Malleus' Miene verfinsterte sich. Der duccische Pontifex war hier gewesen? Entgegen aller Gebote des Notfallplanes? Konnte es sein, dass der ansonsten so zuverlässige Makedone völlig den Verstand verloren hatte? Irgendwelche neugierigen Würdenträger hier rein zu lassen! Zu diesem Zeitpunkt! In dieser Situation! Schon saugte der alarmierte Custos alle verfügbare Luft für einen geharnischten Anschiss zusammen, da ging ihm plötzlich ein Licht auf. Ziemlich spät, wie er sich beschämt eingestehen musste. Pontifex Duccius Verus war Silvana’s Vater und Curio damit dessen Gener. In offizieller Mission war der Pontifex also sicher nicht hergekommen. So schnell Malleu’s Jähzorn aufgebrandet war, verebbte er auch wieder. Mit Acanthos’ Verstand war alles in bester Ordnung. Wenn hier jemand Probleme damit hatte, klar zu denken, dann er selbst.
Anstatt den Scriba anzuschnauzen, nickte Malleus ihm respektvoll zu. Es konnte nur von Vorteil sein, die Duccier auf seiner Seite zu haben. Auf Acanthos’ wohl eher rhetorisch gemeinte Frage nach dem wirklichen Motiv des Anschlags hatte er nicht viel mehr als ein Achselzucken zu erwidern. „Wenn ich das wüsste ...“ Eine Drohgebärde möglicherweise. Eine Warnung oder ein Denkzettel? Ein Racheak? Vielleicht sollte der Aedil auch nur eine Weile von seinen Amtsgeschäften fern gehalten werden. Malleus wusste es nicht.
Ohnehin ließ der Mangel an Atemluft allmählich das Gefühl in ihm hochsteigen, mit jedem Schnaufer weniger zu wissen. Das Gequatsche hatte ihn angestrengt, und die aufrechte Haltung setzte der frischen Wundnaht mittlerweile empfindlich zu. Was er hier trieb, war schlechterdings unverantwortlich. So ging ihm die Aufforderung des Makedonen, sich wieder hinzulegen, zwar einerseits gegen den Stolz, leuchtete ihm andererseits aber durchaus ein. In diesem Zustand konnte er wohl niemandem eine große Hilfe sein. Außerdem würde Alpina ihm den Kopf abreißen, wenn er sich weiter ihren Anweisungen widersetzte. Und das wollte er nun wirklich nicht. Dafür hatte er sie viel zu gern.
„Du hast recht .. Acanthos. “ seufzte er müde. „Im Grunde .. war es das .. auch schon.“
Zum Zeichen seiner Einsicht begann sich Malleus umgehend wieder in die Horizontale zu manövrieren. Das dauerte entnervend lange. Nicht so lange allerdings, wie es gedauert hatte, sich hochzustemmen. Es ging also aufwärts, sagte er sich, es konnte nur aufwärts gehen. Nach ausgedehnter Verschnaufpause bedachte er den Scriba mit einem leisen Lächeln.
„Eins noch .. mach dir die .. Geschwätzigkeit der Leute .. zunutze. Streu ein paar Gerüchte. Wenn der Drahtzieher .. befürchten muss .. dass sein Handlanger noch lebt .. wird er sich früher oder später .. aus der Deckung wagen. Vielleicht überkommt ihn .. plötzlich die Reiselust .. oder so.“
Noch während er sprach, senkte sich die Ermattung auf ihn nieder wie ein Leichentuch. Schluss für heute. Acanthos hatte schon schwer genug an seiner Verantwortung zu tragen. Solange er ihm nichts davon abnehmen konnte, sollte er sich mit Ratschlägen besser zurückhalten.
„Du wirst es .. schon richtig machen. Da bin ich .. mir sicher.“