Legatus Augusti pro Praetore
Titus Duccius Vala
In itinere
Germania Superior
Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Ti. Duccio Valae Legato suo s.d.
Mit Freuden hätte ich dir, Legatus, persönlich hinsichtlich meiner Mission zu den Chatten Bericht erstattet. Dies war mir indessen ob meiner dienstlichen Absenz während deines letzten Besuches in Mogontiacum nicht möglich, weshalb ich dich nun in schriftlicher Form hinsichtlich ihrer Resultate in Kenntnis setzen möchte.
Gemäß deinen Befehlen auf der Stabsbesprechung brach ich mit einer stattlichen Vexillatio, bestehend aus den Centuriae III und IV der Cohors I, der Centuriae V und VI der Cohors VIII meiner Legion sowie der Turma I der Ala II Numidia, ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXVII A.U.C. (28.7.2017/114 n.Chr.) auf. Der Marsch in die Gaue der Chatten verlief ohne jedweden Zwischenfall den vereinbarten Treffpunkt.
Unter Vermittlung der Seherin Iduna alias Luna, welche derzeit in meinem Haushalt als Sklavin dient, war meine Mission nämlich bereits durch Duccia Silvana präpariert worden. Obschon mir bewusst ist, dass der Ratschlag einer Sklavin, die zugleich einen Gegenstand der geplanten Verhandlungen darstellte, in dieser Angelegenheit überaus kritisch zu bewerten war, erschien es mir doch adäquat, mit Duccia Silvana nicht lediglich eine weitere germanische Seherin, welche über hohes Ansehen bei den Chatten verfügt, sondern auch die Tochter des amtierenden Flamen Divi Augusti und Angehörige deiner eigenen Familia zu integrieren, da sie ob letzterem über jeden Zweifel der Loyalität erhaben ist, ob ersterem jedoch ideal geeignet erschien, um den Kontakt mit den chattischen Sippen herzustellen. Entsprechend unseren Abreden war sie bereits einige Tage vor unserem Aufbruch in die Lande der Chatten gereist, um mit den wichtigsten Sippenoberhäuptern jenes Stammes eine Versammlung anzuberaumen, vor welcher mir zu sprechen gestattet wurde. Während unseres Marsches stieß sie sodann zu unserer Vexillatio und setzte mich über die aktuelle Lage vor Ort in Kenntnis, welche sich als überaus günstig präsentierte: So hatte sie in Erfahrung gebracht, dass die Chatten derzeitig Rom durchaus nicht feindlich gesonnen seien, da sie durch interne Zwistigkeiten gelähmt und durch Missernten in ihren Kräften eingeschränkt würden. Auch hinsichtlich der Versklavung der Seherin Idun alias Luna berichtete sie erfreulicherweise, dass diese seitens der Chatten als Ordal akzeptiert sei und somit keinen Casus belli darstelle.
Aus diesem Grunde entschied ich mich, bei den Verhandlungen eine wagemutigere Strategie anzuwenden. In Begleitung von Duccia Silvana und Aulus Tiberius Verus, dessen Präsenz die Duccia dringlich angemahnt hatte, nahm ich sodann an jenem Thing teil, welcher explizit für mich einberufen worden war. Obschon sich die Disputationen anfänglich als diffizil erwiesen, gelang es mir unter Mithilfe Duccia Silvanas, einen vierjährigen Frieden zwischen dem Stamm der Chatten und dem Imperium zu verhandeln. Hinsichtlich der Konditionen kamen wir überein, dass sämtliche der führenden chattischen Familien jeweils einen Sohn aufbieten, welcher sich für die Laufzeit des Friedensvertrages in römische Kriegsdienste begibt, wobei Verpflegung und Unterkunft unsererseits zu stellen sein wird. Im Gegenzug sind wir gehalten, in einem noch näher zu definierenden Umfang Getreide an die Chatten zu liefern, um ihre Versorgung über den Winter hinweg zu ermöglichen.
Ich hoffe, mit jenem Vertragswerk meine Kompetenzen nicht überschritten zu haben, doch erschien es mir geboten, die günstige Situation zu nutzen, um eine mittelfristige Sicherung des Limes zu erwirken, welche zudem für uns mit geringen Kosten verbunden ist. Erstlich impliziert die Stellung des chattischen Kampfverbandes nämlich eine überaus wirksame Absicherung des Friedens, da die Anverwandten der führenden Familien gleichsam als Geiseln einzusetzen wären, des Weiteren bietet jene Übereinkunft uns den Zugriff auf potentiell kampferprobte Auxiliartruppen, deren Einsatz in unserem Ermessen steht, und schließlich wurde diesen keinerlei Besoldung zugesprochen, sodass jene Ersparnis zugunsten der verabredeten Getreidelieferungen eingesetzt werden kann. Obschon ich nicht zu ermessen vermag, welche konkrete Mission einem derartigen Auxiliarverband zuzuweisen sein mag, so bin ich doch überzeugt, dass sich eine derartige Mission finden mag, zumal in vier Jahren die Option besteht, jene Konditionen wieder aufzugeben oder bei günstiger Entwicklung der Lage sogar zu prolongieren.
Ich bin folglich geneigt diese Mission als durchaus erfolgreich zu bewerten und hoffe, damit deinen Erwartungen und Wünschen entsprochen zu haben. Hinsichtlich der Versklavung Idunas alias Lunas ließ der Thing im Übrigen ebenso Versöhnlichkeit erkennen, da Aulus Tiberius Verus ein zeremonielles Schwert überreicht wurde, um fortan als Patron der emeritierten Seherin zu fungieren.
Sämtliche Beteiligte der Vexillatio haben in exzellenter Weise ihren Dienst versehen, weshalb ich vorschlage, sie für jene durchaus riskante Mission mit einer Phalera auszuzeichnen. Dies möchte ich indessen deiner Entscheidung überlassen und erwarte deine weiteren Befehle.
Vale bene!
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TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA