Oh. Das war also Decimus Varenus. Ich nickte. Hatte ich ihn also gefunden.. auch wenn ich bestimmt nicht den besten ersten Eindruck auf ihn gemacht hatte. Naja. Abhaken. Was passiert war, war passiert. Das konnte ich eh nicht mehr ändern.
"Okay."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen: Ich brach das Siegel und warf einen Blick auf das Papyrus. Während mich der Decimus lobte, las ich in der Rolle (und bekam das Lob deshalb auch nur am Rande mit). Als der Primicerius mit seinem Lob fertig war, hatte ich auch herausbekommen, dass es sich bei dem Dokument um eine Urkunde zum rechtmäßigen Besitz der Taberna medica, die ich kaufen wollte, handelte. Das..
"Das ist ja prima!"
Ups. Hatte ich das gerade laut gesagt? Ich lächelte schief und hörte dem Decimer jetzt wieder besser zu. Er blickte zum Türbogen und führte mich dann zu seinem Schreibtisch. Auf dem Weg dahin beantwortete ich ihm kurz seine erste Frage:
"Ja. Also.. nein. Also.. ja, du hast recht. Und.. nein, ich bin kein Medicus."
Ein kurzes Grinsen huschte mir über die Lippen. Die Antworten auf solche Ja-/Nein-Fragen waren manchmal schon lustig. Der Primicerius setzte sich. Ich blieb erstmal stehen.
"Wer kennt den alten.. äh.. den großen Matinius nicht?"
Ich trug mein Herz mal wieder auf der Zunge und fing an zu reden, bevor ich darüber nachgedacht hatte, was ich eigentlich sagte. Beinahe hätte ich deshalb gerade vom "alten Matinius" gesprochen. Erst im letzten Augenblick kratzte ich die Kurve. Das war knapp. Ich lächelte.
"Gerne nehme ich einen Becher Wein und ein paar Kekse."
Gracias!
Schön förmlich antwortete ich dem Decimus. Aber schon nach diesem einen Satz vergas ich die Förmlichkeit zunehmend wieder..
"Um auf die Taberna medica zurückzukommen: Ich habe die Absicht, hier in Rom ein Lupanar zu eröffnen. Da kann man sich jetzt natürlich fragen: Ein Lupanar? Was hat das mit einer Taberna medica zu tun? .. Ähm.. ja. Ich will natürlich, dass mein Lupanar keine billige Absteige wird, wo man sich bei jeder zweiten Perle irgendeine widerliche Krankheit holt."
Ich machte ein angeekeltes Gesicht.
"Deshalb möchte ich gerne erstmal eine Taberna medica erwerben, damit ich von vornherein auf der sicheren Seite bin. Bei mir soll Hygiene nämlich immer großgeschrieben werden.. unzwar nicht nur, weil "Hygiene" ein Substantiv ist."
Ein Grinsen. Ich fand meinen Wortwitz gut.
"Und weil ich gehört habe, dass die Ärzte des iatreion eis alexandreias echt gut sind.. und weil ich selbst von der Medizin ja nicht so viel Ahnung habe.. deshalb dachte ich mir, dass ich lieber diese gute Taberna medica kaufen möchte und sie nach Rom umziehen lasse, anstatt dass ich hier in Rom eine eigene, schlechte Taberna medica gründe."
Ich merkte, dass ich wieder eine ganze Menge redete. Fass dich kurz, Rufinus!
"Aber damit ich überhaupt eine Taberna medica betreiben kann.. müsste ich einen meiner anderen Betriebe verkaufen. Und darum würde ich meinen geerbten Architectus Artorius Reatinus gerne im Gegenzug an den Pasceolus Imperatoris verkaufen. Denn die Baubranche.. ist eher nicht so mein Ding."
So. Das, was wichtig war, hatte ich damit gesagt. Ich nahm mir einen Keks, biss davon ab und versuchte dabei, nicht zu krümeln.
"Mmm.. Man merkt, dass deine Tochter gerne backt! Lecker.."
Mit vollem Mund redet man nicht, Rufinus! Naja. Man merkte eben, dass ich nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war. Gehobene Manieren hatte ich leider nie gelernt....