Beiträge von Plinia Chrysogona

    In regelmäßigen Abständen, die aber zunehmend größer wurden, besuchte Chrysogona ihren besonderen Patienten. Es war gut zu sehen, dass er sich langsam erholte. Wie bei der Schwere der Verletzung zu erwarten war, dauerte das seine Zeit.


    Letztlich aber lächelte sie zufrieden, als sie mal wieder ihre Visite machte und die üblichen Tests absolviert hatte.
    "Das sieht wirklich viel besser aus so, Varus!", lobte sie.
    "Welche Beschwerden hast du noch? Fühlst du dich Leistungsfähig? Wie steht es mit der Wortfindung und der Artikulation?"

    Chrysogona hörte gebannt zu. Es wurde sehr spannend als sich Hierophilus und Commodus darüber unterhielten ob das Pneuma tatsächlich für alle Zustände wie Liebe, Hunger und... naja, auch andere wichtige körperliche Bedürfnisse zuständig war. Es war sehr einleuchtend zu hören, dass diese Theorie für alle eine Basis lieferte. Dann aber kam die entscheidende Frage: Commodus stellte sie. Wer gibt für all das das Kommando?


    Sie blickte fasziniert von einem zum anderen?


    "Ja, wer gibt das Kommando? Kann das Pneuma, das den Geist antreibt die anderen überstimmen? Soviel ich weiß, kann es zumindest nicht machen, dass ich nicht mehr atme. Ich kann mir nicht selbst befehlen, mit dem Atmen aufzuhören oder mein Herz zum Stillstand zu bringen. Also? Wer gibt das Kommando, wer dirigiert das Pneuma dahin, wo es gebraucht wird? Flaccus? Weißt du eine Antwort? Oder du, Commodus?"

    Beigeistert beteiligte sich Chrysogona an der spannenden Diskussion.
    "Ich finde es sehr spannend, wenn man die verschiedenen Vorstellungen von Geist und Verstand und auch die Bedeutung von "pneuma" und "nous" oder "logos" ansieht. Ist der Begriff "Geist" nur anzuwenden für die kognitiven Fähigkeiten wie Erkennen, Überlegen, Entscheiden, Planen, Bewerten und Kontrollieren oder auch für das was gemeinhin als "die Seele" des Menschen angesehen wird? Sagen die Pneumatiker nicht, dass der Atem auch der Hauch des Lebens ist? Ein materieller Bestandteil dessen was das Lebendige an sich ausmacht? Ist das Pneuma nicht auch Träger des Verstandes?"

    Zitat

    Original von Helvetius Commodus: Commodus kam ein Stück näher so dass das nächste eigentlich nur Chrysogona hören konnte. "Ist der Kaiser denn krank oder warum musst du gerade soviel arbeiten?"


    Chrysogona hob abwehrend die Hände.
    "Nein, nein! Der Kaiser erfreut sich bester Gesundheit, doch ich bin ja auch in der freiwilligen medizinischen Versorgung am Tempel des Aesculapius beteiligt und bemühe mich um den Aufbau des Heiligtums außerhalb der Stadt. Das alles kostet Zeit."


    Zitat

    "Varus...ist Varus...er will unbedingt zurück in seine Weinberge und die Heilung geht ihm nicht schnell genug. Es wäre wirklich gut wenn ein Magister ihm bald helfen würde. Ich habe ihn schon mit in mein Straßenbauprojekt eingebunden damit er beschäftigt ist und nicht den ganzen Tag darüber nachgrübelt wie es ihm geht."


    Commodus wollte Chrysogona nicht vorgreifen.
    "Ich glaube schon aber das entscheidende Wort hat Plinia Chrsyogona dabei."


    Commodus überließ ihr die Antwort. Doch wie sollte sie das sagen. Sie hatte Varus länger nicht gesehen, wusste also nicht ob er schon in der Lage war, das Haus zu verlassen.
    "Nun, sobald er in der Lage ist, alleine das Haus zu verlassen, wäre es kein Problem in die Titustherme zu gehen. Es ist ja nicht weit. Aber so lange das nicht der Fall ist, sollte der Magister zu ihm kommen. Ich denke, ich versuche bei der ersten Übungseinheit dabei zu sein. Was meinst du?"

    Zitat

    Commodus lächelte zurück. "Ja das stimmt aber du wirst sicherlich sehr viel zu tun gehabt haben. Als Leibmedica des Kaisers ist mir klar das der gemeinsame Besuch des Tempels zurückstecken mussen. Ich würde mich dennoch freuen wenn wir einen Termin finden um dies zu tun." Commodus überlegte kurz ob er sie noch auf den Heilungsverlauf von Varus ansprechen sollte entschied sich dann aber dagegen. Er wollte die Medica nicht unter Druck setzen und wusste ja wie wenig freie Zeit sie hatte.


    Die Medica nickte.
    "Du hast recht. Zeitmangel ist tatsächlich das größte Problem, das ich im Augenblick habe. Wie geht es denn meinem Unfallopfer, deinem Verwandten Varus? Ich wollte ihm längst einen weiteren Besuch abstatten. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit einen guten Magister gymnasii für ihn zu finden. Aber das könnte sich heute gleich ändern."


    Sie wandte sich an ihre Gastgeber.
    "Soranus? Hierophilus? Kennt ihr einen guten Magister gymnasii hier im Umkreis? Der Verwandte unseres Freundes Helvetius Commodus, Helvetius Varus benötigt Unterstützung bei der Wiedererlangung seiner physischen Stärke. Besonders gut geeignet wäre jemand, der sowohl über ein gutes Übungsspektrum verfügt als auch ein gewisses Einfühlungsvermögen für einen Genesenden. Gibt es hier so jemanden?"

    Mit sanftem Lächeln schenkte auch die Medica dem Helvetier ihre volle Aufmerksamkeit.
    "Es ist mir gut ergangen, werter Commodus. Und ich muss zugeben, dass ich förmlich danach gelechzt habe, solch angenehme Gesprächspartner zu finden. Und erinnere mich daran, dass wir einen Termin ausmachen für den Ausflug zu den Tempeln des Aesculapius. Das bin ich dir noch schuldig!"


    Sie wandte sich an den Neuankömmling.
    "Salve Valerius Flaccus! Auch ich bin neugierig, was du in deinem Alltag so machst. Verrätst du es uns?"

    Chrysogona freute sich Commodus wiederzusehen. Sie begrüßte ihn wie einen alten Freund und auch den anderen Gästen dürfte klar geworden sein, dass die beiden sich kannten und gut verstanden.
    Dann lauschte sie der sich entspinnenden Unterhaltung. Sie war bisher nur ein kurzes Stück auf der Via Appia gereist. Sie wusste nicht wo Brundisium lag, aber es schien doch recht weit zu sein bis dorthin. Das Instrument von dem Hierophilus sprach kannte sie nicht. Ob Commodus erklären würde wie es funktionierte?

    Die kaiserliche Medica hatte den Aushang am Asklepiostempel gelesen. Sie freute sich, endlich einige Kollegen kennenzulernen und erschien pünktlich zum Symposion. Als Gastgeschenk brachte sie einige Mandeln in einer hübschen Schale mit, die sie zum Knabbern sehr schätzte.
    "Salvete", begrüßte sie die anwesenden Männer, unsicher wen sie vor sich hatte. "Mein Name ist Plina Chrysogona. Ich bin Medica."


    Sie wollte nicht an die große Glocke hängen, dass sie die kaiserliche Familie betreute.
    "Vielen Dank für die Einladung. Es hat mich sehr gefreut, dass ich nun ein paar Kollegen kennen lernen darf und vielleicht noch ein paar andere Bürger dieser Stadt, die den Austausch suchen. Wem gehört denn dieses schöne Haus."

    Nun nickte die Medica.
    "Da hast du sicher recht, Commodus. Wie philosophisch wir geworden sind in unserem Gespräch. Interessant nicht wahr? Es würde mir eine große Freude machen, dich irgendwann mal in den Aesculapius-Tempel mitnehmen zu dürfen. Dann verstehst du mich vielleicht, wenn ich an das Wirken der Götter in der Medizin glaube."


    Sie hob ihr Glas erneut und prostete ihm zu. "Ich könnte mich an das Leben hier in deinem schönen Stadthaus gewöhnen. Es ist wie eine Oase in der Hektik des Molochs Rom."

    Die Medica zuckte die Achseln.
    "Ich weiß nicht, ob dieser Kult verfolgt wird. Hier in Rom habe ich mich nicht darum gekümmert bisher. Du weißt ja, dass ich mich hier nur im Aesculapius-Kult engagiere. Mit den Christianern haben die Hekate-Anhänger wenig zu tun. Aber da sie mit Zauberei und Magie in Verbindung gebracht werden, sind sie eigentlich immer in Gefahr. So viel ich weiß steht auf Zauberei und Hexerei die Todesstrafe. Oder nicht?"


    Sie kam auf Commodus letzte Frage zurück, wie man den nahenden Tod erkennen könne. Besonders im Angesicht eines drohenden Gewaltverbrechens.
    "Ich denke, dass wenn dann nur ein Priester mit seherischen Fähigkeiten den Tod vorausahnen kann. Vielleicht ein geübter Traumdeuter. Unsere Priester im Abaton des Asklepieions konnten unglaubliche Dinge erkennen. Im Erkennen des bevorstehenden Todes sind sie hervorragend, da sterbenden der Aufenthalt im Tempelbezirk verboten war. Die Moiren aber können es ganz bestimmt selbst entscheiden, wann das Ende ist. Und wenn ein Gewaltverbrechen geschieht, dann können sie sicher das Messer oder Schwert ablenken, sollte es noch nicht an der Zeit sein, für denjenigen zu gehen oder den Dolch gegen eine Rippe prallen lassen. Ich glaube sie fällen auch in diesem Moment eine Entscheidung, denkst du das etwa nicht?"
    Chrysogona sah Commodus fragend an.

    Chrysogona musste lächeln als Commodus aus dem Gedächtnis einen Hymnos an Hekate rezitierte.
    "Ja ich bin sicher, dass sie wie alle Gottheiten eine helle und eine dunkle Seite hat. Hekates Herkunft ist Kleinasien, dort war sie so etwas wie eine Universalgöttin, eine Große Göttin, eine Magna Mater. Erst ihre Integration in das griechische Pantheon hat ihr alleine die Wegkreuzungen, die Magie und die Unterwelt zugewiesen. Heute erinnern sich allerdings einige wieder ihrer Wurzeln. Es gibt eine Art von neuem Mysterienkult um sie, in dem sie erneut zur Magna Mater wird. Ich habe auf Kos einmal eine ihrer Priesterinnen behandelt. Es war interessant zu sehen, dass für sie Hekate weit mehr ist als eine Göttin der Zauberei, Magie und nächtlichen Rituale. Wir werden sehen wohin sich das noch entwickelt."


    Ihr Blick schweifte ein wenig in die Ferne. Kurz war sie mit den Gedanken ganz woanders. Dann kehrte sie in die Realität zurück.
    "Zu deiner anderen Frage. Ja, ich denke als Hinterbliebener möchte man immer wissen woran ein geliebter Mensch gestorben ist, zumal wenn es unklar ist. Das gibt uns aber noch lange nicht das Recht, einen intakten Körper zu öffnen und auszuweiden. Ich finde, man kann den Moiren ruhig zugestehen, dass sie wissen, wann sie den Lebensfaden abschneiden. Atropos, die Unabwendbare - hat das letzte Wort. Aber ich gebe zu, man würde schon gerne wissen, ob ein Gift zum Tode des geliebten Menschen geführt hat. Dafür gibt es manchmal aber andere Anzeichen wie verkrampfte Muskeln und Gelenke, Zittern, Speichelfluss, Erbrechen und Durchfälle geben im Vorfeld schon Hinweise. Selten fällt jemand einfach tot um", dozierte Chrysogona.

    Nun wollte Commodus etwas von Chrysogona wissen, das sie in arge Bedrängnis brachte. Sie hatte sich bis sie als Medica personalis des TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS nach Rom berufen wurde, nie besonders für die römische Politik interessiert. Wenn ihr Vater, der schließlich lange dem römsichen Kaiserhaus gedient hatte und die römische Politik wie seine Westentasche kannte mit seinen Kollegen und Freunden vom Museion diskutiert hatte, waren Chrysogonas Gedanken schnell abgeschwiffen. Sie hatte abgeschaltet. Erst jetzt, seit sie selbst im Dienste des Kaisers stand, befasste sie sich mit den verschiedenen poltischen Störmungen und Inrigen.
    Was seine Frage betraf, erwiderte sie bedauernd.
    "Ich kann dir nicht sagen, ob Agrippa seziert wurde. Eigentlich sind Sektionen nach wie vor verpönt. Man öffnet einen Körper nicht aus Neugierde. Die Götter haben die Haut geschlossen gelassen, wir sollten das nicht bewusst ändern. So finde ich. Ich finde es ist richtig, dass wir in den Körper hineinsehen, wenn Wunden eine Einsicht ermöglichen. Dann haben uns die Götter ganz offensichtlich die Möglichkeit zum Erkenntnisgewinn gegeben. Ich aber lehne es ab, einen Körper nur aus Neugierde zu öffnen. Das grenzt an Nekrophilie. Was werden die Lemures oder wie wir Griechen sie nennen, die Lamien, dazu sagen? Was wird die dunkle Hekate mit uns machen, wenn wir nach dem Tode Persephone in den Hades folgen? Wird die schwarze Torhüterin ihre Hunde auf diejenigen hetzten, die einen toten Körper nicht unversehrt lassen? Ich weiß es nicht und, um ehrlich zu sein, ich will es auch nicht herausfordern. Mein Respekt vor der Dunklen ist mehr als groß!"


    Wenn Commodus sensibel war, würde er die Angst vor der Unterweltsgöttin in Chrysogonas Augen lesen können und ihren Worten entnehmen können, dass eine Autopsie undenkbar für sie war.
    Nach einer Weile, in der die Griechin deutlich ihren eigenen Bildern nachhing, sah sie ihn wieder aus dunklen Augen an.
    "Wie siehst du das? Würdest du eine Sektion durchführen?"

    Die Medica hörte aufmerksam zu. Die Projekte von Commodus klangen interessant. Die Via Appia führte auch zu dem Asklepios-Heiligtum am Arno. Es war ganz in ihrem Interesse, dass die Straße intakt war.
    "Tatsächlich ist das Heiligtum noch nicht fertig. Bislang steht ein kleiner Schrein für den Heilgott und seine Tochter Hygieia, ein Schatzhaus, ein Haus für die Priester und ein Unterkunftshaus für die Gläubigen und die von Krankheit geplagten. Das Abaton muss noch gebaut werden. Dazu soll eine Thermenanlage errichtet werden. Es wird also eine Zeit dauern bis man über eine Erweiterung in Sachen Tempel nachdenken kann. Aber du kannst es dir ja schon mal vormerken."
    Sie lächelte ihn an. Die Konversation mit ihm machte Spaß. Er war ein interessanter Gesprächspartner.

    Die Medica lachte schallend.
    "Ich werde mir Mühe geben den Kaiser zum Methusalem werden zu lassen, aber ich nehme an, dass die Zeit, die ich für die Gesundheit des Kaisers zuständig bin und sein werde, nicht ausreicht, um meinen Ruhm zu begründen. Vielleicht sollte ich ein Buch schreiben? So wie Hippokrates oder Celsus. Ja, das wäre was. Ich denke mal darüber nach."


    Sie nahm einen weiteren Schluck. Dann legte sie den Kopf schief.
    "Du könntest doch einen großen Palast bauen oder ein anderes aufsehenserregendes Gebäude. Ich habe mir sagen lassen, dass es neben dem Leuchtturm von Pharos und den Pyramiden noch einige berühmte und herausragende Bauwerke gibt. Oder du baust einen Tempel wie den Parthenon, das Artemision oder den Tempel des Zeus in Olympia! Wie wäre es wenn du einen Tempel für das neue Asklepiosheiligtum am Arno bauen würdest?"

    Mit Commodus bei einem Glas Weißwein aus den Albander Bergen ließ es sich hervorragend philosophieren. Sie hörte seine Meinung zu Sulla und nickte verständig. Dann ging es um Agrippa und Augustus. Promt kam die Frage nach der angegriffenen Gesundheit des dienstältesten Kaisers und dem unerwarteten Tod Agrippas.
    "Nun, oft sind die kränkelnden und schwächlichen Menschen im Grunde gesünder als andere. Das klingt zwar komisch, aber ihre stänigen Wehwehchen sind meist gelinder Natur und nicht die Symptome einer schwerwiegenden Erkrankung. Hingegen sind die schnell tödlich endenden Krankheiten nicht selten ohne vorherige Warnsignale. Nicht immer deutet sich ein schwaches Herz an. Manchmal setzt es einfach plötzlich aus. Dazu kommt, dass du in Betracht ziehen musst, dass eine so ambitionierter Mann wie Agrippa auch Feinde hatte. Es könnte sein, dass er keines natürlichen Todes starb. Wenn du verstehst was ich meine?"


    Später kam der Hausherr noch auf Perikles zu sprechen. Chrysogona pflichtete ihm voll und ganz bei.
    "Oh ja, derjenige stirbt niemals, der in der Erinnerung der Menschen wach bleibt. Wer, wenn nicht Perikles hat es verdient und ich wette mit dir, dass es auch noch in, sagen wir zweitausend Jahren, so sein wird, dass man seiner gedenkt und ehrfurchtsvoll von seinem Wirken spricht. Ob uns das wohl vergönnt sein wird, Commodus? Wohl kaum!"


    Sie hob prostend den Becher. "Auf Mnemnosyne!"

    Es fühlte sich gut an, in Commodus Gesellschaft zu speisen. Das schöne Ambiente tat sein übriges dazu.
    Der Helvetier übte sich in Komplimenten. Chrysogona lächelte geschmeichelt.
    Dann fragte er sie wessen Büste ihr handwerklich am besten gefallen habe und welche ihr der Person wegen am besten gefiel.
    Chrysogona ließ den Blick noch einmal zu den Büsten schweifen.
    "Nun handwerklich gefällt mir Perikles am besten. Es ist einfach ein klassisches, griechisches Kunstwerk und strahlt Würde und Stolz aus ohne überheblich zu wirken. Von der Person, respektive der Anerkennung her würde ich die Wissenschaftler voran stellen,wie du dir denken kannst. Zuallererst Euklid, aber auch Apollodor und Hermodorus von Salamis... alles Vorbilder für einen aufgeweckten Geist, der sich gerne der Frage widmet, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wie ist es mit dir? Wer außer Vitruv steht deinem Herzen nahe?"

    Die Plinia staunte. Auch wenn sie inzwischen nichts mehr verwunderte. Es war deutlich zu erkennen, dass der Helvetier Geschmack hatte, es sich leisten konnte und es auch verstand, sich schön einzurichten.
    Der Hortulanus hatte auch dieses grüne Refugium mit seinen Wasserspielen, den schattenspendenden Säulenhallen und dem passenden Figurenschmuck im Griff. Überall wurde die Natur zur Geltung gebracht.


    Chrysogona machte mit Commodus den Rundgang zu den Büsten und ließ sich die ein oder andere, die ihr nicht geläufig war, erklären. Danach nahmen sie Platz. Es war ein idealter Ort für eine gepflegte Mahlzeit.
    "Ich würde mich über eine kleine Stärkung und Erfrischung freuen, Commodus! Es ist herrlich hier! Was für ein Idyll! Vor allem hat man endlich mal das Gefühl alleine zu sein und nicht ständig beobachtet zu werden. Im Palast auf dem Palatin ist das ganz anders. Schöne Gärten gibt es selbstverständlich auch dort. Aber man ist eben nie alleine."

    Die kaiserliche Medica nickte gelassen. Sie kannte die Einwände der Männer, die einen wichtigen Posten bekleideten und nie Zeit hatten, sich um ihre eigenen Gesundheit zu sorgen. Sollte sie sarkastisch sein? Dann würde sie ihm antworten, dass die Nekropolen Roms und der anderen Städte voll waren mit den Überresten derer, die sich für unabkömmlich gehalten hatten. Doch sie wollte den Kaiser nicht verärgern.
    "Wie gesagt, mein Kaiser, ich bin einverstanden mit dem Vorschlag meines geschätzten Kollegen. In zwei oder drei Wochen höre ich dich erneut ab. Dann werden wir sehen, ob die Maßnahme ausreichend war. Wenn nicht, wirst du vermutlich Zeit für eine intensivere Therapie finden müssen. Sonst bin ich aber mit deinem gesundheitlichen Zustand sehr zufrieden. Deshalb kann ich dem Vorschlag auch zustimmen. Doch bedenke wohl: memento mori! Das gilt auch für dich, Tiberius Aquilius Severus."