Beiträge von Galeo Sergius Plautus

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    Carbo: "Ich, also ja ich weiß nicht, ob ich jemals in Mogontiacum Amt und Würden erreichen werde. Ginge es nach mir wäre ich schon längst nicht mehr hier, sondern auf dem Weg zum Orakel von Cumae in Italien. Doch da ich nicht genug Geld hatte, nahm ich diesen Posten als Stadtschreiber an, um Geld zu verdienen und mir zu überlegen, wie ich mir das Bürgerrecht erringen könnte außer über den Dienst in den Legionen."


    "Ja, hallo!" sagte Plautus, "Du willst römischer Bürger werden? Das wird Dich aber eine hübsche Stange Geld kosten, weil Du ja das Bürgerrecht auch kaufen kannst. Mit Deinem Scriba-Lohn wird das Jahre dauern, um nicht zu sagen Äonen."


    Er beugte sich vor und runzelte die Stirn: "Und was, beim Hades, willst Du vom Orakel von Cumae? Die mittlerweile recht verhutzelte Sibylle dort wird Dir, weil sie nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, bloß ein kryptisches Gelalle vorsäuseln, was Dir dann die mafiöse Priesterschaft für ein Schweinegeld ins Lateinische übersetzt. Und das ist dann so formuliert, dass man's so oder auch anders ausdeuten kann. Also überleg mal, da kannst Du auch gleich mich fragen. Ich mach's nämlich billiger".

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    (Runa: Einen Moment war sie versucht Kaeso anzubieten, die Rechnung zu übernehmen. Aber sie wollte ihn nicht kränken, so nahm sie es hin, dass er bezahlen und sie einladen wollte.)


    Plautus hob abwehrend die Hände: "Nee, nicht doch, Kaeso. Ich hatte doch deutlich gesagt, dass Ihr meine Gäste seid und dabei bleibt's auch. Ihr müsst ja etwas wirklich wichtiges besprochen haben, dass Du meine Einladung überhört hast. Also vergiss es. Ist schon gut."

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    (Kaeso): Ich winkte Plautus zum Zeichen, dass ich bezahlen wollte.


    Als Plautus sah, dass Kaeso winkte, wedelte er herbei und fragte: "Habt Ihr noch einen Wunsch?"



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    Propertius: "Sergius, du möchtest mir also weismachen, dass du dieses Gewicht besitzt, es aber nie benutzt?" ... "Andererseits erscheint mir deine Erklärung plausibel. Dennoch, das Gewicht ist offenbar nicht ganz korrekt. Ein Herstellungsfehler?"


    "Hihi," antwortete Plautus, "nö, das kann mitnichten ein Herstellungsfehler sein, denn ich hab das Ding aus dem Nachlass meines Bruders Catilina und der war mit Sicherheit ein begnadeter, napolitanischer Ganove".


    Er warf das Gewicht spielerisch in die Höhe und fing es wieder auf. "Ich werde das Ding im Rhenus versenken und mir ein korrektes Gewicht aus germanischer Herstellung besorgen. Einverstanden, Aedil Propertius?"

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    Carbo: "Aedil Propertius, dieses mittlere Gewicht ist nicht korrekt!"


    Irgendwie schien der Aedil zu einer Salzsäule erstarrt zu sein. Während man auf die Antwort des Aedils wartete, sagte Plautus zu Carbo:


    "Nun ja, wie ich schon sagte, verkaufen wir die Würste stückweise und benutzen das kleinere Gewicht für die Ermittlung des Mindestgewichts. Das sind sechs unciae, wie Du an der Prägung auch sehen kannst. Für das Höchstgewicht benutzen wir das Ding mit der Prägung 'VII Unciae'. Das heißt, dass unsere Würste mindestens sechs und höchstens sieben unciae schwer sein sollen. Das mittlere Gewicht mit sechs unciae und zwölf scripulae kommt aus diesem Grund so gut wie nie zum Einsatz. Bei den Schinken wiegen wir jeweils sechs Scheiben auf dieselbe Weise ab".


    Er verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und meinte: "Sag mal, Du scheinst ja ein heller Kopf zu sein, Norius. Ist Dir noch niemals der Gedanke gekommen, als Magistrat oder Decurio in die Geschicke der Stadt reinzureden? Also ich denke, Mogontiacum könnte da wohl Einiges an frischem Wind vertragen, oder?"

    Der Legatus hatte noch nicht geantwortet, als ein unbekannter Typ hereinstolperte und um einen Termin für seinen Dominus Tiberius bat. Plautus stand auf, sah den Kerl etwas indigniert an und meinte:


    "Salve, Fremder. Auf welchen Wegen Du auch immer hier hereingekommen bist, Du befindest Dich justament im Officium des Legatus Augusti. Ich bin Scriba Sergius Plautus und übernehme mal hilfsweise die Rolle des Princeps Praetorii, der für die Termine des Legatus zuständig ist".


    Er wandte sich an den Legatus und sagte: "Legatus Duccius, siehst Du Dich in der Lage, in nächster Zeit diesen Herrn Tiberius zu einem Gespräch zu empfangen? Ich selber werde mich derweil um meine Arbeit kümmern. Du kannst mich ja jederzeit rufen. Vale Legatus Duccius."

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    Vala: "Eine nicht allzu erfolgreiche Familiengeschichte. Trieb es dich in den Norden, um darunter einen Schlussstrich zu ziehen?"



    "So isses, Legatus Duccius, Neapel stimmt und die ziemlich verhunzte Familiengeschichte stimmt auch. Meine Cousine Sergia Fausta hat mir selbiges auch wortreich ins Gesicht gesagt, als ich mich mal bei ihr blicken ließ. Übrigens, ihr Reichtum an Worten ist legendär, bei allen Göttern. Aber mit einem Ortswechsel kann man keinen Schlussstrich unter verhunzte Familiengeschichten ziehen. Die machen nämlich den Umzug mit, ohne dass Du es merkst".


    Plautus hob seine Schultern um ein Weniges: "Nachdem ich eine Zeitlang in Roma mein Auskommen als Aquarius hatte, bekam ich plötzlich eine solch große Sehnsucht nach dem Leben in einem heilen Landstädtchen, dass ich flugs in den Norden nach Mogontiacum aufbrach".

    Die Soldaten von der Wache reichten ein weiteres Schreiben, diesmal vom Tribunus Laticlavus herein. Plautus überflog es. Ein Bericht von den Verhandlungen mit den Chatten. Damit ging er hinüber zum Princeps Praetorii.


    "Salve Princeps Praetorii, ich habe hier ein Schreiben vom Tribunus Laticlavus der Legio II. Er wünscht, dass das Schreiben mit der Staffette direkt an den Legatus Augusti geht."


    Legatus Augusti pro Praetore
    Titus Duccius Vala
    In itinere
    Germania Superior


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Ti. Duccio Valae Legato suo s.d.


    Mit Freuden hätte ich dir, Legatus, persönlich hinsichtlich meiner Mission zu den Chatten Bericht erstattet. Dies war mir indessen ob meiner dienstlichen Absenz während deines letzten Besuches in Mogontiacum nicht möglich, weshalb ich dich nun in schriftlicher Form hinsichtlich ihrer Resultate in Kenntnis setzen möchte.


    Gemäß deinen Befehlen auf der Stabsbesprechung brach ich mit einer stattlichen Vexillatio, bestehend aus den Centuriae III und IV der Cohors I, der Centuriae V und VI der Cohors VIII meiner Legion sowie der Turma I der Ala II Numidia, ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXVII A.U.C. (28.7.2017/114 n.Chr.) auf. Der Marsch in die Gaue der Chatten verlief ohne jedweden Zwischenfall den vereinbarten Treffpunkt.


    Unter Vermittlung der Seherin Iduna alias Luna, welche derzeit in meinem Haushalt als Sklavin dient, war meine Mission nämlich bereits durch Duccia Silvana präpariert worden. Obschon mir bewusst ist, dass der Ratschlag einer Sklavin, die zugleich einen Gegenstand der geplanten Verhandlungen darstellte, in dieser Angelegenheit überaus kritisch zu bewerten war, erschien es mir doch adäquat, mit Duccia Silvana nicht lediglich eine weitere germanische Seherin, welche über hohes Ansehen bei den Chatten verfügt, sondern auch die Tochter des amtierenden Flamen Divi Augusti und Angehörige deiner eigenen Familia zu integrieren, da sie ob letzterem über jeden Zweifel der Loyalität erhaben ist, ob ersterem jedoch ideal geeignet erschien, um den Kontakt mit den chattischen Sippen herzustellen. Entsprechend unseren Abreden war sie bereits einige Tage vor unserem Aufbruch in die Lande der Chatten gereist, um mit den wichtigsten Sippenoberhäuptern jenes Stammes eine Versammlung anzuberaumen, vor welcher mir zu sprechen gestattet wurde. Während unseres Marsches stieß sie sodann zu unserer Vexillatio und setzte mich über die aktuelle Lage vor Ort in Kenntnis, welche sich als überaus günstig präsentierte: So hatte sie in Erfahrung gebracht, dass die Chatten derzeitig Rom durchaus nicht feindlich gesonnen seien, da sie durch interne Zwistigkeiten gelähmt und durch Missernten in ihren Kräften eingeschränkt würden. Auch hinsichtlich der Versklavung der Seherin Idun alias Luna berichtete sie erfreulicherweise, dass diese seitens der Chatten als Ordal akzeptiert sei und somit keinen Casus belli darstelle.


    Aus diesem Grunde entschied ich mich, bei den Verhandlungen eine wagemutigere Strategie anzuwenden. In Begleitung von Duccia Silvana und Aulus Tiberius Verus, dessen Präsenz die Duccia dringlich angemahnt hatte, nahm ich sodann an jenem Thing teil, welcher explizit für mich einberufen worden war. Obschon sich die Disputationen anfänglich als diffizil erwiesen, gelang es mir unter Mithilfe Duccia Silvanas, einen vierjährigen Frieden zwischen dem Stamm der Chatten und dem Imperium zu verhandeln. Hinsichtlich der Konditionen kamen wir überein, dass sämtliche der führenden chattischen Familien jeweils einen Sohn aufbieten, welcher sich für die Laufzeit des Friedensvertrages in römische Kriegsdienste begibt, wobei Verpflegung und Unterkunft unsererseits zu stellen sein wird. Im Gegenzug sind wir gehalten, in einem noch näher zu definierenden Umfang Getreide an die Chatten zu liefern, um ihre Versorgung über den Winter hinweg zu ermöglichen.
    Ich hoffe, mit jenem Vertragswerk meine Kompetenzen nicht überschritten zu haben, doch erschien es mir geboten, die günstige Situation zu nutzen, um eine mittelfristige Sicherung des Limes zu erwirken, welche zudem für uns mit geringen Kosten verbunden ist. Erstlich impliziert die Stellung des chattischen Kampfverbandes nämlich eine überaus wirksame Absicherung des Friedens, da die Anverwandten der führenden Familien gleichsam als Geiseln einzusetzen wären, des Weiteren bietet jene Übereinkunft uns den Zugriff auf potentiell kampferprobte Auxiliartruppen, deren Einsatz in unserem Ermessen steht, und schließlich wurde diesen keinerlei Besoldung zugesprochen, sodass jene Ersparnis zugunsten der verabredeten Getreidelieferungen eingesetzt werden kann. Obschon ich nicht zu ermessen vermag, welche konkrete Mission einem derartigen Auxiliarverband zuzuweisen sein mag, so bin ich doch überzeugt, dass sich eine derartige Mission finden mag, zumal in vier Jahren die Option besteht, jene Konditionen wieder aufzugeben oder bei günstiger Entwicklung der Lage sogar zu prolongieren.


    Ich bin folglich geneigt diese Mission als durchaus erfolgreich zu bewerten und hoffe, damit deinen Erwartungen und Wünschen entsprochen zu haben. Hinsichtlich der Versklavung Idunas alias Lunas ließ der Thing im Übrigen ebenso Versöhnlichkeit erkennen, da Aulus Tiberius Verus ein zeremonielles Schwert überreicht wurde, um fortan als Patron der emeritierten Seherin zu fungieren.


    Sämtliche Beteiligte der Vexillatio haben in exzellenter Weise ihren Dienst versehen, weshalb ich vorschlage, sie für jene durchaus riskante Mission mit einer Phalera auszuzeichnen. Dies möchte ich indessen deiner Entscheidung überlassen und erwarte deine weiteren Befehle.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


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    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA

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    Flore hielt ein Säckchen Plautus entgegen, "für dich und deine Helfer. Aus eigener Produktion“, lächelte sie ihn an. „Ich weiß es ist nicht viel, aber es kommt von Herzen“.


    In dem ganzen Getümmel hatte Plautus das Erscheinen von Flore gar nicht bemerkt. Sie hatte jetzt eine deutlich gesündere Gesichtsfarbe als neulich in der Regia.


    "Salve Flore, Du siehst aber schon etwas gesünder aus als neulich. Oh, ein Geschenk! Das ist aber lieb von Dir und ich bin natürlich wahnsinnig neugierig, was da wohl drin ist. Tja, wir haben damals ja eigentlich bloß die Anweisungen von Alpina ausgeführt."


    Dann roch er an dem Säckchen: "Oh, Schafskäse, und wie der duftet!"


    Er knuffte Rutilo in die Seite: "Gib Flore ein Stück Schinken mit Brot. Sie muss ja wieder auf die Beine kommen."


    ~~o~~


    Zitat

    Propertius: "Ich möchte, dass du die Warenwaage und die Gewichte dieses Geschäfts auf ihre Korrektheit überprüfst."


    Plautus rollte mit den Augen: "Na ja, Aedil, muss ja wohl sein. Wir verkaufen aber die Würste stückweise und den Schinken scheibchenweise, aber intern kontrollieren wir das Mindestgewicht. Äh, das Höchstgewicht natürlich auch."


    Er kniff ein Auge zusammen.

    "Salvete und psst", sagte Plautus, "der Aedil schleicht hier herum und da drüben hockt sein Scriba. Na ja, die Idee mit der Caupona ist mir auch schon gekommen, aber da sind mir etwas die Hände gebunden*. Und außerdem, wer wollte es denn mit der berühmten Taberna Silva Nigra aufnehmen wollen und sich dabei das Genick brechen?"


    Er brachte zwei Becher Bier heran und stellte sie auf den Tisch. Als er hörte, dass die Duccia gerade erst aus dem Gebiet der Chatten zurück war, hob Plautus erstaunt seine Augenbrauen: "Du warst bei den Chatten? Öha, das ist ja ein Hammer! Man munkelt ja, dass es mit den Chatten längere Verhandlungen gegeben haben soll. Davon musst Du mir bei Gelegenheit ausführlich erzählen. Weißt Du, meine Chefs hüllen sich bei dieser Sache in geheimnisvolles Schweigen. Aber das machen wir nicht jetzt. Ich hab nämlich gesehen, dass Ihr beide wohl eine ganz ernsthafte Sache zu bereden habt. Und da geh ich erst mal außer Hörweite. Wenn Ihr was braucht, dann winkt einfach".


    Er ging zurück in den Stand zu seinem Sklaven Rutilo und begann mit diesem eine Diskussion. Die beiden gestikulierten ziemlich viel und man hörte ab und zu das Wort 'Caupona'.


    Sim-Off:

    * ich hab schon vier Betriebe und müsste dafür einen in die Luft jagen, ich weiß aber noch nicht, welchen.

    Rutilo rief Plautus aus dem hinteren Bereich der Taberna zurück: "Da sind neue Kunden, Domine."


    In der Tat, da hatten sich ein Mann und eine Frau auf die bereitgestellten Hocker gesetzt. Plautus glaubte, Duccia Silvania zu erkennen. Er ging gleich hin zu den neuen Gästen.


    "Salve Duccia, wir haben uns schon mal kurz unterhalten, als die halbe Armee nach der Germania Libera ausgrückt ist, weißt Du noch?" Bei näherem Hinsehen erkannte Plautus auch den Mann. Das war doch der Kaeso, der an der Prozession für die Kybele teilgenommen hatte und sich bei dieser Gelegenheit ein Abreibung von der Duccia eingefangen hatte.


    "Salve auch Dir, Kaeso. Ich bin etwas untröstlich, dass ich Euer Gespräch stören muss, aber ich glaube, Ihr seid Opfer eines Missverständnisses geworden. Dies hier ist keine Gastwirtschaft, sondern der Verkaufsstand für die Produkte meiner Metzgerei. Ich habe hier nur deswegen Tische und Hocker aufgestellt, weil ich zur Neueröffnung ein bißchen werben wollte und den Kunden Gelegenheit geben wollte meine Würste und Schinken gratis zu verkosten. Nun ist aber die Frist abgelaufen, in der ich meine Produkte kostenlos anbieten kann."


    Plautus kratzte sich ausgiebig am Kopf. "Was machen wir denn nun? Ach, egal, Ihr seid meine Gäste. Punkt. Und hiermit eingeladen. Tja, Met habe ich nicht, vielleicht tut's auch ein Bierchen. Wenn man was Wichtiges zu besprechen hat, dann hilft das auch ganz gut."

    Der alte Albin zögerte ganz unmerklich, dann schob er entschlossen seinen Arm zum Handschlag vor. Ist doch glatter gelaufen als befürchtet, dachte sich Plautus und schlug ein. Immerhin war mit diesem Geschäft ein Engpass bei der Versorgung der Metzgerei mit Gewürzen beseitigt.


    "Ich danke Dir, Albin. Damit können wir beide schon ein ganzes Weilchen leben."


    Dass vielleicht eine der beiden Vertragsparteien irgendwann nach Neuverhandlungen rufen würde, war schließlich und üblicherweise der Normalfall in einem Geschäftsleben. Plautus stand auf und hob die Hand zum Gruß.


    "Vale, Albin."


    Sim-Off:

    Hab mich inzwischen schon bedient, danke.

    "Ach dann musst Du der Aedil Propertius sein, welch eine Freude", flötete Plautus zurück. "Der, der mir jüngst die Betriebsgenehmigungen zugeschickt hat. Hab Dank dafür. Und Du hast uns auch gleich einen Scriba mitgebracht. Salve Collega Carbo, wir leisten die gleichen Frondienste ab. Ich habe nämlich als Scriba in der Regia angeheuert."


    Mit einer weit ausholenden Armbewegung lud Plautus nun die beiden städtischen Aufpasser ein, den Marktstand zu besichtigen.


    "Wir haben gerade die Neueröffnung hinter uns und da habe ich ein paar Hocker und Tische aufgestellt, damit meine künftigen Kunden auch in Ruhe meine Produkte verkosten können. Hier, das ist der Tresen, auf dem mein Sklave Rutilo die Portionen für die Verkostung zubereitet."


    Er schob die beiden Aufpasser schwungvoll hinter den Tresen: "Unser Marktstand ist ja nichts weiter als ein Laden, den wir aus Holz und Tüchern zusammengepfriemelt haben. Allzuviel gibts hier also nicht zu sehen. Ach ja, hier ist die Truhe, in der wir die Ware, die wir aus dem Betrieb herübergebracht haben, für die weitere Verwendung lagern. Es ist eine gut schließende Holztruhe, damit auch wirklich nichts an die Ware kommt. Und jetzt, pass auf Aedil," Plautus kam wieder zusammen mit seinen Besuchern an einer Seite des Tresens hervor: "Hier sind auch die drei Eimer Wasser, die wir gemäß Marktordnung für alle Fälle vorzuhalten haben. Also insgesamt sechs Congii Wasser."


    Plautus setzte nun eine ernste und geschäftsmäßige Miene auf: "Damit Ihr nun auch überprüfen könnt, ob meine Ware dem §2 der Lex Mercatus genügt, habe ich eine Portion Wurst und Schinken mit einem Kanten Brot vorbereiten lassen. Lasst es Euch schmecken!"

    So so, Dach undicht, Gewürze feucht geworden und dann Alles getrocknet haben. Einige wenige Zweifel tauchten da in Plautus auf, aber es gab überhaupt keine Tatsachen, die diese Zweifel hätten bestätigen können. So fand er sich drein. Es ging hier ja nicht um Vergangenes, sondern um Künftiges. Er hatte sich ja bisher auf teure Lieferungen aus Roma verlassen müssen und dies galt es abzustellen.


    "Is ja ziemlich beschissen, was Dir da passiert ist, Albin. Wenn wir also zu einem brauchbaren Ergebnis kommen, dann wird das uns beiden aus der Patsche helfen. Also ich brauch in der Regel 70 Sextarii* für die lukanischen Würste. Wenn ich mal weniger brauch, dann bunker ich das Zeug eben. Können wir uns da auf den Normalpreis von zweieinhalb Sesterzen pro Sextarius* einigen?"


    Er lehnte sich zurück und lauschte auf die Antwort des alten Albin.


    Sim-Off:

    * 1 sextarius = 1 simoff-Einheit

    Da erschien unvermittelt ein Togaträger auf der Bildfläche. Togaträger waren in Roma ja nichts Besonderes, aber hier in Mogontiacum roch das deutlich nach Bürokratie. Und zwar stechend. Plautus runzelte die Stirn und wäre jede Wette eingegangen, dass dies hier der Aedil war. Er kannte den gerade amtierenden Aedil zwar nicht, aber sein Bauchgefühl beharrte darauf, dass es der Aedil war. Als Plautus' Gedanken an diesen Punkt gekommen waren, glättete er sein Gesicht in Richtung freundliche Doofheit und sagte:


    "Diese putzige Taberna betreibe ich, Galeo Sergius Plautus, und die Arbeit macht hier mein Sklave Rutilo".

    Er klopfte kurz an der Verbindungstür zum Legatus und trat ein, ohne länger auf ein 'Herein' zu warten, so wie er es beim Princeps Praetorii beobachtet hatte.


    "Salve Legatus Augusti, ich bin Sergius Plautus, der neue Scriba und ich bringe Dir auf Geheiß von Palfurius das Antwortschreiben von Deinem Chef aus Roma".


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht und es freut mich, dass du so fähige Offiziere in deinen Reihen hast. Ich bin gespannt, wie sich der junge Flavius als Diplomat mit diesen Stämmen bewähren wird und hoffe, dass deine Einschätzung, einen so jungen und unerfahrenen Mann allein dorthin zu schicken eine kluge war. Berichte mir in jedem Fall über seinen Erfolg.


    Mit Appius Decimus Massa wird in Kürze ein weiterer Offizier zur Legio II Germanica stoßen. Er wurde bereits hier in Rom vorstellig, muss jedoch noch einige familiäre Angelegenheiten erledigen, ehe er an seine neue Dienststelle aufbrechen wird. Angehängt findest du die Ernennungsurkunde, die du mit dem entsprechenden Datum versehen publizieren kannst, sobald er seinen Dienst angetreten hat.


    Was deinen Centurio Statorum Tiberius betrifft, werden wir ebenfalls sehen, ob es eine weitere Verwendung für diesen Mann gibt. Rom braucht stets fähige Offiziere, insofern bin ich sicher, dass wir etwas für ihn finden werden.


    Neben den Personalangelegenheiten ist es aber selbstverständlich auch erfreulich zu erfahren, dass es am Limes und in den Civitates ruhig ist und alles seinen geregelten Gang nimmt. Richte Vicus Iulius meinen Dank für das Geschenk aus, das du mir mitgesandt hast. Sollte die Civitas ein spezielles Anliegen damit verbunden wissen wollen, erstatte mir Bericht.


    Zweifellos wirst du über die Geschehnisse hier in Rom bestens informiert sein, sodass ich dich nicht mit der Wiederholung von längst Bekanntem langweilen möchte. Ich darf dir allerdings zumindest voller Vaterstolz berichten, dass meine Gattin, Veturia Serena Augusta, mir einen weiteren Sohn geboren hat: Tiberius Aquilius Iulianus ist gesund und gedeiht prächtig. Ich erlaube dir, für unser und sein Heil Dankopfer in deiner Provinz abzuhalten.


    Vale


    Essen und Trinken besänftigt allzumal die Seele, sagte sich Plautus mit Blick auf den Legionär, der da nach irgendeiner neuen Geschichte fragte. Als dann der zweite Legionär etwas über die Sattelfurzer von der Ala wissen wollte, verzog Plautus das Gesicht.


    "Mein Barbier hat mir da neulich eine richtig pornographische Story erzählt. Aber er hat überhaupt nichts davon erwähnt, wo sich das genau abgespielt haben soll. Ist halt bloß ein Gerücht, das sich vielleicht irgendein schwanzmäßig unterernährter Typ ausgedacht hat".


    Dass es gelegentlich Gehässigkeiten zwischen der Legio und der Ala gab, war Plautus hinlänglich bekannt. Da er aber kein Interesse daran hatte, einen Krieg zwischen den beiden römischen Waffengattungen anzuzetteln, vermied er geflissentlich, auf dieses Thema einzugehen. Man sollte ja nicht vorsätzlich eine Situation herbeiführen, bei der man sich nur das Maul verbrennen konnte.


    Ja, und jetzt wollten sie auch noch heiße Tipps für die Gestaltung ihres Feierabends haben, diese staubigen Bäckerburschen! Plautus überlegte kurz, ob man da nicht vielleicht ein Geschäft draus machen könnte. Für einen ordentlichen Batzen Knete könnte man für sauf- und liebesdürstende Legionäre durchaus einen Rundgang durch die mogontinischen Kneipen organisieren, mit Voranmeldung, damit den Wirten die Teilnehmerzahl vorab mitgeteilt werden konnte. Höhepunkt des Abends dann Ringelpietz mit Anfassen in einem Lupanar im Vicus Navaliorum. Sozusagen All Inclusive. Nein, das passte gar nicht in seine Geschäftsphilosophie. Er runzelte die Stirn.


    "Nö, Jungs, ich hab einzig und allein Würste, Schinken und Bier im Angebot. That's all. Gastronomisch gesehen, könnte man an Schlachttagen noch den Verkauf von Wurstsuppe an hungrige Mäuler vorsehen. Aber wenn ich Euch genau betrachte, dann hab ich doch überhaupt keine Sorgen, dass Ihr Euren Abend selber gestalten könnt. Macht einen Gang durch die mogontinischen Kneipen und lasst Eurer Phantasie freien Lauf. Irgendein Knaller wird dabei schon rauskommen".

    Immerhin, der alte Vilicus schien schon mal interessiert zu sein. Man setzte sich also erst mal. Jetzt kam es darauf an, an welchem Zipfel Plautus die Chose anpackte. Plautus entschied sich für den Nächstliegenden.


    "Ja ich bin an Deiner Ware interessiert, Albin. Und zwar an den Küchengewürzen, die ich in meiner Metzgerei benötige. Eigenartigerweise kann ich aber unter den Angeboten auf dem Mogontinischen Markt so gut wie nie Küchengewürze von Dir finden, obwohl wir in Dir doch einen Gewürzhändler in der Stadt haben. Hast Du denn einen Liefervertrag mit irgendeinem auswärtigen Metzger? Denn anders kann ich mir diese Lücke im Angebot kaum erklären."

    Plautus ging rüber zum Princeps Praetorii und legte ihm das Schreiben auf den Tisch.


    "Und nochmal Post vom öbersten Chef. Unten an der Porta wurden noch zwei Schreiben Privatpost für Tiberia Lucia abgegeben. Wie soll ich Privatpost künftig behandeln?"


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht und es freut mich, dass du so fähige Offiziere in deinen Reihen hast. Ich bin gespannt, wie sich der junge Flavius als Diplomat mit diesen Stämmen bewähren wird und hoffe, dass deine Einschätzung, einen so jungen und unerfahrenen Mann allein dorthin zu schicken eine kluge war. Berichte mir in jedem Fall über seinen Erfolg.


    Mit Appius Decimus Massa wird in Kürze ein weiterer Offizier zur Legio II Germanica stoßen. Er wurde bereits hier in Rom vorstellig, muss jedoch noch einige familiäre Angelegenheiten erledigen, ehe er an seine neue Dienststelle aufbrechen wird. Angehängt findest du die Ernennungsurkunde, die du mit dem entsprechenden Datum versehen publizieren kannst, sobald er seinen Dienst angetreten hat.


    Was deinen Centurio Statorum Tiberius betrifft, werden wir ebenfalls sehen, ob es eine weitere Verwendung für diesen Mann gibt. Rom braucht stets fähige Offiziere, insofern bin ich sicher, dass wir etwas für ihn finden werden.


    Neben den Personalangelegenheiten ist es aber selbstverständlich auch erfreulich zu erfahren, dass es am Limes und in den Civitates ruhig ist und alles seinen geregelten Gang nimmt. Richte Vicus Iulius meinen Dank für das Geschenk aus, das du mir mitgesandt hast. Sollte die Civitas ein spezielles Anliegen damit verbunden wissen wollen, erstatte mir Bericht.


    Zweifellos wirst du über die Geschehnisse hier in Rom bestens informiert sein, sodass ich dich nicht mit der Wiederholung von längst Bekanntem langweilen möchte. Ich darf dir allerdings zumindest voller Vaterstolz berichten, dass meine Gattin, Veturia Serena Augusta, mir einen weiteren Sohn geboren hat: Tiberius Aquilius Iulianus ist gesund und gedeiht prächtig. Ich erlaube dir, für unser und sein Heil Dankopfer in deiner Provinz abzuhalten.


    Vale


    Beim Hades, da war doch bei einem von den Dreien die Lupanarstory säuerlich aufgestoßen. Es scheppert eben, wenn ein Topf auf Steinboden fällt. Genau wie eine unernst gemeinte Geschichte, wenn sie auf Humorlosigkeit trifft. Immerhin schien derjenige, dem es säuerlich aufgestoßen war, den Komödienschreiber Plautus zu kennen, was ihn einen Tick sympathischer machte. Plautus schüttelte den Kopf.


    "Nö, der Geschichtenerzähler ist ja mein Barbier. Der ist Perser und die können halt urige Geschichten erzählen. Mit dem Komödienschreiber Titus Maccius Plautus, der nun schon gut zweihundert Jahre tot ist, hab ich aber rein garnichts zu tun. Außer vielleicht meinen Beinamen. Plautus bedeutet nämlich Plattfuß, weshalb ich auch nicht zu den Adlern gegangen bin, weil die immer wieder solche meilenweiten Wanderungen machen müssen".


    Erstaunt inspizierte Plautus dann die kläglichen Reste auf den Tellern. Auch in den Bechern war schlichtweg Ebbe. Er drehte sich um und rief: "Rutilo, bring für die Drei nochmal Bier, Würstchen und Schinken. Und leg zwei Würstchen auf die Teller".