Beiträge von Nero Germanicus Ferox

    Vom Stadttor kommend erreichte Ferox mit seinen Begleitern bald die Castra Praetoria. "Bitte nimm Platz."


    Auch er selbst setzte sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches hin und nahm seine Tabula zur Hand. Da es hier um eine normale Zeugenvernehmung ging und Octavia Romana sich bisher kooperativ verhalten hatte, wurde sie höflich behandelt und Ferox sah von einer Fixierung ab. Ihn wunderte zwar ihre forsche Art in Anbetracht des toten Verwandten, doch das musste nichts heißen - jeder reagierte anders auf einen Schock. So hielt er sich mit einem Urteil zurück.


    "Möchtest du etwas trinken?"


    Draußen bezogen Ramnus und Tarpa ihren Posten und schlossen hinter den beiden die Tür. Die Sklaven waren allesamt in Gewahrsam genommen worden, da sie laut der Römerin unter Tatverdacht standen. Der reglose Körper des Manius Octavius Gracchus aber war ins Valetudinarium verbracht worden, wo sich ein Medicus seiner annahm.

    Officium


    Ein schlichtes Officium mit einem Tisch und zwei Stühlen erwartet den Gast. Das Mobiliar ist fest mit dem Boden verschraubt und das Fenster lässt sich nicht öffnen. Herumliegende Gegenstände gibt es nicht - Schreibgerät muss von jedem vernehmenden Urbaner mitgebracht werden und wird anschließend wieder mitgenommen. Handschellen, die mit dem Stuhl verbunden werden, dienen dazu, widerspenstige Gefangene zu fixieren. Vor der Tür stehen während der Zeugenvernehmung ständig zwei Wachposten. Sie dienen der Sicherheit, aber auch als Bringdienst, wenn dem verhörenden Soldaten noch etwas fehlt.

    Aufmerksamkeit erregte im ersten Moment nur die reitende Frau, denn das war weder üblich noch erlaubt und der Grund, warum der Tross angehalten wurde.


    Kein Vater mit Verantwortungsbewusstsein würde seiner Tochter das Reiten erlauben. Jeder wusste, dass die Fruchtbarkeit - das höchste Gut der Frau - darunter litt. Dass eine der Kleidung und Sänfte nach feine Dame obendrein mit gespreizten Schenkeln auf dem Pferd saß wie eine Hure, führte zu einem Stirnrunzeln einiger Soldaten. Ramnus grinste und warf Tarpa einen vielsagenden Blick zu, der erwiderte den Blick und schob seine Zunge ein paar Mal von innen gegen die Wange.


    Ferox hingegen sah die Dinge aus professioneller Sicht. Hier wurden die Sicherheitsbestimmungen und die Sittlichkeit verletzt. So trat er an den Tross heran.


    "Salve, die Dame. Bitte einmal absteigen", meinte er und zückte seine Tabula. Er hielt Ausschau nach dem männlichen Begleiter der Dame, um ihn entsprechend zurechtzuweisen, konnte aber auf den ersten Blick niemanden sehen, von den Sänftenträgern abgesehen. Vielleicht noch in der Sänfte. "Mit wem kann ich sprechen? Dein Pater Familias oder Tutor ist ... ?"

    Wenn Aculeo sich aufmerksam umsah, würde er erkennen, dass scheinbar jemand das Anwesen ab und an besuchte. Einige Schriftrollen lagen sortiert auf einem Tisch, als hätte jemand sie sich dort als Depot bereitgelegt, um nicht jedes Mal alle Regale durchsuchen zu müssen. Es handelte sich im Wesentlichen um wertlose Werke von Jungschriftstellern, wie man sie auf den Märkten zu geringen Preisen erwerben konnte. Den noblen Hausherren der Casa Germanica gehörten sie demnach wohl eher nicht. Das Wertvollste daran waren die Papyri, auf denen sie geschrieben standen. Sie schienen dazu geeignet, der jüngeren, weniger gebildeten Generation zu gefallen, die keinen Wert auf raffinierte mythologische Anspielungen oder kunstvolle Sprache legte, sondern sich an derben und leicht verständlichen Texten zu erfreuen wusste.


    Auch die Küche wurde offensichtlich gelegentlich benutzt und jemand bemühte sich stümperhaft, die sehr mitgenommen aussehenden Zimmerpflanzen in ihren Kübeln am Leben zu erhalten.

    Ferox ließ auf den Wink hin den sich windenden Mann los, den er da gerade an die Wand gedrückt hatte. Dieser konnte sich nun wieder frei bewegen. Er sollte keine Verletzungen davongetragen haben, außer maximal ein paar blaue Flecke auf der Innenseite seiner Fußknöchel und etwas verrutschte Kleidung. Dann trat er neben Lurco und blickte abwartend.


    Die Frage war, ob sie die Trinker jetzt noch nach Hause schaffen sollten oder ob man sich einfach vom Wirt dafür bezahlen ließ, dass man nach dem großen Auftritt, der hier für Furore gesorgt hatte, ohne tatsächliche Kontrolle wieder abzog. Reale Gefahr ging wohl von keinem hier aus, der Gesamtwirkung nach zu urteilen. Auch die Senatorensöhne konnten noch halbwegs klar denken und würden allein nach Hause finden.

    Da einer der Kameraden ausgefallen war, hatte das Contubernium heute Verstärkung von nebenan. Ferox empfand in letzter Zeit Genugtuung bei Aktionen wie diesen. Die Ermordung seines Bruders in der Subura hatte die heilige Flamme der Gerechtigkeit in seinem Herzen entzündet. Die Zeiten des Nichtstuns waren vorbei. Hier musste effektiv für Recht und Ordnung gesorgt werden und er war nicht mehr gewillt, Rücksicht auf die Befindlichkeiten irgendwelcher Zivilisten aus der Subura zu nehmen, aus diesem Sumpf, der Mörder gebar.


    Er packte sich den erstbesten Zecher* und knallte ihn mit der Vorderseite gegen die Wand, damit dem Rest kein Zweifel kam, dass hier durchgegriffen werden würde, wenn einer falsch zuckte.


    "Schnauze! Hände gegen die Wand und Füße auseinander", brüllte Ferox dem Mann von oben ins Genick. Mit den Caligae trat er dessen Beine auseinander. Der Befehl von Lurco war ja wohl eindeutig gewesen.


    Sim-Off:

    *Kann gern ein namenloser NSC sein oder einer der Beteiligten - wie es besser passt. ;)

    Dass Frugi (der kleine Frugi!) unvermittelt auftauchte, gab Ferox einen Energieschub. Gleichzeitig wurde seine grimmige Soldatenmine dadurch ruiniert, die er nur durch konsequent düstere Gedanken hatte aufrechterhalten können. Man sah ihm an, dass er die Mundwinkel mit aller Macht nach unten biegen musste, während seine Augen strahlten. Frugis Beurlaubung war erfreulich kurz ausgefallen!

    Fünf Runden um den Platz waren völlig in Ordnung. Besonders, da ihm kein Zeitlimit gegeben worden war. Da es die Nacht über geregnet hatte, war der Platz voller kaltem Schlamm, doch momentan hielt sich das Wetter stabil.


    Ferox trabte los. Sein einziger Schwachpunkt bei dieser Übung war, dass er zum Schlurfen neigte. Abgesehen von dieser Marotte und einer nicht optimalen Körperhaltung schaffte Ferox die Runden recht zügig. Natürlich keuchte er hinterher, sein Herz schlug heftig und er schwitzte, aber ihm war nicht schwindelig und besaß noch ausreichend Luft, als dass er noch länger in diesem Tempo hätte rennen können.


    Erwartungsvoll sah er den Centurio an, um eine korrekte soldatische Haltung bemüht. Seine Beine waren bis über die Knie mit Schlamm bespritzt, die Caligae samt der darin steckenden Füße vollständig mit braunem Matsch bedeckt.

    Wie mit Centurio Octavius Maro vereinbart erschein Ferox erneut auf dem Campus, als er sich dazu bereit fühlte.


    Er hatte reichlich gegessen in letzter Zeit, mehr als die normalen Rationen, damit er wieder auf die Rippen bekam, und sich langsam wieder hochtrainiert. Inzwischen hatte er so viel zugelegt, dass er zweimal im Armamentarium den Panzer hatte tauschen müssen. Noch immer war er nicht in Höchstform, doch er konnte dem Dienstalltag wieder ohne nennenswerte Einschränkungen bewältigen und sah nicht mehr aus wie ein wandelnder Mane. Seine Laune war jedoch genauso grimmig. Nach dem gewaltsamen Tod seines Bruders war er entschlossen, alles dafür zu tun, dass man in Roma endlich das Verbrechen in den Griff bekam. Nun war auch noch Frugi aus ihm unbekannten Gründen beurlaubt worden. Doch Ferox würde den Weg weitergehen, wo sein Bruder und sein Kumpel es nicht mehr konnten.


    Ferox fühlte sich bereit für die Prüfung.

    "Ich bin für die Prüfung bereit, wann immer du es mir befielst!"


    Oder der Tribun. Gesondert geprüft zu werden, fand er eine gute Sache und eine sehr anständige Geste. Er war ja schon recht weit gewesen in seiner Grundausbildung und jetzt lief er mit seinem fertig ausgebildeten Contubernium mit und erledigte alle anfallenden Aufgaben, die man ihm auftrug, wobei es lediglich sein körperlicher Zustand war, der ihm ab und zu noch einen Strich durch die Rechnung machte. Ansonsten fühlte Ferox sich in der Lage, seinen Dienst zu erfüllen, mehr noch, er sah es als seine Pflicht an, jetzt, wo Antias nicht mehr war, so als müsse er die Lücke in den Reihen der Cohortes Urbanae füllen, die sein Bruder hinterlassen hatte.


    "Danke, Centurio, für diese Möglichkeit."

    "Mir geht es besser, Kamerad", antwortete Ferox freundlich.


    Dann war er ganz bei Frugis Ausführungen. Dieser Vulpis Lupus war ein merkwürdiger Kauz. Was es nicht alles für Leute gab. Vermutlich war das nicht mal ein wirklicher Krimineller sondern einfach nur jemand, der nie Erziehung genossen hatte und dem das Leben beim Militär gut getan hätte, würde er es durchgehalten haben. "Verstanden, Optio."


    Er grinste reflexartig zurück, als Lurco ihn so breit angrinste und hätte sicher auch gelacht, wären sie nicht im Dienst gewesen.

    "Ja, auf jeden Fall fühle ich mich dazu in der Lage! Das bin ich Antias schuldig, er hat mir den Platz bei den Cohortes Urbanae verschafft und ich möchte, dass die Leute zur Verantwortung gezogen werden, die ihn umgebracht haben! Ich betrachte es als meine Pflicht, seine Aufgabe fortzuführen. Ich bin zeitweise noch etwas wackelig auf den Beinen, aber der Medicus hat mich wieder dienstbereit erklärt und ich fühle mich auch bereit."


    Dass er noch nicht wieder in Höchstform war, würde man ihm hoffentlich nachsehen, er tat alles, um seinen Körper wieder aufzubauen, trainierte so gut er konnte, um seine Grenzen nach oben zu verschieben und aß viel, damit er wieder ordentlich Fleisch auf die Rippen bekam. Was das Grab betraf, so würde Ferox an anderer Stelle weiterforschen. Man hatte ihm gesagt, dass nördlich an der Via Salaria Soldatengräber lagen, aber vielleicht ruhte Antias auch in der Familiengruft der Germanici, die hier in Rom einen Familienwohnsitz hatten.

    Ferox trat ein und salutierte.


    "Salve, Centurio Octavius! Ich bin Tiro Nero Germanicus Ferox. Ich befand mich einige Zeit in Gefangenschaft, in der ich eigentlich hätte fertig ausgebildet werden sollen. Ich möchte mich erkundigen, wie es mit mir weitergehen soll. Und wo mein Bruder Germanicus Antias bestattet wurde und ob es vielleicht einen Gedenkschrein für die gefallenen Kameraden gibt."


    Diese Frage in der gebotenen Sachlichkeit zu stellen fiel Ferox nicht leicht. Der Tod seines Bruders lag nun schon eine Weile zurück, aber einen solchen Verlust verarbeitete man nicht mal nebenbei. Besonders nicht, wenn man Ferox hieß. Er versuchte, den schmerzhaften Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.

    RE: [Baracke VII]


    "Tiro Germanixus Ferox auch", meldete Ferox und salutierte. Sein erster Einsatz mit Frugi als Optio, mit dem kleinen Frugi! Allein bei dem Gedanken wurde er ganz rührselig. Frugi war eigentlich nicht klein, aber irgendwie ... es hatte sich so in seinem Hirn festgebrannt, vielleicht weil Frugi so zierlich gewesen war bei seiner Ankunft bei den Cohortes Urbanae und Ferox im Gegenteil eher dazu neigte, anzusetzen, auch wenn man davon im Moment nichts sah, oder vielleicht auch nur darum, weil er Frugi sehr mochte. Sogar Pupillus mochte Frugi und der mochte eigentlich gar niemanden - nicht mal sich selbst.


    Ferox schaute zu Lurco, der neulich im Valetudinarium für Theater gesorgt hatte, weil es ihm nicht schnell genug ging. Der Mann dachte vermutlich in Berichtform, fühlte in Gestalt von Befehlen und nahm den Dienst generell sehr ernst. Ferox würde das ja auch gar nicht stören, wäre er deswegen nicht beim letzten Mal vor lauter Stress umgefallen.

    Ferox starrte mit eigentümlicher Faszination auf den angefressenen Keks, der erst reumütig auf den Tisch gelegt wurde, nur um dann doch in den Untiefen des Magens von dem großen Kerl zu verschwinden. Ramnus hieß der, er war leicht zu identifizieren. Solche Brocken gab es nicht viele. Ferox blinzelte und riss sich zusammen. Der Mann konnte ja auch nichts dafür und er starrte ihn beim Essen an wie irgendein Zootier.


    "Ja ... wohl", bestätigte Ferox und ging nach nebenan, um seine Ausrüstung anzulegen, ehe er sich mit den anderen am Tor treffen würde.


    RE: [Porta Praetoria] Haupttor (Vor dem Betreten des Lagers hier melden!)

    Ferox blickte schockiert an sich herab, als Lurco sagte, Scato solle ihn sich anschauen. Er sah dürr aus und trug seine Schlaftunika, doch ansonsten?! Lurco zerrte Scato sogar am Arm weg, obwohl der ebenfalls anwesende Miles Medicus, der immerhin ein Unteroffizier war, gesagt hatte, Lurco solle gehen! Ferox wurde blass und kippte vor lauter Stress rücklings um - genau zurück ins Bett.

    Es klopfte und Ferox trat ein. Die Stube war mit deutlich mehr Leuten vollgestopft, als eigentlich hierher gehörten. Vor lauter Milites konnte er kaum treten. Und der kleine Frugi mittendrin! Ferox salutierte. Inzwischen sah es wieder ganz passabel aus, was er so trieb, von dem Mehlstaub auf seiner Tunika abgesehen. Er hatte Pupillus beim Kochen geholfen.


    "Tiro Germanicus Ferox meldet sich wie befohlen!"

    Auf das freundliche Lächeln hin vergaß Ferox, dass er eigentlich fortan etwas strenger wirken wollte. Er verzichtete darauf, in den Habseligkeiten und der Wäsche des Mannes herumzuwühlen. Das war einfach nur ein Reisender mit zu wenig Geld, um sich einen Sklaven zu leisten, der ihm die Taschen trug. Er besaß ja nicht mal einen Esel, auf dem er hätte reiten können ... Ferox´ Gesichtsausdruck wurde von Bedauern erfüllt.


    "Als ich nach Rom kam, war ich fast so mittellos wie du", plauderte er leutselig. "Aber ich hatte wenigstens ein altes Maultier, meine treue Vespa. Rom kann die Geschicke der Menschen ändern!" Dass er immer noch nahezu mittellos war, verschwieg er, um den Annaeus nicht zu demotivieren. Diese Stadt konnte die Treppe hinauf in höchste Kreise sein, aber auch hinab in den Abgrund führen. Damit, dass er sich an Ort und Stelle hielt, machte Ferox vermutlich wenigstens nicht alles verkehrt. Er winkte den Annaeus weiter.


    "Wünsche viel Erfolg. Gute Weiterreise und angenehmen Aufenthalt!"