Beiträge von Servius Matinius Ocella

    Kaum wieder lebendig, schon wieder fordernd und grantig, dachte sich Ocella seinen Teil. Er gab Sabo die Schüssel mit der nicht mehr allzu heißen Hühnersuppe, brach ein Stück Brot und reichte es ihm nach. Tunk´es ein...meinte er und erhob sich um das Fenster zu öffnen.

    Beim Aufstehen bemerkte er, daß ihm die Knie zitterten. Sein ganzer Körper war eine Quelle des Schmerzes. Alles tat ihm weh. Langsam öffnete er das Fenster und sog die frische Morgenluft ein. Es war überstanden, hoffte er.

    Es gibt keine Horromeldungen, ...der Limes steht noch...also...er wandte sich um und sah seinen Bruder kurz an.

    Die Pflicht ruft,...ich sage diesem Scato Bescheid, daß er noch einmal nach dir sieht.

    Er nickte Sabo noch einmal zu und verließ dann die Unterkunft. Nachdem er die Türe wieder zugezogen hatte bog er den Rücken durch und stöhnte ein wenig ob der Spannungsschmerzen.

    Kurz darauf erblickte er Fango und winkte ihn zu sich heran.

    Dein Decurio ist auf dem Wege der Besserung,...geh´ud sag´diesem Praetorianer,...ääh...Scato Bescheid, er soll nach ihm sehen,...und ab!

    Es war ihm ziemlich egal was Fango zur Zeit machte, er wollte die Verantwortung abgeben und sich wieder auf die Suche nach potentiellen Kandidaten für die Prima machen.

    Es gab noch viel zu tun und er war dermaßen durch...

    Als er die Baracke verließ durchstieß die Morgensonne die Wolken und strahlte ihm warm entgegen, gerade so als wolle sie ihn begrüßen.

    Ocella lächelte und machte sich auf den Weg zu seiner Turma.

    Ocella nickte dem Praetorianer zu, obwohl er nicht verstand was er mit Leibarzt seines Bruders meinte,...

    Die Tage zogen ins Land und irgendwann fand Sabo einen ruhigen Schlaf. Ocella bat einen der Kameraden bei ihm zu bleiben. Seit Tagen war er nicht von seinem Lager gewichen. Dementsprechend sah er aus und roch ganz erheblich nach allerlei Räucherwerk und Ausdünstungen. Nach einer dreistündigen Tour durch die Lagertherme war er wieder einigermaßen auf dem Damm und löste den Kameraden am Bett Sabo´s wieder ab. Gerade schob er sich einen Löffel Gemüsesuppe mit fettigem Hühnchen in den Mund als Sabo aufwachte und ihn krächzend ansprach.

    Ocella sah den Haufen Elend vor ihm an, schüttelte den Kopf und schob sich einen weiteren Löffel in den Mund.

    Er beobachtete, scheinbar teilnahmslos, wie sich Sabo mühte aufzustehen.

    Ruhig nahm er einen weiteren Löffel, platzierte ein Kissen an die Wand und lehnte Sabo dagegen.

    Hunger? fragte er schlicht und ignorierte die Bemerkung Sabo´s ...wie immer.

    Ocella verschaffte sich ohne Anklopfen Zugang zur Stube. Es roch streng, es war kalt. Unter der viel zu dünnen Decke bibberte Sabo um sein Leben. Ocella schicke Ansgar los ein paar Felle und eine Feuerschale zu holen.

    Er zog die Decke weg und fühlte einen schweißnassen Sabo in kalt klammer Bekleidung. Nicht ohne Sorge entkleidete er ihn unter Mühen, wusch ihn mit warmen Wasser welches einer der Kameraden gebracht hatte und während man das Lager mit sauberen Fellen auslegte wurde die Feuerschale, bereits mit glühenden Scheiten hereingebracht.

    Bald war Sabo sauber und in frischer Gewandung, mit Wadenwickeln und einem Kräuterlappen auf der Stirn, eingewickelt in frischen Lacken und Fellen. Ocella legte etwas Weihrauch in die Flammen. Er wachte bei seinem Bruder, öffnete immer wieder das Fenster um die Luft zu reinigen, Immer wieder wechselte er die Wickel und träufelte Sabo Hühnerbrühe ein.

    Er rang ihn nieder wenn sich dieser in Fieberträumen aufbäumte. Immer und immer wieder...während immer wieder eine gute Seele die Feuerschale versorgte oder sonst wie nach dem Rechten sah.

    Ocella stand vor Fango und starrte ihn an wie ein Mondkalb. Langsam richtete er sich auf und sah so auf Fango herab.

    Sag´mal, haben sie dir in den Kopf geschissen? Komm´mal raus aus deiner Kinderstube!

    Langsam ärgerte das fast schon infantile Gehabe Fango´s ihn.

    Du bist ein ausgebildeter Equites der Ala, ein Elitekämpfer der größten Streitmacht der bekannten Welt.

    Zum Ausdruck der Unumstößlichkeit dieser Aussage trat er auf Fango zu, auf Armlänge, was Fango noch kleiner machte.

    Er hob den Finger seiner rechten Hand und hielt ihn Fango vor die Nase.

    Ein Equites kämpft für das Wohl Roms,...ein...er räusperte sich, schüttelte den Kopf, setzte erneut an, Ein Gladiator ,...ist ein Sklave, der in einem Circus kämpft,...für die Unterhaltung... des Pöbels und all jener die glauben was dort in der Arena geschieht sei etwas was dem Kampf eines Soldaten gleicht,...der Finger verschwand und die Hand ballte sich zu einer Faust.

    Oh, er musste sich zusammennehmen.

    ...das sind Schauspieler! Grützefressende Sklaven!...und...

    Ein knurrender Laut entrann seiner Kehle.

    ...und von so einem läßt du deine Hasta,...was...? Kalt sah er Fango an. ...weihen?

    Ocella atmete tief ein, doch er fing sich wieder. Wenn Sabo etwas von dieser Haltung erfuhr würde es nicht bei Latrinenputzen bleiben. Fast schon mitleidig sah er Fango an. Du solltest dringend an deinem Weltbild arbeiten, Equites,...du darfst jetzt wegtreten. Er sollte hoffen, daß das hier nicht an die Öffentlichkeit kam.

    Ocellas Augenbrauen wanderten nach oben. Das hast was? Er lehnte sich an die Wand und sah den total zerknirschten Fango an.

    ...einen Gladiator deine Hasta weihen lassen?...warum, weil er was getan hat?

    Er rieb sich das Kinn. ...in der Arena ein paar andere Gladiatoren getötet hat? Das findest du mutig?

    Ocella lächelte und schüttelte langsam den Kopf.

    Jeder deiner Kameraden hat mehr Feinde Roms getötet, jeder deiner Kameraden übertrifft jeden Gladiator an Mut, jeder deiner Offiziere übertrifft jeden Gladiator an Entschlossenheit,...naja, bis auf Spartacus vielleicht, aber sieh was aus Spartacus wurde?!

    Er trat auf Fango zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.

    Du bist ein Idiot, Fango! er legte den Zeigefinger an die Nase.

    Das kostet dich eine Woche Latrinen putzen...kurz zuckte er mit der Schulter.

    Unter uns Fango,...warum läßt du dir deine Hasta nicht von deinem Contubernium weihen?

    Wäre nur konsequent. Fragt sich nur was die Kameraden davon halten würden...und vor allem Sabo.


    Ocella verschränkte die Arme vor seiner Mitte und sah Fango eindringlich an. Wieder einmal fragte er sich was dieser Mickerling bei der Ala zu suchen hatte? Ein Häufchen Elend.

    Doch Ocella wollte den Bogen nicht überspannen. Na dann erzähl´mal,...weshalb soll ich dich hier vernehmen?

    Er hatte bereits die Vorgänge von Varro beschrieben bekommen und da er selbst Zeuge dieses Vorfalls war als Subpraefectus und nicht als Kommandeur der Turma Prima gehandelt.

    Normalerweise wäre das ein Fall für Sabo, denn der Unglückselige Fango diente in der II.

    Aufmunternd hob Ocella das Kinn,...er war einmal gespannt auf die infantile Begründung seines Vergehens.

    Ocella kam gerade von einem Treffen mit den Offizieren zurück als er vor seiner Stube Fango entdeckte. Varro hatte ihn bereits ins Bild gesetzt. Kopfschüttelnd betrachtete er teils amüsiert, teils erzürnt den kleinen Iunier.

    Na da hast du ja ordentlich verschissen!

    Raunte er dem Angsthaufen verschwörerisch zu.

    Theorie...Ocella konnte es nicht fassen, daß er sich dazu hatte überreden lassen. Der größte Teil seiner Tirones waren Analphabeten und nicht besonders helle Leuchten. Denen etwas einzupauken war immer schon eine Herculesaufgabe.

    So stand er denn kurz vor em Schulungsraum, atmete noch ein, zweimal tief ein und aus, lauschte dem Gebrabbel der Ahnungslosen und dehnte sich ein wenig bevor er den Raum betrat.

    Das tat er wie selbstverständlich, gerade so als würde es dies täglich praktizieren.

    Mal sehen was so passierte,...wer ihm denn Meldung machte....

    Ocella fand sich in der Frühe auf dem Campus ein. Es galt Frischfleisch zu finden. Lücken zu füllen. Es war an der Zeit der Prima wieder zu alter Zahl zu verhelfen. Natürlich durfte es nicht der Erstbeste sein, er musste passen, seine Fähigkeiten das taktische Instrument Turma Prima bereichern. Wo gab es das schon, daß eine Turma von einem Subpraefecten befehligt wurde?

    Wo gab es das schon?

    Während Sabo´s Turma Secunda der Hammer war, diente die Prima wie ein Skalpell.

    Da konnte man keine Haudraufs oder Bersekertypen gebrauchen.

    Der Verlust der Kameraden bei der letzten Missio war schwer zu verkraften, doch gab es genug Potential bei der Ala. Nun war es an der Zeit den Nachwuchs in Augenschein zu nehmen.

    Mit Argusaugen betrachtete Ocella die Übungen der Tirones.

    Draußen hatte sich Ocella inzwischen erleichtert. Das fettige Fleisch, der Met...sein Magen war in den letzten Monaten weniger gewohnt und rebellierte. Er fühlte sich ein wenig besser und wischte sich die Augen und den Mund als er Sabo aus der Taberna kommen sah.

    Sein erster Impuls war es sich ins Dunkel zurück zu ziehen und die Geschichte ewig so weiterlaufen zu lassen.

    Doch es hatte keinen Sinn.

    So ging er denn auf Sabo zu, hob die Hand und bekam just in diesem Moment einen erneuten Bauchkrampf.

    Er stütze die Hände auf die Knie und wartete ab, doch es war nur ein Hinweis...bei der Wahl seines Essens etwas vorsichtiger zu sein.

    Hör´zu ,...Bruder. Du bist du, und ich bin ich,...du gehst deinen Weg, ich den meinen. Wir müssen mit der Entscheidung des jeweils Anderen zurecht kommen und auch damit leben.

    Er grinste gespenstisch ...wobei ich es da deutlich schwerer habe als du den Anderen dein Handeln als gut zu verkaufen.

    Ocella bog den Rücken durch und sog die klare Nachtluft ein.

    Mag´sein, daß ich weniger ambitioniert bin, weniger weitsichtig, aber hey,...das ist nun einmal meine Art, so wie du die deine pflegst...

    Er kam sich vor als würde er einem Wolf erklären er solle ab jetzt Heu fressen.

    ...ist das denn so schwer zu akzeptieren?

    Ocella sah seinen Bruder an. Warum gab es eigentlich immer Streit? Warum versuchte Sabo ihn immer wieder auf seine Sicht der Dinge zu bringen? Warum verhielt sich Sabo immer wie der Vater den er früher gemieden, ja sogar gehaßt hatte, dessentwegen sie in die Urbs flüchteten, dessentwegen Sabo wurde was er nun ist.

    Wollte Ocella so sein wie Sabo? Wollte er so sein wie ihr gemeinsamer Vater? Was gab er auf seinen Namen, seine Gens?

    Na du hast es gerade nötig,...des Namens unwürdig?! Entschuldige mal...Standesdünkel...von dir?

    Er winkte einer Schankmagd, zeigte auf seinen Humpen und nickte ihr zu. Kurz darauf verschwand sein alter, leerer Humpen und tauschte seinen Platz gegen einen neuen.

    Ocella starrte den Humpen halb fasziniert, halb unsicher an. Entschied sich dann jedoch zu einem tiefen Schluck.

    Des Namens unwürdig? fragte er noch einmal. Wischte sich den Mund und setzte den Humpen ab.

    Oh, ich bin sicher, daß die Ahnen dir ein Ständchen singen ob deiner hehren Taten. Du, das große Vorbild aller Matinier.

    Nicht zum ersten Mal sah er seinen Bruder mit einer gewissen Hilflosigkeit, ja Abscheu an. Sicher war es ein Pegel der gewisse Grenzen verwischte, weshalb er nun auch frei von der Leber sprach. Dabei war er ruhig, gelöst, als würde er sich von einer ewigen Bürde befreien.

    Du bist der amoralischste, opportunistischste und vor allem ruchloseste Mensch den ich kenne Sabo...

    Trauer trat in seine Miene,...ich habe Männer verloren, ja sogar getötet die dir ein Vorbild sein könnten, doch nein,...jetzt bist du ein Teil dessen was du immer abgelehnt hast und jetzt ist alles wieder auf Anfang? Neue Gesinnung neues Gewand? Ocella ballte die Fäuste,...mehrmals,...suchte sich zu beruhigen.

    Wann bricht er denn wieder hervor, der wahre Sabaco? Ocella schüttelte langsam den Kopf.

    Ich,...ich kann nichts dafür dein Bruder zu sein Sabo, doch ich bin es,...jedoch das ist alles was uns eint, ...der Name ,...jener Name der dir über lange Zeit egal war, jenen Namen den ich immer mit Ehren getragen habe, den man bisher mit Achtung aussprach,...bisher...

    Ocella erhob sich schwer und sah seinen Bruder an.

    Belehre mich nicht wie ich im Namen unserer Gens zu handeln habe,...ich gehe meinen Weg,...mit wem,...das entscheide ich,...ich bin keine Sklave,...kein Trottel...mag sein, daß ich nicht deine Ambitionen habe, mag sein! Doch ich kann mir jederzeit in die Augen sehen!

    Er mußte gleich kotzen...

    ...der Händler heißt Friedhelm, er kommt einmal im Monat zum Markt... frag´ihn und jetzt...

    Er kramte in seinem Säckel nach ein paar Münzen und legte sie auf den Tisch.

    Überrasche mich Sabo,...neue Gewänder mögen deinen Körper bedecken, sie verdecken aber nicht das was du bist,...

    Dann klopfte er kurz auf den Tisch und ging, ein wenig unsicher auf den Beinen davon, ...verschwand in der dichten Menge des Schankraums, weg von Sabo, weg von Vorwürfen...hin in eine stille Ecke, verdammt...


    Das martialische Ankündigen zukünftiger Taten war eines der Eigenarten Sabos. Nur daß er im Gegensatz zu den üblichen Prahlhänsen das Angekündigte auch meistens in die Tat umsetzte, ungleich grausamer als er es ankündigte.

    Ocella setzte den Humpen ab und nickte.

    Die unseelige Einstellung zu Varro. Ob er glaube auf seinem persischen Teppich wäre er sicherer als bei Varro?

    Es machte keinen Sinn Öl ins Feuer zu gießen, es ging nicht auf die Provokation ein, antwortete stattdessen;

    Nun, als Krämerseele kannst du mich wohl nicht bezeichnen, ich habe bald mehr Narben als Haare.

    Von den zugewachsenen Löchern ganz zu schweigen.

    Ich bin Soldat Roms, ich bin kein Feldherr, aber wie dieser Feldherr nehme ich Befehle entgegen und leiste meinen Teil sie erfolgreich umzusetzen. Ich bin bestrebt diese nach bestem Wissen und Gewissen mit all meiner Kraft umzusetzen.

    Er war äußerlich ruhig aber innen kochte er langsam hoch.

    Dabei ist die Vorstellung nach Beendigung der Pflicht ein paar Ziele ins Auge zu fassen recht motivierend.

    Er lächelte ein wenig bemüht, eigentlich wollte er seine Faust ins Sabos eiskalte Fresse versenken

    Schade daß du das als das Handeln einer Krämerseele betrachtest.

    Dann fing er mit der Tunika an...

    Kopschüttelnd griff er zu einem der Fleischstücke, zog eine Faser heraus, betrachtete sie kurz und steckte sie in den Mund.

    Wieviele brauchst du?

    Ocella nippte nochmal an seinem Humpen. Sabo der Held, Sabo der Adept des Mars...das war es also was in dir schwelt? Der Durst nach Anerkennung durch die Masse?

    Na, dann bist du ja hier und jetzt richtig,...Bruder. Ich will nicht sagen, daß wir einen Eroberungskrieg erleben werden, aber ich denke es wird sich etwas tun.

    Schloß er sybillisch. Was sie auf ihrer Missio beobachtet und gehört hatten sprach durchaus für einen neuen großen Vereiniger der Stämme. Dieser Dankwart war zwar kein Arminius und Aemilius Nepos kein Varus, was ihn jedoch ein wenig beunruhigte war die Anwesenheit von Bala, dem Caesar. Eigentlich sollte er nach Cappadoccia gezogen sein, doch aus unergründlichen Eingebungen hielt er sich immer noch hier in Mogo auf. Gut das holte eine Menge Freiwillige in die Legio, aber das schaffte auch ein wenig Unsicherheit bei der einheimischen Bevölkerung.

    Gab es Krieg? Warum sonst sollte sich der Caesar hier aufhalten? Er hob den Humpen...Auf Ehre und Stärke!

    Ohja, das war der Sabaco den er kannte, durchtrieben von seinen Vorstellungen, alles und jeden nutzend um dort hinzukommen. Seine Werkzeuge wurden edler, aber im Grunde war er immer noch der Anführer einer Bande von Strauchdieben. Ocella lehnte sich zurück gegen die Wand hinter seiner Bank und legte beide Hände auf den Tisch. Er schloß kurz die Augen, schien in sich zu gehen. Er dachte an die Nachricht des gefallenen Vaters, dachte daran, daß er zwar noch jung aber schon voller Verachtung vor ihrem gewalttätigen Vater gewesen war. Sein Tod war kein Verlust. Der seiner Mutter schon. Dann öffnete er seine Augen wieder, nahm einen Schluck Met und entgegnete,

    ...und?...was wirst du dann tun mit dem Ordo Equester? Statthalter in Alexandria? Die Reichtümer der Provinz verwalten?


    Ocella arbeitete sich durch den Berg aus Schinken, Haxen und WürsDer Prozess war schleichendten. Genau solange bis sein Bauch zum ersten mal mit einem mächtigen Rülpser protestierte. Er wischte sich mit einem Gefühl des Bedauerns das Gesicht ab. Salzige Brühe und Fett klebten auf dem gesamten unteren Bereich seines Gesichts.

    Ein Ziel sagst du? er zuckte die Schultern und entgegne dann.

    ...mein Ziel ist es mit einer intakten Figur die Ala zu Dienstende ehrenvoll und mit einem Haufen Geld zu verlassen. Dann werde ich mir ein Weib suchen und noch ein paar Matinier zeugen...von der Donation werde ich mir etwas aufbauen, ich weiß nicht,...ein Gestüt oder...oder ein Lupanar....was meinst du Sabo? er wischte mit den fettigen Tuch durch die Luft.

    Ein edles, ein vornehmes Lupanar, für die höhere Gesellschaft,...

    Kopfschüttelnd sah er seinen Bruder an. Was soll ich mit Zielen Sabo? Mein Ziel ist es am Leben zu bleiben und manchmal...er warf das Tuch auf die Platte. Es war zuviel für seinen Bauch, noch ein Happen und er würde alles wieder von sich geben.

    Wieder sah er seinen Bruder an. Diesmal wehte ein Hauch von Sehnsucht über sein Gesicht.

    ...manchmal frage ich mich warum eigentlich?

    Sabos Hinweis auf sein Lararium goutierte er mit einem Nicken. Sein kleiner Kultbereich war nicht bewußt vernachlässigt. Er hatte irgendwann begonnen seinen Glauben an die Ahnen zu verlieren. Er sah sie nicht wenn er sie anrief, selbst die Gesichter der Eltern verschwammen wenn er an sie dachte. Den kleinen Altar hatte er nur wegen Sabo, der diese Dinge wesentlich enger sah als er selbst.

    ...aber zu Dir,...er hob beide Hände, gerade so als würde er einem Dritten Sabo präsentieren.

    Decurio...was sidn denn deine Ziele? Praefectus Castrorum?

    Daß sein latent krimineller Bruder eine derart steile Karriere hinlegen würde hätte er niemals auch nur angenommen. Vielmehr galt die Vorstellung ihn im Circus enden zu sehen.

    Ein seltsames Ziehen machte sich in seiner Brust bemerkbar. So wie früher, als es kaum etwas zu Essen gab und er schnell und hastig schlang, damit es ihm niemand nehmen konnte.

    Tränen traten ihm in die Augen als er versuchte den Bolus mit Met zu lösen, was ihm leidlich gelang. Erleichtert nahm er die Befreiung seiner Brust wahr und beschloss nunmehr langsamer zu essen,...zu genießen. Er sah seinen Bruder an und schloß...völlig im Arsch,...ich bin richtig durch. Er legte beide Unterarme auf den Tisch und ballte die Fäuste. Trotz des Bades fühlte er sich beschmutzt. War ein bißchen viel die letzte Zeit. Ein gequältes Lächeln schwebte über seine Züge.

    Ocella starrte nur vor sich hin, bemerkte die Menschen im Raum , ja Sabo kaum. Er war völlig durch. Das Bad in der Therme war nicht sehr hilfreich gewesen, wenngleich er jetzt weniger wild aussah. Nach dem Auftischen machte sich Ocella sofort über den Fleischhaufen auf der Schlachtplatte her. Seine stumpfsinnige Dahinstiererei wurde abgelöst von seinem Hunger. Nach den ersten zwei, drei Bissen sah er zu Sabo hin, der in seiner Posca herumrührte.

    Als er dann auch noch sein Brot schweigend zerbrach und kaute, meinte er nur,

    Salve Bruder,...wohl bekomms. Entschuldige,...ich bin irgendwie völlig...ein plötzliches Unwohlsein ließ ihn verstummen. Er hob den Zeigefinger, stand auf und eilte nach draußen um sich dort zu entleeren. Das fettige Fleisch war wohl zuviel für seinen Magen. Das Erbrechen hatte ihn zusätzlich geschwächt und so saß er nach seiner Rückkehr mit schwarzgeränderten Augen und grinste Sabo verzerrt an. ...ich bin...dann legte er seinen Kopf auf die Unterarme und atmete ein paar mal tief ein und aus.

    Als er sich wieder gefangen hatte schob er die Platte von sich, griff sich ein Stück Brot und sah zweifelnd auf den Humpen Met.


    Ocella kam spät, aber er kam. Wieder einmal hatte er es nicht geschafft seine Angelegenheiten so zu regeln, daß er sie zeitlich abpassen konnte. Immer wieder kam etwas dazwischen.

    Es war inzwischen deutlich spät und er mutmaßte insgeheim Sabo wäre schon weg.

    Doch als er den recht vollen Schankraum betrat schickte man ihn auf Nachfrage in einen der Nebenräume, wo er denn auf Sabo und dem Wirt traf.

    Wortlos pflanzte er sich hin und nickte Bonifacius zu. Wie immer Boni, einen Humpen Met und die Schlachtplatte,...ich hab nen Bärenhunger. Was man ihm auch abnahm, er sah furchtbar abgehärmt aus.

    Die Türe fiel ins Schloß und Ocella auf sein Bett. Er schlief sofort ein und träumte wirres Zeug. Irgendwann kurz vor der Abenddämmerung wachte er auf und fühlte sich weder erholt noch sonderlich wohl. Ein unbestimmtes, bedrückendes Gefühl lastete auf ihm. Ähnlich wie dieser Geruch,...eine Mischung aus Dung, Kräutern und Bärenfett. Ein Blick auf sein Laken sagte ihm, daß er sich unbedingt waschen musste, was ein unbewußter Griff ins Haar unterstrich.

    Kurz darauf verließ er mit einer frischen Tunika unter dem Arm das Cubicullum in Richtung Lagertherme.