Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    Kopfschüttelnd registrierte Varro inzwischen auch die einsetzende Dunkelheit.
    Er hörte Ocellus´Bewegung als der Octavier seinen Dolch zog.
    Doch nichts an der Haltung des Octaviers verriet, daß er vorhatte vor einem Castellum , umgeben von Wachposten einen Legionär zu attaktieren.
    Varro nahm den Doch entgegen und meinte ohne diesem große Bedeutung beizumessen.
    Gut,...den bekommst du nach der Rekrutierungsmaßnahme im Falle einer Ablehnung wieder...
    Er sah den Octavier kritisch an und schloß,
    ...so wie ich das sehe wirst du ihn jedoch erst nach deiner Grundausbildung wieder bekommen... Dabei zwinkerte er ein wenig und ein Spur von Freundlichkeit überzog sein Gesicht.
    Er gab den Dolch an Ocellus und meinte,
    ...so, ...du hast schon mitbekommen,...Wachablösung. Der Offizier der Wache wird jetzt entscheiden ob du zu so später Stunde noch ins Castellum darfst,...oder dir ein letztes Mal in der Urbs die Hörner abstoßen kannst,...denn vorerst kommst du nicht mehr so schnell dazu...
    Varro wandte sich halb um und blieb 4 Schritte vor Octavius stehen um den ablösenden Wachoffizier Rede und Antwort zu stehen.

    Der Optio musste entweder den Verstand verloren oder einen Hang zur Komik haben. Varro, der die bisherigen Ausbildungsschritte mehr durch Verstand als durch Muskelschmalz bestanden hatte starrte zuerst ihn und dann den mit undurchsichtiger Miene vor ihm stehenden Ocellus an.
    Natürlich war ihm der Freund und Kamerad nicht nur von Größe und Muskelstärke überlegen. Er wußte aus eigener Erfahrung, daß dieser auch schnell und behände mit ein paar sehr effektiven Tricks gesegnet war.
    So lockerte er also ausdauernd seine Muskeln, ließ den Kopf kreisen und fragte sich wie er wohl diese Kampfmaschine fällen und vor allem am Boden halten sollte.


    Unter den anfeuernden Zurufen der Kameraden und den wachsamen Blicken der Ausbilder begann er Ocellus zu umkreisen, aufmerksam dessen Bewegungen und Reaktion auf angesetzte Finten studierend.

    Ein kleiner Scherzbold, der Kerl da. Sehr blumige Ausdrucksweise...und sehr bedacht darauf, daß man ihn auch richtig verstand. Ein kleines Plappermäulchen. Varro musste sich ein Grinsen verkneifen.Sicherlich würden die Ausbilder ihm diesen Zahn rasch ziehen.
    Interessante Aussage, Caius Octavius Rufus...bist du so abgebrannt, daß du dir keine Herberge leisten kannst und dann ausgeruht und vor allem Sauber hier aufkreutzt? Was glaubst du was der Rekrutierungsoffizier von solch einem Zustand hält? Von deiner Grundhaltung?
    Ach was sollte es, sollte sich doch das Offiziersgeschlecht damit auseinandersetzen.
    Er machte eine perfekt geübte Bewegung, in welcher fast alles an ihm scharrte und metallisch knirschte. Das vermittelte ein Gefühl von Unverwundbarkeit und sollte dem Gegenüber auch ein wenig Bange machen,...schließlich standen Legionäre nicht gerade im Ruf zimperlich zu sein.
    Aber das ist ja dann dein Problem,...führst du Waffen mit dir?...und ich meine alles was man als Waffe benutzen kann, auch einen verdammten Zahnstocher! Inzwischen waren noch zwei weitere Legionäre durch das Tor getreten, beide trugen Fackeln bei sich und gaben so dem ganzen einen höchst ernüchternden Rahmen.
    Varro starrte dem Octavier mitten in die Augen.

    Varro und Ocellus hatten wieder einmal Wache am Haupttor.Der Offizier der Wache hatte sich in die warme Wachstube verkrümelt und überließ es den Blauen sich um die Abfertigung am Tor. Die ganze Zeit über kamen und gingen Händler, Boten und Patrouillen zurück. Mit ihnen Waren, Lebensmittel,Gerüchte und Neuigkeiten.
    Und jetzt, kurz vor Ende dieser scheinbar endlosen Wache stand da ein ziemlich abgehalfterter Typ ...mit einem Pferd. Recht unüblich für einen Römer wenn man´s genau nimmt. Varro verdrehte also die Augen und grinste Ocellus an, dann, im Bewußtsein, daß Ocellus ihn deckte trat er auf die Gestalt im Zwielicht zu.
    Salve... Bürger,...wie ist dein Name?
    Für alle Fälle wichtig, denn nur ein Römer konnte sich zur Legio melden. Pergrini waren öfter als Römer mit Pferden unterwegs.

    Varro war inzwischen ein klein wenig angenervt. Der Präfect verhielt sich so als sei er alleine. Was sollte er also tun? Weiterhin das Kriegerdenkmal mimen oder wieder zum Wachalltag übergehen? Varro räusperte sich und begann seinen Weg entlang der Palisade.
    er würde auf keinen Fall den Präfecten ansprechen.
    In aller Ruhe und vorschriftsmäßig sichernd näherte er sich der Stelle an der er sich üblicherweise mit Ocellus traf. Doch Ocellus war nicht da und so wandte er sich um und ging zurück zu seinem Posten. Langsam und das Vorfeld genau betrachtend.

    Varro war bass erstaunt ob der doch recht umfangreichen Darstellung der Testudo. Allerdings fragte er sich wie Ocellas Testudo die Flanken sichern würde...er hatte vor seinem geistigen Auge einen L-förmigen Schildblock.
    Desweiteren fragte er sich ob man mit Ocellus überhaupt eine Testudo bilden konnte, überragte er doch seine Kameraden deutlich...

    Ohja,...das war wohl seine Quittung für seine Selbstdarstellung. Varro bereute die ausführliche Darstellung der Legionsstruktur...einerseits,...hatte er doch nun eher den Ruch des Strebers und der Optio würde ihn nur noch in "Notfällen" zur Erklärung bitten.
    Als der Optio die folgenden Ausbildungsschritte offerierte lief vor seinem geistigen Auge bereits alles erforderliche ab.
    Sobald sie in Linie angetreten waren und die Rödelei um eine gerade Linie geendet hatte
    kam die nächste Anforderung...Testudo...nomen est omen...

    Varro trat wie geheißen vor und nahm Haltung an. Er lauschte der Aufforderung und vor seinem geistigen Auge tauchten die gestrengen Pauker der Academia auf…
    Da sich keiner der vorgetretenen wirklich äußerte und Ocellus fast schon flehendlich zu ihm hersah räusperte er sich kurz und begann seine Ausführungen...
    Die Legion wird von einem Stab aus elf Offizieren geführt. Das Kommando hat der Legat aus dem Senatorenstand, entweder der Statthalter der Provinz (legatus Augusti pro praetore)oder in Provinzen mit mehreren Legionen – ein legatus legionis. Die Ausnahme bilden die in Ägypten stationierten Legionen diese werden von Präfekten aus dem Ritterstand kommandiert. Dem Legaten stand ein Tribunus Laticlavius (ebenfalls aus dem Senatorenstand) als Stellvertreter zur Seite. Im festen Lager rangierte dahinter der Praefectus Castrorum (Lagerkommandant), der höchste Dienstgrad den ein Nichtadeliger erreichen konnte. In der taktischen Befehlskette schliessen sich fünf Tribuni Angusticlavii aus dem Ritterstand an. Daneben sind noch die Centurionen der ersten Kohorte den übrigen Centurionen Vorgesetzte, vor allem der Primus Pilus, der höchste aller Centurionen, aber auch die beiden Primi Principes und die beiden Primi Hastati – die Centurionen der anderen Centurien der ersten Kohorte –. Mit einem leichten Lächeln fügte er hinzu... Die Unterschiede sind allerdings vor allem in sozialem Rang und Sold spürbar. Die Centurionen der übrigen Centurien bildeten nur noch Hierarchien zwischen den Priori und Posteriori der einzelnen Manipel. Sie bilden mit den vorgenannten den erweiterten Stab.Innerhalb der Centuria gibt es noch eine Vielzahl von Dienstgraden, die entweder dort oder bei Abkommandierungen erreicht werden können. Der einfache Soldat wird als miles gregarius bezeichnet.Die nächste Stufe waren die immunes, die vom normalen Tagesdienst (Wache) befreit, aber noch keine Vorgesetzten waren. In der Centurie waren dies der Hornbläser cornicen und der Waffenwart custos armorum, daneben gibt es aber immunes auch im Stabsdienst oder in der zivilen Verwaltung. Als principalis erhielt der Legionär dann einen höheren Sold und Vorgesetztenfunktion. In einer Centuria gab es als Stellvertreter des Centurio den optio, der auch optio ad spem, ein zur Beförderung zum Centurio heranstehender Optio, sein kann. Rangmäßig über dem Optio, aber nicht als weisungsbefugter Vorgesetzter, steht der signifer, der Feldzeichenträger. Weiterhin gibt es noch einen tesserarius, eine Art Mutter der Centurie. Der tesserarius erhielt den anderthalbfachen Sold eines Legionärs (sesquiplicarius), Signifer, Optio und Duplicarius den doppelten Sold.
    Varro räusperte sich ein wenig und nahm ohne Blickkontakt zu irgendjemand wieder Fahrt auf.
    Legionstruppen (5.500 Mann):1. Kohorte (800 Mann):5 Doppel-Zenturien à 160 Mann
    2. bis 10. Kohorte (9 Kohorten zu je 480 Mann – insgesamt 4.320 Mann):je Kohorte 6 Zenturien bis 80 Mann
    Legionskavallerie (120 Mann):4 Reiterabteilungen (Turmae) bis 30 Mann. Jede Turma wird geführt von einem Decurio, als Stellvertreter fungiert der Duplicarius. Die Kavallerie dient in erster Linie zur Aufklärung und als Meldereiterei.
    Stabssoldaten und Offiziere (250 Mann)
    Auf Feldzügen kommt meistens etwa die gleiche Anzahl Hilfstruppen hinzu, die nicht zur Legion gehörten, jedoch durch den Legaten kommandiert werden:
    Auxiliartruppen (rund 5.000 Mann):
    10 Kohorten (Infanterie)
    16–24 Abteilungen (Turmae) Ala, wo wir wieder unterscheiden zwischen ala quingenaria: etwa 500 Reiter in 16 Turmae zu jeweils 32 Mann;
    ala milliaria: etwa 1.000 Reiter in 24 Turmae mit bis zu 42 Mann.
    Cohors Equitata (gemischte Einheit aus Infanterie und Kavallerie).


    Abschließend gibt es auch noch Nichtkombatanten wie Knechte und Hilfskräfte im Versorgungsbereich.
    Angemerkt sei hier, daß es sich hier um Normwerte handelt, welche nur im Idealfall erreicht werden können. Sie sind abhängig vom Erhebungszustand der Provinz und Einsatzzustand der betreffenden Legion.

    Varros Vortrag endete hier. Entgegen seiner kämpferischen Fähigkeiten die er nur durch zähes Trainieren erlangen und mit häufigen Niederlagen erringen konnte, fiel ihm das erlernen von Statistiken und Vorschriften eher leicht.

    Varro tat wie geheißen , griff das Pilum und trat nach dem Wurf des Quintilius, welcher gelinde gesagt grottenschlecht war, an den Abwurfpunkt. Er hatte seinerzeit den Speerwerfern in Olympia zugesehen. Anders als seine Kollegen ging Varro , das Pilum ausbalanciered fünf Schritte rückwärts, visierte das Ziel genau an und lief trotz der Rüstung federnd auf seine imaginäre Abwurflinie zu, holte aus und schickte das Pilum auf die Reise. Um es kurz zu machen das Pilum traf das Ziel, Varro jedoch wurde gewahr, warum die Athleten eher leicht bekleidet ihren Aktivitäten nachgehen. Das Gewicht der Lorica verschob seine idealen Vorstellungen zu einem nahezu grotesken aber auch für die Umstehenden erheiternden Versuch der Schwerkraft zu trotzen. Nun, es blieb bei dem Versuch,... kurz nach dem Einschlag des Pilum im Ziel erfolgte der Aufschlag, scheppernd, laut und nicht minder schmerzhaft.
    Varro schob seinen Helm weg von seinem lädiertem Nasenbein aus der Stirn um seinen Blick geradewegs auf die formschönen Caligae des Ausbilders zu werfen, welcher sicher einige Verbesserungsanregungen parat hatte.
    Vorsichtshalber rappelte er sich auf und nahm Haltung an, bereits zum Anschiss...

    Sim-Off:

    ...frohes Neues! :D ...man verzeiht! ;)


    Natürlich fiel es auf wenn ein gepanzerter Mann eine Formation verließ. Die Augen leicht verdrehend bewegte sich Varro zurück ins Glied und erstarrte zum Kriegerdenkmal.
    Langsam machte sich seine Blase bemerkbar und er fragte sich insgeheim wie die Legion die Regelung der menschlichen Grundbedürfnisse handhabte.

    Der todgeweihte Bursche war sofort verdrängt. Varro baute sich vor dem Freund auf, doch was er auch tat, reckte , versucht war sich auf die Zehenspitzen zu stellen,...er gab es auf. Es war ein Ding der Unmöglichkeit auch nur annähernd Ocellus zu überragen. Resigniert jedoch Herr seiner Enttäuschung entgegnete er,
    Na,...das ist ja eine Überraschung,...aber mach dir keine Hoffnung,...du wirst nie in der ersten Reihe stehen dürfen.
    Zweifellos würde er alles überragen.
    Scheinbar beiläufig betrachtete er seine geschundene Hand.
    ...und, was macht ihr hier?

    Varro wußte nicht so recht ob er sich über Pause freuen sollte, denn die Aufforderung sich die Wunde zu versorgen war recht frivol unter den gegebenen Umständen. Der Eimer mit Wasser würde sicher auch von einem Verdurstenden verschmäht werden. Er konnte wohl kaum ins Valetudinarium laufen.
    Während er also seine Hand mehr oder weniger abschätzend betrachtete und überlegte was er tun sollte, hörte er die Frage eines der anderen Tirones.
    Er sah den Jungen an und dachte bei sich, daß dieser wohl das erste Gefecht nicht überstehen würde. Solche Burschen gingen immer als erste drauf. Doch er hatte ein Herz für diese Burschen und so nickte er grimmig und entgegnete,
    Richtig,...Germanicus Varro,...ich hatte meinen ersten Gladius mit 9 Jahren. Dann begleitete ich meinen Vater nach Germania, später meinen Onkel auf seine Schiffsreisen,...dort habe ich gelernt mit dem Gladius zu kämpfen.
    Er spreizte die rechte Hand und drückte sich das abgelöste Fleisch mit etwas Spucke wieder fest. Er zwinkerte dem Kameraden zu und schloß,
    ...ich empfehle dir ständig zu üben, dann passierte dir so etwas nicht,...vom ständigen Üben bekommt man eine gehärtete Haut an der Stelle ... Vielsagen hielt er die Hand hin die aussah als sei sich aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Ich habe die letzte Zeit mehr mit dem Griffel als dem Gladius verbracht.

    Natürlich war ihm das Lob heruntergelaufen wie Öl. Andererseits sah er an seinem weniger
    geschicktem und grimmig dreinblickenden Pfostenkameraden, daß es nicht unbedingt von Vorteil war wenn man vom Ausbilder gelobt wurde.
    Die Hand brannte inzwischen höllisch, das Scutum schien immer schwerer zu werden und der närrische Optio faselte etwas von Ausdauer erhöhen.
    Stich Hoch -Stoß- Ausweichen-Stich in die Mitte -Stoß
    Disziplin! Ausweichen! Stich in die Genitalien- Gladius! Stoß! Ausweichen! Scutum für den Nahkampf! Stich zum Hals Für mittlere Distanz das Pilum! Stoß- Ausweichen Fernwaffe Bogen!
    Stich in die Rechte Seite In Formation und zur Abwehr von Kavallerie die ... Stoch Ausweichen Hasta!
    Inzwischen war die Gladiusführende Hand schmierig vom eigenen Blut.
    Varro hielt inne und sah erst auf seine Hand dann in die Augen des Optios.
    Zähne...Hände...Knie...Ellenbogen...und wenn gar nichts mehr geht spucke ich sie an!
    Immerhin ging es um nichts anderes als sein Leben.
    Ein wenig umständlich wechselte er den Scutum auf den rechten Arm, nahm den Gladius in die unversehrte linke Hand und nickte dem Optio neckisch grinsend zu.
    Der Gladius lag wie eine Feder in seiner Hand, deren Arm bisher den schweren Scutum hielt. Stich- Stoß- Ausweichen...

    Varro hörte natürlich das Scheppern, welches sich langsam auf ihn zu bewegte. Verblüfft erkannte er den Lagerpräfecten und ging, gerade so wie er es gelernt hatte in eine statuenartige Starre über. Natürlich nahm der Offizier ihn nicht wahr und starrte durch das Lug.Varro fragte sich was er tun musste, entschied sich jedoch nichts zu tun und abzuwarten.

    Varro stieg ebenfalls aus dem Wasser, wesentlich unspektakulärer und in Gedanken versunken, welcher Gott ihm wohl diesen Mann geschickt hatte. Nahezu alles an ihm, sein Habitus, seine lakonische Mitteilungen ließen den Schluss zu, daß alleine Ocellus entschied ob und wer sich ihm nähern durfte.
    Er folgte also Ocellus auf dessen Suche nach einem Masseur. Wie erwartet waren die folgenden Zeitabschnitte eher wortlos und geprägt von den klatschenden Bemühungen des fetten nubischen Masseurs die Muskelstränge Ocellus´zu lockern.
    Eine mühselige Angelegenheit wie sich herausstellte, denn während man ihm bereits die Körperbehaarung abschabte ließ sich der Nubier schweissnass ablösen.
    Es folgte eine letzte Massage mit einem wohlriechendem Öl, welches der Sklave nach eine monetären Motivation wichtigtuerisch anwendete.
    Erholt und erfrischt wartete Varro vor der Therme auf Ocellus um den Tag mit einem genehmen Tropfen zu beenden.

    Varro starrte Ocellus ob seiner Einsilbigkeit fasziniert an. Er schüttelte leicht den Kopf und grinste verhalten. ...na dann,...willkommen bei der Prima! Als wasauchimmer,...denn einen Schwur konnte man auch als Tribunus Laticlavius leisten.
    Er war sich sicher, sollte es einmal zu einer Befragung durch wenauchimmer kommen. Ocellus würde denjenigen, welcher etwas von ihm zu erfahren hoffte sehr bald auf die Palme treiben.
    Varro beschloß seine Neugier vorerst zu zügeln und besann sich auf ihr gemeinsames Auftreten in der Urbs.
    ...danke nochmal,...ich meine für die Hilfe,...ich ähem,... ein wenig peinlich war es ihm schon, daß er Ocellus seinerzeit einfach hatte stehen lassen. ...naja,...ich wollte dich da nicht noch mehr mit ´reinziehen,...ich,...
    Varro zog eine Grimasse, als Ausdruck seiner inneren Qual.

    Varro lauschte den Ausführungen des Optios und befand, daß sie mit seinem Wissen aus der Academia übereinstimmten. Es war schon seltsam plastisch dieses theoretisch erworbene Wissen nun hier in der Anwendung zu finden.
    Ein wenig Pathos war natürlich auch dabei...Familie...wen stellte dann dieser Optio dar? Den gemeinen großen Bruder?
    Als es zu den ungeschlagenen Legionen kam musste er an Hannibal bei Cannae und an Varus in Germania denken. Sicher seitdem hatte sich einiges getan, jedoch war es nach wie vor eine fatale Schwäche der römischen Legion sich für unbesiegbar zu halten. Die Geschichte zeigte, daß ein entschlossener Feind nur Taktik und für Formationen ungünstiges Gelände brauchte um die disziplinierten Kämpfer zu isolieren und ihnen den Garaus zu machen.
    Seiner Meinung nach war eine Armee nur so stark wie ihre Fähigkeit schnell und flexibel auf den Gegner zu reagieren. Die Karthager wurden nur durch ihre Politiker daheim geschlagen. Hätte Hannibal freie Hand gehabt wäre nach Cannae ein Fortbestand Romas äußerst fraglich gewesen.
    Varro stellte sich vor einer der Strohpuppen auf und ihm gegenüber fand sich ein vierschrötiger Mann aus Tarraco. Varro musste grinsen. Tarraco,...Hannibal.
    So ging er denn in eine leicht in den Knien gefederte Haltung, das rechte Bein vorne leichter gesetzt, das linke als Standbein als Gegenpol zum schweren Scutum.
    Er begann das hölzerne Gladius in die Strohpuppe zu stechen. Stich, Positionswechsel, Stich weiter unten, Positionswechsel...immer wieder hob und senkte er das Scutum, rammte zuweilen den imaginären Feind aus Stroh mit dem Schildbuckel...langsam begannen seine Arme und Seiten zu schmerzen und an seiner Gladiushand brannten erste Anzeichen von Blasenbildung...

    Varro legte die Oberarme auf den Beckenrand und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er verdrehte amüsiert die Augen und entgegnete,
    Sieh an,...nun das ist mir nicht entgangen!
    Er warf einen beiläufigen Blick auf die wenigen Anwesenden und sprach weiter ohne Ocellus anzusehen.
    Ich begrüße es, daß du dich hier aufhälst,...sag´bist du auch Tiro oder bereits Legionarius...?!
    Oder gar Offizier? Varro grinste Ocellus erwartungsvoll an.

    Ein anstrengender Tag lag hinter Varro. Die ersten Eindrücke des Tages hatten ein schmerzhaftes Gefühl in den Muskeln hinterlassen. Er ließ sich massieren und vor dem Einölen wollte er noch ein erfrischends Bad nehmen. Auf dem Weg zum Becken sah er den Schopf eines Mannes aus dem Wasser ragen, welcher ihm bekannt vorkam. Langsam näherte er sich dem Mann und sah sich bestätigt.
    Sieh an,...mein Freund aus der Urbs...was treibt dich denn hierher? fragte er grinsend, erfüllt mit echter Freude und ließ sich neben Ocella ins Wasser. Natürlich war ihre Bekanntschaft nur kurz gewesen, jedoch war sie vielversprechend und gründete auf einer guten Basis.