Beiträge von Kaeso

    Erst das Verschwinden von Alpina holte mich zurück. Ich hatte nicht verstanden wieso Alpina es nicht wollte. Sie hatte ein wenig verwundert meinen Namen gerufen aber dies deutete ich nicht als Ablehnung.
    Jetzt im Nachhinein kam es mir. Wütend über mich selber haute ich mit meiner Stirn gegen die Wand. Was war ich für ein Narr, ließ mich von etwas steuern was auch ohne mein geistiges dazutun selbständig reagieren konnte.
    Gut ich hatte schon immer eine Zuneigung zu Alpina, die sich im laufe der Zeit steigerte. In den letzten Tagen hatte ich eine große Sehnsucht nach ihr und nach ihrem Kuss angenommen, auch sie würde ähnlich empfinden.
    Was war ich nur für ein Narr, hatte mich fast aufgeführt wie mein Vater und mir nun bestimmt alles selber alles zerstört.
    Mit einer ungestümen Handbewegung fegte ich alles von der Truhe und rannte nach draußen in den Garten. Unruhig rannte ich dort hin und her. Überlegte ob und wann ich mit Alpina sprechen sollte, auf welche Art mich entschuldigen und wie ich mich in Zukunft verhalten sollte.
    Wollte mich Alpina jemals wieder sehen? Mit mir sprechen? Sollte ich nicht besser die Casa Helvetia verlassen. Nach Rom oder woanders hingehen?
    Ich wusste es nicht und ging zurück in mein Cubiculum.
    Nach langen überlegen entschied ich mich Alpina zunächst aus dem Weg zu gehen. Nach einigen Abstand wäre sie dann vielleicht bald fähig und bereit mich an zu hören.
    In dieser Nacht konnte ich beschämt und wütend über mich selber nicht schlafen.

    Ich hätte schreien können, mein Kopf schmerzte noch immer, die Striemen auf dem Rücken brannten und die Fahrt von der Taberna hierher hatte alles nur noch verschlimmert. Was kommt jetzt, dachte ich verzweifelt als der stinkende Teppich mit mir über den Boden rollte. Entsorgt man mich so? Falle ich jetzt in einen Abgrund und verschwinde für immer? Nein, Stimmen waren zu hören, mein Name wurde gerufen. Wer war das? Ich wollte aufspringen, vergaß aber das ich gefesselt war. Es musste lächerlich wirken. Was mir durch ein höhnisches Gelächter bestätigt wurde. Die Stimme wer war das, ich kannte sie doch. „Korone?“ Krächzend kam kam meine Frage? Ich lag so das ich aus meinem Blickfeld nur Boden sah.
    Hände packten mich mich und ich landete nicht gerade sanft auf meinen Füßen? Verblüfft, entsetzt und panisch blickte ich auf meine Gegenüber, Korone und dieser Gurox nackt, was sie getrieben hatten war mir klar. Ich schaute mich um und erkannte zu meinem entsetzen, ich war in der Casa Acilia. Sofort schoss die Frage aus mir heraus welche mich hierher gebracht hatte.Wo ist Phryne? Was habt ihr Räuberpack mit meiner Göttin gemacht? Ich bring euch um.“ Eine schallende Backpfeife war die erste Antwort, ehe dieses zähnebleckende Ungeheuer vor mir meinte. „Sieh einer an, man kennt sich. Deine Göttin ist sie also?“ was dieser Gurox da von sich gab interessierte mich kaum. Ich wollte nur wissen wo meine Liebesgöttin war. Gellend schallte mein Schrei durch die Casa,PHRYNE Ein Faust schlag in die Magengrube ließ mich zusammen klappen und verhinderte weiteres Geschrei von mir.
    Kaum dass ich wieder aufrecht stand wollte ich diesem Gurox ins Gesicht spucken, als ein dämonisches Grinsen auf seinem Gesicht erschien.

    Verlegen lächelnd hörte ich ihr kleines Lob. Zu allem Überfluss gab sie mir auch noch einen Kuss auf die Wange. Oh Alpina wenn du wüsstest was du uns damit antust, dachte ich verzweifelt. Bestimmt wirst du mich irgendwann verfluchen. Nicht nur weil ich dich so begehre, sondern auch wegen meines Geheimnisses mit Phryne. Ich kann nicht von ihr lassen aber dich will ich auch haben.
    Es kam aber noch viel schlimmer, geradezu als ob Cupido, der Gott der Liebe und des Begehrens mit Discordia, der Göttin des Streits und der Unruhe miteinander wetteiferten, wer über mich die Oberhand bekäme.
    Ein wenig zitternd mit zusammengekniffenen Lippen nahm ich die Kette entgegen.
    Vorsichtig, damit ich sie ja nicht berührte, legte ich ihr die Kette um. Sie noch immer mit der einen Hand haltend, hob ich mit der anderen ihr Haar ein wenig hoch. Beim Anblick auf ihres Nacken, war es um mich geschehen.
    Ich küsste ihn, nicht einmal, nein mehrmals hintereinander, drehte sie zu mir küsste ihren Hals wanderte weiter zu ihren Wangen und fand endlich ihre Lippe. Küsste sie sanft dann ein wenig fordernder. Meine Zunge schob sich zwischen ihre Lippen . Es war zu spät, ich konnte mich nicht mehr halten, hielt ihren Kopf und der Kuss der dann folgte sagte alles aus was ich erwartete. Wenn sie mich ließe, würde ich ihr eine unvergleichliche Nacht bereiten.

    „Gar nichts, sie hatte nicht viel Zeit, gerade als ich anfing sie zu fragen wurde sie gerufen. Ich glaube sie hat gemerkt wofür ich kam. Ich Trottel lies mich in die Küche locken, als ich dann aufwachte lag ich hier. Ich habe mich dann fast heiser geschrien, bis dann einer kam und versuchte auszufragen. Dann schickte mich ein Faustschlag zurück ins Traumland, bis sie dann kamen um dich zu befragen.“
    Nach kurzem Nachdenken kam von mir noch die fast ängstliche Frage. „Meinst du man wird nach uns suchen?“ Ich war mir gar nicht so sicher ob es so schnell jemand bemerken oder interessieren würde. Vielleicht Alpina aber sonst. „Wie kam es über Haupt, dass man dich erwischte, ich dachte ja zuerst du wärst doch rein gegangen."
    Die Erschöpfung lies mich aber bald einschlafen.


    Geweckt wurde ich von einer Stimme die spöttisch rief, „Aufwachen ihr Hübschen, der Reisedienst ist da.“ Eifrige Hände befreiten mich von den Ketten, meine Hände und Füße wurden zusammen gebunden, was mich dann doch aufstöhnen ließ, die Striemen auf meinem Rücken brannten wie Feuer. Dessen unbeachtet rollte man mich in eine Teppich ein und ich hörte noch wie er zu Glaucus meinte, „nicht traurig sein, dich schicken wir bestimmt auch noch auf eine Reise. Wie wäre es zu einem hübschen Steinbruch? Hahaha“. Gefolgt von diesem Lachen wurde ich die Treppe hoch getragen und landete recht unsanft auf einen Karren, welcher auch gleich darauf los rumpelte.

    Fast schon erschrocken ließ ich sie los und sprang auf. „Ja sicher, wenn du meinst“, kam enttäuscht aber auch ein wenig unsicher von mir.
    Was machte ich eigentlich hier? Ich hatte der Frau der ich das hier alles verdankte, die meine Mentorin war, die wie ich meinte zu einer Freundin wurde, aus Dankbarkeit etwas geschenkt. Es war aber nicht nur Dankbarkeit gewesen, Zuneigung war auch dabei. Ja und zeitweise fühlte ich mich zu ihr hingezogen. Schlussendlich kam jetzt noch dazu, das ich angetrieben von der Liebesgöttin sie erobern wollte sie besitzen wollte mich wenigstens einmal mit ihr vereinigen wollte.
    Was wäre ich dann aber für ein Mann. Wenn ich ausgerechnet sie so verletzen würde, denn das würde bestimmt dann geschehen und das wollte ich nicht, nicht sie.
    Ich streichelte noch einmal kurz ihren Arm, „Ursi hat großes Glück, eine Mutter wie dich zu haben.“ Ich hätte dich auch gerne, zum liebhaben, anlehnen und beschützt werden, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Mir einen innerlichen Ruck gebend fügte ich mannhaft hinzu, als den ich mich aber im Augenblick gar nicht fühlte. „Wenn du dich alleine fühlst und reden möchtest, dann bin ich für dich da. Ich glaube ich bin ein ganz guter Zuhörer.“
    Wieder fühlte ich wie es in meinen Lenden zog.

    Ich hatte mich schon fast heiser geschrien, doch wenn ich es mir zuerst nicht eingestehen wollte, so hatte ich es schließlich doch akzeptiert, sie war nicht in diesem Keller. Es sei denn sie wäre nicht mehr in der Lage dazu, was ich aber, aus welchem Grund auch, nicht glaubte.
    Jetzt galt meine ganze Hoffnung diesem Glaucus. Was wenn er inzwischen etwas herausgefunden hatte und mich einfach meinem Schicksal überließ?
    Wenn es nur nicht so verdammt düster hier wäre, dachte ich wütend, dann könnte ich wenigstens genau sehen wo ich hier war und ob es eine Möglichkeit gab hier weg zu kommen.


    Plötzlich wurde eine Tür geöffnet und der Lichtschein einer Fackel näherte sich mir. Ein kräftiger Bursche kam auf mich zu. „So mein Freund, jetzt wollen wir uns einmal etwas unterhalten. Zunächst beantwortest du mir zwei Fragen, dann sehen wir weiter. Verstanden?“ Dieses Verstanden unterstrich er mit einem Faustschlag in die Magengrube. Ehe ich mich so weit es so angekettet möglich gewesen wäre, hatte er mein Haare ergriffen und zog meine Kopf hoch. „Verstanden?“ „Ja“, stöhnte ich. „Also gut wer bist du und was willst du hier? Nun spuck es aus Bürschchen, sonst wirst du mich richtig kennen lernen und glaub mir, das willst du nicht wirklich. Wird's bald?“
    Fieberhaft überlegte ich, würde ich die Fragen beantworten, war es bestimmt aus mit mir, wenn ich sie nicht beantwortete würde es sehr hart werden aber ich hatte die Chance länger am Leben zu bleiben. Mir kam eine Idee, stöhnend mit schmerzverzerrtem Gesicht antwortete ich.
    „Ich dachte diese Fragen würdest du mir beantworten, denn ich weiß nicht einmal wie ich hierher komme und wo ich hier bin. Warum bin ich hier angekettet? Bestimmt gibt es einen der nach mir sucht.“
    Ich sah die Faust kommen, ehe es wieder düster wurde.

    Großes Mitgefühl kam in mir auf. Ich setzte mich neben Alpina und legte tröstend meinen rechten Arm um sie. Bisher hatte ich sie noch nie berührt. Aus welchem Grund auch immer war ich meist zurück gezuckt oder hatte mich innerlich versteift. Mich hatte dies zwar gewundert, doch ich hatte dies auf die Erlebnisse meiner Kindheit geschoben.
    Jetzt war diese innere Hemmschwelle plötzlich weg und ich zog sie noch etwas fester an mich. „Ich hatte geahnt, dass du Kummer hattest, es aber auf die lange Abwesenheit deines Mannes gezogen. Jetzt weiß ich welch großen Kummer du seit deiner Kindheit hast.“ Meine rechte Hand streichelte ihren Arm, während meine linke sich auf ihr Knie legte.
    „Ist es nicht merkwürdig, während ich möglichst weit weg vor meinem Vater flüchtete, vermisst du deinen Vater und sehnst dich nach ihm.“ Um sie abzulenken wechselte ich das Thema. „Das du keine Germanin bist hatte ich mir gedacht, doch ich wusste nicht einzuordnen wo du her kommst. Woher kommt eigentlich dein Interesse an Pflanzen und Heilkunde? Hat wer das in dir geweckt?“

    „Ja sicher die Rune für mich hat mir Runa zuerst gezeigt. Ihr Name ist Algiz. Runa sagte mir, Algiz schützt vor Feinden und Bösem, gibt Erhabenheit, Glück und Lebenskraft und symbolisiert glückliches Gelingen. Die Rune symbolisiert Offenheit und hilft der Versuchung zu widerstehen. Algiz ist ein universelles Schutzzeichen. Es hilft dir, dich selbst und andere zu beschützen. Algiz symbolisiert Bewahren und Festigen.“


    Ich ergriff die Tabula und zeigte ihr die Rune


    „ Runa hat mir einiges über den germanischen Glauben erzählt. Stell dir vor sie will mich einmal mit nehmen zu einem Blot. Das Blot ist das germansiche Opfer, also eine den germanischen Göttern gewidmete Kulthandlung. Es ist ein alter Begriff und bedeutet so wie mit Blut weihen. Es ist also ein blutiges Opfer“ Mitten im Redeschwall hielt ich inne und lachte verlegen. „Wie albern von mir, das weißt du bestimmt selber, also was ein Blot ist meine ich.“

    Unzufrieden saß ich auf dem Bett und schaute Flore hinterher. So war das also mit einer schnellen Nummer. Nun gut jeder wie er konnte, wollte oder so. Gebracht hatte mir das für unseren Zweck aber rein gar nichts. Ich war mir zwar nicht sicher ob diese Flore wirklich nichts wusste, doch auf die Schnelle würde man da nichts raus bekommen. Eine Möglichkeit wäre das Glaucus sie alleine erwischte und sich auf eine andere Art vorknöpfte.
    Hoffentlich hat der wenigstens Glück und findet einen Kellereingang von außen, hier drinnen gibt es bestimmt einen, dachte ich während ich die Treppe runter ging. Flore kam auch gleich zu mir und meinte, „du weil es eben so schnell gehen musste, hat unsere Köchin noch etwas für dich. Geh mal in die Küche, sie erwartet dich“.

    Was war ich doch für ein Naivling, latschte in die Küche ohne nach zu denken und schon gingen die Lichter aus. Dabei hatte ich doch überhaupt keine Forderungen gestellt, da es gleich hieß es müsse schnell gehen und bezahlt hatte ich auch nicht. Jetzt war es zu spät.
    Ich befand mich anscheinend in einem Keller angekettet an einer Säule oder so was.
    Es war stockfinster, mir war kalt, der Kopf tat mir weh und brummte. Die Erkenntnis das die Taberna dann wohl der Ort war an dem man meine Göttin fest, hielt half mir gerade überhaupt ni“cht. Oder doch? Bestimmt gab es noch mehr Räume hier. Schon brüllte ich los. „HALLOO, ist hier jemand? HALLOOO"

    „Ja“, flüsterte ich ein wenig verlegen. „Ich wollte dir einmal eine Freude machen und habe schon oft überlegt wie.
    Vor einiger Zeit zeigte mir Runa die Runen für unsere Namen. Deine, ihre und meine und da wusste ich was ich dir schenken würde. Jetzt war nur noch die Frage, wie ich sie anfertigen sollte, so dass du sie immer tragen konntest, sie aber auch nicht störte.“

    Ich zeigte ihr die Wachstafel mit den drei Runen. „Runa hat gesagt das ist Naudhiz. Naudhiz symbolisiert Störung, Widerstand der Kräfte weckt, Innovation, Verwirrung, Streit, und der feste Wille alle Not zu überwinden. Die Rune bedeutet auch Leidensfähigkeit und Vorbestimmung. Das Schicksal annehmen. Der Furcht ins Auge blicken“.
    Ich betrachtete die Runen auf der Tabula und sah dann Alpina ein wenig traurig an. „Weiß du, als ich damals hörte, was diese Rune, die zu dir gehört bedeutete, hat es mich ein wenig traurig gemacht. Ich fand sie würde für dich ein hartes Leben aussagen, dass du immer wieder gegen Widerstand kämpfen müsstest. Ich fand und finde es immer noch nicht richtig, es wirkt für mich ungerecht. Du hast besseres verdient. Eine Frau die anderen Menschen so viel hilft, soll das nicht erleben. Ich fertigte sie für dich mit dem Gedanken an, dass sie dich stärkt, du das Beste da herausholst und du gegen alles gut gewappnet bist. Vielleicht irre ich mich und lege alles falsch aus aber bitte nimm sie als das, für dass ich sie machte.“
    Fest schaute ich Alpina an und hoffte sie würde verstehen, was sie mir bedeutete.

    Ich nickte zu Glaucus Vorschlag, nach dem Keller zu suchen, damit wäre uns schon sehr geholfen. „Braucht einer wie ich, der von der Liebesgöttin selber eingeladen wurde Geld?!“ Selbstbewusst kam diese Antwort von mir, schon war ich auf dem Weg zu der Taberna.


    Nicht vorsichtig sondern eher draufgängerisch betrat ich die Taberna. Auf dem ersten Blick machte sie einen ordentlichen, sauberen Eindruck. Bei meiner Reise von Rom nach Germanica hatte ich eine Vielzahl von ihnen kennengelernt und meine Erfahrungen gesammelt.
    Ich trat an die Theke musterte den Wirt und bestellte ein Bier, da dies in Germanien mehr getrunken wurde als Wein.
    Der Wirt betrachtete mich prüfend um lästigen Fragen aus zu weichen, setzte ich mich an einen Tisch.




    Die vorbeieilende Bedienung, warf mir einen mehr als freundlichen Blick zu. Zufrieden lächelte ich in mich hinein. Na bitte wer sagt es denn, dachte selbst zufrieden. Nach einer weile kam sie an meinen Tisch, zwinkerte mir zu und wischte mit einem Tuch herum. „Darf es sonst noch etwas sein?“ „Immer doch“ und dann machte ich das Handzeichen. „Oben gleich Links neben der Treppe“. Hastig trank ich mein Bier aus und ging hoch. Zuerst war ich sehr unsicher, denn dies war mein erstes mal auf diese Art.
    Es dauerte nicht lange und die Bedienung trat ein. „Kannst mich Flore nennen“, zwitscherte sie los. „Ich habe nicht viel Zeit, gleich beginnt die Hauptzeit, zieh dich aus.“ Wie ernüchternd nach den Nächten mit meiner Göttin.

    Ich war gerade dabei, für mich selber einen Runenanhänger her zustellen, als es an der Türe klopfte. Mein erster Impuls war, die angefangene Arbeit zu verstecken. Jedoch als ich die Stimme Alpinas erkannte überlegte ich es mir anders. Noch während ich sie hereinbad, stellte ich verwundert fest, dass da in mir mehr schlummerte als nur freundschaftliche Zuneigung.
    „Ja bitte, komm doch herein“, kam nicht ohne Herzklopfen, mit einer etwas belegter Stimme von mir.

    Endlich es war geschafft, ich hatte die Rune für Alpina in das Kupferplättchen eingeritzt. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, jetzt brauchte ich nur noch eine Gelegenheit um sie ihr zu schenken.

    Was hatte Runa gesagt? Ich überlegte kurz und konnte es wiederholen.
    „Das ist Naudhiz. Naudhiz symbolisiert Störung, Widerstand der Kräfte weckt, Innovation, Verwirrung, Streit, und der feste Wille alle Not zu überwinden. Die Rune bedeutet auch Leidensfähigkeit und Vorbestimmung. Das Schicksal annehmen. Der Furcht ins Auge blicken“.


    Noch während ich versuchte ein zartes Band durch das winzige Loch zu ziehen kam mir eine Idee. Es würde auch nicht schwierig sein sie auszuführen, da Curio mit Frau und Kind unterwegs zu ihrem Landgut waren.
    Endlich, es war geschafft, nach einigen vergeblichen Versuchen.


    Zuerst vergewisserte ich mich ob Alpina wirklich in der Taberna Medica war, dann schlich ich mich zu ihrem Cubiculum. Lauschend stand ich davor, alles ruhig, der Rest der Bewohner war anderswo beschäftigt. Schnell schlüpfte ich hinein, legte den Anhäger unter einem Kissen in ihrem Bett, um dann genauso schnell wieder noch draußen zu schlüpfen.

    Ich warf noch einen kurzen Blick auf Glaucus, drehte mich aber mit dem Gedanken ab, denkst du ich wollte deine Faust doch noch im Gesicht spüren? Was der dann aber sagte leuchtete selbst mir ein. Er war wesentlich kräftiger und bestimmt kampferprobt, sonst hätte Phryne ihn nicht gekauft. Wer konnte schon wissen was kam und dann konnte er doch Hilfe gebrauchen.
    „Also gut, dann komm eben mit,“ gab ich mich großzügig.
    „Mm“ bestätigte die Frage nach dem Namen, halb geistesabwesend.
    Wie war nur der Name der neuen Taberna gewesen? Jetzt draußen und in alle Richtungen schauend, dabei weiter überlegend, wiederholte ich es noch einmal, um es uns beiden bewusst zu machen. “Es war was germanisches nicht ausschließlich aber irgend etwas doch, ein Wort oder so“
    Verdammt es wollte mir nicht einfallen, wütend stieß ich einen kleinen Stein mit dem Fuß weg, machte dann aber augenblicklich ein schmerzverzerrtes Gesicht. Nun begann ich für einen außenstehenden bestimmt wirr vor mich her zu reden. „Wilde Sau... wilder Eber...röhrender Hirsch. Ich hab's schrie ich aufgeregt. Einige Leute blieben stehen und schauten mich, grinsend, kopfschüttelnd oder nur fragend an. Aufgeregt zog ich den Leibwächter ein Stück weiter, um die nächste Ecke. „ Es hieß, brünftiger Hirsch. Nein“ verbesserte ich mich gleich selber. „Genau lautete der Name, Zum brünftigen Hirschen und ich glaube ich ahne wo wir diese Räuberhöhle finden werden.“
    Schon rannte ich los und rennen konnte ich ja wirklich gut. Hinter mir hörte ich Glaucus Schritte. Für einen außenstehenden sah es bestimmt aus, als ob ich wegliefe und verfolgt würde.


    Bald kamen wir in eine etwas ruhigere Ecke von Mogontiacum. Ideal für etwas Erholung abseits der Hektik des Alltags. Duraus aber auch ein geeigneter Ort für dunkle Geschäfte. Plötzlich wich ich vom Weg ab, ich hatte etwas gehört und verbarg mich schnell hinter Buschwerk. Glaucus schien es auch gehört zu haben, denn er hockte sehr schnell neben mir.
    Ein Karren kam an uns vorbei geruckelt, vorsichtig schlichen wir in die Richtung aus der dieser kam. Dann sahen wir das Gebäude, es musste die Taberna sein. „So, die hätten wir“ kam zufrieden von mir. „Und was nun?“ wandte ich mich an meinen Begleiter. „Gehen wir rein?“

    Was war denn plötzlich in den gefahren? Dem war wohl sein Cervisia in seinen Kopf gestiegen. „Wer hat denn dir ins Hirn geschissen? Zuviel Schläge abbekommen?“ Wütend trat ich ihm gegen sein Schienbein. „Falls du es vergessen haben solltest hier geht es um meine Liebesgöttin. Als wenn ich jemals etwas gegen sie wenden würde. Und jetzt lass mich gefälligst los du Hornochse.“ Verärgert stand ich vor ihm und strich meine Tunika glatt.
    „Hör zu ich habe den Kerl einmal gesehen, als er den Aedil beim Barbier anpöbelte. Er nahm sich sehr wichtig und faselte irgend was von Sicherheit der Stadt. Bei deiner Beschreibung des Verbrechers kam er mir in den Sinn, den er hatte so was verschlagenes an sich. Wenn mir doch nur der Name der Taberna einfallen würde. Es war etwas germanisches meine ich.“


    Sinnierend stand ich an der Theke, mir würde es schon noch kommen, da war ich mir sicher. Ich sollte mich besser alleine auf den Weg machen und nach meiner Göttin suchen. Dem Grobian traute ich keinen pes weit, nachher landete ich noch im Rhenus.
    Ich schielte zu ihm hoch und stellte fest er stierte wieder vor sich hin. Abrupt drehte ich mich in Richtung Eingang und murmelte. „Danke für den Cervisia, ich werde dann mal."

    "Glaucus also“ murmelte ich und hörte diesem aufmerksam zu. Mühsam unterdrückte ich das ein über andere Mal ein stöhnen.
    Jetzt war nicht die Zeit zum Jammer, ich brauchte meinen klaren Verstand.
    Also zu Hause war sie nicht, die drei Namen sagten mir auch nichts.
    Der Keller muss also groß sein, grübelte ich. Ich war nicht erst seit ein paar Tagen in Mogontiacum und kannte mich recht gut aus. Im Geiste ging ich erfolglos alle Straßen und Gassen durch. Etwas anderes aber spukte durch meinen Kopf. Etwas was dieser Glaucus gesagt hatte, nur konnte ich es noch nicht greifen.
    Der Name passte nicht zu der Beschreibung. Ich hatte da jemanden im Visier, sein Name war auch im Zusammenhang mit dem Attentat gefallen.
    Richtig Gurox hatte er sich genannt, damals beim Barbier.
    „Sag mal dieser Schmuckhändler, du sagtest er war schwarzhaarig? Hatte er ein markantes Gesicht mit einem Bart, braune stechende Augen und wirkte eher drahtig?“
    Noch während ich diesen Typen beschrieb war ihn mir sicher er musste es sein. Er hatte hatte auch gesagt wo er zu finden wäre, in einer Taverne, nur fiel mir der Name nicht mehr ein.

    Ich musste schlucken, ein gewaltiger Kloß steckte in meinem Hals. Bestimmt hatte ich gerade meine ganze Farbe aus meinem Gesicht verloren. Zumindest spürte ich wie etwas in meinem Körper abwärts rieselte. Heiser krächzte ich irgendwann. „Sag dass das nicht wahr ist.“
    Ehe ich ihm meine Faust ins Gesicht schlagen und anbrüllen konnte, wofür bist du verfluchter Trottel den gut, wenn du sie nicht beschützen kannst, hörte ich sein Schuldbekenntnis. Einen Kerl wie ihn so zusammen zu brechen zu sehen war ein seltsamer Anblick. Fast bekam ich Mitleid mit ihm.
    Zunächst einmal sah es dann so aus, als wenn ich auch nur vor mich her starren konnte, dann aber durchfuhr es mich und ich haute so mit der Hand auf den Tresen, dass sie mir anschließen schmerzte.
    „Reiß dich zusammen“, donnerte ich. „Wie ist überhaupt dein Name? Streng deinen Kopf an, wozu ist der da, wenn nicht nur zum spazieren tragen. Irgend etwas musst du doch wissen. Von welchem Kerl redest du überhaupt?“
    Ich riss an seinem Arm. „Komm mit wir gehen zu ihrem Haus. Vielleicht gibt es da einen Hinweis oder mit viel Glück fällt dir ja noch etwas brauchbares ein“, fügte ich sarkastisch hinzu.

    Da war es wieder ich spürte es ganz genau, so wie der mich anschaute. Der Kerl hatte etwas gegen mich und dennoch machte ich mir Sorgen. Nicht um ihn direkt sondern eher um das was hinter seinem Aussehen und Verhalten steckte. Schon sprach er über meine Befürchtung, „Was? Was ist mit ihr? Was ist geschehen?“
    Ich wollte ihn schütteln, damit er redete, befürchtet aber ich wäre dann in einer Ecke gelandet, so wie der drein schaute.
    Was machte er, er trank sich einen und gleich noch einen zweiten.
    Endlich fing er an zu sprechen, zumindest dachte ich das. Was dann aber kam verwirrte mich. Wieso sollte ich über das, was er jetzt sagen würde, schweigen.
    Was ergab das für einen Sinn? Es würde sich doch bestimmt um seinen Zustand handeln und den sah doch jeder. Da wäre es doch sinnvoller er würde nach Hause gehen, damit ihn niemand so sah. Jetzt war es mir zuerst einmal wichtiger, dass er endlich redete.
    „Sicher verspreche ich dir das, alles was du willst, wenn es sein muss auch beim Leben von Phryne. Aber bitte, BITTE rede endlich.“
    Nun war ich es der vor lauter Aufregung den mir angebotenen Cervisia runter kippte.

    Sah ich das jetzt richtig? Kam da gerade der Leibwächter meiner Göttin aus der Casa Helvetia? Wie sah der überhaupt aus? Oh ihr Götter hoffentlich war meiner Göttin nichts geschehen.
    Der geht aber nicht nach Hause, das wäre die entgegengesetzte Richtung.
    Aufgeregt überlegte ich was ich machen sollte. Eigentlich mochte ich den Kerl gar nicht, doch er konnte mir nur erzählen was los war.
    Ich beeilte mich um ihn ein zu holen. Plötzlich war er weg, einfach weg wie vom Erdboden verschluckt. Suchend schaute ich mich um, es gab nur eine Möglichkeit, er musste in der Taverne sein. Was machte er hier machen? War er nicht mehr Phrynes Leibwächter? Ich musste auch da rein und der Sache auf den Grund gehen. Langsam, vorsichtig nach allen Seiten schauend ging ich in die Caupona rein. Allmählich hatten sich meine Augen an das schummrige Licht gewöhnt und ich entdeckte den Gesuchten an der Theke. Einmal tief durchgeatmet und nichts wie hin.
    Schon saß ich neben ihm. „Salve, wie siehst du denn aus? Alles in Ordnung?“ Packte ich den Stier bei den Hörnern. Das klang jetzt viel mutiger als ich war.