Varro befahl dem letzten Eques im Tross die Weiterfahrt in Richtung Stadt und preschte dann hinter den Flüchtigen weiter her. Die beiden Reiter hatten ein Stadium ( ca. 185m) Vorsprung und trieben ihre Pferde brutal an, was diese jedoch nicht unbedingt schneller machte. Sie passierten das abgebrannte, rauchende Gehöft und verschwanden kurz darauf hinter einer Strassenkuppel. Als die Turma die Stelle passierte waren sie ausser Sicht, wie vom Erdboden verschluckt. Varro zügelte sein Pferd und sah sich um. Rechts und links der Strasse Wald und Dickicht.
Ocella hielt neben ihm und sah ihn fragend an.
Ich denke in Richtung Rhenus, also links ab ins Gehölz, nimm dir 5 Männer reite eine halbe Meile weiter dringe in den Wald ein und komm ab dem Ufer des Rhenus auf uns zu!
Varro rückte mit den restlichen 4 Männern in den Wald zu seiner linken ein, bald schon sahen sie an gebrochenen Zweigen eine Spur, welche endete als sie auf die beiden völlig erschöpften und verletzten Pferde trafen. Varro ließ absitzen und ausschwärmen. Er hatte bei den flüchtigen Männern keinen Bogen gesehen, daher war es nicht wahrscheinlich von einem Pfeil niedergestreckt zu werden. Dennoch mahnte er seine Equites zur Vorsicht. Bald schon fand sich eine weitere Spur, welcher sie fast schon mühelos folgen konnten. Das Plätschern des Rhenus drang an ihr Ohr, ebenso der Hufschlag von Ocella und seinen Leuten. Varro durchbrach das Uferdickicht und steckte seine Spatha zurück in die Scheide.
Er sah sich links und rechts um während Ocella herankam und vor ihm zügelte.
Nichts,…ein paar Spuren…
Einer der Equites fand Vertiefungen im Uferbereich. Sie waren relativ frisch und ließen den Schluß zu, daß hier mindestens zwei Leute in den Fluss gegangen oder auf ein bereitstehendes Floß oder Boot gestiegen sind. Der Fluss machte eine leichte Biegung in Flussrichtung, daher brach Varro die Verfolgung ab.
Die beiden haben uns abgehängt,…zurück zum Tross!
Sie machten sich auf, zurück in den Wald, gelangten zu ihren Pferden und nahmen auch die Pferde der Flüchtigen mit. Kurz darauf schlossen sie wieder zum Tross auf.
Varros Gedanken kreisten um die Flüchtigen. Sie werden kaum bei diesen Temperaturen in den Fluss gestiegen sein. Sie kannten das Gelände, waren alarmiert genug um sich beim Anblick der Turma zur Flucht zu wenden. Alles Aspekte für eine größere Angelegenheit. Doch was sollten sie tun? Jeden Germanen verhaften? Die Wälder roden und den Fluss begradigen?
Sein Blick fiel auf die Frauen und Kinder, dann auf den Verletzten auf dem anderen Wagen. Ein Gefühl sagte ihm, daß sie niemals Ruhe in dieser Provinz bekommen würden.
Am Horizont tauchten die Rauchsäulen der Kamine von Mogontiacum auf.