Beiträge von Kaeso

    Dankend lächelte ich Runa an, wenn sie nur wüsste wie sehr ich mir wünschte dem Kind ein guter Vater sein zu können, allerdings bezweifelte ich ein wenig, dass meine Göttin auch wirklich gewähren ließ. Mit einer fahrigen Bewegung über meine Haare verscheuchte ich diese Gedanken, denn jetzt wollte ich mich auf Runa konzentrieren.
    Ich nickte bestätigend und verstehend als Runa von den Runen sprach ehe mir raus rutschte, „altes Wissen was soll das sein?“ War vieles von unserem Wissen nicht immer alt. Wenn ich jetzt an die Heilkräuter und ihre Wirkungen dachte, es waren alte Erfahrenswerte, von Generation zu Generation weitergegeben, also, altes Wissen.
    Dass die Begegnung mit dieser Idun, er hatte sie ja nur auf dem Krankenlager gesehen, als Balbus sich in der Casa Helvetia sich um sie kümmerte, die Duccia ruhiger gemacht hatte war nicht zu übersehen. Nur wie sie es gemacht hatte konnte er sich nicht vorstellen.
    „Ich muss gestehen, dass ich mir nicht erklären kann wie diese Seherin es mit dir machte. Wie kann man plötzlich mehr sehen, erkennen, hinter die Dinge schauen, tiefer eindringen. Das ist es doch, was sie dich lehrte, wenn ich dich richtig verstehe?“ Wieder glitt mein Blick nachdenklich über Runa. Es war nicht nur ihre Schönheit, die hatte sie ja schließlich schon immer besessen, nein etwas anders zog mich immer wieder an, aber noch rätselte ich an dem was es war herum.

    Ich wollte gerade ansetzen um Runa von seinen Neuigkeiten berichten, als ich die junge Frau eintreten sah. Die kenne ich doch, das ist doch Flore, schnell schaute ich von ihr weg. Es war die Bedienung aus Gurox Räubertaverne, mit der ich eine kurze Vereinigung hatte, um zu erfahren wo Gurox Phryne hingeschleppt hatte. Verlegen räusperte ich mich und fing an. „Eine kleine Neuigkeit habe ich schon im Zusammenhang mit unserem kurzen aber heftigen letzten Zusammentreffen“, dabei rieb ich mir grinsend meine Wange. „Bei dem Hieros Gamos in unserem Tempel, also ich meine nach der Opferung des Stieres ähm“, abrupt hielt ich inne, nein so ging es nicht, schließlich hatte ich geschworen zu Schweigen. „Ach um es es kurz zu machen ich werde Vater. Kannst du dir das vorstellen? ICH WERDE VATER.“ Jetzt brach meine Freude durch, denn es war nicht zu fassen, ich hatte einem kleinen Erdenbürger zum Leben verholfen. In dem Augenblick hier bei Runa empfand ich nur Freude, vergessen waren all meine verborgenen Ängste und Sorgen zu diesem Thema. Ich wusste es würde noch etliche Momente dieser Freude geben, dennoch war mir bewusst ich würde nie der Vater dieses Kindes sein können, den ich zu sein mir wünschte. Dafür war meine geliebte Göttin viel zu dominant. Ich würde nur der Erzeuger sein, ansonsten wäre es ihr Sohn. Um nicht in dunkle Gedanken abzudriften rieb ich mir mit meiner Hand über die Stirn. „Vielleicht wird ja doch noch etwas vernünftiges aus mir“, grinste ich voller Selbstironie.
    „Doch bitte sei so freundlich und sage mir, was ist mit diesen Bestimmungen die Idun dir zeigte? Hat das eine Bedeutung für deine Zukunft, für eure Zukunft? Für Curio, so Prinzipientreu, wie ich ihn kennen lernte,“ bei dem Gedanken krampfte etwas sich schmerzlich in mir zusammen. Sein Verhalten hatte mich damals, als er mich aus der Casa Helvetia raus warf, schmerzlich getroffen, mehr und anders als es je ein Mensch es tun könnte. Immer wieder erlebte ich, das Menschen einander nicht zu hörten, leichtfertig mit sich selber beschäftigt waren, obwohl sie gerade eben noch eine Frage stellten, ihre Beantwortung aber nicht hörten, da sie ja schon von sich sprachen und nur sich hörten. Doch bei Curio war es anders gewesen, er hatte mir Fragen gestellt, gleich selber mit einer Unterstellung beantwortet. Mehr noch er wollte mir bei der richtig Stellung nicht zuhören. Es war jetzt Vergangenheit und nicht mehr zu ändern. Bei mir hatte es tiefe feste Narben hinterlassen.
    Aufmerksam sah ich Runa an. Bestimmt hatte es viele Kämpfe bei den Beiden gegeben und würden, wenn sie aushielten, immer wieder geben. Sie wetteiferten geradezu miteinander, in dem Anspruch, den größten Sturkopf zu haben.

    „Salve meine Lieben, wir hörten ihr beide seit oft einsam und sehnt euch nach Gesellschaft. Da wir beide aufmerksam sind, dachten wir einfach, wir schauen vorbei und ändern,das für diese Nacht.“ Mit Mühe brachte ich mein Sprüchlein zu Ende, denn ich spürte wie sich etwas bei mir regte, beim Anblick der Rötlichen. „Ich sehe unser Kommen hat sich gelohnt, möchtest du mir nicht euer Haus und deinen Lieblingsplatz zeigen?“ Anzüglich grinsend stellte ich diese Frage. Gespielt hob diese ihre Augenbrauen, „es kommt darauf an, was du zu bieten hast“, schon griff ihre Hand zu und ein verstohlenes Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Schon hatte sie meine Hand ergriffen und zerrte mich in eine Kammer. Wie es Balbus erging bekam ich nicht mit.
    Nachdem wir dem ersten Drang erlegen war, warf sie sich einfach ein großes Zuch über und verschwand kurz. „Etwas zur Stärkung“, flötete sie und servierte uns sechs hart gekochte Eier, die scheinbar schon vorbereitet waren.
    Da ich die gute Schule von Phryne durchlaufen hatte, konnte ich ihr das ein oder andere bieten.

    Verstehend nickte ich, dass war es also, was die Veränderung bewirkt hatte.
    „Ich habe von diesen Ereignissen gehört, doch mir wurde für lange Zeit verboten den Ludi zu verlassen. Ich muss sagen es steht dir gut zu Gesicht, nicht dass ich dein Temperament nicht immer bewundert hätte, doch diese innere Haltung passt ebenso gut zu dir.“
    Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie freundlich. So viele Fragen gab es noch und gerade wollte ich noch etwas zum Thema Große Mutter antworten, als der Besitzer, Galeo Sergius Plautus zu uns trat. Im Gegensatz zu Runa war er mir kein Begriff, ich hatte nur auf dem Weg zur Buchhandlung die Tische und Hocker gesehen und war in der Annahme, hier wäre eine neue Caupona errichtet worden.
    „Salve, mein Fehler, du musst wissen im Ludus bekommt man nicht soviel mit, von dem was hier geschieht. Doch wäre es denn keine gute Idee für deine Produkte eine kleine Caupona einzurichten? So gut wie es richt käme der ein oder andere bestimmt hier vorbei und danke ein Bier nehme ich gerne, du doch sicher auch Runa?“ Fragend schaute ich Runa an, dabei schoss mir durch den Kopf, ich durfte nicht vergessen ihr die wichtigste Veränderung in meinem Leben mit zu teilen.

    Das war mal ein Wort, diese Einladung konnte ich mir nicht entgehen lassen. In der Therme gab ich mich ganz ungezwungen beim Umziehen. Vor ein paar Tagen hätte ich mich vor einer solchen Einladung gedrückt, denn ständig hätte ich Spott und sogar Übergriffe von Balbus befürchte.
    Jetzt aber in der Therme provozierte ich ihn regelrecht mit meinem jugendlichen Körper. Ich wollte sehen ob er auf den Anblick reagierte und wie er überhaupt damit umging.
    Besonderes bemerkte ich nicht, wenn etwas nicht in Ordnung wäre, würde Balbus bestimmt damit rausrücken.
    Ich war in bester Laune und freute mich sogar auf unsere kleine Erlebnistour. So viel ich gehört hatte, waren die Schwestern altersmäßig dicht beieinander. Die Jüngere wäre etwas zierlicher und ein Rotschopf, die Ältere kräftiger und Weizenblond. Wie würde nun Balbus Wahl aussehen und wie würde sein Körper nun reagieren?
    Was ich aber weit mehr hoffte war, er würde den absurden Gedanken fallen lassen, Alpina habe ihm etwas in den Wein getan.

    Ich glaubte Runa, dass sie mein fortgehen bedauert hatte. Ebenso war ich davon überzeugt, dass das letzte Gespräch mit Curio so nicht geendet hätte, wenn sie dabeigewesen wäre. Zu hart hatte mich aber Curios selbstgerechtes Verhalten getroffen. Wegen seinen Erfahrungen mit Phryne war für ihn klar, dass ich zwangsläufig ihn und seine Familie ausspionieren würde. Mehr noch ich würde Wortbrüchig sein und gegebene Versprechen nicht halten. Willkommen wäre ich nur noch wenn ich von ihr abließe. Das für mich keine Hilfeangebot, das grenzte mehr Erpressung, zumindest an Zwang.
    Ich war gegangen weil ich nicht mit diesem Misstrauen leben konnte und dies würde bestehen bleiben, auch sollten das verhältniss sich zwischen Phyrne und mir sich einmal ändern. Dieses Verhältnis hatte Runa auch dazu gebracht mich auf offener Straße zu Ohrfeigen und an zuschreien.
    „Ich glaube dir, dass es dich getroffen hat, doch glaube mir es war beseer so für dich, für mich und für uns alle im Hause Helvetia.“ Meine Antwort hielt ich mit großer Anstrengung emotionslos, sie sollte nicht merken wie sehr es mich wieder aufwühlte.
    Als Runa anfing sich zu entschuldigen konnte ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. „Da ging das Temperament mit dir durch.“ Das war die erste spontane Antwort, ehe ich ernst hinzufügte. „Verzeihen kann ich dir, nein ich habe dir verziehen, doch Vergessen? Es ist nicht so, dass ich es nicht wollte, doch ich kann mich nicht da gegen schützen, das Bild der Erinnerung an diese Szene flackert einfach vor mir auf, ich habe keinen Einfluss darauf. Ich hoffe aber die Große Mutter wird mir helfen, dass es mit der Zeit verblasst oder sogar verschwindet."
    Wieder glitt ein nachdenklicher Blick von mir über Runa, „doch bitte kannst du mir sagen was mit dir geschehen ist? Damit meine ich nicht deine äußere Aufmachung, denn ich denke mir die hat mit den Geschehnissen zu tun. Was hat dich so verändert? Wie ich glaube dein jugendliches Temperament gezügelt und dich reifen gelassen? Ja ich glaube, dass ist es was ich sehe wenn ich dich so betrachte. … Zwei Welten die sich nähern und das in mehrfacher Bedeutung“. Fragend voller freundschaftlicher Zuneigung ruhte mein Blick auf Runa.

    „Ja genau eine Lupa, dass wäre es doch“, bestärkte ich Balbus. Seine bedenken in Bezug auf sein eventuelles Versagen schob ich beiseite. „Blödsinn du doch nicht oder such dir doch eine, nein besser zwei in der Stadt, die dich nicht kennen, denen zeigst du dann wozu du alles fähig bist.“
    Dann jedoch stellten sich meine Nackenhaare hoch, der verdächtigte Alpina. Nein nicht doch Alpina, ausgerechnet sie. Sie die immer nur helfen wollte verdächtigte er. „RUHIG“, fuhr ich Balbus an, ehe ich mich selber zur Ruhe gemahnte und fortfuhr. „Ganz ruhig Balbus, warum sollte Alpina das tun? Hast du es gesehen oder gesehen, dass sie ein Mittel bei sich hatte? Was ist denn vorgefallen, dass du auf so eine absurde Idee kommst? Weiß du was wir beide machen morgen einen Zug durch die Gemeinde und du wirst sehen, mit dir ist alles in Ordnung. Ich habe gehört auf der Via Confluentes soll es es ein bereitwilliges Schwesternpaar geben. Wie wäre es?“ Lauernd schaute ich den Chirurgicus an.

    Ah, so kleidet sich Runa jetzt. Wieso eigentlich? Ich hatte den Eindruck sie hätte beide Welten, Römer und Germanen gut verbinden können. Schon antwortete Runa und ich nickte nur, so eine Tochter hatte sie auch. Keinen Gedanken konnte ich verfolgen, dabei hätte ich so vieles gerne gewusst. Deshalb traf mich der Anfang zur nächsten Antwort, 'Ja es ist schade, aber nichts ist für die Ewigkeit', besonders hart. Natürlich nicht, doch es wäre gut wenn es auf normalem Wege endete und nicht gewaltsam unterbrochen würde.
    Um so unerwartet kam für mich ihre Frage. Ich spürte förmlich wie sich gleich alles in mir änderte, Haltung Gestik, Mimik. Hatte ich jetzt endlich Gelegenheit mit ihr zu sprechen, denn damals hatte ich nie die Gelegenheit mich von ihr zu verabschieden. „Selbstverständlich habe ich dafür Zeit“ und ob ich die hatte, selbst wenn mein zu spät kommen eine Tracht Prügel zur Folge hätte. Aufmerksam schaute ich ihr hinterher, während sie zu dem Händler ging, wobei ich mich fragte, was ist so anders an ihr? Was hat sie so verändert? Es war als ob zwei Menschen in ihr lebten, eine alte und eine neue Runa. Noch wusste ich nicht wie ich damit umgehen sollte.
    Ich spürte aber wie glücklich es mich machte mit ihr zu sprechen, „komm lass dich von mir führen“, strahlte ich sie an.

    Ich konnte es kaum abwarten bis wir endlich in der TABERNA LANIENAE PLAUTI angekommen waren und zwei ungestörte Plätze gefunden hatten. Auch wenn dies ein öffentlicher Ort war sollte nicht jeder unser Gespräch mit hören können. Wie hatte ich mich darüber gefreut, dass Runa danach fragte, gemeinsam trinken wollten. „Du erlaubst mir doch dich ein zuladen?“ Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen winkte ich der Bedienung. „Du trinkst doch bestimmt Met oder?“ Diese Frage kam mit einem kleinen wissendem Lächeln.
    „Ich kann dir nicht sagen, wie sehr es mich freut mit dir hier zu sitzen. Es ist als ob eine Last von mir genommen würde. Endlich, wenn auch viel zu spät, kann ich es nachholen. So etwas wie ein klärendes Abschiedsgespräch, was wir bei meinem übereilten Auszug ja nicht führen konnten. Aber zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner Tochter.“

    „Ja, ich mich auch“, zögernd, verwundert kam es von mir. Zögernd weil mir die Begegnung im Frühling sofort wieder in den Sinn kam. Verwundert wegen ihrer Aufmachung, deshalb kam auch gleich von mir, „Warst du auf Reisen oder willst du verreisen, zu germanischen Verwandten?“ Sie noch immer musternd, denn irgend etwas war anders, nicht nur ihr aussehen, was aber nur, fragte ich mich, ehe mir bewusst wurde wie ich sie anstarrte. „Entschuldige bitte, danke mir geht es gut.“ Versuchte ich mich zu sammeln. „Ich hoffe deinem Mann und deinem Sohn geht es auch gut?“ Das Runa inzwischen eine Tochter hatte wusste ich ja nicht.
    Wieder bemusterte ich sie, es musste etwas geschehen sein. „Es ist wirklich schade, dass wir uns aus den Augen verloren haben“, kam es nachdenklich von mir. Zu gerne hatte ich mich mit ihr unterhalten, während sie mir das Schreiben und Lesen beigebracht hatte. Wie konnte es nur soweit kommen? Gerne hätte ich mich mit ihr über all die unausgesprochene Dinge unterhalten, bezweifelte jedoch ihre Bereitschaft dazu. „Nun ja, ist ist aber sehr schön dich einmal getroffen zu haben“, kam von mir, denn ich spürte wie ich plötzlich unsicher wurde.

    Ich hatte den Bücherladen der Duccia Flamma aufgesucht, um mich nach Texten über die Chirurgie um zusehen. Vielleicht hatten sie hier sogar die ein oder andere Zeichnung, vom inneren des Körpers, welche ich für mein Studium benutzen konnte. Vor mir waren noch Kunden, interessiert betrachtete ich das Angebot während der Wartezeit. Ich war zum ersten mal in dem Laden. Es war auch noch nicht sicher ob mein Angespartes für das ein oder andere Buch oder Zeichnungen reichen würde. Aus versehen stieß ich gegen eine Frau, „Entschuldigung“ meinte ich und betrachtete sie. Sie hatte mir den Rücken zugewandt und ich hatte sie nur einen Augenblick lang von der Seite gesehen. Ich glaubte sie erkannt zu haben, aber nein das konnte nicht sein, das hier nach Aufmachung und Kleidung war eine Germanin. Jetzt wandte sie den Kopf zur anderen Seite, verunsichert starrte ich sie zunächst an. Doch, da gab es keinen Zweifel sie musste es sein.Runa?!“

    Das konnte doch nicht wahr sein, wollte die Große Mutter mich nun auch noch bestrafen? Wieso musste ausgerechnet ich mir das Gejammer von Balbus anhören. War er es nicht, der mich, ausgelacht, verhöhnt, verspottet, eingesperrt und den anderen im Ludus zum Fraß vorgeworfen hatte? Mehr noch er ließ mich verprügeln, drohte mir und verbot mir den Ludus zu verlassen und nun sollte ich ihm hier als Zuhörer, Tröster und Ratgeber dienen? Nein das war wirklich nicht gerecht.
    Gut ich hatte ihn mit der Hilfe meiner Göttin mit ein oder zwei... Flüchen belegt, es war aber richtig wie ich empfand. Es hatte ihn nicht gestört als ich nicht nur körperlich litt. Trotzdem langsam, doch wenn ich mir Balbus so betrachtete, bekam ich Mitleid mit ihm, er bot ja wirklich ein Bild des Jammers.
    Resigniert setzte ich mich und hörte ihm zu.
    Auf seine Fragen zur Männerliebe antwortete ich, „nein diese Gedanken hatte ich nie. Selbst wenn ich sie gehabt hätte, glaube ich das die Vergewaltigung durch einen Mann mir dies genommen hat. Es hat mir allerdings gefallen, als später ein Mann meinen Körper mit Wohlgefallen betrachtete, doch es war nie mehr da. Meine ersten verlangenden Regungen erlebte ich beim Anblick von Phryne, seit dem bin ich ihr verfallen. Natürlich erregen mich auch andere Frauen“, dabei fiel mir gleich Alpina, mit sehr schlechtem Gewissen ein und für Runa hatte ich natürlich auch weit mehr als üblich empfunden. Schnell schloss ich diese Gedanken aus, schließlich war ich ja nicht das Thema.
    „Wie ist es denn jetzt beim Anblick von Frauen? Warst du jetzt nochmal bei einer Lupa? Oder lehnst du jetzt alle Frauen ab? Bei anderen Männern ist es nicht so?“
    Fast schon entsetzt starrte ich auf seine Tränen. Das konnte doch nicht wahr sein jetzt heulte der alte Wüstling mir auch noch etwas vor.

    Ach nein, bitte nicht, war mein erster Gedanke, als Balbus in seinem fast allabendlichen Zustand, an meine Kammer klopfte. Bei mir schrillten alle Alarmglocken. Ich nahm den mir dargebotenen Becher aus reiner Vorsichtsmaßnahme, denn ich wollte nicht, dass er gleich rum tobte und mir erst einmal anhören was seine Frage war. Bestimmt waren es wie schon öfter irgendwelche Diffamierungen.
    Nach der ersten innerlichen Ablehnung sagte mir irgend etwas, es war jetzt doch vielleicht anders. Konnte es sein, dass sich der große Chirurgicus Mut angetrunken hatte? Überaus vorsichtig meinte ich deshalb doch, „ja sicher, komm doch rein.“ Ich trat zur Seite, damit er eintreten konnte, schaute bevor ich die Türe schloss aber noch nach draußen, um mich zu vergewissern, dass nicht doch irgendwelche Saufkumpanen in der Nähe lauerten. Nachdem ich keinen sah meinte ich, „setz dich doch“. Er konnte nun zwischen den Sitzplätzen Bett oder Hocker wählen.

    „Lass den Arm los, der ist wie du dich vielleicht erinnerst, gerade erst abgeheilt“, fauchte ich Balbus an. „Sieh an wenn ich etwas sage nennst du es Schandmaul, du darfst aber ungehindert Lügen verbreiten und dabei weißt du genau, das es die Wahrheit und du auf Bato stehst. Und jetzt lass mich los“, wütend riss ich meinen Arm weg.
    Trotz allem musste ich durchhalten und weitermachen wenn ich die Ausbildung beenden wollte. Mit steinernen Mine holte ich das von dem Chirurgicus gewünschte Material, für die Zahnuntersuchen und eventuellen Behandlungen.
    Ich folgte auch seinen weiteren Aufforderungen um dann mit wachsendem Entsetzen zu verfolgen wie er Maximus einen nur kaum beschädigten Zahn zog um ihn anschließend noch zu bedrohen. Was war nur mit dem Kerl los, wieso hatte er diesen Beruf und war auch noch so brillant darin?
    Der Schrei des Gladiators hallte noch lange in mir nach.
    Balbus Drohung verstand ich genau, jetzt half nur noch zur Großen Mutter zu beten, damit der Fluch ihn genug quälte und alles zu einem gute Ende kam.

    „Aber, aber Baltus willst du mich jetzt etwa Küssen? Nicht doch, was wird Bato dann denken, dass du ihm untreu bist? “
    Hatte im ersten Augenblick, als der Chirurgicus mich packte, meine Knie ein wenig gezittert, so fasste ich beim Näherkommen seiner Freund Mut und hetzte trotz des Klosses in meinem Hals weiter. „Pah Astivus, du hättest ihn gerade eben bei Bato erleben sollen, es wundert mich jetzt noch, dass ihm der Sabber nicht lief.“
    Ich darf es nicht übertreiben dachte ich, Astivus reisst mich sonst in Stücke, so wie er Balbus verteidigt.
    Batos erscheinen veränderte die Situation grundlegend und jeder der Augen im Kopf hatte musste es jetzt sehen. „Da habt ihres jetzt gesehen? Er wird rot wie ein Mädchen und säuselt nur noch Honigsüß bei seinem Anblick. Mir wirft er es vor, nur um von sich abzulenken. Greift zu und ihr spürt es. Wenn die beiden alleine wären würde er über Bato herfallen.“
    Balto hatte mich inzwischen los gelassen und so wisch ich langsam ein paar Schritte zurück. Sollten sie sich doch selber ein Urteil bilden.

    Da ich hinter Balbus herging, hoffte ich es würde keiner bemerken, wie ich mir die Faust vor meinen Mund drückte und hineinbiss, um nicht laut los zu lachen.
    Vor der Türe fragte ich laut voller Unschuld, „sag einmal kann es sein dass du auch auf Männer stehst?“ Im Weitergehen setzte ich nach, du hast dich in Bato verkuckt, stimmt's? Du himmelst ihn an, du der Kerl der so gar nicht auf Tunten steht? Dann sage ich den Jungs Bescheid, dass sie für ein schickes Kleid sammeln, für dein nächstes Treffen mit ihm. Schließlich soll sich unser Chirurgicus doch gut präsentieren. Schau da kommen deine Freunde. He Astivus und Maximus hört mal zu, Balbus hat sich in Bato verliebt.
    Sehr laut hatte ich letzteres gesagt, fast schon gerufen. Aus der Nummer sollte er nun sehen wie er wieder raus kam. Ein Blick in die Umgebung sagte mir, in der näheren Umgebung starrten uns alle an.

    Bato hatte einen guten Appetit, man sah und hörte es, es schmeckte ihm gut. Noch nie hatte ich gesehen, wie jemand so fasziniert einem anderen beim Essen betrachtete. Zu seinem anhimmelnden Blick kam dann noch sein, wie er bestimmt dachte berauschendes Lächeln. Ich wusste nicht was besser war meinen Augen auf den Boden oder gegen die Decke zu erheben um bei dem Anblick nicht los zu prusten. 'Beißerchen' hörte ich und unterdrückte mühsam ein aufkommendes inneres Glucksen. Das bei dem Kern der sich sonst mit größter Freude möglichst grobschlächtig gab. Was mochte der große Chirurgicus beim Balbus jetzt empfinden, dass gleiche wie ich beim Anblick meiner Göttin? Das ausgerechnet ihm, für den Frauen nur Freiwild waren. Fehlte nur noch zu senem Glück, dass seine besten Freund im Ludus, Astivus und Maximus ihn so sahen aber nicht nur die. Die anderen Gladiatoren sollten auch etwas zu sehen und lachen bekommen. Der Tag konnte nur noch besser werden. Wenn Bato jetzt schon fast in die Luft ging was konnte noch alles geschehen?

    Balbus Frage, nach meiner Nacht, kam mir gerade wie gerufen. Ich konnte es mir nicht verkneifen und antwortete so freundlich wie möglich, ohne dass Spott oder Ironie heraus zu hören war, „danke und da wir gerade dabei sind, möchte ich dir danken. Danken für das Zölibat, welches du mir auferlegt hattest, denn dadurch habe ich erfahren, wie sehr sich der Mensch noch steigern kann. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, nachdem was meine Göttin und ich schon gemeinsam erlebten aber wir stellten fest, die Menschen sind äußerst steigerungsfähig.“ Wir beiden besonders, fügte ich gedanklich hinzu.
    Erstaunt stellte ich fest, nachdem ich aus meiner Gedankenwelt heraus gekommen war, dem Chirurgicus ging es nicht so gut. „Fehlt dir etwas?“
    Oh Mutter, kam mir in den Sinn sollte es schon wirken? Nur der bloße Gedanke, verursachte es? Es folgte die Gewissheit. So wie er da vor mir auf dem Weg zu Bato her schritt, hatte er schon reichlich von seiner Verfluchung abbekommen. Bestimmt schon als er seine Verführungskünste bei Alpina versuchte.
    Ich konnte es kaum erwarten zu beobachten wie Balbus auf Baltos Anblick reagieren würde. Schnell schritt ich neben ihm her, schließlich wollte ich keinen Augenblick von der ersten Begegnung, nach dem Fluch, der beiden verpassen.

    An diesem Morgen ging es mir so gut wie lange nicht mehr. Nicht das schöne Wetter der vergangenen Tage, hatte zu meiner guten Laune beigetragen, nein es war insbesondere die vergangene Nacht. Balbus hatte mir ja überraschenderweise den gestrigen Tag freigegeben und sein eigenes Verbot, dass ich die Gladiatorenschule verlassen dürfte, aufgehoben. So war ich zwei Nächte abwesend, die erste hatte ich im Kybele Tempel verbracht die zweite hatte ich endlich, nach langer Zeit mit meiner Göttin verbringen können und das nur, weil Balbus dachte er müsse sich unbedingt Alpina zu willen machen und wenigstens einmal mit ihr schlafen. Das war der Teil, den ich an dem hervorragendem Chirurgicus hasste. Er meinte er müsse jede Frau besitzen und wäre der Frauenaufreisser schlechthin.
    Kaum hatte ich den Ludi betreten hörte ich schon das Geschrei meines Lehrmeisters. Was mochte jetzt schon wieder los sein, dass er so nach mir schrie? Ich war nicht zu schwer und ein Notfall lag bestimmt auch nicht vor. Bestimmt bereute er mir freigegeben zu haben, da er nicht bei Alpina landen konnte. Mit dem Gedanken antwortete ich, "ja Meister ich bin hier, ich bin nicht zu spät“, du bist zu früh dran, fügte ich in Gedanken hinzu.

    Ich war nachdem wir der Göttin Wein und Speisen geopfert hatten, meiner Göttin in die Tiefe des Tempels gefolgt.
    Gebeugt im flackernden Licht der Fackel sah ich zahlreiche der kleinen Tonfigürchen, wie auch einige Opferschalen. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen die Hilfe der Göttin auf diese Art nutzten.
    Schnell galt meine ganze Aufmerksamkeit der Handlung von der Priesterin Phryne. Meine Gedanken begleiteten, nachdem wir uns auf die Knie niedergelassen hatten, ihr Gebet.
    Auf ihr Zeichen hin las ich den von ihr vorbereiteten Text auf dem Fluchtäfelchen vor.


    Dich, Göttin Kybele, deinen Geliebten Attis und alle Unterirdischen rufe bitte, ersuche und beschwöre ich, bei der blutdurchtränkten Erde aus der Arena der Gladiatoren, Publius Gavius Balbus, Sohn der ... wie ist der Name seiner Mutter?.... , Chirurgicus im Ludus Mogontiacums, mit unsäglicher Liebe zum Lanista Laenius Bato zu schlagen. Erhöret mich, weckt Balbus Nacht für Nacht und raubt ihm den süßen Schlaf. Er möge bis zur Raserei verzehrt das Herz und die Seele des Bato suchen, verzehrt vor Liebe und Sehnsucht zu ihm. Jedes Mal wenn Balbus ihn sieht, soll ihm ein lanzenartiger Schmerz in seine Lenden fahren und ihn martern und schmerzen, solange bis er sein Unrecht einsieht, dass man sich nicht über andere lustig macht, sie nicht verfolgt, schändet und verletzt oder verletzen lässt. Quäle Balbus von jetzt an, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis er sich entschuldigt.“


    Im Geiste bat ich noch einmal, bitte Göttin, Attis und ihr Unterirdischen, helft mir.
    Nach einer angemessenen Pause, wandte ich mich an meine Göttin. Mit einem Lächeln auf den Lippen flüsterte ich.Danke“.