Beiträge von Marcus Artorius Rufinus

    Oh. Das war also Decimus Varenus. Ich nickte. Hatte ich ihn also gefunden.. auch wenn ich bestimmt nicht den besten ersten Eindruck auf ihn gemacht hatte. Naja. Abhaken. Was passiert war, war passiert. Das konnte ich eh nicht mehr ändern.


    "Okay."


    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen: Ich brach das Siegel und warf einen Blick auf das Papyrus. Während mich der Decimus lobte, las ich in der Rolle (und bekam das Lob deshalb auch nur am Rande mit). Als der Primicerius mit seinem Lob fertig war, hatte ich auch herausbekommen, dass es sich bei dem Dokument um eine Urkunde zum rechtmäßigen Besitz der Taberna medica, die ich kaufen wollte, handelte. Das..


    "Das ist ja prima!"


    Ups. Hatte ich das gerade laut gesagt? Ich lächelte schief und hörte dem Decimer jetzt wieder besser zu. Er blickte zum Türbogen und führte mich dann zu seinem Schreibtisch. Auf dem Weg dahin beantwortete ich ihm kurz seine erste Frage:


    "Ja. Also.. nein. Also.. ja, du hast recht. Und.. nein, ich bin kein Medicus."


    Ein kurzes Grinsen huschte mir über die Lippen. Die Antworten auf solche Ja-/Nein-Fragen waren manchmal schon lustig. Der Primicerius setzte sich. Ich blieb erstmal stehen.


    "Wer kennt den alten.. äh.. den großen Matinius nicht?"


    Ich trug mein Herz mal wieder auf der Zunge und fing an zu reden, bevor ich darüber nachgedacht hatte, was ich eigentlich sagte. Beinahe hätte ich deshalb gerade vom "alten Matinius" gesprochen. Erst im letzten Augenblick kratzte ich die Kurve. Das war knapp. Ich lächelte.


    "Gerne nehme ich einen Becher Wein und ein paar Kekse."

    Sim-Off:

    Gracias!

    Schön förmlich antwortete ich dem Decimus. Aber schon nach diesem einen Satz vergas ich die Förmlichkeit zunehmend wieder..


    "Um auf die Taberna medica zurückzukommen: Ich habe die Absicht, hier in Rom ein Lupanar zu eröffnen. Da kann man sich jetzt natürlich fragen: Ein Lupanar? Was hat das mit einer Taberna medica zu tun? .. Ähm.. ja. Ich will natürlich, dass mein Lupanar keine billige Absteige wird, wo man sich bei jeder zweiten Perle irgendeine widerliche Krankheit holt."


    Ich machte ein angeekeltes Gesicht.


    "Deshalb möchte ich gerne erstmal eine Taberna medica erwerben, damit ich von vornherein auf der sicheren Seite bin. Bei mir soll Hygiene nämlich immer großgeschrieben werden.. unzwar nicht nur, weil "Hygiene" ein Substantiv ist."


    Ein Grinsen. Ich fand meinen Wortwitz gut.


    "Und weil ich gehört habe, dass die Ärzte des iatreion eis alexandreias echt gut sind.. und weil ich selbst von der Medizin ja nicht so viel Ahnung habe.. deshalb dachte ich mir, dass ich lieber diese gute Taberna medica kaufen möchte und sie nach Rom umziehen lasse, anstatt dass ich hier in Rom eine eigene, schlechte Taberna medica gründe."


    Ich merkte, dass ich wieder eine ganze Menge redete. Fass dich kurz, Rufinus!


    "Aber damit ich überhaupt eine Taberna medica betreiben kann.. müsste ich einen meiner anderen Betriebe verkaufen. Und darum würde ich meinen geerbten Architectus Artorius Reatinus gerne im Gegenzug an den Pasceolus Imperatoris verkaufen. Denn die Baubranche.. ist eher nicht so mein Ding."


    So. Das, was wichtig war, hatte ich damit gesagt. Ich nahm mir einen Keks, biss davon ab und versuchte dabei, nicht zu krümeln.


    "Mmm.. Man merkt, dass deine Tochter gerne backt! Lecker.."


    Mit vollem Mund redet man nicht, Rufinus! Naja. Man merkte eben, dass ich nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war. Gehobene Manieren hatte ich leider nie gelernt....

    Hm? Wie? Fang auf? Ich? Und was denn überhaupt? Ich hatte gar nicht genug Zeit, diese ganzen Fragen in meinem Kopf zu sortieren, da fiel mir eine Papyrusrolle vor die Füße.


    "Oh."


    Das war alles, was ich beim Anblick dieser Rolle dachte. Denn von jetzt auf gleich waren alle meine Fragen wie weggefegt. Mein Kopf war leer. Ich wusste nun, dass ich gemeint war. Ich wusste jetzt, dass es diese Rolle war, die ich hätte fangen sollen. Ich wusste.. dass ich sie nicht gefangen hatte.


    "Scheiße."


    Mit diesem Wort löste ich mich aus der kurzen Schockstarre. Ich ging schnell auf die Knie und hob die Rolle hastig wieder auf. Dann sah ich betreten zu dem Mann auf der Leiter.


    "Tschuldigung."


    Mein Blick ging zur Rolle. Sachte strich ich über ihre Außenseite. Ich fand: Sie war an dem einen Ende, mit dem sie auf den Boden aufgekommen war, vielleicht ein bisschen geknickt (unauffällig versuchte ich den Knick mit meinen Fingern etwas rauszustreichen, damit es dem alten Mann später nicht so auffiel). Aber sonst war sie noch gut. Was auch immer da drinne stand in der Rolle.. lesen konnte man das bestimmt noch.


    "Eigentlich.. äh.. Ich.. also.... Hier, bitte."


    Ich streckte dem Mann meine rechte Hand mit der Papyrusrolle entgegen. Meine Augen blickten ihn dabei sorgenvoll an: Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Denn der alte Mann auf der Leiter dachte scheinbar, dass ich hier arbeiten würde. Vielleicht war er so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, was ich gesagt hatte. Und jetzt? - Jetzt hatte ich seine Schriftrolle fallengelassen. Deshalb traute ich mich nicht, ihm zu sagen, dass ich doch gar nicht hier arbeitete, sondern nur auf der Suche nach einem Decimus Varenus war. (Na toll, wie sollte ich aus der Nummer jetzt nur wieder rauskommen?)

    Zitat

    Original von Marcus Artorius Rufinus
    Ich würde mich über ein klitzkleines bisschen Papyrus und ein nicht ganz so klitzekleines bisschen Malerfarbe freuen, damit ich die geerbten Produktionspunkte (das ist mir jetzt erst aufgefallen 8o) in meinem Architekten noch ein bisschen verbraten kann.... Wäre super. =)


    Einen lieben Dank an Decima Seiana... die bis auf ( gesucht: ) 3 Einheiten Malerfarbe meinen einmaligen Bedarf decken konnte. 8)

    Ich war viel zu sehr in Hochstimmung, um zu bemerken, ob der Sergius mir bewusst schmeichelte oder.. einfach nur sagte, was er dachte.


    "Ich tu, was ich kann."


    So kommentierte ich deshalb leichtfertig seinen Satz darüber, dass ich mich gut mit Wein auskennen würde.


    "Du willst dir ein Weingut zulegen? Großartig!"


    Meine ehrliche Meinung.


    "Denn Sorgen, dass wir auf dem Gebiet irgendwann einmal konkurrieren, die brauchst du nicht zu haben. Ich kenn mich zwar vielleicht ein bisschen aus mit Weinen, aber ich käme nie auf die Idee, mir so ein eigenes Gut zuzulegen."


    Warum? Das dürfte sicher auch den Sergius interessieren, wenn er sich wirklich an ein eigenes Weingut wagen wollte:


    "Denn ich sag dir ganz ehrlich. Der Aufwand wäre mir zu groß. Und damit meine ich nicht nur den Aufwand zum Finden eines geeigneten Fleckens Land, wo alle äußeren Faktoren zum Anbau der richtigen Trauben passen. Ich meine auch den ganzen Planungsaufwand, weil man in einer guten Saison ja auch für schlechte Jahre mitwirtschaften muss. Denn du bist ja zwangsläufig davon abhängig, welches Wetter dir die Götter bescheren. Und dann kostet es sehr sicher auch nochmal einigen Aufwand, bis dein Wein auch einen bekannten Namen hat und auf den Märkten Absatz findet."


    Ich nickte bekräftigend. Das war mir alles zu viel Arbeit. Und ich selbst war meistens eher arbeitsscheu, versuchte alle Aufgaben nur mit einem Minimum an Aufwand zu erledigen. (Eventuelle Ausnahmen bestätigten nur diese Regel.)


    "Ich fühle mich da deutlich wohler, einfach nur gute Weine.. zusammen mit noch ein paar anderen Dingen.. zu probieren, im besten Fall danach auch anzukaufen und später dann, und meistens woanders, gewinnbringend wieder zu verkaufen."


    Keine Abhängigkeit vom Wetter. Kein nötiger Aufbau eines eigenen Namens. Kein Stress.


    "Aber wenn du das wirklich machen willst, dann solltest du das tun. Denn dann wird sich der Aufwand ganz sicher auch lohnen, orakel ich dir. Und wenn du dann vielleicht mal einen Weinkritiker brauchst und gerad keinen zur Hand hast.. weißt du ja jetzt, wo ich wohne."


    Ich grinste und prostete meinem Gast freundschaftlich zu. Dann nahm ich noch einen Schluck aus meinem Becher.. Ach, das tat gut!

    Nebenraum. Gleich um die Ecke. Ich nickte und wollte gerade den Weg nach links einschlagen.. da korrigierte mich der Beamte: Ich musste rechts entlang!


    "Gracias."


    Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete ich mich und bog um die Ecke. Da fand ich dann einen schon etwas älteren Mann, der auf einer Leiter stand.


    "Nicht erschrecken!"


    platzte es mir unweigerlich heraus. (Hoffentlich erschreckte ich ihn damit jetzt nicht.) Denn ich wollte ja nicht, dass der Primicerius von seiner Leiter fiel und dann deswegen nicht mehr mit mir sprach. - Ich wollte, dass er mit mir ins Geschäft kam..


    "Tschuldigung."


    Ich lächelte schief. "Du machst hier eine Welle.. wie eine Maus beim Käsefondue!", tadelte ich mich in Gedanken.


    "Ich bin hier, um mit dem ehrenwerten Primicerius Decimus Varenus zu sprechen. Wegen etwas Geschäftlichem. Äh.. achso: Und ich bin Marcus Rufinus von den Artorii Rufi."


    Diese Erklärung hätte ich vorher besser mal üben sollen. Jetzt hatte ich beinahe die Nennung meines Namens vergessen. Und an ein freundliches "Hola" zur Begrüßung hatte ich auch nicht gedacht.. Ich biss mir auf die Unterlippe und hoffte, dass ich mir hier nicht wieder mal selbst ein Bein gestellt hatte....

    Ich nickte.


    "Si, natürlich."


    Dann folgte ich ihr und vergas erstmal, weswegen ich überhaupt hier war.


    "Nebraskia ist ein schöner Name. Etwas ungewöhnlich, aber schön. Was bedeutet er?"


    Sicherlich irgendetwas Tiefsinniges.


    "Und deine Aufgaben.. was musst du denn alles machen hier? .. Also außer hin und wieder mal einer Neugiernase wie mir die Tür zu öffnen."


    Ich griente über meinen kleinen Witz und war gespannt, ob Pennisia Nebraskia ihn auch ein bisschen lustig fand.


    "Wo gehn wir überhaupt gerad hin?"


    Schon jetzt hatte ich die Orientierung hier verloren. Vielleicht hätte ich etwas weniger auf den süßen Hintern dieser Blondine achten sollen. Dann hätte ich mir den Weg vielleicht merken können. Naja. Jetzt wars eh zu spät. Da konnte ich jetzt also genauso gut auch weiter dieses nette Schwingen von rechts nach links und links nach rechts beobachten....

    Murpheos Gesetz, oder wie hieß das? Diese griechische Lebensweisheit "Whatever can go wrong will go wrong." oder ins Römische übersetzt: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen." Ja. So wars. Denn es musste natürlich ausgerechnet der schicke Prätorianer mit den dunkleren Haaren sein, den ich hier "nicht riechen" konnte..


    "Danke."


    Meine Stimme klang nasal. Denn ich atmete jetzt durch den Mund. Um nicht nochmal zu niesen. Am Ende ließ man mich nicht in die Kanzlei, weil alle Angst hatten, dass ich eine ansteckende Krankheit mit mir herumschleppte. Dabei war das ja einfach nur dieses elende Duftwasser des Prätorianers, das ich nicht abkonnte.... Ich beeilte mich, dass ich nach der Durchsuchung auf Waffen schleunigst wieder Land gewann.. >>>

    >>> Noch zweimal musste ich auf dem Weg von den Palastwachen zur Finanzabteilung der Kanzlei meine Nase schnauben. Dann endlich war die letzte Essenz dieses Dufts, den ich nicht riechen konnte, aus meiner Nase verschwunden. Dafür war meine Nase jetzt leicht gerötet und tat auch ein bisschen weh vom vielen Niesen und Schnauben. (Hoffentlich musste ich später nicht nochmal an dem gleichen Prätorianer vorbei.)


    Poch-Poch .. Poch-Poch-Poch


    Nach dem Anklopfen betrat ich das Büro, zu dem man mich gebracht hatte. Ganz schön geschäftig fand ich es hier. Deshalb sprach ich einfach den erstbesten Beamten an:


    "Hola. Ich bin Marcus Rufinus von den Artorii Rufi."


    Ich lächelte hilfesuchend. Denn ich suchte ja auch Hilfe:


    "Ich hab nen Termin beim Primicerius Decimus Varenus."


    Mit großen Augen sah ich ihn an. Und ich sprachs nicht aus, aber ich hoffte jetzt natürlich, dass mich dieser Beamte noch das letzte Stück bis zum Decimus bringen könnte..

    Sim-Off:

    Huhu. Irgendwer, der mich abfertigen und zu Decimus Varenus durchlassen könnte? Bitte? :(


    Ich irrte mich. Denn kaum hatte ich mein Tuch weggesteckt und wieder ein-zwei Atemzüge gemacht, da kribbelte es gleich schon wieder in meiner Nase.


    "Ha-Hatschi!"


    Das konnte doch unmöglich nur das kleine Lüftchen hier oben sein. Ich überlegte, während ich erneut nach meinem Nasenputztuch fingerte.


    "Tschuldigung."


    Ich lächelte peinlich berührt, während ich meine Nase putzte. Dann ging mir auf: Gewürznelkenöl! Seit ich denken konnte, musste ich niesen von diesem Zeug.. Hoffentlich irrte ich mich.. Hoffentlich hatte sich keiner der Wachen damit einreiben lassen.. In meiner Nase begann schon wieder etwas zu kribbeln....

    Was für eine Frage.. Ich nickte und gab Thynnus den Auftrag, den weißen Orvieto für uns zu holen. Während Thynnus seiner Aufgabe nachkam, plauderte ich dann kurz ein bisschen über den Wein, und wie gut er schmeckte, und dass ich noch nie in Orvieto gewesen war, obwohl es Berichten zufolge sehr schön dort sein sollte. Und gerade hatte ich die Frage in den Raum gestellt, ob der Sergius denn schon mal irgendwo in Umbria gewesen war, da kam mein Thunfisch mit unserem Wein....


    "Ach, da ist er auch schon."


    Erst bekam der Sergier seinen Becher. Dann bekam ich meinen. Ich prostete ihm zu.


    "Also. Auf die guten Geschäfte.. und unseren Geschäftsabschluss!"


    Ich vergoss einen Schluck für Fortuna, die gute. Dann gönnte ich mir selbst einen Zug und ließ den gekühlten Tropfen (weißen trank man ja etwas kühler als roten Wein) meinen Gaumen beglücken..

    Ich würde mich über ein klitzkleines bisschen Papyrus und ein nicht ganz so klitzekleines bisschen Malerfarbe freuen, damit ich die geerbten Produktionspunkte (das ist mir jetzt erst aufgefallen 8o) in meinem Architekten noch ein bisschen verbraten kann.... Wäre super. =)

    Hm. Bei dieser Rede von den Knöpfen.. da kam mir der Sergius nun irgendwie ein bisschen.. zugeknöpft vor. Vielleicht sollte ich ihm etwas zu trinken anbieten, damit er sich hier etwas entspannen konnte? Ich wartete noch ab, bis meine Bemerkung zu Thynnus kommentiert war und der Sergier direkt danach wieder zum geschäftlichen Teil zurückleitete.


    "Äh.. ja.. Glückwunsch!"


    Etwas Besseres fiel mir dazu nicht ein. Denn mit Bier kannte ich mich nicht aus. Und wollte mich auch gar nicht damit auskennen. Deshalb wurde ich diese Brauerei ja nun los.


    "Trinken wir darauf? ..und natürlich auf unseren Geschäftsabschluss?"


    Die Vorfreude war mir anzusehen. Denn ein Laster kam selten allein: So wie ich das Glücksspiel liebte, so liebte ich auch den Wein. Am allerliebsten beides zusammen.


    "Ich hab allerdings nur Wein im Haus, kein Bier."


    Ein kurzer entschuldigender Blick, dann winkte ich mir auch schon meinen Thunfisch heran.


    "Irgendwelche Vorlieben?"


    Rot. Weiß. Leicht. Schwer. Spanier. Gallier. Italier. Grieche. Asiat. Afrikaner. Aus dem ersten Konsulatsjahr des Lucius Pleminius Laevus. Aus dem Konsulatsjahr des Marcus Cuspius Rusticus. Aus dem Konsulatsjahr des Tiberius Erucius Vorenus. (Um nur mal drei Beispiele zu erwähnen.) Mit einem fragenden Lächeln guckte ich meinen Gast an.

    Der Wind auf dem Palatin (hier oben gabs davon ja mehr als unten in den geschützten Straßen und Gassen) bließ mir irgendetwas in die Nase:


    "Ha-Hatschi!"


    Ich hielt mir den linken Handrücken vor die Nase beim Niesen.


    "Entschuldigung."


    Ein grün-weiß gestreiftes Tuch aus der Tasche geholt putzte ich mir kurz über die Nase. Dann auch über meine linke Hand. Dann steckte ich das Tuch wieder weg und wartete darauf, zu diesem Decimus zu können....

    Ja, das war doch....


    "Prima! Das freut mich. Nicht nur, weil ich diese geerbte Brauerei, für die ich mich kaum interessiere, damit loswerde. Sondern auch, weil ich sie bei dir für gut aufgehoben halte. Denn du interessierst dich ja offensichtlich für diesen Wirtschaftszweig!"


    Ich lächelte zufrieden. Denn wo meine Verwandten da wirtschaftlich aktiv gewesen waren.. mit den Branchen hatte ich kaum was am Hut: Das Baugewerbe eines Architeckten. Eine Schmiede, wo man körperlich schwer schuften musste. Eine Brauerei, wo.. man nach gutem Wein wahrscheinlich vergeblich suchte. Nee. Da hatte ich lieber einen Fernhandel, mit dem ich mir exotische Waren beschaffen konnte. Und ein Bordell, wo auch ein paar exotische Früchtchen auf Kundenfang gehen sollten. Und eine Taberna medica, weil man ja wusste, dass Gesundheit und Hygiene sehr, sehr wichtig waren für einen guten Edelpuff. Und zu guter Letzt leistete ich mir vielleicht auch noch eine Glasmacherei oder so. Weil: Gut zu blasen sollte man (vor allem aber frau) natürlich von der Pike auf lernen, richtig?


    "Achso, und ich hoff, dass ich dich zu sehr überrascht hab mit meinem Brief?"


    Eigentlich kannten wir uns ja nicht.


    "Aber als ich mich umgehört hatte und hörte, dass ein Sergius eine neue Brauerei hier besitzt.. Da musste ich mit meinem Angebot einfach als erstes zu dir kommen. Weil ich bin Stationarius beim Cursus Publicus. Und da hat mich eine Sergia, Sergia Fausta, eingestellt. Bevor ich dieses Erbe bekommen hab. Als ich wirklich dringend noch das Geld brauchte."


    Ich fand, da stand ich ein bisschen schon in ihrer Schuld.


    "Ich weiß nicht.. Kennst du sie näher? Weil jetzt ist sie ja nicht mehr beim Cursus Publicus. Aber als sie noch da war.. Sie ist schon ein bisschen unentspannt und steif, kann das sein?"


    Das war der Eindruck, den mein Bewerbungsgespräch bei mir hinterlassen hatte. Ich lehnte mich ein bisschen vor zu meinem Gast.


    "Und ziemlich heiß.. Also von der Bettkante stoßen würd ich sie nicht.."


    Äh.. Ups? Durfte ich sowas überhaupt sagen? Gegenüber einem anderen Sergier? Über eine verheiratete Sergierin? Ich grinste einfach drüber hinweg und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung:


    "Keine Sorge, ich mach nur Spaß."


    Oder?


    "Wenn ich mich an dem trockenen Humor von anderen belustigen will, dann hab ich ja jetzt auch meinen Thynnus.... Das ist der Kerl, der dich reingelassen hat.."


    Ich grinste in mich hinein, während ich bemerkte, dass ich schon wieder viel zu viel erzählte. Eigentlich ein bisschen peinlich, fand ich. Aber uneigentlich hatte ich mich gerade reich geerbt. Zum Hades also mit irgendwelchen abgehobenen Manieren! Ich konnte mir das jetzt gerade (wen interessierte schon die ferne, ferne Zukunft?!) leisten, oder nicht? Doch! Also.

    /images/misc/ava_galerie/Quintus.jpg Ausdruckslos und ohne jede Regung in Gesicht oder Körper sah Frigidus den Mann, der sich als Sergius Plautus vorstellte, an. Dabei entwich kein Wort seinen Lippen. Kein Laut kam aus seiner Kehle. Er schaute den Sergius einfach nur an. Erst nach einem Momentum der Stille und des Schweigens antwortete er mit dem für ihn typischen "Hm." Diesmal nicht als Frage formuliert, sondern als Aussage. (Merke: Der Ton macht die Musik.)


    Anschließend trat Frigidus einen Schritt zur Seite und machte eine vornehm einladende Geste mit seiner Hand. "Es ist erlaubt.", sprach er dann in seinem immer gleichen, neutralen Tonfall. "Ich werde dich auf der S'telle" Und dieses Wort klang bei ihm wirklich mehr nach Wüste als nach Schwein, weil der unterkühlte Frigidus grundsätzlich kein schweinisches "sch" in den Mund nahm. "zu ihm geleiten." Er schloss die Tür hinter dem sergischen Gast. Dann brachte er jenen ins Tablinum.




    SKLAVE - MARCUS ARTORIUS RUFINUS

    >>> Ich schrieb gerade an meinem Brief für den Procurator Iunius, dessen Puff.. oder Bordell.. dessen Lupanar ich ihm abkaufen wollte. Da "störte" mich einer meiner neu erworbenen Sklaven.


    "Thynnus! Was kann ich für dich tun?!"


    Ein freches Grinsen folgte in seine Richtung. Denn der steife Frigidus.. wurde seinen Stock im A..llerwertesten einfach nicht los. Egal, was ich machte. Und er verstand keinen Spaß. (Auf meine Frage guckte er mich also nur etwas schief an und sprach kein Wort.) Aber irgendwie fand ich auch gerade das so amüsant an ihm. Deshalb hatte ich mir diesen "Thunfisch" gekauft. "Galeo Sergius Plautus in einer ge'chäftlichen Angelegenheit.", stellte Frigidus mir dann vor. Danach zog sich der Sklave unauffällig zurück.


    "Sergius, wie schön! Komm und setz dich."


    Ich freute mich über seinen Besuch. Denn natürlich konnte ich mir schon vorstellen, worum es ging:


    "Du bist hier wegen dem Brief, den ich dir geschrieben hab, oder?"


    Und er war nicht abgeneigt. Glaubte ich. Denn sonst wär er ja bestimmt nicht hier, was? Ich legte meinen Stilus aus der Hand und schaute den Sergier vorfreudig gespannt an.

    /images/misc/ava_galerie/Quintus.jpg Wer sich plötzlich reich geerbt hatte, der konnte sich auf einmal viele tolle Dinge leisten. Das war ganz prima. Für den Erben. Und für die Verkäufer auf dem Markt. Und für die Händler. Und für die Produzenten. Eigentlich für alle. Eigentlich. Denn Frigidus war darüber nicht so erquickt. Er stammte aus einer noblen Sklavenzucht irgendeines Patriziers. Und er war auch selbst ganz vornehm, zurückhaltend und vor allem gefühlskalt. Deshalb trug er auch diesen Namen. Denn Frigidus bedeutete sowas wie "der Kalte", "der Eisige", "der Frostige". Von dem neureichen Erben und Hausherrn dieses Hauses wurde er hingegen schon bei seinem Kauf nur flapsig Thynnus genannt. Über das Warum konnte Frigidus selbst nur spekulieren. Wahrscheinlich aber, weil direkt nebenan gerade ein Händler seinen übel riechenden Thunfisch verkauft hatte. Und so war also Frigidus alias Thynnus in die Domus Artoria gelangt.


    Es klopfte an der Tür. Dreimal. Pflichtbewusst erhob sich Frigidus von seinem Schemel und schritt in seiner steifen Haltung zur Pforte. Das Holz der Tür stöhnte, als sie geöffnet wurde. Mit seinem gefühlskalten Blick schaute Frigidus hinaus und erblickte den zuvor Anklopfenden. "Hm?", äußerte er anschließend hörbar erwartungsvoll. Dann sah er einmal an dem Fremden musternd hinab, dann musternd wieder hinauf. "Salve.", rang er sich ab. "Du wün'chst?" Keine Wärme lag in seinen Worten. Keine positive Emotion in seinem ganzen Auftreten. Aber auch keine negative. Ganz ohne jede Gefühlsregung stand er da, in der Tür, und blickte den Unbekannten aus leeren Augen an. Wie ein Thunfisch.




    SKLAVE - MARCUS ARTORIUS RUFINUS

    Sim-Off:

    Ich weiß, ich bin zu früh. Ich stell mich aber trotzdem einfach schonmal an. :D


    Ja, da sollte doch nochmal mal jemand behaupten, die Bürokraten des Palatin wären allesamt nur träge Schlafmützen. Ha! Ratzfatz hatte ich auf mein Angebot eine erste Antwort bekommen! (Konnte natürlich daran liegen, dass es hier Geld für den Fiscus zu holen gab. Aber so weit dachte ich natürlich nicht.)


    "Hola y salud!"


    Gewohnt locker grüßte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch wenn ich hier auch dem Palatin war. Auch wenn das hier Prätorianer waren. Auch wenn hier ein kleiner Fehltritt bestimmt ganz schnell mal in irgendeinem dunklen Verließ endete. (Aber an sowas dachte ich im Moment freilich nicht.)


    "Eine schicke Uniform."


    Das musste ich dann auch erstmal ganz frei heraus bemerken. Denn ich fand die wirklich schick. Besonders bei dem Wachen mit den etwas dunkleren Haaren.... Aber das behielt ich dann doch lieber für mich.


    "Ich bin Artorius.. also Marcus Artorius Rufinus.. und ich hab einen Termin in der Finanzabteilung. Mit.. äh.."


    So ein Mist! Jetzt war mir der Name doch glatt entfallen! (Das musste die Wirkung dieser Uniformen sein..) Ich zückte meine Einladung, die ich zum Glück mit dabei hatte.


    "Genau.. Decimus Varenus wars. Decimus.. wie mein Patron Decimus Livianus."


    Entschuldigend lächelte ich erst den einen (mit den etwas dukleren), dann den anderen (mit den eher helleren Haaren) an. Derweil hoffte ich, dass niemand irgendwelche Waffen oder Schmuggelware in mein brandneues Outfit eingenäht hatte. Denn ja: Ich hatte nicht mein ganzes Erbe vorausschauend irgendwo angelegt, sondern einen großen Teil auch einfach sofort in einer Shopping-Orgie auf den Kopf gehauen. Der eine oder andere Händler hatte sicher ganz gut verdient an mir in den vergangenen Tagen....

    Ach ja. Wie schön, wie leicht, wie unkompliziert und sorgenfrei konnte das Leben sein, wenn man quasi über Nacht alle finanziellen Nöte erstmal für eine ganze Weile über Bord werfen konnte.


    "Ja, natürlich ist das in Ordnung."


    So gut gelaunt wie ich war, war ich auch gar nicht in der Verfassung hier jetzt nicht einverstanden oder unzufrieden zu sein. Stattdessen war ich weiter fröhlichster Laune. Der Glückpilz der Woche. Der Glückspilz des Monats. Wahrscheinlich sogar der Glückspilz des ganzen Jahres. Fortuna hatte mich geküsst. Ausgiebig. Mit Zunge. Mit allem, was dazu gehörte.


    "Du leistest mir doch ein bisschen Gesellschaft, bis der Vicarius Helvetius eintrifft, oder?"


    Einen etwas flirtenden Blick konnte ich mir nicht verkneifen und zwinkerte der blonden Dame im Vorübergehen einmal keck zu.


    "Ich bin übrigens Artorius Rufinus."


    Ja, beinahe ein bisschen peinlich, dass ich diesen Teil bisher irgendwie verschlampt hatte. Aber ich grinste einfach darüber hinweg.


    "Und welcher Name gehört zu deinem lieblichen Gesicht?"