Beiträge von Titus Octavius Frugi

    Bei dem Wort Kommandostab, zuckte Frugi innerlich. Er wusste genau und deshalb auch seine Zögerung, dass er diesen Schritt bisher nicht unternommen hatte. Er würde sich dann von dieser Position verabschieden müssen und eigene Wege gehen. Nach den anfänglichen üblichen Holperer hatte er sich doch schnell eingelebt zumal er Claudius Menecrates mehr als respektierte. Es war ihm eine Ehre gewesen so eng mit dem Praefectus Urbi zusammen arbeiten zu dürfen. „Es wird so sein müssen und ich werde mich dem einfügen. Wann kann oder werde ich damit beginnen müssen?“ Augen zu und durch war gerade sein Antrieb.

    Frugi trat ein, "Praefectus Claudius, entschuldige wenn ich dich störe. Es geht um die Bekanntmachung.

    Leider habe ich die erst jetzt gesehen, aber ich wollte schon seit einiger Zeit fragen, welche Möglichkeiten ich für einen Aufstieg hätte. Da kommt mir das gerade zurecht. Ich melde ich hiermit und hoffe ich bin dafür geeignet." Für Octavius war es ein Sprung ins kalte Wasser, viel zu lange überlegte er ständig. Jetzt hatte er sofort Nägel mit Köpfen gemacht.

    Hastig betrat Frugi sein Büro mit Hoffnung der Praefectus wäre noch anwesend. Entweder hatte er nicht aufgepasst oder er war schon vor der letzten Bekanntmachung hier gewesen. Er zog seine Tunika zurecht,
    gab sich einen innerlichen Ruck und klopfte an die Türe zum Officium des Praefectus Urbis. Zu ärgerlich, wie hatte ich das nur verpassen können, dachte er.

    Octavius war ein wenig verwirrt und schaute den Praefectus bestimmt genauso an. „Aber wir sind doch immer zu dieser Stunde auf dem Exerzierplatz und verrichten dort mit dir unser tägliches Pensum.“

    War das jetzt die Antwort die erwartet wurde oder betraf die Frage eine noch frühere Zeit? Woher weiß er, dass ich dann schon auf und unterwegs bin? Jetzt war Frugi schon sehr verwundert. „Nun ja ich genieße gerne die frühe Stunde. Viele schlafen dann noch und die ersten machen sich für den Tag und den Dienstbereit," redete er weiter. "Es geht doch nichts über den Thermen Besuch zu dieser Zeit. Dort genieße ich die Ruhe und das erfrischende Bad im Kaltwasserbecken. Es bleibt mir außerdem keine Zeit nach dem exerzieren, das Officium muss schließlich besetzt sein." Hoffentlich klang das jetzt nicht vorwurfsvoll? Es ist der normale Tagesablauf, alle müssen danach ihren täglichen Dienst verrichten, spann er seine Gedanken weiter.

    Frugi der gerade die Castra betreten wollte, hörte erfreut, dass sich da wieder jemand bei der Cohortes Urbanae bewerben wollte. „ Danke Miles ich kümmere mich drum. Wenn du mit kommst, zeige ich dir wo du dich anmelden kannst.“ Octavius betrachtete den Bewerber von der Seite, er war schon etwas älter als der letzte Bewerber, dem er begegnet war, aber dennoch, daran sah er wie die Zeit verging. „Schau
    dort drüben ist das Officium Conducendi - Rekrutierungsbüro der Cohortes Urbanae. Willkommen bei uns
    und viel Erfolg."

    "MILES STATE! RETRO! ABITE!"

    Überdeutlich kam das Kommando von Octavius, der dann grimmig mit gerunzelter Stirn hinter dem Miles herschaute. Kaum hatte dieser das Officium verlassen, haute Frugi seine Faust mit Wucht auf den Schreibtisch.
    Nein er musste hier raus, egal was sein verschwinden sich für ihn ergab, er wollte, nein er musste ein paar Bahnen schwimmen. Oder sollte er sich auf dem Exerzierplatz abreagieren. Jas das würde er jetzt machen.


    VERNEHMUNGSPROTOKOLL:

    Im Fall der Sklavin Eireann und des Besitzers Appius Furius Cerretanus


    ANTE DIEM XVI KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.

    (16.11.2021/118 n.Chr.)


    Ermittler: Cornicularius Octavius Frugi

    Befragter: Aischylos, der thrakische Ianitor,

    Ort: Casa Furia


    Schilderung des Ermittlers:

    An der Porta wurde der Ermittler von dem Ianitor darüber informiert, dass der Hausherr

    Aulus Furius Saturninus, wegen Krankheit nicht zu sprechen sei.

    Nach Rücksprache mit seinem Hausherrn, erteilte der Sklave bereitwillig Auskunft.


    Auf die Frage des Ermittlers, nach dem Besitzer der Sklavin Eireann, bestätigte der Befragte, Optio Appius Furius Cerretanus wäre der Besitzer, der Keltischen Sklavin gewesen.

    Der Befragte ergänzte seine Aussage, die Sklavin, wäre noch in der Nacht ihres Kaufes und der Ankunft in der Casa Furia entlaufen.

    Der Ermittler erfuhr auf sein nachfragen, dass der Optio keinerlei Dienste der Sklavin in Anspruch genommen habe, diese in die Obhut seiner Cousine Stella Furia gegeben habe. Sie sei aber sehr widerspenstig gewesen.

    Nach ihrer Flucht habe Eireann der Gens aber noch viel Ärger bereitet, berichtete der Befragte weiter.

    Der Nachfrage des Ermittlers wie das denn möglich war, wurde ihm von dem Befragten berichtet: Ein

    exoletus mit Namen Kyriakos, dem Besitzer des Lupanar Ganymed, wäre zur Casa Furia gekommen und habe die zweimaligen Dienste in Anspruch genommen und er verlangte von dem Optio 200 Sesterzen dafür.

    Der Lupanar Besitzer wäre Tage später nochmal erschienen, beschuldigte Eireann das Ganymed in Brand gesteckt zu haben und verlangte 1000 Sesterzen.

    Der Erpressungsversuch von Kyreakos sei ins Leere gelaufen.

    Der Befragte betonte, er wisse nicht wer die Untersuchungen zu dem Brand geführt habe, die Sklavin wäre aber im Carcer gelandet und nie wieder zur Casa Furia erschienen.

    Der Ermittler erfuhr auf weitere Fragen, die Sklavin sei auf dem Mercatus von einem Sklavenhändler, mit

    Namen Tuff Tuff gekauft worden. Der Vorbesitzer wäre Iulius  Caesoninus gewesen.

    Die Sklavin wäre nie für Liebesdienste im Hause Furia, benutzt worden oder für derartiges vermittelt worden.


    Der Bitte um einen Blick in die Räumlichkeiten des Optios zu werfen kam der Befragte nach und wies den Weg.

    Im Cubiculum fand sich schließlich ein Papyri mit einem Schenkungsvertrag, zwischen Optio Appius Furius Cerretanus, im Folgenden Schenker genannt und Anis von Alexandria, im Folgenden Beschenkter genannt, beide wohnhaft in Roma.


    Titus Octavius Frugi

    Cornicularius - Praefectus Urbi



    „Verstanden Praefectus Claudius“ kam von Octavius erleichtert in vorbildlicher Haltung. Er hatte befürchtet in die Casa Furia eilen zu müssen, um den Sklaven nochmals, zum Thema Krähenbande, zu verhören und auch um den Schenkungsurkunde zu requirieren.

    Ihm leuchtete ein er hätte strenger und härter sein müssen, damit solche Fehler nicht mehr geschehen würde. Wieder einmal stellte er fest, seine Weichheit würde ihm, wenn er es nicht bald änderte einmal zum Verhängnis werden. Er wusste nicht was mit ihm los war, seit seiner Verwundung im Wald von Germanien und der Behandlung der Heilerin hatte sich etwas in ihm verändert. Jetzt war aber keine Zeit um sich darüber Gedanken zu machen, der Bericht musste endlich fertig werden. Er salutierte und ging in sein Büro.

    „Na endlich“, schnauzte Frugi Pinus in einer für ihn ungewohnten Lautstärke an, denn sein Zorn kochte gerade wieder hoch. Ihm war egal ob der Praefectus sich im Nebenzimmer erschrak. Nein, eher noch wünschte er sich, dass dieser herein rauschte und den Miles zur Schnecke machte. „Was denkst du dir, wenn du überhaupt denkst. Willst du unbedingt dem Ruf der Cohortes Urbanae schaden? Dein Verhalten im Wachdienst ließ schon seit einiger Zeit zu wünschen übrig aber das vorhin war das aller letzte. Du verschreckst damit nicht nur Besucher, sondern auch noch mögliche Anwärter. Du glaubst wohl weil du mich einige Male vertreten durftest hättest du Narrenfreiheit. Die Vertretung ist damit gestrichen, außer den genannten Strafen kommt für diese drei Monate eine Ausgangssperre hinzu. Nach Dienstschluss tritts du in vollständiger Marschausrüstung täglich auf dem Exerzierplatz an und läufst zwanzig Runden, solange bis ich den Befehl widerrufe. Du wirst bei Straßenarbeiten antreten. Sollte mir das geringste zu Ohren kommen, lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen. VERSTANDEN?"

    Mit finsterer Nine schaute Octavius den Miles an.

    Pinus hatte nicht bemerkt, dass Octavius sich von der anderen Seite genähert hatte. „Salve Caius Furius Merula, freut mich zu hören. Dazu noch noch mit einer so perfekten Begrüßung. Gute Leute können wir immer gebrauchen Miles Plaguleius Bala wird dir den Weg zum Officium Conducendi dem Rekrutierungsbüro der Cohortes Urbanae zeigen“

    Gleich darauf drehte sich der Cornicularius zornig zu dem Miles Canutius Pinus um. „Und so einer will mein Vertreter im Büro sein. Drei Monate halber Sold, genauso lange halbe Ration und Latrinendienst. Du wirst dich nachher sofort in meinem Büro melden, dann sehen wir weiter.“ Octavius sah Bala zurückkommen und wandte sich noch immer zornig ab, bevor selber aus der Rolle fiel.

    Seine Stirn zog sich leicht in falten als Octavius über das soeben gehörte nachdachte. „Ich stimme da fast mit dir überein, mein Einwand, wenn auch vielleicht nicht wirklich begründet, mein Verdacht das Kyriakos und Eireann sich zusammentaten, um dem Optio etwas zu unterstellen.“ Nicht wirklich erschrocken, so doch verunsichert schaute Frugi den Praefectus an. „Nein habe ich nicht, da ich der Meinung war, ich solle mich freundlich verhalten und dieser Vertrag Cerretanus Eigentum ist. Den Sklaven, der bereitwillig mitarbeitet wollte ich nicht in Verlegenheit bringen. Der Optio hat somit die Gelegenheit, den Schenkungsvertrag selber vorzulegen. Ich kann, falls dieser nicht vorgelegt wird, aus welchen Gründen auch immer, jederzeit bezeugen, dass er vorlag.“ Bestimmt war der Claudier anderer Meinung und sah dies als ein Fehler an, doch dies war nun mal der Beweggrund für seine Handlungsweise. Jetzt konnte er nur noch auf die Reaktion seiner Äußerung warten.


    Auf die nächste Frage gab der Cornicularius nur ein: „Ja!?“, von sich. Er wusste nicht warum er dies noch einmal bestätigen sollte und wartet auf die bestimmt folgende Erklärung. So war es dann auch. „Nein ich habe keine Anhaltspunkte gefunden. Nach der Aussage von Aischylos angeblich nicht. Ich sage bewusst angeblich, da ich mir bei der Äußerung nicht sicher war. Ob sie ganz der Wahrheit entsprach.“
    Oh, ihr Götter mein zweiter Fehler, ich hätte strenger nachhaken müssen, ging es durch Frugis Kopf.

    Inhalt der Ansprache des Praefecten, war der gewesen, den er schon erwartet hatte. In Frugis Gegenwart hatten sich Gruß und Meldung verbessert. Allerdings wie es in den unteren Rängen aussah, bekam er nicht mit. Wie er aber schon immer vermutet hatte, bekam der Claudier mehr mit, als sie alle dachten.

    Wenn er so zurückdachte, hatte sich sich das Verhalten innerhalb der CU schon verändert. In der Legio II, in der einige Jahre gedient hatte, gab es solches Fehlverhalten nicht. Es musste er keiner auf exakte Gruß- oder Meldehaltung hingewiesen werden. Genauso wenig war es undenkbar, wie es hier seit neuestem immer wieder zu beobachten war, ein mürrisches Auftreten und Verhalten bei dem Erhalt eines Befehls. Schon gar nicht dem obersten Vertreter des Kaisers gegenüber. Das war nun einmal der Praefectus Claudius Menecrates. Auch wenn einem seine Person nicht gefiel oder er anderer Ansicht war. Keinem wäre es in den Sinn gekommen sich so gegenüber dem Imperator zu verhalten.

    Pinus, mein Vertreter im Officium, dachte der Octavier plötzlich, der hatte auch so eine lässige, alles nicht so ernst nehmende Haltung. Ihn musste er sich unbedingt vornehmen. Jetzt aber beobachtete erst einmal
    was weiter geschah.

    Octavius, als Cornicularius des Praefectus Urbi, war er diesem unmittelbar unterstellt, hatte damit die Ehre diesen zu begleiten. Er war von dessen Befehl wie alle anderen Überrascht worden. Warum dieser Befehl ausgegeben worden war, wusste er genauso wenig wie alle anderen.

    Sorgsam hatte er sich an diesem Morgen gekleidet und auf ein perfektes Aussehen geprüft. Jetzt stand er wie seine Kameraden hier. Nur mit dem Unterschied er stand neben dem Praefectus Claudius, genauso wie der Dienstälteste Tribun auf dem Tribunal. Sie beide hatte sich schon etwas anstrengen müssen um mit dem Praefecten auf dem Weg dorthin schritthalten zu können. Ein wenig über den angetreten Cohorten sah Frugi

    die in vorbildlicher Formation vor sich ausgerichtet da stehen. Hörte und sah die zackige Meldung des Tribun. Was würde jetzt kommen?

    Octavius hörte sich die ausgesprochenen Überlegungen des Praefecten an. „Ganz bestimmt hatte das Lupanar ein gutes Einkommen. Ein Angebot wie bei ihnen gibt es nicht so oft. Eine reichliche Auswahl, an Lustknaben, ist wohl eher selten". Die aufgezählten Facten die bestätigte er immer mit einem nicken, weil er damit erfuhr, das seine Arbeit an der Stelle richtig war. „Zu der ersten Mutmaßung möchte ich noch etwas hinzufügen. Es wäre doch auch möglich, das Kyreakos mit einem geplanten Verkauf nicht so viel eingenommen hätte wie gewünscht oder gefordert. Mit der Unterstellung einer Brandstiftung, hatte er sich einen größeren Gewinn erhofft. Dies einem Optio der CU zu unterstellen, fand er bestimmt gut. Der Hintergedanke dabei wäre, der Optio und seine Familie würden einen Skandal fürchten und deshalb lieber bezahlen.“ Kaum ausgesprochen war Frugi sich selber nicht mehr sicher. „War nur so ein Gedanke, er gehört wohl eher in den Bereich Spekulation.“

    Während er noch über das Spekulieren des Praefecten nachdachte, fiel ihm noch etwas ein, was eventuell noch wichtig wäre. Da kam aber auch schon die Aufforderung zum Vernehmungsprotokolle zu holen.

    „Wenn ich vorher noch eins erwähnen kann. Im Cubiculum befand sich ein Schenkungsvertrag. Demnach verschenkte Cerretanus die Sklavin an einen gewissen Anis von Alexandria. So und nun hole ich die Protokolle.“ Damit stand der Cornicularius auf, um diese zu holen. Nach geraumer Zeit kam er mit den Unterlagen zurück und packte diese auf den Schreibtisch des Praefectus Urbi.

    „Schade“, kam es von Octavius, da Aischylos nichts Verträgen wusste. Es war auch Schade, dass kein Hinweis auf Eireann, in Cerretanus Cubiculum, zu finden war. Was er, nach dem sie nur so kurz in der Casa Furia war, im Grunde auch nicht erwartet hatte. Frugi sah sich weiter um und lies den Sklaven gewähren, der mehrere Papyri aus der Truhe herausholte. Er vertraute ihm, und war sich sicher, dass dieser nichts heimlich verschwinden lies. Schließlich wollte er auch nur das Beste für die Gens, in dessen Besitz er sich befand. Mehr noch, er forderte den Cornicularius sogar auf, das Schriftstück, das er gerade geglättet hatte zu lesen. „Das ist ja interessant, Cerretanus hat sie verschenkt. Das war doch eigentlich dann ein Verlustgeschäft für ihn, es sei denn er habe damit, zum Beispiel, etwas bezahlen wollen. Trotzdem, gut dass du es gefunden hast, vielleicht kann ihm das helfen.“
    Zufrieden nickte er, warum der Optio sie verschenkt hatte, konnte dieser dann selber erklären. „Ich denke damit hätte ich alles was wir wissen sollten. Danke für deine Hilfe und bitte, richte dies auch Aulus Furius Saturninus aus, wie meine Besserungswünsche.“ Damit verabschiedete sich Octavius.