Langsam und gemütlich klapperte der schon in die Jahre gekommene Pferdekarren durch die Straßen Romas. Wie lange er schon nicht mehr hier gewesen war, ging Rusticus durch den Kopf, als neugierig in den Gassen der Stadt umsah. Groß war das Treiben an diesem Morgen, aufgeregt waren die Leute, hier und da waren römische Kohorten zu sehen, die durch die Straßen marschierten. Aufgeregt tuschelten Laute hier und da an den Ecken. Zwei jüngere Kinder, kaum acht Jahre alt, schätzte Rusticus, als er diese beim stehlen von Orangen erblickte. Der ältere Herr mit dem weißen Bart, war jedoch viel zu sehr in ein Gespräch mit einer wild gestikulierenden alten Römerin vertieft, als das er dies bemerkte.
„Eudemus, ist irgend etwas besonderes vor gefallen? Die Leute benehmen sich merkwürdig!“, erkundigte er sich bei seinem von Tante Drusilla zugeteiltem Sklaven.
„Der Kaiser ist vor wenigen Stunden gestorben mein Herr.“
Etwas verdutzt strich sich Rusticus durch seinen Achttagebart.
„Der Kasier ist tod … schon wieder? Deswegen also das ganze Treiben in der Stadt und die Kohorten. Schon die Stadtwache am Tor kam mir äußerst merkwürdig vor.“, murmelte er vor sich her.
„Ja Herr, wir haben auch sehr viel Glück gehabt. Wie ich erfahren konnte werden bald alle Stadttore geschlossen und das Testament des Kaisers vorgelesen.“
„Die Stadttore geschlossen? Wieso das?“
„Entschuldigen sie, ich bin nur ein einfacher Sklave, dazu noch neu im dienst von Herrin Drusilla. Ich glaube auch, es gehört sich auch nicht, so offen mit ihnen zu reden, verzeihen sie mir! Wir sind im übrigen auch gleich an unserem Ziel.“, murmelte der noch recht junge Sklave vor sich hin.
„Zumindest mit mir kannst du offen reden Eudemus, ich sehe das alles nicht so eng. Weist du noch mehr über das ableben des Kaisers?“
„Nein mein Herr … ich hoffe nur es endet nicht wie letztes mal!“
„Wie letztes mal?“, entgegnete Rusticus seinem Sklaven, äußerst neugierig und schaute auf aus dem kleinen Fenster der Kutsche heraus zu seinem Kutscher.
„Wisst ihr das nicht? Das letzte mal als ein Kaiser starb, endete es in einem Bürgerkrieg und … Ah, wir sind da Herr.“, versuchte der etwas unruhig gewordene Eudemus vom Thema abzulenken.
Beachtlich stieg Rusticus aus der Kutsche und näherte sich vorsichtigen Schrittes der Haustür.
„Wie lange war ich wohl nicht mehr hier, sechs oder sieben Jahre dürften doch sicherlich vergangen sein.“, murmelte Rusticus vor sich her, während er sich auf dem grünen Anwesen umsah. Wie er sah hatte sich vieles die Jahre nicht verändert. Immer noch umrandete eine weiße Mauer das Grundstück des Anwesens, die Löcher und Risse in der Mauer waren größer geworden, die Zitronenbäume waren gewachsen. Der Rasen wurde verschnitten, war auch nach den Jahren einmal nötig gewesen, schmunzelte Rusticus vor sich hin.
„Eudemus, sag hat dir Tante Drusilla irgend etwas gesagt, warum ich hier zu dieser Case reisen soll?“, aber eine Antwort hörte er nicht, war doch der Wagen in seinen Gedankenschweif weiter gefahren.
„Nun gut, dann werde ich es wohl beim Hausherren erfahren.“
Mit kräftigen Schritten näherte Rusticus sich der Tür. Unwohl war ihm schon etwas, er mochte das Stadtleben nicht sonderlich. Viel zu viel Dekadenz auf einem Haufen, davon bekommt man Luftnot. Aber etwas schlimmes würde es schon nicht sein, es war ja seine Familie, so klopfte er an die Tür der Casa.
Just in diesem Augenblick passierte etwas, was gerade jetzt einen schlechten Eindruck machen könnte. Kletterte doch eine kleine silbergraue Ratte aus seiner Tunika auf seine Schulter.
„Atilla! Verschwinde in die Tunika, dich darf man hier draußen nicht sehen!“
Schnell versuchte Rusticus Hausratte Atilla in seine Tunika zu bekommen, die sich dabei jedoch sichtlich wehrte, als Rusticus die ersten Schritte hörte.