Varro hätte fast den Tiegel fallengelassen. Das Knäblein wollte sich mustern lassen? Der war doch noch feucht hinter den Ohren.
Nun, das hier ist das Valetudinarium,...
Er sah ihn skeptisch dabei an, vermutete gar einen Scherz...Ocella dieser Kindskopf.
Zur medizinischen Untersuchung? Hast du denn schon eine Tabula des Rekrutierungsoffiziers?
Wenn ja würde er Iustus fragen ob er langsam ein Problem mit seinen Augen und Ohren hatte. Dieses Knäblein war doch höchstens 13 vielleicht 14.
Er setzte sein ernstes Gesicht auf als er auf den Nachweis wartete.
Beiträge von Gaius Germanicus Varro
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Varro, der sich einen Tiegel Salbe hatte anrühren lassen und auf dem Weg zu Achilles war hörte eine zarte Stimme und sah ein kleines Männlein mit einem Weidenkorb ziemlich hilflos auf dem Flur stehen.
Salve,...Bürger! nahm er mal an, dnn dre Habitus war nicht der eines Barbaren.
Du weißt wo du hier bist? Vielleicht war er ja ein Bote?! -
Ein Gefühl der Befreiung überkam Varro im gestrecktem Galopp. Insgeheim hoffte er, daß er keine Ausrüstung verlieren würde, denn er hatte keine Sehnsucht nach einem Tritt in den Hintern. Equitees! Cuneeuuus!
Die Keilformation war die Angriffsformation schlechthin. Das psychologische Moment auf einen Feind, welche nicht gerade mit Langspießen oder einer taktischen Abwehrformation aufgestellt waren, war immer erheblich.
Ein kurzer Blick nach links und rechts zeigte ihm, daß seine Equites hinter ihm zwei Flügel gebildet hatten. Zufrieden nickte er, denn es geschah immerhin im Galopp.
Equitees! Dispergiteee!
Kaum war das Kommando gegeben riss Varro sein Pferd nach links...Ziel dieses Manövers war es die Formation aufzulösen und dem Feind kein geschlossenes Ziel zu bieten. -
Die Grasebene kam in Sicht.Etwas wie Vorfreude kam in Varro auf. Wollten sie doch einmal sehen ob die Männer der Prima immer noch zu den Besten zählten.
Er rückte sich in seinem Hörnchensattel zurecht, so daß die beiden vorderen Hörnchen ihm Halt für die Manöver gaben.
Ein kurzer Seitenblick zu Ocella und dann bellte er die Kommandos.
Equiteees! Vos explicate! In lineaaa!
Er wartete bis sich die Männer zu einer Linie formiert hatten Equiteees! In corsu equi citatooo! Die Gangart der Pferde änderte sich von Trab in Galopp und Varro ritt auf das Grasland auf. Er konnte das Gelände gut einsehen, es ging schnurgerade über mindestens 2 Meilen.
Seine Sporen gaben Achilles den nötigen Ansporn und mit mächtigen Schritt jagte er dahin. -
Ocellas unmilitärisches Verhalten war nichts Neues für Varro. Er ließ es in einem Gewissen Maße auch zu, denn er wußte, wenn es darauf ankam war auf Ocella absolut Verlass.
Er beließ es bei einem freundschaftlich strengem Blick.
Nachdem Ocella wieder neben ihm ritt sagte Varro,
In zwei Meilen kommt ein Waldfreies Gelände mit weiten Wiesen. Dort werden wir die Pferde einmal ausreiten. Der stundenlange Marsch tat weder Mensch noch Tier gut und da sie alle Vollblutreiter waren würde es die Geister noch einmal beleben. Bis Confluentes war es nicht mehr allzu weit und die Sonne stand noch hoch am Himmel. -
Die Patrouille verlief ruhig, wenngleich das Tempo aufgrund der Verkehrsdichte auf die Via öfter angepasst werden musste. Immer wieder mussten sie die Formation ändern um Engpässe zu passieren. Das Ziel war Confluentes und das alte Alencastell.
Varro ritt in leichtem Trab als es endlich einmal wieder möglich war und genoß die spätsommerliche Sonne auf seinem Gesicht.
Das hielt ihn nicht davon ab das Gelände vor ihm im Auge zu behalten. Es gab Gerüchte von Banden die sich immer wieder durch den Limes zwangen um hier leichte Beute bei den Kaufleuten und Gehöften zu machen. Doch waren es tumbe Barbaren ohne allzu großem Verstand oder taktisches Geschick. Sie vertrauten allein auf ihre Körperkraft und Brutalität.
Wie oft schon hat Varro solche Gruppen aufgerieben, weil sie an der Last ihrer Beute gescheitert waren. Oder weil die Spuren ihres widerwärtigen Handwerks wie ein roter Faden zu ihnen führte. -
Nachdem Varro das Prozedere vollzogen hatte ruhe er sich noch eine Weile aus. Nach der beschwerlichen Reise waren seine Lebensgeister geweckt und er fühlte sich wieder frisch und war bereit zu allen Schandtaten.
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Im apodyterium, dem Umkleideraum, entkleidete man sich und verstaute seine Kleidung in den in die Wand eingelassenen, abschließbaren Nischen, den loculi, oder gab sie seinem Sklaven oder dem Capsarius (Sklave, der die Kleidungsstücke bewacht) zur Aufbewahrung.
Die Temperatur in den einzelnen Räumen entsprach vermutlich der in den türkischen Hammm, wie auch der Ablauf der Badeprozedur ähnlich beschrieben wird.
Als erstes kühlte man sich im frigidarium, dem Kaltbaderaum, ab und sprang dort in das Kaltwasserbecken. Das frigidarium war der größte Raum der Thermen und daher vermutlich der Hauptaufenthaltsraum. In den Caracalla-Thermen befanden sich dort 1600 Marmorsessel, auf denen man sich sitzend mit kaltem Wasser begießen lassen konnte. Hier befanden sich auch kleine Becken (piscina). Man reinigte sich mit dem strigilis und ließ sich nach dem Bad im aleipterion (lateinisch: unctuarium) einölen und massieren. Das frigidarium der Diokletiansthermen ist als Kirchenraum bis heute erhalten. Angeschlossen an das frigidarium war die palaestra, der Sportplatz, so dass man sich nach der körperlichen Ertüchtigung, etwa durch Ballspiele oder Muskeltraining mit Hanteln, gleich im kalten Wasser erfrischen konnte. Große Bäder boten zusätzlich ein richtiges Schwimmbecken (natatio) an, teilweise sogar überdacht, die allerdings nur so tief waren, dass man immer stehen konnte, da nur wenige Menschen das Schwimmen beherrschten.
Darauf folgte das ebenfalls durch Hypokausten beheizte tepidarium mit milder Hitze. Das tepidarium enthielt meist kein Becken. Es isolierte die beheizten Räume von den kalten und erleichterte so die Anpassung.
Anschließend betrat man das caldarium, den durch Hypokausten und Wandheizungen geheizten, meist nach Süden hin gelegenen Heißbaderaum mit Heißwasserbecken. Die Bodentemperatur konnte dort leicht über 50 °C betragen, weshalb man im Bad Holzschuhe trug. Im caldarium gab es meist Apsiden, in denen sich die mit 40 °C heißem Wasser gefüllten Wannenbäder befanden. Während man den Ausblick durch die großen Fenster genoss, konnte man sich von einem Sklaven mit warmen Güssen überschütten lassen.
Schließlich gab es in einigen Bädern noch ein laconicum oder sudatorium, ein Schwitzbad mit trockener Hitze ohne Becken, das durch einen Holzkohleofen beheizt wurde und deshalb viel heißer wurde als das caldarium. Luxusbäder enthielten zudem Imbisse und Läden, Bibliotheken und Vortragssäle sowie Wandelhallen, Ruhesessel und Gartenanlagen zur seelischen Zerstreuung. Zumindest in den Heilbädern hatten auch Ärzte ihre Praxisräume in Nebenräumen der Thermen. Latrinen waren fast immer Bestandteil der Thermenanlage.
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Find´ich gut
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Varro hatte es inzwischen aufgegeben Andriscus so etwas wie Disziplin beizubringen. Als dieser sich verabschiedete, natürlich ohne entsprechende Ehrenbezeugung, vergaß er zumindest nicht sich für den Vinum zu bedanken. In der Akzeptanz dieses Umstands nickte Varro nur und widmete sich seinen Aufgaben und seinen Gedanken.
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Varro schüttelte langsam den Kopf und entgegnete,
Nein,...ich werde mich da heraus halten. Es sei denn man beordert mich hinzu. Er nippte leicht an seinem Becher. Wo kämen wir denn da hin wenn wir bei jeder Angelegenheit die Nase hinein stecken.
Dieser Laticlavus von der Legion interessierte ihn nur peripher. Ihn interessierte die Turma Prima, die Ala und das Imperium. Als erstes würde er sich um seine Männer kümmern. Sollte sein Eingreifen bei der Befragung notwendig werden gab es in diesem Castellum geeignete Maßnahmen um ihn dorthin zu beordern. -
Varro nickte und fragte sich warum ihm Andriscus eine ungefragte Nuntio ablieferte. Er erhielt die Bestätigung dessen was ihm Calenus bereits berichtete, oder besser brühwarm serviert hatte. Für ihn waren gemeinsame Manöver mit der Legio nicht ganz so erwähnenswert wie man es ihm hier dauernd präsentierte. Die Ala war für die Flankensicherung, Geplänkel und gezielte Angriffe zur taktischen Verschleierung zuständig. Daß man dies in gemeinsamen Manövern übte war nicht wirklich etwas neues.
Andriscus war ihm bisher als Schwätzer eher unbekannt, auch legte sein eher stoisches Verhalten gewisse Aspekte nahe.
Warst du bei dem Manöver dabei Andriscus? fragte er und goß dem Kameraden einen Becher verdünnten Falerner in einen Zinkbecher, quasi als Aufmunterung falls Andriscus die tatsächlich brauchte. -
Andriscus,...der emsige und wuselige Duplicarius. Varro erwiderte den Gruß und nickte. Danke Duplicarius, ...was gibt es?
Die Zeit brannte ein wenig unter seinen Nägeln. Er hatte noch keinen Bericht geschrieben. Doch natürlich lies er sich dies nicht anmerken und vermittelte Andriscus genau das was er sehen sollte. -
Josephus hatte eine kleine Mahlzeit vorbereitet. Die beiden aßen während Josephus die Latrinenparolen zum Besten gab. Manches kam ihm bereits bekannt vor.Nachdem Josephus abgeräumt und sich auf einen Botengang begeben hatte nahm sich Varro die Klinge des Spatha zu polieren. Das Geschenk seines Onkels schimmerte im diffusen Licht. Seine Finger ließen den gefiltzen Putzlappen in rhythmischen leisen Bewegungen über die Klinge gleiten.
Sein Finger folgte der Gravur...GTP...Er wußte um die Herkunft der Klinge,...er wußte um den Blutzoll, den diese Klinge gefordert hatte und sicher noch fordern würde.
Es klopfte...
Schmerzhaft zuckte er zusammen und führte den Zeigefinger zum Mund. Ein Metallischer Geschmack- Lächelnd fragte er sich wie oft er sich schon an der Rasiermesserscharfen Klinge geschnitten hatte. Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und schob die Spatha zurück in die Scheide. Intrare...! grollte er während er die Spatha an seine linke Seite schob. -
Varro hatte inzwischen vor seinem Schreibtisch Platz genommen und lauschte dem Wortschwall dem er einiges entnehmen konnte. So stand es um die Kampfstärke der Numidia nicht eben besonders gut. Ein Umstand der Aushebungen erforderlich machen würde, denn Freiwillige gab es kaum noch. Aber das würde er noch mit dem Praefctus besprechen wenn er wieder im Castellum war.
Das Verhör im Castellum machte ihn stutzig.
Ein Laticlavus der Leg. II macht bei einer Auxilliareinheit ein Verhör? Sind die Carcer der Leg. II überfüllt? Außerdem hat der Laticlavus hier keinerlei Kommandogewalt und führt Verhöre? Weiß der Praefectus davon?
Demnächst kommen noch Flussratten mit ihren Naurachus und übernehmen den Laden.
Eine steile Falte trat Varro zwischen den Augenbrauen. Ein Zeichen des Unmutes.
Er hatte ohnehin ein Problem mit diesen senatorischen Praktikanten im Militardienst. Seiner Meinung nach war dieser Teil der Ochsentour eine höchst umstrittene Sache. Man kann von Oben herab nicht lernen. Das kann man nur von der Pike an.Kopfschüttelnd fragte er.7
Wer begleitet as Verhör? Cyrax?Was ja nicht das Schlechteste war. Cyrax war ein guter Mann. -
Die Vorschläge entsprachen seinen Vorstellungen. Wie er seine Kameraden kannte würde ohnehin mehr getrunken als gegessen, da würde auch noch genug für den einen oder anderen ungeladenen Gast sein.
Nickend entgegnete er,
Ich vertraue dir da völlig, Calenus,...aber was noch viel wichtiger ist,...was ist hier los? Weder Praefectus noch Subpraefectus sind vor Ort,...?
Was nicht unerheblich war, denn wer hatte jetzt die Befehlsgewalt? Gab es Befehle für die Dauer der Abwesenheit? -
Varro, gerade wieder frisch eingekleidet mußte über das Auftreten seines Offizierskameraden schmunzeln. Er mochte ihn trotz seiner großkotzigen Art, denn er hatte ihn noch nie enttäuscht und war ein loyaler Kamerad.
Er wies auf seinen Schreibtisch und meinte lakonisch;
Ein paar Briefe deiner Familie,...es geht allen soweit gut.
Seine Missio brachte ihn zur Einschiffung nach Ostia und auf dem Rückweg hielt er bei Calenus´Eltern an um Grüße und ein paar Briefe abzuliefern. Das machte eine Übernachtung nebst reichhaltigem Essen unumgänglich.
Es zählte zweifellos zu den angenehmeren Erinnerungen seiner Missio.
Er sah zu wie Calenus die Briefe und das reichlich gefüllte Ledersäckchen vor sich auf dem Schreibtisch drapierte und ihn freundlich ansah.
Varro sah ihn kurz irritiert an,...hatte er sich die Augenbrauen zupfen lassen?
Er schüttelte leicht den Kopf und meinte,
Ich möchte ein kleines Fest geben, du weißt schon, gelungene Missio, ich bin jetzt 30 Jahre alt,...die Prima, ein paar Decuriones,...der übliche Kreis. Ein, zwei Spanferkel, Brot, Met, Vinum,...aber nicht den Essig den es sonst gibt,...es darf schon etwas besser sein. Er nickte und schloß,
Und Süßkram...du weißt manche der Männer sind verrückt danach. -
Varro sah Andriscus in Ocellas Stube verschwinden. Er beschloss seinen Freund später aufzusuchen.
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Mit dem für ihn typischen Schmunzeln, wenn ihm irgendetwas gegen den Strich ging verließ Varro die Principia wieder. Weder Praefectus noch Subpraefectus weilten im Castellum. Na egal, er sollte ohnehin nur Vollzug melden.
Er band Achilles los und führte ihn zu Fuß in Richtung der Unterkünfte.