Neptun hatte uns eine ruhige und unspektakuläre Überfahrt beschert. Wie schon mein ganzes Leben, begleitete mich auch dieses Mal meine gute alte Amme Eleni. Nachdem mein getreuer Onatas vor einigen Monaten einer furchtbaren Krankheit erlegen war, hatte ich mir einen neuen Leibwächter zulegen müssen.
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Creton, ein grimmig dreinblickender und muskelbepackter Skythe, schüchterte bereits jeden der ihm in die Quere kam durch seine gigantische Erscheinung ein. In seinem früheren Leben, so hatte man mir auf dem Markt berichtet, sei er ein erfolgreicher Gladiator gewesen. Auch wenn ich mich in seiner Umgebung stets in Sicherheit wiegen konnte fehlte mir doch sehr meinen guten Onatas, der mir zuletzt fast wie ein guter Freund gewesen war. Ich vermisste die geistreichen Gespräche, die wir an manchem Abend geführt hatten.
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Dann war da noch Eirene, eine kleine unscheinbare Makedonin, die sich um meine äußere Erscheinung kümmerte. Ich hatte sie aus meinem Haushalt in Athen mitgebracht. Mein verblichener Gatte hatte sie mir zur Hochzeit geschenkt.
Unsere kleine Reisegesellschaft war in Brundisium an Land gegangen und hatte von dort aus den Weg nach Rom mittels eines Wagens zurückgelegt. Nachdem wir die Stadtgrenze der urbs aeterna erreicht hatten, hatte Eleni für mich eine Mietsänfte besorgt, die mich bis zur Villa Claudia bringen sollte. Meine Sklaven hielten sich in meiner unmittelbaren Umgebung auf, auf dass mir nichts Böses geschehe. Durch den dünnen Schleier der Sänfte zog die Stadt an mir vorbei. Hätte Fortuna nicht ein solch abscheuliches Spiel mit mir gespielt, wäre mir bei diesem Anblick sicher das Herz aufgegangen. Doch ich vermied es, eine Gefühlsregung zu zeigen. Ich wollte nur zur Villa Claudia – mehr nicht!
Zielsicher hatten mich die Träger der Mietsänfte zum Eingang meiner römischen Heimstadt gebracht. Eleni hatte sich an der Tür bemerkbar gemacht und meine Ankunft angekündigt. Dann ging alles sehr schnell. Es hatte keine Stunde in Anspruch genommen, bis dass ich wieder in meinem alten Cubiculum wiederfand. Alles sah so aus, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich es verlassen hatte.