Beiträge von APPIUS AQUILIUS BALA

    Balas Blick auf den Scheiterhaufen war starr, seine Miene hart, in sich gekehrt. Seiner rechte Hand ruhte auf dem Knauf seines Schwertes, seine linke umklammerte den Halsausschnitt seines Brustpanzers. Seine Haltung war gerade, aufrecht und sehr präsent.


    Der Gedanke, daß auch er das Schicksal dieser Männer teilen könnte kam ihm nicht. Er wähnte sich unter göttlichem Schutz. Er wußte, daß er dereinst seinen Vater nachfolgen würde, er wußte, daß er im Sinne seiner Ahnen das Imperium zu noch größerem Ruhm führen würde.


    Es bestand niemals auch nur der Hauch eines Zweifels an seinem Platz in der Welt.


    So wie es immer wieder Männer geben würde, die für sein Ideal mit dem Leben zahlen würden. Es würde noch viele solcher Rituale auf seinem Weg geben, viele seiner Freunde, seiner Gefolgschaft vor ihm ins Elysium gehen.


    Ja es mochte sein, daß er dereinst auf seine Ahnen treffen würde, doch dann hätte er sich seinen Platz unter ihnen verdient und sie würden ihn mit offenen Armen empfangen.


    Sein Blick glitt nach einem polternden Geräusch auf den Scheiterhaufen, der gerade in sich zusammenfiel und nur noch glimmte.


    …aber nicht heute.

    Daß Soldaten ihr Leben verloren, war ein Berufsrisiko. Wenn sie es im Kampf für das Imperium verloren, eine ruhmreiche Sache für Volk und Imperium. Nicht zuletzt für die Familien.

    Auch Bala war mit diesem Verständnis aufgewachsen. Die Soldaten Roms standen, kämpften und fielen für eine große Sache. Es gab immer Verluste, wenngleich sie in der Regel andere betrafen.

    War Bassus ihm auch nicht wirklich nahe, so traf ihn doch der Schmerz seines Vaters umso mehr. Zum ersten Mal konnte er nachempfinden, was es bedeutete sein Kind in welchem Namen auch immer, zu verlieren. Zum ersten Mal fragte er sich wie er wohl reagieren würde?

    Er trat Nepos zur Seite und legte ihm beistehend die Hand auf die Schulter. Er tat es für den trauernden Vater, nicht für den Mann Nepos.

    Dann wandte er sich an die Ala.

    Equites,…ich bin Appius Aquilius Bala,…euer Caesar!

    Hochrufe erklangen und wuchsen zu einer donnernden Welle heran.

    Caesar hob die Arme und bald kehrte wieder Ruhe ein.

    Equites der Ala II Numidia, nie sah ich einen Kampf wie diesen, nie sah ich Männer kämpfen wie die Equites der Prima. Niemals hatte ich solche Zuversicht und Sicherheit zu überleben, wie unter dem Schutz dieser Männer.

    Betretenes Schweigen breitete sich aus. Mancher Praetorianer starrte angepisst vor sich hin.


    Wenn auch jeder in meinem Tross mit dem Schwert in der Hand stand , mancher von ihnen fiel, so muss ich doch behaupten, uns allen kam die Prima wie ein Wunder vor, denn mit dem Eintreffen der Prima starb niemand mehr von uns.


    Die gefallenen Praetorianer waren schon vor Tagen beigesetzt worden. Ihr elitäres Denken vereinbarte eine gemeinsame Verbrennung mit dem Mischvolk der Ala nicht. Trotz aller Glorie waren es Peregrine Söldner, nicht zu vergleichen mit den Söhnen Roms und ihrer Elite.


    Wieder ein Raunen, diesmal voller Stolz.


    Alle Equites der Prima werden um einen Dienstgrad befördert! Alle Familien der Equites der Prima, welche ihr Leben ließen bekommen eine Donation von 800 Sesterzen und eine 10 jährige Pension von monatlich 100 Sesterzen!


    Bevor wieder etwas aufbranden konnte hob er die Hand.


    Als Dank für die Rettung aus höchster Not habe ich veranlasst die Ala II Numidia umzubenennen!


    Er stütze sich auf der Balustrade ab und nickte, als wolle er sich selber beglückwünschen.


    Mit der Bestätigung aus Rom lautet der Name ALA I Aquilia Singularum!


    Tosender Beifall erklang. Eine unfassbare Ehre. Immer wieder kamen Hochrufe auf. Nach einer Weile im Schmelztiegel der Ehre, des Stolzes und der Freude hob Bala wieder die Arme.

    Es wurde still.


    Lasst uns nun die Toten ehren und ihre Körper dem Feuer übergeben.


    Decurio? Er wandte sich an Varro, der die Entzündung der Scheiterhaufen vornehmen sollte…und an Nepos,…der den Scheiterhaufen seines Sohnes entzünden wollte.

    Bala folgte dem guten Furius, der in letzter Zeit seltsam angespannt war, bis zum Podium. Nachdem die Wachen postiert waren stieg er als erster der Delegation, gefolgt von Aemilius Nepos, dem Praefecten der ALA und dessen Stab, die Stufen hoch und baute sich vor der Balustrade auf. Er nickte dann dem LAPP zu und dieser trat ein wenig vor. Sie hatten besprochen, daß Aemilius, als LAPP dieser Provinz den Appell eröffnen würde. Bala fand, daß er den Verlust seines Sohnes gut weggesteckt und überwunden zu haben schien.

    Warum auch nicht, es war eine große Ehre für die Aemilier einen der Ihren für Rom geopfert zu haben.

    Bei der Gelegenheit fiel ihm dieser abstoßende Nero ein. Was der wohl treiben mochte?

    Vor ihm stand die Ala mit 12 Turmae angetreten. Die Scheiterhaufen waren geschmückt und die Toten in weißes Tuch gewickelt. Der Aemilier hatte einen eigenen Scheiterhaufen. Er war in einen wertvollen Mantel gehüllt und wie bei den anderen waren seine Augen mit Münzen abgedeckt. Das Geld für den Fährmann.

    Ein Bote brachte das Schreiben des Bala. Salvete, dies ist ein Schreiben des Caesar an den Imperator! Persönlich!

    Mogontiacum, Germania Superior

    ANTE DIEM XVII KAL AUG MMXXI A.U.C.


    Salve Vater,

    ich melde mich bei dir aus Mogontiacum.

    Verzeih, daß ich dir nicht früher schrieb, doch ich stehe noch unter dem Eindruck der Reise und des Zwischenfalls vor Ort.

    Kurzum, wir haben die Alpes gut überwunden und wurden kurz vor Mogontiacum von einer Gefolgschaft Germanischer Stämme überfallen. Sie waren uns 10 fach überlegen und wir haben nur überlebt, weil eine Patrouille, die Turma I der Ala II Numidia uns zur Hilfe eilen konnte.

    Leider fiel der neu ernannte Subpraefectus der Ala, Aemilius Bassus , der Neffe deines Freundes Aemilius Lepidus , trotz heldenhaften Kampfes. Du verdankst einem einfachen Decurio der Ala, Gaius Germanicus Varro das unversehrte Leben deines Sohnes.

    Ich trage nun eine Bitte an dich heran.

    Infolge der unglaublichen Tapferkeit der Reiter der Ala II Numidia schlage ich vor diese in die ALA I Aquilia Singularis umzubenennen, um den Verdienst um die Familie der Aquilier zu würdigen.

    Da wir keine Klienten mehr nehmen, erbitte ich dich um eine Würdigung des kommandierenden Offiziers der Turma I und seiner Männer. Nie sah ich tapferere Kämpfer, des Imperiums als Vorbild würdig.

    Der Adler der XXII ist sicher und wird in den nächsten Tagen übergeben. Ich hoffe du hast dir bereits Gedanken über einen neuen LAPP oder zumindest einen Legionslegaten gemacht, denn die Lage hier in Germania spitzt sich zu. Ich haben daher erwogen die Provinz bis zu einer zufriedenstellenden Lage nicht zu verlassen.


    Ich grüße dich und hoffe du bist wohlauf

    Dein Sohn Bala

    Bala blickte in die rötliche Oberfläche des Vinums. Ein guter Schluck. Der Praefect der Ala hatte einen guten Geschmack. Er wartete bis Furius deeskaliert war und sah wieder aus dem Fenster.

    Ich denke wir werden einstweilen hier bleiben Furius. Das Jahr ist zu weit fortgeschritten um den Weg nach Cappadocia anzugehen. Er nahm einen kleinen Schluck und betrachtete eine Schar Reiter ,...wohl eine neue Patrouille auf dem Weg zur Porta Praetoria. Ja, diese Ala war ein wichtiger Beitrag Romas zur Sicherheit dieser Grenze,...dieser Provinz will man meinen.

    Was eure Unterbringung angeht, so kannst du beruhigt sein, Furius...wir werden in das Castellum der Legion umziehen,...hier ist es in der Tat zu eng,...zu laut,...zu...er verscheuchte eine Fliege und Furius wußte wohl was er meinte.

    Die Legio XXII, deren Adler in seiner Obhut weilte,...

    Das Gästezimmer war großzügig angelegt. Es befand sich im ersten Stock des Gebäudes und das großzügige Fenster gestattete einen Blick über einen großen Teil des Castellums. Der Bursche des Praefecten hatte ihm geholfen sich aus der Rüstung zu befreien und für frisches Wasser zum Waschen gesorgt. Nachdem Bala ihm klargemacht hatte daß es besser wäre ihn ohne Schockstarre zu Diensten zu sein beruhigte sich der Knabe ein wenig.

    So stand Bala denn frisch gewaschen und rasiert in einer geliehenen Tunica am Fenster und schaute dem Treiben vor sich zu. Eben sah er Furius heranstampfen, ganz offensichtlich ein wenig erregt. Ein Grinsen verzerrte seine Züge, der Praetorianer hatte seine liebe Not mit dem Mangel an Respekt zu kämpfen den man ihm hier in der Provinz entgegenbrachte.

    Kurze Zeit später klopfte es an der Türe des Cubicullums. Bala trat an den Tisch, füllte zwei Pokale mit Vinum und rief dann Intrare,...

    Bala war ein wenig überrascht und zugleich erfreut direkt auf Varro zu treffen. Er schüttelte unwillig den Kopf als dieser salutierte und trat auf ihn zu. Salve Germanicus Varro,...ich freue mich dich zu sehen. Dann bot er ihm, ganz untypisch, den Unterarm. Nachdem herzlichen und sehr persönlichen Gruß drückte er mit schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken durch und sah sich ein wenig um. Ein wenig schlichter als der Legatenpalast, aber es wird schon gehen. Lächelnd klopfte er seinem Pferd den Hals und meinte,

    Du hast sicher wichtigeres zu tun, aber kannst du für meine Unterkunft, meine Männer und vor allem,...mein Pferd sorgen? Müdigkeit, rechtschaffene Müdigkeit durchströmte ihn.

    Mich drängt es nach einem Bad, einer kleinen Mahlzeit und einem Bett.erklärte er mit einem matten Lächeln.

    Bala nickte abwesend. Jener Germanicus hatte weder das Charisma, noch die Ausstrahlung seines Cousains. Was wenig verwunderte, war er in der Verwaltung tätig. Nun, Germanicus,...dein Cousain ist ein Held, deine Gens kann stolz sein. Zu Aemilius Nepos gewandt meinte er, ...ich werde mich jetzt zurück ziehen und ein wenig frisch machen. Heute Abend werden wir die Abläufe der Zeremonie und die anderen Punkte festlegen, bis dahin vale Aemilius,...

    Er stellte den Pokal auf einen Tisch und verließ, den Germanicus kurz zunickend das Officium.

    Bala winkte ab. Er empfand es alseher lästig wie der Aemilier sich versuchte mit Lorbeeren zu schmücken die andere verdient hatten.

    Die Idee mit den schnellen Eingreiftruppen war nicht neu, aber kostspieliger. Wenngleich die Alen aus Peregrinii bestanden so war deren Unterhalt teurer al die eines Legionärs...es war wie immer eine Frage des Geldes.

    Er nickte dem Germanicer zu und fragte, eher beiläufig.

    Germanicus?...bist du mit jenem Varro verwandt?

    Varro beschäftigte ihn seit dem Gefecht. Etwas trieb ihn um, er war sich nicht sicher was, aber irgendetwas musste er dem Germanicus Varro zukommen lassen und sei es seine offizielle Gunst.

    Bala trat ein Stück von den Neuankömmling weg. Alte Gewohnheit...ein verborgener Dolch war schnell gezogen. Nun, das dürfte der aktuellen Mannstärke der Secunda entsprechen,...was einen Abzug derselben in Bälde rechtfertigen würde. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah von Germanicus zu Aemilius.

    Die Grundausbildung dauert noch an...? Spekulierte er einmal ins Blaue. Denn die 356 Veteranen dürften wohl kaum die Schlagkraft der XXII ausmachen. Die II. abziehen zu lassen ohne ein Adäquat an Sicherheit zu bieten war unmöglich.


    Sei versichert mein Caesar, daß mir die Sicherheit der Provinz am Herzen liegt und ich mir unendliche Vorwürfe mache, daß dir und meinem Sohn der Mangel an Milites zur Überwachung und Sicherung dieses Abschnittes derart zugesetzt hat...buhlend, wie eine läufige Hündin schmachtete er Caesar an. Denn dieser dürfte auch wissen wie es um die Executive in der Provinz stand. Es gab Regeln bei der Rekrutierung, schließlich konnte er keine Fremdenlegion auf die Beine stellen.

    ....

    Bala atmete tief durch. Ständig irgendwelche Ausreden. Er fragte sich wie leidensfähig sein Vater in dieser Angelegenheit wohl war?! Dieser feiste Aemilier, ein müder Abklatsch seines Bruders versuchte ihn durch die Blume zu diskreditieren? Eine Zornesfalte suchte sich Bahn auf seiner Stirn. Sein ohnehin stechender Blick bohrte sich in die Augen des Aemiliers.

    Niemand hat gesagt, daß es leicht werden würde an der wildesten Grenze des Imperiums! Deswegen hat man bei der Auswahl der Legaten auch entsprechende Prämissen angelegt. Sein Blick ließ die Zuversicht missen, daß Aemilius den Auswahlkriterien entsprach.

    Ich bleibe eine Weile hier und werde deine Bemühungen um die Aushebung der XXII und der Sicherung der Provinz genau beobachten! Aber sei gewiss, daß ich dem Imperator meine Erkenntnisse mitteilen werde...

    Der Sklave kam mit ein paar Häppchen und einer frischen Karaffe herein, dem Geruch nach wohl kein Vinum,...wohl eher dieser Met. Bala machte ein kurzes Handzeichen und der Sklave gab ihn einen Pokal. Bala drehte sich von Aemilius weg, gab einen Schluck auf den Boden...er wußte um die Sitten der Barbaren hier.

    Auf die gefallenen Brüder, mögen sie sich mit ihren Ahnen versöhnen.

    Murmelte er mehr für sich selbst und leerte den Pokal dann mit einem Zug. Seltsam süß und voll mundete ihm der Met. Nun, nicht schlecht,...schon mal ein Pluspunkt für die Provinz.Er wandte sich wieder dem Aemilier zu, stellte den Pokal achtlos auf einem Tisch ab.

    Natürlich werden die Milites ausgezeichnet, ich sah nie bessere Kämpfer! ...und ja, es wird Beförderungen geben. Als Donation denke ich an Urlaub, ...sagen wir 2 Wochen. Die Milites bekamen Sold, es war ihre gewählte Arbeit,...warum sollten sie nach dessen Ausübung mehr bekommen als ihnen bewußt war? Geld hatten die meisten genug,...wann sollten sie es ausgeben?

    Er winkte den Sklaven heran und fragte nach klarem Wasser. Mal sehen wie das der Aemilier interpretierte.

    Bala nickte Natürlich Aemilius,...das überlasse ich ganz dir. Es war Sache des Legaten sich um derlei Dinge zu kümmern. Beiläufig um sich dann ein wenig im Officium umzusehen. Ziemlich rustikal, nicht zu vergleichen mit Rom, wenngleich bemüht gewisse Ähnlichkeiten zu pflegen. Er nahm einen der polierten Glaskelche auf und schürzte anerkennend die Lippen. Hier sind wahre Meister am Werk gewesen. Wie mochte es da wohl in Cappadocien aussehen? Wieder einmal kamen leichte Zweifel in im hoch ob seine Entscheidung in die staubige Provinz zu gehen die richtige war....aber etwas Anderes,...unvermittelt wandte er sich wieder dem Aemilier zu und sezierte ihn mit seinen Blicken. Die Zeit der Schonung war vorbei, die Einzelheiten geklärt. Nun galt es wieder die Interessen des Reiches zu wahren und Sentimentalitäten zu beenden.

    Abgesehen davon, daß in deiner Provinz offenbar ein Missverhältnis zwischen meiner Vorstellung von Sicherheit und dem was ich erleben durfte besteht, kannst du trotz dieser Ungeheuerlichkeit froh sein, daß du Milites wie die der Ala II Numidia zur Verfügung hast. Wenn die Sicherheitslage hier nicht so desolat wäre, würde er, zumindest die Turma Prima mit nach Cappadocien nehmen. Was macht die Aushebung der XXII Legion? Wenngleich eine Legion immer noch als Garant für den Willen Roms stand, so war er im Grunde ein Verfechter der berittenen Kämpfer. In dieser Provinz war kaum Platz für Formationen und taktische Manöver. Ihm schwebte eine Reform der Legionen vor. Sie sollten sich den jeweiligen Provinzen und deren Verhältnisse und Herausforderungen anpassen. Das fing bei der Ausrüstung an, angepasste Ausbildung, neue Taktiken. Man konnte nicht überall mit der selben Art vorgehen. Effizienz war gefragt, so wie er sie beim Gefecht gesehen hatte. Die Equites ließen die Pferde bewacht zurück um sich wie Einzelkämpfer dem Feind zu stellen. Dabei kämpften sie ohne großartige Rüstung, welche nur hinderlich war mit allem was ihr Arsenal hergab. Leichtfüßig, überaus präzise und effizient. Bala war sicher, daß dies den Sieg gebracht hatte. Mit Formationen hätte man die Angelegenheit kaum derart regeln können,...vor allem nicht in dieser Zeit.

    Er hob das Kinn leicht an und sah auf den Legaten herab,...


    Bala bedachte Nepos mit einem etwas milderen Blick und gab dem Mann jene Zeit, die er benötigte, um das Gehörte zu verarbeiten. Ein Vater der keine Träne um einen derartigen Sohn vergoss, wäre keiner gewesen. Diese Tränen waren keine Schande.


    "Aemilius, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Deinen Sohn haben wir bergen lassen, damit er nach deinen Vorstellungen bestattet werden kann. Rom lässt die Seinen nicht zurück, solange uns dies vergönnt ist. Dein Sohn war eine Zierde seines Geschlechts. Es war uns eine Ehre, ihn in der Schlacht an unserer Seite zu wissen. Wisse dies Aemilius, auch wenn dir dies kein Trost sein mag", antwortete Caesar.

    Bala hob die Hand, um den Aemilier zu bremsen in seinem Tatendrang, verstimmt, da dieser es wagte, offen seinen mangelhaften hygienischen Zustand anzusprechen. Der Caesar war der zweitmächtigste Mann des Reiches und erwartete, dass er in jedem ihm genehmen Aufzug an jedem Ort erscheinen konnte, ohne dass jemand Anstoß daran nahm. In Anbetracht der Umstände verzichtete er darauf, dies zu verbalisieren.


    "Später, Aemilius, zuerst sprechen wir. Mein Zustand hängt damit zusammen, dass wir auf der Reise von Barbaren überfallen worden sind. In diesem Zusammenhang muss ich dir leider mitteilen, dass auch dein Sohn, Subpraefectus Alae Aemilus Bassus, Teil des Trosses war, der angegriffen wurde. Dein Sohn hat überaus tapfer gekämpft und war dabei ein Vorbild und Ansporn für seine Soldaten."


    Er ließ eine Pause und schluckte alles herunter, was er sonst noch über die Situation sagen wollte. Aemilius Nepos hätte durch nichts eindrücklicher vor Augen geführt bekommen können, dass seine Arbeit, die Grenze zu sichern, mangelhaft erledigt worden war, als durch jene Botschaft, welche nun folgten. Die Ironie war grausam, doch die Götter hatten entschieden.


    "Aemilius Bassus hat in jenem Kampf seinen sterblichen Körper verlassen, um an der Seite der Helden über die elysischen Felder zu wandern. Er hat dem Namen seiner Familie alle Ehre gemacht. Rom trauert mit dir um deinen Sohn, Aemilius."

    Bala erwiderte das Nicken des Prätorianers. "Ich werde allein hineingehen." Was nun zu tun war, wusste Terentius Furius selbst, es bedurfte keiner Befehle für jede Kleinigkeit.


    Bala trat ein, hinter ihm schloss man die Tür. Einen Moment umfing ihn Stille. Als ranghöchstes Mitglied des Trosses oblag es Bala, dem Legatus Augusti pro praetore die Nachricht vom Tod des Subpraefectus zu überbringen. Insofern wäre das eine normale dienstliche Angelegenheit, müsste er dabei nicht dem Vater des Toten in die Augen sehen. Zuerst sollte der Mann sich aber von dem Schrecken erholen, dass der Caesar in seinem Officium stand, ehe er einen noch viel derberen Schock erleiden musste.


    "Salve, Legatus Aemilius", grüßte Bala und klang dabei weniger unfreundlich als sonst, blickte eine Spur milder drein. Man kannte sich und er brauchte nicht auszusprechen, wer er war.

    Vor der Regia angekommen blieb Bala zunächst im Sattel sitzen während er dort angemeldet wurde. Kurz darauf glitt er aus dem Sattel. Er sackte ein paar digitus in die Knie. Entspannte sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die Torwache salutierte und er nickte ihnen zu. Er hatte in den letzten Tagen ein anderes Bild von den Milites bekommen, die Männer der Ala II Numidia hatten ihn Respekt gelehrt. Insofern hatte ihn diese Reise schon verändert.


    Ein Scriba tauchte vor ihnen auf und fragte nach dem Begehr. Bala schilderte ihm sein Begehr und wünschte auf kürzestem Wege zum LAPP geführt zu werden.

    Vor Mogonaticum ließ Bala halten und verabschiedete sich von den Equites der Ala. Er kündigte jedoch an, sie bald aufzusuchen um sich ein Bild der Lage in dieser Provinz zu machen, denn wer sollte davon mehr wissen als die Männer der berittenen Patrouillen.

    Der Abschied war ein wenig steifer als beabsichtigt, denn im Gegensatz zur Garde hatten die Equites ein deutlich ehrfürchtigeres Verhältnis zu seiner Person. Trotzdem schafften sie es, auch die Verletzten ihn mit einem Salut zu verabschieden.

    Bala warf einen letzten Blick auf die Gefallenen, dankte ihnen für ihr Opfer und ritt dann davon in Richtung Stadttor.

    Er drückte sich im Sattel durch, ließ den Kopf im Nacken kreisen. Die Reise und vor allem das Gefecht hatte ihn ausgelaugt. Sein Körper schrie nach einem Bad, einer Massage und einem sauberen Bett. Die Kratzer und leichten Schnittverletzungen würden kaum Narben hinterlassen. Das ärgerte ihn , denn das wurde dem Kampf nicht gerecht.

    Nach der Trennung von den Equites der Ala meldete ein Praetorianer die kleiner gewordene Truppe bei der Torwache mit dem Ziel Legatus an. Sie waren alle arg geschunden, doch eindeutig als Praetorianer zu erkennen. Die Wache zierte sich trotzdem ein wenig.

    Bala, dem diese Prinzipienreiterei zu weit ging trieb sein Pferd nach vorn, nickte seinem Gardisten zu und löste sein Inkognito auf.

    Appius Aquilius Bala,...Caesar...du versiehst deine Aufgabe wohl, doch laß uns nun passieren...

    Der Mann sah ihn zunächst skeptisch an, der Reiter trug die gleiche Rüstung wie seine Gardisten. Doch als Bala ihm seinen Ring präsentierte nahm er und seine Kameraden flugs Haltung an.

    Heil dir Caesar! Willkommen in Mogontiacum! Sie bildeten ein Ehrenspalier und ließen die Gruppe passieren.

    Natürlich war anschließend das Getuschel groß und sicherheitshalber schickte der Wachhabende flugs einen Boten zur Regia,...sicher ist sicher,...man will ja nichts falsch machen.