Beiträge von Kaeso

    Nach einem Botengang für Alpina, konnte ich nicht anders, ich musste einfach an der Casa Acilia vorbei gehen. Meine geheime Hoffnung war, zufällig meine Liebesgöttin zu treffen. Ein wenig Zeit stand mir noch zu Verfügung. Ich wollte nicht zu lange wegbleiben, denn es sollte ja keiner etwas von meiner Verbindung zu Phryne wissen.
    Natürlich war nichts von den Bewohnern des Hauses zu sehen, außer zwei merkwürdige Gestalten, die am Eingang herum lungerten. Ich überlegte kurz ob ich einfach anklopfen sollte, lies es dann aber. Bestimmt waren es Sklaven von einem Gast.
    Enttäuscht machte ich mich auf den Heimweg zur Casa Helvetia.

    Heute war ein guter Tag um meinen Plan in die Tat um zu setzen. Alpina war unterwegs zu einer Schwangeren und Runa war so mit ihrem Ehemann beschäftigt, dass sie gar nichts mehr wahr nahm.
    Jetzt da ich wieder zu Hause war, dachte ich über das nach was ich erlebt hatte.


    Mit den Paar Sesterzen und As ausgerüstet, welche ich hoffentlich nicht ausgeben musste, machte ich mich auf zu dem Händler, welcher mich in der Anfangszeit bei sich aufgenommen hatte.
    Er war einer jener Händler bei denen man alles was man so brauchte und auch nicht, käuflich erwerben konnte. Dem entsprechend sah es auch in seinem Vorratsraum aus.
    Auf meine Bitte, mich eben in diesem umsehen zu können, um etwas passendes für kleine Geschenke zu finden, natürlich gegen Bezahlung, lachte er nur. Wenn ich es gefunden hätte solle ich zu ihm kommen und er würde sehen.
    Was für ein seltsamer Raum. Zum Teil eine Art Rumpelkammer und zum anderen gab es den Teil in dem alles wohlgeordnet war. Da gab es Regale, Kisten und Schubfächer.
    Ich wollte mein Glück zuerst in der Rumpelkammer versuchen. Es war nicht leicht nach etwas zu suchen, von dem man nicht wusste was es war und dennoch eine Ahnung hatte wie es aussehen musste. Außerdem war Schmutz, Staub, Spinnen und sonstiges für Germanien übliches Ungeziefer zu Hause war, ansonsten aber eine Fundgrube für kleine Besonderheiten oder in Vergessenheit geratene Kleinode.


    Wie lange ich dort war , herum suchte, Teile anfasste, betrachtete, zurück legte und neue auswählte wusste ich nicht. Hoffnungslos stand ich da und schaute mich um. Noch einmal ergriff ich einen kleinen Korb mit Kleinkram und kramte ohne wirklich hin zu schauen darin herum. Etwas leichtes, sprang durch eine unachtsame Bewegung von mir, heraus. Ich bückte mich um es auf zu heben. „Das ist es“ entfuhr es mir. Es war eine kleine Kupferscheibe mit einen Loch versehen, als ob sie für einen Anhänger vorgesehen wäre. Schnell nahm ich den Korb und suchte fieberhaft darin herum. Ich hatte Glück ich fand eine handvoll solcher Scheiben. Noch ein paar Lederschnüre und ein Teil was bestimmt in im Laden zu bekommen war und ich hätte alles was ich brauchte.
    Eilig ging ich zu dem Händler und zeigte ihm was ich kaufen wollte, fragte aber noch nach ob er eine Nadel habe, keine zum nähen, nein eine wie ein Chirogius sie benutze. Ich hatte Glück auch damit konnte er mir dienen. Schnell wurden wir uns handelseinig, er schenkte mir die Sachen fast, was ich natürlich gerne annahm.


    Nun saß ich da und versuchte eine Rune in eine dieser Kupferplättchen zu ritzen. Die Tabula auf der Runa diese Runen gemalt hatte, besaß ich noch, weil ich sie sorgfältig aufgehoben hatte. Immer wieder hatte ich sie nachgemalt bis ich sie im Schlaf hätte malen können.

    Liebestrunken war ich von meinem letzten Besuch in der Casa Acilia in die Casa Helvetia zurückgekehrt. Jede Begegnung mit Alpina und Runa, machten mich aus schlechtem Gewissen ihnen gegenüber, ein wenig verlegen und ich senkte schnell meinen Blick.
    Zugleich überlegte ich immer öfter auf welche Weise ich mich ihnen nähern konnte. Dabei schob ich den Respekt, die Dankbarkeit und Zuneigung ihnen gegenüber beiseite. In den Augenblicken zählte nur das eine, ich wollte und musste sie besitzen. Wenigstens einmal sollten sie die meinen sein.
    Dann hatte ich plötzlich eine Idee. Inspiriert wurde ich durch eine Tabula. So schnell wie möglich wollte ich die in die Stadt und einen alten bekannten aufsuchen.

    Zitat

    Original von Phryne




    Meine Augen klebten an meiner Göttin, ihre Worte saugte ich auf wie ein Schwamm und ihr Lob brachte mich zum erglühen, doch ihr Anblick ließ mich fast verzweifeln.
    Was Phryne dann aber sagte lenkte mich ein wenig von meiner Begierde ab. Welche Körperteile konnte ich denn noch einsetzen? Gab es noch viele Geheimnisse? Ich wollte sie alle lernen.
    Ein Lächeln glitt über mein Gesicht, “mir scheint ich kann noch vieles lernen, Du weißt ich bin ein williger und wissbegieriger Schüler mein Liebesgöttin.”


    Dann demonstrierte sie mir mit der Feige, das was Alpina mir mit Worten erklärt hatte und noch ausführlicher zeigte sie es mir. Inzwischen wusste ich sie kannte jeder meiner Körperregung und sie genoss es mich so zu steuern.
    Mit Mühe hielt ich mich zurück. Meine Finger krallten sich in den Saum meiner Tunika, während es unter ihr heranwuchs und ich mit den Augen ihr Tun verschlang. Ich musste heftig schlucken obwohl kein Tropfen Saft meine Zunge berührt hatte.
    Heftig nickte ich, zu gerne wäre meine Zunge ihrem Finger gefolgt.


    Und wie ich die Lektion verstanden hatte. Ich kniete vor ihr, erkundete, erprobte, und kostete was sie mir gezeigt hatte. Erlebte wie ihr Körper aber auch meiner reagierte. Bis ich irgendwann soweit war, dass ich mich fast nicht mehr beherrschen konnte und sehnsüchtig auf ihre Aufforderung wartete die Pforte zu betreten.

    „Für Fruchtbarkeit steht der Granatapfel dann ganz bestimmt auch, denn wie du eben selber sagtest enthält dieser viele Samen.“ Noch während ich dies sagte kam mir etwas ganz anderes in den Sinn. Forschend schaute ich meine Göttin an. „Ich habe dir versprochen, dich immer zu lieben und ich würde alles machen was du von mir forderst. Ich würde auf immer dein Diener sein. Kommt nun der Punkt wo dies eingefordert wird? Nicht dass ich es verweigere nur würde ich es gerne wissen und meiner Liebe tut es keinen Anbruch.“ Ich machte eine kurze Pause um mich zu sammeln ehe ich fortfuhr.
    „Da gibt es drei Frauen in meinem Leben. Alle drei schön und klug. Jede von ihnen gibt mir etwas besonderes und einiges geben sie mir alle drei. Da ist Alpina, sie gibt mir Wärme, Geborgenheit, Wissen über Pflanzen, ihr Bedeutung, Anwendung und Symbolik. Runa,sie lehrt mich schreiben und lesen und gibt mir Wissen über Götter. Selbstvertrauen geben mir beide genau wie du. Du machtest mich erst wirklich zum Mann und lehrtest mich die Liebe.
    In Rom sah ich öfter Iuno die Göttin des Heims und der Mutterschaft; Schutzgöttin aller Frauen mit einem Granatapfel in der Hand. Ist er das Sinnbild der der Liebe und Ehe sowie der Fruchtbarkeit? Dann würde sich dahinter noch eine Vielfalt verbergen.“


    Abermals machte ich eine Pause, „nun sag mir hat die Symbolik mit euch zu tun? Soll ich mich für eine von euch entscheiden? Das geht nicht, ich müsste zuerst die Liebe mit den beiden erfahren und das habe ich noch nicht. Es war mein Plan und er ist es noch immer, denn verzeih mir, denn auch die begehre ich, es wird niemals sein wie mit dir aber dennoch, …. Wenn es das nicht ist was erwartest du dann? Was immer es ist, ich will versuchen es zu erfüllen. Nur bitte wenn ich falsch liege, schicke mich nicht weg, dann gib mir geringere Aufgaben aber lass mich bei dir bleiben und mich an dich berauschen.“
    Jetzt hatte ich so viel geredet und dennoch es konnte alles falsch sein. Ich fürchtete fast ihr Urteil.

    Sie hat mich vermisst, jubilierte es in mir. Lüstling wiederholte ich, als solchen hatte ich mich nicht gesehen, doch wenn sie es sagte und aus ihrem Munde hörte es sich gut an.
    Was dann folgte gefiel mir nicht. Das Wort Prüfung hörte sich nach nicht können, nicht erreichen an. Was war wenn ich versagte? „Was ist wenn ich sie nicht bestehe?“ Kam entsetzt von mir. Ich sah mich im Geiste, ausgelacht und weggeschickt, nicht gut genug.
    Standen die süßen Früchte jetzt für das sie waren oder für das was ich erhoffte? Ersteres war nicht der Wunsch, das Ziel mit dem ich gekommen war. Mein Träume schienen zu zerplatzen.
    Ich bemühte mich diese Versagensangst nicht weiter aufkommen zu lassen, sie würde mich lähmen. Um das ziel zu erreichen musste ich mich auf das Wesentliche konzentrieren.
    Hatte ich nicht beim Anblick der Früchte gedacht, sie würden sich irgendwie in der Symbolik gleichen? Dann musste dies mein Ansatzpunkt sein. Leise mehr zu mir selber sprechen begann ich, dass aufzuzählen was mir bei dem Wort Apfel einfiel.
    „Ich kenne das Wort Zankapfel, auch hörte ich wie jemand die Geschichte von den drei griechischen Göttinnen in diesem Zusammenhang erzählte. Verzeih aber mit Götternamen habe ich es nicht so.
    Steht der Apfel nicht auch für die Liebe, ich glaube ich hörte das Wort Liebesapfel oder war damit ein anderer gemeint?
    “ Panik machte sich in mir breit und störte meinen Gedankenfluss. Fast schon resigniert schloss ich meine Bemühungen mit der Frage: „Oder steht er auch für die Fruchtbarkeit genauso wie die Feige?“ Obwohl wie Alpina mich lehrte, man in der Feige noch vieles sehen konnte.
    Angst, Hoffnung, Furcht, Zuversicht machten sich in mir breit. Mit den widersprüchlichsten Gefühlen schaute ich meine Liebesgöttin an und wagte kaum zu atmen.

    Mir schien, für den Leibwächter war ich der geborene Dieb, Mörder oder einfach gesagt, die Ausgeburt des Bösen, welches seiner Herrin Böses wollte. Vielleicht aber auch schlicht und einfach, der dumme einfältige, kleine lästige Naivling, Störenfried. Für Korone bestimmt mindestens letzteres. Ich fragte mich nur was das sollte, ich nahm ihnen doch nichts weg. Angeblich wollten sie doch das Beste für ihre Herrin, dann sollten sie doch froh sein über meine Anwesenheit, welche sie sich wünschte.


    Duftöl, für mich, vorsichtig träufelte ich einen Tropfen auf meinem Handrücken und schnupperte daran. Ein angenehmer erfrischender Duft breitete sich aus. Weitere Tropfen träufelte ich mir in die Handfläche und verrieb sie. Unsicher ob und wohin ich noch mehr von dem Öl Verreiben sollte, hörte ich auf und folgte der mir genannten Spur.


    Verwundert hob ich den Apfel, den Granatapfel sowie die Feige auf. Ich wusste es nicht aber dennoch war ich mir sicher, ihre Symbolik war die gleiche, zumindest sehr ähnlich. Mit den Früchten beladen betrat ich ihr Cubiculum. Bei ihrem Anblick wären mir die Früchte fast entglitten. So fest wie sich das Bildnis in mir eingebrannt hatte, so wenig ähnelte das was ich jetzt sah diesem. Nicht das es fremd oder anders gewesen wäre aber dennoch es war anders, noch viel betörender und aufregender.
    Im rechten Augenwinkel hatte ich kurz ein kleines Tischlein wahrgenommen. Ohne meinen Blick von ihr zu lassen ging ich seitlich darauf zu und legte Frucht für Frucht darauf ab.


    „Salve meine Göttin“, kam es dann ein wenig krächzend aus meinem Munde. Ich war doch zu sehr Römer, sonst wäre ich jetzt auf Knien zu ihr gegangen. Würde sie es mir befehlen so würde ich bestimmt auch auf dem Bauch zu ihr rutschen. So aber näherte ich mich ihr aufrecht und schon spürte ich dieses wohlbekannte ziehen in meinen Lenden.
    Ich konnte mich nur wenig beherrschen und ergriff ihre Hand und bedeckte sie mit Küssen, schon wanderten diese an ihrem Arm in Richtung Hals empor.

    Endlich es war so weit, die Dunkelheit war angebrochen. Dieses Mal hatte ich mich zurückgehalten und war nicht zu früh aufgebrochen.
    Lange hatte ich da gesessen und die Feige angestarrt. Nein ich hatte, allen Versuchungen widerstehend, sie nicht verspeist, denn etwas in mir sagte mir, die Feige hätte eine Bedeutung für mich, welche sich mir noch nicht erschloss. So hatte ich beschlossen, sie mit zu meiner Göttin zunehmen. Es konnte ja sein wir würden sie gemeinsam verspeisen oder sie teilen und über ihren Inhalt sprechen. Dieser Gedanke trieb mich zur Eile.


    Heimlich hatte ich die Casa Helvetia auch heute wieder verlassen und klopfte an bald schon an der Türe der Casa Acilia.

    Herje wieso war ich denn nicht selber zu dem Ergebnis gekommen? Jetzt wo Alpina es mir erklärte, war alles so einfach, klar und einleuchtend. Ich hätte mich selber Ohrfeigen können.
    Mit Alpina hatte ich im Augenblick wirklich Mitleid, ausgerechnet sie musste ich so in Verlegenheit bringen. Hätte ich nur ein wenig mehr nachgedacht und die Feige mit der Fragestellerin in Verbindung gebracht, dann hätte es mir doch aufgehen müsse.
    Ich bemühte mich, Alpina so wenig wie möglich, ohne dass es unhöflich wirkte, an zuschauen und ihre Röte zu übersehen, dabei hätte ich ihr liebend gerne aus Freude und Dankbarkeit, weil sie mir meine Frage so wunderbar erklärt hatte, geküsst.
    Peinlich wurde es dann aber auch für mich, als sie mich leise fragte: „Sag, Kaeso, wie kommst du gerade auf die Feige?" Zum einem, weil sie so mit der Verlegenheit kämpfen musste und ich das von ihr erworbene Wissen für mein Liebesabenteuer benutzte. Zum anderen weil ich ihr nicht ehrlich auf ihre Frage antworten Konnte. Obwohl können hätte ich es schon, dann jedoch hätte ich das Geheimnis verraten. So hoffte ich, dass es bei dieser einen kleinen Lügen bleiben würde.
    „Ja danke, du hast mir alles wieder so einfach und einleuchtend erklärt wie immer. ...Nun ich kam eigentlich gestern darauf, als jemand dieses Zeichen machte. In dem Zusammenhang, fiel mir das Wort Fica ein und ich überlegte ob sich noch mehr hinter dem Wort Feige stehen könnte eine Symbolik.“ Jetzt spürte ich wie mich die Schamröte über zog und dass nicht, wie Alpina bestimmt vermutete, noch so unschuldig war, sondern weil ich sie gerade anlog. Verlegen schaute ich zur Türe.

    „Salve Alpina“, grinste ich sie etwas schief an. Nun wo sie endlich dawar, wusste ich nicht so recht wie ich es anfangen sollte. So fing ich recht unbeholfen an herum zu stottern. „Nein, dass nicht gerade, doch mich beschäftigt da eine Frage. Du kennst dich doch sehr gut mit Pflanzen aus?“
    Welch ein dumme Frage, schalt ich mich selber. Wenn nicht, würde sie ja kaum hier arbeiten. „Ich meine auch mit den übrigen, ...also mit Früchten. …. gibt es da bei eigentlich etwas besonderes? …. Was ich meine ist, gibt es da eine Symbolik?.... Nehmen wir doch einfach, sagen wir, die Feige.“ PUH endlich war es raus.“Steht die Feige für etwas? Hat sie eine Bedeutung?“ Lass gut sein übertreibe nicht, bremste ich mich ab.

    An diesem Morgen war ich besonders früh in der Taberna Medica, auf keinem Fall durfte ich Zeit verlieren. Wenn Alpina, was ich mir nicht vorstellen konnte, redete ich mir selber ein, die Frage nicht beantworten konnte, so musste ich dann weiter nachforschen. Ich wollte unter keinen Umständen noch eine Nacht mit meiner Göttin verpassen. Voller Ungeduld erwartete ich meine Lehrerin.

    Erstaunt betrachtete ich die Feige, welche in meinem Cubiculum lag und las die Botschaft. Wieder und wieder betrachtete die Feige von allen Seiten, nicht dass sie bei uns zu Hause in Rom auf dem täglichen Speiseplan gestanden hätte, dennoch hatte ich sie schon gekostet.
    An ihr Aussehen erinnerte ich mich genau, dunkel schwante mir, sie würde mich an etwas erinnern.
    Ich grübelte und grübelte, kam aber zu keinem Ergebnis. Inzwischen war schon die Nacht eingebrochen. Selbst wenn mir des Rätselslösung eingefallen wäre, hätte ich jetzt meinen Besuch nicht mehr antreten können.
    Völlig verzweifelt überlegte ich wie ich das Rätsel lösen könne. Da fiel mir Alpina ein. Sie war doch die Pflanzen Kennerin, sie würde mir bestimmt helfen können.
    Mit dem hoffnungsvollen Gedanken schlief ich ein.

    Um einiges länger dauerte der Heimweg von der Casa Acilia, nicht nur wegen meines deutlich verringertem Tempos. Unterwegs blieb ich immer wieder stehen um über meine Zukunft nachzudenken. Eines hatten mir die letzten Tage bewusst gemacht, ich musste dringend mit Malleus und Alpina sprechen. So wie es jetzt war konnte es nicht weiter gehen.


    Sichtlich nervös betrat ich die Casa Helvetia und ging gleich weiter zum Cubiculum wo sich Malleus Krankenlager befand.
    Leise trat ich ein und betrachtete den Custos Corporis. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich schlief oder sich in einem Halbschlaf ähnlichem Dämmerzustand befand, in dem sich Kranke häufig befinden.
    Wie schon so oft in den letzten Tagen hockte ich mich ihm gegen über und wartete ab.

    Endlich, ich war draußen. Natürlich hatte ich die gleichen Sorgen um Leben und Gesundheit der Verletzen und auch das gleiche Mitgefühl mit ihnen wie alle anderen. Nach dem die Beiden, durch das Attentat verletzten, auf dem Wege der Besserung waren und ich selber fast ein Frag war, fand ich es wäre an der Zeit mich ein wenig um mich selber zu kümmern.
    Meinem Schlafmangel musste ich abhelfen, dazu konnte nur meine Göttin, meine Phryne beitragen.


    Wer mich die Casa Helvetia in großer Eile verlassen sah, musste denken, ich hätte einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Wie von den Mächten der Finsternis getrieben raste ich zu der Casa Acilia. Nun stand ich davor und wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Einfach rein stürmen und mich ihr zu Füßen werfen ging nicht.
    Zunächst umrundete ich deshalb ihr Anwesen, vielleicht hatte ich Glück und konnte sie irgendwo sehen. Natürlich war es nicht so. Als einzigen sah ich ihren Sklaven, jenen hochmütigen Glaucus und der vertrieb mir die Lust einfach einen, wenn auch unangemeldeten, Besuch ab zu statten.
    Enttäuscht aber um so sehnsüchtiger wartete ich weiter, nur um einen Blick auf sie zu erhaschen.
    Es dauerte eine ganze Weile ehe sich etwas tat. Eine Frau trat nach draußen. Niedergeschlagen stellte ich fest, es war nur Korone, ihre Sklavin. Schweren Herzens machte ich mich auf dem Heimweg, denn wenn ich auch frei war, so gehörte ich doch zur Casa Helvetia und ich hatte keine Lust irgendwelche Fragen zu beantworten.

    Die letzten Tage hatte mir sehr viel abgefordert. Entweder half ich Alpina bei der Krankenpflege, insbesondere, dass ich Wache an Malleus Bett hielt, damit Alpina sich um ihre Tochter und andere Sachen kümmern konnte oder ich fiel in einen seltsamen Wachschlaf. Kaum eingeschlafen, schrak ich auf und sah Phryne, meine Göttin, vor mir. Sie lächelte mich an, sie winkte mir, sie zeigte mir ihr schlankes verlockendes Bein, sie beugte sich vor und ich konnte den Ansatz ihrer Brüsten sehen.


    Um mich abzulenken stand ich auf und verließ meine kleine Kammer. Ging in den Garten damit die kühle Nachtluft mich zur Besinnung brachte. Ein um das anderer Mal schüttete ich mir einen Krug mit kaltem Wasser über den Kopf.
    Wieder in meinem kleinen Reich nahm ich das kleine Rezeptheft und lernte Rezepte auswendig. Ebenso schrieb ich sinnlose Worte auf meine Wachstafel.
    Wenn ich aufs neue versuchte Schlaf zu finden tauchten Bilder vor mir auf. Bilder von jener wundervollen Nacht.


    Ich hätte schreien mögen, wie ein gefangenes Tier. Um niemanden zu stören rannte ich in meinem kleinen Raum hin und her. Immer zwanghafter wurde der Gedanke aus der Casa Helvetia aus zu brechen.
    Ein Gedanke fraß sich in meinem Kopf fest, ich musste sie sehen, wenigstens von weitem oder wenigstens ihr Haus.


    Einmal ertappte ich ich mich dabei, wie ich immer wieder mit der Stirn gegen die Wand schlug.

    Genauso wie ich es befürchtet hatte war es geschehen. Das schöne Bild vor mir hatte ich selber zerstört. Die Stimmung war ganz profanem gewichen, einem in den praktischen Dingen des Lebens, in der freien Natur unbeholfenem Städter, einfache Sachkenntnisse zu vermitteln, hatte Runa sich bestimmt nicht vorgestellt, zu Beginn des Unterrichts.
    Aufmerksam, nein das wäre zu simpel ausgedrückt, bewundernd hörte ich Runa zu. Sie hatte bestimmt auf jede Frage mindestens ein Antwort.
    Ich nahm ihr Messer, stand auf und ging zu dem Baum, um das Harz zu entdecken. So wie von Runa erklärt ritze ich den Baum an und wirklich, es sickerte langsam eine träge Masse hervor. Schnell bückte ich mich um ein Blatt auf zu nehmen und hielt es unter dem Harz. „Das ist dann der Lebenssaft des Baumes?“ Fragte ich Runa über die Schulter hinweg.
    Mir kam eine Idee, ich hatte da auf dem Boden kleine Kugel ähnliche Früchte, bestimmt vom letzten Herbst gesehen. Diese und ein paar kleine Ästchen und ein Zweigende nahm ich auf, und das Blatt mit dem Harz. Wieder auf unserer Decke versuchte ich aus den gesammelten Teilen ein Tier ähnliches Gebilde zusammen zu kleben. Das Ergebnis war nicht gerade berauschend, zeigte mir aber es funktionierte. Lachend reichte ich es Runa. „Bitte sehr, das Ergebnis dieser Lektion.“

    Lächelnd schaute ich auf Runa hinunter, es war ein schönes Bild wie sie da vor mir lag und zu den Wolken empor schaute. Sie hatte etwas ganz besonderes an sich. Vom Stand her war sie weit über mir, was sich auch in ihrem ganzen Auftreten wieder spiegelte und dennoch war sie von so einer natürlichen Einfachheit, dass ihr jeder nur den ihr gebotenen Respekt zollen konnte. Ein winziger Hauch von Eifersucht überkam mich. Ich neidete dem Aedil seine wunderbare Frau.


    Was sie erzählte von ihrer Familie und ihrer eigenen Verbundenheit mit den Göttern klang einleuchtend. Vielleicht war es auch diese Verbundenheit mit ihren Göttern, die sie zu einer einzigartigen Frau machte. Ich für meinen Teil konnte nur hoffen, dass ich auch einmal so in mir selber ruhen würde. Bestimmt würde es mir hilfreich für meine Zukunftspläne sein.


    Ich wollte das Bild was sich mir bot nicht zerstören, doch eine Frage beschäftigte mich schon die ganze Zeit und wieder zurück in der Casa hätte ich nicht gewusst wen ich Fragen sollte. Runa war eine Frau voller Wissbegierde aber nicht aufdringlich neugierig, sie akzeptierte nicht nur wenn man über etwas nicht sprechen wollte, sie spürte es auch.
    „Es gibt da etwas was mich interessiert auch wenn es scheinbar nicht zu dem bisher besprochenen passt“ fing ich an. "Du hast doch bestimmt Erfahrung mit den einfachen Aufgaben des Lebens. Kennt du eine Möglichkeit wie man kleine Holzstücke oder kleine Aststücke fest mit einander verbindet?“
    Bestimmt dachte Runa jetzt ich wäre nach wie vor ein sonderbarer Kauz, nach der lange Zeit des Schweigens nun eine solche merkwürdige Frage zu stellen, als wäre die Antwort von außerordentlicher Lebenswichtigkeit.

    Kaum hatte Alpina ihre Hand auf meine Schulter gelegt, war es in mir, als habe sie einem Hebel umgedrückt. Mein Lächeln erfror mir auf den Lippen, mein Körper erstarrte und trotzdem war Bewegung in mir. Sie hatte etwas in Gang gesetzt was ich bis dahin erfolgreich unterdrückt hatte, besser gesagt einfach ausgeschaltet hatte. Hier wäre es bisher auch nur hinderlich gewesen, jetzt waren andere Qualitäten wichtiger.
    Wie auch immer, jetzt waren sie erwacht, die Gedanken und Vorstellungen an Frauen. Phryne hatte da scheinbar etwas in mir geweckt, was ich zu kontrollieren lernen musste.
    Ob alle Männer damit zu kämpfen hatten? Nein, bestimmt nicht beantwortete ich mir selber die Frage, hatte ich doch in der Taberna Medica mitbekommen, das manche Frauen sich über die Lustlosigkeit ihrer Männer beklagten. Ob und was man dagegen unternehmen konnte wusste ich nicht, denn ich hatte diskret die Taberna verlassen, denn schließlich waren sie im Vertrauen zu Alpina gekommen.
    Was mich jetzt interessieren würde wäre, ob es auch ein Mittel gegen Reaktionen wie die meine gab. Natürlich dürfte es mir in keinster Weise schaden. Vielleicht reagierte ich aber auch nur so bei bestimmten Frauen.


    Fast beneidete ich Malleus so wie er friedlich ruhend in seinem Bett lag, denn jetzt spukte auch noch meine Liebesgöttin in meinem Kopf herum. Ich brauchte unbedingt etwas zum abkühlen, einen Sprung ins Wasser oder erst mal einen Eimer kalten Wasser.
    Langsam spürte ich wie ich mich beruhigte und konzentrierte mich voll auf Malleus Atemgeräusche. Vielleicht sollte ich mich einmal mit ihm unterhalten. Immerhin war er nicht verheiratet, so glaubte ich wenigstens, und hatte bestimmt einen großen Erfahrungsschatz. Nein, das ging ja auch nicht, es sollte doch niemand wissen, dass ich bei Phryne war.
    Ich seufzte tief und flüsterte fast unhörbar ihren Namen. [SIZE=7]„Phryne“[/SIZE] Wenn ich doch nur bei ihr sein könnte. Ob Acanthos mir erlauben würde die Casa zu verlassen oder ob Liam mich heimlich raus ließe?