Beiträge von Nero Germanicus Ferox

    Die beiden trennten sich wie befohlen: Ferox folgte der Strömung des Tiber, Ramnus lief ihr entgegen. Eine zusammengewürfelt aussehende Gruppe Leute kam Ferox entgegen. Er machte kehrt, nicht wissend, ob sie ihn bemerkt hatten. Zwar hatte er keinen Lärm veranstaltet, aber geduckt herumgeschlichen war er auch nicht.


    "Optio Purgitius! Eine größere Gruppe Menschen nähert sich. Sieht nicht gerade nach einer Handelskarawane oder einem Familientreffen aus."

    Ferox war äußerlich ruhig, doch das Blut rauschte in seinen Adern. Der Einsatz erinnerte ihn an den gewaltsamen Tod seines Bruders Antias, der durch Leute wie diese umgekommen war. In Ferox schwoll eine feindselige Grundstimmung an, wann immer er mit den unteren Bevölkerungsschichten zu tun hatte. Er behielt seinen Vorgesetzten im Auge, blickte ruhig zurück, als dieser sich nach ihnen umsah, wartete auf Kommandos.

    Sofern Aculeo in der Casa nach weiteren Anhaltspunkten für den mysteriösen Gast suchte, würde er bei den Gästezimmern fündig werden.


    Im bescheidensten Zimmer, so als ob er nicht sicher sei, überhaupt in dem riesigen verwaisten Anwesen wohnen zu dürfen, hatte jemand sich häuslich eingerichtet. Aufschluss würde letztlich eine Tabula geben, in welchem der Gast versucht hatte, seiner Trauer über den gewaltsamen Tod seines Bruders Ausdruck zu verleihen.


    Die Überschrift hieß: Briefe an einen Toten.


    Der krakelige Namenszug unter dem stümperhaften Text: Dein Nero Germanicus Ferox.

    Ferox blickte nur darum in den kleinen Sack, weil der Mann ihn von sich aus öffnete und alles zeigte, sonst hätte er ihn nach den paar Worten durchgewunken. Auch die anderen Urbaner beachteten den Libertinus kaum. Er wirkte harmlos und mit den Dienstjahren hatte man einen Blick entwickelt, wo die Kontrollen sich lohnten, entweder, was das Auffinden von Hehlerware anging oder die in Aussicht stehenden Bestechungssummen, damit man diese übersah oder den Wagen gar nicht erst kontrollierte. Ferox hielt sich an die Vorschriften, aber er konnte nicht verhindern, dass andere Kameraden das anders handhabten, "römisch", wie sie es nannten. Der Inhalt des Säckchens jedenfalls war in Ordnung. Dieses Messer war ein Werkzeug und keine Waffe. Und notfalls konnte man auch jemanden mit einem Löffel umbringen oder mit den bloßen Händen. Alles war bestens.


    "Wünsche einen schönen Aufenthalt in Rom. Vale, Sextus Annaeanus Graecus."


    Der Glasbläser, dessen Waren Ramnus immer akribischer kontrollierte, blickte neidisch zu ihnen herüber. Er würde es nicht mehr bis zur Schließung des Tores für die Wagen schaffen und den ganzen Tag vor der Mauer verbringen müssen.

    Der Horizont hellte bereits auf. Entsprechend drängelten die letzten Fuhrwerke, um noch vor der Schließung hineinzugelangen. Die Urbaner verschlimmerten den Stau, indem sie Kontrollen durchführten, was Exemplaren wie Ramnus diebisches Vergnügen bereitete, der bei unsympathischen Fahrern die gesamte Ladung auseinandernahm und auch den Karren selbst bis in jede Spalte kontrollierte, wenn ihm danach war.


    Und dann gab es noch Urbaner wie Ferox, die graue Maße, die niemandem auffiel. Wenn man von "den Urbanern" sprach, dann eher von Exemplaren wie Ramnus, der gerade mit dem Wagen eines Glasbläsers beschäftigt war, der um seine filigrane Ware bibberte. Die Kontrolle der tausend fragilen Gegenstände dauerte bereits ewig und würde noch viel länger in Anspruch nehmen. Der Glasbläser hatte nicht verstanden, dass er Ramnus nur mit ein paar der Schmuckstücke, die er besonders innig betrachtete, hätte beschenken müssen, um freie Fahrt zu erhalten. Wahrscheinlich war er neu in Rom.


    Ferox hatte, wie sie alle, eine anstrengende Nachtschicht hinter sich. So weit es die Breite der Straße zuließ, wurden mehrere Leute zeitgleich abgefertigt. Die Fuhrwerke dauerten, aber die Reisenden zu Fuß wurden meist einfach reingewunken und nur stichprobenartig kontrolliert. So konnten sie sich unter den wachsamen Augen der Stadtkohorten an den stauenden Wagen vorbeischlängeln. Er führte gerade eine der Stichproben bei den Fußgängern durch. Da er aufgrund der schieren Menge der zu bewältigenden Reisenden jetzt zu fortgeschrittener Stunde schon recht müde war, hielt er es kurz und pragmatisch.


    "Salve. Name und Anliegen? Was führst du im Gepäck?"


    Die Antwort konnte er sich denken bei dem Minisäckchen, das der Mann als Reisebündel trug, aber er fragte eher pro forma. Im Hintergrund lobte Ramnus ein in Stroh gepolstertes Set von rot-grünen Trinkbechern dermaßen deutlich, dass Ferox sich fragte, ob der Fahrer des Wagens sich absichtlich dumm stellte.

    Zitat

    Mein geschätzter Verwandter, Germanicus Ferix ist in Ausbildung und hat eigentlich für bestimmte Zeit außerhalb der Castra nichts verloren.

    Ohne hier zu viel spammen zu wollen nur kurz der Hinweis, dass ich seit geraumer Zeit Miles bin. :D Ich stünde also während der dienstfreien Zeit für ein gemütliches RPG außerhalb der Castra zur Verfügung.

    Zitat

    Da ich momentan der einzige Germanicer hier in Rom bin kann es schon mal vorkommen dass die Unterhaltubg etwas auf der Strecke bleibt.

    Einspruch. ;) Gegen ein wenig Familienspiel in der Casa Germanica hätte ich nichts einzuwenden. Einen Hautplot kann ich momentan nicht stemmen, einen Nebenstrang, um einen Neuling in der Familie willkommen zu heißen, schon.

    "Deine Verwandte sitzt nebenan in einem leeren Officium. Es handelt sich um Octavia Romana, die wohl heute erst in Rom eingetroffen ist. Sie kam mit dem Schiff und legte bei Ostia an. Ich denke, im Kreis der eigenen Gens ist eine junge unverheiratete Frau immer noch am besten aufgehoben. Momentan hat sie keinen Vormund, das macht es schwierig für sie.


    Was Octavius Victor betrifft, so sagt man, er sei verstorben, korrekt. Ich weiß das durch die Erzählungen, die auf dem Flur herumgeistern, der Mann war ja mal Praefectus Urbi, das macht den einen oder anderen nachdenklich."

    "Lurco?" Ferox hatte die Fallakte des letzten Verhörs dabei. "Es geht um den vermeintlichen Mord an Manius Octavius Gracchus. Der Körper liegt momentan im Valetudinarium, wo er auf seine Obduktion wartet. Ich habe die dazugehörige Zeugin soeben vernommen. Da du momentan unser Hauptermittler in Sachen Subura-Kriminalität bist, kannst du sie sicher gebrauchen. Das hier ist eine Kopie, das Original liegt im Archiv. Du kannst die Aufzeichnungen also in dein Officium mitnehmen und damit arbeiten."



    VERNEHMUNGSPROTOKOLL


    ANTE DIEM V KAL SEP DCCCLXXI A.U.C.

    (28.8.2021/118 n.Chr.)


    Ermittler: Nero Germanicus Ferox

    Zeugin: Octavia Romana

    Geschädigter: Manius Octavius Gracchus


    Teil I - Schilderung des Ermittlers:


    Am Stadtor fiel die Zeugin auf, da sie versuchte, in die Stadt einzureiten. Die Sittlichkeit wurde durch diese Handlung verletzt. Daraufhin wurde ihr Tross angehalten, der außer ihr noch aus einer Sänfte mit deren Trägern bestand. Sie wurde gebeten, abzusteigen und einen Mann zu benennen, mit dem man reden könne. Sie verwies darauf, dass ihr Vormund nicht mit den Cohortes Urbanae sprechen könne, da dieser auf der Rückreise von Ostia nach Rom von seinen Sklavinnen vergiftet worden sei. Ihr selbst würde es gut gehen.


    Ein Blick in die Sänfte bestätigte die Anwesenheit einer regungslosen männlichen Person in guter Kleidung. Bei ihm soll es sich um den Vormund der Zeugin gehandelt haben, Manius Octavius Gracchus.


    Die Zeugin gibt an, wähernd der Reise beim plötzlichen Ableben ihres Vetters anwesend gewesen zu sein. Die Leiche wurde nach dem Ableben unverändert in der Sänfte belassen. Es wurden keine Rettungsversuche unternommen.


    Derzeit befindet sich sein Körper zur Feststellung des Todes und zur eventuellen Obduktion im Valetudinarium.


    Die Zeugin begleitete die Cohortes Urbanae ohne Widerstand zur Vernehmung in die Castra Praetoria und zeigte sich im weiteren Verlauf höflich und kooperativ.


    Die verdächtigen Sklaven sind unterdessen in Gewahrsam genommen worden und harren im Carcer der Castra Praetoria ihrer Vernehmung.


    Nach der Zeugenvernehmung wurde die Zeugin in die Obhut ihres bei den Cohortes Urbanae dienenden Verwandten Titus Octavius Frugi übergeben.




    Teil II - Schilderung der Zeugin:


    Die Zeugin gibt an, mit dem Schiff bei Ostia angekommen zu sein. Dort hätte eine dunkelhaarige Sklavin des Verstorbenen sie abgeholt, welche einen Namen so ähnlich wie Maia oder Maria hätte. Diese würde wiederholt versucht haben, ihr ins Gesicht zu greifen unter dem Vorwand, dieses sei beschmutzt. Selbige Sklavin würde ihr wiederholt versucht haben, Wein zu reichen, obwohl die Zeugin Wasser verlangt hätte. Die ebenfalls anwesende Blonde Sklavin, deren Namen als Annia vermutet wird, hätte nie ein Wort gesprochen. Möglicherweise sei sie stumm.


    Manius Octavius Gracchus sei dem Wein zugeneigt gewesen. Zudem hätte er von den gereichten Trauben gegessen. Der Zeugin hätte nicht der Sinn danach gestanden. Während des Ereignisses hätte ihr Vormund ihr in der Sänfte gegenüber gelegen und hätte sich von den Sklavinnen füttern lassen. In der Sänfte hätten sich nur die Zeugin und ihr Vormund sowie Kissen befunden. Trinkbecher und Schalen wären weggeräumt oder von den Sklaven nebenher getragen worden.


    Plötzlich hätte Manius Octavius Gracchus nach Luft geschnappt und gezappelt "wie ein Fisch an Land". Er hätte die Augen verdreht und Schaum sei ihm aus dem Mund getreten. Nach zwei oder drei Minuten hätte er sich nicht mehr gerührt.


    Die Zeugin ging in der weiteren Schilderung vom sofortigen Ableben ihres Vormunds aus. Sie gibt an, angewiesen zu haben, die beiden Sklavinnen fesseln und in sie Sänfte werfen zu lassen, während sie in Richtung Stadtor aufgebrochen sei. Die Namen der anderen Sklaven seien ihr nicht bekannt. Sie sei sicher, dass die Sklavinnen den Mann vergiftet hätten, da sie die einzigen gewesen seien, die ihm eingeschenkt hätten.


    Von Vorerkrankungen des Manius Octavius Gracchus wüsste sie nichts und hätte auch keine Medizin, Tonika oder Salben bei ihm bemerkt. Auch hätte er nicht über Leiden oder Schmerzen geklagt. Jedoch räumte sie ein, ihren Vormund nicht gut gekannt zu haben.



    Unterschrift


    Miles Nero Germanicus Ferox

    Cohors XII Urbana

    Cohortes Urbanae


    cu-miles.png



    Sim-Off:

    Links zum Ereignis: RE: Ankunft in Ostia

    Anbei finden sich die Schilderungen sowohl des Ermittlers (Teil I) als auch jene der Zeugin (Teil II)

    Als Datum wird der Tod des Manius Octavius Gracchus angesetzt, da sich die Vernehmung SimOn am selben Tag abspielte.



    VERNEHMUNGSPROTOKOLL


    ANTE DIEM V KAL SEP DCCCLXXI A.U.C.

    (28.8.2021/118 n.Chr.)


    Ermittler: Nero Germanicus Ferox

    Zeugin: Octavia Romana

    Geschädigter: Manius Octavius Gracchus


    Teil I - Schilderung des Ermittlers:


    Am Stadtor fiel die Zeugin auf, da sie versuchte, in die Stadt einzureiten. Die Sittlichkeit wurde durch diese Handlung verletzt. Daraufhin wurde ihr Tross angehalten, der außer ihr noch aus einer Sänfte mit deren Trägern bestand. Sie wurde gebeten, abzusteigen und einen Mann zu benennen, mit dem man reden könne. Sie verwies darauf, dass ihr Vormund nicht mit den Cohortes Urbanae sprechen könne, da dieser auf der Rückreise von Ostia nach Rom von seinen Sklavinnen vergiftet worden sei. Ihr selbst würde es gut gehen.


    Ein Blick in die Sänfte bestätigte die Anwesenheit einer regungslosen männlichen Person in guter Kleidung. Bei ihm soll es sich um den Vormund der Zeugin gehandelt haben, Manius Octavius Gracchus.


    Die Zeugin gibt an, wähernd der Reise beim plötzlichen Ableben ihres Vetters anwesend gewesen zu sein. Die Leiche wurde nach dem Ableben unverändert in der Sänfte belassen. Es wurden keine Rettungsversuche unternommen.


    Derzeit befindet sich sein Körper zur Feststellung des Todes und zur eventuellen Obduktion im Valetudinarium.


    Die Zeugin begleitete die Cohortes Urbanae ohne Widerstand zur Vernehmung in die Castra Praetoria und zeigte sich im weiteren Verlauf höflich und kooperativ.


    Die verdächtigen Sklaven sind unterdessen in Gewahrsam genommen worden und harren im Carcer der Castra Praetoria ihrer Vernehmung.


    Nach der Zeugenvernehmung wurde die Zeugin in die Obhut ihres bei den Cohortes Urbanae dienenden Verwandten Titus Octavius Frugi übergeben.




    Teil II - Schilderung der Zeugin:


    Die Zeugin gibt an, mit dem Schiff bei Ostia angekommen zu sein. Dort hätte eine dunkelhaarige Sklavin des Verstorbenen sie abgeholt, welche einen Namen so ähnlich wie Maia oder Maria hätte. Diese würde wiederholt versucht haben, ihr ins Gesicht zu greifen unter dem Vorwand, dieses sei beschmutzt. Selbige Sklavin würde ihr wiederholt versucht haben, Wein zu reichen, obwohl die Zeugin Wasser verlangt hätte. Die ebenfalls anwesende Blonde Sklavin, deren Namen als Annia vermutet wird, hätte nie ein Wort gesprochen. Möglicherweise sei sie stumm.


    Manius Octavius Gracchus sei dem Wein zugeneigt gewesen. Zudem hätte er von den gereichten Trauben gegessen. Der Zeugin hätte nicht der Sinn danach gestanden. Während des Ereignisses hätte ihr Vormund ihr in der Sänfte gegenüber gelegen und hätte sich von den Sklavinnen füttern lassen. In der Sänfte hätten sich nur die Zeugin und ihr Vormund sowie Kissen befunden. Trinkbecher und Schalen wären weggeräumt oder von den Sklaven nebenher getragen worden.


    Plötzlich hätte Manius Octavius Gracchus nach Luft geschnappt und gezappelt "wie ein Fisch an Land". Er hätte die Augen verdreht und Schaum sei ihm aus dem Mund getreten. Nach zwei oder drei Minuten hätte er sich nicht mehr gerührt.


    Die Zeugin ging in der weiteren Schilderung vom sofortigen Ableben ihres Vormunds aus. Sie gibt an, angewiesen zu haben, die beiden Sklavinnen fesseln und in sie Sänfte werfen zu lassen, während sie in Richtung Stadtor aufgebrochen sei. Die Namen der anderen Sklaven seien ihr nicht bekannt. Sie sei sicher, dass die Sklavinnen den Mann vergiftet hätten, da sie die einzigen gewesen seien, die ihm eingeschenkt hätten.


    Von Vorerkrankungen des Manius Octavius Gracchus wüsste sie nichts und hätte auch keine Medizin, Tonika oder Salben bei ihm bemerkt. Auch hätte er nicht über Leiden oder Schmerzen geklagt. Jedoch räumte sie ein, ihren Vormund nicht gut gekannt zu haben.



    Unterschrift


    Miles Nero Germanicus Ferox

    Cohors XII Urbana

    Cohortes Urbanae


    cu-miles.png


    Ferox freute sich über die herzlichen Begrüßung seines alten Kameraden. Sie hatten gemeinsam die Ausbildung begonnen und nun war Frugi - der kleine Frugi - Cornicularius. Ferox hingegen krebste immer noch als Miles herum, was sich wohl auch nicht ändern würde. Der gewaltsame Tod seines Bruders in der Subura hatte ihn aus der Bahn geworfen und selbst die Grundausbildung hatte er danach nur mit Mühe geschafft. Hätten seine Ausbilder nicht beide Augen zugedrückt, wäre ihm nicht einmal das gelungen.


    "Salve, Frugi", nahm er den informellen Gruß auf. Leider konnte er nicht lächeln aufgrund des Anlasses. "Ich muss dir zu meinem Bedauern eine traurige Mitteilung machen. Ich habe hier eine Verwandte von dir als Zeugin vernommen, deren Vormund gerade im Valetudinarium liegt. Manius Octavius Gracchus. Alles deutet darauf hin, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt. Da sie nun keinen Vormund mehr hat, wäre es freundlich, wenn du dich vorerst um sie kümmern könntest. Sie sitzt nebenan in dem leeren Officium. Es tut mir leid wegen deines Verwandten. Wenn ich irgendwas für dich tun kann ..."

    "Danke, damit kannst du nun gehen."


    Ferox hatte alles festgehalten, was es festzuhalten gab. Er ging zur Tür, öffnete sie und gab Tarpa Bescheid, dass Octavius Frugi die Zeugin bitte abholen mochte. Noch immer nahm er an, dass sie vom Tod ihres Verwandten unter Schock stand und war froh, sie nun in die Obhut ihrer Familie entlassen zu können.

    Ferox bemerkte die Müdigkeit der Dame, doch konnte er darauf keine Rücksicht nehmen.


    "Ich benötige noch die Namen und Funktionen aller anwesenden Sklaven, ebenso ihren Besitzer. Gehörten sie alle dem Geschädigten? Welche Gegenstände befanden sich in der Sänfte und in welcher Position wurde der Körper aufgefunden?"


    Seine Kameraden kontrollierten die Sänfte momentan, doch es konnte nicht schaden, schon einmal alles aufzuschreiben, woran Octavia Romana sich erinnern konnte und das dann mit dem Ist-Zustand abzugleichen.


    "Sind bei Manius Octavius Gracchus Vorerkrankungen oder aktuelle oder ältere Verletzungen bekannt?"

    Ferox schrieb mit. Am Ende wackelte er nachdenklich mit dem Stilus.


    "Wir haben einen Octavier hier in der Einheit. Ich werde ihn nach der Vernehmung auf dich ansprechen, vielleicht weiß er Rat. Eintweilen möchte ich dich bitten, die Ereignisse, die zum Zustand deines Verwandten führten, aus deiner Sicht zu schildern. Lass kein noch so unwichtig erscheinendes Detail weg, berichte alles, woran du dich erinnern kannst."


    Der Stilus schwebte abwartend über der Tabula.

    Ferox sorgte dafür, dass der Dame ein Becher Wasser hingestellt wurde. Dieser bestand aus Holz und war dementsprechend zu leicht, um ihn als Waffe zu gebrauchen und zersplitterte auch nicht in scharfe Scherben, wie ein Tongefäß das hätte tun können. Ferox begann dem Protokoll entsprechend zunächst mit der Aufnahme der Personalien.


    "Name: Octavia Romana", wiederholte er seine Aufzeichnungen. "Wie war der Name des Mannes in der Sänfte? Gibt es noch einen anderen männlichen Verwandten, an den wir uns wenden können? Ich benötige außerdem dein Geburtsdatum und deinen derzeitigen Wohnort."

    Die Dame auf dem Pferd war plötzlich nicht weiter wichtig. Während Ferox bei ihr blieb, begaben sich Ramnus und Tarpa zur Sänfte. Mit dem Schaft der Hasta schob Tarpa die Vorhänge auseinander, während Ramnus ihn mit stichbereiter Waffe sicherte. Der Anblick war nicht gut. Tarpa ließ den Vorhang wieder zufallen. Ramnus erstattete Ferox Bericht und ausgerechnet der sollte nun eine Entscheidung treffen, weil er der Dienstälteste war. Er verzog keine Miene, doch fragte sich, warum das ausgerechnet während seiner Schicht passieren musste. Viel Entscheidungsspielraum gab es nicht.


    "Wenn du und dein Gefolge uns bitte zur Zeugenvernehmung in die Castra Praetoria begleiten würdet", sprach er. Dass die Frau mit einem toten Römer in der Sänfte nicht einfach weiterziehen durfte, lag natürlich auf der Hand. "Dir ist aber nichts geschehen, du fühlst dich gut?", erkundigte er sich und gab den Weg vor.