Beiträge von Tiberius Decimus Rusticus

    Aufmerksam lauschte Rusticus den Worten der Tiros und derer des Centurios. Interessant war es zum einen, zum anderen gab es etwas Zeit sich zu erholen, was jeden hier wohl gefallen durfte. Auch seine Arme schmerzten nicht mehr so arg wie noch vor ein paar Minuten, großartiges Interesse sie jedoch zu benutzen hatte der Tiro nicht, die Pause war genau richtig, drum lies er es sich auch nicht nehmen sein Wissen zu offenbaren und die Frage des Centurio zu beantworten.


    "Centurio Iunius Avianus, der weitere Unterschied ist, dass nur Praetorianer als Leibwache eingesetzt werden und ihr ansehen höher als das der Urbaner ist.", sprach Rusticus, "Zudem ist der Sold bei den Urbanern schlechter."


    "Und man ist etwas weiter entfernt von zickigen, höhergestellten Frauenzimmern und den hier und da auftauchenden Konspirativen.", konterte noch der Tiro rechts neben ihm.

    Wurde sein Unterarm von einem Mann durch die Menschenmassen gezogen oder befand sich der Arm des Tiros zwischen zwei Mühlsteinen? Was hatte dieser Cluvius nur für eine Kraft in den Händen. Eindeutig gutes und sehr viel Training, bei einer Schlägerei mit ihm möchte Rusticus nicht auf der falschen Seite stehen.


    Doch genug der Gedanken, schon kam der nächste Befehl, „Ich bleib schräg hinter dir und halt dir den Rücken frei. Also los! Hol mir das Arschloch!"


    Das lies sich Rusticus nicht zwei mal sagen, dieses Steine werfen musste sofort aufhören, bevor noch jemand verletzt wurde. Es war so schon ein Wunder, das es keine Verletze gab. Ein paar Eier zu werfen, ein paar Oliven oder Kohlköpfe waren das eine, aber Steine. Rusticus schüttelte den Kopf, wie konnte man nur so etwas gefährliches werfen. Vollkommenes Unverständnis machte sich in ihm breit, würde jemand so etwas an den Kopf bekommen, wäre es aus.


    So Schritt der junge Tiro geschützt hinter seinem Scutum durch die Menschenmassen. Glücklicherweise war der Steinewerfer zu sehr mit sich und seiner Trefferkunst beschäftigt, als das er ihn bemerkte. In einem Bogen näherte sich Rusticus, dem gelockten schwarz haarigen Mann. Der Decimus wollte keinesfalls frontal auf ihn zu gehen, die Chance das der Werfer in den letzten Reihen verschwindet war zu groß.


    Aber das Glück war Rusticus hold. Unter den erstaunten Blicken anderer Besucher schlich er sich nun Seitlich an den Werfer heran und als der Werfer Rusticus bemerkte, war es schon zu spät. Schnell hatte ihn Rusticus am Handgelänk gepackt.


    "Das Steine werfen hat eine Ende, du bist fest genommen. Komm bitte freiwillig mit."


    Dies hatte er wohl nicht erwartet und ohne großartig weiteres murren ging er seitlich neben Rusticus in Richtung des Miles. Kurze Fluchtversuche gab es, jedoch hatte ihn Rusticus schnell wieder am Arm gepackt. In dieser dicht gedrängten Menge, war es eh nicht möglich schnell voran zu kommen.


    Rusticus hoffte, dass er zumindest dieses mal alles richtig gemacht hatte, als er zum Miles kam.


    "Miles Cluvius Sulca, wir haben einen der Steine werfer!"

    Der Tiro nickte, von nun an, alles genau nach Anweisung und lieber zwei mal als kein mal nachgedacht. Der Miles hatte die ausgesprochen gute Idee endlich gegen die Steinewerfer vor zu gehen.


    „Du bist ein ziemlich großer Kerl, das wollen wir doch ausnutzen nicht wahr? Wir gehen jetzt die Reihen ab und picken uns in Ruhe einen oder zwei von den Steinwerfern aus. Wenn sie einigermaßen gut zu erreichen sind, greifen wir zu. Aber keine Alleingänge! Und vor allem kein Gladius! Verstanden, Tiro?"


    Der Decimus nickte. "Verstanden, Miles!"


    Seine Größe war ihm wirklich von Vorteil und einen Moment lang überblickte er die Schar der Menschen. Es war schwer jemanden aus zu machen, eine Nadel im Heufaufen war einfacher zu finden. Ein breite Wand an weißen Tunikas bäumte sich vor ihm aus. Wie sollte Rusticus hier nur ein oder zwei Steinewerfer erblicken?


    Immer wieder schaute er schnell von links nach rechts, nach vorn und wieder zur Seite. Irgendwann würde er schon einen erwischen. Ein paar Augenblicke dauerte es, bis er einen Kerl in den hinteren Reihen entdeckte, gerade als er zum Wurf ausholte.


    „Miles! Da hinten, ein Mann in einer weißen Tunika, ungefähr 30 Jahre alt, dunkles lockiges Haar mit einer Narbe am Hals! Er holt gerade zum Wurf aus!“

    Das hatte Rusticus nun davon. Einfach Befehle befolgen und ein guter Tiro sein, war gar nicht so einfach und die strafenden Blicke von Centurio Iunius Avianus waren auch nicht gerade die pure Freunde.


    Gerade in diesem Moment wünschte sich Rusticus im Boden zu versinken oder wenigstens einen Stein an den Kopf zu bekommen. Ein paar Wochen im Lazarett und den Ärger mit den üblichen Rekruten, hätten sicherlich dazu beigetragen, dass Centurio Avianus die Sache hier schnell wieder vergisst.


    Das Schwert ziehen ... wie unüberlegt doch die Handlung war. War dies doch eine der ersten Sachen, die der Centurio ihnen auf dem Exerzierplatz bei brachte.


    Am besten er würde sich nun nur noch an Cluvius halten und dies hier alles hinter sich bringen. Eventuell könnte er den Fehler so wieder gut machen.


    "Miles Cluvius, wie lauten eure Befehle?"

    Beim Jupiter, so hatte sich das Rusticus nicht gedacht. Eilig und Hände zitternd steckte er sein Gladio wieder ein. Hatte er doch glatt die Hasta vergessen und das das Gladio nicht gezückt werden darf. Die Hitze des Gefechtes, wollte er nur seinen Befehl ausführen und stieg sofort ins Fettnäpfchen.


    Verdammt, dachte sich Rusticus, dies hätte nicht passieren dürfen. Aber wie hätte er sonst auf die Masse reagieren sollen, irgendwie musste er sich Gehör verschaffen. Ein Tiro zu sein, war gar nicht so einfach, ging ihm in diesem Moment durch den Kopf.

    „Komm mit Tiro! Zertreten wir ein paar Schienbeine!"


    Schon der nächste Auftrag, dieses mal von Cluvius.


    "Ein neuer Befehl, mein Angebot bleibt. Sollte jemand näher kommen, kann er den Deliquenten gern Gesellschaft leisten.", sprach der Tiro und schritt zu Cluvius.


    Ein kurzer Blick genügte. Der Tiberius hatte es nur halbwegs geschafft einen kleinen Teil des Pöbels ruhig zu bekommen, in einigen anderen Ecken sah es immer noch schlimm aus. Auch an seinem gerade verlassenen Platz merkte er noch aus den Augenwinkeln, dass schon wieder die ersten Zähen leiste nach vorn wanderten. Was war heute mit den Leuten los, wollten sie selbst Hand anlegen?


    "Zu Befehl, Miles, ich stehe zu eurer Verfügung!"


    Sim-Off:

    Sorry, hoffe es macht nix, dass ich etwas voreilig war.^^'

    Die Menschenmenge war aufgebracht. Steine flogen, Gemüse und Obst jeglicher Art. Ferox und Frugi hatten zusammen mit dem Rest der Urbanern zu tun, die Leute in Schach zu halten. Schon kam der nächste Befehl, an diesem durch aus aufregenden Tag.


    "Miles!", rief er dem Cluvier zu, "Nimm dir den Tiro und hilf' deinen Leuten mal! Wer's übertreibt, kann sich gleich auf den Karren setzen und mit uns zurück zur Castra fahren!"


    Die Deliquenten waren beide fest verschnürt, von ihnen ging keine Gefahr mehr aus, nun musste man sich anderen Aufgaben widmen. Ein Auftrag, den Rusticus nur zu gern ausführte, wollte er doch gern sehen, ob sein neuer Status im normalen Pöbel für Eindruck sorgt.


    Geschwind überblickte Rusticus die Menschenmenge und suchte sich einen Bereich aus, der besonders stark unter dem ungehorsam des Pöbels litt. Stolzen Schrittes, ohne eine Miene zu verziehen schritt Rusticus vor die Menschenmenge. Er wusste schon, wie er den Pöbel zur Ordnung bringen konnte. Als der frisch gebackene Trio vor dem aufbauschenden Pulk Menschen stand, zog er sein Gladio, hielt es kurz in Richtung der Masse und stellte es dann damit auf der Spitze voran auf den Boden.


    „Lieber Römer, mehrfach wurde euch gesagt, ihr sollt Abstand halten, euch zu benehmen und Ordnung walten zu lassen. Bei Jupiter, ich bilde ab sofort eine imaginäre Linie. Sollte einer auch nur Ansatzweise auf die Idee kommen näher als 10 Fuß zu kommen. Werde ich ihn persönlich den Weg zum Miles zeigen und die Möglichkeit lassen die Hinrichtung aus nächster Nähe beiwohnen zu lassen.“, sprach Rusticus und umfasste den Griff seines Gladios noch einmal fester.


    Die Ansprache schien Wirkung zu zeigen, die Leute wichen freiwillig mehrere Fuß zurück. Rusticus viel ein Stein vom Herzen, ob nun er oder das Gladio mehr Eindruck machten, war ihm in diesem Moment egal. Die Hauptsache war, dass er seine Aufgabe erledigte.


    Glücklicherweise hatte man seine Aufgeregtheit nicht bemerkt, für einen Augenblick hätte er auch nicht gewusst was er hätte tun solln, wenn die Leute seinen Befehl nicht folge geleistet hätten.

    Der Miles war anscheinend einer der raubeinigen Sorte, man sah das Feuer in seinen Augen. Das Feuer was loderte und nach dem Tod rief, dem Tod anderer, er genoss den Anblick derer die vor ihm knieten. Wie ihm befohlen schnürte Rusticus den Gefangenen mit einem Lederband die Hände an den Holzpflock. Ordentlich fest zog er dabei das Leder, so das der Gefangene auch nicht entkommen konnte.

    Mit Schmerz verzerrtem Gesicht stand Rusticus unter der Last seines Gepäcks wieder auf. Wie ein alter Mann fühlte er sich, Müde, Schlapp, einfach vollkommen erledigt. Seine Armmuskeln schmerzten wie Feuer, es Zog und Stich quer durch den gesamten Arm und wenn Rusticus daran dachte, dass erst ein paar Minuten des heutigen Tages um waren, getrauter er sich gar nicht an heute Abend zu denken, wie sollte es ihm dann ergehen.


    Auf jeden Fall musste er sein Marschgepäck los werden, ansonsten würde er kaum den Vormittag überstehen. Mit zusammen gebissenen Zähnen streifte Rusticus eilig den Rucksack ab und sein sonstiges Gepäck.


    Eine riesige Last viel von seinem Rücken ab, als der Centurio mit seiner Ansprache fertig war. Ob noch Fragen offen waren?


    Rusticus hatte viele Fragen:


    Wo ist die nächste Kantine?
    Wo das nächste Badehaus?
    Wo die nächste Massage und das wichtigste, wo ist das nächste freie Bette?


    Aber das waren nur Wünsche, jetzt galt es durch zu halten un da er heute schon genug Fragen gestellt hatte, die man ihn nicht beantworte, sprach er einfach, "Nein, Centurio Iunius Avianus!"

    Etwas ungläubig blickte der Tiberius seinen Vorgesetzten an.


    "Wir nennen sie einfach ... Mörder, Verbrecher ... Abschaum ..."


    Mörder, Abschaum, Verbrecher, dass stimmte schon. Jedoch waren es nicht die Worte, die Lucius Tiberius Lepidus benutzte. Er meinte nicht, dass sie einen Titel wie Mörder oder Verbrecher bekamen, sondern komplett neue Namen. Warum sollten zwei Verbrecher einen anderen Namen bekommen, warum nennt man sie anders? Weshalb ändern man die Namen und sagt nicht, wer sie wirklich sind?


    Rusticus wurde nachdenklich und noch eher er seinen Gedanken weiter spinnen konnte, bekam er den Befehl bei dem Miles Cluvius zu bleiben und ihm zu assistieren. Rusticus gehorchte wie ihm befohlen wurde, doch weiterhin mit einem ungutem Gefühl in der Magengegend. Irgend etwas an der gesamten Sache war sehr seltsam, merkte dies der Centurio nicht?

    Der erste große Befehl den Rusticus zu befolgen hatte. Stolz schritt Rusticus in der frisch polierten Rüstung die Straße langsam hinter dem Gefangenentransport hinterher. Es war ein atemberaubendes Gefühl. In diesem Moment war es für ihn so, als würde ihm Rom gehören, die Leute ihm zu jubeln. Jubeln, als würde er aus einer glorreichen Schlacht zurück kehren, als hätte er eines der Barbarischen Länder unterworfen und würde voran schreiten, um seine Belohnung zu holen und Ehre zu erlangen.
    Eine kleine Case am Rand von Rom oder ein Gut, was mochte man für Reichtümer erlangen, wenn dem so wäre. Aber eigentlich war es auch egal was er bekommen würde, Hauptsache war, dass eines dieser unzivilisierten Barbarenvölker verschwunden war.


    Doch leider riss Rusticus die Realität schnell wieder aus seinen Träumen, noch ehe er sich versah hielt der Transport an und der Befehl zum entladen der Gefangenen wurde erteilt. Gleich reagierte Rusticus nicht, es dauerte einen Augenblick bis er sich wieder gefangen hatte. Derweil fing Ferox schon an die gefangenen herunter zu holen.


    >Verdammt!<, Rusticus ärgerte sich vehement, >Verdammte Träumerei!<
    Jetzt fängt der Germanicus noch vor mir an. Eilig begann Rusticus Ferox zu helfen und die Gefangenen vom Wagen zu holen. Ein prüfender Blick schweifte kurz aber ausgiebig über die Fesseln, ein kurzer Ruck folgte - alles in Ordnung.


    Aus den Augenwinkeln beobachtete Rusticus seinen neuen Kameraden Frugi, er sah etwas blass aus. Was hatte er nur, war er noch nie bei einer Hinrichtung? Es war doch das selbe wie Gladiatorenkämpfe.
    Wahrscheinlich war es so wie er es vermutete und Frugi hatte Angst.


    "Nun komm schon Frugi, alles in Ordnung.", flüsterte ihm leise zu, dass der Centurio oder jemand anderes etwas hören konnte.


    Etwas schwach der Kleine, ging Rusticus durch den Kopf. Bei Gelegenheit würde er Frugi auf jeden Fall einmal zum Wagenrennen oder einem Gladiatorenkampf einladen.


    Als die beiden Gefangenen beim Carfnifex angekommen waren und ihm übergeben wurden, blieb Rusticus bei den Gefangenen stehen. Laut Befehl sollte der Carfnifex beide Gefangenen noch fest binden. So lange musste er auf jeden Fall noch warten, nicht das diese Mörder noch fliehen konnten. Rusticus achtete sehr auf den Centurio, bisher schien er und die anderen alles richtig zu machen. Rusticus war erleichtert, doch hörte er in diesem Moment etwas, was ihm eigenartig vor kam.


    "Ach ja, die richtigen Namen der Gefangenen müssen wir der Menge nicht unbedingt preisgeben."


    Was sagte da Lucius Tiberius Lepidus soeben, die richtigen Namen? Fragend blickte sich Rusticus schnell um. War dieser Satz normal oder hatte ihm sonst keiner gehört?
    Nach einem Moment schritt Rusticus unmerklich einen Schritt zurück und schaute kurz den Centurio an.


    "Centurio Iunius Avianus, verzeiht einem jungen Tiro die Frage, aber Lucius Tiberius Lepidus meinte die Gefangenen tragen falsche Namen. Ist es normal den Gefangenen falsche Namen zu geben? Ich war leider noch auf keiner Hinrichtung, aus diesem Grund meine Frage."

    Rusticus keuchte, weißer Nebel kam aus seinem immer noch staubigem Mund.


    >XVII, gerade einmal XVII Liegestütze hatte er geschafft. Die anderen waren schon bei XXIIX angekommen.< Nur gut, dass der Centurio immer einmal wieder weg sah und Rusticus kurz verschnaufen konnte, andernfalls hätte er nie und nimmer mit Marschgepäck L Liegestütze geschafft. Er war heute so schon schlecht aufgefallen, was er bedauerte. Jetzt noch einmal auffallen oder gar zusammen brechen und schwäche zeigen, kam für ihn nicht in Frage.


    Ab und an einmal aussetzen war zwar nicht gerade richtig, dass musste sich auch eingestehen, doch wollte er seinen Kameraden auch noch zumuten noch einmal von vorn an zu fangen und da passierte es. Ein Tiro nicht weit von ihm entfernt brach bei der Nr. XXIX zusammen. Verdammt, dachte sich Rusticus, noch einmal von vorn alles. Rusticus schwankte zwischen Ärger und Mitleid. Bei den richtigen Kameraden würde er damit keine Punkte sammeln. Andernfalls war auch Rusticus schon negativ aufgefallen und hatte dafür Verständnis.


    "Pssst, los auf die Beine, beeile dich!"


    Während er da den Tiro liegen sah, gingen Rusticus nur zwei Gedanken durch den Kopf. Hoffentlich merkte der Centurio nichts. Zum anderen, warum machte er die Liegestütze, wenn er sich schon für den Latrinendienst entschieden hatte?

    Ein kräftiger Schlag in seine Rippen unterbrach das innige Stieren zwischen Rusticus und seinem Vorgesetzten. Kurz zuckten die Augen des Tiro in die Richtung, aus der der Schlag kam. Was sollte diese Geste? Wollte der Tiro neben ihm jetzt auch noch vor dem Centurio einen Streit anfangen, etwa eine handfeste Schlägerei? Diesen Römer würde er genau im Auge behalten und ihm später zur Rede stellen, dafür war jetzt aber keine Zeit.


    Etwas irritiert blickte Rusticus wieder in die Augen des Centurio. Hatte er sich etwa gerade zu viel heraus genommen? Aber wie sollte er sonst hier Bescheid wissen, keiner sagte ihm etwas. Gebietet es nicht die Höflichkeit den neuen alles zu sagen?


    Die Rekrutierung am gestrigen Tag war eine einzige Hatz und spät abends musste er auch noch seine Baracke finden. Wieder war niemand da, der Bescheid wusste, so landete er erst einmal mehrere Stunden in der falschen Baracke, bis ihn ein Centurio in die richtige Baracke brüllte. Warum er kurz vor Mitternacht nicht in der ersten Baracke bleiben konnte und am nächsten Tag wechselte, konnte Rusticus nicht verstehen. Zum einen war die Baracke genau gegenüber, ansonsten änderte sich nichts. Die Innenausstattung war spartanisch, wie in einem Heerlager nicht anders zu erwarten. Auch die Leute sahen sich ziemlich ähnlich und sobald der Centurio mal nicht anwesend war, war die Stimmung außerordentlich heiter.


    Ein Schlag gegen die Beine riss Rusticus aus seinen Gedanken. Was war geschehen?
    Noch im Flug registrierte Rusticus das geschehen, geschwind hatte der Centurio Rusticus mit einer Fußfege von den Beinen geholt. Noch ehe Rusticus etwas machen konnte landete er mit dem Gesicht voran im Dreck. Um ihn herum staubte es und eine kleine Wolke aus Staub und Dreck breitete sich aus ihm heraus. Glücklicherweise war der Boden recht weich, da es erst vor kurzem regnete, wäre die Boden hart gewesen, hätte sich Rusticus sicher die Nase gebrochen.


    Normalweise hätte Rusticus in diesem Moment angefangen zu schimpfen, aber nun war er beim Militär, einen vorgesetzten an zu greifen und dies nur Verbal hätte den sofortigen Ausschluss aus dem Herr zur Folge gehabt, wenn nicht sogar noch etwas schlimmeres.


    So fügte sich Rusticus und legte kurz sein Gesicht auf die Seite. Seine Augen schmerzten einen Augenblick, Staub war in sie eingedrungen. Die Lippen waren mit feinem Sand benetzt, sogar in seinem Mund spürte Rusticus noch die feinen Spuren des Bodens.


    Rusticus wollte sich keine Blöse geben und stemmte gleich darauf die Hände links und rechts auf den Boden und breitete sich für die Liegestütze vor. Nur schwerlich brachte er das Marschgepäck dazu, sich zu bewegen. Mit 60 Mina Marschgepäck 50 Liegestütze? Die wenigen Liegestütze in der Rekrutierung waren kein Problem für Rusticus, jedoch mit dem Marschgepäck, wie sollte das Rusticus schaffen. Schon wieder nach oben zu kommen, in die Grundstellung machte ihm mehr als zu schaffen.

    Der Centurio war mehr als erregt über die schlechte Disziplin der Truppe. Leider war er auch von Rusticus nicht besonders begeistert. Er wurde ermaht, da er das gesamte Marschgepäck mit gebracht hatte.


    Kurz athmete der Tiro ein, bis er ihn in die Augen sah, "Centurio Iunius Avianus, verzeiht! Mir wurde hier leider noch nicht viel erklärt. Keiner wies mich ein wo ich mein Nachtquartier finde, keiner wo ich meine Mahlzeiten zu mir nehmen kann, auch fand ich niemanden der mir verraten konnte, wo ich meinen Sold abholen kann. Erst recht hatte mir keiner erklärt, was wir auf den Exerzierplatz mit nehmen sollten. Bei allem Respekt ihnen gegenüber, jedoch, wäre dies nicht eure Aufgabe gewesen uns in alles ein zu weisen? Ich finde dann eine Bestrafung schon recht hart, sollte es jedoch eure Auffassung sein, dass dies gerecht seih, melde ich mich für den Latrinendienst!"

    Rusticus wollte zwar die gesamte Zeit stur gerade aus sehen, dem Centurio entgegen, aber er glaubte soeben nicht, was da an seine Ohren kam.


    Redeten da eben gerade zwei Tiro über ihr heutiges Abendessen? Er sprach über Nahrungsmittel und das Kochen. Hörte er da gerade etwas über Bohnen mit Spreck oder hatte er sich verhört? Obwohl er nicht gerade so aussah als könnte er gut kochen, interessierte sich Rusticus doch sehr dafür, was diesen Tiro da gerade nach der Ansprache des Centurio dazu trieb um über Bohnen mit Spreck zu reden! Hatte er ein besonders gutes Rezept?


    In seiner Haut möchte Rusticus gerade nicht stecken. Direkt nach der Ansprache des Centurio über Bohnen mit Spreck zu reden war sehr unhöflich!

    "Salve, Centurio Avianusi!", brüllte Rusticus lauthals heraus, nach dem er sich von der Mark erschütternden Rede, seines neuen kommandierenden Offiziers erholt hatte.


    Noch einmal schluckte Ruisticus und machte sich ernsthafte Gedanken über seine weitere Zeit hier. Der Centurio schien nicht gerade von der gnädigsten Sorte zu sein und reizen sollte man ihn besser nicht.


    Reizen war das richtige Wort, als ein Trio rechts neben ihm anfing zu zittern und sein Gladio fallen lies.


    Hatte er etwa Angst?

    Schlief der Miles gerade eben noch oder bildete sich Rusticus dies nur ein? Richtig hatte er es nicht gesehen, aber es wäre gut möglich gewesen. Müde und verschlafen war er jedenfalls. Eine andere Möglichkeit wäre noch gewesen, dass er einfach vertrahnt und nicht der schnellste war. Aber konnte dies beim Militär sein?


    Es konnte! In aller Ruhe suchte der Miles Rusticus Ausrüstung zusammen. Nach ungefähr zehn Minuten kam er mit der Ausrüstung zurück. Rusticus war überglücklich, aber als er genauer hin sah, war da keine Ausrüstung, der Mann kam nämlich nur mit den Schuhen zurück, stellte sie ab und verschwand wieder in einem Hinterzimmer. Einige Minuten später das selbe mit der Rüstung, dem Schild, dem Gladio und so ging es mit der gesamten Ausrüstung weiter. Rusticus Mine wurde von Minute zu Minute angespannter, sein Puls schwehlte nach oben, aber er bleib ruhig.


    >Wären alle Waffenenausgeber so schnell wie er, wären die Soldaten Roms gezwungen mit Stöcken in ihrer Tunika zu kämpfen.<, ging Rusticus immer wieder durch den Kopf.


    "Römer! Ich habe es Eilig, bitte!", aber dieser schien die Worte Rusticus gar nicht zu vernehmen oder es war ihm sprichwörtlich egal.


    Nach sage und schreibe über 50 Minuten hatte Rusticus endlich den letzten Ausrüstungsgegenstand bekommen. Vor ihm auf dem Tisch lagen Kiloweise Ausrüstungsgegenstände. Wie er schon wusste, wiegt das Marschgepäck eines römischer Soldaten über 60 Mina.


    "Aber wie bekomme ich dies hier alles auf einmal weg?"


    Unscheinbar blickte er in die verträumten Augen des Miles, dieser aber war schon sicherlich wieder auf dem halben weg zu Somnus. Von hier war keine Hilfe zu erwarten.


    Viel Zeit hatte Rusticus nicht mehr, sollte er doch auf schnellstem Wege in die Unterkünfte gehen um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen und eventuell etwas zu essen. Die Sonne ging schon langsam unter und lange überlegen konnte er nicht.


    Ein Geistesblitz im richtigen Moment erhascht den frisch gebackenen Tiro. Sämtliche Ausrüstungsgegenstände, das Gladio, die Rüstung wurden eiligst auf das große Schild gelegt. Geschwind wurde das Schildes an einem Ende hoch gehoben und unter den verblüfften Augen des Miles schliff Rusticus sein Schild hinter sich auf den Boden her.


    Sein Ziel war klar, die Unterkünfte der Cohorten.


    >>

    <<


    Angehetzt kam Rusticus an der Waffenkammer an. Hatte er doch unterwegs Aulus Iunius Avianus getroffen, der ihm schnellst möglich auf dem Exerzierplatz sehen wollte. Schon Morgen früh. Die ganzen Untersuchungen, die Wege die er zu erledigen hatte, hatten ihm viel Zeit geraubt. Es war schon später Nachmittag und hoffte in der Waffenkammer seine Ausrüstung zu bekommen.


    "Salve! Ist hier irgendwer? Decimus Patrobius Proximus schickt mich um meine Ausbildung ab zu holen. Schnell, es eilt!"

    Was für einen Tag hatte da Rusticus nur hinter sich gebracht und erst die Nacht...


    Kein Auge hatte er zu getan, nach dem er endlich seinen Schlafplatz gefunden hatte. Wo war Rustuicus hier eigentlich gelandet? In einer Taverne oder einem Heerlager? Überall betrunkene und laut schwelgende... ja er mochte das Wort gar nicht denken... Kameraden? Dies sollen diejenigen sein, mit denen er seine Ausbildung absolvieren musste? Rusticus bekam nur bei dem Gedanken schon stechende Kopfschmerzen.


    Etwas feiern ja und später, in ein paar Tagen würde er auch dazu stoßen, aber vor so einem wichtigen Tage wie heute und dann in diesem Ausmaß? Wäre da nicht lieber eine gute Vorbereitung besser als ein Trinkgelage?


    Rusticus sah sich um, mit wem er denn die nächste Zeit zusammen leben würde. Die meisten sahen aus, als wären sie schnurstracks von Mamas Tunikazipfel zur Armee gekommen. Andere sahen eher nach den typischen hochnäsigen Gesindel aus, welches er besonders mochte. Wieder andere sahen aus, als wären sie aus der gehobeneren Gesellschaft.
    Rusticus zog es vor sich nicht an diesem Saufgelage nicht zu beteiligen und kümmerte sich lieber um seine Ausrüstung. Von einer Wache im Lager hatte er im späten Abend erfahren, dass Vorgesetzte sehr auf den akkuraten Sitz der Ausrüstung achten, ebenfalls darauf in welchem Zustand sie sich befindet. Schmutz, Kratzer, angelaufene Flächen auf der Rüstung, ja das sahen die Vorgesetzten nicht gern, aus diesem Grund verbrachte Rusticus viel Zeit am Abend damit die Rüstung, das Gladio und das Schild zu polieren. Ebenfalls probte er mehrfach sein Rüstung und Ausrüstung an zu legen.


    Nach all der Zeit und den Mühen am heutigen Tage war Rusticus erpicht darauf in Somnus Arme zu kommen. Doch wie sollte er dies bei der Lautstärke seiner Kameraden schon bewerkstelligen? Diese Nacht würde für Rusticus sehr kurz werden...


    Der nächste Morgen war gekommen, trotz nur weniger Stunden Schlaf war Rusticus der erste, der in voller Ausrüstung dastand, die Übung am vorherigen Abend hatte seine Wirkung nicht verfehlt.


    >Tja, wer lange feiert ist am frühen Morgen nicht ausgeschlafen.<, dachte Rusticus während er schon in Richtung Exerzierplatz lief und einige seiner Kameraden immer noch im Bett lagen. An Essen war für Rusticus heute morgen nicht zu denken.


    Von Minute zu Minute füllte sich der Exerzierplatz mehr und mehr.


    Zu Rusticus Erheiterung begann der Morgen, wie der Abend geendet hatte.


    Laut tratschende Männer, so weit das Auge reichte. War er hier bei den Waschweibern gelandet?
    Rusticus hätte am liebsten für Ordnung gesorgt, waren sie jetzt schließlich beim Militär und nicht am Marktstand. Aber leider stand es Rusticus nicht zu hier Ordnung zu schaffen. Ein letztes mal überprüfte er den korrekten Sitz seiner Rüstung, als auch schon der kommandierende Centurio näher kam.


    "Tirones! In aciem venite! State!", brüllte er in die überraschte Kameradschaft, die plötzlich wie aufgeschreckte Hühner anfingen umher zu rennen.


    Rusticus und einige andere bildeten sofort eine Reihe. Der Großteil jedoch wusste mit dem Befehl nichts an zu fangen. Gut das er damals seinen Vater immer aufmerksam zuhörte. Er wusste also in etwas was ihn erwartet und was von ihm erwartet wurde.


    Es dauerte und dauerte, einige hatten ihre Ausrüstung beim warten auf den Centurio wieder teilweise abgelegt, andere vergaßen wo sie ihr Gladio oder Schild hatten liegen lassen. Aber wer konnte es ihnen verdenken. 60 Mina Marschgepäck, auch Rusticus hatte es sehr schwer mit diesem Gewicht um zu gehen, wog es doch fast ein drittel seines eigenen Körpergewichtes.


    Ein paar Mann hatten es geschafft eine Reihe zu bilden, wie viele waren es vier oder fünf? Rusticus
    zählte nur aus den Augenwinkeln, denn das wichtigste war, seinen Vorgesetzten an zu sehen. Immer wieder schlängelten Männer links und rechts neben ihm vor und zurück. Warum ging Rusticus immer wieder durch den Kopf? Alle sollten sich in einer Reihe aufstellen, bedeutet eine klare Linie, Schulter an Schulter, parallel zum Centurio.


    Rusticus war schon etwas stolz auf sich, sein Vater hatte ihm schon viel beigebracht und dankte ihm innerlich für alles.

    <<


    Eilig lief Rusticus den Wege zurück zum Rekrutierungsbüro. Keine Einfache Aufgabe für einen Neuling, war doch das Lager der Cohortes Urbane nicht gerade für seine kleinen Ausmaße bekannt. Überall Gebäude für die unterschiedlichsten Zwecke.


    >Was wohl der Inhalt der Gebäuden sein wird?< Ging Rusticus mehrmals durch den Kopf, war er doch von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch.


    >Sicherlich dürften die meisten Gebäude Unterkünfte der Cohortes Urbane sein. Aber die anderen?<


    Klirren hörte man nicht weit entfernt, männliche Geräusche, die durch aus einem Kraftaufwand zuzuordnen sind.


    "Verstehe, dann muss hier irgendwo Trainingsbereich für Schwertkampf sein.", murmelte Rusticus vor sich hin, als er beim laufen immer wieder einen langen Hals machte, um vielleicht irgendwo Schwertkämpfer erspähen zu können.
    Hätte es ihm doch sehr interessiert, wie so ein Training aussieht. Zudem, wenn man schon etwas vor informiert ist, kann es nicht schaden. Könnte auf den Ausbilder zumindest einen guten Eindruck machen. Aber leider konnte er keine Schwertkämpfer erblicken, so oft er sich auch umschaute.


    Während er weiter seinem Ziel entgegen Schritt betrachtete Rusticus stolz seine Wachstafel.


    "Name, Alter, Vorerkrankungen... oh, meine Lungenentzündung hat er auch mit aufgeschrieben? Körperlicher Zustand, Gehör, Augen... Was wohl unter sonstiges vermerkt wird? Mhhh... und für was ist eigentlich dieses Blümchenmuster am Rand gedacht? Nicht sehr Militärisch, finde ich... Blumenschmuck im Militär... eindeutig gewöhnungsbedürftig! Ich hoffe die Blumenidee breitet sich nicht aus! Anschließend wird dem Centurio noch sein gefärbtes Rosshaar auf dem Helm entfernt und gegen ein Blumengesteck ausgetauscht. Ganz ehrlich, wer kommt auf diese Idee? Bestimmt die Idee einer Senatorenfrau, alles muss mit Blumen voll gestellt werden. Räume, Eingangshallen, Helme, sogar Fensterbretter. Frauen, mehr muss man dazu nicht sagen...", murmelte Rusticus vor sich her als ihm seine Füße bis vor die Tür des Rekrutierungsbüros getragen hatten.


    "Dann wollen wir mal!", kräftig klopfte Rusticus an die massive Holztür und trat ins Rekrutierungsbüro ein. "Salve, Tiberius Decimus Rusticus meldet sich erfolgreich vom Valetudinarium zurück. Hier ist die Wachstafel mit meiner körperlichen Einschätzung."


    >>