>>>Jetzt war ich mehr als überrascht und schaute Balbus den entsprechend an. Hatte er das jetzt wirklich gesagt, so ganz konnte ich es immer noch nicht glauben. „Wenn du das wirklich so hinnimmst, denke ich, die Große Mutter wird es dir sicher hoch anrechnen. Dann werde ich jetzt losziehen und dir ein Gewand nach deinem Wunsch besorgen und du denkst bitte daran, du alleine bist Schuld an deine Situation,“ nicht dass er wieder auf die Idee kam, jemanden anderen seine Situation zuzuschreiben. Gleichzeitig würde ich dann das Fluchtäfelchen ausgraben.
Beiträge von Kaeso
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<<< Schweigend hatte ich Publius Gavius Balbus dem bekannten Chirurgicus des Ludus Mogontiaci zugehört. Ich hatte Mitleid was seine Schmerzen betraf, alles andere fing jetzt aber an zu nerven. Eine Weile rang ich mit mir selber, schließlich war er mein Lehrherr und hatte dadurch eine gewisse Macht über mich, doch so wie jetzt konnte es nicht weiter gehen. Tief Luft holend begann ich, „hör zu du erwartest Hilfe, willst sie aber nicht wirklich annehmen wie mir scheint. Zuallererst solltest du deine Einstellung ändern. Nicht alle Mitglieder des Kybele Kultes stehen auf gleichgeschlechtliche Liebe und du muss sie nicht immer als Tunten beschimpfen. Würdest du alle Senatoren als Tunten beschimpfen, nur weil einige von ihn auf Männer stehen? Nehmen wir doch deiner heißgeliebten Gladiatoren, von denen stehen auch einige auf Männer, nennst du sie deshalb Tunten? Nein für dich sind Gladiatore wahre Kerle, so richtige Männer die es den Weibern zeigen.“
Jetzt hatte ich mich langsam in Rage geredet. „Hast du dir schon einmal die Tracht eines Haruspices angesehen? Über die haben wir in Rom auch gelacht, über ihren Hut und das lange Gewand. Es soll eigentlich Würde ausdrücken und die Festgewänder unseres Kultes drücken nur Lebensfreude aus.“
Ich machte eine Pause um meine Worte kurz auf Balbus wirken zu lassen, ehe ich fortfuhr. „Als Sühnegewand ist bestimmt keins unserer Festtagsgewänder gedacht, obwohl das für dich ein wirkliches Büßergewand wäre. Ich denke da ist eher etwas Sack ähnliches gemeint. Wer sagt denn dass du die Zeit bis bis zu dem Sühneritual im Ludus verbringen musst? Obwohl das wiederum wirkliche Sühne ist.“ unwillkürlich zog ein breites Grinsen bei der Vorstellung über mein Gesicht. „Aber gut ich hol dir ein Büßergewand, während du zum Ludus gehst.“ -
„Ist er da?“ Das war meine Frage nachdem Korone mich ins Balneum bat. Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten hastete ich an der verwirrt dreinschauenden Leibsklavin vorbei und hörte nur noch ihr „aber...“. Aufgeregt stürzte ich ins Bad und riss gleich darauf meine Augen auf. „Oh Große Mutter, was ist geschehen? Was kann ich tun?“ Ich verstand nicht warum ich hier war. Die Geburt stand noch bevor. Meine Göttin war sichtlich am Ende. „Alpina“, ich schüttelte ihren Arm, „bitte sag doch“, fast heulend eilte ich zu meiner Göttin, bückte mich zu ihr hinab, strich ihr das schweißnasse Haar von ihrer Stirn. „Oh meine geliebte Göttin,“ fing ich an zu jammern, sah nur sie und hörte im Augenblick nichts.
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Fragend schaute ich Balbus an, „was ist? Der Gallus kann dir doch helfen oder?
Kann ich dir dabei helfen?“ Der Chirurgicus musste mir schon selber sagen wie ich ihm helfen konnte, wenn es darum gegangen war, mich zu drangsalieren hatte er auch keine Hemmungen zu sprechen. Auch wenn er mir leid tat und ich ein schlechtes Gewissen hatte, so war er doch im Grunde selber Schuld an seiner Situation. -
Zäh verrann die Zeit, immer wieder hörte ich die überlaute gereizte Stimme meiner Göttin. Ich ahnte wie schwer es für sie sein musste, einmal nicht den Ablauf eines Geschehens bestimmen zu können und wie sehr sie deshalb Alpina zusetzen würde. Mehrmals hielt Korone mich auf, wenn ich selber die Geduld verlor und zu ihr eilen wollte um sie zu beruhigen. Jetzt hörte ich sie im Balneum. Wie ein gefangenes Tier in einem Käfig rannte ich hin und her, überlegte ob ich nicht zum Tempel laufen sollte um dort mein Gebet zur Großen Mutter zu schicken. Schnell verwarf ich den Gedanken wieder, denn dann wäre ich nicht hier gewesen. Vielleicht wurde meine Hilfe doch benötigt. In meiner Aufregung trank ich einen großen Schluck unverdünnten Wein. Das war etwas, was ich nie machen wollte und völlig ungewohnt. Die Wirkung war für mich verblüffend, ich wurde ruhiger und gelassener, der Wein tat mir gut, so leerte ich gleich einen großen Becher Wein und lauschte weiter. Jetzt war ich mir sicher alles würde gut.
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Sicher Plautus hatte es so gesagt und ich wollte ihn jetzt auch nicht beleidigen, mir war es aber wie er schon sagte, kurzzeitig entfallen. „Ich danke dir, es ist wirklich schade, das dies keine Caupona ist, mir hat es hier gefallen. Mögen die Götter dir gewogen bleiben. Vale bene.“ Meine Aussagen waren durchaus ernsthaft gemeint und nicht nur höfliches Gerede. Ihm noch einmal zunickend machte ich mich schnellstens auf zum Ludus.
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Sicher dachte ich und nickte zu Claudius Worten, ich wahr ja auch mit der Wirkung des Fluches zufrieden gewesen, wenigstens am Anfang, doch als Balbus Alpina dafür die Schuld geben wollte, ging mir das zu weit. Aufmerksam hörte ich mir die Vorschläge des Galus an. Da ich meinen Balbus kannte, war ich dankbar dafür wenn Claudius mit ihm reden würde, obwohl ich dann auch noch gewisse Zweifel daran hatte wie er reagieren würde. „Es wäre bestimmt besser wenn du es ihm erklären würdest“, sagte ich mit einem leisen Zweifel in der Stimme. „Ich hoffe sehr er geht darauf ein und hat sich bis zum Neumond im Griff, denn ich befürchte sonst kann es ein Unglück geben. Ich werde das Fluchtäfelchen dann nachher ausgraben.“ Letztes kam wieder leise von mir. Die Große Mutter wird mir schon beistehen, redete ich mir selber zu.
Wenn das hier gut überstanden war, genau wie die Geburt unseres Sohnes, werde ich versuchen Galus für ein paar Tage zu unterstützen, das wird ihm sicher gut tun, nahm ich mir noch fest vor. -
„Salve Claudius Atticus, ja schön dich auch zu sehen, ich hoffe dir geht es gut“, lautete meine Begrüßung, mit ein wenig Wehmut stellte ich fest unser Galus war gealtert in der Zeit wo ich ihn nicht mehr gesehen hatte. „Nein nicht genau, in den nächsten Tagen muss es soweit sein, ich werde Phryne aber noch aufsuchen. Doch zuerst muss ich mich um das Problem des Chirurgicus kümmern. Phryne hatte doch mit dir über die Probleme, die ich mit ihm hatte und den Fluchtäffelchen gesprochen?“ Ich versicherte mich noch kurz zur Sicherheit darüber, ob er es wusste. Leise hatte ich letzteres gesagt und genauso leise sprach ich weiter. „Die Wirkung war sehr gut, doch nun habe ich Angst dadurch könnten andere Menschen zu schade kommen, das wäre nicht in meinem Sinne und ganz bestimmt nicht im Sinne der Großen Mutter oder? Du weißt doch bestimmt Rat wie man die Wirkung anhalten, stoppen, entfernen oder was auch immer kann? Bitte, du musst mir helfen, lieber leide ich wieder.“ Flehend blickte ich den Galus an, „es war ein Fehler von mir.“
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„Korone“ und noch etwas lauter schrie ich „Korone“ durch die Casa Acilia auf dem Weg in die Küche. „Verdamm Korone Alpina braucht Schüsseln mit heißem Wasser und viele saubere Tücher“. Jetzt war aus meinem Gebrüll mehr ein Flehen geworden. Resigniert ließ ich mich auf die Bank in der Küche fallen. „Große Mutter hilf, lass alles gut gehen.“
Außer beten, jammern und fluchen konnte ich jetzt nichts machen wie mir schien, Männer hatten bei der Geburt einfach nichts zu suchen. -
Zitat
Original von Duccia Silvana
Runa wirkte nachdenklich. „Ich weiß nicht wie mein Mann das sieht. Er ist wohl eher zwiegespalten. Ich versuchte natürlich zu ermitteln. Aber dennoch werde ich neutral sein und weder die eine noch die andere Seite vorziehen. Meine römischen Wurzeln machen es mir ohnehin nicht leichter bei meiner Aufgabe. Deswegen muss ich unbedingt neutral sein. Deswegen habe ich auch meinen Tempeldienst niedergelegt.“ Sagte sie nachdenklich. Dann sah sie Kaeso eine Weile an. „Nun ich könnte mir schon vorstellen, dass sie einen guten Chirurgicus brauchen können. Es versteht sich kaum einer auf diese Kunst.“ Sagte Runa nachdenklich und blickte den jungen Mann forschend an.
„Möchtest du mich begleiten wenn ich das nächste Mal hinter den Limes reise?“ fragte sie nun ganz offen und direkt.In meinen Augen war es nicht mehr wie richtig, dass Runa keinen Tempeldienst mehr verrichtet, doch so wie ich Curio kennengelernt hatte, war ihre Entscheidung bestimmt sehr hart für ihn. Es konnte nur die Liebe zu ihr sein, wenn er dies akzeptierte.
Ruckartig hob ich ein wenig mehr meinen Kopf und schaute Runa verwundert an. „Ich als Chirurgicus nach Germanien?“ Verlegen schaute ich sie an. „Nein bestimmt nicht, dafür bin ich nicht gut genug, es gibt noch soviel was ich lernen muss.“ Ich starrte für einige Augenblicke vor mich, „Weiß du mir fehlen noch zwei entscheidende Dinge, einmal eine schnelle richtige Diagnose stellen zu können und zum andere die praktische Erfahrung, danach eine gute Behandlung durchzuführen. ….. Dann ist da noch die Sache mit meinem Kind, ich müsste zuerst abwarten wie sich das entwickelt. Doch ich kann mir vorstellen, dass mich irgendwann dein Angebot reizen wird. Ich danke dir schon jetzt dafür.“
Das waren aber nicht nur die Gründe für diese vorläufige Absage, jetzt als wir hier so zusammenwaren hatte ich es wieder gespürt, tief in meinem Inneren lauerte aber noch etwas, ich wusste nicht ob ich dies auf Dauer bei einer längeren Reise mit Runa im Zaun halten konnte.
Bei dem öffnen der Eingangstüre und dem betreten eines neuen Kunden, sah ich wie der Sonnenstand sich verändert hatte. Erschrocken schaute ich Runa an. „Es tut mir leid aber ich muss schnell zum Ludus, Balbus reißt mir den Kopf ab, weil ich so spät dran bin.“ Ich winkte Plautus zum Zeichen, dass ich bezahlen wollte. „Doch ich kann dir nicht sagen, wie sehr es mich freute dich zu treffen und mit dir zu reden“, wandte ich mich wieder zu Runa. -
Sicher hatte ich gesehen wie Phryne meiner Göttin die Wehe quälte, ich wäre auch zu gerne zu ihr geeilt um ihr zu helfen, die Hand zu halten, den Schweiß zu wischen, doch ich befürchtete, dass gerade ich nicht der war, von dem sie wünschte, dass ihr geholfen würde. Schon bestätigten die nächsten Schreie meine Gedanken. Tu was, der Aufforderung würde ich nur zu gerne nachkommen. Ich könnte ja auch los rennen und Alpina holen, damit tat ich etwas, doch Glaucus war doch schon unterwegs. Außerdem würde ich dann bestimmt als feige beschimpft werden. Was also tun. Hatte ich nicht gehört wie gebärende Frauen angeschrien wurden atme oder presse? Pressen wäre ohne Alpina nicht das Richtige also musste atmen richtig sein. Ich platzte also mit meiner Weisheit raus, „du musst atmen, richtig atmen“, was für ein Blödsinn schalt ich mich selber, konnte man auch falsch atmen? Himmel, Mutter, wo blieb denn nur Glaucus mit Alpina? Es konnte doch nicht so lange dauern sie hierher zu bringen.
Immer wieder glitt mein Blick sorgenvoll zu meiner Göttin, sollte ich mich ihr nähern? Würde bald die nächste Wehe kommen? Aber sie hatte gesagt, „Da! Da! Hast du gesehen! Es fängt an! Endlich! Die Wehen!“ so war das doch erst die erste Wehe gewesen, für gewöhnlich zog sich so ein Geburtsvorgang und es dauerte am Anfang mit der Folge von den Wehen. Oh Mutter wo bleibt nur Alpina, es gab aber auch Sturzgeburten, was wenn das jetzt passierte? Immerhin war meine Göttin eine außergewöhnliche Frau. Mit Falten durchwirkte Stirn schaute ich sorgenvoll auf sie, wenn hier etwas schief ging würde sie mich umbringen. Warum musste ich auch hierin kommen? Und hatte nicht wie jeder normale Mann abwarten können, bis man mir von der Geburt unseres Kindes berichtete. Jetzt fing ich doch tatsächlich an im Atrium hin und her zu rennen. -
Langsam nervte mich nur Balbus Verhalten, gleichzeitig amüsierte es mich aber auch. Was für ein Mann, er dachte wirklich ein Mann wäre nur ein richtiger Mann wenn der sich ausschließlich mit Frauen vereinigte. Lachend schüttelte ich mit dem Kopf, „nun hör schon auf, hierher kommen ganz normale Menschen hin. Sie stillen wie ihre Bedürfnisse wie die meisten Menschen. Denkst du zum Beispiel, dass zum Marstempel nur Männer gehen, die gegen gleichgeschlechtliche Liebe sind? Ich selber wurde mit Gewalt einmal von einem Mann genommen worden, trotzdem akzeptiere ich, dass es Männer gibt, die es nur so wollen. Aber lassen wir das jetzt. Schau dort drüben in der Ecke sieht dich kaum jemand, setz dich dort hin, ich gehe derweil und schaue nach wo der Gallus ist. Der wird Rat wissen“. Ich hätte mich gefreut wenn meine Göttin auch hier wäre, sieh nur zu sehen wäre schön. Zudem an uns beiden musste Balbus doch sehen, das hierher nicht nur Tunten, wie er es nannte hin kamen. Wer wusste aber wofür es gut war, wenn Phryne gerade heute nicht hier war. So machte ich mich auf um den Oberpriester zu suchen.
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Dieses mal überlegte ich nicht lange, noch während Runa zu mir sprach hatte sich mir eine Frage aufgetan. „Du hast eine große, verantwortungsvolle Aufgabe und ich bin mir sicher, sie ist geschaffen für dich. Curio muss sehr stolz auf dich sein. Du vermittelst zwischen zwei Welten, dienst nicht nur den Germanen, nein viel mehr du dienst Rom in einer Art wie es kaum ein anderer kann. Ich habe nun eine Frage die mehr meinen Interessen dient. Von unseren Unterrichtsstunden weiß ich du bist auch mit der Kräuterkunde vertraut, doch sage mir wie ist es bei den Germanen, brauchen die keinen Chirurgicus? Es gibt doch Verletzungen und Krankheiten bei denen die Kräuter, Heiltränke nicht helfen. Wenn du dich erinnerst, selbst Alpina holt sich ab an die Hilfe von ihm.“ Ja das wäre interessant, dachte ich versonnen, zu erfahren was andere Völker in der Heilkunst lehren. Völker die mehr der Natur vertrauten aber auch Völker die ein ganz anderes Wissen durch Forschung erlernt hatten. Fremdes Wissen zu erlangen, eine großartige Vorstellung für mich.
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Dieser Empfang von der Sklavin, zeigte mit wieder einmal, dass ich nicht zum Hause meiner Göttin gehörte, es auch wohl nie sein würde. Egal was und wieviel ich mich einbrachte und geben würde, ich war immer nur Mittel zum Zweck und dennoch liebte ich sie.
Kurz betrachtete ich sie ehe ich näher trat. Ich wusste Hochschwangere am Ende der Zeit, hassten nicht nur ihr Aussehen, nein ihren ganzen Zustand und oft auch den Erzeuger des Kindes und so war ich gewappnet. „Meine Göttin, die Unruhe erfasste mich und ich musste unbedingt nach dir sehen. Jetzt sehe ich du brauchst ein wenig Ablenkung um dich etwas zu beruhigen. Natürlich weiß ich, dass du mir jetzt die Schuld an deinem Zustand geben wirst“, versuchte ich ihr gleich ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen, „doch bedenke, es war dein Plan und der der Großen Mutter, dass wir an diesem Tag ein Kind zeugten.“
Nach einem mir angemessenen Augenblick des Schweigens fuhr ich fort. „Wie wäre es mit einem wohltuenden Bad. Es beruhigt und lockert ein wenig. Ich vermute Alpina wurde gerufen und wenn sie kommt kann sie die Geburt einleiten.“ So hoffte ich wenigstens und wappnete mich gleichzeitig auf eine heftige Antwort. -
Es war schon eine Weile nach meinem letzen Besuch her. Mich hatte in den letzten Tage eine stetig wachsende Unruhe erfasst. Ich hatte mir überlegt, wenn ich meine Göttin richtig verstanden hatte, musste der Tag der Geburt unseres Kindes doch vorbei sein. Ohne noch weiter auf eine Nachricht von ihr zu warten und Balbus um Erlaubnis zu fragen, machte ich mich einfach auf zur Casa Acilia. Ungeduldig stand ich an der Türe und klopfte gleich mehrmals.
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Sichtlich erleichtert atmete ich durch. Der Großen Mutter sei dank, er wollte nicht zu Alpina. Dass er wieder mit den Tunten anfangen würde, war eigentlich klar, ich hatte diese Antworten erwartet, ebenso großes Gezeter, doch so schnell keine Einsicht. Es musste ihn schon sehr stark schmerzen und belasten, wenn ich ihn so schnell überzeugen konnte. Mit schlechtes Gewissen rührte sich immer mehr und ich hoffte nur, dass Ganze ginge nicht nach hinten los.
"Ja lass uns gleich gehen, je schneller dir geholfen wird um so besser". Dies war auch meine feste Meinung, auch wenn ich selber ohne diesen Fluch weiter gelitten hätte und für mich das dicke Ende vielleicht noch kommen würde, dies hier gefiel mir aber auch nicht. -
Mehrmals hatte ich verstehen genickt. Ja ich hatte es verstanden, aber auch wiederum nicht. Es war zu mir vorgedrungen, aber dennoch fehlte mir letzendlich die Vorstellungskraft um zu verstehen was da vor sich ging. Zum Beispiel das mit dem Träumen. Ich träumte selber viel, wie bestimmt jeder andere Mensch. Oft konnte ich mich an die Träume erinnern, genauso oft nicht. Gerade noch das letzte Bild gesehen und schon vergessen. Dann gab es die Wunschträume, Angstträume, die ich als Kind sehr oft hatte. Ich wurde verfolgt und lief und lief, bewegte mich aber nicht weiter. Oder ich stand mit meiner Mutter und den Geschwister auf einer Brücke, die stürzte ein und ich konnte keinem helfen, da ich nicht schwimmen konnte. Es gab dann noch die Erinnerungsräume, Träume in denen ich erlebtes immer wieder erlebte, manchmal in leicht abgeänderter Form. Aber Träume in denen man erlebte was noch geschehen würde, also Zukunftsträume hatte ich noch nie....oder doch, so etwas ähnliches, damals in der Nacht, nach der der Gallus mich gefragt hatte was ich geträumt hatte. Da hatte ich, meinte ich wenigstens, so etwas geträumt.
Ich überraschte mich selber, da ich bemerkte, wie ich da saß und auf den Tisch vor mich starrte. Verlegen schaute ich Runa an. „Ja aber was machst du denn mit dem Wissen? Was machst du wenn du von der Zukunft träumst? Nutzt du dein Wissen und veränderst etwas, um vielleicht die Gefahr von irgend einem oder etwas abzuwenden? Oder einem zu einem besseren Schicksal oder Vorteil zu verhelfen? Von wem handeln die Zukunftsträume überhaupt? Von einzelnen Menschen, von Begebenheiten in der Natur oder eines Volkes, der Geschichte?“
Wie auch immer ich stellte fest es musste schwer sein für Runa, für viele Menschen konnten solche Fähigkeiten eine Bürde sein. -
Von dem Chirurgicus war weit und breit nichts zu sehen, weder in seiner Unterkunft noch im Behandlungsraum. Gesehen hatte ihn angeblich auch keiner. So ganz vertraute ich den Leuten aber immer nicht. Ich wusste nur zu gut wenn Balbus denen unter Androhung von irgendwas befohlen hatte ihn zu verleugnen oder mir falsche Informationen zu geben, wurde dies befolgt. So suchte und fragte ich mich weiter durch den Ludus.
Resigniert gab ich fast auf, er war entweder doch nicht hier angekommen und gleich zu Alpina durch oder etwa doch bei der drallen Blonden. Was sollte ich aber machen? Wenn ich hier wegging verpasste ich ihn wo möglich doch, aber weiter suchen ergab auch wenig Sinn. Allerdings kam mir an einer Stelle habe ich noch nicht nachgesehen, aus dem einfachen Grund, weil ich niemals glauben würde Balbus wäre dorthin gehen. Dennoch sagte ich mir versuch es und schau einfach im Heiligtum der Nemesis nach, schaden kann es nicht. Es hatte nicht geschadet und ich staunte nicht schlecht, als ich Balbus dort in dem kahlen Raum wie ein Häuflein Elend heulend und jammernd liegen sah. Die Frage wie lange er dort schon war stellte sich mir nur kurz, denn sofort war mir klar, der Besuch bei der Hure war erfolglos gewesen. Trotz allem was ich wegen ihm ertragen hatte bekam ich Mitleid mit ihm. Ich hätte jetzt jemanden als Zeugen rufen können, denn bei ihm war es durchaus möglich, dass er später dieses Bild was sich mir gerade bot leugnen würde, doch er tat mir leid und ich bereute jetzt wirklich was ich angerichtet hatte. Die Rache schmeckte mir schon lange nicht mehr süß.
Langsam näherte ich mich ihm und setzte mich neben ihn auf den Boden. „Es ist also wieder passiert? Hattest du Schmerzen?“ Ohne seine Antwort abzuwarten sprach ich weiter. „Wenn du mir vertraust, gibt es vielleicht eine Möglichkeit dir zu helfen.“ Zögernd sprach ich weiter, „du müsstest allerdings mit mir zu unserem Tempel kommen.“ Abwartend schaute ich ihn an.
Wenn er einverstanden wäre würde ich ihn mit zum Kybele Tempel nehmen um dort mit Phryne und dem Gallus über sein Problem zu sprechen. Die beiden wüssten bestimmt Rat, wie man den Fluch von ihm nehmen könnte. -
Aufmerksam hörte ich Runa zu, das mit dem Wissen weiter geben, verstand ich ja und hatte es mir auch so gedacht. Nur mit der Gabe das Verstand ich nicht, was sollte jetzt immer dagewesen sein? Was sollte diese Idun gezeigt haben. Ich wusste, dass es Menschen gab mit besonderen Seherische Fähigkeiten. Glauben tat ich schon daran, nur war es etwas anderes wenn man diese Menschen nicht kannte. Jetzt da sich Runa als so ein Mensch entpuppte erweckte sie in mir den Ehrgeiz es verstehen zu müssen. Unbedingt wissen zu wollen was da passierte, was anders war. „Kann man das erlernen?“ Unvermittelt platzte ich mit dieser Frage heraus. „Oder muss man dazu Grundvoraussetzungen haben, wie du sie ja anscheinend hast. Wer erkennt ob man die hat oder macht es sich bei einem bemerkbar?“ Fragen über Fragen.
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Aurora, wie ihr Name war, entpuppte sich als gieriges kleines Monster und bekam nicht genug, so kam es, dass ich nichts von Balbus mitbekam. Eins stand fest, ein weiterer Besuch der Schwestern würde sich lohnen. Ungezügelt, ohne einmal an Phryne zu denken gab, ich mich ihr hin. Irgendwann meinte ich zu hören, dass jemand etwas rief, doch zum Lauschen kam ich nicht.
Lächend trat ich im Morgengrauen aus dem Haus und wurde am Himmel von Aurora begrüßt. Da die Blonde schlief wusste ich nicht wie es meinem Spender und Meister ergangen war.
Gut gelaunt kam ich im Ludi an und machte mich sofort auf die Suche nach Balbus. Hoffentlich war sein Besuch bei der Hure erfolgreich, nicht dass er doch noch Alpina besuchen würde. Als ich ihn nicht sofort entdeckte steigerte sich meine Sorge um ihn.