Mein Herz schlug noch immer hart und es schien zu explodieren. Doch sanfter und immer sanfter wurde das schlagen immer leise, als wenn plötzlich der Eintritt in eine höhere Welt käme. Ich hörte nur noch abendliches Gezirpe von Grillen und nur noch das zwarte Gezwitscher von Vögeln. Viele verschiedene Gesänge. Ich habe schon immer etwas für diese Geräusche übig gehabt, doch an diesem Abend brachten sie Maximian und mich scheinbar woanders hin. Wie kamen wir dorthin?
Er schien kaum überrascht zu sein, sondern einfach nur verzaubert, ganz ähnlich wie es mir erging. Es begann in meinem Gesicht zu kribbeln, als mir meine Haare wegstrich, als er mir zärtlich und wie eine leise Sommerbrise über meine Wange fuhr. Ich schloss dabei verträumt die Augen um einige meiner Sinne abzustellen, um nur noch zu fühlen. Sogar das Hören würde ich abstellen um mich mehr auf ihn konzentrieren zu können, doch dann bestünde die Gefahr, dass ich ihn nicht hören würde.
Beinahe unterbewusst rückte ich noch ein Stückchen näher an ihn heran, noch ein Stückchen näher und öffnete wieder meine Augen, als seine Hand von meinen Wangen abließ und zu meinem Kind fand. Was hatte er vor? Ich sah ihm in seine Augen, ihr Blick war so sanft, so zärtlich... so gefährlich für ein unerfahrenes Herz. Doch jeder lernte einmal und ich lernte es jetzt, mit meinen 17 Jahren was es hieß zu lieben.
Und plötzlich stellte sich jedes Denken abm, völlig abrupt ich konnte es kaum merken, es ging zu schnell. Ich spürte nur noch seinen Kuss, ich wollte auch gar nichts anderes mehr fühlen, nur diese Nähe von ihm. Ich verdrängte alte aufkeimende Gefühle, doch dieses Mal nicht mit meinem Verstand, nein, dieses Mal verließen mich die unguten Erinnerungen von ganz alleine, ohne eine Aufforderung.
Und als der Kuss zuende war, der Tausend Jahre und nur wenige Sekunden angedauert hatte, war es, als wenn man eines von wenigen Bändern entzwei geschnitten hätte. Doch da war doch zum Beispiel noch dieses Band was unsere Seelen zu verknüpfen schien, was uns jegliche Vorsicht entriss, jedliches Vertrauen schenkte... Und Liebe...
Und unsere Hände hielten sich, denn als er seine auf die meine legte begann mein Herz erneut zu pochen... Es war ein so schönes Gefühl und ich drehte sie um seine Hand zu ergreifen. Mit meinem Daumen liebkoste ich seinen Handrücken und folgte seinem Blick als dieser hinunterging. Folgte seinem Blick als er wieder in mein Gesicht zurückfand. Krampfhaft suchte ich nach Worten, doch viele fielen mir wahrlich nicht ein.
Das... ist seltsam ... ungewohnt... doch... mit nichts irdischem Vergleichbar.
Ich betrachtete seine braunen Augen, sie waren mir so, wie meine stets beschrieben wurden. Voller Hoffnung. Doch unser beider Blicke mussten nun verloren wirken, verloren in dem Blick des anderen. Mein Lächeln war voller Glück. Und diese Gefühle, wie ein reissender Strom riss er uns fort, fort in eine mir noch unbekannte Welt. Würde ich diese Welt erst wieder nach dem Tode verlassen? Ohne Maximian würde ich zumindest nie wieder Eintritt haben wollen.
Mit ihm würde ich fliehen bis ans Ende der Welt, mit ihm würde ich jede Reise wagen, gleich wohin sie führte. Und ohne dass ich es ahnte: Ich hatte diese Reise mit diesem Moment begonnen.