Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Der Kaiser war neu. Was also seinen Vorgängern vorgeschlagen worden war, konnte er nur von seinen Beamten wissen. Und deshalb dachte er nicht im Traum daran, dass Varenus Interesse an diesem oder jenem Posten haben könnte.


    "Oh, das habe ich überhaupt nicht mitbekommen." wunderte er sich über den Census, der wohl recht unauffällig vor sich gegangen war.


    Dann aber wandte er sich den anderen Ideen zu, die der Primicerius ihm anbot: "Eine Grundstücksteuer, soso... Ein wirklich gewagtes Projekt, aber vielleicht nicht ganz falsch. Wenn wir Bedarf an Mehreinnahmen haben."


    Die Bildungsförderung war dagegen nicht so ganz einsichtig: "Baumaßnahmen zur Bildungsförderung? Das musst du mir erklären." Der andere Vorschlag war dagegen wieder eine Überlegung wert: "Wegen der Unterstützung für herausragende Gelehrte kann das Officium mir einen konkreten Entwurf ausarbeiten."

    Der Kaiser strich sich nachdenklich durch den sauber gepflegten Bart. "Wenn du das so sagst, sollten wir vielleicht einen neuen Mann nach Aegyptus schicken und den Procurator Rationis Privatae von Germania Superior hierher nach Rom einbestellen." Aquilius Severus war noch nie in Germania gewesen, doch er wusste, dass es ein beschwerlicher Weg von dort nach Rom war. "Die Finanzen der Provinzen müssen konsolidiert werden, das ist sicher. Vielleicht wäre auch einmal wieder ein reichsweiter Census notwendig, um die unsere Steueransprüche zu aktualisieren."


    Die Frage der Schola war dagegen etwas kniffliger. "Das mit dem Investieren ist mir nicht ganz klar." Seit der Schließung der Schola gab es ja keine staatlichen Bildungsangebote mehr... zumindest nicht in Rom. "Meinst du Zuschüsse für private Magistri? Oder eher in Form von Belohnungen für herausragende Gelehrte? Oder welche Arten von Ausschreibungen?" Bei Ausschreibungen dachte Severus intuitiv an Gebäude. Ob es wieder einmal an der Zeit war, eine Bibliothek zu errichten und sich so im Stadtbild Roms zu verewigen?

    Der Kaiser überflog die Tabulae mit wenig Interesse. Zahlen hatten ihn nie begeistert und nachdem er festgestellt hatte, dass eine beträchtliche Summe an Geld vorhanden war, gab er sie wieder zurück.
    Stattdessen konzentrierte er sich auf die Ausführungen des Decimers. Der Mann schien so ziemlich für alles zuständig zu sein, was er brauchen würde. "Dann sind momentan einige Provinzen wie Aegyptus und das Vermögen der Schola Atheniensis auf der Agenda? Oder gibt es weitere Baustellen, an denen wir aktiv werden sollten?" fragte er schließlich und sah zu seinem Sekretär, der die Agenda-Liste führte.

    Die Prätorianer hatten einen kurzen Vorsprung, denn zwischen dem Präfekten und ihm mussten erst zwölf Liktoren ihren Weg aus der Curia bahnen, um dann den Blick für den Star des Tages preiszugeben: Wie ein römischer Consul gehüllt in die Toga Praetexta trat Aquilius Severus aus dem Schatten des Gebäudes. Im Vorbeigehen schenkte er Serapio und den übrigen dort wartenden Männern ein freundlichen Lächeln, blieb dann aber erst an der ersten Stufe der Kurie stehen, sodass das wartende Volk ihn gut sehen konnte.


    Die Hochrufe beantwortete er mit einem huldvollen Lächeln und einem genauso huldvollen Heben des Armes zum Gruß.

    Der Kaiser lag auf einer Kline, während sein Sekretär mit gezückter Tabula neben ihm stand, um jede Anweisung und jede Notiz sofort zu notieren. Gegenüber der Beflissenheit des Sekretärs wirkte Severus selbst geradezu lässig, wie er in einer schlichten Tunica Laticlava auf seinem Platz fläzte und mit der freien Hand gedankenverloren an seinem Amulett, das er um den Hals trug, spielte.


    Als Serapio in voller Montur einmarschierte und militärisch grüßte, richtete er sich allerdings ein wenig auf. "Salve, Decimus!" grüßte er zurück. "Wir kennen uns bereits von meinem Wahltag, nicht wahr?" fragte er dann etwas unsicher. An diesem Tag hatte er mit unzähligen mehr oder minder wichtigen Leuten gesprochen, sodass er sich nicht mehr an jede einzelne Begegnung detailliert erinnern konnte. Aber die Namen der ehemaligen Praefecti Praetorio waren ihm natürlich geläufig und so hatte er Serapio im Hinterkopf behalten.
    "Ich denke, ein ehemaliger Praefectus Praetorio ist eine mehr als adäquate Vertretung für den Amtierenden." Ob das als Kritik an dem als untätig verschrienen Maevius zu lesen war, lag im Auge des Zuhörers.
    Der Kaiser äußerste sich jedenfalls nicht weiter dazu, sondern deutete auf die zweite Kline im Raum. "Nimm Platz... oder bleib stehen, mit Rüstung und Mantel ist es ja nicht ganz so bequem..." Das wusste Aquilius Severus noch zu gut von seinen kurzen, jedoch sehr erfolgreichen Militärdiensten. "Etwas zu trinken?" Neben dem Sekretär waren natürlich auch ständig zwei demütig dreinblickende Sklaven im Raum, die für das leibliche Wohl oder sonstige Wünsche des Imperators zu sorgen hatten.

    Der Kaiser trat ein und ging zielstrebig auf eine der beiden Klinen zu, die er in sein Tablinum hatte stellen lassen. Er trug eine schlichte Tunica Laticlava, darüber einen goldenen Talisman, der ein wenig an eine Bulla erinnerte. A der Vorderseite konnte der genaue Beobachter das Profil des Mercurius erkennen.


    Aber die Möglichkeit ergab sich nur kurz, denn nach einem kurzen "Ave, ehrenwerter Consul. Nimm Platz!" und einem Wink auf die zweite Kline im Raum kletterte Aquilius Severus auf seine Liege und machte es sich bequem.


    Gewinnend lächelte er den Duccier an. "Verändert?" Er fühlte sich eigentlich nicht verändert. Dann aber zuckte er mit der einen Schultern (die andere wurde durch das Gewicht seines Körpers ja fixiert). "Jaja, Ämter verändern einen, nicht wahr, Duccius?" Wieder lächelte er.


    "Der Umzug ist ein bisschen umfangreicher, wie du dir sicher denken kannst... aber die Aufnahme der Staatsgeschäfte ebenfalls. Insofern wird alles wohl noch ein wenig dauern, aber ich bin guter Dinge." Tatsächlich dauerte alles seine Zeit und nicht alles war ganz einfach, sodass Severus teilweise etwas unzufrieden war. Aber er war erfahren genug, um auch Geduld mit sich selbst aufzubringen...


    Er deutete auf den jungen Verwandten, den Vala mitgebracht hatte. "Wer ist denn dein Begleiter?" Das scharfe Auge des Kaisers hatte prompt an der Aufmachung erkannt, dass es sich hierbei wohl nicht um einen gewöhnlichen Scriba handelte. "Soll ich ihm auch eine Kline bringen lassen?"

    Der Kaiser lächelte freundlich, als Silanus ihn so überschwänglich begrüßte. Als eher traditioneller Römer hatte er im Tablinum zwei Klinen aufstellen lassen, sodass er im Liegen arbeiten und auch Gespräche führen konnte. An seiner Seite stand sein treuer Sekretär, der bereits seit Jahren für ihn arbeitete und auch jetzt die persönlichen Diktate und Notizen seines Herrn übernahm.
    "Das mögen die Götter gewähren!" antwortete Aquilius Severus dann und deutete auf die zweite Kline. Einen Procurator wollte er immerhin nicht stehen lassen wie einen Bittsteller.


    "Gut, dass wir uns jetzt endlich kennen lernen, Iunius." leitete er dann das Gespräch ein. "Bevor wir mit den formalen Dingen anfangen, würde ich gern ein wenig mehr über dich erfahren. Leider hatte ich, wie ich glaube, noch nicht das Vergnügen dich kennen zu lernen." Er verstummte kurz. "Wenn man so eng zusammen arbeitet, wie wir das tun werden, sollten wir uns gut kennen. Also berichte mir über dich, deine Familie, deine Arbeitsweise und was du sonst für wesentlich hältst."

    Als Helvetius eintrat, war der Kaiser auch gerade erst eingetroffen und hatte es sich auf einer Kline bequem gemacht. An seiner Seite saß der persönliche Sekretär, den er schon in Senatorentagen gehabt hatte, um jeden Befehl sofort zu notieren.


    Momentan gab es aber nichts zu befehlen, denn zuerst musste Aquilius Severus den Stand der Dinge wissen: "Du bist der Vertreter von Plennius?" fragte er kurz. Irgendwie hatte er sich einen Finanzbeamten ganz anders vorgestellt.
    "Ich muss alles wissen, was es über den Fiscus zu wissen gibt. Oder was ich wissen muss, damit ich ihn vernünftig benutzen kann." befahl er dann ein wenig unspezifisch. Aber bisher hatte er mit den kaiserlichen Finanzen auch nicht zu tun gehabt und ein Fachmann wusste wohl am ehesten, was es hier zu wissen gab. Und was man ihm verschwieg, würde er sowieso erst mit der Zeit herausfinden...

    Nachdem der Kaiser seinen neuen Wohnsitz in Besitz genommen hatte, war der administrative Teil der Machtübernahme abzuwickeln. Und dafür empfing Severus zuerst einmal die Leiter der Kanzlei im herrschaftlichen Tablinum (das alte Officium, in dem die Kaiser vor ihm ihrer Arbeit nachgegangen waren, kam ihm irgendwie zu eng vor).


    Und so eilte bald ein Sklave des kaiserlichen Hauses los, um den Chef der kaiserlichen Finanzverwaltung herbeizuholen. Nur dummerweise war Plennius Flamininus momentan recht krank und ansteckend, sodass der Kaiser sich entschied, lieber einen der Abteilungsleiter über seinen Kassenstand zu befragen...

    Nachdem der Kaiser seinen neuen Wohnsitz in Besitz genommen hatte, war der administrative Teil der Machtübernahme abzuwickeln. Und dafür empfing Severus zuerst einmal die Leiter der Kanzlei im herrschaftlichen Tablinum (das alte Officium, in dem die Kaiser vor ihm ihrer Arbeit nachgegangen waren, kam ihm irgendwie zu eng vor).


    Und so eilte bald ein Sklave des kaiserlichen Hauses los, um den wichtigsten der Procuratoren, den A libellis herbeizuschaffen.

    Mit einem schmalen Lächeln nahm der Kaiser den Applaus des Senates entgegen. Einen Moment dachte er an seine Ahnen, die wohl niemals geahnt hätten, dass einmal einer der ihren zu einer königsgleichen Stellung in Rom aufsteigen würde. Selbst wenn der republikanische Anstrich diesmal besonders dick aufgetragen wurde.


    Nachdem der Applaus sich gelegt hatte, räusperte sich Severus noch einmal. Aber natürlich hingen die Senatoren sofort an seinen Lippen. Er war immerhin nicht mehr nur irgendein Senator, sondern der Princeps, der erste Bürger Roms!


    "Ich danke euch für euren Segen. Geleitet mich nun auch hinaus auf das Forum und auf das Capitol, um auch den Segen des Volkes von Rom und den der unsterblichen Götter zu empfangen!"


    Er sah vom Podest auf seine Diener hinab, die dort seine Toga Praetexta bereit hielten. Nun, da er die kaiserlichen Vollmachten erhalten hatte, durfte er sich auch wieder wie ein Magistrat kleiden. Also legte er rasch die einfache Toga Pura ab und ließ sich das magistratische Staatskleid anlegen, ehe er, geleitet von einer Schar Liktoren, den Weg auf das Forum antrat.

    Der Imperator rümpfte ein wenig die Nase, als er den Mundgeruch des Prätorianerpräfekten vernahm.


    Vielen Dank, werter... Aquilius stockte kurz, da ihm der Name entfallen war. Das gute an einer hochgestellten Persönlichkeit war allerdings, dass man immer einen um sich hatte, der sich besser an Namen erinnern konnte. ... geehrter Maevius. Es ist immer gut, solch treue Präfekten zu haben.


    Und nun zu der Frage, wie er dem neuen Kaiser dienen konnte. Ich wollte zunächst fragen, ob vor der Curia Iulia alles für meinen Auftritt vorbereitet ist. Ich möchte dann gleich in den Palast einziehen, es soll dann auch ein Bote dorthin geschickt werden. Und ich benötige noch einen Boten, der soll zu meiner Villa laufen und meine Frau benachrichtigen. Er war sich zwar sicher, dass seine Frau es bereits wusste, aber es gehörte sich so. Und der Bote zu meiner Frau sollte ein Offizier sein. Patrizierinnen hatten so ihre Ansprüche.

    Als Mitglied der Salii Palatini, aber auch generell war Severus vor seiner Wahl zum Imperator sehr oft in den diversen kultischen Hallen zugegen gewesen, so dass er nicht wirklich einen Führer benötigte, um den Raum zu finden, in welchem die Cooptatio stattfinden sollte. Dennoch hatte er einige Begleiter, denn ein Imperator war außerhalb des Palastes so gut wie nie alleine, eine Tatsache, an die sich der Aquilier erst gewöhnen musste. Und einer von denen wusste auch tatsächlich den Weg.


    Als er eintraf verzichtete Aquilis auf allgemeine Begrüßungsworte. Stattdessen drehte er eine Runde durch den Raum und begrüßte einzeln die Anwesenden, bevor er den ihm zugewiesenen Platz einnahm.

    Es ist der wichtigste Tag im Leben des Aquiliers. Noch vor wenigen Wochen war er ein gewöhnlicher Senator, gut, ein erfolgreicher, da er die Senatorenlaufbahn bis zum Consul schaffte, aber dennoch: er war einer unter vielen. Und nun würde er der Erste unter vielen sein. Was sprach der duccische Consul gerade? Urbs und Reich harren seiner Worte. Severus erklomm die Stufen und stellte sich auf die Mitte des Podestes. Von nun an war er der mächtigste Mann im bekannten Reich.


    Senatoren, Patres conscripti. Ich, Tiberius Severus aus dem Geschlecht der Aquilier möchte euch für das Vertrauen danken, welches ihr mir entgegenbringt. Ich hoffe, ich werde mich dessen würdig erweisen. Hinter uns, patres conscripti, liegen aufregende Zeiten. Seit dem Tod von Ulpius Iulianus haben wir, hat das römische Volk viel erdulden müssen: eine Niederlage gegen die Parther, einen Kaisermord, Terrorherrschaft und Bruderkrieg. Die Gräben, die daraus resultierten, sind noch heute spürbar und werden nur schwer zu überwinden sein. Ob jetzt die Herrschaft von Vescularius Salinator rechtmäßig war oder nicht, er war ein Kaiser für die einen, und Cornelius Palma war ein Kaiser für die anderen. Ich hingegen, ich werde ein Kaiser für alle sein. Die Zeit der Grabenkämpfe ist vorbei.


    Ich sagte soeben, dass hinter uns aufregende Zeiten liegen. Wird sich das ändern? Werden nun endlich geruhsame Zeiten anbrechen? Ich weiß es nicht, denn das liegt in den Händen der Götter. Was ich aber weiß ist, dass ich mein Leben nun Rom und den Römern widmen werde. Dennoch werde ich etwas Zeit benötigen, um mich in alles einzuarbeiten. Ich bin mir sicher, ihr versteht dies.


    Vielen Dank, meine Herren.

    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/150314/6gfvh6j9.jpg]| Caius Cassius Cavarinus


    Cavarinus war auf diese Frage vorbereitet, denn diese wurde wohl jedem Kandidaten hier gestellt. "Ich bin 59 Jahre alt." beantwortete er diese militärisch kurz und knapp.


    Das Thema Cultus Deorum war aber eine heikle. Eine falsche Antwort konnte all seine Ambitionen zunichte machen. "Ich bin - leider, wie du vermutlich sagen würdest, Senator Tiberius - kein Mitglied eines kultischen Kollegiums. Ich habe aber in jeder Position versucht, meine Pflichten als Römer vorbildlich zu erfüllen."