Legio II und der Alae waren auch zwei starke Verbände der Armee im Zentrum Germaniens stationiert.


    Die Flammen des Feuers schlugen hoch und ließen durch ihre tanzenden Bewegungen aus dem Schattenreich bizarre Gestalten ein Erscheinungsbild annehmen. Vielleicht war dies auch ein Punkt an dem die Götter die Menschen betrachteten in ihrer Unzulänglichkeit. Der Glauben mochte für den einzelnen Römer Sicherheit ausstrahlen und somit die Götter am Leben erhalten. Dies war vielleicht auch eine Art des Zusammenschlusses von Glauben und Götterstärke. Für den Petronier war zu mindestens eines sicher Mars würde ihn und die Familie der Petronier beschützen. Und wie immer die Götter entschieden Marcellus musste es hinnehmen. Genauso wie auch immer der Kaiser entschied, der Petronier würde ihm folgen. Sein Onkel der alte Petronier, der ihn aufgenommen und protegiert hatte sollte mit ihm zufrieden und stolz sein auf das was aus ihm geworden war. Für Marcellus war klar, dass er für die Familie immer da sein würde.

    Endlich war es soweit und der Petronier hatte endlich Zeit gefunden sich um seine geliebte Frau zu kümmern. So ritt er dann ohne Zeitverzug zur Casa Germanica um zu erkunden ob Calvina anwesend war. Marcellus fühlte eine innere Unruhe, eine Leidenschaft mit glühender Liebe vermengt die sein Herz schier platzen ließen. Oh Calvina wie sehr sehne ich mich nach dir, wie sehr vermisse ich deinen Liebreiz sowie auch den Austausch von Themen die für uns so wichtig waren. So trieb der Petronier sein Pferd mit Eile Richtung der Casa um so schnell wie möglich anzukommen. Endlich war es soweit und Marcellus sprang von seinem Pferd direkt vor die Porta und klopfte mit Ungeduld an die Tür. Es klang so heftig, dass man meinen konnte Marcellus wollte die Tür einreißen.

    Der Petronier konnte den Decurio gut verstehen, es war immer schwierig qualifiziertes Personal bei der Alae zu bekommen und wenn man endlich auf einem guten Stand war kamen irgendwelche Versetzungen dazwischen und wieder begann der ewige Kreislauf der Ausbildung. Besonders erschwerend kam hinzu, dass nach der Grundausbildung die eigentliche Ausbildung der Miles begann. Für alle Truppführer war dies ein stetiges Ärgernis.


    „Ich gebe dir durchaus recht damit dass wir selbstständig operierende eingeborene Männer für diese Truppe benötigen. Ich denke aber, wenn wir bei den Turmae nur jeweils ein paar Leute herausziehen, können wir den Ist-Stand sowie die Qualität der Truppen erhalten. Es müsste doch machbar sein 30 Mann zusammen zu bekommen. Allerdings muss ich dir leider auch eine schlechte Nachricht zukommen lassen, denn für die Führung der Einheit hatte ich an deinen Stellvertreter gedacht. Seine Personaldaten sehen recht ansprechend aus und von seiner Dienstzeit her sollte er bereit sein ein höheres Amt wahrnehmen zu können. Auch hat er die notwendige Robustheit sich gegenüber den ihm unterstellten Männern durchzusetzen.“


    Marcellus war klar das Varro wie auch Ocella das Gesagte erst einmal verdauen mussten. Für den Decurio war es sicherlich schwerer einen guten Stellvertreter abzugeben auf den man sich verlassen konnte und für Ocella war es der Karrieresprung um endlich in Bereiche vorzustoßen die seiner Natur her eher entsprachen.


    „Bedenkt bitte bei der Auswahl auch, dass wir auf jeden Fall einen römischen Bürger als Befehlshaber, aber auch bei der Stellvertretung benötigen. Wir müssen unsere eingeborenen Soldaten unter Kontrolle halten. Dies im Übrigen auch die Anweisung für alle Truppenführer die nichtrömische Verbände kommandieren. Glauben ist gut, Kontrolle ist besser der alte Spruch dürfte ja bekannt sein.“


    Der Petronier wartete nun auf die Überlegungen der beiden Soldaten vor ihm. Ärgerlich waren Entscheidungen und Veränderungen immer, aber als Soldat war jedem Mann klar was einen Befehl ausmachte. Bei der Gestaltung hatten sie alle dafür im Rahmen der Auftragstaktik erheblichen Spielraum. Darüber war Marcellus eigentlich sehr dankbar, da damit eine optimierte Ausbildung und Entwicklung möglich war. Aber darüber würden sie sich noch unterhalten, entscheidend war aber die Einbeziehung des ersten der Decurionen in den Aufbau der neuen Truppe. Wenn er erst den Nutzen erkannte hatte würde er mit Argusaugen über alles wachen. Und mit Varro hatte die Alae einen der Besten in ihren Reihen.

    Decurio Varro und Duplicarius Ocella betraten das Dienstzimmer des Petroniers und meldeten sich wie allgemein üblich. Marcellus blickte aus seinem Stapel von Berichten auf und nahm die vorschriftsmäßige Haltung der beiden zur Kenntnis.


    „Gut nehmt bitte Platz wir haben eine Menge zu besprechen. Und ich möchte eure tatsächliche Meinung dazu hören. Ich brauche keine Ja-Sager und Speichellecker.“


    Der Petronier beobachtete beide Männer sehr sorgfältig um sich schon einmal einen kurzen Eindruck zu verschaffen. Kampfgestählt und ganz realistisch in ihrer Einstellung zu Vorgesetzten sowie vermutlich mit dem nötigen Sarkasmus versehen den man brauchte um sich über die eine oder andere törichte Anweisung der Vorgesetzten hinwegzusetzen oder dieser den richtigen Platz in der Witzesammlung zukommen zu lassen. Marcellus gab sich ernst aber auch mit dem notwendigen positiven Verhalten gegenüber erfahrenen Soldaten. Beide Männer machten sich sicherlich auch über ihn ihre Gedanken. Auf der einen Seite stellte er noch einen jungen Offizier dar den man normalerweise als Frischling bezeichnete, auf der anderen Seite hatte der Petronier durch seinen Spezialauftrag sehr viel Wissen und Kampfpraxis in Germanien sammeln können, leider zu viel des letzteren. Sicherlich würde ihnen auch die eine oder andere Narbe an ihm auffallen, die darauf hinwies dass er schon im Kampf gestanden hatte. Veteranen erkannten dies eigentlich immer sehr zielsicher.


    „Nun gut als erstes meinen Glückwunsch zur Verleihung eurer Auszeichnungen. Es ist immer positiv wenn gute Männer belohnt werden für ihre Leistungen.“


    „Die Decurionen der Alae werden von mir noch schriftlich angewiesen sich um die Ställe der Pferde zu kümmern, diese müssen dringend wieder winterfest gemacht werden. Hierbei werden bis auf die Bereitschaftstruppe der I. bis IV. Turma alle anderen Miles und Calones sich gemeinsam einbringen und die baulichen Vorkehrungen in Angriff nehmen. Die Bereitschaftstruppe wird weiterhin ihre Aufgaben am Limes wahrnehmen. Die Belastung wird dadurch zwar kurzfristig größer für alle, aber ist im überschaubaren Rahmen erledigt.“


    „Demnächst werden die Feriae Drusi Germanici abgehalten. Die Alae hat an diesem Ereignis in Paradeuniform teilzunehmen. Das heißt zusätzliche Arbeit um die Uniformen und Rüstungen auf Vordermann zu bringen. Das genaue Datum der Festlichkeiten weiß ich noch nicht, aber ihr könnt davon ausgehen, dass dieser Krug nicht an uns vorbei gehen wird. Daher meine Empfehlung hier schon vorzuarbeiten.“


    „Nun zu einem wichtigen Thema das sehr viel Arbeit erfordert. Unser Subpraefectus Alae möchte aus einer der Turma eine spezielle Kampfeinheit machen. Logischerweise sollte sie zum einen nach römischem Vorbild geschult sein, zum anderen aber in der Lage sein sich unauffällig im Feindesland zu bewegen. Aus meiner Sicht bedeutet dies aber auch sich so zu kleiden, zu verhalten und auch kämpferisch zu präsentieren das sie auf die Schnelle nicht als Römer erkannt werden. Die Hauptaufgabe dürfte sich im Bereich Aufklärung und Infiltration bewegen. Dreißig Mann dürften sicherlich ausreichen um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, also nicht zu viele aber auch nicht zu wenige. Was sagt ihr zu diesem Auftrag.“

    Der junge Petronier machte sich nun an die Arbeit um aus den zahlreichen Berichten der Alae sich ein Gesamtbild zu verschaffen. Eifrig krizelte er alle für ihn relevanten Daten auf mehrere Bögen Papier.


    Die Gebäude der Alae sind lang gezogene viereckige Gebäude bestehend aus Mannschaftscontubernien, den sogenannten papiliones (Wohnhäuser) mit Herdstellen für jeweils 8 Reiter, außen angrenzend die Armis (Waffenkammern). Die Endcontuberien für die Sesquiplicarii und der Kopfbau für Decurio und Duplicarius.


    Die Ställe sind ebenfalls langgezogene rechteckige Gebäude ohne Innenstruktur von der Größe 64 x 12 m bei einer Durchschnittslänge von 48 m. Die Aufteilung der Gebäude besteht an den Stirnseiten jeweils aus zwei Boxen für jeweils 4 Pferde, danach folgen vierer Boxen ebenfalls für je 4 Pferde. Mittig verläuft eine Sichergrube für die Ausscheidungen der Pferde. Diese werden zur Desinfektion mit Kalk eingestreut und darüber sind Bretter- oder Bohlenroste verlegt. In der Mitte des Gebäudes befinden sich die Lagerräume für Futter und Streu, sowie die Räumlichkeiten für die Calones.


    Die Gesamtfläche des Castells beträgt 60.700 qm. Abzüglich Wall und Ringstraße bleiben 50.000 qm übrig.24 Turmen benötigen 12.000 -13.000 qm Wohnfläche. Principio und Lazarett nehmen eine Fläche von 6.700 qm ein. Die Via Praetoria und Via Principalis benötigen zusammen 2.000 qm. Das Praetorium umfasst eine Fläche von 1.500 qm. Horrea, Fabricae und ähnliche Einrichtungen verbrauchen wenigstens 3.000 qm. Somit stehen für die Ställe max. 30.000 qm zur Verfügung.


    Sommermonate
    Die Pferde der Bereitschaftstruppe und die Offizierspferde befinden sich durchgehend im Lager, der Rest des Pferdebestandes hält sich draußen auf den Koppeln der Prata Alae auf. Die Prata Alae ist ca. 15 Meilen westlich Mogontiacum gelegen und umfasst neben den Weiden ausreichend landwirtschaftlich genützte Nutzflächen, die von den Calones und Bauern aus der Umgebung betrieben werden.


    Ernährung
    Ein Pferd verbraucht im beruhigenden Stehen (Offenstallhaltung) 0,5 kg Gerste, 10 kg Heu und 25l Wasser am Tag. Zusätzlich kommen noch 3 kg Einstreu hinzu. Durch das Training in den Wintermonaten erhöht sich der Verbrauch des Kraftfutters auf 1 kg Gerste (Sommermonate 3 kg Gerste).


    Bei einem derzeitigen Pferdebestand von 2000 Tieren würde sich ein täglicher Bedarf von 40 Zentner Gerste, 400 Zentner Heu, 120 Zentner Stroh und 50.000 l Wasser für die Wintermonate ergeben. Bei 20-25 Winterwochen würde sich der Verbrauch auf 7.000 Zentner Gerste, 70.000 Zentner Heu, 21.000 Zentner Stroh und 8.750.000 l Wasser belaufen. Diese Zahlen stellen einen gigantischen Aufwand dar, der die Leistungsfähigkeit der Alae erheblich einschränken würde.
    Als sinnvoller Vorschlag würde eine weitere Koppelhaltung wie in den Sommermonaten sich darstellen. Im Sommer entfallen Stroh und Heu sowie ein reduzierter Wasserbedarf auf 1/3 bedingt durch das wasserhaltige Gras. Bisher wurden die Tiere mit wenigen Ausnahmen im Castellum gehalten mit erheblichen Verbrauchszahlen. Diese ließen sich erheblich reduzieren, wenn auf den Koppeln Unterstände sich befinden und dadurch auf eine Robustpferdehaltung übergegangen werden könnte. Für die Tiere wäre es sinnvoll sich an die klimatischen Bedingungen anzupassen und dadurch abgehärtet zur Truppe zu gelangen. Diese Möglichkeit könnten wir auch auf Tiere aus anderen Klimazonen des Imperiums anwenden. Der Verlust an Pferdematerial ließe sich so wesentlich schneller ergänzen als die erheblichen Kosten für die Haltung großer Pferdeherden und den resultierenden Arbeitsaufwand (Kosten für die Anschaffung eines Pferdes liegen bei durchschnittlich 100 – 130 Denare).


    Weiterer Punkt ist die Ausbildung der Tiere sowie der Reiter in den Wintermonaten. Bei einem festen Bestand von 800 Pferden im Castellum mindert sich der Verbrauch wie auch die Kosten überproportional. Da der Campus nur bedingt benutzt werden kann muss sich die Ausbildung auf Basilika sowie Gyrus aufteilen. In der Basilika könnten kleinere Gruppen alle wichtigen Trainingseinheiten einüben, während im Gyrus die Pferde eingebrochen und trainiert werden könnten. Durch den kreisrunden Verlauf des Gyrus reduzieren sich die Verletzungen beim Einbrechen und zugleich bekommen die Tiere durch den erhöhten Schall den Lärmpegel eines Gefechtes mit seinem Lärmpegel mit.


    In den 20 – 25 Winterwochen können im wiederkehrenden Rhythmus die Tiere ausgetauscht werden und sich der Verbrauch an Material für die Pferde auf ein erdenkliches Maß verringern. Die zusätzlichen finanziellen Mittel der Alae sollten durch den Kauf weiterer Weide- und landwirtschaftlichen Nutzflächen, gerne auch etwas weiter weg vom Standort, ergänzt werden um so ein breitgefächertes Nahrungsangebot zu erzielen.

    Marcellus betrat sein altes/neues Officium und schüttelte ob der hochkommenden Erinnerungen energisch seinen Kopf. Jetzt war nicht die Zeit für Vergangenheitsbewältigung sondern für die realen Probleme, die die Alae angingen.


    Marcellus ging die Berichte durch die ihm Seneca übergeben hatte und stellte fest, dass eine Menge an Arbeit vor ihm lag. Das wohl schwierigste Unterfangen war die Geschichte mit der neu zu gestaltenden Turma. Sie sollte sowohl zur Aufklärung als auch als irreguläre Einheit aufgebaut werden. Der Petronier hatte in seiner Zeit als germanischer Händler schon reichhaltig Erfahrung sammeln dürfen, doch um so eine Einheit aufzubauen bedurfte es viel praktisches Wissen von Eingeborenen. Als erstes wollte er mit dem Decurio Varro und dem Duplicarius Ocella sprechen. Beide Soldaten hatten bereits ihre Erfahrungen gemacht und konnten dieses Wissen mit ein fließen lassen in eine Planung für diese spezielle Truppe. Ebenso erfuhr er gleichzeitig wie die Versorgungslage wirklich aussah und welche Faktoren noch zu beachten waren.


    „Eques eile und hole mir den Decurio Varro sowie den Duplicarius Ocella her. Ich möchte mich mit ihnen unterhalten. Und sage das es dringend ist.“


    Der Soldat machte kehrt um seinen Auftrag auszuführen. Währenddessen wühlte sich Marcellus weiter durch die zahlreichen Informationen. Es war für ihn aber schon sicher, er wollte so schnell es der Dienst zuließ zu seiner Geliebten Calvina und sie in seine Arme schließen. Er sehnte sich so sehr nach ihr und war während seines Auftrags am verzweifeln gewesen, wenn er an sie dachte. Ein wusste der Petronier aber aus ganzem Herzen, dass er Calvina über alles liebte und ohne sie nicht leben konnte.

    Als Seneca anfing dem Petronier die ganzen Probleme aufzuzählen die die Alae betrafen erwärmte sich dessen Herz. Endlich wieder sinnvolle Aufgaben mit einem festen Ziel. SO kam ein Grinsen über Marcellus Lippen als er antwortete:


    „Ah ich sehe es gibt eine Menge Arbeit bei der Alae aber ich werde damit schon fertig. Ich werde mir Gedanken machen und eine brauchbare Lösung für den Winter finden. Wenn du erlaubst würde ich mich gerne auf mein Dienstzimmer zurückziehen bevor ich meine geliebte Frau mit meiner Gegenwart überraschen werde.“


    Wichtig war jetzt erst einmal einen vernünftigen Überblick zu bekommen wie es tatsächlich um die Alae stand. Bekannterweise versuchte jeder Vorgesetzte seinen Bereich etwas besser darzustellen als wie es der Realität entsprach. Aber Seneca war ein Vorgesetzter der seine Leute sehr gut kannte und Marcellus die weiteren Aktionen überließ. Wenn der Petronier Hilfe benötigen würde, könnte er sich vertrauensvoll an seinen Vorgesetzten wenden. Schließlich stand die Einsatzfähigkeit der Alae für sich beide an primärer Stelle.

    Marcellus musste innerlich lächeln ob des gesagten, doch Seneca hatte wirklich recht. Sicherlich wäre eine größtmögliche Kontrolle wünschenswert doch bei allem was Recht war man musste die Planung im Dorf lassen. Es ging eben nicht alles.


    „Nun ich gebe dir recht derzeit dürfte uns kaum etwas am Limes nicht auffallen. Wir haben den notwendigen Hintergrund um auf alles zu reagieren was uns aus Germania drohen könnte. Die Verhandlungen zeigten wieder einmal die geistige Überlegenheit römischer Denkensweise gegenüber dem primitiven Gedankengut der Barbaren. Vielleicht mache ich mir einfach auch nur zuviel Gedanken und sehe die Situation zu pessimistisch. Aber ich gestehe ein, dass ich den Barbaren einfach nicht vertraue. Sie sind Tiere und reagieren auch wie diese. Wir sollten auf jeden Fall unsere militärischen Besuche beibehalten und uns mit unserer Stärke hier und da bemerkbar machen. Ebenso sind immer wiederkehrende Verhandlungen mit den Germanen notwendig um unseren Willen durchzusetzen.“


    Dahingehend war alles gesagt und das Thema Germanen konnte in die übliche Schublade gesteckt werden.


    „Was mich jetzt interessieren würde wäre der Punkt hinsichtlich unserer Alae. Müssen wir uns Gedanken über die Versorgung machen, die Personalstruktur der Untereinheiten und ggf. die Einstellung unserer Soldaten? Wo kann ich deiner Meinung ansetzen und mich einbringen. Sollte ich mich auch um die Ausbildungsstruktur kümmern?“


    Sicherlich war es gut mit den Decurionen sich auseinanderzusetzen und ihre Nöten und Sorgen anhören. Ein stetiger Informationsaustausch war immer wichtig um den Befehlshaber die nötigen Informationen über seine Truppe an die Hand zu geben.

    Der Petronier war dann doch gespannt und wartete auf die Antwort seines Vorgesetzten. Überraschenderweise verhielt dieser sich aber nachdenklich und verfiel in ein langes Schweigen. Marcellus konnte dies auch sehr gut nachempfinden. Er selber würde sich auch erst Gedanken zum gehörten machen müssen. Eine schnelle Antwort auf wichtige geostrategische Situationen dürften jedem verantwortungsbewusstem Vorgesetzten Schwierigkeiten bereiten dürfen. Gerade die Schwierigkeiten an den Grenzen des Imperiums mussten sehr sorgfältig abgewogen werden. Und besonders die Hilfstruppen hatten einen schweren Stand bei der Grenzsicherung. Die Legionen konnte man eben nur begrenzt für die Grenzsicherung verwenden, ihre Aufgabe bestand in der Abschreckung und dem Einsatz in wirklich schweren Konflikten. Ebenso war die Beweglichkeit der Legionen ein weiterer Hinderungsgrund diese grenzgängig zu stationieren und einzusetzen. War es dabei doch schon ein Wunder das die Germanica II ebenfalls hier ihren zentralen Mittelpunkt hatte. Obwohl gerade die besondere Position von Mogontiacum die optimale Lösung für den regionalen Sicherungsbereich erfüllte.


    Germanien war schon immer eine kritische Region gewesen und der größte Fehler nach der vernichtenden Schlacht im Teutoburgerwald war der gewesen, dass alle Feldzüge nur der Abschreckung dienten und nicht der Konsolidierung der Gesamtlage. Rom hätte deutlich ein Zeichen setzen müssen und sich Germanien einverleiben sollen ohne Rücksicht auf Verluste. So wie die Situation sich bisher entwickelt hatte, gab das Imperium eine deutliche Überlegenheit in Germanien auf um sich defensiv einzustellen. Und die germanischen Führer wussten dies auch, zu mindestens diejenigen die genügend Verstand hatten. Germanien konnte sich sicher sein, dass keine römische Armee einfallen würde. Die gelegentlichen Geplänkel beiderseits waren kaum von Betracht.


    Marcellus kam dabei der Gedanke, dass Rom vielleicht bereits seine Kräfte überdehnt hatte und gar nicht mehr in der Lage war sich offensiv darzustellen. An vielen Grenzen des Imperiums hatte sich eine defensive Ausrichtung ergeben, bedingt durch die immer wiederkehrenden Bürgerkriege oder Kaiseraufstände, durch den permanenten Druck fremder Völker hinter den Grenzregionen und vielen anderen Faktoren. Sinnvolle Offensivoperationen und Eroberungen neuer Länder gab es schon lange nicht mehr. Auch schien es dass es immer schwieriger wurde geeignete Römer für den Dienst in den Streitkräften zu rekrutieren. Immer mehr nahmen die Ausländer aus den Grenzlanden zu, um den Dienst in den glorreichen Legionen anzutreten. Ebenso schien die Stärke der Legionen nachzulassen. Er hatte vor längerer Zeit einmal eine Aufstellung gelesen über den Personalstand der Legionen. Nur wenige Einheiten konnten ihren kompletten Bedarf abdecken, das Groß eher einen durchschnittlichen Stand halten. Der Unterschied zwischen den Soll- und Istzahlen schien doch verhältnismäßig groß zu sein. Nun gut aber das wurde in Rom entschieden, denn dort gab es die qualifizierten Kräfte die sich darüber den Kopf zerbrechen mussten. Er war jetzt aber im Hier und Jetzt und hatte sich auf die derzeitige Lage einzustellen. Was nützten schon hypothetische Gedankengänge, wenn sich diese ehe nicht ändern ließen.