Nun wollte Commodus etwas von Chrysogona wissen, das sie in arge Bedrängnis brachte. Sie hatte sich bis sie als Medica personalis des TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS nach Rom berufen wurde, nie besonders für die römische Politik interessiert. Wenn ihr Vater, der schließlich lange dem römsichen Kaiserhaus gedient hatte und die römische Politik wie seine Westentasche kannte mit seinen Kollegen und Freunden vom Museion diskutiert hatte, waren Chrysogonas Gedanken schnell abgeschwiffen. Sie hatte abgeschaltet. Erst jetzt, seit sie selbst im Dienste des Kaisers stand, befasste sie sich mit den verschiedenen poltischen Störmungen und Inrigen.
Was seine Frage betraf, erwiderte sie bedauernd.
"Ich kann dir nicht sagen, ob Agrippa seziert wurde. Eigentlich sind Sektionen nach wie vor verpönt. Man öffnet einen Körper nicht aus Neugierde. Die Götter haben die Haut geschlossen gelassen, wir sollten das nicht bewusst ändern. So finde ich. Ich finde es ist richtig, dass wir in den Körper hineinsehen, wenn Wunden eine Einsicht ermöglichen. Dann haben uns die Götter ganz offensichtlich die Möglichkeit zum Erkenntnisgewinn gegeben. Ich aber lehne es ab, einen Körper nur aus Neugierde zu öffnen. Das grenzt an Nekrophilie. Was werden die Lemures oder wie wir Griechen sie nennen, die Lamien, dazu sagen? Was wird die dunkle Hekate mit uns machen, wenn wir nach dem Tode Persephone in den Hades folgen? Wird die schwarze Torhüterin ihre Hunde auf diejenigen hetzten, die einen toten Körper nicht unversehrt lassen? Ich weiß es nicht und, um ehrlich zu sein, ich will es auch nicht herausfordern. Mein Respekt vor der Dunklen ist mehr als groß!"
Wenn Commodus sensibel war, würde er die Angst vor der Unterweltsgöttin in Chrysogonas Augen lesen können und ihren Worten entnehmen können, dass eine Autopsie undenkbar für sie war.
Nach einer Weile, in der die Griechin deutlich ihren eigenen Bildern nachhing, sah sie ihn wieder aus dunklen Augen an.
"Wie siehst du das? Würdest du eine Sektion durchführen?"