Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Innerlich schmunzelte der Augustus. Es war doch immer wieder erstaunlich, was ein bestimmtes Angebot in einem Menschen auslösen konnte. Nur wenige trauten sich hier im Palast, ihre Meinungen offen und unverdeckt kund zu tun. Die meisten befürchteten selbst in einer privaten Audienz irgendwelche Strafen, falls sie etwas "falsche" sagten. Daher war es oft der Fall, dass der Augustus die Anwesenden mit scheinbar vollkommen unmöglichen Angeboten überraschte.


    "Nun denn, mein lieber Valerius Flaccus. Die Aufgabe als Pontifex ist keine kleine und auch keine leichte. Die Bürger Roms werden zu dir schauen und deine Führung erwarten. Mit grosser Verantwortung kommt auch grosse Würde. Als Pontifex gehörst du der Elite Roms an, ganz egal woher du kommst."


    Dass die Patrizier natürlich trotzdem auf den "Emporkömmling" herabschauen würden, das war klar, aber genau darauf sollte der junge Mann nicht achten, denn im Gegensatz zu ihnen hatte er sich seine Position erarbeitet und nicht geerbt.


    "Ich werde meiner Administratio die entsprechenden Befehle geben. Die Erhebungs- und Ernennungsurkunde wird dir dann zugestellt, wenn die Bekanntmachung deiner neuen Position auch auf dem Forum angebracht wird."


    Der Augustus blieb trotz dieser finalen Worte noch sitzen, denn er wollte nicht den Anschein erwecken, dass der Valerier einfach so entlassen würde. Er wollte die Möglichkeit geben, dass dieser auch noch etwaige andere Dinge ansprechen konnte, so er dies wollte.

    Das vorgebrachte Argument wusste der Augustus durchaus zu schätzen, auch wenn er lieber einen potentiellen Nachfolger für den leider in den Ruhestand getretenen Flavius Gracchus in Position gebracht hätte. Nun galt es also, die verschiedenen Möglichkeiten zu sammeln und gegen einander abzuwägen.


    "Dein Fachgebiet ist die Juristerei, das habe ich sehr wohl verstanden. Dann gilt es nun also die verschiedenen Möglichkeiten anzusprechen, welche dir auf diesem Gebiet offen stehen.


    Zum einen gibt es da den Primicerius a libellis. In dieser Position könntest du in der Tat von dem besten lernen, wie du sagst, weil er dein direkter Vorgesetzter wäre. Ebenfalls könntest du diese Position direkt antreten, da keine Standeserhebung dafür notwendig ist.


    Als zweite Möglichkeit gäbe es dann auch die Position des Procurator a libellis. Diese wird im Moment von Sisenna Axius Lucullus gehalten, wie du selbst sagst, dem Grössten des Standes der Juristen. Doch Axius wird langsam alt und ein Nachfolger muss in mehr oder weniger kurzer Zeit gefunden werden. Für diese Position ist jedoch nicht bloss der Ordo Equester notwendig, sondern sogar der persönliche Ritterstand.


    Wie ich zuvor gesagt hatte, gibt es als dritte und vierte Variante auch Positionen im Cultus Deorum. Als Flamen Divorum könntest du dich um die Riten für die vergöttlichten Kaiser kümmern und dort aktiv daran mitwirken, diese zu gestalten und gemäss den Gesetzen zu formen. Auch hierfür ist jedoch der persönliche Status als Ritter notwendig. Sogar die Aufnahme in den Ordo Senatorius würde die Position als Pontifex erfordern. In dieser Position hättest du allerdings die beste Kombination aus Cultus Deorum und Juristerei. Du wärst nämlich direkt für die Beratung und Erstellung von religiösen Gutachten zuständig, was ein umfangreiches juristisches Wissen voraussetzt. Nach dem Rückzug des Senators Flavius Gracchus fehlt mir ein Pontifex.


    Erneut liess der Augustus einen Satz unkommentiert im Raum stehen. Nun lagen die Optionen auf dem Tisch. Gespannt wartete er, was der junge Valerius daraus machen würde.

    Die Ausführungen des Pontifex Minor erfreuten den Augustus teilweise, teilweise nahm er sie aber auch mit leichter Betrübnis zur Kenntnis.


    "Die Juristerei also. Wie sieht es denn mit dem Cultus Deorum aus? Als Pontifex Minor hättest du da ja durchaus auch Möglichkeiten weiter aufzusteigen. Natürlich geht dies nicht ohne Erhebung in einen höheren Ordo, doch ..."
    Den Rest des Satzes liess er unausgesprochen. Es musste jedem klar sein, dass der Augustus jede Erhebung anordnen konnte, wenn er dies wollte. Alles hing wie immer an den Argumenten, die ihm geliefert wurden, denn einfach so gab es hier keine Geschenke. Ausserdem gab es in seiner Kanzlei nur eine Position, welche Juristerei als Hauptaktivität aufwies und dies war der Procurator a cognitionibus. Diese Position war jedoch im Moment schon besetzt.

    Der Kaiser setzte sich an den Tisch, der mit einigen wenigen Wachstafeln und zwei Stühlen versehen im Zimmer stand. Getränke nahm er sich keine, er bedeutete dem Valerius aber, sich ebenfalls zu setzen.


    "Nun, ich nehme an, das ist das Privileg der Bürger. Meine Arbeit wird selten uneingeschränkt geschätzt und schon gar nicht von höchster Stelle." Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Kaisers ob seines leichten Humors. "Nun denn, Tiberius Valerius Flaccus, welche Seite von dir soll ich denn eher fördern? Die des Pontifex Minor oder die des Juristen? Welcher Art sind deine Ambitionen?


    Der Kaiser mochte es nicht, um die Themen einer Audienz herum zu reden. Daher brachte er das Thema auch gleich selbst auf und war gespannt, was der junge Mann erwidern würde.

    Der Kaiser hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer einen Moment nach seinen Gästen zu erscheinen. Dies hatte nichts mit Macht oder Überheblichkeit zu tun sondern war der Tatsache geschuldet, dass er die Erfahrung gemacht hatte, dass fast jeder hier nervös war. So gab er den Geladenen einen Moment Zeit, sich an die Umgebung zu gewöhnen und sich zu fassen, bevor er, flankiert von 2 Prätorianern, welche sich danach fast unsichtbar zurückhielten, ebenfalls eintrat.


    "Ah, Tiberius Valerius Flaccus, salve! Schön, dass du meiner Einladung folgen konntest. Ich hoffe, die Götter haben dir gute Gesundheit geschenkt." eröffnete der Kaiser sogleich das Gespräch fast schon väterlich.


    Mit einer Geste liess er zugleich einen Sklaven herantreten, der verschiedene Getränke auf einem silbernen Tablett brachte. Wasser, Wein, aber auch Mulsum war vorhanden. Der Gast sollte selbst wählen können.

    Titus Cornelius Lentulus


    • Für den Praefectus Urbi ist jeder Termin freizugeben, den dieser mitteilt.*
    • Senator Lucius Annaeus Florus Minor ist auf Grund seiner Wahl zum Praetor zu einer Audienz zu laden.
    • An den Iden des Ianuarius ist ein Termin für eine Audienz mit Tiberius Valerius Flaccus freizuhalten.**
    • Für Titus Aurelius Romanus ist eine Audienz zu planen, sobald dieser im Cultus Deorum aktiv ist.***
    Sim-Off:

    *Der PU wird direkt zum Kaiser vorgelassen, wenn er am Tor eintrifft.

    ** Tiberius Valerius Flaccus wird zum Kaiser vorgelassen, wenn er am Tor eintrifft.

    *** Hier noch keine Einladung schreiben, Bedingung ist noch nicht erfüllt.

    Nickend und mit gebührenden Worten verdankte der Kaiser die guten Wünsche und entliess den Seius.


    Danach wurde es dem Kaiser beinahe etwas schummrig, als der Gast das Officium verliess und der Duft von Wasserlilie sich durch die Bewegung im ganzen Raum verbreitete. Schnell verliess er daher den Raum und gab den beiden Prätorianern den Befehl, diesen gründlich zu durchlüften, damit der nächste Gast später nicht umkippen würde.

    Längst nicht jeder Senator war auch ein guter General und trotzdem hatte jeder seinen Dienst als Tribun absolviert. Niemand wusste das so genau wie der Mann, der alle diese Versetzungen befehlen oder zumindest bestätigen musste.


    "Nun denn, so werde ich dir nicht im Wege stehen und dein Wunsch nach einem Tribunat soll in Erfüllung gehen. Ich werde dich nach Germania entsenden. Dort ist im Moment gerade viel los und du sollst die Möglichkeit haben, eine neue Kultur kennen zu lernen. Als Senator Roms wirst du diese Kulturen kennen und zumindest teilweise verstehen müssen, um dem Imperium dienen zu können."


    Dass in Germanien kein Platz für Schminke und Parfüm war, das würde der junge Mann schnell selbst merken und vielleicht, ja vielleicht, würde er danach tatsächlich zu einem Senator werden, der etwas römischer und etwas weniger östlich auftreten würde. Doch dies würde der Kaiser niemals aussprechen.


    "Mögen die Götter dich beschützen, Seius Ravilla."


    Der Kaiser nickte und vermerkte auf einer der vorbereiteten Tabulae seinen Wunsch:


    Galeo Seius Ravilla ist per sofort als Tribunus Laticlavius zur Legio XXII Primigenia nach Germania zu versetzen.


    Er hat sich zum frühest möglichen Zeitpunkt dort zu melden und seine Reise sofort anzutreten.


    Diese Tabula würde den Befehl an die Kanzlei darstellen, damit die entsprechende Urkunde sofort ausgestellt werden würde.

    Die Aussagen des Seius passten in einigen Dingen so überhaupt nicht zu seinem Erscheinungsbild, welches sich zwar durch das Amt als Vigintivir bereits massiv an Rom und seine Mode angeglichen hatten, doch noch immer weit davon entfernt waren, einen Soldaten erkennen zu lassen. Daher konnte der Kaiser nicht anders, als auf diese Differenz anzusprechen.


    "Deine Worte ehren dich und deine Absichten, den Dienst zum Wohle des Imperiums anzutreten. Ich komme jedoch nicht darum herum, mich über deine Begehr zu wundern, dein gepflegtes Leben hier gegen das grobe eines Soldaten eintauschen zu wollen. Auch wenn du als Tribunus Laticlavius natürlich nicht wie ein gemeiner Soldat leben wirst, so wirst du dennoch schnell merken, dass deine Befugnisse sehr eingeschränkt sein werden und dein Ansehen noch viel geringer. Soldaten liegen Soldaten und jeder der sich nicht durch die Ränge nach oben gedient hat, wird in der Truppe zuerst einmal argwöhnisch beäugt. Dies gilt natürlich auch in den Rängen der Unteroffiziere und Offiziere."


    In keiner Art und Weise war jedoch an Tonfall, Mimik, Gestik oder Wortwahl des Kaisers zu erahnen, ob er sich den Seius als Soldaten vorstellen konnte oder nicht. Seine Worte waren lediglich eine Feststellung und dienten dazu, eine Reaktion zu erhalten.

    Erfreut stellte der Kaiser fest, dass der junge Senator durch sein Amt als Volkstribun tatsächlich nicht zum Anhänger einer stärkeren Republik geworden war und noch immer loyal handelte.


    "Prima. Ich bin erfreut. Dann wird es so sein. Deine Ernennungsurkunde wirst du demnächst erhalten und ab dann wirst du im Officium des Curator Aquarum alles finden, was für deine neue Funktion notwendig ist."


    Er trat auf Annaeus Florus zu und klopfte ihm auf die Schulter. Dann zog er sich zurück und überliess den Raum, die Karten und die Modelle dem jungen Mann.

    Der Kaiser hatte diese Reaktion durchaus erwartet. Obwohl er sich sicher war, dass der Senator alles tun würde, um gute Arbeit zu leisten und er auch gerne die Leute forderte, also von ihnen auch verlangte, dass sie sich in Neues einarbeiteten und ihre Fähigkeiten erweiterten, wusste er von Annaeus Florus auch, dass dieser seine Fähigkeiten gerne geringer darstellte, als sie eigentlich waren.


    "Genug!" sprach der Kaiser daher und sein Befehl war durchaus als solcher zu verstehen, ohne hart oder herrisch zu sein.

    "Du wärst nicht der Annaeus Florus den ich kennen gelernt habe, wenn du dein Können und dein Wissen nicht geringer darstellen würdest als es ist. Mag ja sein, dass du selbst noch nicht einmal den Bau einer einfachen Domus geleitet hast, aber du hast das Wissen, oder mindestens die Fähigkeit dir das Wissen dazu anzueignen, auf was man dabei alles achten muss. Für den eigentlichen Bau stehen natürlich Fachleute zur Verfügung. Dieses Projekt wird die ganze Stadt Rom mit einbeziehen und du wirst entscheiden, wer an welchem Ort am besten eingesetzt wird. DAS ist die Aufgabe des Curator Aquarum und nicht die Steine zu platzieren."
    Natürlich wusste der Kaiser auch, dass der Senator das ganz genau wusste, aber er brauchte jetzt einen Mann an der Spitze dieses Projektes, dem er trauen, wenn nicht sogar vertrauen konnte.

    Der Kaiser beobachtete den Senator offen bei seiner Begutachtung der Karten. Er fand es auch durchaus interessant, dass dieser das Modell des Aquäduktes gar nicht beachtete. Vielleicht war dies, weil der Senator gemäss der kaiserlichen Informanten auch Wissen im Bereich der Architektur und Baukunst besass und daher wusste, wie so ein Bauwerk erstellt werden würde?


    "Das ist erfreulich zu hören, dass Racilius scheinbar alles gut vorbereitet hat. Ich beabsichtige nämlich, dich als seinen Nachfolger zu ernennen. Man hat mir gesagt, dass du über alle notwendigen Befähigungen verfügst, um diese Position und die damit verbundene Aufgabe zu erfüllen."

    Der Kaiser war nun ganz auf Arbeit eingestellt und obwohl er genau wusste, was er wollte, konnte er nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen.


    Racilius Crassus ist leider schwer erkrankt. Du wirst sicherlich gemerkt haben, dass er auch im Senat kaum mehr anwesend war. Leider ist seine Krankheit nun dergestalt fortgeschritten, dass er mich bat, einen neuen Curator Aquarum zu ernennen, damit mein Bauwerk endlich entstehen kann. Dazu benötige ich aber auch noch andere Männer. Ein Bau dieser Grösse wird wohl die ganze Stadt in irgend einer Art und Weise betreffen und nicht alle werden erfreut sein über den Lärm und Dreck.


    Ich bitte dich daher darum, dir diese Pläne anzusehen und mir deine Meinung dazu zu sagen.

    Ein Lächeln kräuselte die Lippen des Kaisers. Er mochte Männer, die zwar wussten, dass er sie und alle die ihnen lieb waren mit einer einzigen Geste vernichten konnte, aber sich trotzdem trauten die Wahrheit auszusprechen und sich nicht in einer Schleimspur vor ihm wälzten.


    Du hast recht, Senator und so sollte es ja auch sein. Aus diesem Grund habe ich dich auch zu mir gebeten.

    Mit einer Handbewegung deutete der Kaiser an, dass sich der Senator mit ihm zum Tisch mit dem Modell und den Karten begeben sollte.


    Du kannst dich sicherlich an mein Projekt erinnern, der Stadt einen neuen Aquädukt zu schenken. Seit deiner Zeit als Quaestor hat sich in dieser Sache fast nichts bewegt und ich möchte dies jetzt ändern. Deshalb bist du heute hier.