Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    Varro betrachtete die friedlich daliegenden Kameraden. dann wandte er sich seinem Praefecten zu. Wir sind Soldaten Roms, dies ist unser Weg. Ernst sah er auf den Aemilier. Ich sehe hier gefallene Kameraden,.. jeder Einzelne ist ein unersetzlicher Verlust. Es stellt sich nicht die Frage wofür oder warum für mich. Ihre Zeit war gekommen und an uns ist es sie zu ehren und die Erinnerung an sie zu wahren.

    Wer den Weg des Schwertes wählt, erlangt Ruhm, Ehre,...vielleicht sogar etwas Reichtum, vor allem aber wählt er so die Wahrscheinlichkeit eben durch dieses Schwert unter zu gehen.

    Terentius Nero wußte all das, doch er war ein alter Soldat, ein Kommandeur. Sein Weg war nicht der dieser und zukünftig gefallener Kameraden. Seine Befehle würden dazu führen, daß sie fallen werden.

    An ihm, Varro, würde es weiterhin liegen seine Männer möglichst unbeschadet aus den Missionen wieder heimzubringen.

    Sein Blick glitt noch einmal über die Toten, ein Kloß bildete sich in seinem Hals.

    ...denn immer gelang es ihm nicht und mit jedem gefallenen Kameraden starb auch ein Stück von ihm.

    Varro betrat den Aufbahrungsraum der gefallenen Kameraden. Man hatte sie gewaschen und in ihre besten Rüstungen gelegt. Ihre Hände lagen an den Waffen und ihre Augen waren mit Silberstücken bedeckt.

    Varro trat an jede Bahre und nahm Abschied. Dann kam er zu der Bahre des Subpraefecten. Er sah ihn an,...ein junges, bleiches Gesicht. Ob sie klargekommen wären?

    Varro betrachtete Sabaco´s Reaktion unberührt. Kurz nachdem dieser seine Waffen abgelegt hatte nickte er nur. Es gibt Regeln, Matinius, Regeln deren Mißachtung Folgen nach sich zieht. Er trat an den grobschlächtigen Matinier vorbei, betrachtete die Waffen, sah kurz zu Ocella und wandte sich wieder Sabaco zu. Konsequenzen Matinius,...wenn du deinen Bruder besucht hast, wirst du das Castellum verlassen und dich in Zukunft an die Regeln halten. Du magst eine eigene Vorstellung von den Dingen haben, doch das ist nicht von Belang. Du hast dich dem Exercitus verpflichtet, also lebe nach seinen Regeln. Tu das nicht, lebe mit den Konsequenzen.

    Er nickte Ocella kurz zu und verließ dann den Raum. Er würde auf dem Rückweg am Haupttor vorbei gehen und zur doppelten Wache gratulieren. Er würde nicht zulassen, daß sich hier der Matinische Schlendrian einschleicht.

    Varro betrachtete Sabaco wie etwas, was nach vierzig Hieben mit dem Stock an einem Pranger hing. Etwas was mit Sicherheit längst überfällig war. Sabaco war und ist mit Vorsicht zu genießen.

    Ach, sag´mir Matinius Sabaco,...du dienst nicht hier bei der Ala und bist in Waffen? Allein das war Grund genug ihn zu entwaffnen und temporär einzugittern.

    Varro´s Eingebung Ocella aufzusuchen war eher praktischer Natur. Er wollte die Vorgezogene Beförderung der zwei Tirones Tisander und Fango ansprechen. Sie hatten sich auf dem Ritt und während des Gefechts bewährt.

    Er machte einen kurzen Besuch bei den anderen Verletzten, sprach mit dem behandelnden Medicus und machte sich dann auf zu Ocellas´Raum. Wie er hörte hatte Ocella Besuch.

    Er klopfte an und betrat den Raum. Der Anblick von Sabo ließ ihn den Impuls unterdrücken seine Spatha zu ziehen oder nach Wachen zu rufen. Sabo war inzwischen ein Soldat, was verwunderte, denn er war eher nicht der Typus, der sich unterordnete.

    Matinius Sabaco,...lange nicht gesehen...

    Varro hatte nicht vergessen was Sabaco und seine Bande in der Vergangenheit angerichtet hatten.

    Der Wachhabende kannte den Suboptio. Der war doch damals wegen seiner Zähne hier?!

    Natürlich Suboptio,...der Vexillarius liegt noch im Valetudinarium,...soweit ich weiß.

    Er sah seinen Kameraden an und dieser zog die Schultern hoch.

    Naja, mit der Verletzung muss es noch dort sein,...du kannst passieren, Suboptio.

    Den Bruder des Vexillarius nach Waffen zu untersuchen sparten sie sich. Er würde seinen Bruder wohl kaum umbringen. Die sollen ja ziemlich dicke sein die beiden Brüder.

    Vorsichtshalber trugen sie es trotzdem ins Wachbuch ein. Sicher ist sicher...

    Varro lag auf seiner Pritsche. Mit leerem Blick starrte er an die Decke. Wenn man ihn fragen würde was in seinem Kopf vor sich ging könnte er darauf keine Antwort geben. Erinnerungsfetzen kollidierten mit Eingebungen von zu erfüllenden Aufgaben, Bilder von Blut, Tod und Verlust manifestierten sich. Er lag wie er aus dem Stall, ja, wie vom Gefecht gekommen war auf der Pritsche. Wie immer hatte er zuerst seine Männer verabschiedet, dafür gesorgt, daß die Toten im kühlsten Raum des Castellums aufgebahrt wurden, dann Ocella ins Valetudinarium begleitet, sein Pferd versorgt und sich anschließend zur Abschlußbesprechung zum Praefecten. Die war Honos sei dank, recht kurz und nun lag er hier ungewaschen, verdreckt zerschunden und alleine auf seiner Pritsche und fragte sich was nun weiter würde. Er hatte vier gute Kameraden verloren. Die Ala sogar weitere vier. Ocella war übel verletzt.

    Er schloß die Augen,...nur einen kurzen Moment...

    Der aufwühlende Zwischenfall mit Ocella machte Varro fertig. Er führte ihm die Endlichkeit allen Selbstverständlichem vor Augen. Wenn es Ocella, den eisernen Ocella schon fast ins Elysium riss, was wartete denn auf ihn? Ocella´s Schnarchen riss ihn aus den düsteren Gedanken und er musste grinsen. Er war dankbar diesen Mann, seinen Freund und Bruder nicht verloren zu haben. Er hoffte, daß er sich im Valetudinarium erholen würde, wenngleich seine Wunde übel war. Der Medicus musste Gedärm in den Leib zurück schieben und die Wunde provisorisch vernähen. Im Grunde war es ein Wunder daß Ocella noch bei ihnen war.

    Hinten stimmte jemand ein Lied an, das vom tapferen Miles der dem Feind bekämpft um seine Legion und seine Eltern zu ehren und zu schützen. Bald gaben sie auch ein Spottlied über die hiesigen Barbaren zum Besten. Die Stimmung besserte sich je näher sie Mogontiacum kamen.

    Varro salutierte vor Caesar und machte sich auf seine Männer zu instruieren. Ocella hatte bereits die Pferde holen und die gefallenen Brüder auf ihre Pferde binden lassen. Es waren 40 Meilen bis Mogontiacum, gegen Abend würden sie dort sein. Das war dem langsamen Tempo geschuldet.


    Er legte seine Stirn an die Stirn seines Pferdes und bete zu den Göttern. Er dankte für den Erhalt seines Lebens und das seines Pferdes, bat um sicheres Geleit nach Mogo und ein herzliches Willkommen der Gefallenen im Elysium. Glück empfand er nicht, eher Zufriedenheit aber auch Trauer und ein wenig Zorn. Die übliche Melange seiner Gemütsverfassung also. Er klopfte seinem Pferd zweimal auf den Hals und schwang sich in den Sattel. Nach einem kurzen Einrichten, er hatte Verletzungen an den Beinen erlitten, sah er nach hinten. Man hatte zwei Pferde vor das Fuhrwerk gespannt,…wohl von gefallenen Praetorianern. Alle übrigen bis auf einen saßen auf Pferden. Dieser Praetorianer trat vor Caesar und zeigte ihm einen in ein unauffälliges Tuch eingewickelten Gegenstand. Caesar nickte und der Praetorianer begab sich auch zu seinem Pferd.


    Die Turma II der Ala blieb zurück um die Nachhut zu bilden. Dann ging es los. Varro ritt neben seinem Praefectus an die Spitze des Zuge und verharrte dort bis Marschbereitschaft gestellt war. Ihm folgte die Turma I mit ihren Gefallenen, Calenus und die Seinen, deren Missio hier an diesem Ort gescheitert war, es folgte die Turma III, die mit dem Praefectus in einem Gewaltritt hierher kam um nur noch die Toten wegzuräumen, dann die Praetorianer mit dem Fuhrwerk.


    Caesar erkannte er nicht unter den Praetorianern, das war sicher gewollt und gut so. Nicht auszumalen was geschehen wäre wenn man ihn statt Calenus hätte entführen können.


    Er atmete tief ein, denn die Luft war wieder klar und rein. Führte ihre Opfer in die Vergangenheit. Schaffte tabula rasa. Langsam realisierte sein Körper was geschehen war und schmerzte an vielen Stellen. Ein Blick auf Ocella, der ihn seltsam schief angrinste, ein gegenseitiges Nicken, dann erhob sich sein rechter Arm wie von Selbst und gab das Signal zum Abrücken. Erst viel später kam ihn in den Sinn, daß das eigentlich die Aufgabe des Praefectus gewesen wäre.

    Lächelnd nahm er sein Schwert entgegen und meinte, In einem der Barbaren dort vor dem Wagen müsste mein Puggio stecken,...ich bin froh und dankbar, daß du und deine Männer uns, auch unter großen Opfern beigestanden seid. Während Furius sich nach dem Puggio umsah trat Bala auf Varro und Terentius Nero zu.

    Er sah sich um, dann traf er eine Entscheidung. Wir werden unsere Toten mitnehmen und beim Castellum bestatten, Ich werde eine Boten zum LAPP senden damit er die Leiche seines Sohnes nach seinen Vorstellungen bestatten kann. Sein Blick fiel auf Bassus. Ein Jammer, er war eine Zierde seines Geschlechts. Was man beileibe nicht von allen anwesenden Aemiliern sagen konnte, wie sein vernichtender Blick auf den dicken Nero aussagte.

    Bala war der höchste Repräsentant des Imperiums den Varro je von Nahem zu Gesicht bekommen hatte. Er nickte knapp als er dem Caesar sein Schwert überreichte und entgegnete,

    Wir waren auf Patrouille, da kann so etwas schon einmal passieren. Trocken und ohne Pathos brachte er es hervor mit einem kleinen Skrupel ob es dem Caesar gefallen würde.

    Kurz darauf war er dankbar seine Gefallenen nicht hier vor Ort verscharren zu müssen. Er hätte ansonsten darum gebeten sie mitführen zu dürfen.

    Der Tote Subpraefectus, ein junger Kerl, lag dort als würde er schlafen. Varro hatte keine Ahnung ob er mit ihm klargekommen wäre, daher hielt sich seine Trauer um ihn in Grenzen. Er bedauerte lediglich seine eigenen Verluste, gute Kameraden und auch Freunde,...Brüder in Waffen.

    In diesen Gedanken und der kurzen Stille erklang die schrille Stimme des Aemilius Nero. Alle sahen in die Richtung woher sie kam. Varro war fassungslos wie dreist dieser Mensch war.

    Wie von selbst machte er sich auf den Weg zu den beiden Praetorianern, die noch von der Schlacht gezeichnet den Leichnam des Subprafecten bewachten.

    Der Regen hatte viel vom Barbarenblut weg gewaschen, aber doch nicht alles, auch versorgte eine veritable Schnittwunde an Varro´s Wange noch für effektiven Nachhalt, hier einen Teilnehmer der vergangenen Schlacht vor sich zu haben. Der dickliche Jüngling schien körperlich unversehrt.

    Wie ein Schatten glitt Varro an den Praetorianern vorbei und schob Nero sanft aber bestimmt auf Abstand.

    Es ist mir vollkommen egal wer du bist,... wer deine Verwandten sind oder was du willst...dieser Mann hat mit seinem Leben bezahlt,...er wies auf Bassus und dann auf die Praetorianer ...diese Männer haben mit ihrem Leben dafür gesorgt, daß du sie jetzt beschimpfen kannst. Er sah Nero an wie etwas in das man beim Stallausmisten trat und irgendetwas in ihm wußte, daß alle im näheren Umkreis das selbe tun würden. Marcus Aemilius Bassus ist Subpraefectus der Ala II Numidia, meiner Einheit, er ist mein Bruder und ein Offizier des Imperiums... In dessen Namen ist er gefallen und es liegt dem Imperium ihn dafür zu ehren. Dein Interesse an unserem Bruder muss hintenanstehen, das wird auch dein zitierter Onkel der LAPP so sehen. Wobei er sich hier ein wenig aus dem Fenster lehnte, denn der LAPP war unberechenbar. Er wandte sich an die Praetorianer, die ihn dankbar zunickten Betten wir unseren Bruder auf dem Fuhrwerk, er hat lange genug hier gelegen! Zwei Equites der Ala eilten den Praetorianern zu Hilfe und bald lag Bassus unter seinem roten Mantel bedeckt auf den Fuhrwerk, wo er bald seinen letzten Weg antreten würde. Varro ging zurück zu Caesar und seinem Praefecten ohne den dicklichen Burschen eines weiteren Blickes zu würdigen.

    Decurio? sprach er ihn an. Hast du den Bogenschützen auf dem Karren geholfen?

    Varro wandte sich um und sah einen der Praetorianer vor sich. Er sah genauso zerschunden aus wie er selbst. er dachte nach, ...er war kurz beim Karren und hat einem der Praetorianer aufgeholfen,...aber ob der einen Bogen bei sich hatte konnte er beim besten Willen nicht sagen. Er zuckte die Schulter und entgegnete Das kann schon sein, ich kann mich aber nicht mehr erinnern. Er sah den Praetorianer fragend an. Warum fragst du mich danach? War der Kerl blind? Er stand hier in Gedenken für seine gefallenen Kameraden und der fragte nach irgendwelchen beiläufigen Gegebenheiten. Er sah auf seine Toten um den Praetorianer an den gebotenen Respekt zu erinnern.

    Varro erreichte die Stelle an der eine Handvoll Barbaren versucht Calenus´Körper unter dem Pferd hervor zu zerren. Calenus machte es ihnen dabei reichlich schwer. Doch sie wollten ihn lebend, also durften sie ihn nicht verletzen. Das machte sie verwundbar, weil sie sich auf ihn focussierten. Es war ihnen entgangen, daß die Schlacht beendet war, es war ihr einziges Bestreben ihr Geisel zu bekommen. Varro schlich sich nicht an, er ging schnurstraks, wie es der Untergrund zuließ auf die Gruppe zu. Er nahm seine Kameraden wahr, die hinter ihm folgten.

    Calenus knurrte und hieb mit seinem Puggio um sich. Varro zischte kurz hinter einem unentschlossenem Barbaren, einem kaum dem Knabenalter entwachsenem Burschen. Dieser wandte sich erschrocken um und sackte kurz darauf in sich zusammen.

    Varro hatte ihn die Faust gegen Stirn gehämmert. Es war genug Blut geflossen.

    Er nickte den Kameraden zu und sie überwältigten die übrigen Barbaren,...allesamt zu jung um an solch einem Ort zu sein.

    Varro trat auf Calenus zu, schob seine Spatha zurück und gestattete sich ein leichtes Grinsen.

    Calenus,...! Was liegst du denn hier so faul herum?....dafür gibt es keine Lorbeeren...

    Er nickte. Na schön,...dann helft dem Decurio mal auf!

    Die Kameraden grinsten erleichtert, diesen Schlamassel überlebt zu haben und machten sich ans Werk. Varro ging zum Fuhrwerk, suchte nach Ocella und atmete erleichtert auf als er ihn sah.

    Er hörte seinen Namen und drehte sich um. Der Praefectus stand vor ihm, die Hände in die Hüften gelegt und sah ihn kopfschüttelnd an, während seine Equites sich um die Verletzten kümmerten und die Toten von der Strasse schafften.

    Varro kämpfte wie im Rausch, seine Spatha und sein Puggio troffen vor Blut, ebenso sein ganzer Körper. Wigand, Thorwald und Thoralf folgten ihm und erledigten was er zu Boden stieß. Sie verrichteten die Gnadenstöße. Doch bald wichen die Barbaren vor Varro und seiner Gruppe zurück. Varro hielt inne, orientierte sich kurz. An der anderen Seite der Strasse sah er Ocella mit den Kameraden am Fuhrwerk. Sein Blick glitt über das Schlachtfeld...die Wucht hatte nachgelassen. Anscheinend waren nun die Draufgänger und Krieger geschlagen und es standen die Zauderer und Bauernburschen inmitten ihrer toten Kameraden, Brüder, Väter...wenn es dem Anführer nun gelang diese in Wut zu versetzen ging es weiter, sollte ihm das nicht gelingen oder dieser sogar gefallen sein wäre die Schlacht vorbei...

    Er sah Bewegung,...Absatzbewegungen und schnitt eine blutverschmierte Grimasse,...doch da! Ein paar von denen schienen einen der Ihren entführen zu wollen, doch es gestaltete sich schwieriger als gewünscht, weil der Mann unter seinem Pferd eingeklemmt war. Grimmig sah er sich nach seiner Entourage um, wies mit dem Kinn auf die Szene.

    Thorwald kniff die Augen zusammen und stieß hervor,...Das ist Calenus,...sie versuchen Calenus zu entführen! Betroffen sah Varro noch einmal genauer hin, Thorwald hatte Adleraugen, doch er erahnte daß es Calenus war. Seine Rüstung funkelte wie ein fallender Stern. Sorge und Zorn wallte in ihm auf. Es galt nun schnell zu handeln, denn wenn die Barbaren merkten, daß sie ihr Opfer nicht bergen konnten würden sie ihn bestenfalls töten und fliehen. Er taxierte die Gruppe um Calenus. Es waren 6 Mann und eine Frau, wahrscheinlich eine Schamanin oder eine von diesen unsäglichen Kriegerinnen. Die Distanz war lächerlich gering aber durch unzählige Leiber blockiert. Calenus schrie,...wütend,...verzweifelt.

    Die momentane Ruhe kippte unter Calenus´ Schreien. Varro konnte knapp reagieren als er einen Schatten im Augenwinkel bemerkte. Mit einer schnellen Drehung wandt er sich aus der Gefahrenzone und zog gleichzeitig die Spatha von unten nach oben.Ein gurgelnder Laut erklang und die Welt ging unter im Geschrei der Enttäuschten. Die übriggebliebenen Barbaren schrien, brüllten, ...hatten sich entschieden. Aus dem Schildwall lösten sich einzelne Gestalten und schlossen sich Varro an. Pfeile flogen, dumpfe Schläge ertönten, der Moloch erwachte ein letztes Mal um alles was lebte mit sich in die Tiefen der Unterwelt zu reissen.

    Varro kämpfte sich mit schweren Armen in Richtung Calenus vor, gefolgt und flankiert von seinen Kameraden.

    Der Gefechtslärm drang zu ihnen, obwohl sie noch nichts sahen. Sie trafen auf Fuhrwerke, die verzweifelt versuchten zu wenden und so den Weg nachhaltig versperrten. Varro ließ absitzen und die Pferde zu Fuß an den Fuhrwerken vorbei führen. Als alle passiert hatten konnte er die Kämpfe erkennen,...in etwa zwei Stadien Entfernung tummelten sich Barbaren und brüllten was das Zeug hielt. Die Lage machte eine Reiterattacke unmöglich und würde nur die Pferde unnötig gefährden. Er ließ die Pferde mit zwei Mann zurück und führte seine Turma, rechts und links der Strasse auf das Getümmel zu. In Bogenschußentfernung ließ er die ersten Barbaren ausschalten. Die vier Bogenschützen blieben zurück und schossen weiter, ...pickten diejenigen heraus die sich am Rand des Getümmels drängten ohne direkt teilzunehmen. Varro und die restlichen 16 Equites schlossen unbemerkt auf. Er sondierte in 30 Fuß, gut verdeckt die Lage.

    Es war unmöglich zu sagen wieviele Gegner dort noch standen , geschweige denn Römer. Immer wieder sackte ein Barbar von einem Pfeil getroffen zusammen.

    Auf einem Fuhrwerk stand ein Praetorianer mit einem Bogen und schoß. Als dieser den Bogen wegwarf, wohl weil er keine Pfeile mehr hatte, gab Varro Ocella auf der anderen Strassenseite den Befehl zum Angriff. Er zog seine Spatha und lautlos schwärmten die Equites aus um den Barbaren im wahrsten Sinne des Wortes in den Rücken zu fallen.

    Bald herrschte eine heillose Verwirrung und die Barbaren stoben auseinander, soweit sie es vermochten um sich dem neuen Gegner zu stellen.

    Die Bogenschützen waren aufgerückt, ebenso die Equites mit den Pferden. Und während die Pferde am Wegrand grasten schossen die Bogenschützen gezielt verwirrte und auf sie zulaufende Barbaren nieder. Varros Klinge hob und senkte sich. Glitt wie heißer Stahl durch Butter. Nach kurzer Zeit erreichten sie das Fuhrwerk, von den Römern standen und kämpften vielleicht noch 10. Varros blutbespritzes Gesicht verzerrte sich vor Wut als er unter den Toten Angehörige der Ala erkannte. Es war der Trupp der den Subpraefecten zum Castellum bringen sollte.

    Er half einem Praetorianer auf die Füße und lehnte ihn an das Fuhrwerk. Wortlos reichte er ihm ein am Boden liegendes Schwer und meinte, Ehre und Stärke Kamerad,...für Rom!

    Dann wandte er sich wieder um und rammte einem besonders forschem Barbaren seinen Puggio ins Auge. Schreiend fiel dieser vor die Füße des Praetorianers. Varro stieg über ihn hinweg und ließ seine Spatha singen.

    Varro´s Turmae war noch etwa 5 Meilen von Bala´s Truppe entfernt. Er befand sich in einem leichten Trab um Pferde und Männer zu schonen. Der Ritt durch das Gelände war ohne weitere Zwischenfälle verlaufen, die befürchteten Stürze blieben aus. Unterwegs blieben immer vier Equites auf der Strasse um den Verlauf zu kontrollieren und eventuelle Gefahren zu melden, doch bisher gab es außer gelegentlichen Fuhrwerken keinerlei Auffälligkeiten. Am verabredeten Treffpunkt trafen sie auf die Späher und Varro beschloß den Rest des Weges nun auf der Strasse zu bleiben. Bis Borbetomagus waren es noch knapp 15 Meilen. Er ließ Rasten und ordnete danach Gefechtsbereitschaft an. Wenn sein Gefühl ihn nicht täuschte würden sie bald auf eine Überraschung stoßen. Nachdem sie sich ausgeruht und bereitgemacht hatten ging es weiter,...

    Varro vernahm Ocellas Worte wie einen Schlüssel zu einer ihm versperrten Türe. Er wandte sich um und sah erst Ocella, dann die beiden Gefangenen an, die unter seinem Blick erstarrten.

    Leicht nickte er und entgegnete, Sobald das Unwetter nachlässt brechen wir auf,...gen Borbetomagus,...Er winkte den Optio des Postens heran und legte ihm die Hand auf die Schulter,

    ...schickt einen Melder zur Ala II Numidia, sie sollen zwei Turmae in Richtung Borbetomagus schicken,...sag´ich rechne mit einer größeren Ansammlung Plünderer und befinde mich bereits auf dem Weg dorthin. Sein Blick fiel wieder auf die Gefangenen. Die beiden Gefangenen inhaftiert ihr hier, wir haben jetzt keine Kapazitäten frei um sie zu überführen. Der Optio nickte und sah etwas skeptisch das dem Fenster, doch just in diesem Moment schien das Unwetter seine größte Wut ausgetobt zu haben,...der Regen ließ nach und versiegte bald gänzlich.Jawohl Decurio Germanicus,...ich werde selbst reiten! Varro nickte ihm zu und wandte sich an Ocella. Abmarsch in 15 Minuten, ...Hufschuhe ausziehen. Bis Borbetomagus waren es gut 6 Stunden Ritt mit den bekannten Abkürzungen über Wiesen und Felder 5 Stunden. Er plante erst 5 Meilen vor der Stadt wieder auf die Strasse zu gehen. Sein Gefühl sagte ihm, daß Plünderer kaum die Strasse benutzen würden, und wenn doch würden sie sich zu sicher fühlen.

    Ocella trat ab und es wurde kurz etwas turbulent in der Station. Draußen brach die Sonne durch und es erschien ein Regenbogen. Varro betrachtete ihn skeptisch. In einigen Kulturen galt er als Weg zu den Göttern. Er war nicht so abergläubig wie viele seiner Kameraden, für ihn war es ein Wetterphänomen, nichts weiter. Er warf noch einen Blick auf die Gefangenen die gerade hinter Gittern verschwanden und ihn betreten anstarrten. Sie ahnten, daß sie ihre Leute gerade an der Tod ausgeliefert hatten.

    Draußen wurden die Pferde bereitgemacht. Die Hufschuhe, die in leichtem Gelände keinen Sinn machten wurden sicher an den Pferden verstaut. Varro schwang sich in den Sattel und zog sein Pferd in Richtung seiner Turma. Gespannte Blicke ruhten auf ihm.

    Kameraden! Es geht gen Borbetomagus! Dort soll es eine größere Anzahl Plünderer geben,...man munkelt von 100 Mann. Hinter ihnen preschte der Optio los um die Verstärkung auf den Weg zu bringen. Ich habe zwei weitere Turmae angefordert die sich auf den Weg nach Borbetomagus machen werden. Er lächelte finster ...obwohl ich nicht glaube, daß wir sie brauchen werden! Die Männer lachten hart auf, wohl auch um sich Mut zu machen. 100 Gegner waren je nach Gelände kein Problem, aber auf der Strasse? Doch sie vertrauten Varro blind, er hatte sie bisher immer nach Hause gebracht...und wer wollte schon ewig leben?

    Varro hob die Hand und wischte nach vorn,...sie trabten los,...in eine ungewisse Zukunft.

    Varro sah zum Himmel auf. Die Geschwindigkeit in der sich alles verdunkelte lies mit dem aufkommenden Wind Übles erahnen. Er warf einen Blick auf die Benefizarier Station, Sie war groß genug, der Stall ebenso um sie und die Pferde aufzunehmen. Es machte keinen Sinn länger hier zu verweilen, geschweige denn zurück zu reiten.

    Das Wetter war launisch dieses Jahr. Und während er Befehl gab sich in die Station zurück zu ziehen klapperten die ersten Hagelkörner auf seinen Helm.

    Binnen 5 Minuten waren alle in Sicherheit des Stalles oder der Station. Und während die Benefizarier den Ofen befeuerten und Platz schafften, kümmerten sich ein Teil der Männer um die Pferde im Stall. Sie waren unruhig mit großen Augen und geblähten Nüstern.

    Ein Grollen erfüllte das Firmament und kurz darauf erklang ein unglaublicher Donnerschlag.

    Varro setzte sich auf einen freien Stuhl und nahm dankend einen Becher dampfenden Würzwein entgegen.

    Sein Blick ruhte auf den beiden Gefangenen, die sich zischen zu unterhalten schienen. Ocella hatte sie wohlweislich gefesselt und verschnürt, sodaß jede Bewegung schmerzen musste. An Flucht war also nicht zu denken.

    Er stand auf und trat an ein Fenster. Draussen ging die Welt unter. Immer wieder knallten Donner und erhellten Große Blitze das Firmament. Er war nun schon so lange hier in Germania, aber so ein Wetter hatte er bisher nicht erlebt und war froh ein Dach über den Kopf zu haben.