Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    Varro ritt aus dem Castellum. Es war seine zweite Patrouille heute. Er war müde, ebenso die Männer hinter ihm. Seine Gedanken weilten bei Eila. Heute wollten sie sich treffen. In dieser neuen Taberna. Sie hatte einen Tisch reserviert. Ein ungewohntes Lächeln grub sich in seine Züge. Seltsame Gefühle waren das. So etwas hatte er seit langem schon nicht mehr gefühlt.

    Doch zunächst hieß es die Patrouille zu leiten. Ein kurzer Blick zurück und nachdem der letzte Mann das Castellum verlassen hatte gab er Zeichen zum Galopp. Die Gefühle verflogen, wurden verdrängt von einem eisernen Willen und Pflichterfüllung. Das Wetter war schlecht, es begann zu schneien...

    Varro nickte und entgegnete, Ja, Calenus, Duplicarius Andriscus, zwei Tiroens und 6 Legionsreiter...ich hoffe Andriscus schafft es die Truppe heil dort hin- und wieder zurückzubringen.

    Wenn nicht waren sie hoffnungslos verloren. Decurio Equitus Calenus war ein Paradeoffizier mit unbestreitbaren Talenten im Officium. Quasi ein armierter Scriba. Ein Salonlöwe, welcher den Damen und sicher auch manchem Herren den Kopf verdrehte. Doch war es wenig hilfreich nur gut auszusehen. Wenn ein Barbar einen derart ausstaffierten Offizier sah, witterte er gleich ein fettes Lösegeld oder unendlichen Ruhm bei seinen Kumpanen, wenn er den abgeschlagenen Kopf oder andere Körperteile als Trophäe präsentieren konnte. Dummerweise war Calenus mehr Schein als Sein.

    Varro wischte sich den Milchbart ab und sah seinen Kommandeur ernst an. Entschuldige,...was die II. angeht, so wird diese ja wohl von der neuen Legion abgelöst?! Oder rückt sie ohne Wachablösung ab. Das kann ich mir nicht vorstellen, daß der Kaiser seine Ostgrenze derart entblößt.

    Varro´s Grundvertrauen in den Kaiser war ehern und durch nichts zu erschüttern, als Miles seiner Legionen sollte es auch so sein.

    Ist das Ganze denn schon offiziell?...oder köchelt da was in der Gerüchteküche oder auf den Latrinen?

    Er schüttelte leicht den Kopf. Da wir eh nichts machen können sollten wir abwarten was der LAPP unternimmt. Wir sind mit der Ala an der Belastungsgrenze, mehr geht nicht. Die Classis hält die Furten sauber und die Legio ...naja,...die Legio baut am Limes weiter und bewacht ihn. Der Schwerpunkt der Patrouillen lag bei Ala und Classis. Die Legio war durch ihre Bau und Wachtätigkeit mehr als ausgelastet. Warum sie jetzt abgelöst wurde anstatt verstärkt, das konnte er beim besten Willen nicht sagen.

    Varro kam von einer Patrouille vom Limes zurück. Er ließ seine Männer in einen leichten Schritt fallen und passierte grüßend die kleine Schar um Calenus. Es gab nichts weiter zu sagen, Calenus war Offizier und instruiert. Jedoch fragte sich Varro warum sich Calenus,...nein,...im Grunde fragte er sich das nicht.

    So ritt er an der Gruppe vorbei ins Castellum. Vorbei an Calenus dessen Glanz von Varros fast schon dunkler Aura nahezu verschluckt wurde. Ein dunkler Reiter auf einem vernarbten schwarzem Pferd. Gegensätzlicher konnten Menschen kaum sein. Doch es war der Wunsch des Praefecten, daß Calenus die Missio durchführte...dann sollte es so sein.

    Varro klopfte an die Türe und trat nach der Aufforderung ein. Der Praefect saß an seinem Tisch, bekleidet in seiner Tunika und einer Wolljacke. Es war zwar nicht ausnehmend kalt in seiner Unterkunft, aber wenn man sich hier länger aufhielt konnte es unangenehm werden.


    Varro trug seine Lederrüstung, welche er im Castellum meistens trug. Seine Spatha und den Puggio legte er ab bevor er sich auf dem ihm zugewiesenen Platz setzte.


    Terentius Nero sah ernst aus und gab ihm mit einer Geste zu verstehen sich zu bedienen und anzufangen. Nachdem er seinen Teller mit einem Kanten Brot, getrocknetem Schinken, 2 Eier, etwas Käse und Honig. Hierzu gab es Milch und Obst. Gerne nahm er auch ein wenig Moretum gegessen, eine Art Kräuterquark.


    Nun war sein Teller leicht überfüllt und er sah in ein amüsiertes Gesicht seines kommandierenden Offiziers. Entschuldige,…es ist lange her, daß ich in solcher Vielfalt gegessen habe.

    Varro nickte beruhigt. Gut, du meldest dich heute noch bei Decurio Equitius Calenus. Der wird die Missio leiten...alles Gute Andriscus, grüß mir die Heimat!

    Ein teil von ihm beneidete die Teilnehmer der Missio. Es würde kein Spaziergang werden aber eine willkommene Abwechslung zum Dienstalltag und den andauernden Patrouillen mit ihren unkalkulierbaren Wagnissen...abgesehen davon, daß es in Roma sicherlich deutlich milder war als hier.

    Varro nickte... ließ sie bequem stehen. Ihr beide geht auf eine Missio. Ihr meldet euch Morgen bei Dienstbeginn in der Principia bei Decurio Equitius Calenus. Varro ließ die Worte erst einmal sacken. Es war ungewöhnlich genug, daß Tirones auf eine Missio gingen. Er wußte auch nicht warum Calenus ausgerechnet die beiden ausgesucht hatte. Er selber hätte lieber zwei durchsetzungsstärkere Tirones gewählt. Egal. Es war eine Begleitmissio. Die Gefahr hier sein Potential ausnutzen zu müssen war geringer als auf einer Patrouille hier um Mogontiacum.

    Ihr seit dann bis auf weiteres vom Dienst befreit und untersteht Decurio Equitius Calenus...Abite!

    Varro sah ihnen noch nach, glaubte die Freude zu spüren, die Hoffnung auf eine spannende Zeit. Wer wußte das schon? Mit einem leichten Seufzer machte er sich auf zur Principia,...der Praefectus wollte ihn sprechen.

    Varro schüttelte lächelnd den Kopf. Andriscus war eher der schweigsamere Typ , aber wenn er doch redete dann ohne Punkt und Komma. Andriscus, natürlich steht auch jemand anderes zur Verfügung,...aber da du die beiden Tirones am besten kennst drängt es sich auf, daß du sie begleitest. Er kritzelte etwas auf seine Kladde die er für den Bericht anfertigte. Andriscus war gerade erst wieder im Castellum, er wollte ihm nicht befehlen, daß er mitreiten sollte...

    Nun? Im Grunde war es klar wie Kloßbrühe.

    Varro schüttelte den Kopf und entgegnete, Das bringt nichts, sie reden nicht, Noch nicht einmal wenn man sie vor Ort hochnahm. Ich möchte auch von willkürlichen Verhaftungen absehen, die Lage ist angespannt genug.

    Dann musste er grinsen, Andriscus´ Herz lag auf der Zunge.

    Der neue Sub ist ein Neffe von einem hohen Beamten im Kaiserpalast. Ich denke wir holen ihn tatsächlich ab, damit dieser Beamte und die Mutter des Sub ruhiger schlafen können, wenn man das Lämmchen abholt und dann hier zur Schlachtbank führt.

    Er zuckte die Schultern und schloß,

    Einer der Tirones hat eine dringende Familienangelegenheit in Roma zu regeln und außerdem lernt man auf solch einer Reise für sein Leben,...was ist nun? Reitest du mit oder bleibst du hier und hilfst uns die Stellung zu halten?


    Varro befahl dem letzten Eques im Tross die Weiterfahrt in Richtung Stadt und preschte dann hinter den Flüchtigen weiter her. Die beiden Reiter hatten ein Stadium ( ca. 185m) Vorsprung und trieben ihre Pferde brutal an, was diese jedoch nicht unbedingt schneller machte. Sie passierten das abgebrannte, rauchende Gehöft und verschwanden kurz darauf hinter einer Strassenkuppel. Als die Turma die Stelle passierte waren sie ausser Sicht, wie vom Erdboden verschluckt. Varro zügelte sein Pferd und sah sich um. Rechts und links der Strasse Wald und Dickicht.


    Ocella hielt neben ihm und sah ihn fragend an.


    Ich denke in Richtung Rhenus, also links ab ins Gehölz, nimm dir 5 Männer reite eine halbe Meile weiter dringe in den Wald ein und komm ab dem Ufer des Rhenus auf uns zu!


    Varro rückte mit den restlichen 4 Männern in den Wald zu seiner linken ein, bald schon sahen sie an gebrochenen Zweigen eine Spur, welche endete als sie auf die beiden völlig erschöpften und verletzten Pferde trafen. Varro ließ absitzen und ausschwärmen. Er hatte bei den flüchtigen Männern keinen Bogen gesehen, daher war es nicht wahrscheinlich von einem Pfeil niedergestreckt zu werden. Dennoch mahnte er seine Equites zur Vorsicht. Bald schon fand sich eine weitere Spur, welcher sie fast schon mühelos folgen konnten. Das Plätschern des Rhenus drang an ihr Ohr, ebenso der Hufschlag von Ocella und seinen Leuten. Varro durchbrach das Uferdickicht und steckte seine Spatha zurück in die Scheide.


    Er sah sich links und rechts um während Ocella herankam und vor ihm zügelte.


    Nichts,…ein paar Spuren…


    Einer der Equites fand Vertiefungen im Uferbereich. Sie waren relativ frisch und ließen den Schluß zu, daß hier mindestens zwei Leute in den Fluss gegangen oder auf ein bereitstehendes Floß oder Boot gestiegen sind. Der Fluss machte eine leichte Biegung in Flussrichtung, daher brach Varro die Verfolgung ab.


    Die beiden haben uns abgehängt,…zurück zum Tross!


    Sie machten sich auf, zurück in den Wald, gelangten zu ihren Pferden und nahmen auch die Pferde der Flüchtigen mit. Kurz darauf schlossen sie wieder zum Tross auf.


    Varros Gedanken kreisten um die Flüchtigen. Sie werden kaum bei diesen Temperaturen in den Fluss gestiegen sein. Sie kannten das Gelände, waren alarmiert genug um sich beim Anblick der Turma zur Flucht zu wenden. Alles Aspekte für eine größere Angelegenheit. Doch was sollten sie tun? Jeden Germanen verhaften? Die Wälder roden und den Fluss begradigen?

    Sein Blick fiel auf die Frauen und Kinder, dann auf den Verletzten auf dem anderen Wagen. Ein Gefühl sagte ihm, daß sie niemals Ruhe in dieser Provinz bekommen würden.


    Am Horizont tauchten die Rauchsäulen der Kamine von Mogontiacum auf.

    Der Scriba betrat die Barracke und fand Sabaco übelst gelaunt auf seiner Pritsche vor. Ein wenig eingeschüchtert hielt er ihm den Befehl hin. Salve Suboptio, hier ist ein Versetzungsbefehl für dich...er legte den Befehl auf das Fußende der Pritsche und verdünnisierte sich umgehend bevor der Typ noch auf schräge Gedanken kam.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI

    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    VERSETZE ICH DEN:



    Eques der Legionsreiterei

    Publius Matinius Sabaco



    Legio XV Apollinaris

    PROVINCIA Cappadocia



    MIT SOFORTIGER WIRKUNG ALS


    SUBOPTIO NAVALORUM

    ZUR CLASSIS GERMANICA

    NACH GERMANIA SUPERIOR.


    DER SUBOPTIO NAVALORUM HAT SICH DORT IN ANGEMESSENER ZEIT; SPAETESTENS

    KAL FEB DCCCLXXI A.U.C. (01.02.2021/118 n. Chr.)

    ZUM DIENST ZU MELDEN


    Dieser Bescheid gilt als Passierschein bis Germania Superior.


    FUER DEN ROEMISCHEN KAISER


    TRIBUNUS ANGUSTICLAVIUS

    TITUS TUCCIUS TYCHICUS

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png

    Varro winkte ab und goß Andriscus einen Becher mit Würzwein halbvoll. Er reichte ihm den Becher mit einem zustimmenden Nicken und goß sich selber auch ein. Dann nahm er Platz wärme sich am Feuer die Füsse und am Becher die Hände. Nach einer Weile meinte er,

    Es ist wie immer Andriscus,...die Germanen tauchen hier und dort auf, wir klopfen ihnen auf die Finger. Er nahm einen Schluck und bemerkte wie sich der Würzwein wohlig in seinem Inneren ausbreitete. Bisher sind es nur Bauerntölpel und überambitionierte Jungkrieger...ich beürchte jedoch, daß wir noch mehr zu erwarten haben.

    Er zog eine Grimasse, besonders als er an die Geschichte mit dem unglücklichen Benefizianer dachte.

    Die Ausbildung der Tirones ist soweit abgeschlossen. Es stehen nur noch die Gefechtsübungen zu Pferd an und die Abschlussprüfung. Ich werde zwei von Ihnen mit Callistus nach Roma senden um den neuen Subpraefectus abzuholen. Wärest du interessiert daran sie zu begleiten? Ihm fehlte noch ein Unteroffizier bei der Missio und Andriscus bot sich durchaus an.

    Varro sah teils amüsiert, teil irritiert zu Andriscus hin. Es freute ihn, diesen umtriebigen Mann wieder bei sich zu haben. Wenngleich er noch ein wenig in den Bohnen zu sein schien. Doch Andriscus war ein alter Kamerad und Kampfgefährte, da sah es Varro nicht so eng.

    Salve Andriscus,...gut, daß du wieder da bist!...konntest du deine Angelegenheiten regeln?

    Er bot ihm einen Platz neben seinem Kamin an. Es wurde immer kälter und bald würde er nicht mehr umhinkommen diese kratzenden Beinlinge anzulegen.

    Varro´s Augenbraue wanderte ein wenig nach oben. Die Grundausbildung war fast zu Ende und die beiden machten keine Anstalten einer Nuntio.

    Hat man euch nicht beigebracht beim Offizier eine Nuntio zu machen?

    Er wandte sich halb ab, entschied jedoch anders, weil es im Grunde schon zu weit fortgeschritten war um es noch einmal zu ändern. Ruhig aber mit ernster Miene meinte er,

    Üblicherweise nimmt der Untergebene vor dem Offizier Haltung an und meldet sich zur Stelle, zumindest Tirones sollten dies beherzigen...also? Was fehlt?

    Varro wollte ihnen noch einmal die Möglichkeit der Rehabilitation geben.

    Kopfschüttelnd registrierte Varro den Schrei. Mutmaßlich der Kleine, doch ein Blick über die Schulter zeigte ein anderes Bild. Zufrieden stellte er fest, daß keiner der Tirones vom Pferd gefallen war. So ließ er es etwas zügiger angehen, gerade noch im erlaubten Rahmen innerhalb des Castellums. Immer wieder ließ er halten und wieder antraben.

    Nach einer Stunden führte er sie zurück zum Campus, wo die Hilfsausbilder bereits warteten und den Tirones gleich beibrachten wie man nach dem Ende eines Rittes zu halten hatte. In Linie vor dem kommandierenden Offizier.

    Nachdem es auch dem letzten gelungen war sein Pferd zu positionieren sah Varro seine Tirones an.

    Er nickte anerkennend, was schon fast einer Auszeichnung gleichkam.

    Tirones, ich bin fast zufrieden...obwohl der Ausbildungsstand gut war wollte er nicht gleich Euphorie verbreiten.

    Ihr werdet diese Übung die ganze Woche weiter durchführen. Dann folgt die Ausbildung an den Waffen zu Pferde.

    Nach dieser Einführung folgen noch die Geländeübungen und Taktische Formationen.

    Wie immer las er Vorfreude in den Gesichtern und hob die Hand.

    Im Moment sehe ich keinerlei Gründe warum diese Tirones nach Abschluß der Ausbildung nicht in die Ala übernommen werden können,...eine Blick von rechts nach links in erfreute Gesichter. Im Moment!... Tirones...descendite ex equis!

    Er ließ die Männer absitzen. Sie sollten ihre Pferde zu Fuß zum Stall bringen und diese dort unter Anleitung der Tirones absatteln und pflegen. Die Tirones Tisander und Iunianus Fango, zu mir!

    Seine Befehle,... hallte es durch Varro´s Gedanken. Die Frage warum es hier so war wie es sich darstellte ließ darauf schließen, daß hier eine Operationsbasis war. Von hier aus sollte irgendetwas gestartet werden. Sicherlich sind sie zu früh aufgeflogen. Es gab zu wenig Vorräte oder Waffen fehlten bisher gänzlich. Varro wandte sich Ocella zu. Stellt hier alles zusammen, Pferde, einen Transportwagen für die Frauen und Kinder. Am besten auch einen für den Verwundeten. Für den Toten hebt an der Strasse ein Grab aus, wir werden dort später einen Stein errichten...schafft die Toten Germanen in die Scheune, danach abfackeln.

    Der Feind sollte sehen, daß seine Pläne durchkreuzt wurden.

    Varro betrachtete die emsige Betriebsamkeit an deren Ende ein Ochsenbespannter Transportwagen, ein Pferdebespannter Heuwagen, 6 Reitpferde und zwei Kühe zum Abtransport bereit standen. Den verwundeten Benefizianer hatten die Equites auf den Heuwagen gelegt, Dick eingepackt in Decken und weich gelagert auf Heu und Stroh.

    Varro trat an den Wagen und sah den Verwundeten an. Er lebte noch, was Varro überraschte.

    Halt noch eine Weile durch Miles, wir bringen dich zur Classis, die haben einen neuen Medicus aus Tarentum, man sagt er sei ein Meister seines Fachs. Wenn er dir auch deine Füße nicht wieder geben kann, so kann er jedoch verhindern, daß du stirbst. Das Ausbrennen war eine probate Sache um Blutungen zu stoppen. Doch der Mann hatte viel Blut verloren.

    Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter und bestieg sein Pferd.

    Gerade erfassten die Flammen das Dach der Scheune. Varro ließ abrücken und verließ als letzter den Hof. Der Zug setzte sich auf der Via nach Mogontiacum in Bewegung. Varros letzter Blick fiel auf den frisch aufgeworfenen Erdhügel am Rand der Strasse. Wieder ein Leben welches unfreiwillig endete.

    Sein Blick ging nach vorn. Er gab seinem Pferd die Fersen und überholte den Zug um sich an seine Spitze zu setzen. Im Hintergrund brannte und qualmte der Hof lichterloh.

    Varro stürmte hinter Wigandt als zweiter in die Scheune. Im Halbdunkel erkannte er 5 Gestalten die in unbestimmten Bewegungen waren. Ob nun auf der Flucht oder in Angriff übergingen war egal, spätestens als er den wimmernden Miles an einem Pfosten in seinem Blut und Erbrochenem sah. Die Gegner waren keine Gegner wie sich kurze Zeit später herausstellte. Wahrscheinlich auch weil ihre Waffen aus Messern und Mistgabeln bestanden.

    Einer beteiligte sich nicht am Kampf und versuchte zu entkommen. Varro hoffte er würde draußen gefasst werden. Um ihm hinterher zu rennen war er zu weit weg. Eine Tür schlug zu und er hörte die typischen Geräusche von Klingen die in Fleisch schlugen. Varro wandte sich dem Mann am Pfosten zu, dessen Füße genauso abgehackt worden waren wie die des Kopflosen an seiner Seite. Kopfschüttelnd betrachtete Varro die immer größer werdende Blutlache. Was sollte er tun?

    Den Mann sterben lassen? Neben ihm stand Wigandt mit einer Fackel. Sie sahen sich an und Varro nickte ihm zu.

    Der Mann sollte leben und Wigandt brannte ihm die Wunden zu während ihn zwei Kameraden festhielten.

    Varro verließ die Scheune um die Toten in Augenschein zu nehmen.

    Vor ihm lagen 5 Männer, dem Aussehen nach lokale Sugambrer oder Mattiaker. Allesamt jung, vielleicht 18 bis 20 Jahre alt. Er fragte sich warum ein so kleines Gehöft so viele Knechte hielt.

    Aris kam um die Ecke, er schleppte mit Sigurd und Wollo einen großen Körper hinter sich her. Sie ließen ihn vor Varro unsanft auf den Boden sinken. Er wollte hintenraus entkommen Decurio, hatte dies bei sich. meinte Aris und reichte ihm ein Hackbeil wie es die Metzger benutzten um Knochen zu durchschlagen. Varro nickte verstehend, sie hatten den Fußfetischisten gefunden. Ein leises Stöhnen kam dem Sterbenden über die Lippen. Varro beugte sich zu ihm herunter und sah den blutigen Schaum aus dem Mund rinnen der langsam den Bart des Mannes rot färbte.

    Warum schlagt ihr Menschen die Füße ab? fragte er ruhig den Sterbenden.

    Dieser rang sich ein halbersticktes Lachen ab. Damit eure verdammten Seelen nicht in die andere Welt gehen können!

    sprotzte er und versuchte dabei Varro anzuspucken was jedoch ein Hustenanfall verhinderte. Varro erhob sich kopfschüttelnd, reichte Aris das Hackbeil und entgegnete, Interessante Theorie! Er wandte sich ab, Ocella zu der gerade aus dem Haus auf ihn zukam, während ein dumpfer Schlag und ein schmerzvolles Husten die Theorie des Mannes auf die Probe stellte.

    Ocella sah ihn seltsam an und Varro hob nur die Schultern. Dieser Mann vertritt die Ansicht er könne sich römische Soldaten greifen und ihnen die Füsse abhacken damit ihre Seelen nicht ins Eysium laufen könnten.

    Ein zweiter Schlag ertönte. Er ist auf dem besten Weg in seine nächste Welt, allerdings nicht auf seinen Füßen...was gibt es im Haus Ocella?

    Die Pause war beendet. Varro führte seine Männer zurück zur Strasse. Diese war inzwischen merklich voller geworden, was das Tempo der Patrouille auf einen leichten Trab reduzierte.

    Nach einer Weile tauchte in der Ferne ein Gehöft auf. Es gehörte früher einem alten Legionär der sich mit seiner Donation und einer Germanin dort seinen Lebensabend einrichten wollte.

    Doch wie so oft im Leben kam es anders. Seine Frau starb im Kindbett und er verkaufte alles um zurück nach Italia zu gehen. Den neuen Bauern hatte er noch nicht kennengelernt. Dem rauchenden Kamin nach schien das gehöft jedoch bewohnt zu sein.

    Varro ließ vor dem Zugang halten und ritt mit Ocelkla und zwei Mann langsam auf die Gebäude zu als ein Mann die Scheune verließ. Varro stutzte. War das ein Kopf auf der Stange?

    Der Gedanke war nicht zuende gedacht als er schon seine Spatha zog, Ocella ansah und nach vorn preschte wo der Mann seine grausige Fracht einfach fallen ließ und in die Scheune zurück rannte.

    Sie zügelten die Pferde und glitten aus den Sätteln während der Rest der Patrouille heranpreschte.

    Varro drehte mit seinem Fuß den dunkel gelockten Kopf herum und sein Gesicht verzog sich vor Gram.

    Südländer...vielleicht ein Kamerad...Ocella...das Haupthaus...ihr beiden, zu mir.

    Ocella sollte sich mit den anderen Männern um das Haupthaus kümmern und sichern. Varro stieß den linken Arm in die Luft und sofort kamen vier weitere Equites mit gezückten Schwertern an seine Seite. Vier weitere liefen um die Scheune herum um einen eventuellen Hinterausgang zu sichern.

    Decurio Germanicus Varro von der Ala Numidia!...kommt sofort mit erhobenen Händen aus der Scheune!

    Donnerte er, während aus dem Haupthaus das Geschrei von Kindern und das Gezeter einer oder mehrerer Frauen ertönte kam aus der Scheune ein gequälter Schrei und kurz darauf noch einer.

    Varro ließ stürmen.